21.07.2013 Aufrufe

Deutsche Gesellschaft für Audiologie - Universität Oldenburg

Deutsche Gesellschaft für Audiologie - Universität Oldenburg

Deutsche Gesellschaft für Audiologie - Universität Oldenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abbildung 6: Zeitliche Integration (Schema, s. Text)<br />

Die zeitliche Verschmierung der internen Repräsentation akustischer Signale läßt sich<br />

durch die psychoakustisch meßbaren Phänomene der Nachverdeckung und<br />

Vorverdeckung beschreiben. Bei der Nachverdeckung wird ein Testsignal (z. B. ein<br />

kurzer Testtonpuls) zeitlich nach dem Abschalten eines Maskierungssignals (z. B.<br />

Rauschen) angeboten und der Pegel des Tons wird solange variiert, bis er soeben nicht<br />

mehr hörbar ist (Mithörschwelle). Diese Mithörschwelle nimmt mit zunehmendem<br />

Abstand des Testtons vom Maskierende ab und erreicht bei etwa 200 ms die<br />

Ruhehörschwelle. Dabei ist der Verlauf dieser Nachverdeckungskurve abhängig von der<br />

Maskiererdauer, d. h. vom Adaptationszustand des auditorischen Systems (vgl.<br />

Abbildung 7). Bei der Vorverdeckung wird der Testton dagegen nicht nach dem<br />

Abschalten, sondern zeitlich vor dem Anschalten eines Maskierers angeboten, wobei<br />

sich eine ähnliche Verschmierung der Mithörschwelle als Funktion der Verzögerungszeit<br />

ergibt wie bei der Nachverdeckung. Allerdings ist der Zeitbereich, über den sich die<br />

Vorverdeckung erstreckt, wesentlich kürzer (etwa 10 ms) und es ergibt sich keine<br />

vergleichbar starke Abhängigkeit von der Dauer des Maskierers.<br />

Einen kombinierten Effekt von Vor- und Nachverdeckung beobachtet man bei der<br />

Lückendetektion (Englisch: Gapdetection), bei der die kleinste in einem Rauschen<br />

wahrnehmbare Pausendauer gemessen wird (vgl. Abb. 8). Da aufgrund der zeitlichen<br />

Verschmierung im auditorischen System kleine Lücken im Rauschen nicht<br />

wahrgenommen werden können, liegt bei Normalhörenden bei der Verwendung von<br />

breitbandigen Rauschen die minimal detektierbare Lückendauer bei etwa 8 ms. Da sie<br />

ein einfach und schnell zu bestimmendes Maß <strong>für</strong> die zeitliche Verarbeitung ist, wird sie<br />

oft zur Charakterisierung der gestörten zeitlichen Verarbeitung bei Schwerhörenden<br />

eingesetzt, wobei aufgrund starker interindividueller Schwankungen Werte zwischen 8<br />

und 100 ms auftreten können.<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!