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PDF-Format - Residenzen-Kommission - GWDG

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mindest Verbreitung des modernen Porträts, wenn nicht gar – in Anlehnung an Hans Belting<br />

– eine wichtige Stufe in der „Erfindung des Gemäldes“ schlechthin bezeichnen neue technische<br />

und gestalterische Möglichkeiten, die zugleich an ästhetische Rückwirkungen gekoppelt<br />

waren. Und schließlich mag man auch einen ‚ideologischen‘ Wandel konstatieren, geprägt<br />

vom Humanismus mit der Betonung des Individuums auf der einen, der Entfaltung von Ansätzen<br />

transpersonalen Herrschafts- und Politikverständnisses auf der anderen Seite. In vielerlei<br />

Hinsicht stehen Fürsten im Zentrum dieser von den Veranstaltern apostrophierten „Zeitenwende“.<br />

Die beiden ersten Sektionen („Fürstenbilder“ I und II) beschäftigten sich mit der Rezeption,<br />

der Medialität und den sozioökonomischen Bedingungen fürstlichen Handelns. Stephan<br />

SELZER (Halle) näherte sich dem Tagungsthema unter forschungsgeschichtlichen und methodischen<br />

Aspekten („Fürstenwandel an der Zeitenwende? Zugeschriebene Größe, Durchschnittshandeln<br />

und gesuchter Nachruhm bei weltlichen Reichsfürsten um 1500“). Der<br />

älteren Forschung, die Fürsten in Zuschreibung historischer Größe tendenziell „territorialisiert,<br />

bürokratisiert, nationalisiert und entaristokratisiert“ habe, setzte er als methodische<br />

Forderung den inner- und zwischendynastischen Vergleich sowie die Analyse der Zusammenhänge<br />

zwischen fürstlichem Handeln, zeitgenössischem Ansehen und späterer Rezeption<br />

entgegen. Birgit STUDT (Freiburg) beschrieb unter dem Titel „Neue Fürsten – neue Geschichte?<br />

Zum Wandel höfischer Geschichtsschreibung“ Möglichkeiten historiographischer<br />

Fürstendarstellung im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert anhand dreier Parameter:<br />

zugrundeliegendes Modell (Dynastie und/oder Land als Orientierungsmuster), gewählte Form<br />

(Ausrichtung auf Herkommen bzw. Familie oder Individuum) und zugedachte Funktion<br />

(Panegyrik – Fürstenspiegel). Von „Fürstenlob und Fürstenkritik durch die Zeitgenossen“<br />

handelte Reinhardt BUTZ (Dresden). Er ging dabei auch auf den institutionellen, personellen<br />

und organisatorischen Rahmen fürstlicher Herrschaft unter Einbeziehung theoretischer Überlegungen<br />

zum Fürstenhof ein. Aus kunsthistorischer Perspektive beschäftigte sich Matthias<br />

MÜLLER (Mainz) mit der „Individualität in Fürstenporträts der Zeit“, indem er den<br />

‚realistisch‘ anmutenden Duktus fürstlicher Bildnisse hinterfragte: Porträts von Lucas<br />

Cranach d.Ä. und anderen seien vornehmlich typologisch gestaltet, gerade die (scheinbar)<br />

individuellen Physiognomien seien Produkt der Stilisierung und Formalisierung. Einem<br />

anderen Medium wandte sich Harm von SEGGERN (Kiel) zu, dessen Vortrag „Neue Formen<br />

fürstlicher Propaganda“ sich mit Gebrauch und Funktion gedruckter Urkunden in der zweiten<br />

Hälfte des 15. Jahrhunderts befaßte. Sein Fazit: Der Einsatz des Buchdrucks zur Verbreitung<br />

von Mandaten, Ausschreiben und ähnlichen Stücken sei eine Fortsetzung der zunehmenden<br />

Verschriftlichung administrativer Vorgänge während des Spätmittelalters; bis weit in die<br />

frühe Neuzeit sei damit im Bereich der Verwaltung die handschriftliche Vervielfältigung<br />

keineswegs ersetzt, sondern ergänzt worden. Ralf-Gunnar WERLICH (Greifswald) beschrieb<br />

an konkreten Beispielen Formen, Funktionen und Instrumentalisierung fürstlicher Wappen<br />

(„Altes Medium in neuer Zeit: Beobachtungen zum Wandel reichsfürstlicher heraldischer<br />

Präsentation zwischen 1450 und 1550“). Dabei schrieb er dem Nordosten des Reiches für das<br />

15. Jahrhundert ein besonderes Innovationspotential zu. Heinz KRIEG (Freiburg) lenkte den<br />

Blick auf die ritterliche Stilisierung biographischer Konzepte („Ein neues Rittertum? Ritterlich-höfische<br />

Kultur um 1500“). Im Vordergrund stand dabei das ‚Ruhmeswerk‘ Kaiser<br />

Maximilians. „Die Kosten des Prestiges: Fürstliche Haushalte um 1500“ behandelte Matthias<br />

STEINBRINK (München). Zur Sprache kamen die Geldquellen (Domänen, ‚Steuern‘, Verschuldung),<br />

die Ausgaben (insbesondere für den Hof) und die fürstlichen und landständischen<br />

Versuche zu ihrer Begrenzung, schließlich die Umsetzung in fürstliches Prestige, die sich vor<br />

allem am jeweiligen Vergleich mit anderen Dynastien und Höfen orientiert habe.<br />

Die zweite Hälfte der Tagung wandte sich in weitgehend chronologischer Reihenfolge<br />

einzelnen Fürsten zu; aus dieser Perspektive wurden zahlreiche Themen der ersten Hälfte<br />

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