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PDF-Format - Residenzen-Kommission - GWDG

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Umgang mit der eigenen höfischen Kunstproduktion; schließlich aber auch nach dem<br />

politischen Kontext eines so absichtsvollen Kulturtransfers. Interesse gewinnen diese Fragen<br />

vor dem Hintergrund, daß Friedrich der Weise 1507 zur Generalstatthalterschaft der habsburgischen<br />

Niederlande gelangt war und damit begonnen hatte, Lukas Cranach d.Ä. als Hofmaler<br />

zu protegieren. Aus dieser Zeit resultierte letztlich die anhaltende Omnipräsenz Cranachs<br />

und seiner Werkstatt, nicht zuletzt aber auch die bisweilen kampagnenhaft anmutende<br />

Massenproduktion fürstlicher Bildnisse, denen immer stärker auch ausführliche historische<br />

und genealogische Texte und Wappen auf den Tafeln selbst beigegeben wurden. Gewisse<br />

Parallelen zwischen der „Vermarktung“ Andrea Mantegnas und Lukas Cranachs durch ihre<br />

jeweiligen Höfe seien unverkennbar.<br />

Mit dem Vortrag von Elke Anna WERNER (Berlin) über „Medien des Kulturtransfers bei<br />

Lukas Cranach d.Ä.“ schloß sich der Kreis in mehrfacher Hinsicht, denn erneut stand<br />

Cranach in seinem Verhältnis zu Dürer und zu den beiden um 1500 prägenden Kulturkreisen<br />

Italiens und der Niederlande im Fokus. Während letzterer namentlich an eine Reise an den<br />

Habsburgerhof in Mecheln geknüpft sei, wie das Triptychon mit der hl. Sippe in Frankfurt<br />

zeige, sei bei seinen italianisierenden Werken eher der Einfluß Parmigianinos feststellbar,<br />

darüberhinaus eine Intellektualisierung der verbreiteten Motive der „Schlafenden Nymphe“<br />

oder „Venus“ durch beigegebene lateinische Verse. Diese Kunstproduktion im Spannungsfeld<br />

höfischer Interessen und internationaler Kunstströmungen trat noch einmal am Beispiel<br />

von Cranachs Kopie des „Weltgerichts“ von Hieronymus Bosch als einem mutmaßlichen<br />

diplomatischen Geschenk zutage. Qualität und Umfang der kurfürstlichen Kunstpatronage<br />

sollten letztlich die Gleichrangigkeit Friedrichs des Weisen mit dem Oberhaupt des Reiches,<br />

Kaiser Maximilian, implizieren.<br />

Daß durch einige Absagen das dichte Programm ein wenig von seiner Gedrängtheit<br />

verloren hatte, gereichte den lebhaften, mitunter durchaus kontroversen Diskussionen nach<br />

den einzelnen Vorträgen sowie dem abschließenden, gemeinsamen Resumée durchaus nicht<br />

zum Nachteil. Schon in seinen Begrüßungsworten hatte Karl-Heinz Spieß eine<br />

Grundproblematik angedeutet, die die gesamte Tagung durchziehen sollte: Es sei schwer, das<br />

Phänomen „Kulturtransfer“ im einzelnen Fall schlüssig nachzuweisen oder gar einen<br />

Fürstenhof zu finden, an dem dieser beispielhaft erfolgt sei. Dies war – trotz der brauchbaren<br />

Begriffsdefinition nach H.-J. Lüsebrink und der in der Tagungsankündigung proponierten<br />

„Offenheit des Transferparadigmas“ – auch immer wieder an den unterschiedlichen Aspekten<br />

abzulesen, die dem Thema in den Vorträgen abgewonnen wurden. So tauchte in den anschließenden<br />

Diskussionen der Beiträge wiederholt das Bedürfnis nach einer schärferen Konturierung<br />

des Begriffes „Kulturtransfer“ auf, da dessen Mittel und Funktionsweisen nicht<br />

immer mit der erforderlichen Präzision zutage traten und da das bloße Vorhandensein<br />

fremder Kulturphänomene an einem Hof noch nicht zwingend als Kulturtransfer zu bezeichnen<br />

sei. Nicht nur aufgrund der absoluten Zahl von fünf Beiträgen aus der Kunstgeschichte,<br />

sondern auch durch die Tatsache, daß die drei historischen Referate im Bereich des Greifswalder<br />

Teilprojekts zu den Schatz- und Silberkammern deutscher Reichsfürsten angesiedelt<br />

waren, ergab sich ein deutliches kunstwissenschaftliches Übergewicht, das auch wiederholt<br />

zur Sprache gebracht wurde. Darüberhinaus wurde innerhalb dieses Bereiches eine stärkere<br />

Einbeziehung des Kunsthandwerks angemahnt, pars pro toto etwa der Tapisserie, die gemeinhin<br />

viel besser belegt sei als die Schatzkunst. Auch böten bereits vorgeprägte Stilcharakteristiken<br />

wie etwa die der „Internationalen Gotik“ ein weiteres Untersuchungsfeld. Nachgefragt<br />

wurde ferner – gerade im Verhältnis der deutschen Höfe zu Italien – der wiederholt<br />

gefallene Begriff des „Kulturgefälles“, der z.T. wohl auf den Stereotypen einer renaissance-<br />

bzw. italienlastigen Kunstgeschichtsschreibung sowie auf dem Nationalstaatsdenken des<br />

19. Jahrhunderts beruhe. Weitere Aspekte des spätmittelalterlichen Kulturtransfers ließen<br />

sich schlagwortartig in Fragestellungen nach seinen Spezifika an weiblichen Fürstenhöfen,<br />

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