Kurskombinationen in der Oberstufe

Vorwort
Sehr geehrte Kollegin, sehr geehrter Kollege,
sowohl die Vereinbarung der KMK zu Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II vom
Februar 1997 als auch die in den letzten Jahren vermehrt an hamburgischen Schulen erprobten Beispiele für
fächerverbindenden Unterricht auf der gymnasialen Oberstufe sind Ausdruck der Einsicht, daß der Unterricht
in den Schulfächern ergänzt werden muß, um dem umfassenden Bildungsanspruch dieser Stufe gerecht
werden zu können. Die zunehmend komplexeren Herausforderungen der Gegenwart und der vermuteten
Zukunft richten sich nicht nach den traditionellen Grenzen der Disziplinen und Fächer, ihre Bewältigung erfordert
übergreifende inhaltliche und methodische Ansätze und vernetzendes Denken und Handeln, um in
Verantwortung gestalterisch mitwirken zu können.
Somit ergibt sich auch für die Wissenschaftspropädeutik in der Schule die Aufgabe, nicht nur in wissenschaftliche
Arbeitsweisen einzuführen, sondern neben der Spezialisierung auch eine breitere Orientierung sowie
die Fähigkeit und Bereitschaft zur Kommunikation, Kooperation und Verständigung zwischen den unterschiedlichen
Fachkulturen zu fördern.
Dieses Plädoyer für den fächerverbindenden Unterricht ist keines gegen den Fachunterricht. Der fachliche
Rahmen ist für den Erwerb und, noch mehr, für die Begründung von Wissen unverzichtbar. Aber eine fachliche
Sicht hat neben ihren spezifischen Leistungen auch ihre je eigenen Grenzen. Beides an geeigneten, übergreifenden
Fragestellungen und Problemen zu verdeutlichen und zu reflektieren, ist Aufgabe des fächerverbindenden
Unterrichts, nicht als Ersatz für die Fächer, sondern als Ergänzung und Erweiterung.
Zur Weiterentwicklung der Hamburger gymnasialen Oberstufe sind bereits Handreichungen zur Facharbeit
und Beispiele für Kompetenzkurse vom Amt für Schule veröffentlicht worden. Diese Schrift mit erprobten
Beispielen für „Kurskombinationen“ eröffnet eine neue Reihe mit Materialien zum fächerverbindenden Unterricht.
Bemerkenswert erscheint mir, daß die hier vorgestellten Kurskombinationen, ebenso wie die große Mehrheit
der an den Schulen erprobten Beispiele, nicht nur fächer-, sonder auch aufgabenfeldübergreifend sind.
Neben pragmatischen Gründen (nur recht wenige Schülerinnen und Schüler belegen beispielsweise zwei
Fremdsprachen, zwei Naturwissenschaften oder Geschichte und Erkunde) liegt das auch daran, daß gerade
der Kontrast und die Ergänzung ganz unterschiedlicher Weisen der Welterschließung und Weltdeutung –
natur- und sozialwissenschaftliche, formalsprachliche, hermeneutische und ästhetisch-expressive, beschreibende
und wertende – für die beteiligten Kolleginnen und Kollegen besonders reizvoll sind und als gegenseitige
Bereicherung gesehen werden. Das korrespondiert mit den genannten Zielen fächerverbindenden Unterrichts
auf der gymnasialen Oberstufe und begründet auch seinen Beitrag zu einer vertieften Allgemeinbildung,
die auf dieser Stufe nicht durch einen Kanon bestimmter Fächer, sondern durch auf die drei Aufgabenfelder
verteilten Belegpflichten realisiert werden soll.
Ich bitte Sie, mir Ihre Kritik und Anregungen zu dieser Veröffentlichung mitzuteilen, um auch die folgenden
Schriften dieser Reihe möglichst umfassend an Ihren Fragestellungen auszurichten und damit hilfreiche Unterstützung
bieten zu können.
Ich danke den Autorinnen und Autoren sehr für ihre Beiträge sowie Herrn Dr. Golecki für die redaktionelle
Bearbeitung.
Dr. U. Heinrichs