Vorwort - Deutscher Apotheker Verlag
Vorwort - Deutscher Apotheker Verlag
Vorwort - Deutscher Apotheker Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
9.3 Phenylketonurie 543<br />
Die Spezialnahrung ist gleichmäßig auf drei bis fünf Portionen pro Tag zu verteilen und<br />
möglichst zum oder nach dem Essen zu verabreichen. Es muss ausprobiert werden, wie<br />
das Kind die Nahrung am besten akzeptiert.<br />
Auf dem Markt werden neben den phenylalaninfreien Aminosäuremischungen für die<br />
verschiedenen Altersstufen auch Präparate angeboten, die zusätzlich bedarfsgerecht mit<br />
Fetten und Kohlenhydraten angereichert sind. Diese eignen sich besonders bei Betroffenen,<br />
die inappetent sind oder z. B. zum Frühstück nichts essen möchten, sondern nur die<br />
Aminosäurenmischung trinken. Damit die Aminosäuren für die Proteinbildung zur Verfügung<br />
stehen und nicht zur Energiegewinnung herangezogen werden, bietet die Industrie<br />
diese Aminosäurenmischungen in Kombination mit Fetten und Kohlenhydraten an.<br />
Ein weiterer Vorteil bei diesen Mischungen ist der Zusatz der ω-3-Fettsäuren Eicosapentaen-<br />
und Docosahexaensäure, deren Zufuhr bei einer streng proteinarmen Diät durch<br />
den Verzicht auf den Verzehr fettreicher Fische nicht gewährleistet ist. Die Produkte gibt<br />
es in verschiedenen Geschmacksrichtungen.<br />
Die Aminosäurenmischungen werden vom behandelnden Kinderarzt auf Rezept ausgestellt<br />
und die Kosten dafür von den Krankenkassen übernommen.<br />
Für die weiteren Makro- und Mikronährstoffe gelten die altersentsprechenden Empfehlungen<br />
der DGE laut D-A-CH-Referenzwerten. Beim Fett ist zu berücksichtigen, dass<br />
durch den Verzicht auf proteinreiche Lebensmittel auch deutlich weniger versteckte Fette<br />
aufgenommen werden. Dies hat Konsequenzen: Um eine Fettaufnahme von 30–45 Energieprozent<br />
– abhängig von der Altersstufe – und damit die erforderliche Energiezufuhr<br />
sicherzustellen, ist eine deutlich höhere Verwendung von Koch- und Streichfetten notwendig.<br />
Öle, Pflanzenmargarine und Butter, aber auch Sahne, Crème fraîche oder Crème<br />
double leisten hier einen wertvollen Beitrag. Unter Berücksichtigung der Empfehlungen<br />
zur Fettsäurenzufuhr, insbesondere der zu den essenziellen Fettsäuren, sollte eine entsprechende<br />
Auswahl an Fetten getroffen werden. Die Kohlenhydratzufuhr in Form von<br />
Stärke erfolgt in erster Linie über die eiweißarmen diätetischen Lebensmittel wie Brot,<br />
Gebäck und Teigwaren. Weitere Kohlenhydratlieferanten wie Obst liefern vor allem Zucker.<br />
Dies gilt auch für viele Getränke, Süßspeisen und Süßwaren. Damit ist die Empfehlung<br />
für die Ballaststoffzufuhr nicht erreichbar. Dennoch sollte bei der Auswahl der Obstund<br />
Gemüsesorten ihr Ballaststoffgehalt beachtet werden. Bezüglich Mineralstoffen und<br />
Vitaminen werden die Empfehlungen größtenteils über die Spezialnahrung gedeckt.<br />
Aspartam<br />
Der Süßstoff Aspartam besteht aus den beiden Aminosäuren Asparaginsäure und Phenylalanin.<br />
Aufgrund des Phenylalaningehaltes sind Aspartam und alle daraus hergestellten<br />
Lebensmittel bei Phenylketonurie ungeeignet. Aspartam ist als Tafelsüße und in zuckerreduzierten<br />
Lebensmitteln im Handel. Laut Zusatzstoff-Zulassungs-Verordnung ist Aspartam<br />
für energiereduzierte bzw. zuckerfreie, alkoholfreie Getränke, Desserts, Süßwaren,<br />
Brotaufstriche, Marmeladen, Konfitüren und Gelees, süßsaure Obst-, Gemüse-, Fisch-,<br />
Meeres- und Weichtierkonserven, Knabbererzeugnisse aus Getreide oder Nüssen und alkoholische<br />
Getränke zugelassen. Um Menschen mit einer Phenylketonurie zu schützen,<br />
müssen alle aspartamhaltigen Produkte den Warnhinweis »enthält eine Phenylalaninquelle«<br />
tragen.<br />
9