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DAV und Advocard:<br />
Verunglückter PR-Gag?<br />
Ende Februar 2007 verkündeten der<br />
Deutsche <strong>Anwalt</strong>verein und die Advocard<br />
Rechtsschutzversicherung AG<br />
der Öffentlichkeit, dass sie ab sofort<br />
im Rahmen einer exklusiven Empfehlungspartnerschaft<br />
miteinander kooperieren.<br />
„Advocard ist nicht nur <strong>Anwalt</strong>s<br />
Liebling, sondern auch DAVs<br />
Liebling, denn Advocard empfiehlt<br />
die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte<br />
des DAV als kompetente Ansprechpartner“,<br />
so Rechtsanwalt Hartmut<br />
Kilger, Präsident des DAV. Im<br />
Gegenzug empfehle der DAV Advocard<br />
als qualitäts und serviceorientierten<br />
Versicherer. Dass Advocard<br />
entgegen dem Markttrend an der persönliche<br />
Rechtsberatung in der Kanzlei<br />
festhalte, sei <strong>für</strong> den DAV der Ausschlag<br />
gebende Grund, gerade mit<br />
diesem Rechtsschutzversicherer eine<br />
Empfehlungspartnerschaft einzugehen,<br />
so Kilger weiter. Doch schon ein<br />
Blick auf die Homepage von Advocard<br />
zeigt, dass dieser Rechtsschutzversicherer<br />
wie die meisten anderen<br />
Assekuranzen auch sowohl die telefonische<br />
Rechtsberatung als auch diejenige<br />
per Internet anbietet.<br />
butterweiche Pressemitteilung<br />
Ziel der Empfehlungsvereinbarung<br />
sei es, so heißt es in der Pressemitteilung<br />
weiter, die vielfältigen Kompetenzfelder<br />
und die hohe Qualität der<br />
Dienstleistungen des DAV, seiner <strong>Anwälte</strong><br />
sowie der Advocard noch bekannter<br />
zu machen. Mit dieser Partnerschaft<br />
baue Advocard die bereits in<br />
der Vergangenheit intensive Zusammenarbeit<br />
mit kompetenten Rechtsanwälten<br />
zum Wohle seiner rund<br />
1,4 Millionen Kunden weiter aus.<br />
Die Kunden könnten somit zukünftig<br />
noch sicherer sein, den richtigen<br />
<strong>Anwalt</strong> <strong>für</strong> ihr Rechtsproblem zu haben.<br />
Beide Seiten hoben dann auch<br />
noch die Vielzahl gemeinsamer Interessen<br />
von <strong>Anwalt</strong>schaft und Rechtsschutzversicherung<br />
hervor: „Rechtsschutzversicherer<br />
und <strong>Anwalt</strong>schaft<br />
sind natürliche Partner“, argumentiert<br />
DAVPräsident Kilger. Schon<br />
heute komme fast jeder vierte Euro<br />
des gesamten Honoraraufkommens<br />
der deutschen <strong>Anwalt</strong>schaft von etwa<br />
10 Mrd. Euro von Rechtsschutzversicherern.<br />
Nur: Die Advocard ist eine<br />
unter vielen Rechtsschutzversicherern.<br />
Mit einem Marktanteil von unter<br />
10 Prozent gehört sie nicht einmal<br />
zu den Top5Versicherern. Und<br />
überhaupt: Der neue Schmusekurs<br />
zwischen <strong>Anwalt</strong>sfunktionären und<br />
dem Rechtsschutzversicherer Advocard<br />
stimmt so gar nicht mit der Realität<br />
überein. Nach wie vor zeigen<br />
sich etliche Rechtsschutzversicherer<br />
bei der Schadensregulierung nach<br />
den neuen RVGRegeln eher bockig.<br />
Und auch beim kommenden Rechtsdienstleistungsgesetz<br />
sind die Interessen<br />
zwischen <strong>Anwälte</strong>n und Assekuranzen<br />
konträr. Letztere hatten<br />
bis zuletzt über ihre Lobbyisten darum<br />
gekämpft, künftig ihren Kunden<br />
selbst Rechtsrat erteilen zu dürfen –<br />
bislang allerdings vergebens.<br />
Versteckte Vermittlungsprovision?<br />
Und seitdem bekannt wurde, dass die<br />
Advocard nicht rechtsschutzversicherten<br />
Mandanten, die sich im Laufe des<br />
Rechtsstreits auf Grund der Empfehlung<br />
eines DAV<strong>Anwalt</strong>s dazu entschließen,<br />
eine AdvocardRechtsschutzversicherung<br />
abzuschließen,<br />
50 € Beratungskosten <strong>für</strong> den aktuellen<br />
Fall nach Vorlage der <strong>Anwalt</strong>srechnung<br />
zahlen wollen, gehen nicht<br />
nur die führenden Rechtsschutzversicherer<br />
D.A.S. und Arag auf die Palme.<br />
Auch in der <strong>Anwalt</strong>schaft hagelt<br />
es heftige Kritik. So schreibt Rechtsanwalt<br />
Carsten R. Hoenig aus Berlin<br />
im RSVBlog.de: „...Ich werde mich<br />
jedenfalls nach wie vor daran halten,<br />
daß ich Rechtsanwalt bin. Und kein<br />
Vermittler von Versicherungsverträgen.<br />
Was den Vorstand des DAV zu<br />
solch einer Kooperation veranlaßt<br />
hat, kann ich nur mutmaßen...“.<br />
Ein Fall <strong>für</strong> die bAFin<br />
Nach einem Bericht des Handelsblatts<br />
vom 12. März 2007 („Rechtsschutzversicherer<br />
Advocard unter Beschuss“)<br />
hat sich jetzt sogar die Bundesan<br />
stalt <strong>für</strong> Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
REcHTsscHUTzVERsIcHERUNG<br />
(BAFin) in den Fall eingeschaltet. Der<br />
Vorstand von Roland Rechtsschutz,<br />
Roland Schlitt, nannte diese Vereinbarung<br />
gegenüber dem Handelsblatt<br />
jedenfalls „rechtswidrig“. Die Erstattung<br />
von 50 € verstoße gegen das Verbot<br />
von Sondervergütungen in der<br />
Schadenversicherung, sagte Schlitt.<br />
Im Übrigen sei die Empfehlungsvereinbarung<br />
nicht mit der berufsrechtlichen<br />
Zurückhaltungspflicht der <strong>Anwälte</strong><br />
in Einklang zu bringen. Auch<br />
andere Versicherer prüfen derzeit ein<br />
wettbewerbsrechtliches Vorgehen gegen<br />
die Advocard.<br />
<strong>Anwälte</strong> sind irritiert<br />
Stellvertretend <strong>für</strong> viele <strong>Anwälte</strong> fragt<br />
sich Rechtsanwalt Jürgen Melchior<br />
aus Wismar unter RSVBlog.de, ob<br />
sich AdvoCard ab sofort gegenüber<br />
<strong>Anwalt</strong>skanzleien, die nicht DAV<br />
Mitglied sind, unkooperativ verhält.<br />
Außerdem schreibt Melchior: „Eine<br />
Rechtsschutzversicherung kann ich<br />
auch empfehlen, ohne DAVMitglied<br />
zu sein. Und wenn überhaupt, empfehle<br />
ich eine Rechtsschutzversicherung<br />
nach eigenen Erfahrungen und<br />
nicht gemäß einem Abkommen“.<br />
AdvoCard-Chef Eichmann muss Kritik einstecken<br />
2 / 2007 anwaltsreport<br />
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