Leseprobe als PDF herunterladen - Cursed Side
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»Weißt du was, jetzt setzt du dich erstmal hin und trinkst einen<br />
Schluck«, sagt Claas, greift mich mit beiden Händen an den Schultern<br />
und schiebt mich zurück in die Küche. »Und denk' bloß nicht<br />
mehr an diesen Idioten. War wohl alles ein bisschen viel für dich.«<br />
»Hm?« Verständnislos sehe ich ihn an.<br />
»Na ja, die letzten Tage… die Sache mit deiner Schwester und…«<br />
»Ja, vielleicht«, gebe ich zu. Ungern, aber ich weiß, dass er recht<br />
hat.<br />
»Hier!« Claas drückt mich auf einen Stuhl des Tisches, an dem<br />
wir essen, kommt wieder, stellt mir ein Rotweinglas hin und<br />
schenkt mir ein. Keine Ahnung, ob ich heute schon mal irgendwo<br />
gesessen bin. Ich sitze außerhalb des Personalessens, bei dem die<br />
Posteneinteilung, die Karte und der allabendliche Ablauf besprochen<br />
werden, sowieso selten dort. Keine Zeit.<br />
Wenn ich mal sitze, dann meist in meinem Büro, das ich <strong>als</strong><br />
Küchenchef gnädigerweise habe, um bei Bestellungen ohne Geräuschkulisse<br />
mit den Lieferanten telefonieren zu können.<br />
»Danke! Kannst du Maike sagen, dass sie das Scheiß-Lamm von<br />
der Rechnung nehmen soll?«<br />
»Klar.« Claas nickt.<br />
»Und bring' ihnen meinetwegen zwei Espressi und irgend so einen<br />
Pralinenscheiß aufs Haus.« Gequält verziehe ich das Gesicht.<br />
»Mach ich.« Er lacht. Er weiß, wie schwer mir so was fällt. Aber<br />
ich bin Profi.<br />
Erschöpft lasse ich mich auf dem Stuhl nach hinten fallen und<br />
lege den Kopf in den Nacken. Starre an die Küchendecke und<br />
versuche, irgendwie runter zu kommen. Funktioniert nicht, <strong>als</strong>o<br />
doch ein Schluck von diesem 2006er Shiraz, der da vor mir auf der<br />
Tischplatte steht.<br />
Ich setze mich wieder auf, nehme das Glas und schwenke es<br />
leicht. Betrachte die dunkle, außerordentlich dichte Farbe und den<br />
leicht öligen Film, den der Wein hinterlässt, bevor ich einen winzigen<br />
Schluck nehme.<br />
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