jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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66 Eckhard Meyer<br />
Es ist allerdings wenig wahrscheinlich, daß die unterschiedlichen Darstellungen<br />
auf verschiedene Kulte verweisen. Die Göttin mit Schild und Sichel<br />
ist das Idol eines archaischen lokalen Kultes, der früh mit dem schon länger<br />
bezeugten Artemiskult verschmolzen ist. Die drei Münzdarstellungen zeigen<br />
sehr schön diesen Assimilierungsprozeß: Zuerst das archaische Standbild der<br />
Kriegsgöttin, die auf der nächsten Stufe von den Tieren der Artemis flankiert<br />
wird (und teilweise schon ihre Kriegs- mit Jagdwaffen vertauscht38), um sich<br />
schließlich in die Jagdgöttin Artemis zu verwandeln39.<br />
Wie zwei Inschriften aus den Jahren 115 und 116 zeigen, wurde diese Göttin<br />
unter dem Namen Artemis verehrt: Im Jahr 115/6 war eine Sosipatra<br />
Kleopatra, im folgenden Jahr eine Iulia Berenike icpaaaµEV>1 rf Kupiag<br />
'Aptgp,t8og413. Im Heiligtum der Kyria Artemis stand wahrscheinlich das<br />
Idol der Göttin mit Sichel und Rundschild; die üblichen Attribute der Artemis<br />
wurden ihr wohl nur auf den Münzdarstellungen beigegeben'".<br />
Auf der Vorderseite, die zum ersten Mal die Statue des archaischen Idols<br />
zeigt (Kat.Nr. 67), ist ein konischer Baitylos auf einer Basis abgebildet. Der<br />
Baitylos ist mit einem Adler mit ausgebreiteten Schwingen dekoriert. Hill,<br />
der diese Münze zuerst nach Laodikeia verwies42, dachte an den heiligen<br />
Stein des Gottes Elagabal von Emesa. Dafür scheint der Adler zu sprechen,<br />
der auch in Emesa mit dem Baitylos verbunden ist. Andererseits ist unklar,<br />
weshalb der Stein von Emesa um 198 auf einer Münze von Laodikeia erscheinen<br />
sollte, 20 Jahre vor seiner Prozession nach Rom, die sich auch auf den<br />
Münzbildern niedergeschlagen hat. Obwohl Iulia Domna aus der Priesterdynastie<br />
von Emesa stammt, ist doch der Kult des Gottes Elagabal auf Münzen<br />
vor der Zeit des gleichnamigen Kaisers nicht bezeugt.<br />
Dieser Baitylos ist nicht der Stein von Emesa; letzterer ist aber auf einer<br />
unedierten Münze des Kaisers Elagabal aus dem Jahr 218 dargestellt:<br />
Auf einer Quadriga, deren Pferde nach links und nach rechts auseinanderzusprengen scheinen,<br />
befindet sich der Stein von Emesa. Er ist von vier Kultstandarten umgeben. Uber dem<br />
Stein sind Halbmond und Stern. Legende: COL LAOD[ 1, im Abschnitt: IIII PR[ ].<br />
38 Vgl. Kat.Nr. 103 (Caracalla).<br />
39 Ich möchte natürlich nicht behaupten, daß dieser Assimilierungsprozeß zur Zeit der Münzemissionen<br />
erfolgte.<br />
40 IGLS IV 1263 und 1264.<br />
41 Wann der Assimilierungsprozeß erfolgte, ob bei der Gründung Laodikeias oder erst sehr<br />
viel später, ist nicht mehr festzustellen (vgl. Seyrig, Cultes 26). Das archaische Idol erscheint,<br />
anders als Artemis, jedenfalls erstmals im Jahr 198 auf Münzen. Dies verwundert<br />
nicht, da die städtischen Prägungen gerade in der Severerzeit verstärkt lakale Traditionen<br />
in den Münzbildern aufgreifen. Um eine Athena aber handelt es sich bei diesem Idol sicher<br />
nicht, wie gelegentlich aufgrund einer konfusen Porphyriosnotiz behauptet worden ist (vgl.<br />
Porph. de abst. II 56,4: eeÜETO rtip KCE1 ev ACt08.1.KEict TrI Kauf EIJAIV<br />
Kau'trog napSivoc, viliv St EXcupog).<br />
42 G.F. Hill, BMC Arabia LXXXVIII f.