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gibt es besonderheiten in ihrem<br />

betrieb?<br />

Es sind wahrscheinlich die gleichen<br />

Besonderheiten wie in den anderen erfolgreichen<br />

Klein- und Mittelbetrieben<br />

auch: Der Chef muss ein Vordenker/Initi<strong>at</strong>or<br />

sein, stets mit Mut vorangehen,<br />

flexibel und schnell agieren. Da gibt es<br />

aber viele KMU in Österreich, die Vorbild<br />

für die Großen sind.<br />

wie werden in ihrem unternehmen<br />

probleme/schwierigkeiten<br />

gelöst?<br />

Richtige Probleme sollten in einem Unternehmen<br />

erst gar nicht aufkommen.<br />

Aber Schwierigkeiten, wie z.B. schwache<br />

bzw. unberechenbare Ernten durch<br />

Wetterkapriolen, können wir nur gemeinsam<br />

mit unseren Lieferanten meistern.<br />

Ich sage immer zu meinen Bauern,<br />

sie sollen das Risiko streuen, indem sie<br />

landwirtschaftliche Flächen im Umkreis<br />

von 40 – 50 km dazupachten. Denn der<br />

Hagel ist meist regional begrenzt und<br />

somit wird nur ein Teil der Ernte zerstört.<br />

Der Bauer mag zwar durch die<br />

Hagelversicherung entschädigt werden,<br />

aber uns als Verarbeiter fehlt die wertvolle<br />

Rohware.<br />

möchten sie den betrieb im Familienverband<br />

weitergeben?<br />

Aus der Sicht des Eigentümers ist eine<br />

Betriebsübergabe an Familienmitglieder<br />

nur dann sinnvoll, wenn die Nachfolger<br />

auch das unternehmerische Risiko auf<br />

sich nehmen und den Betrieb in der/<br />

den nächsten Gener<strong>at</strong>ion/en weiterführen.<br />

Da ich selbst keine Kinder habe, ist<br />

für mich eine Weitergabe des Unternehmens<br />

an vertraute Mitarbeiter durchaus<br />

denkbar, aber derzeit noch nicht<br />

spruchreif.<br />

was empfehlen sie Jungunternehmern,<br />

die sich gerade selbstständig<br />

machen?<br />

Zuerst sollte man kritisch mit Familie,<br />

Freunden und Experten hinterfragen,<br />

ob die neue Geschäftsidee auch Entwicklungspotenzial<br />

h<strong>at</strong> und eine gewisse<br />

Marktlücke abdeckt.<br />

Danach geht’s an die Knochenarbeit:<br />

Man braucht einen realistischen Businessplan<br />

und Experten, die als unabhängige<br />

Ber<strong>at</strong>er zur Seite stehen (Banken<br />

und <strong>Wirtschaftskammer</strong> sind hier<br />

wertvolle Wegbegleiter und bieten ein<br />

breites Angebot an – auch kostenlosen –<br />

Serviceleistungen an).<br />

Noch ein Tipp: Man darf nicht gleich<br />

beim ersten Gegenwind aufgeben. Mit<br />

Konsequenz und Disziplin den eingeschlagenen<br />

Weg fortsetzen h<strong>at</strong> sich bei<br />

uns bewährt.<br />

wenn sie nochmals am anfang<br />

einer jungen Karriere stehen<br />

würden, worauf würden sie achten<br />

bzw. was würden sie anders<br />

machen?<br />

Ich würde heute gar nichts anders machen<br />

als damals. Im Gegenteil, ich würde<br />

auf das Gleiche achten wie ich seit über<br />

40 Jahren täglich achte – auf extrem<br />

hohe Qualitätsanforderungen in allen<br />

Stufen. Von der Kultivierung des Sa<strong>at</strong>gutes<br />

über die Auswahl der Rohware bis<br />

zur Veredelung der Produkte und zum<br />

Markenauftritt bzw. Design der Verpackung.<br />

Bei der Verkostung der Produkte<br />

kommt mir als Lebensmittelproduzent<br />

sicher zugute, dass meine Mutter mich<br />

von Kind an zu einem heiklen Feinspitz<br />

erzogen h<strong>at</strong>. Was mir nicht schmeckt,<br />

kommt auch nicht auf den Markt – und<br />

das schätzen offensichtlich auch unsere<br />

Kunden.<br />

Apropos, wenn ich heute noch einmal<br />

beginnen würde:<br />

Mit den damaligen Mitteln (10.000<br />

Schilling Kapital, ich selbst als mein<br />

einziger Mitarbeiter) könnte ich heute<br />

gerade noch als Konditormeister oder<br />

als engagierte Bäuerin selbst gemachte<br />

Marmelade herstellen und in der eigenen<br />

Konditorei, im Hofladen oder am<br />

Wochenmarkt verkaufen.<br />

Wer heute allerdings Lebensmittel gewerblich/industriell<br />

herstellen und<br />

über den Lebensmittelhandel n<strong>at</strong>ional<br />

und intern<strong>at</strong>ional vermarkten will,<br />

braucht Geld und Know-how. Mindestens<br />

10 Millionen Euro Startkapital und<br />

ein Team an Experten/Ber<strong>at</strong>ern sind<br />

nötig, um die Vielzahl an gesetzlichen<br />

Vorschriften zu erfüllen. Strenge Hygienevorschriften<br />

in der Produktion, exakte<br />

Lebensmitteldeklar<strong>at</strong>ion auf dem Etikett<br />

und lückenlose Nachverfolgbarkeit<br />

in den einzelnen Stufen – vom Sa<strong>at</strong>gut<br />

bis zum Supermarktregal – sind heute<br />

St<strong>at</strong>e-of-the-Art. Und dazu immer anspruchsvoller<br />

werdende Konsumenten,<br />

die heute über moderne Inform<strong>at</strong>ionstechnologien<br />

jederzeit ihre Meinungen<br />

öffentlich äußern können. Eine ganz<br />

große Herausforderung für jeden Unternehmer,<br />

keineswegs zu vergleichen<br />

mit den Rahmenbedingungen vor 40<br />

Jahren.<br />

was ist das besondere an dem<br />

wirtschaftsstandort wien?<br />

<strong>Wien</strong> ist eine kleine, aber liebenswerte<br />

Weltstadt. <strong>Wien</strong> h<strong>at</strong> Kultur, Charme,<br />

Flair, Tradition und Geschmack. <strong>Wien</strong><br />

ist aber auch als Tourismus- und Wirtschaftsstandort<br />

sehr gefragt, weil die<br />

Menschen in der Stadtregierung etwas<br />

von Wirtschaft verstehen und die Unternehmen<br />

wie auch die Arbeitnehmer<br />

wertschätzen und unterstützen.<br />

Obwohl für Staud’s das Pl<strong>at</strong>zangebot am<br />

Firmenstandort in Ottakring – mitten<br />

im Wohngebiet – sehr begrenzt ist, wollen<br />

wir dort bleiben und in den nächsten<br />

Jahren die Produktionsstätte sogar<br />

komplett modernisieren. <strong>Wien</strong> gehört<br />

zum Markenimage von Staud’s genauso<br />

wie der Stephansdom zur Mannerschnitte<br />

– ein weiterer Traditionsbetrieb ganz<br />

in unserer Nähe. n<br />

junge wirtschaft wien 27

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