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jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com

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118 Otto Kozinowski<br />

mutlich die Mehrzahl der neuen Münzen — der ersten Talerprägung Coburgs<br />

seit rund 40 Jahren — zum Silbereinkauf bei süddeutschen Lieferanten<br />

verwendet wurde, die dann sicher diese Taler als Schmelzgut wieder nach<br />

Coburg verkauft haben. Nur so läßt sich heute das geringe Vorkommen jener<br />

Prägungen von 1805 erklären.61<br />

Obwohl Coburg am 15. Dezember 1806 in Posen dem Rheinbund beitrat<br />

und sich im Krieg Frankreichs gegen Preußen neutral verhielt, erkannte Napoleon<br />

I. den Anschluß nicht an, wohlwissend, daß der junge Herzog<br />

Ernst I. — sein Vater Herzog Franz war am 9. Dezember 1806 gestorben —<br />

der zuerst in preußischen, dann in russischen Militärdiensten stand, sein entschiedener<br />

Gegner war. Daher hielt er nach der Schlacht bei Saalfeld das<br />

Land bei Ächtung seines Fürsten unter französischer Administration. So<br />

mußte nicht nur, wie erwähnt, die Münzstätte in Saalfeld vorübergehend ihren<br />

Betrieb einstellen, sondern auch die Coburger Staatsbank ihre Geschäftstätigkeit<br />

fast ganz aufgeben. Das bisher so gut funktionierende Wechselkreditsystem<br />

offenbarte nun seine gravierenden Nachteile. Eine Konkurs- und<br />

Bankrottwelle als Folge des Krieges zwang die Bank- und Handelswelt zu<br />

größter Vorsicht. Häuser, die vordem der Staatsbank großzügige Blankokredite<br />

eingeräumt hatten, waren nicht mehr bereit, Kredite in irgendeiner<br />

Form zu gewähren. Eine derartige Situation traf die Bank völlig unvorbereitet.<br />

So verwundert es nicht, daß es ihr unter der Führung Berlys zwar noch<br />

gelang, ausgeprägte Gelder abzusetzen, aber keinen Kredit mehr für den Einkauf<br />

größerer Metallvorräte zu erreichen. Andererseits waren aber gerade die<br />

noch tätigen Silberlieferanten an einer baldigen Aufnahme der Prägetätigkeit<br />

in Saalfeld sehr interessiert. In einem Schreiben vom 7. November 1806 an<br />

Riemann heißt es: „Augsburger und Nürnberger Freunde könnten zur Fortsetzung<br />

der Geschäfte auf dem sonst bestandenen Fuß aufgefordert werden,<br />

da sie bereits wieder Münzmateriale liegen haben".62 Auch seien die Kaufleute<br />

sogar bereit auf eigene Kosten eine Garde — sofern erforderlich — zur Bewachung<br />

der Münzstätte zur Verfügung zu stellen. Ab Mitte November 1806<br />

wurde dann wieder in Saalfeld geprägt, doch gelang es Regierung und Staatsbank<br />

nicht mehr, an den früheren Erfolg anzuknüpfen.63<br />

Damit war auch das Ende für die bislang betriebene Scheidemünzpolitik vorgezeichnet.<br />

Von Oktober 1807 bis Juni 1808 wurden in Saalfeld nur noch für<br />

1063 Gulden 6 Kreuzer Sechskreuzer und für 1003 Gulden 6 Kreuzer Dreikreuzer<br />

geprägt. Unterdessen suchte man nach neuen Wegen, um der Münze<br />

zu einem größeren Ertrag zu verhelfen. Am 9. August 1807 ordnete Herzog<br />

Ernst an, daß künftig Kopfstücke zu 24 Kreuzern zu prägen seien, um damit<br />

günstig überall devalvierte oder ganz verrufene 6- und 3-Kreuzerstücke einwechseln<br />

zu können." Werden die Sechskreuzer für vier Kreuzer, die Drei-<br />

62 StA Co LAK 119, fol. 79 ff.<br />

63 StA Co LAK Nrn. 112, 355, 457, 480 und 484.<br />

64 StA Co LAK 120, fol. 6 ff. Der Friedensschluß zu Tilsit (9.7.1807) ermöglichte es Herzog

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