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PDF-Format - Residenzen-Kommission - GWDG

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Themen, außereuropäischen, frühmittelalterlichen und vielen neuzeitlichen. Mit anderen<br />

Worten: unser Gesichtskreis, der nie eng gewesen, weitet sich aus und schaut nun bis zum<br />

Jahre 1918.<br />

Daneben ist auf zwei wichtige Neuerscheinungen hinzuweisen: Zum einen auf die Festschrift<br />

„Herrschaft – Architektur – Raum“ für Ulrich Schütte, aus der ungemein viel Gewinn<br />

zu ziehen ist, z.B. zum Thema der Effigies, nun aber der nachmittelalterlichen (Michaela<br />

Völkel) – wen hätte beim Rundgang durch die Münchener Frauenkirche nicht ein Schauer<br />

erfaßt angesichts der wächsernen Fürstenkinder? Zum anderen ist anzuzeigen die für den 29.<br />

Oktober dieses Jahres bei C. H. Beck in München angekündigte Veröffentlichung des<br />

„Handbuchs der Politischen Ikonographie“, das, von Martin Warnke, Uwe Fleckner und<br />

Hendrik Ziegler herausgegeben, drei Bände umfassen wird, ca. 1360 Seiten und 1200 Abbildungen.<br />

Damit wird im Abstand einer ganzen Generation endlich das Pendant zum Lexikon<br />

der Christlichen Ikonographie vorliegen, das uns so lange fehlte.<br />

Munter geht es weiter: Rituale werden ausgestellt, die Gegenwart der Zentrale in der habsburgischen<br />

Peripherie erkundet, Heinrichs VII. (ohne Klammer) „governance“ (weshalb nicht<br />

schlicht Herrschaftspraxis?) untersucht, die wehrhafte Residenz von der Stiftung Thüringer<br />

Schlösser und Gärten betrachtet, das farbige Mittelalter durch den Mediävistenverband<br />

wiederentdeckt, der Mythos Burg mit der Wartburg-Gesellschaft und auch der Nürnberger<br />

Spieleteppich mit Hilfe des Germanischen Nationalmuseums entschlüsselt.<br />

Es ist atemberaubend. Bleibt überhaupt noch etwas zu tun? Ja, und ganz entschieden. Gerade<br />

besuchte ich Sondershausen in Thüringen, Residenz des Hauses Schwarzburg, später<br />

Fürsten des 18. Jahrhunderts, die anders als so manche thüringische Grafengeschlechter bis<br />

ins 20. Jahrhundert aufsteigend überleben konnten. Die Burg wurde in der Renaissance zur<br />

Residenz umgebaut, kaum größer als die Burg Beichlingen, die Wolfgang von Werthern laut<br />

Inschrift im Jahre 1553 ex Italia reversus mit einem prächtigen Wohnturm als Familiensitz<br />

versah. Im 18. Jahrhundert aber mußte eine goldene Kutsche her, aus Paris geliefert und<br />

sechsspännig heute noch im Schloß zu besichtigen, das seinerseits um den Preis des gerade<br />

noch abgewandten Konkurses ganz ungehörige Dimensionen mit großer Empfangstreppe<br />

erhielt. Der Ruhm Sondershausens war im 19. Jahrhundert schließlich sein Orchester, zeitweilig<br />

von Max Bruch geleitet; im angesehen Konservatorium lernte Max Reger sein Handwerk.<br />

„<strong>Residenzen</strong> im 19. Jahrhundert. Selbstzeugnisse zum höfischen, gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Leben in Sondershausen und Arnstadt“, heißt eine von Jochen Lengemann im<br />

Jahre 2004 herausgegebene Sammlung. Wilhelm von Kügelgens Briefe mit dem (falschen)<br />

Titel „Bürgerleben“ von Walther Killy zum Druck befördert, haben uns Ballenstedt zur selben<br />

Zeit erleben lassen. Unter unseren neuen Titeln findet sich Silke Marburgs Buch über<br />

König Johann von Sachsen, den Danteübersetzer und Erneuerer des unlängst so schwer vom<br />

Hochwasser beschädigten Wesenstein. Sehen was bleibt, erkennen was sich wandelt, ausmachen<br />

was abstirbt in der tausendjährigen Geschichte des Hochadels, die immer noch wirkt<br />

und deren Erbschaft wir verwalten – wäre das nicht eine anziehende, ja wichtige Aufgabe?<br />

Zum Schluß noch ein Geschenk, ein besonders wertvolles, des Inhalts wegen, aber auch<br />

der daran beteiligten Personen: Als Sonderheft 10 dieser Mitteilungen erscheint und wird mit<br />

dem gegenwärtigen Heft versandt eine lateinisch-deutsche Ausgabe von Ulrich von Huttens<br />

Dialog über den Hof. Der unvergessene Rainer A. Müller hatte die Idee dazu, Ernst Wenzel<br />

fertigte die Übersetzung, Klaus Schreiner brachte alles zum guten Ende und schrieb die ausgreifende<br />

Einleitung; die Maximilian-Bickhoff-Stiftung an der Universität Eichstätt<br />

finanzierte den Druck. Damit ist nun einer der deutschen Kerntexte zum Hof aus dem Jahre<br />

1518 für jedermann zugänglich.<br />

Kronshagen, am 25. Juni 2008 Werner Paravicini<br />

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