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1. Landesbericht - Ministerium für Integration, Familie, Kinder ...

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te historisch betrachtet als gesellschaftspolitisch notwendige Reaktion auf die<br />

Folgeprobleme gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse beschrieben werden<br />

kann, dann wird der Hilfebedarf in den Landkreisen noch deutlich zunehmen. Mit<br />

der fortschreitenden Modernisierung ländlicher Regionen werden auch hier professionelle<br />

Unterstützungssysteme an Bedeutung gewinnen.<br />

Für die Städte wie <strong>für</strong> die Landkreise zeigt sich, dass mit zunehmender<br />

soziostruktureller Belastung der Fremdunterbringungs- und Interventionsbedarf<br />

(§§ 42, 43 SGB VIII, Sorgerechtsentzüge) und infolge dessen auch die Ausgaben<br />

ansteigen.<br />

Städte mit höheren soziostrukturellen Belastungen verfügen tendenziell über ein<br />

besser ausgebautes präventives Jugendhilfesystem und kommen damit ihrem<br />

gesetzlich normierten Auftrag zur Schaffung günstiger Sozialisationsbedingungen<br />

und zur Vermeidung von Benachteiligungen nach.<br />

Die Daten deuten darauf hin, dass eine gut ausgebaute präventive Infrastruktur<br />

zur Vermeidung von ambulanten und teilstationären Hilfen beitragen kann, ebenso<br />

wie umgekehrt fehlende Regelangebote bedarfsgenerierend wirken können.<br />

Für die Städte zeigt sich ebenfalls, dass eine stärkere Nutzung ambulanter und<br />

teilstationärer Hilfen bedarfsmindernd bei den Fremdunterbringungen wirkt und<br />

damit auch niedrigere Kosteneckwerte einher gehen. Ebenso zeigt sich auch, dass<br />

ein höherer Stellenwert nicht-stationärer Hilfen nicht zwangsläufig auch zu einem<br />

insgesamt höheren Bedarf an Hilfen zur Erziehung führt.<br />

Für die Landkreise bestätigen sich diese Ergebnisse zwar auch der Tendenz nach,<br />

sind aber weniger eindeutig. Das kann darauf zurückgeführt werden, dass der<br />

Auf- und Ausbau ambulanter und teilstationärer Hilfen in den Landkreisen erst<br />

später eingesetzt hat und diese Effekte erst zu einem späteren Zeitpunkt zu erwarten<br />

sind. Darüber hinaus ist es in den Flächenkreisen vielfach schwieriger,<br />

bedarfsgerechte präventive Angebote, die mit den Hilfen zur Erziehung vernetzt<br />

sind, zu schaffen.<br />

Von besonderer fachplanerischer Relevanz sind die Ergebnisse zur Personalausstattung<br />

der Jugendämter. Hier wird zum einen deutlich, dass der Personaleckwert<br />

(Stellen pro <strong>1.</strong>000 Menschen unter 21 Jahre) weder in den Landkreisen<br />

noch in den Städten in Zusammenhang mit der Sozialstruktur steht. D.h. die<br />

soziostrukturellen Rahmenbedingungen spielen bislang bei der Personalbemessung<br />

keine Rolle. Die Orientierung an Einwohnerzahlen stellt keine hinreichende<br />

Bezugsgröße <strong>für</strong> eine aufgabenbezogene Ressourcenplanung dar.<br />

Ebenso kann herausgearbeitet werden, dass eine gute Personalausstattung<br />

keineswegs zu vielen Fällen führt, entlang der These, dass viele Fachkräfte viele<br />

Probleme aufdecken. Diese Behauptung lässt sich <strong>für</strong> die rheinland-pfälzischen<br />

Jugendämter nicht bestätigen.<br />

Aufschlussreicher scheint die Orientierung an der Fallzahl-Stellen-Relation zu<br />

sein. Sowohl <strong>für</strong> die Landkreise wie auch <strong>für</strong> die Städte kann klar aufgearbeitet<br />

werden, dass eine hohe durchschnittliche Fallzahlenbelastung pro Fachkraft auch<br />

zu hohen Eckwerten und Ausgaben führt. Durch eine geringe Fallzahlenbelastung<br />

pro Stelle können sogar bedarfsgenerierende Einflussfaktoren einer negativen Sozialstruktur<br />

kompensiert werden. Dieser Kernbefund ist von grundsätzlicher fachpolitischer<br />

Bedeutung, da er auf Rahmenbedingungen beim öffentlichen<br />

Jugendhilfeträger verweist, die eine qualifizierte Hilfeplanung in den Sozialen<br />

Diensten erst möglich machen.<br />

Institut <strong>für</strong> Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.<br />

ism

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