2 5/<strong>201</strong>2 OSTERODE. FESTIVAL DES DEUTSCHEN LIEDES Fotos: Lech Kryszałowicz
GESELLSCHAFTEN Osterode. 6. Festival des deutschen Liedes Masuren – finsteres Wunder der Natur Wir haben gesangsfreudige Kinder, und die Erwachsenen finster wie eine Novembernacht. Dafür besitzen in Marienwerder sowohl die ältere als auch die jüngere Generation musikalische Talente. In Ermland, Masuren und dem Weichselgebiet haben wir gesangesfreudige Kinder, und Erwachsene finster wie eine Novembernacht. Dafür sind bei den Pomeraniern aus Marienwerder sowohl die Alten als auch die Jungen musikalische Talente. Dieser Eindruck entsteht nach dem 6. Festival des deutschen Liedes in Osterode. Es fand am 25. Mai im Schloss statt, und wurde von der Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen” und dem Kulturzentrum in Osterode organisiert. Zum Wettbewerb starteten 26 Formationen (über 100 Personen), darunter vier Formationen und fünf Solisten, die die deutschen Gesellschaften repräsentierten, neun Gruppen und vier Solisten aus den Gymnasien und zwei Gruppen und eine Solistin aus dem Bereich Grundschule. Es waren schon einmal mehr. In diesem Jahr hatten sich keine Schüler aus dem Lyzeum gemeldet, die neben den Gruppen, das größte Interesse aufgrund der höchsten gesanglichen Fähigkeiten geweckt hatten. Es tauchten auch nicht die Favoritinnen der letzten Jahre auf, die mittlerweile erwachsen auf andere Schulen oder Universitäten gewechselt sind. Es trat Monika Krzenzek auf, aber als Repräsentantin der Gesellschaft in Ortelsburg, eine Gewinnerin der letzten Jahre. Auch im diesem Jahr mit Erfolg. Die Teilnehmer trugen Lieder verschiedener Gattungen vor, von Volksliedern bis zu modernen, deutsche, wie auch deutsche Versionen bekannter Schlager, etwa von Abba oder Elena. Die einen taten auf der Bühne ihre ersten schüchternen Schritte, die anderen, wie die Gruppe „Powiślanki” aus Marienwerder oder „Süss–Sauer” aus Wandau beeindruckten mit ihrer Performance. Es war zu hören, dass für einige Deutsch eindeutig eine Fremdsprache ist. Bei anderen reichten die Fähigkeiten nicht für eine gute Plat- zierung, aber alle bemühten sich sehr und niemand missgönnte den anderem den Applaus. – Zu Grunde liegen für uns von Anfang an zwei Ziele: die Förderung der deutschen Sprache und die Jugendlichen zum Singen zu motivieren. Rivalität plus Musik, das ist ein erprobtes und effektives Rezept für ihre Realisierung. Und es zeigt sich, dass die Jugend das liebt. Wenn man am Wettbewerb teilnimmt, lernt man nicht nur Deutsch, man durchbricht auch das Stereotyp, dass man nur schön auf Englisch singen kann, und Deutsch nicht musikalisch ist, erklärt Henryk Hoch, der Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“ und Hauptorganisator des Festivals. Und was denkt Andrzej Giza, Deutschlehrer und Vorstandsmitglied bei der Gesellschaft „Tannen“, aber auch Betreuer seiner Teilnehmer, über das Niveau des Festivals? – Deutlich zu sehen ist das Bemühen der Lehrer und Betreuer darum, das Niveau der Interpreten zu heben oder zu halten. Die Schüler kommen jedoch nicht immer an ihre Erwartungen heran. Sie bekommen ein zu ehrgeiziges Programm. Manchmal geschieht das, wenn es in dem gegebenen Jahr keine herausragenden Persönlichkeiten gibt, die die musikalischen und sprachlichen Erwartungen erfüllen können, sagt Andrzej Giza. Nach seiner Meinung als Pädagoge ist der Wettbewerb sehr wichtig, weil er das Interesse an der deutschen Sprache lange davor und auch noch lange danach weckt. – Schade, dass wir keine Verfahren haben, die Preisträger bei uns zu behalten. Sie reisen in die Welt und verschwinden aus unserem Blick, dabei könnten sie unsere Visitenkarte und Botschafter der deutschen Sprache sein. Ich denke, dass das eine Aufgabe für die Gesellschaften ist: einen Mechanismus auszuarbeiten, die Preisträger oder Teilnehmer an uns zu binden, indem man sie zum Beispiel zu Feierlichkeiten einlädt. Jugendliche muss man aufwecken und ermuntern, am besten, indem man den Nutzen vorstellt, der aus der Kenntnis der Spra- che und aus dem Gesang entsteht, betont der Germanist. Das bestätigen auch die Teilnehmer selbst: Anna Górska, Agata Graczyk und Iwona Buraczewska, Gymnasiastinnen aus Heilsberg, Mitglieder des Musik-Arbeitskreises des dortigen Kulturhauses. – Zur Teilnahme am Festival überredete uns Ewa Huss-Nowosielska von der deutschen Gesellschaft „Ermland”, und vorbereitet hat uns Małgorzata Habuda vom örtlichen Kulturhaus, erzählen die Mädchen. Ania lernt schon Deutsch, und Agata und Iwona werden es lernen, denn ihnen gefällt diese Sprache und sie erscheint ihnen überhaupt nicht schwer. Das im Osteroder Schloss stattfindende Festival stößt bereits an die Grenzen seiner organisatorischen Möglichkeiten am gegenwärtigen Ort. Mehr Teilnehmer können dazu nicht kommen, denn sie haben keinen Platz. – Im kommenden Jahr bemühen wir uns, es im frisch renovierten städtischen Amphitheater zu organisieren. Dann wird es größer, offen für alle, besser sichtbar in der Stadt, fügt Henryk Hoch hinzu. Es ist jedoch seltsam, warum beim schon zum sechsten Mal stattfindenden Festival – und das in Zeiten, in denen Musikprogramme im Fernsehen sich beispielloser Popularität erfreuen – nur einige der über 20 in der Region aktiven Gesellschaften repräsentiert sind. Fehlt es an musikalischen Talenten? Bisher präsentierte nur die Kulturgesellschaft der deutschen Bevölkerung in Marienwerder drei Gruppen und jede davon errang einen Preis! Masuren – finsteres Wunder der Natur? Lech Kryszałowicz Sponsoren des 6. Festivals des deutschen Liedes in Osterode waren das Ministerium für Verwaltung und Digitalisierung in Warschau sowie das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig. Fortsetzung Seite 4 5/<strong>201</strong>2 3