jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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Zwei Bleigewichte in München 99<br />
nördlich von Anazarbos wahrscheinlich bei Kadirli zu lokalisieren, doch ist<br />
die genaue Stadtlage noch nicht mit letzter Sicherheit ermittelt.27<br />
Das Gewicht kündet von der Austragung ,Olympischer Spiele' in Flavias,<br />
die bisher nicht bekannt waren. Sie wurden in der Zeit nach 128/9 n.Chr.<br />
eingerichtet und hingen mit den panhellenischen Aktivitäten des Kaisers Hadrian,<br />
dessen Büste auf der Vorderseite des Gewichtes wiedergegeben ist, zusammen:<br />
Kaiser Hadrian hatte nämlich im Jahre 128/9 n.Chr. die Cella des<br />
athenischen Olympieions eingeweiht und den Titel ,Olympios' angenommen;28<br />
Zeus Olympios galt als der panhellenische Gott schlechthin, und das<br />
Olympieion wurde das kultische Zentrum der panhellenischen Bewegung<br />
und des im Jahre 132/2 n.Chr. gegründeten Hellenenbundes.29 Die Städte der<br />
griechischen Welt stellten zu Ehren des ,Hadrianus Olympios' Weihungen<br />
auf39 und begründeten nach dem Vorbild Athens3' Spiele, die ,Olympia'<br />
hießen32, oder nannten bereits bestehende ,Hadrianeia' in ,Hadrianeia Olympia'<br />
um.33 Dazu waren die Genehmigungen des Kaisers und der Eleer nötig.<br />
In Kilikien waren bisher nur die ,Hadrianeia Olympia' von Anazarbos bekannt.<br />
Wie das Pfundgewicht von Flavias zeigt, war aber auch die unbedeutendere<br />
nördliche Nachbarstadt mit einem olympischen Agon privilegiert<br />
worden. Möglicherweise sind beide Rechtsgewährungen und ebenfalls die<br />
Privilegierung anderer Städte des ebenen Kilikiens mit dem Ehrentitel einer<br />
`Mptavi noA,tg mit dem Besuch Hadrians in der Zeit zwischen 129 und 131<br />
n.Chr. im Osten in Zusammenhang zu bringen.34<br />
Aufschrift und bildliche Darstellung — Nike, die einen Siegeskranz hochhält<br />
— stellen das Gewicht in einen Zusammenhang mit dem Agon der<br />
Olympien. Diese Verbindung von Agon und Markt ist nicht zufällig, da die<br />
Wettkämpfe viele Menschen in die Stadt lockten und zu einer spürbaren<br />
27 Vgl. H. Bossert — B. Alkim, Karatepe, Kadirli ve dolaylari. Ikinci ön-rapor (Karatepe, Kadirli<br />
and its environments, Second preliminary report), Public. Univ. Istanbul 1947; vgl.<br />
J. und L. Robert, Bull. 1949, 190; L. Robert, in: A. Dupont-Sommer — ders., La deesse de<br />
Hierapolis Castabala (Cilicie), Paris 1964, 25 Anm. 1 und 2; M. Gough, Anazarbus, AS 2,<br />
1952, 94 f. (der sich gegen eine Lokalisierung bei Kozan wendet); G. Dagron — D. Feissel,<br />
Inscriptions de Cilicie, Paris 1987, passim (vgl. Index).<br />
28 Zu den Datierungsproblemen vgl. S. Follet, Athenes au IIe et au Hie siecle. Etudes chronologiques<br />
et prosopographiques, Paris 1976, 346.<br />
29 Vgl. A.J. Spawforth — S. Walker, The World of the Panhellenion 1, JRS 75, 1985, 78.<br />
30 A.S. Benjamin, The Altars of Hadrian in Athens and Hadrian's Panhellenic Program, Hesperia<br />
32, 1963, 57-86.<br />
3I Die Zeugnisse für sie sind bei S. Follet, a.O. (Anm. 28), 345-48 zusammengestellt.<br />
32 Vgl. M. Lämmer, Olympien und Hadrianeen im antiken Ephesos, Köln 1967, 11-13.<br />
33 Vgl. M. Lämmer, a.O., 43.<br />
34 Vgl. R. Ziegler, Städtisches Prestige und kaiserliche Politik. Studien zum Festwesen in Ost-<br />
kilikien im 2. und 3. Jahrhundert n.Chr., Düsseldorf 1985, 68 f., der auch einen Zusammenhang<br />
mit den Belastungen und Leistungen der kilikischen Städte im Jüdischen Krieg<br />
(132-135 n.Chr.) für möglich hält. Die Privilegierung mit Agonen wäre durchaus eine geeignete<br />
Form der Kompensation und Belohnung gewesen.