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Kurskombinationen in der Oberstufe

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42 <strong>Kurskomb<strong>in</strong>ationen</strong> (Studienstufe)<br />

Schlüsselprobleme“ zu behandeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten<br />

„wohlverstandenen Wissenschaftspropädeutik“.<br />

16 In unserem Projekt waren dabei vor allem<br />

zwei Aspekte von Bedeutung:<br />

• die Komb<strong>in</strong>ation verschiedener Wissenschaften,<br />

<strong>in</strong> diesem Fall von Geistes- und Naturwissenschaft;<br />

• die Frage nach <strong>der</strong> Reflexion bzw. Transzendierung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen wissenschaftlichen Methode.<br />

Während <strong>der</strong> Durchführung unseres Projektes wurde<br />

uns an verschiedenen Stellen deutlich, wie<br />

schwierig <strong>der</strong> Brückenschlag zwischen den „zwei<br />

Kulturen“, <strong>der</strong> Natur – und den Geisteswissenschaften<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis gestaltete. Probleme bereitete<br />

vor allem unterschiedliches Tempo und Vorgehensweise<br />

<strong>der</strong> Lehrgänge, die immer wie<strong>der</strong> zu z.T. erheblichen<br />

Verschiebungen führten. So g<strong>in</strong>gen beispielsweise<br />

nach <strong>der</strong> auch von den Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schülern als dichtverwoben empfundenen E<strong>in</strong>heit<br />

über die Elektrifizierung Englisch und Geschichte auf<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en, Physik auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite über e<strong>in</strong>e<br />

weite Strecke eigene Wege: Während <strong>in</strong> Geschichte<br />

und Englisch Taylorismus und Mechanisierung als<br />

Folgen <strong>der</strong> Elektrifizierung zum Thema wurden, behandelte<br />

<strong>in</strong> Physik <strong>der</strong> Unterricht als logisches Folgethema<br />

die Telekommunikation. Hierzu kam <strong>der</strong><br />

Geschichtsunterricht erst später, mit an<strong>der</strong>en Worten:<br />

über e<strong>in</strong>ige Stunden hatten die Fächer kaum etwas<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu tun. Dieses Problem ließ den<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler den S<strong>in</strong>n des fächerübergreifenden<br />

Projektes zwischendurch fragwürdig ersche<strong>in</strong>en;<br />

so wurde folgende Kritik formuliert:<br />

„Wir würden es begrüßen, wenn zwischen allen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

unter den Projektlehrern, mehr Absprache zu<br />

erkennen wäre. Wir haben das Gefühl, daß „e<strong>in</strong>e Hand<br />

nicht weiß, was die an<strong>der</strong>e macht“. Wir wünschen uns,<br />

daß die Planung, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die des Unterrichts, von<br />

allen Seiten <strong>in</strong> gleichem Maße erfolgt, weil wir ke<strong>in</strong>e erkennbaren<br />

Parallelen zwischen den drei Unterrichtsfächern<br />

ausmachen können.“<br />

Der hier e<strong>in</strong>geklagte Mangel an Planung und an<br />

Transparenz ist vor allem darauf zurückzuführen,<br />

16 Vgl. Re<strong>in</strong>hard Golecki: Fächerübergreifen<strong>der</strong> Unterricht auf <strong>der</strong><br />

Sekundarstufe II als unverzichtbarer Beitrag zu e<strong>in</strong>er<br />

wohlverstandenen Wissenschaftspropädeutik. Mitteilungen des<br />

Deutschen Germanistenverbandes, 42. Jg. (1995), Heft 4, S.<br />

10–20 (Nachdruck <strong>in</strong>: <strong>der</strong>s., Fächerübergreifen<strong>der</strong> Unterricht<br />

auf <strong>der</strong> Sekundarstufe II – warum, wozu, woran, wie,<br />

wodurch? ifl:themenheft, Hamburg 1997, S. 18–25)<br />

daß auch wir Kollegen erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reflexion erkannten,<br />

daß hier – neben praktischen Schwierigkeiten,<br />

bes. dem Mangel an Zeit für enge Absprachen während<br />

<strong>der</strong> Klausurphase – vor allem fachsystematische<br />

Unterschiede e<strong>in</strong>e Rolle spielten: Wie bereits<br />

an an<strong>der</strong>er Stelle erwähnt, lassen sich Tempo und<br />

Vorgehensweise zwischen den Naturwissenschaften,<br />

<strong>in</strong> denen es um Gesetzlichkeiten und Funktionsweisen<br />

geht und den Geisteswissenschaften, die sich mit<br />

Auslegungen, mit Ursachen und Folgen befassen,<br />

nicht immer synchronisieren.<br />

Da es uns unbed<strong>in</strong>gt notwendig erschien, dieses<br />

Problem im Unterricht zu thematisieren, machten<br />

wir anhand des zu dieser Frage grundlegenden Aufsatzes<br />

„Die zwei Kulturen“ von C. P. Snow 17 den<br />

Versuch, die jeweilige wissenschaftliche Methode<br />

gewissermaßen aus <strong>der</strong> Vogelschau von außen zu<br />

betrachten und zu vergleichen.<br />

Dies erwies sich als <strong>in</strong>teressant, aber doch recht<br />

schwierig und theoretisch, was uns zu <strong>der</strong> Schlußfolgerung<br />

führte, daß man h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> „wohlverstandenen<br />

Wissenschaftspropädeutik“, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />

unserem Projekt, zwischen e<strong>in</strong>em Grundkurs – und<br />

e<strong>in</strong>em Leistungskursmodell unterscheiden muß. Um<br />

<strong>der</strong> Problematik wirklich gerecht werden zu können,<br />

müßte man sie ausführlich thematisieren. Das<br />

allerd<strong>in</strong>gs geschähe auf Kosten des Inhalts und würde<br />

nach unserer Auffassung und unserer Erfahrung<br />

bei unserer Klientel das Grundkursniveau sowohl im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Zeit als auch auf das Interesse an<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft als Methode überschreiten. Im Leistungskurs<br />

h<strong>in</strong>gegen könnte man sicherlich an verschiedenen<br />

Stellen aus <strong>der</strong> Fachperspektive heraustreten<br />

und somit die Transzendierung anstreben.<br />

Dennoch gelang es uns, durch die Reflexion, die<br />

größere Transparenz, auf die wir fortan beson<strong>der</strong>s<br />

achteten und die Tatsache, daß die Zusammenhänge<br />

im folgenden Thema (Atomphysik) sehr deutlich<br />

wurden, den aufgekommenen Unmut aufzufangen,<br />

so daß sowohl die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler als auch<br />

wir recht zufrieden mit dem weiteren Verlauf waren.<br />

Das spiegelte sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schüler-<br />

Auswertung („Wirklich ertragreich fand ich das<br />

Thema Atombombe“)<br />

Welche Schlußfolgerungen lassen sich im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Ausbildung <strong>der</strong> sogenannten Schlüsselqualifi-<br />

17 Helmut Kreuzer (Hg.), Die zwei Kulturen, Literarische und<br />

naturwissenschaftliche Intelligenz, C. P. Snows These <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Diskussion, Stuttgart 1967, S. 19 ff.

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