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Tax Journal 04/2007 - WTS Aktiengesellschaft ...

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Dr. Ralph Wiechers,<br />

Abteilungsleiter Steuern,<br />

VDMA e.V. Frankfurt<br />

Weiter geht’s!<br />

Der Beschluss des Bundesrates zur Unternehmensteuerreform 2008 von<br />

Anfang Juli setzt einen vorläufigen Schlusspunkt unter eine mehr als<br />

zwei Jahre andauernde steuerpolitische Debatte. Zur Erinnerung: Bereits<br />

im März 2005 vereinbarten die damalige Regierungskoalition unter Führung<br />

von Gerhard Schröder und die Unionsparteien, vertreten durch<br />

deren Vorsitzende Angela Merkel und Edmund Stoiber, im Rahmen der<br />

Jobgipfelbeschlüsse eine Absenkung des Körperschaftsteuersatzes –<br />

eine langjährige Forderung der Wirtschaft. Der niedrigere Körperschaftsteuersatz<br />

wird nun definitiv kommen, für Gewinn thesaurierende Personengesellschaften<br />

wurde ebenfalls eine Lösung gefunden. Doch der<br />

Jubel bleibt aus!? Ein ungerechtes Geschenk für die Großindustrie sei die Unternehmensteuerreform,<br />

klagen die einen. Die Steuersatzsenkung sei teuer mit steuersystematischen Sündenfällen<br />

erkauft, halten die anderen entgegen. Typisch deutsch, dieses Zerreden einer erfolgreichen<br />

Reform, kommentieren nicht nur Vertreter der politischen Kaste.<br />

Fakt ist: Alle Ansätze zu einer grundlegenden Remedur der Unternehmensbesteuerung sind<br />

gescheitert. Die Steuervereinfachung ist auf der Strecke geblieben. Fakt ist aber auch: Mehr war<br />

offensichtlich nicht drin. Die politische Kraft hat nicht ausgereicht für den großen Wurf.<br />

Was heißt das für Steuerzahler in den Unternehmen, ihre Berater und ihre Interessenvertreter in<br />

den Verbänden? Zu allererst wird es natürlich darum gehen, zu informieren, zu analysieren, wo<br />

das eigene Unternehmen von Zinsschranke, Funktionsverlagerung etc. betroffen ist, und den<br />

Erfahrungsaustausch zu organisieren. Die administrative Bewältigung dieser neuen Vorschriften,<br />

hier sollten wir uns nichts vormachen, wird uns alle – Steuerzahler, Steuerberater, Steuerbehörden<br />

und Gerichte – noch über Jahre beschäftigen. Einstellen sollten wir uns ferner darauf, dass<br />

Steuersatzsenkungen über Jahre kein politisches Thema mehr sein werden. Daran werden auch<br />

die Forderungen des Bundeswirtschaftsministers nichts ändern. Deutschland ist mit der jüngsten<br />

Reform in verschiedenen Rankings zur Steuerbelastung vom letzten Platz in Richtung Mittelfeld<br />

vorgestoßen. Der politische Wille, mehr zu tun, dürfte zumindest in dieser Legislaturperiode,<br />

vielleicht sogar darüber hinaus, erschöpft sein. Im Gegenteil: Der Druck, die Bemessungsgrundlage<br />

des niedrigeren Steuersatzes auszuweiten, dürfte spätestens mit Auslaufen der konjunkturell<br />

bedingten Steuermehreinnahmen weiter steigen. Für vermeintliche Großzügigkeit wird es<br />

in Zukunft immer weniger Befürworter geben. Je niedriger der Steuersatz, je schärfer die Vorschriften<br />

zur Ermittlung der Steuerbasis und je unnachgiebiger die Durchsetzung der Steuerforderungen<br />

– dies ist ein Phänomen, das wir in vielen vermeintlichen Niedrigsteuerländern<br />

beobachten müssen.<br />

Und dennoch: Die Steuervereinfachung darf nicht auf der Strecke bleiben, das was besteuert<br />

werden soll, nicht der Willkür anheimfallen. Um Änderungen herbeizuführen, ist und bleibt es<br />

unverzichtbar, standhaft zu bleiben und die steuerlichen Gewinnermittlungsvorschriften zu reformieren.<br />

Das wird freilich nicht mit einem Rundumschlag gelingen, wie ihn sich beispielsweise die<br />

Steuerreformkommission der Stiftung Marktwirtschaft aus zweifelsfrei honorigen Gründen vorstellt.<br />

Steuer- wie Haushaltspolitiker gleich welcher politischen Couleur oder landsmannschaftlichen<br />

Herkunft dürften damit aus inhaltlichen und budgetären Gründen überfordert sein. Stattdessen<br />

wird es auf einen Häuserkampf hinauslaufen, ein zähes Ringen in den Betriebsprüfungen<br />

und mit den für Durchführungsverordnungen und Anwendungsschreiben in den Ministerien Verantwortlichen,<br />

doch weitgehend jenseits des bundespolitischen Getöses. Das eröffnet durchaus<br />

auch Chancen, und mancher Reformvorschlag kommt so hoffentlich doch noch zu Ehren.<br />

2 <strong>WTS</strong> · tax journal · Ausgabe Nr. <strong>04</strong>/07 · Juli <strong>2007</strong>

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