21.07.2013 Aufrufe

1. Landesbericht - Ministerium für Integration, Familie, Kinder ...

1. Landesbericht - Ministerium für Integration, Familie, Kinder ...

1. Landesbericht - Ministerium für Integration, Familie, Kinder ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

lysiert werden. Damit werden nicht nur fachplanerische Grundlagen geschaffen, sondern<br />

auch Bezüge zu jugendhilfepolitisch relevanten Rahmenbedingungen im kommunalen<br />

Raum hergestellt, die über die konkreten Handlungsmöglichkeiten der <strong>Kinder</strong>-<br />

und Jugendhilfe hinausreichen.<br />

Sowohl <strong>für</strong> das Land wie <strong>für</strong> die Kommunen eröffnet sich so eine Reflexions- und<br />

Interpretationsfolie <strong>für</strong> einen differenzierten Umgang mit interkommunalen Disparitäten.<br />

Zum einen bietet die Rekonstruktion der Genese des Jugendhilfebedarfs die<br />

Möglichkeit, Disparitäten im Nachfrageniveau nicht nur als gegeben zu sehen, sondern<br />

auch im Hinblick auf bedarfsbeeinflussende Faktoren genauer zu analysieren.<br />

Zum anderen kann darüber auch die „heimliche Steuerungshoffnung“ entzaubert<br />

werden, die da heißt „Orientierung bei den Fallzahlen und Ausgaben an einem Durchschnittsniveau“,<br />

bei dem eben die spezifischen Rahmenbedingungen der jeweiligen<br />

Kommunen keine Beachtung finden.<br />

Damit die Auswertung interkommunaler Vergleichsdaten auf Landesebene auch einen<br />

Erklärungswert erhalten, müssen Indikatoren wie Arbeitslosigkeit, Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

und <strong>Familie</strong>ntypen mit erfasst werden. Nur vor dem Hintergrund dieser<br />

sozialstruktur-differenzierten Gewichtung der Inanspruchnahmequote von<br />

Hilfen zur Erziehung können regionale Disparitäten zwischen den Kommunen<br />

plausibilisiert und „Lernen aus dem Vergleich“ ermöglicht werden.<br />

<strong>1.</strong>2.3 Soziale Infrastruktur<br />

Ein weiterer Faktor, der Einfluss auf die Inanspruchnahme von Erziehungshilfen<br />

nimmt, ist die Qualität und konzeptionelle Ausgestaltung der sozialen Infrastruktur in<br />

den Kommunen. Ob eine ambulante oder teilstationäre Hilfe gewährt wird, hängt häufig<br />

davon ab, ob entsprechend qualifizierte Angebote vorhanden sind und frühzeitig<br />

eingesetzt werden können (vgl. HAMBURGER/MÜLLER/PORR 1998). Um Fehlinterpretationen<br />

vorzubeugen, sagt diese These nun nicht, dass ein qualifizierter Ausbau<br />

ambulanter und teilstationärer Hilfen zwangsläufig mit geringeren Fremdunterbringungen<br />

einhergehen muss. Auf die generelle Genese von Hilfebedarf hat die<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfe mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nur geringen<br />

Einfluss. D.h. verschlechtern sich die Lebensbedingungen in einer Kommune<br />

bzw. kommt es durch Zuzug zu Hilfeübernahmen, so hat die Bedarfslagenentwicklung<br />

zunächst nichts mit den Infrastrukturangeboten zu tun. Ebenso soll mit dem Verweis<br />

auf die Bedeutung von qualifizierten ambulanten und teilstationären Hilfesettings<br />

keineswegs eine Hierarchisierung zwischen den Hilfen impliziert werden. Für<br />

eine bestimmte Zielgruppe ist und bleibt die Heimerziehung die notwendige, geeignete<br />

und auch wirkungsorientierte Hilfeform. Allerdings gilt es auch 14 Jahre nach<br />

Inkrafttreten des <strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfegesetzes noch herauszufinden, inwiefern<br />

es gelungen ist, die Gleichrangigkeit eines ausdifferenzierten Hilfespektrums auch<br />

umzusetzen, um vor diesem Hintergrund Effekte und Wechselwirkungen innerhalb<br />

der Angebotsstruktur aufarbeiten zu können.<br />

Die Nachfrage nach Erziehungshilfen ist ebenso abhängig vom Ausbau und der Qualität<br />

präventiver Leistungen der <strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfe. Je mehr die Angebote der<br />

Regelinstitutionen (<strong>Kinder</strong>tagesstätten, Schule, Jugendarbeit) qualifiziert werden<br />

können, desto eher kann eine Aussonderung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen in „besondere<br />

Hilfen“ vermieden werden. Im Rahmen des Berichtswesenprojekts wurde<br />

daher auch der Zusammenhang zwischen dem Ausbaugrad von Regelangeboten<br />

(z.B. Krippen- und Hortplätze, Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit) und der Nachfrage<br />

nach Hilfen zur Erziehung erfasst und analysiert. Diesem Zusammenspiel<br />

von Regelangeboten und Hilfen zur Erziehung kommt in der Debatte um eine lebensweltorientierte<br />

Weiterentwicklung der <strong>Kinder</strong>- und Jugendhilfe und hier in besonderer<br />

Weise im Kontext der sozialraumorientierten Umbaumodelle eine besondere Bedeutung<br />

zu. Allerdings gibt es bislang noch wenig gesichertes Wissen darüber, wie<br />

Institut <strong>für</strong> Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.<br />

ism

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!