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2012/1 - Rudolf-Steiner-Schule Schwabing

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Der Lehrerfreund rät:<br />

Tipps zum richtigen Bestrafen<br />

8<br />

nur wenige lehrer/innen haben in ihrem langjährigen Berufsleben noch nie<br />

eine/n schüler/in des Zimmers verwiesen oder noch nie einen Klassenbucheintrag<br />

verfasst, denn im Regelschulbetrieb gibt es hin und wieder situationen,<br />

in denen die lehrer/in eine strafmaßnahme durchführen muss. Das ist unvermeidlich.<br />

Schüler/innen akzeptieren Strafen nur dann, wenn sie diese als gerecht<br />

wahrnehmen. Durch nicht korrekt durchgeführte strafmaßnahmen kann sich<br />

das Verhältnis zu den schüler/innen außerordentlich verschlechtern. Um dies<br />

zu vermeiden, orientieren sie sich an den folgenden Tipps.<br />

9<br />

1. STRAFEN SIE TRANSpARENT<br />

Obwohl es sich bei der Strafe um einen “aggressiven Akt” handelt, dient sie einem konstruktiven<br />

Zweck (z.B. Sicherung der Unterrichtsqualität). Benennen Sie deshalb den<br />

Grund für Ihre Strafmaßnahme stets präzise.<br />

Bevor Sie eine Strafe verhängen, müssen Sie diese immer androhen. Die Schüler/in muss<br />

die Möglichkeit haben, die Strafmaßnahme zu vermeiden - oder sie billigend in Kauf zu<br />

nehmen. Es ist ein trockener Deal zwischen Lehrperson und Schüler/in: “Du kannst die<br />

Kreide werfen, kein Problem, aber dann geschieht X.” Kein Grund zur Aufregung.<br />

2. STRAFEN SIE bERECHENbAR<br />

Wenn Sie eine Drohung aussprechen, müssen Sie sie im Aktivierungsfall konsequent<br />

realisieren. Das macht Sie berechenbar und enthebt Sie dem Vorwurf der Willkür.<br />

Regeln sind häufig hilfreich, um zeitraubenden Diskussionen aus dem Weg zu gehen<br />

(“Wer sein Deutschbuch zum dritten Mal vergisst, der ...”). Machen Sie klar, dass diese<br />

Regeln der Aufrechterhaltung der Ordnung dienen und nicht der Befriedigung Ihrer<br />

sadistischen Gelüste. Stellen Sie die Regeln gemeinsam mit der Klasse auf.<br />

3. STRAFEN SIE EMOTIONSLOS<br />

Emotionen wie Zorn oder Hass haben bei der Bestrafungsaktion ebensowenig zu suchen<br />

wie die Freude und Lust. Wenn Sie die Strafmaßnahme explizit angedroht haben und sie<br />

vermeidbar gewesen wäre, dann ist die Bestrafung eine unangenehme Formsache, die<br />

sachlich-kühl erledigt werden kann. Geben Sie der bestraften Person gerne den Hinweis,<br />

dass die Bestrafung keine persönliche Wertung Ihrerseits darstellt und dass Ihnen die Bestrafung<br />

keinerlei Vergnügen bereitet - aber es gibt nun keine Alternative mehr.<br />

In Situationen, in denen Ihr Puls vor Aufregung gestiegen ist, sollten Sie niemals strafen, sondern<br />

die Strafe nur ankündigen und erst dann verhängen, wenn Sie wieder bei Verstand sind.<br />

4. STRAFEN SIE SINNvOLL<br />

Mit Ihrer Strafmaßnahme wollen Sie die betroffene Schüler/in zur Ordnung rufen - nicht<br />

ihm/ihr möglichst viel Leid zufügen. Deshalb müssen Ihre Strafen angemessen und<br />

sinnvoll sein. 15 Seiten aus dem Geschichtsbuch abschreiben ist fast nie angemessen<br />

und zudem völlig sinnfrei. Das wird bei der bestraften Schüler/in negative Emotionen<br />

Ihrer Person gegenüber wecken. Stellen Sie bei Ihren Strafen nach Möglichkeit einen<br />

Unterrichtsbezug her.<br />

5. STRAFEN SIE RüCKSTANDSLOS<br />

Durch das Verhängen der Strafe haben Sie das letzte Mittel gewählt. Wenn die Strafe<br />

vollzogen bzw. abgegolten ist, beginnt der Prozess von Neuem. Nehmen Sie keine emotionalen<br />

Reste mit in die nächste Runde - dieses Recht hat sich die Schüler/in durch das<br />

Absitzen oder Ableisten der Strafe verdient.<br />

FAzIT<br />

Als Lehrer/in sollte man Strafmaßnahmen nach Möglichkeit vermeiden und versuchen,<br />

Probleme durch Gespräche oder Abmachungen gemeinsam mit dem/der betroffenen<br />

Schüler/in zu beseitigen. Das funktioniert in den meisten Fällen, wenn man sich<br />

die dafür erforderliche Zeit nimmt und nach wirklichen, dauerhaften Lösungen sucht.<br />

Wer diese Option nicht vollständig ausschöpft, den wird auch eine gerechte und transparente<br />

Strafkultur nicht vor destruktiven zwischenmenschlichen Spannungen schützen.<br />

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