Leseprobe als PDF herunterladen - Cursed Side
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Eine Woche nach der Beisetzung kam der Brief vom Sozialamt<br />
und nach einem Gang zum Anwalt und ein bisschen Recherche im<br />
Internet war klar, dass ich die Party bezahlen muss.<br />
Der Tag der Beerdigung war übrigens das letzte Mal, dass ich<br />
meine Schwester gesehen hab'. Muss knapp vier Jahre her sein, ich<br />
weiß es nicht mehr genau. Ich weiß nur, dass es Herbst war und<br />
schon ziemlich kalt für die Jahreszeit. Und ich war grade wieder<br />
zurück in Hamburg.<br />
Pamela hat mich angerufen und mir, ziemlich nüchtern, den Termin<br />
mitgeteilt. Keine Ahnung, wie sie mich gefunden hatte. Ich<br />
hab' ganz hinten gestanden, in der fast leeren, kleinen Kapelle<br />
und auch später auf dem Friedhof. Weil ich nicht wusste, ob sie<br />
überhaupt gewollt hätte, dass ich dort bin. Vermutlich eher nicht.<br />
Schwuchteln sind nicht erwünscht. Nicht einmal dann, wenn sie<br />
die Rechnung bezahlen.<br />
Eigentlich hatte ich gar nicht vor, hinzugehen, aber irgendwas<br />
hat mich dann wohl doch getrieben. Es waren nicht viele Leute<br />
dort und niemand, der mich noch erkannt hätte. Meine Tante war<br />
da, glaube ich. Aber falls sie mich gesehen hat, hat sie's sich nicht<br />
anmerken lassen. Außerdem irgendwelche fertigen Gestalten, die<br />
ziemlich offensichtlich ein genau so großes Alkoholproblem hatten<br />
wie meine Mutter. Einer davon war wohl ihr Lebensgefährte,<br />
keine Ahnung, welcher.<br />
Der Rest waren vielleicht Freunde, vielleicht Nachbarn, hat mich<br />
nicht interessiert. Und natürlich war Pamela da. Meine kleine<br />
Schwester, die nicht mehr für mich übrig hatte <strong>als</strong> ein Nicken. Zusammen<br />
mit einem komischen Typen, der ein Kind auf dem Arm<br />
hatte und mich feindselig angestarrt hat. Vielleicht, weil er fand,<br />
die Schwuchtel solle sich verpissen.<br />
Diese Sache, dass ich mit Frauen nichts anfangen kann, hab'<br />
ich mir nicht ausgesucht. Aber es ist immer noch besser, eine<br />
Schwuchtel zu sein, <strong>als</strong> ein Typ ohne Job und ohne Perspektive.<br />
Das wusste ich auch schon vor ihrer Beerdigung.<br />
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