ab-in-den-urlaub.de Reisemagazin #7/2013

Otto-Riekes Faible für die Tüte manifestiert sich in seiner über
2.000-teiligen Sammlung. Zum Weltrekord fehlen allerdings
noch einige Exemplare. Der Holländer Niek Vermeulen
steht mit über 5.000 Sickness Bags im Guinness-Buch der
Rekorde. Kein Problem für Otto-Rieke: »Ich glaube, der Top 10-Gedanke
liegt Tütologen fern. Außerdem würde Protzen nur Neid hervorrufen.«
Auch den Wert seiner Sammlung möchte Otto-Rieke
nicht beziff ern: »Wir Tütologen sind Idealisten und interessieren uns
hinsichtlich unserer Berufung nicht für den schnöden Mammon.«
Eine reine Bauchentscheidung
Früher holte sich der passionierte Sammler als Vielfl ieger seine Tüten
noch selbst in seine heimische Sammlung, heute bekommt er Hilfestellung
von seinem persönlichen Fanclub, der ihn mit Sickness Bags
versorgt. Der Zeitaufwand sei dadurch gering, aber die Sammlung
mittlerweile sehr raumgreifend. Doch wie kam Otto-Rieke eigentlich
zu seinem Hobby? »Bierdeckel und Telefonkarten waren mir zu
langweilig, also musste es etwas Ausgefallenes sein. Als ich Anfang
SICKNESS BAGS | PARTY & CO.
der 1980er Jahre zwei Briten mit demselben Hobby traf, wusste ich:
Hieraus entsteht eine Bewegung. Schauen Sie jetzt mal ins Internet!«
Respect for the Bag
Zu den außergewöhnlichsten Tüten zählt Otto-Rieke eine Variante
mit Kordelverschluss. Sie ist seiner Meinung nach »garantiert
undicht«. Seine Lieblingsstücke sind zwei Sickness Bags, eine von
»der Interfl ug vom Erstfl ug Dresden-Hamburg 1.12.1989, signiert
von Kapitän Lange, und eine von Lauda Air, signiert von Niki Lauda«.
Auf die Abschlussfrage, bei welchen Flügen sich die Passagiere
am meisten übergeben, hat Otto-Rieke eine schnelle Antwort parat:
»Bei Parabelfl ügen. Früher auch auf den Berlin-Strecken der
PanAm, weil die tief fl ogen und wegen der engen Luft korridore
den Turbulenzen kaum ausweichen konnten.« Beim nächsten Flug
sollte man also einen liebevollen Blick auf die Tüte werfen, die in
der Rückseite jedes Sitzes zwischen Duty-Free-Werbung und Erste-Hilfe-Faltblatt
steckt. Vielleicht braucht man sie schneller, als
man denkt.■
NR. 7/2013 111