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Projizierter Standort der SIDA-Mülldeponie<br />
SIDA-Projekt,,Bäckeschdellt" Nocher-Straße<br />
Unser Experte rät:<br />
Schnellstens auf Eis legen!<br />
Man kann nicht genug darauf<br />
hinweisen, daß besonders in der<br />
jetzigen Wiltzer Deponie durch die<br />
inhomogene Ablagerung von Industrie-<br />
und Hausmüll eine ökologische<br />
Zeitbombe tickt, deren<br />
Gefährdungspotential für Grundwasser,<br />
Oberflächenwasser und<br />
die Umgebung (Gasbildung)<br />
erheblich ist und auch künftigen<br />
Generationen noch Probleme bringen<br />
wird. So können sich die Verantwortlichen,<br />
vom Umweltminister<br />
über die S|DA-Vertreter zu<br />
den Lokalpolitikern, keinesfalls<br />
durch die Aufgabe dieser Deponie<br />
aus der Verantwortung für Nachwelt<br />
und Umwelt entziehen.<br />
Umso größer muß die Sorgfalt<br />
und das Verantwortungsgefühl<br />
sein, bei dem Entschluß, ein<br />
neues, unberührtes, ökologisch<br />
wertvolles Stück Natur in einen<br />
unbehenschbaren, hochgefährlichen<br />
,,lndustriestandort" zu verwandeln.<br />
Zwar bietet der heutige Stand<br />
der Technik mit kombinierten<br />
Folien- und Tonmineralabdichtungen,<br />
Sickerwassersammlung<br />
durch Drainagesysteme und anschließender<br />
mehrstufiger Behandlung<br />
durch biologische (Belebungsanlagen)<br />
chemische (chemische<br />
Fällung in Reaktionsbecken)<br />
und physikalische (Aktivkohleanlagen)<br />
Vedahren, Deponiegaserfassung,<br />
-rernrgung uno -verwenung,<br />
recht überschaubare Entsorgungssysteme.<br />
Jedoch sind die<br />
lnvestitions- und Betriebskosten<br />
für derartige Modellanlagen so<br />
hoch, daß sie kaum aus ,,normalen"<br />
kommunalen, sogar schwerlich<br />
aus Staatsbudgets finanziert<br />
werden können. lmmer dringender<br />
wird deshalb die Forderuno nach<br />
Schaffung von Sonderlondi mittels<br />
Abgaben aus dem Pollueur-<br />
Payeur-Prinzip, wobei besonders<br />
die Industrien, die ihre Entsorgung<br />
schamlos der ötfentlichen Hand<br />
überlassen, zur Kasse gebeten<br />
würden. Nur so können auch die<br />
entsorgungsptlichtigen Rückstände<br />
am Entstehungsort (in der<br />
Produktion) verringert werden.<br />
Mit Recht wehren sich auch viele<br />
Bürger der bekotfenen Gemeinden<br />
Wiltz und Goesdorf gegen den<br />
Standoft .Bäckeschdellt" und der<br />
von staatlichen und kommunalen<br />
Stellen gerne praktizierten Art und<br />
Weise der Entscheidungfindung<br />
durch Beschränkung der Information<br />
und dem Zuvorkommen der<br />
öffentlichen Meinung.<br />
ln der Tat besitzt der Standort<br />
,,Bäckeschdellt" alle Voraussetzung<br />
für ein verkorkstes Projekt:<br />
1) es ist ein Teil eines harmonischen,<br />
unberührten Landschaftsbildes,<br />
reich an Fauna und Flora;<br />
2) die nordwest-südwest ausgerichtete<br />
Talmulde führl bei Regen<br />
die Niederschlagswässer des gesamten<br />
Einzugsgebietes ab. Dies<br />
erfordert umfangreiche Drainagesysteme<br />
zum Autfangen und Fortleiten<br />
des Niederschlagswassers<br />
(Gefahr der Deponiesohlenausschwemmung);<br />
3) ebenso lührt die westliche<br />
Lage zu erheblichen Austragungen<br />
des Deponiekörpers (CH4,<br />
H2S) zu den nahegelegenen Ortschaften<br />
Nocher und Dahl.<br />
Das für die Abfallbeseitigung im<br />
Norden unseres Landes zuständige<br />
Gemeindesyndikat (S.l.D.A.)<br />
ist auf der Suche nach einem<br />
neuen Deooniestandort. In derTat<br />
ist die Kapazität der bisherigen<br />
Deponie an der Straße Kautenbach-Wiltz<br />
durch allzu sorglose<br />
Ablagerung von jedwedem Abfall,<br />
sei es Hausmüll oder Industrieabfälle,<br />
in Kürze erschöpft.<br />
So ist Eile geboten, denn besonders<br />
die im Norden des Landes<br />
ansässigen Industrien drängen<br />
sehr auf gesicherte und kostenminimale<br />
Entsorgung ihrer Produktionsabfälle.<br />
Einen Rückstau der<br />
Abfälle, könnte Kaum vor-<br />
handener Pufferkapazität in Zwischenlagern:<br />
1) Einlluß auf den Produktionsablauf<br />
nehmen.<br />
2) die sich anhäufenden Abfälle<br />
aul dem Betriebsgelände ins<br />
Gerede bringen.<br />
Denn im Unterschied zu den<br />
Industrien im Süden des Landes,<br />
deren ungehemmte und unkontrollierte<br />
Ablagerungspolitik durch<br />
Infragestellung der Deponie,,Ronnebierg"<br />
einen Dämpfer aufgesetzt<br />
bekam, genießen die Industrien<br />
links der Obersauer in dieser<br />
Beziehung noch Narrenlreiheit<br />
und dürfen mit Autoreifen, Plastikresten,<br />
Kupferschlämmen u.v.a.m.<br />
die Oslinger Täler autfüllen.<br />
Natürlich sind da auch noch<br />
5.000 bis 6.000 Tonnen Hausmüll<br />
und Spenmüll zu entsorgen. Hierfür<br />
allerdings gäbe es in Luxemburg<br />
(und Umgebung) alternative<br />
Möglichkeiten (S.l.D.O.B. z.B.), so<br />
daß allein dieser Entsorgungsdruck<br />
gar nicht so groß sein kann,<br />
wie es durch die Hau-Ruck-Standortbestimmung<br />
durch die S.l.D.A.-<br />
Mitglieder den Anschein hat.<br />
3) Jedenfalls steht fest: die SIDA-<br />
Vertreter, Bürgermeister, Techniker<br />
u.a. haben einen neuen<br />
Deponie-Standort auserkoren:<br />
die ..Bäckeschdellt" im Dreieck<br />
der Landskaßen Wiltz-Nocher<br />
und Wiltz-Büderscheid.<br />
Man darf sich die Frage stellen:<br />
Nach welche Kriterien, Planungsdaten<br />
und Prüfpunken haben die<br />
erwiesenen Nicht-Fachleute ihr<br />
Urteilgefällt?<br />
Wie lauten die erforderlichen<br />
Fachgutachten zut Geologie,<br />
Hydrologie, Bodenmechanik,<br />
Meteorologie und den zu erwartenden<br />
Emissionen (Lärm, Staub,<br />
Gase und deren Einwirkung auf die<br />
benachbarten Wohnorte, Wald-,<br />
Feld- und Kulturflächen?<br />
Wurden diese Ergebnisse mit<br />
denen von alternativen Standorten<br />
verglichen? Inwiefern wurde eine<br />
Erweiterung der,,alten Deponie" in<br />
Betracht gezogen. Denn es ist<br />
unumgänglich, daß der ,,Wiltzer<br />
Tipp" einen nachträglichen Grundwasserschutz<br />
bekommt, d.h. der<br />
Deponiekörper muß durch Maßnahmen<br />
wie Basisabdichtung, Seitenwanddichtung<br />
und eventuell<br />
zusätzlicher Oberflächenabdichtung<br />
isoliert werden, um die Kontaminierungen<br />
des Grundwassers<br />
und des Vorlluters, wie bereits<br />
mehrfach geschehen, durch die<br />
entstehenden Sickerwässer (in<br />
Wiltz: ca. 6 m3 Sickerwasser pro ha<br />
Deponieoberfläche pro Tag) zu<br />
unterbinden. lm Zuge dieser Sanierungsarbeiten<br />
ließe sich eine<br />
Erweiterung sehr leicht einbinden.<br />
4) Die Enge des Tales läßt eine<br />
moderne Deponiekonzeption<br />
(Mehrkammerdeponie z.B.) kaum<br />
zu. Auch steht wenig Platz für die<br />
notwendigen Betriebsgebäude<br />
(Verwaltung, Aufsicht, Garagen,<br />
Werkstatt usw.) für die Siökerwasseneinigungssiufen<br />
und die Gasreinigung/Verwertung<br />
zur Verfü-<br />
5) Die anfallenden + 6000 m3<br />
Sickeruasser/Jahr (nach 5 jähriger<br />
Deponiestandzeit) stellen eine<br />
erhebliche Belastung des implizierten<br />
Vorfluters dar. Alle bekannten<br />
chemisch-physikalischen und<br />
biologischen Reinigungs-Vedahren<br />
können nurauf spezielle Inhaltstoffe<br />
reagieren, zudem wird die<br />
Gesamtabwassermenge nicht vermindert,<br />
eher erhöht. (Zugabe von<br />
Lösungen).<br />
Zusätzlich wird die Salzfracht<br />
erhöht,, die in keiner Kläranlage<br />
zurückgehalten wird, sondern an<br />
den Vorfluter weitergeleitet wird.<br />
Daß diese Rest-Belastung (allein<br />
die organische Belastung/Tag entspricht<br />
800 Einwohnergleichwerten<br />
vor biologischer Klärung) den<br />
sicheren Tod für die leistungsschwachen<br />
Vodluter Roullgerbaach,<br />
Faasbich, ja sogar Schlierbach<br />
bedeuten, ist nur eine Frage<br />
der 7eit. Das Eindampfen der Sikkerwässer<br />
kommt allein aus Investitions-<br />
und Betriebskostengründen<br />
kaum in Frage.<br />
(Die technische Anlaoe des<br />
Zraieckverbandes Sonäermüllolätze<br />
Mittelfranken mit einer LeF<br />
stung von 21.000 ms Sickerwasser/Jahr<br />
bedarf einer Investition<br />
von ca. 70.000.000 Flux. Die<br />
Gesamtkosten oro behandeltem<br />
m3 Sickerwasser betragen ca.<br />
1 700 Flux im Gegensatz zu ca. 600<br />
Flux/ms bei den üblichen Verfahren).<br />
Zudem muß man bedauern, daß<br />
hier von einer Interessengemeinschaft<br />
ein Projek vorangetrieben<br />
wird, das nur im Zusammenhang<br />
mit einem konkreten Abtallwirtschaftsplan<br />
für Luxemburg gesehen<br />
werden kann. Der Umweltminister<br />
hat diesbezüglich die Ingenieurgemeinschaft<br />
Jäger/Jager<br />
aus Berlin beauftragt. Erste Ergebnisse<br />
dürften in einigen Monaten<br />
. vorhanden sein.<br />
Vorab kann man sagen:<br />
- Daß Luxemburg eine Sonder/<br />
Industriemülldeponie braucht. Sie<br />
kann und darf in keinem Falle im<br />
Norden des Landes liegen.<br />
- An einem teilweisen Recycling<br />
von Haushaltsabfällen wird man<br />
nicht vorbeikommen. Ein Vorgehen<br />
in diese Richtung kann z.B. die<br />
Notwendigkeit einer SIDA-Deponie<br />
in Frage stellen.<br />
- Die Durchführung eines Abfallwirtschaftsolanes<br />
darf nicht in den<br />
Händen von 4 Syndikaten liegen.<br />
Hier muß ein gemischtwirtschaftliches<br />
Unternehmen mit Vertretern<br />
aus staatlichen und kommunalen<br />
Behörden sowie aus der Privatwirtschaft<br />
geschaffen werden, dessen<br />
administrative und technische Aulgaben<br />
von hauptberutlichen,<br />
ausgebildeten Fachleuten durchgeführt<br />
werden.<br />
Aus all diesen Gesichtsounkten<br />
kann man nur hotfen, daß das<br />
SIDA-Projekt im Umweltjahr 87,<br />
und in Erwartung einer globalen<br />
Abfallentsorgung schnellstens auf<br />
Eis gelegt wird.<br />
- SALMO -