WTS Journal 03/012 - WTS Aktiengesellschaft ...
WTS Journal 03/012 - WTS Aktiengesellschaft ...
WTS Journal 03/012 - WTS Aktiengesellschaft ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Oktober 2<strong>012</strong><br />
wts journal<br />
# 3.2<strong>012</strong><br />
Mandanteninformation<br />
www.wts.de<br />
HigHligHts in dieser AusgAbe<br />
tAX | nationales steuerrecht<br />
Ertragsteuern: Verfassungsmäßigkeit der<br />
Nichtabziehbarkeit der Gewerbesteuer bei<br />
der Gewinnermittlung<br />
Umsatzsteuer: BMF zur elektronischen<br />
Rechnungsstellung<br />
Grunderwerbsteuer: Neue gleich lautende<br />
Ländererlasse zur Anwendung des § 6a GrEStG<br />
(Steuervergünstigung bei Umstrukturierung im<br />
Konzern)<br />
Erbschaft- und Schenkungsteuer: Schenkungsteuerliche<br />
Behandlung von Cash-Gesellschaften<br />
Energiesteuer: Energie- und stromsteuerliche<br />
Begünstigungen ab 2013<br />
tAX | internationales<br />
OECD veröffentlicht wegweisende Überarbeitung<br />
der OECD-Richtlinien zu Intangibles<br />
legAl<br />
Kapitalmarktrecht: EuGH-Urteil zu Ad-hoc-<br />
Mitteilungen über Insider-Informationen<br />
Consulting<br />
Compliance: Von Compliance 1.0 zu<br />
Compliance 2.0 – weniger Bürokratie und<br />
mehr Geschäftsnähe<br />
Financial Advisory: Diskussion über die<br />
Prüfungspflicht mittelgroßer Unternehmen<br />
auf EU-Ebene und in den Berufsverbänden<br />
Entlastungen für Kleinstkapitalgesellschaften im<br />
Rahmen des Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzänderungsgesetzes
Seite<br />
5<br />
5<br />
6<br />
6<br />
7<br />
8<br />
8<br />
9<br />
9<br />
10<br />
10<br />
11<br />
11<br />
12<br />
13<br />
2<br />
Inhalt<br />
tAX | nationales steuerrecht<br />
1 Ertragsteuern<br />
a Anhebung der Herstellungskostenuntergrenze<br />
in R 6.3 des Entwurfs der Einkommensteueränderungsrichtlinien<br />
2<strong>012</strong><br />
b Herstellungskosten statt Erhaltungsaufwendungen<br />
bei Standardhebung<br />
c Steuerliche Behandlung von Datennetzen<br />
in Bürogebäuden aktualisiert<br />
d Gewährung eines Investitionsabzugsbetrags<br />
gem. § 7g EStG auf Photovoltaikanlagen<br />
auch bei privater Stromnutzung<br />
e Halb- und Teilabzugsverbot bei Betriebsaufspaltung<br />
f Aktualisierung des koordinierten<br />
Ländererlasses zur gewerbesteuerlichen<br />
Hinzurechnung<br />
g Anwendbarkeit von § 6 Abs. 5 S. 4 EStG<br />
(sog. Sperrfristverstoß) im Falle einer Ein-<br />
Mann-GmbH & Co. KG<br />
h Bauzeitzinsen als Herstellungskosten<br />
bei den Einkünften aus Vermietung und<br />
Verpachtung<br />
i Erstattungszinsen bei der Einkommensteuer<br />
nicht notwendig steuerbar<br />
j Entsprechend der Beteiligung keine Realisation<br />
bei Verkauf von Betriebsvermögen<br />
des Gesellschafters an Zebragesellschaft<br />
k Einjährige Verlustrücktragsbegrenzung<br />
verfassungsgemäß?<br />
l Zur Verfassungsmäßigkeit der Nichtabziehbarkeit<br />
der Gewerbesteuer bei der<br />
Gewinnermittlung<br />
m Keine Aktivierung von Minusstunden<br />
der Mitarbeiter<br />
2 Umsatzsteuer<br />
a Umsatzsteuerliche Behandlung der Portfolioverwaltung<br />
b Umsatzsteuerliche Behandlung von<br />
Erschließungsmaßnahmen<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
c BMF zur elektronischen Rechnungsstellung<br />
d Rückwirkender Vorsteuerabzug bei<br />
Rechnungsberichtigung?<br />
e Factoring als einheitliche Leistung<br />
3 Grunderwerbsteuer<br />
a Anforderungen für die Nichterhebung<br />
von Grunderwerbsteuer bei Rückgängigmachung<br />
von Erwerbsvorgängen<br />
b Zur Frage des einheitlichen Erwerbsgegenstands<br />
c Neue gleich lautende Ländererlasse<br />
zur Anwendung des § 6a GrEStG (Steuervergünstigung<br />
bei Umstrukturierung im<br />
Konzern)<br />
4 Erbschaft- und Schenkungsteuer<br />
a Nichtbegünstigung von Drittstaatenbeteiligungen<br />
im deutschen Erbschaftsteuerrecht<br />
b Schenkungsteuerliche Behandlung von<br />
Cash-Gesellschaften<br />
5 Grundsteuer<br />
Verfassungsmäßigkeit der Einheitsbewertung<br />
– Vorläufigkeit von Bescheiden<br />
6 AO/Verfahrensrecht<br />
Keine uneingeschränkte Auskunftspflicht<br />
gegenüber der Finanzbehörde<br />
7 Lohnsteuer/Sozialversicherung<br />
a Bei Entsendungen in die Schweiz und<br />
die EWR-Staaten gilt nun EU-Recht<br />
b Lohnsteuerliche Behandlung der<br />
Familienpflegezeit<br />
c Einführung der elektronischen<br />
Lohnsteuerkarte<br />
8 Zoll<br />
WTO-Beitritt Russlands: Zollrechtliche<br />
Änderungen<br />
9 Energiesteuer<br />
Energie- und stromsteuerliche<br />
Begünstigungen ab 2013<br />
Seite<br />
13<br />
14<br />
15<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
18<br />
19<br />
19<br />
20<br />
21<br />
21<br />
21<br />
22
Seite<br />
23<br />
24<br />
24<br />
25<br />
25<br />
26<br />
26<br />
27<br />
27<br />
27<br />
28<br />
28<br />
29<br />
29<br />
tAX | internationales<br />
10 OECD<br />
a OECD veröffentlicht wegweisende<br />
Überarbeitung der OECD-Richtlinien zu<br />
Intangibles<br />
b OECD veröffentlicht drei weitere<br />
Berichte zu Verrechnungspreisen<br />
11 Österreich<br />
a Neue Immobilienertragsbesteuerung in<br />
Österreich<br />
b Neues bei der Forschungsförderung in<br />
Österreich<br />
c Entfall der Entlastung österreichischer<br />
Investoren bei vermögensverwaltenden<br />
deutschen Personengesellschaften<br />
d Progressionsvorbehalt in Österreich bei<br />
deutschen Sozialversicherungspensionen<br />
12 Deutschland<br />
Finanzämter zuständig für Entlastung<br />
ausländischer Gesellschaften bei Streubesitzdividenden<br />
13 EuGH<br />
Betriebsausgabenabzug für Zahlungen an<br />
ausländischen Empfänger<br />
14 Argentinien<br />
Verschärfungen des Devisentauschs und<br />
die Auswirkungen auf die Personalentsendung<br />
nach Argentinien<br />
15 Brasilien<br />
Zinsen auf das Eigenkapital einer brasilianischen<br />
Tochtergesellschaft sind bei deutschem<br />
Empfänger Dividendeneinkünfte<br />
16 Ungarn<br />
DBA Deutschland/Ungarn: Ungarische<br />
Gewerbesteuer (LBT)<br />
17 Türkei<br />
DBA Deutschland/Türkei in Kraft getreten<br />
18 Frankreich<br />
a Einführung eines Zuschlags auf die<br />
Körperschaftsteuer auf ausgeschüttete<br />
Gewinne<br />
b Beschränkung der Verlustverrechnung<br />
legAl<br />
Kapitalmarktrecht<br />
EuGH-Urteil zu Ad-hoc-Mitteilungen über<br />
Insider-Informationen<br />
Consulting<br />
1 Compliance<br />
Von Compliance 1.0 zu Compliance 2.0<br />
– weniger Bürokratie und mehr Geschäftsnähe<br />
2 Financial Advisory<br />
a Diskussion über die Prüfungspflicht<br />
mittelgroßer Unternehmen auf EU-Ebene<br />
und in den Berufsverbänden<br />
b Entlastungen für Kleinstkapitalgesellschaften<br />
im Rahmen des Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzänderungsgesetzes<br />
c Mit dem neuen Entwurf des DRSC<br />
(E-AH 1) ändert sich die Bilanzierung von<br />
Aufstockungsleistungen nach IFRS<br />
d Bekanntmachung des überarbeiteten<br />
„Deutschen Corporate Governance Kodex“<br />
in der Fassung vom 15.05.2<strong>012</strong><br />
e Aktueller Endorsement Status Report<br />
der EFRAG<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 3<br />
Seite<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
33<br />
34<br />
35
Fritz Esterer,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>WTS</strong> Group AG<br />
4<br />
Neuer Name und mehr Information –<br />
Das Tax <strong>Journal</strong> wird zum <strong>WTS</strong> <strong>Journal</strong><br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
seit vielen Jahren informieren wir Sie<br />
mit unserem Tax <strong>Journal</strong> über aktuelle<br />
Geschehnisse rund um das Steuerrecht.<br />
Die Publikation hat sich längst als kompetente<br />
Fachzeitung und praxisnahes<br />
Nachschlagewerk für Steuerfachleute und<br />
Steuerinteressierte etabliert. Doch nichts<br />
ist so beständig wie der Wandel. Ab dieser<br />
Ausgabe präsentiert sich das Tax <strong>Journal</strong><br />
in einem neuen Design unter dem Namen<br />
„<strong>WTS</strong> <strong>Journal</strong>“. Außerdem dürfen Sie sich<br />
auf zusätzliche Inhalte freuen, denn künftig<br />
greifen wir auch Themen aus der Welt<br />
der Rechts- und Unternehmensberatung<br />
auf. Die Veränderung resultiert aus dem<br />
stetigen Entwicklungsprozess, den die <strong>WTS</strong><br />
als Herausgeberin des <strong>Journal</strong>s vollzieht.<br />
Die <strong>WTS</strong> ist seit ihrer Gründung im Jahre<br />
2000 von einer reinen Steuerberatungsgesellschaft<br />
zu einer international tätigen Beratungsgruppe<br />
mit über 400 Mitarbeitern<br />
und einem eigenen globalen Netzwerk<br />
herangewachsen. Nach der erfolgreichen<br />
Integration neuer Beratungsfelder offerieren<br />
wir heute ein umfassendes Serviceangebot<br />
in den Geschäftsbereichen Steuer-,<br />
Rechts- und Unternehmensberatung, wobei<br />
die rechtliche Beratung auch in enger<br />
Kooperation mit namhaften Anwaltskanzleien<br />
erfolgt. Zur Vermeidung von Interessenkonflikten<br />
verzichtet die <strong>WTS</strong> weiterhin<br />
bewusst auf klassische Wirtschaftsprüfung.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>WTS</strong> Group AG Steuerberatungsgesellschaft<br />
Thomas-Wimmer-Ring 1-3<br />
80539 München<br />
Tel. +49 (0) 89 286 46-0<br />
Fax +49 (0) 89 286 46-111<br />
www.wts.de I wtsjournal@wts.de<br />
Redaktion<br />
Dr. Martin Bartelt, Dirk Beduhn, Agnes Daub-Kienle,<br />
Nikolaus Färber, Anne Linke, Dr. Axel Löntz, Andreas<br />
Masuch, Till Reinfeld, Birgitt Trompeter<br />
Standorte<br />
Düsseldorf I Erlangen I Frankfurt I Hamburg I München<br />
I Raubling<br />
Typografie, Layout<br />
hartmann brand consulting, München<br />
Druck<br />
LOGOPRINT, München<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
Auch künftig wird die <strong>WTS</strong> ihren Expansionskurs<br />
fortsetzen und den Ausbau ihres<br />
Beratungsportfolios forcieren. Einen<br />
wesentlichen Baustein der Wachstumsstrategie<br />
bildet dabei der neue <strong>WTS</strong>-<br />
Markenauftritt mit einem neuen Corporate<br />
Design. Dieses wird übergreifend für alle<br />
Gesellschaften der <strong>WTS</strong>-Gruppe verwendet,<br />
die sich in der Vergangenheit noch in<br />
unterschiedlicher Weise der Öffentlichkeit<br />
präsentierten. Dadurch kommunizieren<br />
wir einheitlich nach außen und gestalten<br />
das Leistungsspektrum der <strong>WTS</strong> deutlich<br />
transparenter.<br />
Mit dem neuen <strong>WTS</strong> <strong>Journal</strong> passen wir uns<br />
nicht nur grafisch an das neue Corporate<br />
Design an, sondern decken nun auch<br />
inhaltlich sämtliche Geschäftsbereiche<br />
der <strong>WTS</strong>-Gruppe ab. So können wir Sie in<br />
Zukunft noch umfassender über die neuesten<br />
Entwicklungen in unseren Beratungsfeldern<br />
informieren.<br />
Genießen Sie die erste Ausgabe unseres<br />
neuen <strong>WTS</strong> <strong>Journal</strong>s und bleiben Sie uns<br />
treu!<br />
Ihr Fritz Esterer<br />
Diese <strong>WTS</strong>-Information stellt keine Beratung dar und<br />
verfolgt ausschließlich den Zweck, ausgewählte Themen<br />
allgemein darzustellen. Die hierin enthaltenen<br />
Ausführungen und Darstellungen erheben daher<br />
weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch sind<br />
sie geeignet, eine Beratung im Einzelfall zu ersetzen.<br />
Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Gewähr<br />
übernommen. Im Falle von Fragen zu den hierin<br />
aufgegriffenen oder anderen fachlichen Themen<br />
wenden Sie sich bitte an Ihren <strong>WTS</strong>-Ansprechpartner<br />
oder an einen der genannten Kontakte.<br />
Die <strong>WTS</strong> Group AG Steuerberatungsgesellschaft ist<br />
Mitglied der <strong>WTS</strong> Alliance. Das Kennzeichen „<strong>WTS</strong>“<br />
bezieht sich auf die <strong>WTS</strong> Alliance Vereniging („<strong>WTS</strong> Alliance“),<br />
einen Verein niederländischen Rechts, sowie<br />
auf deren Mitglieder. Alle Mitglieder der <strong>WTS</strong> Alliance<br />
sind rechtlich selbständige und unabhängige Firmen,<br />
welche nur für eigenes Handeln und Unterlassen,<br />
nicht für solches anderer Mitglieder verantwortlich<br />
sind. Sie sind darüber hinaus nicht berechtigt,<br />
andere Mitglieder von <strong>WTS</strong> Alliance zu vertreten oder<br />
rechtlich zu verpflichten. Gleiches gilt im Verhältnis<br />
zwischen <strong>WTS</strong> Alliance und ihren Mitgliedern.
BMF-Mitteilung<br />
vom 09.05.2<strong>012</strong><br />
Abweichung der steuer-<br />
lichen Herstellungskostenuntergrenze<br />
zum<br />
Handelsrecht<br />
BMF vom 12.<strong>03</strong>.2010<br />
Stellungnahme der<br />
8er-Bande<br />
Urteilsfall<br />
BFH vom 18.08.2010<br />
(AZ: IX R 21/08)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
1a | Anhebung der Herstellungskostenuntergrenze in R 6.3 des Entwurfs der Einkommensteueränderungsrichtlinien<br />
2<strong>012</strong> | Autorin: Sandra Paintner, München<br />
Im Mai 2<strong>012</strong> hat das BMF einen Entwurf<br />
zur Änderung der Einkommensteuer-<br />
Richtlinie 2008 (EStÄR 2<strong>012</strong>) diversen<br />
Fach-, Berufs- und Wirtschaftsverbänden<br />
zur Stellungnahme übermittelt. Von den<br />
vorgesehen Änderungen ist unter anderem<br />
der steuerliche Herstellungskostenbegriff<br />
gemäß R 6.3 Abs. 1 EStR betroffen.<br />
Nach dem Handelsrecht (§ 255 Abs. 2 HGB)<br />
unterliegen Kosten der allgemeinen Verwaltung<br />
sowie Aufwendungen für soziale<br />
Betriebseinrichtungen, freiwillige soziale<br />
Leistungen und für die betriebliche Altersvorsorge<br />
einem Einbeziehungswahlrecht,<br />
das bisher in lange geübter Praxis auch<br />
steuerlich anerkannt wurde. Mit den EStÄR<br />
2<strong>012</strong> soll dieses Wahlrecht, das bereits mit<br />
einem BMF-Schreiben aus 2010 gekippt<br />
wurde, jedoch bis zum Erlass neuer ESt-<br />
Richtlinien noch über eine Nichtbeanstandungsregelung<br />
angewendet werden<br />
konnte, steuerlich zu einer Einbeziehungspflicht<br />
und folglich zu einer möglichen<br />
steuerlichen Mehrbelastung führen.<br />
Die acht Spitzenorganisationen der deutschen<br />
Wirtschaft haben mit Schreiben vom<br />
07.06.2<strong>012</strong> eine gemeinsame Stellungnahme<br />
an das BMF übersandt, in der sie<br />
sich u.a. gegen diese geplante Ausweitung<br />
Im Streitfall erwarb die Klägerin 2002 zwei<br />
Mehrfamilienhäuser des Baujahres 1958,<br />
um sie nach Instandsetzung zu vermieten.<br />
Die Kosten hierfür machte sie als Erhaltungsaufwendungen<br />
geltend. Das zuständige<br />
Finanzamt war jedoch der Auffassung,<br />
dass es sich um nachträgliche, aktivierungsfähige<br />
Herstellungskosten handelte.<br />
In einer Entscheidung aus 2010 führte der<br />
BFH aus, dass Herstellungskosten anzunehmen<br />
sind, wenn eine Maßnahme eine<br />
wesentliche Verbesserung des Gebäudes<br />
zur Folge hat, mithin so weitreichend<br />
ist, dass es bei mindestens drei der vom<br />
BFH bereits 2001 entwickelten und nun<br />
wieder aufgenommenen Kernbereiche<br />
der steuerlichen Herstellungskostenuntergrenze<br />
aussprachen. Nach ihrer Auffassung<br />
setze sich die Finanzverwaltung in Widerspruch<br />
zum Willen des Gesetzgebers, der<br />
nach der Gesetzesbegründung zu § 255<br />
Abs. 2 HGB n.F. erreichen wollte, dass die<br />
„handelsrechtliche Herstellungskostenuntergrenze<br />
an die steuerliche Herstellungskostenuntergrenze<br />
angeglichen“ wird.<br />
Zudem seien die o.g. Kostenbestandteile<br />
nicht (nur) durch den Fertigungsprozess,<br />
sondern durch das Unternehmen selbst<br />
veranlasst, was mangels direkten Veranlassungszusammenhangs<br />
eine willkürfreie<br />
Zuordnung zu den Herstellungskosten<br />
nicht zuließe. Eine weitere Verkomplizierung<br />
bei der Bestimmung der – zudem mit<br />
Unsicherheit behafteten – Herstellungskostenhöhe<br />
wäre die Folge.<br />
Trotz dieser Stellungnahme zeichnet sich<br />
allerdings ab, dass die Finanzverwaltung<br />
voraussichtlich bei ihrer Position bleiben<br />
wird. Lediglich auf Wirtschaftsgüter, mit<br />
deren Herstellung vor der Veröffentlichung<br />
der Neuregelung im Bundesteuerblatt<br />
begonnen wurde, soll der bisherige Herstellungskostenbegriff<br />
noch angewendet<br />
werden dürfen. Der Beschluss der Einkommensteuer-Änderungsrichtlinien<br />
durch den<br />
Bundesrat ist für den 12.10.2<strong>012</strong> geplant.<br />
1b | Herstellungskosten statt Erhaltungsaufwendungen bei Standardhebung |<br />
Autoren: StBin Anne Linke, Karin Bauer, München<br />
(Heizung, Sanitär, Elektro und Fenster) zu<br />
einer Standarderhöhung kommt (vgl. auch<br />
BMF vom 18.07.20<strong>03</strong>). Hierbei ist für den<br />
„ursprünglichen“ Zustand des Wohngebäudes<br />
nicht der Zeitpunkt des Baujahres,<br />
sondern der Zeitpunkt des Gebäudekaufs<br />
ausschlaggebend.<br />
Das Finanzgericht Köln urteilte nun, dass<br />
aufgrund der überalterten Ausstattung<br />
(Kohleöfen, auf Putz verlegte Elektroleitungen,<br />
nichtisolierverglaste Fenster)<br />
aus Sicht des im Jahr 2002 geltenden<br />
Standards von einer Standarderhöhung<br />
in allen vier Kernbereichen auszugehen<br />
sei und verdeutlichte, dass die bereits im<br />
o.g. BMF-Schreiben zur Identifizierung des<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 5<br />
Ausblick<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München<br />
marco.dern@wts.de<br />
FG Köln vom 26.01.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 10 K 235/10)
FG Sachsen-Anhalt<br />
vom 12.12.2011<br />
(AZ: 1 K 1071/06)<br />
FG Sachsen-Anhalt<br />
vom 12.12.2011<br />
(AZ: 1 K 1071/06)<br />
BFH vom 20.04.2006<br />
(AZ: III B 1<strong>03</strong>/05)<br />
Netzwerkkabel, Server<br />
und Switches als eigenständige<br />
Wirtschaftsgüter<br />
6<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
Standards eines Kernbereichs vorgegebenen<br />
Punkte lediglich beispielhaft sind und<br />
anhand des für den relevanten Zeitpunkt<br />
„gültigen“ technischen Standards überprüft<br />
werden müssen.<br />
Gerade dies eröffnet jedoch der Finanzverwaltung<br />
ein weites Feld in der Argumentationslinie<br />
der Standardhebung. Bezüglich<br />
Relevanz und Anpassung der Verkehrs-<br />
1c | Steuerliche Behandlung von Datennetzen in Bürogebäuden aktualisiert |<br />
Autor: StB Bernhard Brock, München<br />
Erstmals in jüngerer Zeit hat sich ein<br />
Finanzgericht im Detail mit der Frage der<br />
Behandlung von Datennetzen in Bürogebäuden<br />
auseinandergesetzt. Diese Frage<br />
bzw. die Entscheidung strahlt auf nahezu<br />
alle bei einer Immobilie bzw. einer<br />
Immobilientransaktion anzutreffenden<br />
Steuerarten (insb. die Ertragsteuern, die<br />
Grunderwerbsteuer, die Umsatzsteuer, die<br />
Grundsteuer und die Investitionszulage)<br />
aus. Die Frage war bisher allein in einem<br />
Beschluss zu einer Nichtzulassungsbeschwerde<br />
für 1998 aufgeworfen worden.<br />
Die bisher in der Immobilienwirtschaft<br />
vertretene Auffassung hatte im Wesentlichen<br />
auf allgemeinen Grundsätzen und<br />
auf Rechtsprechung zur Behandlung von<br />
Fernschreibnetzen in den 1980er Jahren<br />
gefußt. Auf jeden Fall hatte die bisherige<br />
Rechtsprechung kaum die in modernen<br />
Bürogebäuden anzutreffenden Konfigurationen<br />
und den technischen Fortschritt<br />
widergespiegelt.<br />
Die Kosten für den Einbau von Netzwerkkabeln,<br />
Servern und Switches stellen<br />
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten für<br />
eigenständige bewegliche Wirtschaftsgüter<br />
dar, da diese aufgrund der Verlegung<br />
in – zum Gebäude gehörenden – Kabel-<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
anschauung über den typischen Standard<br />
von Bürogebäuden sei auf das jüngst<br />
ergangene Urteil des FG Sachsen-Anhalt<br />
hingewiesen. Auch die bisher ungeklärte<br />
Frage der Übertragbarkeit der ggf. für die<br />
jeweiligen Immobilienspezifika weiterzuentwickelnden<br />
Grundsätze auf gewerblich<br />
genutzte Immobilien (wie z.B. Bürokomplexe,<br />
Fertigungshallen, Logistikcenter)<br />
verhindert bisher Rechtssicherheit.<br />
schächten jederzeit wieder ausgebaut und<br />
anderweitig wiederverwendet werden<br />
können und somit keine wesentlichen Gebäudebestandteile<br />
i.S.d. §§ 93, 94 Abs. 2<br />
BGB darstellen. Damit wird die bisher seitens<br />
der Immobilienwirtschaft überwiegend<br />
vertretene Auffassung bestätigt. Von<br />
besonderer Bedeutung ist dies für Fälle, in<br />
denen die erweiterte Grundstückskürzung<br />
erlangt werden soll. Hier würden diese<br />
Netze als mit vermietetes bewegliches<br />
Sachanlagevermögen wahrscheinlich die<br />
Kürzung gefährden. Andererseits reduziert<br />
sich hierdurch die Grunderwerbsteuer<br />
bzw. die Grundsteuer, nachdem diese beweglichen<br />
Anlagen aus der Bemessungsgrundlage<br />
herausgenommen werden.<br />
Von besonderem Interesse ist der Hinweis<br />
des Finanzgerichts, dass der Fall für 1999<br />
und auf Basis der zu diesem Zeitpunkt<br />
herrschenden Verkehrsanschauung entschieden<br />
wurde. Die Entscheidung hebt<br />
hervor, dass aufgrund der sich ändernden<br />
Verkehrsanschauung und aufgrund der<br />
unterschiedlichen Umstände des Einzelfalls<br />
(z.B. Nutzer der Immobilie mit<br />
anderen Bedürfnissen) bei der vorliegenden<br />
Konstellation auch andere Ergebnisse<br />
möglich sein könnten.<br />
1d | Gewährung eines Investitionsabzugsbetrags gem. § 7g EStG auf Photovoltaikanlagen<br />
auch bei privater Stromnutzung | Autor: StB Bernhard Brock, München<br />
Die steuerliche Behandlung von Anlagen<br />
für Photovoltaik und Blockheizkraftwerken<br />
(BHKW) hat innerhalb relativ kurzer<br />
Zeit das gesamte Steuerrecht durchdrungen.<br />
Mit dem 100.000-Dächer-Programm und<br />
dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG<br />
2004) liegen die ersten Anfänge für die<br />
Umsetzung von Photovoltaikanlagen<br />
kaum ein Jahrzehnt zurück.<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
Verkehrsanschauung und<br />
Einzelfall entscheidend<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de
OFD Niedersachsen<br />
vom 17.09.2010<br />
FinMin Schleswig-<br />
Holstein vom 11.11.2010<br />
BFH vom 18.04.2<strong>012</strong><br />
(AZ: X R 5/10)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
Die Bemühungen der deutschen Finanzverwaltung,<br />
der Rechtsprechung und auch<br />
der Steuerbürger haben gerade innerhalb<br />
der letzten beiden Jahre zu einer Vielzahl<br />
von Entscheidungen der Gerichte und Äußerungen<br />
der Verwaltung zu nahezu allen<br />
betroffenen Steuerarten geführt. Über<br />
die relativ unstrittige Frage der Qualifizierung<br />
der Einkünfte aus dem Betrieb einer<br />
Photovoltaikanlage als Gewerbebetrieb<br />
i.S.d § 15 EStG gelangt man sehr schnell<br />
zu allen mit einem Gewerbebetrieb im<br />
Zusammenhang auftretenden Rechtsfragen;<br />
insbesondere auch im Hinblick auf<br />
die anzunehmende Nutzungsdauer der<br />
Anlagen (regelmäßig 20 Jahre für dachintegrierte<br />
Photovoltaikanlagen und 10<br />
Jahre für BHKW).<br />
Aufgrund der Qualifikation als selbständiges<br />
bewegliches Wirtschaftsgut war der<br />
Hinweis des Finanzministeriums Schleswig-Holstein,<br />
dass u.a. keine Gebäude-AfA<br />
oder auch insoweit keine Bildung bzw.<br />
keine Aufrechnung von § 6b-Rücklagen<br />
zum Tragen komme, nur folgerichtig. In<br />
1e | Halb- und Teilabzugsverbot bei Betriebsaufspaltung |<br />
Autorin: Jasmin Anger, München<br />
Der Kläger hatte dem Betriebsunternehmen<br />
(GmbH) ein zinsloses Darlehen aus<br />
dem Besitzunternehmen (Einzelunternehmen)<br />
ausgereicht sowie eine Bürgschaft<br />
für ein Bankdarlehen gewährt. Aufgrund<br />
der verschlechterten Ertragslage der<br />
GmbH erklärte der Kläger den Rangrücktritt<br />
für seine Darlehensforderung und<br />
seine potentiellen Regressforderungen<br />
aus der Inanspruchnahme der Bürgschaft.<br />
Unstreitig zu Recht nahm er des Weiteren<br />
eine Teilwertabschreibung auf die<br />
Gesellschaftsanteile sowie die Darlehensforderung<br />
im Besitzunternehmen vor und<br />
bildete eine Rückstellung für die drohende<br />
Inanspruchnahme aus der Bürgschaft.<br />
Das Finanzamt unterwarf die Aufwendungen<br />
aus diesen Maßnahmen dem teilweisen<br />
(damals noch hälftigen) Abzugsverbot<br />
des § 3c Abs. 2 S. 1 EStG. Aufgrund der nicht<br />
fremdüblichen Gewährung seien erhöhte<br />
Beteiligungserträge erzielt worden, die<br />
teilweise (hälftig) nach § 3 Nr. 40 EStG<br />
steuerbefreit sind.<br />
dieser „Kurzinformation“ wurde die Bildung<br />
von Investitionsabzugsbeträgen für<br />
die Anschaffung und die Inanspruchnahme<br />
von Sonderabschreibungen grundsätzlich<br />
zugelassen.<br />
Die Verwaltung hatte die Frage allerdings<br />
an die ausschließliche oder fast<br />
ausschließliche betriebliche Nutzung des<br />
jeweiligen Wirtschaftsguts durch den Gewerbetreibenden<br />
geknüpft und die Grenze<br />
der privaten Nutzung bei 10 % gesehen.<br />
Diese restriktive Haltung hatte zeitweilig<br />
dazu geführt, dass kein Investitionsabzugsbetrag<br />
zugelassen wurde, wenn<br />
(wie häufig anzutreffen) ein Großteil des<br />
Stroms durch den Eigentümer der Photovoltaikanlage<br />
privat verbraucht wurde.<br />
Diese Rechtsauffassung wurde mittlerweile<br />
aber wieder aufgegeben, weil es bei<br />
der Beurteilung der betrieblichen Nutzung<br />
des Wirtschaftsguts „Photovoltaikanlage“<br />
nicht auf die spätere Sachentnahme des<br />
produzierten Wirtschaftsguts „Strom“<br />
ankomme.<br />
Entgegen dem BMF entschied der BFH,<br />
dass es am wirtschaftlichen Zusammenhang<br />
der Wertminderungen mit teilweise<br />
steuerbefreiten Beteiligungserträgen<br />
fehle. Vielmehr handele es sich bei sog.<br />
eigenkapitalersetzenden Darlehen und<br />
Bürgschaftsverhältnissen um eigenständige<br />
Schuldverhältnisse, welche<br />
unabhängig von der Fremdüblichkeit der<br />
Darlehensüberlassung und der gesellschaftsrechtlichen<br />
Veranlassung von der<br />
Beteiligung zu trennende Wirtschaftsgüter<br />
darstellten.<br />
Diese Auffassung wiederholte der BFH<br />
konsequenterweise in einem weiteren<br />
Urteil in Bezug auf den wirtschaftlichen<br />
Zusammenhang der Aufwendungen aus<br />
der Teilwertabschreibung eines Gesellschafterdarlehens<br />
mit den teilweise steuerbefreiten<br />
Einnahmen gem. § 3 Nr. 40<br />
EStG. Gleiches gelte für Aufwendungen<br />
aus dem Verzicht auf ein nicht mehr werthaltiges<br />
Gesellschafterdarlehen.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 7<br />
BMF vom 08.05.2009<br />
OFD Niedersachsen<br />
vom 17.09.2010<br />
OFD Niedersachsen<br />
vom 26.<strong>03</strong>.2<strong>012</strong><br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
Abweichend von BMF<br />
vom 08.11.2008<br />
BFH vom 18.04.2<strong>012</strong><br />
(AZ: X R 7/10)<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Axel Löntz,<br />
München<br />
axel.loentz@wts.de
Koordinierter Ländererlass<br />
vom 02.07.2<strong>012</strong><br />
Eckpunkte des neuen<br />
Erlasses<br />
Urteilsfall<br />
R 6.15 EStR sowie BMF<br />
vom 08.12.2011, Tz. 26<br />
FG Saarland<br />
vom 19.04.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 1 K 1318/10)<br />
8<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
1f | Aktualisierung des koordinierten Ländererlasses zur gewerbesteuerlichen<br />
Hinzurechnung | Autor: StB Dirk Beduhn, Düsseldorf<br />
Bereits im Sommer letzten Jahres hatte<br />
die Finanzverwaltung den Entwurf einer<br />
Überarbeitung des koordinierten Ländererlasses<br />
zur gewerbesteuerlichen<br />
Hinzurechnung gem. § 8 Nr. 1 GewStG in<br />
Umlauf gebracht. Nun wurde die finale<br />
Fassung veröffentlicht. Gegenüber dem<br />
bisherigen Erlass vom 04.07.2008 haben<br />
sich folgende wichtige Änderungen und<br />
Klarstellungen ergeben:<br />
→ Aufzinsungsbeträge im Zusammenhang<br />
mit Pensionsrückstellungen unterliegen<br />
nicht der Hinzurechnung (Rdnr. 12).<br />
→ Steuerzinsen gem. der §§ 233 ff. AO<br />
unterliegen der gewerbesteuerlichen<br />
Hinzurechnung (Rdnr. 24a).<br />
→ Regelung zur Hinzurechnung von auf<br />
den Mieter umgelegter Grundsteuer<br />
sowie zur Hinzurechnung von Entgelten<br />
Im Streitfall übertrug die Klägerin, eine<br />
GmbH, ein Grundstück aus ihrem Betriebsvermögen<br />
gegen Gewährung von<br />
Gesellschaftsrechten in das Gesamthandsvermögen<br />
einer GmbH & Co. KG, an deren<br />
Vermögen sie zu 100 % beteiligt war. Die<br />
Klägerin behandelte dies nach § 6 Abs. 5<br />
S. 3 Nr. 1 EStG als steuerneutrale Übertragung.<br />
Eine Ergänzungsbilanz wurde nicht<br />
erstellt. Da das Grundstück innerhalb der<br />
dreijährigen Sperrfrist des § 6 Abs. 5 S. 4<br />
EStG veräußert wurde, nahm das Finanzamt<br />
rückwirkend auf den Übertragungszeitpunkt<br />
eine Übertragung zum Teilwert<br />
an. Nach Auffassung der Finanzverwaltung<br />
ist in einer solchen Fallgestaltung, selbst<br />
bei Erstellung einer Ergänzungsbilanz,<br />
stets rückwirkend der Teilwert anzusetzen.<br />
Das FG Saarland hat nun entschieden, dass<br />
§ 6 Abs. 5 S. 4 Hs. 1 EStG entsprechend<br />
seinem Normzweck über seinen Wortlaut<br />
hinaus teleologisch extensiv auszulegen<br />
und mithin vorliegend in keinem Fall<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
für die Anmietung von Fahrzeugflächen<br />
(Rdnr. 29).<br />
→ Mietaufwendungen und Mieterträge<br />
dürfen nicht saldiert werden, d.h. bei der<br />
Weitervermietung von Wirtschaftsgütern<br />
ist die Hinzurechnung auf jeder einzelnen<br />
Stufe vorzunehmen (Rdnr. 29a).<br />
→ Regelungen zu Nutzungsentgelten für<br />
Netze, insb. im Bereich Telekommunikation,<br />
Energie und Eisenbahn<br />
(Rdnr. 29c-e, 34a).<br />
→ Der Begriff „Rechte“ i.S.v. § 8 Nr. 1<br />
Buchst. f GewStG wird definiert und es<br />
wird ausgeführt, in welchen Fällen die<br />
Aufwendungen für die Überlassung von<br />
Software hinzurechnungspflichtig sind<br />
(Rdnr. 33).<br />
→ Der Hinzurechnung unterliegen weder<br />
die Straßenmaut noch zu entrichtende<br />
Rundfunkgebühren (Rdnr. 34).<br />
1g | Anwendbarkeit von § 6 Abs. 5 S. 4 EStG (sog. Sperrfristverstoß) im Falle einer<br />
Ein-Mann-GmbH & Co. KG | Autorin: StBin Monika Paczkowska, München<br />
der Teilwert anzusetzen sei. Der Erstellung<br />
einer Ergänzungsbilanz bedürfe es<br />
nicht bzw. eine solche sei schon gar nicht<br />
zulässig, wenn wie bei einer unverändert<br />
bestehenden Ein-Mann-GmbH & Co. KG die<br />
Zuordnung der beim Übertragenden zuvor<br />
entstandenen stillen Reserven sichergestellt<br />
ist. Revision wurde bereits eingelegt.<br />
In einem vergleichbaren Fall widerspricht<br />
das FG Düsseldorf ebenfalls der von der<br />
Finanzverwaltung geäußerten Auffassung,<br />
wonach § 6 Abs. 5 S. 4 Hs. 1 EStG<br />
dann nicht anwendbar sein soll, wenn die<br />
Übertragung eines Einzelwirtschaftsguts<br />
aus dem (Sonder-)Betriebsvermögen<br />
eines zu 100 % an der Mitunternehmerschaft<br />
beteiligten Gesellschafters in das<br />
Gesamthandsvermögen der Gesellschaft<br />
erfolgt. Allerdings setzt das FG Düsseldorf<br />
in Abgrenzung zum FG Saarland für die<br />
Ablehnung eines Sperrfristverstoßes die<br />
Aufstellung einer Ergänzungsbilanz voraus.<br />
Die Revision wurde zugelassen.<br />
Kontakt:<br />
StB Michael H. Wild,<br />
Düsseldorf<br />
michael.wild@wts.de<br />
Anhängige Revision<br />
(AZ: I R 44/12)<br />
FG Düsseldorf<br />
vom 06.07.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 3 K 2579/11 F)<br />
Kontakt:<br />
RA Stefan Hölzemann,<br />
München<br />
stefan.hoelzemann@<br />
wts.de
BFH vom 23.05.2<strong>012</strong><br />
(AZ: IX R 2/12)<br />
Bauzeitzinsen als<br />
Herstellungskosten nach<br />
§ 255 Abs. 3 S. 2 HGB<br />
FG Münster vom<br />
10.05.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 2 K 1947/00 E und<br />
2 K 1950/00 E)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
1h | Bauzeitzinsen als Herstellungskosten bei Einkünften aus Vermietung und<br />
Verpachtung | Autorin: StBin Kristin Finsterbusch, München<br />
Die Frage, ob während der Herstellungsphase<br />
nicht als vorab entstandene<br />
Werbungskosten abziehbare Bauzeitzinsen<br />
auch bei Überschusseinkünften über<br />
höhere Herstellungskosten im Rahmen<br />
der gesetzlich zulässigen Abschreibung<br />
steuerlich geltend gemacht werden können,<br />
hat der BFH in seinem aktuellen Urteil<br />
bejaht.<br />
Im Streifall hatte der Kläger im Jahr 2001<br />
ein unbebautes Grundstück mit der Absicht<br />
erworben, dieses nach Errichtung eines<br />
Mehrfamilienhauses zu veräußern.<br />
Sowohl das Grundstück als auch das Haus<br />
wurden mit Fremdkapital finanziert. Da<br />
der Kläger ab Juli 2005 von einem Verkauf<br />
absah und stattdessen nach Fertigstellung<br />
eine Vermietung des Hauses plante, machte<br />
er ab diesem Zeitpunkt Darlehenszinsen<br />
als vorweggenommene Werbungskosten<br />
seiner späteren Einkünfte aus Vermietung<br />
und Verpachtung geltend. Die vor diesem<br />
Zeitpunkt angefallenen Bauzeitzinsen<br />
bezog der Kläger in die Bemessungs-<br />
In zwei Urteilen entschied das FG Münster,<br />
dass Zinsen auf Einkommensteuererstattungen<br />
(sog. Erstattungszinsen) in den<br />
Streitjahren 1992 und 1996 dem nicht<br />
steuerbaren Bereich zuzuweisen und<br />
damit nicht zu versteuern sind. Dies gelte<br />
ungeachtet der durch das Jahressteuergesetz<br />
2010 eingefügten Neuregelung des<br />
§ 20 Abs. 1 Nr. 7 S. 3 EStG n.F., wonach diese<br />
Erstattungszinsen ausdrücklich Kapitaleinkünfte<br />
sind. Auch die möglicherweise<br />
nicht gewollte Asymmetrie aufgrund der<br />
Tatsache, dass Nachzahlungszinsen in den<br />
Streitjahren gem. § 10 Abs. 1 Nr. 5 EStG a.F.<br />
noch als Sonderausgaben abzugsfähig waren,<br />
erlaube keine richterliche Korrektur<br />
des Gesetzeswortlauts mittels Auslegung.<br />
Die Kläger hatten in den Streitjahren im<br />
Rahmen ihrer Steuererklärung erhaltene<br />
Erstattungszinsen zur Einkommensteuer<br />
als Einkünfte aus Kapitalvermögen deklariert.<br />
Zugleich wurden Nachzahlungszinsen<br />
grundlage für die Herstellungskosten ein.<br />
Letzteres erkannte das Finanzamt nicht an.<br />
Nach ständiger BFH-Rechtsprechung<br />
können Bauzeitzinsen gem. § 255 Abs. 3<br />
S. 1 HGB seitens bilanzierender Steuerpflichtiger<br />
auch steuerlich in die Herstellungskosten<br />
eines Wirtschaftsgutes einbezogen<br />
werden. Dies gilt nach dem nun<br />
ergangenen Urteil des BFH – unabhängig<br />
von den während der Herstellungsphase<br />
verfolgten Zielen – auch für Überschusseinkünfte,<br />
soweit die Zinsen nicht im Zeitpunkt<br />
der Zahlung bereits als Werbungskosten<br />
geltend gemacht werden konnten.<br />
Offen bleibt jedoch weiterhin, ob in dieser<br />
jüngeren BFH-Rechtsprechung eine<br />
Abkehr vom im Jahr 1989 entwickelten<br />
Grundsatz zu erkennen ist, wonach ein<br />
echtes Wahlrecht zwischen dem Ansatz<br />
von Bauzeitzinsen als Herstellungs- oder<br />
Werbungskosten abzulehnen ist. Ein<br />
solches Wahlrecht könnte steuerlichen<br />
Gestaltungen mehr Raum eröffnen.<br />
1i | Erstattungszinsen bei der Einkommensteuer nicht notwendig steuerbar |<br />
Autorin: StBin Kristin Finsterbusch, München<br />
als Sonderausgaben erklärt. Unter Hinweis<br />
auf das im Jahr 2010 ergangene Urteil des<br />
BFH zu Erstattungszinsen (vgl. TJ 05/2010)<br />
beantragten die Kläger, die Erstattungszinsen<br />
steuerfrei zu stellen, soweit die<br />
zugrunde liegende Steuer nach § 12 Nr. 3<br />
EStG nicht abgezogen werden dürfe. Die<br />
Verfahren waren beide noch offen.<br />
Das FG Münster bestätigte die Auffassung<br />
der Kläger. Der Gesetzgeber habe mit § 12<br />
Nr. 3 EStG die Grundentscheidung getroffen,<br />
Erstattungszinsen zur Einkommensteuer<br />
dem nicht steuerbaren Bereich zuzuordnen.<br />
Dies habe auch der BFH in seiner Entscheidung<br />
vom 15.06.2010 bestätigt. Auf die<br />
Frage der rückwirkenden Anwendbarkeit<br />
des § 20 Abs. 1 Nr. 7 S. 3 EStG n.F. komme es<br />
nach Auffassung des FG Münster gar nicht<br />
an. Zwar handele es sich bei den Erstattungszinsen<br />
zur Einkommensteuer nach<br />
§ 20 Abs. 1 Nr. 7 S. 3 EStG n.F. um Einnahmen<br />
aus Kapitalvermögen. Dies habe allerdings<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 9<br />
Gesamtgewinngleichheit<br />
BFH vom 07.11.1989<br />
(AZ: IX R 190/85)<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München<br />
marco.dern@wts.de<br />
BFH vom 15.06.2010<br />
(AZ: VIII R 33/07)<br />
Erstattungszinsen nicht<br />
steuerbar
Keine zwingende<br />
Symmetrie<br />
Urteilsfall<br />
BFH vom 26.04.2<strong>012</strong><br />
(AZ: IV R 44/09)<br />
FG Düsseldorf<br />
vom 14.02.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 13 K 5851/<strong>03</strong> E, F)<br />
10<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
auch der BFH nicht anders gesehen. Im<br />
Ergebnis gehe aber § 12 Nr. 3 EStG mit der<br />
Zuordnung der ESt-Erstattungszinsen zum<br />
nicht steuerbaren Bereich dieser Vorschrift<br />
vor. Auch von einer zwingenden Symmetrie<br />
in der steuerlichen Behandlung der<br />
Nachzahlungszinsen, die in den Streitjahren<br />
noch als Sonderausgaben abzugsfähig<br />
waren, und der Erstattungszinsen könne<br />
nicht ausgegangen werden. Ein fehlender<br />
Gleichlauf in der Vergangenheit sei verfassungsrechtlich<br />
unbedenklich gewesen.<br />
Eine gewerbliche KG (Klägerin) war als<br />
Kommanditistin zu 99 % an einer vermögensverwaltend<br />
tätigen KG – einer Zebragesellschaft<br />
– beteiligt, welche selbst nicht<br />
über Betriebsvermögen verfügte. Im Streitjahr<br />
(1997) veräußerte die Klägerin ein Betriebsgrundstück<br />
zu einem fremdüblichen,<br />
den Buchwert erheblich übersteigenden<br />
Kaufpreis an diese Zebragesellschaft. Darin<br />
sah das Finanzamt einen vollständigen<br />
Realisationstatbestand in Bezug auf die in<br />
dem Grundstück enthaltenen stillen Reserven<br />
und unterwarf den Gewinn im Streitjahr<br />
bei der Klägerin in vollem Umfang der<br />
Besteuerung. Ihre hiergegen gerichtete<br />
Klage blieb zunächst ohne Erfolg.<br />
Der BFH gab nun der Klägerin Recht und<br />
bestätigte ihre Auffassung, wonach die<br />
Veräußerung steuerlich im Umfang ihrer<br />
Beteiligung (d.h. zu 99 %) nicht als Veräußerungs-<br />
bzw. Anschaffungsvorgang zu<br />
betrachten sei. Da die Zebragesellschaft<br />
selbst kein Betriebsvermögen habe, seien<br />
die Folgen andere als im Falle der Betei-<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
Gegen beide Urteile wurde zwischenzeitlich<br />
Revision eingelegt. Die Argumentationslinie<br />
des FG Münster stellt<br />
die mit dem Jahressteuergesetz 2010<br />
beabsichtigte Klarstellung im Hinblick auf<br />
die Steuerpflicht von Erstattungszinsen<br />
zur Einkommensteuer nicht nur für die<br />
Vergangenheit, sondern ganz generell in<br />
Frage. Aufgrund der unklaren Rechtslage<br />
empfehlen wir, entsprechende Fälle<br />
zumindest bis zur Entscheidung des BFH<br />
offen zu halten.<br />
1j | Entsprechend der Beteiligung keine Realisation bei Verkauf von Betriebsvermögen<br />
des Gesellschafters an Zebragesellschaft |<br />
Autor: RA/StB Dr. Martin Bartelt, München<br />
ligung an einer gewerblichen Personengesellschaft.<br />
Die Wirtschaftsgüter einer<br />
vermögensverwaltenden Gesellschaft<br />
seien den Gesellschaftern nach § 39<br />
Abs. 2 Nr. 2 AO anteilig zuzurechnen.<br />
Gerade darin liege der entscheidende<br />
Unterschied zur Beteiligung an einer<br />
gewerblichen Personengesellschaft, weil<br />
§ 39 Abs. 2 Nr. 2 AO bei letzterer durch<br />
§ 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 S. 1 Hs. 1 EStG verdrängt<br />
werde. Insofern sei das Grundstück<br />
auch nach der Veräußerung unverändert<br />
anteilig zu 99 % Betriebsvermögen der<br />
Klägerin geblieben. Steuerrechtlich sei<br />
also insoweit – entgegen der zivilrechtlichen<br />
Betrachtung – nicht von einer<br />
Veräußerung bzw. Anschaffung auszugehen.<br />
Diese Bruchteilsbetrachtung führe im<br />
Ergebnis dazu, dass die dem gewerblich<br />
tätigen Gesellschafter weiterhin zuzurechnenden<br />
stillen Reserven erst bei einer<br />
späteren Veräußerung des Wirtschaftsguts<br />
durch die vermögensverwaltende Personengesellschaft<br />
aufzudecken und dem<br />
Gesellschafter zuzurechnen seien.<br />
1k | Einjährige Verlustrücktragsbegrenzung verfassungsgemäß? |<br />
Autorin: StBin Sabine Eisenträger, München<br />
Das FG Düsseldorf äußerte sich in einem<br />
Urteil zur Verfassungsmäßigkeit der einjährigen<br />
Verlustrücktragsbegrenzung des<br />
§ 10d EStG in der Fassung des Steuerentlastungsgesetzes<br />
1999/2000/2001 vom<br />
24.<strong>03</strong>.1999 (StEntlG). Zuvor war noch ein<br />
zweijähriger Verlustrücktrag zulässig.<br />
Der Kläger hatte in den Jahren 1998 und<br />
1999 zwei Objekte erworben, die jeweils<br />
mit einer Sanierungsverpflichtung verbunden<br />
waren. Der Finanzierungs- und<br />
Liquiditätsplan berücksichtigte als Eigenkapital<br />
Einkommensteuererstattungen,<br />
welche sich aus der Inanspruchnahme von<br />
Anhängige Revision<br />
(AZ: VIII R 28/12,<br />
VIII R 29/<strong>012</strong>)<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München<br />
marco.dern@wts.de<br />
Unterschied zu Beteiligung<br />
an gewerblicher<br />
Personengesellschaft<br />
Unterschied zur zivilrechtlichen<br />
Sichtweise<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Dr. Martin<br />
Bartelt, München<br />
martin.bartelt@<br />
wts.de<br />
Urteilsfall
BVerfG vom 07.07.2010<br />
(AZ: 2 BvL 14/02, 2 BvR<br />
748/05 und 2 BvL 1/<strong>03</strong>)<br />
FG Hamburg<br />
vom 29.02.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 1 K 48/12)<br />
Abziehbare<br />
Betriebsausgabe<br />
Durchbrechung des<br />
objektiven Nettoprinzips<br />
Rechtfertigungsgründe<br />
FG Berlin-Brandenburg<br />
vom 23.08.2011<br />
(AZ: 6 K 2028/06)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 ertragsteuern<br />
Sonderabschreibungen im Jahr 2000 und<br />
einem daraus resultierenden Verlustrücktrag<br />
in das Jahr 1998 ergeben sollten. Der<br />
Kläger war der Auffassung, dass der geänderte<br />
§ 10d EStG i.d.F. des StEntlG wegen<br />
Verstoßes gegen Art. 20 Abs. 3 GG nicht<br />
verfassungsgemäß ist.<br />
Unter Verweis auf die Rechtsprechung<br />
des BVerfG zum Vertrauensschutz im Falle<br />
einer „unechten Rückwirkung“ kommt das<br />
Finanzgericht zu dem Ergebnis, dass die<br />
erfolgte Begrenzung des Zeitraums für den<br />
Verlustrücktrag auf ein Jahr verfassungsgemäß<br />
ist. Ein besonders schutzwürdiger<br />
Das FG Hamburg setzte sich mit Urteil vom<br />
29.02.2<strong>012</strong> mit der Verfassungsmäßigkeit<br />
der Nichtabziehbarkeit der Gewerbesteuer<br />
gem. § 4 Abs. 5b EStG in der Fassung des<br />
UntStRefG 2008 auseinander.<br />
Nach Auffassung des Senats ist die Gewerbesteuer<br />
trotz des Wortlauts des § 4 Abs. 5b<br />
EStG eine Betriebsausgabe. Sie müsste<br />
grundsätzlich aufgrund des objektiven Nettoprinzips<br />
abziehbar sein. Die Nichtabziehbarkeit<br />
bedeutet im Ergebnis eine Durchbrechung<br />
des objektiven Nettoprinzips als<br />
Ausgestaltung des verfassungsrechtlich<br />
geschützten Leistungsfähigkeitsprinzips.<br />
Eine solche Durchbrechung sei jedoch<br />
zulässig, sofern besondere sachliche<br />
Rechtfertigungsgründe, z. B. in Form von<br />
außerfiskalischen Förderungs- und Lenkungszwecken<br />
sowie Typisierungs- und<br />
Vereinfachungserfordernissen vorlägen.<br />
Der Gesetzgeber habe die Einführung des<br />
§ 4 Abs. 5b EStG mit dem Ziel einer erhöhten<br />
Steuertransparenz begründet. Unter<br />
Berücksichtigung der parallel umgesetz-<br />
Vertrauenstatbestand im Sinne der Rechtsprechung<br />
des BVerfG sei mangels verbindlicher<br />
Disposition des Klägers vorliegend<br />
nicht gegeben. Das allgemeine Vertrauen<br />
in die Fortgeltung des zweijährigen Verlustrücktrags<br />
sei im Vergleich zum Interesse<br />
der Allgemeinheit an der Gesetzesänderung<br />
zur Sicherung des Steueraufkommens<br />
als weniger schützenswert einzustufen.<br />
Der Kläger hat gegen die Entscheidung Revision<br />
eingelegt. Es bleibt abzuwarten, ob<br />
der BFH der Auffassung des Finanzgerichts<br />
folgt. Eine eventuelle Verfassungswidrigkeit<br />
der Norm könnte aber am Ende nur<br />
das BVerfG feststellen.<br />
1l | Zur Verfassungsmäßigkeit der Nichtabziehbarkeit der Gewerbesteuer bei der<br />
Gewinnermittlung | Autorin: Marion Just, Hamburg<br />
1m | Keine Aktivierung von Minusstunden der Mitarbeiter |<br />
Autor: StB Rainer Boes, Düsseldorf<br />
In einem rechtskräftigen Urteil hat das<br />
FG Berlin-Brandenburg entschieden, dass<br />
Minusstunden eines Mitarbeiters grundsätzlich<br />
nicht in der Bilanz des Arbeitge-<br />
ten Senkung der Gewerbesteuermesszahl<br />
könne diese steuertechnische Änderung<br />
nach Auffassung des Senats möglicherweise<br />
einen hinreichenden sachlichen Grund<br />
zur Rechtfertigung der Durchbrechung des<br />
objektiven Nettoprinzips darstellen. Die<br />
Zweifel des Senats an der Verfassungsmäßigkeit<br />
der Regelung veranlassten ihn<br />
jedoch zur Zulassung der Revision, welche<br />
nun bereits beim BFH anhängig ist.<br />
Sofern im Rahmen der Veranlagung für<br />
Zeiträume ab 2008 die Gewerbesteuer nicht<br />
mehr als abzugsfähige Betriebsausgabe berücksichtigt<br />
wurde, sollten Bescheide unter<br />
Verweis auf das anhängige Revisionsverfahren<br />
bis zur endgültigen Entscheidung des<br />
BFH offen gehalten werden. Das Ministerium<br />
der Finanzen Schleswig-Holstein weist<br />
in einem kürzlich herausgegebenen Erlass<br />
bereits auf dieses Revisionsverfahren hin.<br />
Danach ruhe das Verfahren gemäß § 363<br />
Abs. 2 S. 2 AO kraft Gesetzes, sofern sich<br />
Steuerpflichtige im Einspruchsverfahren auf<br />
das Verfahren berufen. Aussetzung der Vollziehung<br />
sei hingegen nicht zu gewähren.<br />
bers zu bilanzieren sind, weder als aktiver<br />
Rechnungsabgrenzungsposten noch als<br />
geleistete Anzahlung oder sonstiger Vermögensgegenstand.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 11<br />
Anhängige Revision<br />
Az: IX R 20/12)<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München<br />
marco.dern@wts.de<br />
Anhängige Revision<br />
(AZ: I R 21/12)<br />
Beratungsempfehlung<br />
FinMin Schleswig-Holstein<br />
vom 31.07.2<strong>012</strong><br />
Kontakt:<br />
StB Torsten Hopp,<br />
Hamburg<br />
torsten.hopp@wts.de
Urteilsfall<br />
EuGH vom 19.07.2<strong>012</strong><br />
(Rs. C-44/11,<br />
„Deutsche Bank“)<br />
Einheitliche wirtschaft-<br />
liche Leistung<br />
12<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 umsatzsteuer<br />
Im Streitfall beschäftigte die Klägerin als<br />
Arbeitgeberin mehrere Arbeitnehmer, für<br />
die sie Arbeitszeitkonten führte. Einige<br />
von diesen wiesen im Saldo Überstunden,<br />
andere Minusstunden aus. Arbeitsvertraglich<br />
war geregelt, dass Überstunden in<br />
einem Überstundenkonto geführt werden<br />
und durch Freizeit ausgeglichen werden.<br />
Minusstunden werden ebenso geführt und<br />
bei Leistung von Überstunden gegengerechnet.<br />
Weitere vertragliche Regelungen<br />
für den Fall, dass keine oder keine<br />
ausreichenden Überstunden zur Verrechnung<br />
mit den Minusstunden zur Verfügung<br />
stehen, gab es nicht. Zum Bilanzstichtag<br />
passivierte die Klägerin Rückstellungen<br />
für Überstunden. Im Rahmen der Betriebsprüfung<br />
verlangte der Betriebsprüfer,<br />
einen vergleichbaren Aktivposten für<br />
Minusstunden zu bilden. Die dagegen<br />
gerichtete Klage war erfolgreich. Eine<br />
Aktivierung scheidet aus, da die Klägerin<br />
2a | Umsatzsteuerliche Behandlung der Portfolioverwaltung |<br />
Autorin: Jasmin Anger, München<br />
Der EuGH hatte sich mit den Vorlagefragen<br />
des BFH zu beschäftigen, ob eine Portfolioverwaltung<br />
als eine einheitliche wirtschaftliche<br />
Leistung zu betrachten ist,<br />
das Empfängerortprinzip gem. Art. 56<br />
Abs. 1 Buchst. e MwStSystRL (i. d. F. bis<br />
2010) Anwendung findet und ob diese<br />
Umsätze gem. Art. 135 Abs. 1 Buchst. f<br />
bzw. g MwStSystRL steuerbefreit sind.<br />
Der EuGH kam zu dem Schluss, dass die in<br />
Rede stehende, von der Deutsche Bank AG<br />
ausgeführte Leistung der Vermögensverwaltung<br />
von Wertpapieren der Anleger<br />
aus zwei gleichwertigen Elementen<br />
besteht, nämlich der Analyse und Beaufsichtigung<br />
des Vermögens des Anlegers<br />
sowie des Kaufs und Verkaufs von Wertpapieren<br />
im Namen und für Rechnung des<br />
Anlegers. Diese könnten zwar getrennt<br />
erbracht werden, dem durchschnittlichen<br />
Anleger geht es beim Bezug einer solchen<br />
Leistung jedoch gerade um die Verbindung<br />
beider Elemente. Eine Aufspaltung<br />
wäre wirklichkeitsfremd. Damit liegt<br />
nach Ansicht des EuGH eine einheitliche<br />
wirtschaftliche Leistung vor, bei der beide<br />
Elemente unerlässlich und damit als<br />
gleichrangig anzusehen sind. Es ist kein<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
am Bilanzstichtag gegen die Mitarbeiter<br />
mit Minusstunden keinen Anspruch hatte.<br />
Ferner war diesen Mitarbeitern auch kein<br />
Vorschuss gezahlt worden.<br />
Für Überstunden sind – entsprechend den<br />
Ansatz- und Bewertungsgrundsätzen für<br />
Urlaubsrückstellungen – Rückstellungen zu<br />
bilden. Für Minusstunden entfällt ein entsprechender<br />
Aktivposten. Besteht hingegen<br />
ein vertraglich geregelter Rückforderungsanspruch,<br />
so könnte eine Aktivierung in<br />
Betracht kommen. Diese im vorliegenden<br />
Fall nicht entscheidungserhebliche Frage<br />
hat das FG ausdrücklich offen gelassen.<br />
Im Rahmen von steuerlichen Außenprüfungen<br />
kommt es in diesem Bereich<br />
immer wieder zu erheblichen Diskussionen<br />
mit den Betriebsprüfern. Hier könnte<br />
das rechtskräftige FG-Urteil deutlich zur<br />
Entspannung beitragen.<br />
Verhältnis von Haupt- und Nebenleistung<br />
gegeben.<br />
Des Weiteren stellte der EuGH fest, dass eine<br />
Befreiung gem. Art. 135 Abs. 1 Buchst. g<br />
MwStSystRL hier nicht in Frage kommt,<br />
da in diesem Fall keine Verwaltung von<br />
Sondervermögen vorliegt. Ferner würde<br />
zwar das Element „Kauf und Verkauf von<br />
Wertpapieren“ unter die Befreiung des<br />
Art. 135 Abs. 1 Buchst. f MwStSystRL fallen,<br />
das Element „Analyse und Beaufsichtigung“<br />
hingegen werde von einer Steuerbefreiung<br />
nicht erfasst. Da jedoch beide Elemente<br />
als gleichrangig anzusehen sind, kommt<br />
insgesamt eine Befreiung der Umsätze aus<br />
der Portfolioverwaltung nicht in Betracht.<br />
Bezüglich der Anwendbarkeit der Ortsbestimmung<br />
des Art. 56 Abs. 1 Buchst. e<br />
MwStSystRL (i. d. F. bis 2010) hat der EuGH<br />
entschieden, dass sich diese Vorschrift<br />
nicht ausschließlich auf Leistungen des<br />
Art. 135 Abs. 1 Buchst. a bis g MwStSystRL<br />
bezieht, sondern aufgrund der Begriffsverwendung<br />
auch weitere Bankumsätze<br />
erfasst. Damit ist auch auf Umsätze aus der<br />
Portfolioverwaltung das sog. Empfängerortprinzip<br />
anzuwenden.<br />
Fazit<br />
Kontakt:<br />
Klaus-Peter Hüsgen,<br />
Düsseldorf<br />
klaus-peter.huesgen@<br />
wts.de<br />
Keine Steuerbefreiung<br />
Empfängerortprinzip<br />
anwendbar<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Axel Löntz,<br />
München<br />
axel.loentz@wts.de
BMF vom 07.06.2<strong>012</strong><br />
Entgeltliche<br />
Erschließung<br />
Änderung § 14 UStG<br />
zum 01.07.2011<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 umsatzsteuer<br />
2b | Umsatzsteuerliche Behandlung von Erschließungsmaßnahmen |<br />
Autorin: StBin Anne Linke, München<br />
Mit einem weiteren Schreiben nimmt das<br />
BMF erneut zur Frage der umsatzsteuerlichen<br />
Behandlung bei Erschließungsmaßnahmen<br />
Stellung und ersetzt damit das<br />
bisherige BMF-Schreiben vom 31.05.2002.<br />
In Zeiten leerer Kassen ergreifen viele Gemeinden<br />
die Möglichkeit, die ihnen obliegende<br />
öffentlich-rechtliche Erschließungsaufgabe<br />
auf private Erschließungsträger<br />
zu übertragen. Die Erschließungsanlagen<br />
werden hierbei nach Fertigstellung<br />
und Abnahme ggf. zusammen mit den<br />
betroffenen Grundstücksflächen auf die<br />
Gemeinde (zurück-) übertragen oder<br />
durch öffentlich-rechtliche Widmung der<br />
Verfügungsmacht des Erschließungsträgers<br />
entzogen und folglich aus umsatzsteuerlicher<br />
Sicht auch an die Gemeinde<br />
geliefert.<br />
Unter Beachtung der jüngst ergangenen<br />
BFH-Rechtsprechung vertritt die Finanzverwaltung<br />
die Auffassung, dass für<br />
Aufwendungen im Zusammenhang mit<br />
der Herstellung bzw. Anschaffung von Erschließungsanlagen<br />
regelmäßig kein Vorsteuerabzug<br />
möglich ist, sofern auch die<br />
öffentlichen Flächen entgeltlich (zurück-)<br />
übertragen werden. Ein entgeltlicher Vorgang<br />
ist bspw. auch aufgrund gewährter<br />
Fördermittel oder geleisteter Zahlungen<br />
der Grundstückseigentümer anzunehmen.<br />
Die Übertragungen stellen daher steuerbare,<br />
aber steuerfreie Grundstückslieferungen<br />
dar; eine Option scheidet mangels<br />
Unternehmereigenschaft der Gemeinde<br />
regelmäßig aus. Nur mittelbar verfolgte<br />
Zwecke wie die umsatzsteuerpflichtige<br />
Veräußerung der erschlossenen Grundstücke<br />
an Investoren sind hierbei unerheblich.<br />
Soweit es sich bei den Erschließungsanlagen<br />
jedoch um Betriebsvorrichtungen<br />
handelt, ist die Übertragung auf die Ge -<br />
meinde steuerpflichtig, so dass auch ein<br />
Vorsteuerabzug des Erschließungsträgers<br />
gegeben ist.<br />
Auch bei unentgeltlicher Übertragung der<br />
Erschließungsanlagen ist der Vorsteuerabzug<br />
ausgeschlossen, falls bereits bei Bezug<br />
der Eingangsleistungen die ausschließliche<br />
Verwendung für die unentgeltliche<br />
Wertabgabe i. S. d. § 3 Abs. 1b S. 1 Nr. 3<br />
UStG beabsichtigt ist. Bei der unentgeltlichen<br />
Übertragung gilt dies unabhängig<br />
davon, ob auch die öffentlichen Flächen<br />
(zurück-) übertragen werden und nach<br />
dem BFH-Urteil vom 13.01.2011 (AZ:<br />
V R 12/08) auch für die Werklieferung<br />
von Betriebsvorrichtungen. Ein Vorsteuerabzug<br />
wird aber gewährt, wenn die<br />
Erschließungsmaßnahmen ausnahmsweise<br />
lediglich als unentgeltliche Dienstleistungsabgabe<br />
zu qualifizieren sind.<br />
Um eine Verzinsung bereits geltend<br />
gemachter Vorsteuerbeträge bzw. deren<br />
Rückzahlung – verbunden mit operativen<br />
Budgetfragen – zu vermeiden, sollte bei<br />
Erschließungsprojekten insbesondere<br />
die umsatzsteuerliche Konstellation im<br />
Vorfeld anhand der vertraglichen Ausgestaltung<br />
eingehend geprüft werden.<br />
2c | BMF zur elektronischen Rechnungsstellung | Autor: StB Andreas Masuch, Düsseldorf<br />
Durch das Steuervereinfachungsgesetz<br />
2011 vom 01.11.2011 wurde u. a. § 14<br />
UStG hinsichtlich der elektronischen Rechnungsstellung<br />
mit rückwirkender Geltung<br />
zum 01.07.2011 neu gefasst. Elektronische<br />
Rechnungen werden nunmehr auch<br />
dann anerkannt, wenn sie ohne eine<br />
qualifizierte elektronische Signatur oder<br />
außerhalb des EDI-Verfahrens übermittelt<br />
werden. Diese bisher zugelassenen elektronischen<br />
Übermittlungsverfahren bleiben<br />
gleichwohl unverändert bestehen. Die<br />
Anforderungen an die Übermittlung elektronischer<br />
Rechnungen sind gegenüber<br />
der bisherigen Rechtslage damit deutlich<br />
reduziert worden. Die Neufassung des<br />
§ 14 Abs. 1 UStG basiert auf einer Änderung<br />
der MwStSystRL. Ziel ist die Gleichstellung<br />
von Papier- und elektronischen<br />
Rechnungen. Darüber hinaus wurden zum<br />
einen § 14b Abs. 1 S. 2 UStG (Aufbewahrung<br />
von Rechnungen) geändert und zum<br />
anderen wurde § 27b Abs. 2 UStG, der die<br />
Umsatzsteuer-Nachschau regelt, ergänzt.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 13<br />
Unentgeltliche<br />
Erschließung<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
Weitere Gesetzes-<br />
änderungen
BMF vom 02.07.2<strong>012</strong><br />
Kernaussagen<br />
Vorsteuerabzug bei<br />
ordnungsgemäßer<br />
Rechnung<br />
14<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 umsatzsteuer<br />
Die Finanzverwaltung hat nunmehr ihr<br />
Einführungsschreiben veröffentlicht und<br />
den UStAE entsprechend geändert. Einige<br />
Kernaussagen des BMF-Schreibens lassen<br />
sich wie folgt zusammenfassen:<br />
→ Elektronische Rechnungen können in<br />
irgendeinem elektronischen Format<br />
übermittelt werden, bspw. auch per<br />
E-Mail mit Dateianhang (pdf, Word,<br />
Excel etc.).<br />
→ Die Echtheit der Herkunft der Rechnung,<br />
die Unversehrtheit ihres Inhalts<br />
und ihre Lesbarkeit müssen (auch während<br />
des gesetzlichen Aufbewahrungszeitraums)<br />
gewährleistet werden.<br />
→ Echtheit der Herkunft bedeutet, dass<br />
die Identität des Rechnungsausstellers<br />
sichergestellt ist (Authentizität).<br />
→ Unversehrtheit des Inhalts bedeutet,<br />
dass die nach dem UStG erforderlichen<br />
Rechnungsangaben während der<br />
Übermittlung nicht geändert wurden<br />
(Integrität).<br />
→ Lesbarkeit bedeutet, dass es möglich<br />
sein muss, die Rechnung während des<br />
gesamten Aufbewahrungszeitraums für<br />
das menschliche Auge lesbar zu machen.<br />
Bei der Nutzung bestimmter Datenformate<br />
(s. u.) sind hierfür spezielle EDV-<br />
Programme (sog. Viewer) vorzuhalten.<br />
→ Es ist dem Unternehmer freigestellt,<br />
wie er die o. g. Voraussetzungen<br />
Der Unternehmer kann die gesetzlich<br />
geschuldete Umsatzsteuer auf eine<br />
Lieferung oder eine sonstige Leistung, die<br />
von einem anderen Unternehmer für sein<br />
Unternehmen ausgeführt worden ist, als<br />
Vorsteuerbetrag abziehen, sofern kein<br />
Ausschlussgrund eingreift, bspw. weil<br />
der Unternehmer selbst steuerfreie und<br />
abzugsschädliche Umsätze ausführt. Die<br />
Ausübung des Vorsteuerabzugs setzt allerdings<br />
voraus, dass der Unternehmer eine<br />
ordnungsgemäße Rechnung nach §§ 14,<br />
14a UStG besitzt. Die Finanzverwaltung<br />
konkretisiert diese Voraussetzung in der<br />
Weise, dass in der Rechnung die gesetzlichen<br />
Bestandteile „vollständig“ und<br />
„richtig“ sein müssen (vgl. Abschn. 15.2<br />
Abs. 2 Nr. 4 UStAE). Anderenfalls wird<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
nachweist. Dies kann durch jegliche<br />
innerbetrieblichen Kontrollverfahren<br />
erreicht werden, die einen verlässlichen<br />
Prüfpfad zwischen Rechnung<br />
und Leistung schaffen können. Hiermit<br />
sind jegliche Prozesse gemeint, die<br />
der Unternehmer zum Abgleich der<br />
Eingangsrechnung mit seiner Zahlungsverpflichtung<br />
einsetzt.<br />
→ Das innerbetriebliche Kontrollverfahren<br />
soll zu keinen neuen Aufzeichnungs-<br />
oder Aufbewahrungspflichten führen.<br />
Es soll ferner nicht dazu dienen, die<br />
materiell-rechtlichen Voraussetzungen<br />
des Vorsteuerabzugs nach § 15 UStG zu<br />
überprüfen.<br />
→ Die mehrfache Übermittlung einer<br />
Rechnung (z. B. per Post und zusätzlich<br />
per E-Mail) führt zu einer mehrfachen<br />
Umsatzsteuerschuld, außer es handelt<br />
sich um sog. Mehrstücke oder die zusätzlichen<br />
Belege sind ausdrücklich als<br />
Kopie gekennzeichnet.<br />
Durch das Einführungsschreiben hat<br />
das BMF in vielen Bereichen für Klarheit<br />
gesorgt, jedoch auch Fragen offengelassen.<br />
Neben den Vereinfachungen<br />
sind allerdings insbesondere auch die<br />
Archivierungsvorschriften bei elektronischem<br />
Rechnungsversand bzw. -erhalt zu<br />
beachten (vgl. §§ 146, 147 AO, GoBS und<br />
GDPdU).<br />
2d | Rückwirkender Vorsteuerabzug bei Rechnungsberichtigung? |<br />
Autor: WP/StB Joachim Strehle, München<br />
der Vorsteuerabzug versagt. Sofern eine<br />
Rechnung fehlerhaft ist, kann eine Berichtigung<br />
erfolgen.<br />
Liegt eine Berichtigungslage vor, so stellt<br />
sich die Frage, wann der Unternehmer nun<br />
den Vorsteuerabzug vornehmen kann. Die<br />
Finanzverwaltung geht davon aus, dass<br />
dieser Abzug erst dann zum Tragen kommt,<br />
wenn der Unternehmer über die berichtigte<br />
Rechnung verfügt. Eine Rückwirkung<br />
soll gerade nicht zum Zuge kommen.<br />
Der EuGH hat seinem Urteil Pannon Gép<br />
eine Entscheidung getroffen, die eine<br />
Rückwirkung vermuten lässt. Allerdings<br />
war die Formulierung so kryptisch, dass<br />
eine Eindeutigkeit letztlich doch nicht<br />
Fazit<br />
Kontakt:<br />
RAin Dr. Karen<br />
Möhlenkamp,<br />
Düsseldorf<br />
karen.moehlenkamp@<br />
wts.de<br />
Berichtigungsmöglichkeit<br />
Auffassung der<br />
Finanzverwaltung<br />
EuGH vom 15.07.2010<br />
(Rs. C-368/09)
BFH vom 20.07.2<strong>012</strong><br />
(AZ: V B 82/11)<br />
EuGH vom 26.06.20<strong>03</strong><br />
(Rs. C-305/01)<br />
Abgrenzungsprobleme<br />
BFH vom 18.04.2<strong>012</strong><br />
(AZ: II R 51/11)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 umsatzsteuer<br />
3 grunderwerbsteuer<br />
herauszulesen war. Insoweit war es nicht<br />
verwunderlich, dass die Finanzverwaltung<br />
das EuGH-Urteil in ihrem Sinn interpretierte<br />
und eine Rückwirkung nicht gesehen<br />
hat. Die nachfolgenden Entscheidungen<br />
deutscher Finanzgerichte haben auch<br />
nicht unmittelbar weitergeholfen. Folglich<br />
hatte sich in der Praxis die anfängliche<br />
Freude über das EuGH-Urteil größtenteils<br />
wieder gelegt.<br />
Die Sache könnte jedoch wieder in<br />
Schwung kommen. So hat der BFH in<br />
einem Beschluss über die Aussetzung der<br />
Vollziehung festgestellt, dass eine Berichtigung<br />
durchaus auf den Zeitpunkt der<br />
ursprünglichen Rechnungserteilung zurückwirken<br />
kann. Voraussetzung ist, dass<br />
Beim Factoring handelt es sich um eine in<br />
der Wirtschaft übliche Finanzdienstleistung<br />
durch den An- und Verkauf von Forderungen<br />
(Betriebsmittelfinanzierung). Nach<br />
anfänglicher Unklarheit über die umsatzsteuerliche<br />
Beurteilung solcher Vorgänge,<br />
ist auf der Grundlage des EuGH-Urteils MKG<br />
eine gewisse Rechtssicherheit eingekehrt:<br />
Das Factoring-Unternehmen (Factor) erbringt<br />
gegenüber dem Anschlusskunden<br />
steuerbare und steuerpflichtige Leistungen.<br />
Allerdings liegen in der Praxis im Detail<br />
doch erhebliche Abgrenzungsprobleme<br />
vor. Dies gilt vorab für die erforderliche<br />
Unterscheidung zwischen „echtem“ und<br />
„unechtem“ Factoring sowie den diesbezüglichen<br />
Forderungseinzug, desweiteren<br />
auch bei der Frage, wie es sich mit einem<br />
einmaligen Forderungskauf und -verkauf<br />
verhält oder letztlich auch bei der Abgrenzung<br />
von „normalen“ vs. „zahlungsgestörten“<br />
Forderungen (vgl. Abschn. 2.4 Abs. 1<br />
UStAE, FG Düsseldorf vom 15.02.2008,<br />
AZ: 1 K 3682/05, EuGH vom 27.10.2011,<br />
Rs. C-93/10).<br />
diese Rechnung gewisse Mindestangaben<br />
zu enthalten hat. Hierzu zählen:<br />
→ Rechnungsaussteller<br />
→ Leistungsempfänger<br />
→ Leistungsbeschreibung<br />
→ Entgelt<br />
→ Umsatzsteuerbetrag<br />
Da es sich im vorliegenden Beschluss um<br />
ein Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes<br />
handelt, bleibt die abschließende<br />
Entscheidung des Gerichts im Hauptsacheverfahren<br />
abzuwarten. Im Hinblick<br />
auf die Rückwirkung und die damit in<br />
Zusammenhang stehende Problematik der<br />
Verzinsung von Vorsteuerbeträgen scheint<br />
der Weg aber möglicherweise in eine gute<br />
Richtung zu gehen.<br />
2e | Factoring als einheitliche Leistung | Autor: WP/StB Joachim Strehle, München<br />
Aktuell hat sich der BFH mit der Frage<br />
beschäftigen müssen, ob beim Factoring<br />
neben der Forderungsübernahme<br />
nebst Einzug auch eine Kreditgewährung<br />
vorliegt, welche umsatzsteuerlich als<br />
eigenständige Leistung zu sehen ist und<br />
welche ihrerseits einer Steuerfreiheit<br />
unterliegt. Hierzu hat das Gericht für Recht<br />
gesprochen: Kauft ein Factor Forderungen<br />
unter Übernahme des Ausfallrisikos<br />
gegen sofortige Zahlung des vereinbarten<br />
Kaufpreises an, liegt auch dann keine<br />
steuerfreie Kreditgewährung vor, wenn in<br />
der zugrundeliegenden Vereinbarung und<br />
in der Abrechnung neben den Factoring-<br />
Gebühren getrennt ein sog. pauschaler<br />
Vorfinanzierungszins ausgewiesen wird.<br />
Somit kann festgehalten werden, dass es<br />
sich beim Grundtypus des Factorings um<br />
eine einheitliche Leistung handelt. Die<br />
Kreditgewährung stellt eine unselbständige<br />
Nebenleistung zur Hauptleistung,<br />
der Forderungsübernahme nebst Einzug,<br />
dar.<br />
3a | Anforderungen für die Nichterhebung von Grunderwerbsteuer bei Rückgängigmachung<br />
von Erwerbsvorgängen | Autorin: RAin/StBin Barbara Wartenberg, München<br />
Eine Übertragung von mindestens 95 %<br />
der Anteile am Vermögen einer grundbesitzenden<br />
Personengesellschaft auf neue<br />
Gesellschafter innerhalb von fünf Jahren<br />
löst nach § 1 Abs. 2a GrEStG grundsätzlich<br />
Grunderwerbsteuer aus. Nach § 16 Abs. 2<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 15<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Joachim<br />
Strehle, München<br />
joachim.strehle@<br />
wts.de<br />
BFH vom 15.05.2<strong>012</strong><br />
(AZ: X I R 28/10)<br />
Fazit<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Joachim<br />
Strehle, München<br />
joachim.strehle@<br />
wts.de
Entgegen gleichlautendem<br />
Ländererlass vom<br />
25.02.2010<br />
BFH vom 28.<strong>03</strong>.2<strong>012</strong><br />
(AZ: II R 57/10)<br />
Urteilsfall<br />
Objektiv sachlicher<br />
Zusammenhang<br />
16<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
3 grunderwerbsteuer<br />
Nr. 1 GrEStG wird die Steuer – auch in diesen<br />
Fällen über den Wortlaut hinaus – auf<br />
Antrag nicht erhoben, wenn die Anteile<br />
innerhalb von zwei Jahren seit Entstehung<br />
der Steuer zurück erworben werden,<br />
vorausgesetzt der ursprüngliche Erwerbsvorgang<br />
wurde dem Finanzamt ordnungsgemäß<br />
angezeigt (§ 16 Abs. 5 GrEStG).<br />
Nach dem genannten BFH-Urteil muss<br />
die auslösende Anteilsübertragung nicht<br />
vollständig rückgängig gemacht werden.<br />
Vielmehr genügt es, wenn nach dem<br />
Rückerwerb die maßgebliche 95 % Grenze<br />
im Ergebnis nicht mehr erreicht wird. Die<br />
Rückübertragung muss dabei auch nicht<br />
rückwirkend erfolgen. Es genügt, wenn innerhalb<br />
der zwei Jahre ein (Rück-) Erwerb<br />
mit Wirkung für die Zukunft vorgenommen<br />
wird. Aufgrund der Entscheidung ist<br />
3b | Zur Frage des einheitlichen Erwerbsgegenstands |<br />
Autorin: RAin Susanne Heufelder, München<br />
Nach aktueller Rechtsprechung des<br />
BFH sind die einem Grundstückserwerb<br />
nachfolgenden Sanierungskosten in die<br />
Bemessungsgrundlage der Grunderwerbsteuer<br />
mit einzubeziehen, wenn ein<br />
objektiver sachlicher Zusammenhang zwischen<br />
Kauf- und Bauvertrag besteht, der<br />
einen einheitlichen Erwerbsgegenstand<br />
begründet.<br />
Im Urteilsfall erwarb der Kläger ein mit<br />
einem alten Verwaltungsgebäude bebautes<br />
Grundstück, welches noch für einen<br />
längeren Zeitraum an einen Dritten vermietet<br />
war. Das Angebot des Veräußerers<br />
zum Abschluss eines Generalübernehmervertrags<br />
nahm der Kläger erst 19 Monate<br />
nach Abschluss des Kaufvertrags an. Das FA<br />
setzte Grunderwerbsteuer für den Erwerb<br />
des Grundstücks fest und bezog die Sanierungskosten<br />
in die Bemessungsgrund lage<br />
ein.<br />
Ein objektiv sachlicher Zusammenhang<br />
zwischen Kauf- und Bauvertrag wird nach<br />
Auffassung des BFH indiziert, wenn der<br />
Veräußerer dem Erwerber aufgrund einer<br />
konkreten und bis annähernd zur Baureife<br />
gediehenen Vorplanung ein bestimmtes<br />
Gebäude auf einem bestimmten Grundstück<br />
zu einem im Wesentlichen festste-<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
mit einer entsprechenden Änderung des<br />
Ländererlasses (Tz. 9) zu rechnen.<br />
Für die Ordnungsmäßigkeit einer Anzeige<br />
bedarf es nach dem neuen Urteil<br />
entgegen der bisherigen Rechtsprechung<br />
keiner Angaben zu den Grundstücken der<br />
Gesellschaft mehr. Zudem muss sich das<br />
Finanzamt im Falle unvollständiger Anzeigen<br />
die Kenntnis der anzeigepflichtigen<br />
Umstände entgegenhalten lassen, falls<br />
sie diese innerhalb der Anzeigefrist durch<br />
eigene Ermittlungen oder von dritter Seite<br />
erlangt hat.<br />
Wir raten unseren Mandanten vor dem<br />
Hintergrund dieses Falles einmal mehr, auf<br />
die korrekte Anzeige relevanter Vorgänge<br />
innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen<br />
zweiwöchigen Frist zu achten.<br />
henden Preis anbietet und der Erwerber<br />
dieses Angebot annimmt. Geringfügige<br />
Abweichungen von der ursprünglichen<br />
Planung schließen den objektiv sachlichen<br />
Zusammenhang zwischen den Verträgen<br />
nicht aus.<br />
Grundsätzlich müsse zwar auch ein enger<br />
zeitlicher Zusammenhang zwischen<br />
dem Abschluss des Kaufvertrags und der<br />
Angebotsannahme bestehen. Im Urteilsfall<br />
nahm der BFH trotz des langen<br />
zeitlichen Zwischenraums einen einheitlichen<br />
Erwerbsgegenstand an, weil das<br />
Gebäude im Zeitpunkt des Erwerbs noch<br />
für längere Zeit vermietet war, so dass mit<br />
den Baumaßnahmen ohnehin erst nach<br />
Beendigung des Mietvertrags begonnen<br />
werden konnte.<br />
Der BFH stellte weiter klar, dass – entgegen<br />
der Auffassung des Niedersächsischen<br />
FG – keine durchgreifenden unionsrechtlichen<br />
oder verfassungsrechtlichen Bedenken<br />
gegen die ständige Rechtsprechung<br />
des BFH zum einheitlichen Erwerbsgegenstand<br />
im Grunderwerbsteuerrecht<br />
bestünden. Beim Erwerb von Immobilien<br />
empfiehlt es sich, die Folgen dieser Rechtsprechung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Änderung der<br />
Rechtsprechung<br />
Kontakt:<br />
StB Peter Jung,<br />
München<br />
peter.jung@wts.de<br />
Zeitlicher Zusammenhang<br />
Niedersächsisches FG<br />
vom 26.08.2011<br />
(AZ: 7 K 192/09,<br />
7 K 193/09)<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München<br />
marco.dern@wts.de
Koordinierte Länder-<br />
erlasse vom 19.06.2<strong>012</strong><br />
Eckpunkte der Erlasse<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
3 grunderwerbsteuer<br />
3c | Neue gleich lautende Ländererlasse zur Anwendung des § 6a GrEStG<br />
(Steuervergünstigung bei Umstrukturierung im Konzern) |<br />
Autoren: RA/StB Till Reinfeld, RA Dr. Siebo Adena, Düsseldorf<br />
Die obersten Finanzbehörden der Länder<br />
haben neue koordinierte Erlasse zur Anwendung<br />
des § 6a GrEStG veröffentlicht.<br />
Diese treten an die Stelle der bisherigen<br />
Erlasse vom 01.12.2010 sowie vom<br />
22.06.2011.<br />
Aus den neuen Erlassen ergeben sich einige<br />
Verschärfungen bzw. Einschränkungen<br />
bei der Anwendung der Grunderwerbsteuervergünstigung<br />
im Falle von Restrukturierungen<br />
im Konzern. Sie sind grundsätzlich<br />
in allen offenen Fällen anzuwenden.<br />
Es wird aber nicht beanstandet, wenn sich<br />
der Steuerpflichtige bei Rechtsvorgängen,<br />
die vor dem 13.07.2<strong>012</strong> verwirklicht wurden,<br />
auf die bisher geltende Verwaltungsauffassung<br />
beruft (Tz. 8).<br />
Die neuen Erlasse erweitern und verdeutlichen<br />
die Verwaltungsauffassung in einigen<br />
strittigen Bereichen. Zudem wurden<br />
visualisierende Beispiele ergänzt. Unter<br />
anderem ist auf die folgenden Punkte<br />
hinzuweisen:<br />
→ Der für den jeweiligen Umwandlungsvorgang<br />
zu bestimmende Verbund<br />
zwischen herrschendem Unternehmen<br />
und abhängiger Gesellschaft wird<br />
anhand von zwei Beispielen dargestellt<br />
(Tz. 2.1). So soll ein Umwandlungsvorgang,<br />
durch den ein Verbund begründet<br />
oder beendet wird, nicht begünstigt<br />
werden. Beispielhaft wird dies<br />
unter anderem für die Beendigung des<br />
Verbunds durch Verschmelzung einer<br />
von zwei Tochtergesellschaften auf das<br />
herrschende Unternehmen dargestellt<br />
(Tz. 2.1, Beispiel 1).<br />
→ Zum Begriff des Unternehmers wird<br />
die Auffassung der Finanzverwaltung<br />
präzisiert und ein Prüfschema sowie<br />
ein Beispiel bei mehrstufigen Beteiligungsstrukturen<br />
vorgegeben. Nach<br />
Verwaltungsauffassung wird auch die<br />
Organgesellschaft einer umsatzsteuerlichen<br />
Organschaft als herrschendes<br />
Unternehmen anerkannt (Tz. 2.2).<br />
→ Bei den begünstigungsfähigen Erwerben<br />
soll bei einer Anteilsvereinigung<br />
gemäß § 1 Abs. 3 Nr. 2 GrEStG die<br />
Grunderwerbsteuer in vollem Umfang<br />
nach § 6a GrEStG nicht erhoben wer-<br />
den. Unerheblich ist dabei, wann und<br />
wodurch der Erwerber die ihm bereits<br />
zustehenden Anteile erworben hat<br />
(Tz. 3).<br />
→ Nach Auffassung der Finanzverwaltung<br />
können, mangels Erfüllung der Vorbehaltensfrist,<br />
solche Unternehmen nicht<br />
abhängige Gesellschaften i.S.d. § 6a<br />
GrEStG sein, die weniger als fünf Jahre<br />
vor oder durch die zu begünstigende<br />
Umwandlung entstanden sind. Ausgenommen<br />
sind sog. verbundgeborene<br />
Gesellschaften. Diese Gesellschaften<br />
müssen durch einen Umwandlungsvorgang<br />
ausschließlich aus einer oder<br />
mehreren Gesellschaften entstanden<br />
sein, die spätestens im Zeitpunkt des<br />
zu beurteilenden Erwerbsvorgangs<br />
abhängige Gesellschaft sind (Tz. 4).<br />
→ Die Nachbehaltensfrist soll dann nicht<br />
eingehalten sein, wenn der Verbund<br />
(siehe Tz. 2.1) nicht über fünf Jahre fortbesteht.<br />
Soweit abhängige Gesellschaften<br />
innerhalb der Nachbehaltensfrist<br />
durch weitere Umwandlungsvorgänge<br />
ausschließlich mit anderen abhängigen<br />
Unternehmen untergehen (z.B.<br />
bei Kettenumwandlungen), sollen die<br />
Behaltenszeiten zusammengerechnet<br />
werden (Tz. 5).<br />
→ Im Verhältnis der §§ 5, 6 GrEStG zu<br />
§ 6a GrEStG wird festgehalten, dass die<br />
Steuervergünstigungen gleichrangig<br />
nebeneinander stehen. Sollten die<br />
Voraussetzungen für eine Steuervergünstigung<br />
nicht vorliegen oder<br />
später entfallen, so kann eine andere<br />
Steuervergünstigung von Amts wegen<br />
gewährt werden, soweit die Voraussetzungen<br />
hierfür vorliegen (Tz. 7).<br />
Der Anwendungsbereich des § 6a GrEStG<br />
wird durch die neuen Erlasse teilweise<br />
erheblich eingeschränkt. Von der Steuerbefreiung<br />
des § 6a GrEStG sind nach<br />
Auffassung der Finanzverwaltung insbesondere<br />
Umwandlungen unter direkter<br />
Beteiligung des herrschenden Unternehmens<br />
ausgenommen. Der in der Praxis<br />
häufig vorkommende Fall der Aufwärtsverschmelzung,<br />
bei dem der sog. Verbund<br />
erlischt, soll nach der Finanzverwaltung<br />
nunmehr nicht unter § 6a GrEStG fallen.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 17<br />
Ausblick
Betriebsvermögensvergünstigung<br />
für Anteile an<br />
Kapitalgesellschaften<br />
BFH vom 15.12.2010<br />
(AZ: II R 63/09)<br />
EuGH vom 19.07.2<strong>012</strong><br />
(Rs. C-31/11)<br />
Stellungnahme des<br />
Bundesrats zum<br />
JStG 2013<br />
(BR-Drs 302/12)<br />
Verschonungsregelung<br />
für Betriebsvermögen im<br />
Erbschaftsteuerrecht<br />
18<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
4 erbschaft- und Schenkungsteuer<br />
Es ist unseres Erachtens fraglich, ob diese<br />
einschränkende Auslegung der Finanzverwaltung<br />
mit dem Wortlaut des § 6a GrEStG<br />
vereinbar ist. Im Ergebnis wird die Bedeu-<br />
Die Übertragung von im Privatvermögen<br />
gehaltenen wesentlichen Anteilen an Kapitalgesellschaften<br />
(mehr als 25 %) durch<br />
Schenkung oder im Wege der Erbschaft<br />
kann von einem Verschonungsabschlag<br />
in Höhe von 85 % bzw. ggf. 100 % bei der<br />
Erbschaft-/Schenkungsteuer profitieren,<br />
wenn sich der Sitz oder die Geschäftsleitung<br />
der Kapitalgesellschaft im Inland<br />
oder im EU/EWR-Ausland befindet. Nicht<br />
begünstigt sind dagegen kraft gesetzlicher<br />
Regelung direkt gehaltene Drittstaatenbeteiligungen.<br />
Der BFH hielt in der Nichtgewährung der<br />
erbschaftsteuerlichen Begünstigung bei<br />
Drittstaatenbeteiligungen einen Verstoß<br />
gegen die Kapitalverkehrsfreiheit für<br />
möglich und rief deshalb diesbezüglich<br />
den EuGH an. Der EuGH beurteilte in der<br />
Rechtssache Scheunemann die Übertra-<br />
Im Rahmen des geplanten JStG 2013 hat<br />
der Bundesrat auch konkret formulierte<br />
Änderungen im Erbschaftsteuergesetz<br />
angeregt. Diese zielen insbesondere auf<br />
die Schließung der Besteuerungslücken<br />
im Zusammenhang mit sog. Cash- oder<br />
auch Forderungsgesellschaften ab, deren<br />
Ausgestaltung als reines Steuersparmodell<br />
künftig stark beschränkt werden soll. Der<br />
Entwurf sieht für die neuen Regelungen<br />
eine vorgezogene (rückwirkende) Anwendung<br />
ab dem Tag nach dem Gesetzesbeschluss<br />
des Bundestages vor, welcher<br />
derzeit für den 26.10.2<strong>012</strong> vorgesehen ist.<br />
Nach derzeit geltender Rechtslage<br />
dürfte es Steuerpflichtigen offenstehen,<br />
durch schlichte Übertragung von Privatvermögen<br />
in gewerbliche Strukturen<br />
erbschaft- bzw. schenkungsteuerlich<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
tung des § 6a GrEStG bei Restrukturierungen<br />
im Konzern durch die veröffentlichte<br />
Meinung der Finanzverwaltung weiter<br />
abnehmen.<br />
4a | Nichtbegünstigung von Drittstaatenbeteiligungen im deutschen Erbschaftsteuerrecht<br />
| Autor: RA Dr. Tom Offerhaus, München<br />
gung einer 100 %-Beteiligung an einer<br />
kanadischen Kapitalgesellschaft nun wie<br />
folgt: Eine Ungleichbehandlung sei anhand<br />
der Niederlassungsfreiheit zu prüfen<br />
und nicht anhand der Kapitalverkehrsfreiheit.<br />
Da die Niederlassungsfreiheit – anders<br />
als die Kapitalverkehrsfreiheit – nicht<br />
im Verhältnis zu Drittstaaten anwendbar<br />
ist, sieht der EuGH die erbschaftsteuerliche<br />
Nichtbegünstigung als europarechtskonform<br />
an.<br />
Das Urteil betraf zwar noch das alte<br />
Erbschaftsteuerrecht, welches Betriebsvermögensbegünstigungen<br />
sogar nur für<br />
Inlandsbeteiligungen vorsah. Die Aussagen<br />
des EuGH haben aber gleichwohl<br />
Bedeutung für die Begünstigung nach<br />
dem derzeit geltenden Recht, welches<br />
ebenfalls keine Begünstigung von Drittstaatenbeteiligungen<br />
vorsieht.<br />
4b | Schenkungsteuerliche Behandlung von Cash-Gesellschaften |<br />
Autor: RA Dr. Tom Offerhaus, München<br />
begünstigtes Vermögen zu schaffen und<br />
dieses auf legale Weise zu 85 % bzw. nach<br />
Wahl einer Optionsverschonung zu 100 %<br />
steuerfrei durch Schenkung oder im Falle<br />
der Erbschaft zu übertragen. Auch wenn<br />
die Förderung solcher Gestaltungen mit<br />
Sicherheit nicht vom Gesetzgeber bei der<br />
Neufassung des Erbschaftsteuerrechts zum<br />
01.01.2009 intendiert war, ist es doch die<br />
Konsequenz aus der typisierenden Einstufung<br />
von Aktivvermögen in sog. Verwaltungsvermögen<br />
und Nichtverwaltungsvermögen<br />
(und damit privilegierungsfähiges<br />
Betriebsvermögen). Die Erbschaftsteuerrichtlinien<br />
stellen explizit klar, dass Barvermögen<br />
bzw. Festgeld- oder Sparkonten<br />
nicht als Verwaltungsvermögen zu qualifizieren<br />
sind. Im Umkehrschluss müsste es<br />
somit möglich sein, eine gewerbliche oder<br />
gewerblich geprägte Gesellschaft, deren<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Till Reinfeld,<br />
Düsseldorf<br />
till.reinfeld@wts.de<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus,<br />
München<br />
tom.offerhaus@<br />
wts.de
BFH vom 05.10.2011<br />
(AZ: II R 9/11)<br />
BVerfG<br />
(AZ: 2 BvR 287/11)<br />
Oberste Finanz-<br />
behörden der Länder<br />
vom 19.04.2<strong>012</strong><br />
FG Niedersachsen<br />
vom 23.02.2<strong>012</strong><br />
(AZ: 5 K 397/10)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
5 grundsteuer<br />
6 ao/Verfahrensrecht<br />
Aktiva lediglich aus Barvermögen bestehen,<br />
schenkungsteuerfrei übertragen zu<br />
können.<br />
Der Bundesfinanzhof hat diese Auffassung<br />
in einem Beschluss indirekt bestätigt, da<br />
er aufgrund der Möglichkeit dieser und<br />
ähnlicher Gestaltungen ausdrücklich die<br />
Verfassungsmäßigkeit der gegenwärtigen<br />
Gesetzesfassung in Zweifel zieht (vgl. TJ<br />
05/2011). Dieser Beschluss war wohl auch<br />
der Auslöser für das Aufgreifen dieser<br />
Thematik durch den Bundesrat.<br />
Der Vorschlag des Bundesrats sieht nun vor,<br />
dass nur noch liquide Mittel, deren Wert<br />
zehn Prozent des Unternehmenswertes<br />
nicht übersteigt, künftig zum begünstigten<br />
Betriebsvermögen zählen. Geldbestände,<br />
welche die Zehn-Prozent-Marke über-<br />
Zu der Frage, ob die Vorschriften über die<br />
Einheitsbewertung verfassungsgemäß<br />
sind, ist ein Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
anhängig (vgl. TJ<br />
<strong>03</strong>/2011).<br />
Hierauf haben die obersten Finanzbehörden<br />
nun reagiert, indem mit gleich<br />
lautenden Erlassen vom 19.04.2<strong>012</strong> angeordnet<br />
wurde, dass alle neuen Einheitswertfeststellungen<br />
sowie Festsetzungen<br />
von Grundsteuermessbeträgen ab sofort<br />
nach § 165 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 AO hinsichtlich<br />
schreiten, würden folglich mit der geplanten<br />
Neuregelung in Zukunft als schädliches<br />
Verwaltungsvermögen einzustufen sein.<br />
Entsprechend würden die Einsparungsmöglichkeiten,<br />
die durch die Gründung<br />
einer Cash-Gesellschaft derzeit erzielt werden<br />
können, nicht mehr realisierbar sein.<br />
Die Bundesregierung hat in einer ersten<br />
Rückäußerung auf die Vorschläge des<br />
Bundesrats erklärt, dass sie die Zielrichtung<br />
des Antrags unterstützt. Jedoch<br />
bedürfe die genaue Ausgestaltung der<br />
Änderungen noch weiterer Prüfungen.<br />
Steuerpflichtigen, die gegenwärtig über<br />
Schenkungen nachdenken, können wir<br />
nur empfehlen, sich kurzfristig über noch<br />
bestehende Gestaltungsmöglichkeiten zu<br />
informieren.<br />
5 | Verfassungsmäßigkeit der Einheitsbewertung – Vorläufigkeit von Bescheiden |<br />
Autoren: RA/StB Holger Krönung, Josef Mayer, Erlangen<br />
der Frage, ob die Vorschriften über die Einheitsbewertung<br />
verfassungsgemäß sind,<br />
vorläufig ergehen.<br />
Zur Geltendmachung verfassungsrechtlicher<br />
Zweifel ist nunmehr ein Einspruch<br />
nicht mehr erforderlich. Es sollte aber<br />
darauf geachtet werden, dass alle neuen<br />
Bescheide einen Vorläufigkeitsvermerk<br />
enthalten. Soweit ein Bescheid nach<br />
einfachgesetzlicher Rechtslage fehlerhaft<br />
ist, muss dies weiterhin durch Einspruch<br />
geltend gemacht werden.<br />
6 | Keine uneingeschränkte Auskunftspflicht gegenüber der Finanzbehörde |<br />
Autorin: RAin/StBin Agnes Daub-Kienle, München<br />
Durch die wiederkehrenden Diskussionen<br />
zum Datenkauf gewinnt auch die Auskunftspflicht<br />
von Dritten immer mehr Aufmerksamkeit.<br />
Neben dem Steuerpflichtigen<br />
selbst sind gem. § 93 AO grundsätzlich<br />
auch Dritte gegenüber der Finanzverwaltung<br />
auskunftspflichtig, wobei vorrangig<br />
die Auskünfte beim Steuerpflichtigen<br />
selbst eingeholt werden sollen.<br />
Aktuell hat sich das Niedersächsische<br />
Finanzgericht mit den Grenzen der Aus-<br />
kunftspflicht von Dritten auseinandergesetzt.<br />
In langjähriger Rechtsprechung fordert<br />
der BFH, dass die begehrte Auskunft<br />
zur Sachverhaltsaufklärung geeignet und<br />
notwendig, die Pflichterfüllung für den<br />
Betroffenen möglich und das Auskunftsersuchen<br />
erforderlich, verhältnismäßig und<br />
zumutbar ist.<br />
Im vorliegenden Fall stand die Erfüllbarkeit<br />
des Auskunftsersuchens in Frage. Das<br />
Gericht machte deutlich, dass die Erteilung<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 19<br />
Gegenäußerung der<br />
Bundesregierung vom<br />
27.08.2<strong>012</strong><br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus<br />
und RA/StB Peter<br />
Schulz, München<br />
tom.offerhaus@wts.de<br />
peter.schulz@wts.de<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Andreas<br />
Pfaller, Erlangen<br />
andreas.pfaller@<br />
wts.de
Urteilsfall<br />
EU-Sozialversicherungsrecht<br />
anwendbar für die<br />
Schweiz ab 01.04.2<strong>012</strong>,<br />
EWR-Staaten ab<br />
01.06.2<strong>012</strong><br />
EG-VO 883/2004 anstatt<br />
EWG-VO 1408/71<br />
Entsendungen nun für<br />
max. 24 Monate möglich<br />
20<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
7 Lohnsteuer/Sozialversicherung<br />
der ersuchten Auskünfte nicht möglich<br />
ist, wenn die Anfrage aus der Erinnerung<br />
nicht beantwortet werden kann und ein<br />
Zugriff auf die erforderlichen Daten weder<br />
tatsächlich möglich ist noch gegenüber<br />
dem Dateninhaber diesbezüglich ein Auskunfts-<br />
oder Herausgabeanspruch besteht.<br />
Im Urteilsfall hatte die Klägerin umfangreiche<br />
Dienstleistungen gegenüber ihrer<br />
luxemburgischen Schwestergesellschaft<br />
erbracht, die eine Web-Plattform für Verkaufsaktivitäten<br />
von Drittanbietern betrieb.<br />
Die Klägerin verfügte jedoch über keinen<br />
eigenen Zugriff auf den im Ausland befindlichen<br />
Server, auf dem die benötigten<br />
Daten gespeichert waren. Auch bestand<br />
kein Anspruch auf Erteilung der benötigten<br />
Auskünfte oder Einrichtung einer eigenen<br />
Zugriffsberechtigung gegenüber der luxemburgischen<br />
Schwestergesellschaft.<br />
Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in die<br />
Schweiz oder in einen der Mitgliedstaaten<br />
des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR)<br />
entsenden wollen, müssen sich auf neue<br />
Regelungen einstellen. Bereits seit dem<br />
01.04.2<strong>012</strong> ist für den Auslandseinsatz<br />
in der Schweiz aus sozialversicherungsrechtlicher<br />
Sicht EU-Recht anzuwenden.<br />
Gleiches gilt für die EWR-Staaten Norwegen,<br />
Island und Liechtenstein mit Wirkung<br />
seit dem 01.06.2<strong>012</strong>.<br />
Das Sozialversicherungsrecht innerhalb<br />
der EU wird seit dem 01.05.2010 durch<br />
die EG-Verordnung 883/2004 koordiniert.<br />
Dagegen galten bei grenzüberschreitenden<br />
Sachverhalten zwischen der EU und<br />
der Schweiz sowie den genannten EWR-<br />
Staaten bislang weiterhin die alten Regelungen<br />
der EWG-Verordnung 1408/71. Das<br />
hat sich nun geändert. Für Entsendungen<br />
in die Schweiz oder nach Norwegen,<br />
Island und Liechtenstein gilt entsprechend<br />
der genannten EG-Verordnung jetzt eine<br />
maximale Entsendedauer von 24 Monaten.<br />
Im Gegensatz zur alten Höchstdauer von 12<br />
Monaten ist diese Frist nicht verlängerbar;<br />
ein Antrag auf eine Ausnahmevereinbarung<br />
für längere Entsendungen ist aber<br />
weiterhin möglich.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
Allein die Konzernzugehörigkeit begründet<br />
nach Auffassung des Finanzgerichts<br />
keinen generellen Anspruch auf Verschaffung<br />
einer Zugangsberechtigung, da die<br />
hierfür erforderliche Einflussmöglichkeit<br />
fehle. Die Möglichkeit, dass tatsächlich<br />
ein Datenzugriff besteht, müsse anhand<br />
konkreter Umstände im Einzelfall festgestellt<br />
und könne nicht generell unterstellt<br />
werden. Auch aus der vorherigen (freiwilligen)<br />
Beantwortung von Einzelauskünften<br />
könne keine tatsächliche Verfügungsmöglichkeit<br />
über die notwendigen Daten<br />
abgeleitet werden.<br />
Das Aufzeigen rechtsstaatlicher Grenzen<br />
bei Auskunftsersuchen ist zu begrüßen.<br />
Offen ist derzeit, ob der BFH im Revisionsverfahren<br />
der Grenzziehung des Finanzgerichts<br />
folgt.<br />
7a | Bei Entsendungen in die Schweiz und die EWR-Staaten gilt nun EU-Recht |<br />
Autor: RA/StB Frank Dissen, Frankfurt am Main<br />
Auch für die sogenannte Mehrfachbeschäftigung,<br />
also für Arbeitnehmer, die<br />
ihre Tätigkeit gewöhnlich in mehreren<br />
Staaten ausüben, gilt das neue Recht.<br />
Grundsätzlich muss ein solcher Arbeitnehmer<br />
einen wesentlichen Teil seiner Tätigkeit<br />
(mindestens 25 Prozent) in seinem<br />
Wohnstaat ausüben, um den Vorschriften<br />
dieses Staates zu unterliegen. Hier hat<br />
sich auch die Zuständigkeit hinsichtlich<br />
des Verbleibs im deutschen Rechtssystem<br />
geändert, da diesbezüglich die DVKA<br />
anstelle der Krankenkasse entscheidet.<br />
Anstatt des Formulars E 101 wird das<br />
Formular A1 als Entsendebescheinigung<br />
ausgestellt.<br />
Aber Vorsicht: Auch für die Schweiz und<br />
die EWR-Staaten gilt eine zehnjährige<br />
Übergangsfrist, in der unter bestimmten<br />
Voraussetzungen das alte Recht weiter<br />
angewandt werden kann. Zu beachten<br />
ist ferner, dass im Gegensatz zu den EU-<br />
Ländern (mit Ausnahme von Großbritannien<br />
und Dänemark) die neue Regelung<br />
nicht für Drittstaatsangehörige gilt – etwa<br />
Staatsbürger der USA. Somit haben die<br />
alte EWG-Verordnung sowie die bilateralen<br />
Sozialversicherungsabkommen auch<br />
zukünftig noch vereinzelt Gültigkeit.<br />
Keine generelle Zugriffsvermutung<br />
bei Konzern-<br />
zugehörigkeit<br />
Anhängige Revision<br />
(AZ: II R 15/12)<br />
Kontakt: RAin/StBin<br />
Agnes Daub-Kienle,<br />
agnes.daub-kienle@<br />
wts.de<br />
Mehrfachbeschäftigung<br />
nur noch bei wesentlicher<br />
Tätigkeit im Wohnstaat<br />
Neue Zuständigkeiten<br />
10 Jahre Übergangsfrist<br />
Keine Geltung für Drittstaatsangehörige<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Frank Dissen,<br />
Frankfurt am Main<br />
frank.dissen@wts.de
BMF vom 23.05.2<strong>012</strong><br />
Zufluss von Arbeitslohn<br />
Elektronische Lohn-<br />
steuerabzugsmerkmale<br />
Gestreckte Einführung<br />
des Datenabrufs<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
7 Lohnsteuer/Sozialversicherung<br />
8 Zoll<br />
7b | Lohnsteuerliche Behandlung der Familienpflegezeit |<br />
Autorin: Angelika Löchelt, Düsseldorf<br />
Will ein Mitarbeiter einen pflegebedürftigen<br />
nahen Angehörigen in häuslicher<br />
Umgebung pflegen, kann er ab dem<br />
01.01.2<strong>012</strong> nach dem Familienpflegezeitgesetz<br />
(FPfZG) seine Arbeitszeit reduzieren<br />
und von seinem Arbeitgeber zum Ausgleich<br />
von Arbeitsentgeltkürzungen einen<br />
staatlich geförderten Aufstockungsbetrag<br />
erhalten. Das BMF hat in dem genannten<br />
Schreiben zur lohnsteuerlichen Behandlung<br />
von Zahlungen während oder nach<br />
Ablauf der Familienpflegezeit Stellung<br />
genommen.<br />
Das verringerte Arbeitsentgelt und die<br />
Entgeltaufstockung des Arbeitgebers sind<br />
lohnsteuerpflichtig, auch wenn der Aufstockungsbetrag<br />
aus einem Wertguthaben<br />
nach SGB IV entnommen und dadurch<br />
ein negatives Wertguthaben aufgebaut<br />
wird. Wird in der Nachpflegephase zum<br />
7c | Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte |<br />
Autorin: StBin Susanne Weber, München<br />
Zum 01.01.2013 sollen für den Lohnsteuerabzug<br />
die elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale<br />
(ELStAM) anstelle der<br />
Eintragungen auf der Lohnsteuerkarte<br />
maßgebend sein. Arbeitgeber sollen<br />
künftig die für den Lohnsteuerabzug<br />
maßgebenden Informationen (Steuerklasse,<br />
Faktor, Konfession, Frei- oder Hinzurechnungsbeträge)<br />
elektronisch von<br />
der Finanzverwaltung abrufen können.<br />
Um einen reibungslosen Übergang von<br />
der Papier– zur elektronischen Lohnsteuer-<br />
8 | WTO-Beitritt Russlands: Zollrechtliche Änderungen |<br />
Autor: Michail Lozowskij, München<br />
Ausgleich eines negativen Wertguthabens<br />
ein reduziertes Arbeitsentgelt bezahlt, ist<br />
nur insoweit ein Zufluss von Arbeitslohn<br />
gegeben.<br />
Beitragszahlungen des Arbeitgebers für<br />
die zur Absicherung eines Ausfallrisikos<br />
bei negativem Wertguthaben vorgeschriebene<br />
Familienpflegezeitversicherung und<br />
Leistungen daraus sind nicht lohnsteuerpflichtig.<br />
Verauslagt der Arbeitgeber Versicherungsbeiträge<br />
für eine vom Mitarbeiter<br />
abgeschlossene Versicherung und behält<br />
er diese vom Arbeitslohn ein, wird der<br />
steuerpflichtige Arbeitslohn dadurch nicht<br />
gemindert. Zahlungen des Mitarbeiters an<br />
den Arbeitgeber bei vorzeitiger Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses oder Freistellung<br />
führen zu negativem Arbeitslohn,<br />
der mit steuerpflichtigem Arbeitslohn<br />
verrechnet werden kann.<br />
karte zu ermöglichen, soll die Einführung<br />
schrittweise vollzogen werden, so dass<br />
Arbeitgeber ihre Abrechnungsprozesse<br />
auch im Laufe des Jahres 2013 umstellen<br />
können. Die Rahmenbedingungen für die<br />
gestreckte Einführung stehen jedoch noch<br />
nicht fest.<br />
Nach derzeitigem Kenntnisstand sollen<br />
Arbeitgeber bereits ab November 2<strong>012</strong> die<br />
ELStAM abrufen können, damit die Daten<br />
zum 01.01.2013 dem Lohnsteuerabzug<br />
zugrunde gelegt werden können.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 21<br />
Versicherungsbeiträge<br />
Rückzahlungen<br />
Kontakt:<br />
StBin Susanne Weber,<br />
München<br />
susanne.weber@<br />
wts.de<br />
Kontakt:<br />
StBin Susanne Weber,<br />
München<br />
susanne.weber@<br />
wts.de<br />
Protokoll vom Mit dem Beitritt der Russischen Födera- Dennoch bleiben 90 % der Einfuhrgebüh-<br />
16.12.2011 über den<br />
Beitritt Russlands zur<br />
WTO, in Kraft getreten am<br />
22.08.2<strong>012</strong><br />
tion zur Welthandelsorganisation ist am<br />
22.08.2<strong>012</strong> ein neuer Zolltarif für die<br />
Mitgliedsstaaten der Zollunion zwischen<br />
ren unberührt.<br />
Die meisten Änderungen betreffen die Le- Entscheidungen des<br />
Russland, Weißrussland und Kasachstan in<br />
Kraft getreten. Dieser Schritt wird zu einer<br />
bensmittelbranche. So wird z.B. Schweinefleisch,<br />
das innerhalb der Quote eingeführt<br />
Rates der EAWG Nr. 54<br />
und 55 vom 07.07.2<strong>012</strong><br />
Senkung der russischen Importzölle im wird, komplett vom Zoll befreit. Bisher<br />
Durchschnitt von 9,6 % auf 7,8 % führen. betrug der entsprechende Zollsatz 15 %.
Neuer Spitzenausgleich<br />
Vereinbarung zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz<br />
Effizienzziele<br />
22<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
9 energiesteuer<br />
Hinsichtlich der Autoindustrie werden die<br />
Einfuhrgebühren für Neuwagen im Laufe<br />
der ersten drei Jahre von 30 % auf 25 % gesenkt,<br />
in den anschließenden vier Jahren<br />
auf 15%. Um die nationalen Autohersteller<br />
(darunter ausländische Hersteller, die in<br />
Russland ihre Autos erzeugen) zu schützen,<br />
wird von der russischen Regierung<br />
eine Verschrottungsgebühr eingeführt, die<br />
die entfallenden Zölle kompensieren wird.<br />
9 | Energie- und stromsteuerliche Begünstigungen ab 2013 |<br />
Autor: Bertil Kapff, Düsseldorf<br />
Das Bundeskabinett hat am 01.08.2<strong>012</strong><br />
den Regierungsentwurf für einen neuen<br />
Spitzenausgleich nach § 55 EnergieStG<br />
und § 10 StromStG vorgelegt. Analog zum<br />
Energiekonzept 2010 soll die Gewährung<br />
des Spitzenausgleichs zukünftig an die<br />
verbindliche Einführung von Energiemanagement-<br />
oder Umweltmanagementsystemen<br />
(EMS) gekoppelt werden, um der<br />
Industrie verstärkt Anreize zur Ausbeutung<br />
ihrer Energieeffizienzpotenziale zu geben.<br />
Mit der Vereinbarung zwischen der Regierung<br />
der Bundesrepublik Deutschland und<br />
der deutschen Wirtschaft zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz vom 01.08.2<strong>012</strong><br />
wurde bereits ein Anschlussabkommen<br />
für die bisherige Klimaschutzvereinbarung<br />
geschlossen, um die Fortführung des<br />
Spitzenausgleichs bis zum Jahr 2022 zu<br />
ermöglichen. Darin verpflichtet sich die<br />
Industrie zur Implementierung von EMS<br />
bis zum Jahr 2015. Dementsprechend soll<br />
der Spitzenausgleich ab 2016 nur noch an<br />
Unternehmen gewährt werden, die ein<br />
EMS betreiben, d. h. die eine Zertifizierung<br />
nach EMAS (Eco-Management and Audit<br />
Scheme) oder DIN EN ISO 5001 nachweisen<br />
können. Für kleinere und mittlere<br />
Unternehmen sind alternative, weniger<br />
aufwändige Systeme vorgesehen.<br />
Das Produzierende Gewerbe hat sich in der<br />
Vereinbarung zudem zu einer kontinuierlichen<br />
Senkung seines relativen Energiever-<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
Kasachstan und Weißrussland gehören mit<br />
Russland zu einer Zollunion. Da Kasachstan<br />
und Weißrussland keine WTO-Mitglieder<br />
sind, wurden für diese Länder einige<br />
Ausnahmen eingeführt. U.a. werden für<br />
bestimmte Warengruppen, einschließlich<br />
Autos, alte Einfuhrzölle beibehalten.<br />
Für Weißrussland gilt das bis zu seinem<br />
Beitritt zur WTO, für Kasachstan für sechs<br />
Monate, nach deren Ablauf die Frist bis<br />
zum Beitritt Kasachstans zur WTO verlängert<br />
wird.<br />
brauchs verpflichtet, wobei jedoch nicht<br />
das einzelne Unternehmen, sondern die<br />
Wirtschaft insgesamt („Glockenlösung“)<br />
vereinbarte Zielwerte erfüllen muss.<br />
Maßgeblich für die Steuererstattung im<br />
Antragsjahr ist dabei jeweils die Verringerung<br />
der Energieintensität im vorletzten<br />
Kalenderjahr im Vergleich zum Jahresdurchschnitt<br />
der Jahre 2007 bis 2<strong>012</strong>.<br />
Dementsprechend muss die Industrie eine<br />
Reduzierung des Energieverbrauchs im Bezugsjahr<br />
2013 um 1,3 % realisiert haben,<br />
damit die Steuerentlastung für das Antragsjahr<br />
2015 gewährt wird. In den Folgejahren<br />
steigen die Zielwerte kontinuierlich<br />
bis auf 5,25 % für das Bezugsjahr 2016 an.<br />
Für die Antragsjahre 2019 bis 2022 werden<br />
die Zielwerte erst bei einer Evaluation im<br />
Jahr 2017 gesetzlich festgelegt. Die Einhaltung<br />
der Zwischenziele soll durch jährliche<br />
Energieeffizienz-Monitorings eines unabhängigen<br />
wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Instituts sichergestellt werden.<br />
Die Neuregelung sieht dagegen keine<br />
Änderungen des Entlastungsumfangs vor.<br />
Nach derzeitigem Stand soll das Gesetzgebungsverfahren<br />
im Dezember 2<strong>012</strong><br />
abgeschlossen werden und der neue<br />
Spitzenausgleich zum 01.01.2013 in Kraft<br />
treten. Die Rechtsänderung ist der Europäischen<br />
Kommission als Beihilfe anzuzeigen<br />
und eine formale Genehmigung ist<br />
erforderlich.<br />
Informationen des<br />
russischen Zollamtes<br />
vom 21.08.2<strong>012</strong><br />
Kontakt:<br />
Uwe Grosse, München<br />
uwe.grosse@wts.de<br />
Inkrafttreten zum<br />
01.01.2013<br />
Kontakt:<br />
RAin Dr. Karen<br />
Möhlenkamp,<br />
Düsseldorf<br />
karen.moehlenkamp@<br />
wts.de
Neuentwurf des Kapitels<br />
VI der OECD-Verrechnungspreis-Richtlinien<br />
zu<br />
Intangibles<br />
Diskussionspapier<br />
vom 06.06.2<strong>012</strong><br />
Nicht alle Intangibles<br />
sind werthaltig<br />
Nutzung vs. Übertragung<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
10a | OECD veröffentlicht wegweisende Überarbeitung der OECD-Richtlinien zu<br />
Intangibles | Autor: Dr. Arwed Crüger, Frankfurt am Main<br />
Die korrekte Behandlung sog. Intangibles,<br />
also bilanzierter und nicht bilanzierter<br />
immaterieller Wirtschaftsgüter, stellt für<br />
jeden Konzern in Bezug auf ein korrektes<br />
Verrechnungspreissystem eine große Herausforderung<br />
dar. Die OECD hat vorletztes<br />
Jahr angekündigt, einen Neuentwurf des<br />
Kapitels VI der OECD-Verrechnungspreis-<br />
Richtlinien zu Intangibles zu erarbeiten.<br />
Nun hat sie am 06.06.2<strong>012</strong> in Vorbereitung<br />
dieses Entwurfs ein „Diskussionspapier“<br />
veröffentlicht. Das Werk umfasst rund<br />
60 Seiten und enthält über 20 Beispiele.<br />
Eines der wichtigsten in dem Papier<br />
diskutierten Themen ist die Definition<br />
von Intangibles. Bemerkenswert ist hier,<br />
dass nicht auf rechtliche oder bilanzielle<br />
Sichtweisen, sondern allein auf Eigentum<br />
und Kontrolle zu wirtschaftlichen Zwecken<br />
abgestellt wird. Demnach ist der Begriff<br />
Intangible sehr weit gefasst. Allerdings<br />
sollen Faktoren wie Marktbesonderheiten,<br />
Synergien im Konzern oder Größe bis auf<br />
einige Ausnahmen nicht als Intangible interpretiert<br />
werden. Ebenso sind Goodwill<br />
oder „Going Concern“ nicht als separates<br />
Intangible zu sehen. Für eine Bepreisung<br />
sind all diese Faktoren jedoch wiederum<br />
zu berücksichtigen und dürften dabei eine<br />
entscheidende Rolle spielen.<br />
Erfreulich ist die Klarstellung, dass nicht<br />
alle Intangibles auch werthaltig sind.<br />
Vertragliche Grundlagen sollen zwar der<br />
Ausgangspunkt bleiben, entscheidend<br />
ist jedoch das tatsächliche Handeln der<br />
Parteien sowie die ökonomische Substanz.<br />
Hierfür wird der Begriff „Kontrolle über<br />
Funktionen und Risiken“ verwendet, der<br />
letztlich das wirtschaftliche Eigentum an<br />
Intangibles begründet. Des Weiteren wird<br />
mit der Nutzung von Intangibles und der<br />
Übertragung von Intangibles zwischen<br />
zwei Transaktionsarten unterschieden.<br />
Bei Fragen der Verrechnung wird vor allem<br />
auf Bewertungsmethoden abgestellt, wobei<br />
eine reine „Purchase Price Allocation“<br />
als für steuerliche Zwecke nicht verwendbar<br />
eingestuft wird. Entscheidend ist eine<br />
Orientierung an der Wertschöpfungskette<br />
des Konzerns, auf deren Basis gängige Bewertungsmethoden<br />
individuell anzuwenden<br />
sind. Etwaige Daumenregeln werden<br />
genauso abgelehnt wie rein kostenbasierte<br />
Verfahren, die nur in Ausnahmefällen<br />
akzeptabel sein sollen. Dieser Punkt wird<br />
diskutiert werden müssen. Gestärkt wird<br />
dagegen die Verwendung der Preisvergleichsmethode<br />
bei Lizenzgebühren, wobei<br />
jedoch eine hohe Vergleichbarkeit der<br />
Transaktionen vorausgesetzt wird. Ferner<br />
wird ausgeführt, dass Intangibles in der<br />
Regel eine begrenzte Lebensdauer haben,<br />
was sich auf die Bewertung auswirken<br />
wird. Benötigte Diskontierungssätze sind<br />
ebenfalls individuell abzuleiten, eine<br />
Orientierung an unternehmensinternen<br />
Richtgrößen wird abgelehnt. Die Berücksichtigung<br />
von steuerlichen Effekten wird<br />
nicht abschließend diskutiert, hier sind<br />
weitere Überlegungen erforderlich. Die<br />
zahlreichen Beispiele verdeutlichen, dass<br />
das Thema Intangibles sehr komplex ist<br />
und die Unternehmen in Zukunft noch<br />
stärker beschäftigen wird.<br />
Insgesamt lässt sich festhalten, dass nur<br />
einige hilfreiche Klarstellungen erarbeitet,<br />
eine detaillierte Regelung vieler<br />
Themen aber bisher unterlassen wurde,<br />
wie bspw. das Fehlen einer Definition für<br />
Intangibles deutlich zeigt. Es sollte über<br />
mehr begriffliche Genauigkeit, Rechtssicherheit<br />
sowie Vereinfachungsregeln und<br />
Wertuntergrenzen nachgedacht werden.<br />
Das größte steuerliche Risiko steckt in<br />
bewusst oder unbewusst gehobenen<br />
stillen Reserven, zum Beispiel durch eine<br />
Übertragung von Intangibles im Zusammenspiel<br />
mit Goodwill, Synergien und<br />
Standortvorteilen, beispielsweise bei<br />
einer Umstrukturierung oder Funktionsverlagerung.<br />
In jedem Fall besteht für die<br />
Unternehmen in diesem Bereich dringender<br />
Handlungsbedarf, damit alle Transaktionen<br />
im Zusammenhang mit Intangibles<br />
sowohl im Verrechnungspreissystem als<br />
auch in der Dokumentation korrekt und<br />
vollständig erfasst sind.<br />
OECD<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 23<br />
Bewertungsmethoden<br />
Verwendung der Preis-<br />
vergleichsmethode bei<br />
Lizenzgebühren<br />
Handlungsbedarf bei<br />
Umstrukturierung oder<br />
Funktionsverlagerung<br />
Kontakt:<br />
Dr. Arwed Crüger,<br />
Frankfurt am Main<br />
arwed.crueger@<br />
wts.de
OECD<br />
Timing issues:<br />
ex ante vs. ex post<br />
Vereinfachungen durch<br />
Safe Harbours<br />
ÖSTERREICH<br />
Stabilitätsgesetz 2<strong>012</strong><br />
(öBGBl. 22/2<strong>012</strong>) –<br />
Entfall der Spekulationsfrist<br />
für Grundstücke<br />
Pauschale Anschaffungskostenermittlung<br />
für<br />
„Altimmobilien“<br />
24<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
10b | OECD veröffentlicht drei weitere Berichte zu Verrechnungspreisen |<br />
Autor: Dr. Arwed Crüger, Frankfurt<br />
Parallel zur Veröffentlichung des Diskussionspapiers<br />
zu Intangibles hat die<br />
OECD zwei weitere Dokumente in einer<br />
Entwurfsfassung sowie einen (finalen)<br />
Bericht veröffentlicht. Das erste, relativ<br />
kurze Papier behandelt sogenannte „Timing<br />
Issues“. In einigen Ländern wird die<br />
Verrechnungspreisbestimmung „ex ante“<br />
favorisiert, d.h. eine Vorgehensweise, die<br />
alle zum Zeitpunkt der Planung vorhandenen<br />
Informationen entsprechend<br />
berücksichtigt. Andere Länder bevorzugen<br />
jedoch einen „ex post“ Ansatz, bei dem das<br />
Ergebnis der einzelnen Transaktionen auf<br />
Fremdüblichkeit untersucht wird. Beide<br />
Ansätze sorgen in der Praxis immer wieder<br />
für Diskussionen, da mitunter beträchtliche<br />
Differenzen bestehen können. Der<br />
Entwurf versucht, diese Differenzen zu<br />
entschärfen.<br />
Das zweite Dokument behandelt „Safe<br />
Harbours“. Das Konzept von Safe Harbour-<br />
Regelungen besteht in der Aufstellung<br />
einfacher Vorschriften zur Festsetzung<br />
von Verrechnungspreisen für eine bestimmte<br />
Gruppe von Steuerpflichtigen<br />
oder Transaktionen. Wenn diese befolgt<br />
11a | Neue Immobilienertragsbesteuerung in Österreich |<br />
Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />
Aufgrund des Stabilitätsgesetzes 2<strong>012</strong><br />
sind in Österreich Gewinne aus privaten<br />
Grundstücksveräußerungen ab dem<br />
01.04.2<strong>012</strong> ungeachtet des Zeitraumes<br />
zwischen Anschaffung und Veräußerung<br />
mit 25 % steuerpflichtig, auch wenn sie<br />
keinem Betriebsvermögen angehören.<br />
Diese Neuregelung betrifft bei in Österreich<br />
unbeschränkt Steuerpflichtigen<br />
in- und ausländische Immobilien. Bei in<br />
Österreich beschränkt Steuerpflichtigen<br />
sind hiervon nur inländische Immobilien<br />
betroffen.<br />
Die neue Besteuerung von privaten<br />
Grundstücksveräußerungen gilt auch für<br />
„Altimmobilien“, deren Spekulationsfrist<br />
im Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen<br />
Regelungen bereits abgelaufen war. In<br />
diesen Fällen werden die Anschaffungs-<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
werden, muss die Steuerbehörde die<br />
Verrechnungspreise des Steuerpflichtigen<br />
akzeptieren. In der aktuellen Fassung der<br />
OECD Guidelines werden Safe Harbours<br />
eher kritisch gesehen. Dies scheint nicht<br />
mit der in vielen Ländern vorherrschenden<br />
Praxis übereinzustimmen. Der Diskussionsentwurf<br />
versucht daher, den Behörden<br />
einen Leitfaden an die Hand zu geben, um<br />
bilateral Safe Harbours vereinbaren zu<br />
können. Der Ansatz klingt interessant, allerdings<br />
wäre eine Lösung auf OECD-Ebene<br />
anstelle von bilateralen Vereinbarungen<br />
klar zu bevorzugen.<br />
Der (finale) Bericht ist am umfangreichsten<br />
und beschreibt die Vereinfachungsregelungen,<br />
die in 41 Ländern in Bezug auf<br />
Verrechnungspreise in Kraft sind. 33 dieser<br />
Länder haben solche Regeln, von denen<br />
sich die weitaus meisten auf kleine und<br />
mittlere Unternehmen beziehen. Weitere<br />
Erleichterungen bestehen in 8 Ländern<br />
in Bezug auf konzerninterne Dienstleistungen.<br />
10 Länder verfügen über Safe<br />
Harbour-Regelungen, zum Beispiel in<br />
Bezug auf vereinfachte Methoden, Bandbreiten<br />
oder Zinssätze.<br />
kosten mit 86 % des Veräußerungserlöses<br />
bzw. 40 % des Veräußerungserlöses<br />
im Falle bestimmter Umwidmungen in<br />
Bauland nach dem 31.12.1987 angesetzt.<br />
Unter Anwendung des besonderen Steuersatzes<br />
von 25 % ergibt sich daraus bei Alt-<br />
immobilien eine Besteuerung von 3,5 %<br />
des Veräußerungserlöses bzw. 15 % des<br />
Veräußerungserlöses (im Umwidmungsfall).<br />
Auf Antrag können die Gewinne aber<br />
auch konkret ermittelt werden.<br />
Für Grundstücksveräußerungen nach dem<br />
31.12.2<strong>012</strong> ist im Falle einer Selbstberechnung<br />
der Grunderwerbsteuer durch<br />
einen Parteienvertreter (Notar oder<br />
Rechtsanwalt) von diesem die Immobilienertragsteuer<br />
selbst zu berechnen und<br />
an das Finanzamt abzuführen. Mit der<br />
korrekten Entrichtung dieser Steuer durch<br />
Bericht zu Vereinfachungsregelungen<br />
Kontakt:<br />
Dr. Arwed Crüger,<br />
Frankfurt am Main<br />
arwed.crueger@<br />
wts.de<br />
Selbstberechnung durch<br />
Parteienvertreter
Forschungsprämie 10 %<br />
Einschaltung der<br />
Forschungsförderungs-<br />
gesellschaft<br />
Nichtanerkennung<br />
der „Geprägetheorie“<br />
in Österreich<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
den Parteienvertreter gilt die Einkommensteuer<br />
im außerbetrieblichen Bereich<br />
grundsätzlich als abgegolten. Sofern<br />
keine Selbstberechnung und Abführung<br />
der Immobilienertragsteuer durch den<br />
Parteienvertreter stattfindet, muss der<br />
Steuerpflichtige spätestens am 15. des auf<br />
den Kalendermonat des Zuflusses zweitfolgenden<br />
Monats eine Vorauszahlung an<br />
das Finanzamt leisten, die im Anschluss in<br />
der Veranlagung auf seine Einkommensteuer<br />
angerechnet wird.<br />
Von der Besteuerung ausgenommen sind,<br />
wie schon bisher im Rahmen des Speku-<br />
In Österreich können forschende Unternehmen<br />
jedes Jahr im Rahmen der<br />
Veranlagung eine Gutschrift in Höhe von<br />
10 % ihrer jährlichen Aufwendungen für<br />
eigenbetriebliche Forschung und experimentelle<br />
Entwicklung sowie Aufwendungen<br />
für Auftragsforschung beanspruchen<br />
(im zuletzt genannten Fall allerdings max.<br />
€ 100.000 pro Jahr).<br />
Neu ist die verpflichtende Einbeziehung<br />
der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft<br />
in den Beantragungsprozess.<br />
Sie soll jene technische Expertise<br />
mitbringen, die zur Beurteilung der Anspruchsvoraussetzungen<br />
für die Gewährung<br />
der Forschungsprämie notwendig<br />
lationstatbestandes, Einkünfte aus der Veräußerung<br />
von Eigenheimen oder Eigentumswohnungen<br />
samt Grund und Boden,<br />
wenn sie dem Veräußerer während<br />
bestimmter Zeit (entweder mindestens<br />
2 Jahre durchgehend ab der Anschaffung<br />
bis zur Veräußerung oder 5 Jahre durchgehend<br />
innerhalb der letzten 10 Jahre<br />
vor der Veräußerung) als Hauptwohnsitz<br />
gedient haben und der Hauptwohnsitz<br />
aufgegeben wird. Ausgenommen ist auch<br />
die Veräußerung selbst hergestellter Gebäude,<br />
soweit sie innerhalb der letzten<br />
10 Jahre nicht zur Erzielung von Einkünften<br />
gedient haben.<br />
11b | Neues bei der Forschungsförderung in Österreich | Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />
Beteiligen sich österreichische Investoren<br />
als Kommanditisten an einer durch die<br />
Komplementär-GmbH „gewerblich geprägten“<br />
deutschen GmbH & Co. KG und vergibt<br />
diese deutsche KG verzinste Darlehen an in<br />
dritten Ländern ansässige Personen, stellen<br />
die Räumlichkeiten der KG aus deutscher<br />
Sicht Personengesellschaftsbetriebsstätten<br />
der Gesellschafter dar. Dies hat in der<br />
Vergangenheit infolge der österreichischen<br />
Ablehnung der „Geprägetheorie“ (Rz 6015<br />
öEStR) zu Qualifikationskonflikten mit<br />
der Wirkung einer Doppelbesteuerung<br />
geführt, sofern die deutsche Personenge-<br />
ist. Die Steuerpflichtigen müssen daher ab<br />
2013 ihren Anträgen auf Forschungsprämie<br />
für eigenbetriebliche Forschung jeweils<br />
ein (kostenloses) Gutachten der Forschungsförderungsgesellschaft<br />
beilegen.<br />
Zudem sieht die neue Rechtslage zum<br />
einen die Möglichkeit vor, Feststellungsbescheide<br />
des Finanzamts zur Höhe der begünstigten<br />
Forschungsaufwendungen eines<br />
bestimmten Jahres zu erhalten, um den<br />
Bestandsschutz für die geltend gemachten<br />
Prämien in späteren Betriebsprüfungen zu<br />
erhöhen. Zum anderen gibt es die Möglichkeit<br />
eines neuen Advance Rulings für<br />
Unternehmen, die Forschungstätigkeiten in<br />
Österreich aufnehmen wollen.<br />
11c | Entfall der Entlastung österreichischer Investoren bei vermögensverwaltenden<br />
deutschen Personengesellschaften | Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />
sellschaft aus österreichischer Sicht reine<br />
Vermögensverwaltung betrieb. In solchen<br />
Fällen hat jedoch Österreich als Ansässigkeitsstaat<br />
der Gesellschafter die Doppelbesteuerung<br />
auf der Grundlage von Art. 23<br />
DBA Österreich/Deutschland beseitigt (EAS<br />
2571, EAS 2646, EAS 2900, etc.)<br />
Nach der neuen deutschen BFH-Rechtsprechung<br />
(Urteil vom 28.04.2010 - I R<br />
81/09 - sowie Urteil vom 24.08.2011 - I R<br />
46/10) stellt eine deutsche vermögensverwaltende<br />
KG trotz ihres innerstaatlich<br />
nach wie vor anerkannten „gewerblichen<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 25<br />
Befreiung für Hauptwohnsitz<br />
und selbst hergestellte<br />
Gebäude<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Walter Loukota,<br />
Wien<br />
walter.loukota@<br />
wts.at<br />
ÖSTERREICH<br />
Feststellungsbescheid und<br />
Advance Ruling<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Walter Loukota,<br />
Wien<br />
walter.loukota@<br />
wts.at<br />
ÖSTERREICH
Entfall der Entlastung<br />
in Österreich<br />
ÖSTERREICH<br />
Art. 18 Abs. 2 DBA<br />
Österreich/Deutschland<br />
DEUTSCHLAND<br />
EuGH vom 20.10.2011<br />
(Rs. C-284/09)<br />
Stellungnahme des Bundesrats<br />
zum JStG 2013<br />
BMF vom 23.05.2<strong>012</strong> zur<br />
Geltendmachung von<br />
Erstattungsansprüchen<br />
26<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
Gepräges“ in DBA-rechtlicher Hinsicht<br />
keine Betriebsstätte mehr dar. Da Deutschland<br />
demnach nicht mehr in der Lage ist,<br />
die Gewinne zu besteuern, hat nunmehr<br />
Österreich das Besteuerungsrecht hinsichtlich<br />
der von der KG erzielten Kapitalerträge.<br />
Eine Entlastung der österreichischen<br />
Bezieht ein in Österreich ansässiger<br />
Pensionist aufgrund seiner ehemaligen<br />
Tätigkeit für ein deutsches Unternehmen<br />
Renten aus der gesetzlichen deutschen<br />
Rentenversicherung, sind diese Renten<br />
gem. Art. 18 Abs. 2 i.V.m. Art. 23 Abs. 2<br />
lit. d DBA Österreich/Deutschland in<br />
Österreich freizustellen. Jedoch sind die<br />
Einkünfte im Rahmen des österreichischen<br />
Progressionsvorbehalts progressionserhöhend<br />
für die übrigen Einkünfte zu<br />
berücksichtigen.<br />
Der EuGH hat mit Urteil vom 20.10.2011<br />
zur abgeltenden Quellenbesteuerung von<br />
aus Deutschland abfließenden Streubesitzdividenden<br />
entschieden, dass die<br />
Versagung der Beteiligungsbefreiung<br />
des § 8b Abs. 1 KStG (vgl. § 43 Abs. 1 S. 3<br />
EStG) mit der Kapitalverkehrsfreiheit<br />
unvereinbar ist (vgl. TJ 05/2011). Die<br />
EuGH-Entscheidung hat u.a. den Bundesrat<br />
dazu veranlasst, in seiner Stellungnahme<br />
zum JStG 2013 vom 06.07.2<strong>012</strong> für<br />
eine Abschaffung der Steuerbefreiung für<br />
Dividenden und Veräußerungsgewinne<br />
auf Streubesitzanteile auch für den reinen<br />
Inlandsfall zu plädieren.<br />
In einem an das Bundeszentralamt für<br />
Steuern (BZSt) gerichteten Schreiben vom<br />
23.05.2<strong>012</strong> setzt sich das BMF mit einigen<br />
verfahrensrechtlichen Fragen zur Geltendmachung<br />
der Erstattungsansprüche<br />
auseinander. Folgende grundsätzliche<br />
Aussagen sind enthalten:<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
Investoren der deutschen vermögensverwaltenden<br />
KG nach Art. 23 DBA Österreich/<br />
Deutschland in Österreich kommt nicht<br />
mehr in Betracht; die Doppelbesteuerung<br />
ist nunmehr nach Auffassung des österreichischen<br />
BMF auf deutscher Seite zu<br />
beseitigen.<br />
11d | Progressionsvorbehalt in Österreich bei deutschen Sozialversicherungs-<br />
pensionen | Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />
Die deutschen Pensionseinkünfte müssen<br />
zu diesem Zweck in der österreichischen<br />
Einkommensteuererklärung des Betroffenen<br />
erklärt werden.<br />
Nach Auffassung des österreichischen BMF<br />
sind jedoch, ungeachtet der Tatsache, dass<br />
die Renten in Deutschland nur mit einem<br />
Ertragsanteil von 50 % versteuert werden,<br />
in Österreich die gesamten deutschen<br />
Renteneinkünfte progressionserhöhend in<br />
den Progressionsvorbehalt einzubeziehen.<br />
12 | Finanzämter zuständig für Entlastung ausländischer Gesellschaften bei Streubesitzdividenden<br />
| Autor: RA Stefan Hölzemann, München<br />
→ Der Erstattungsanspruch wird auf eine<br />
analoge Anwendung des § 50d Abs. 1<br />
EStG gestützt.<br />
→ Im Rahmen der Prüfung des Erstattungsantrags<br />
soll auch § 50d Abs. 3 EStG<br />
anzuwenden sein.<br />
→ Über die Erstattungsansprüche soll das<br />
nach § 20 Abs. 3 und 4 AO sachlich und<br />
örtlich zuständige Finanzamt, nicht<br />
jedoch das BZSt zu entscheiden haben.<br />
Insbesondere die vom BMF angenommene<br />
analoge Anwendbarkeit von § 50d Abs. 1<br />
und Abs. 3 EStG scheint weitere Rechtsstreitigkeiten<br />
in der Zukunft heraufzubeschwören.<br />
Zu der für die Praxis äußerst bedeutenden<br />
Frage, ob das EuGH-Urteil zu den<br />
Streubesitzdividenden auch Drittstaatswirkung<br />
entfaltet, trifft das BMF hingegen keine<br />
Aussage. Ebenso lässt das BMF die Frage<br />
unbeantwortet, bis zu welchem Zeitpunkt<br />
von der ausländischen Gesellschaft ein<br />
Erstattungsantrag gestellt werden kann.<br />
öBMF vom 27.01.2<strong>012</strong><br />
(EAS 3256)<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Walter Loukota,<br />
Wien<br />
walter.loukota@<br />
wts.at<br />
Veranlagung<br />
öBMF vom 28.02.2<strong>012</strong><br />
(EAS 3268)<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Walter Loukota,<br />
Wien<br />
walter.loukota@<br />
wts.at<br />
Zuständigkeit des Finanzamts<br />
und nicht des BZSt<br />
Anwendbarkeit auf in Drittstaaten<br />
ansässige Dividendenempfänger<br />
ungeklärt<br />
Kontakt:<br />
RA Stefan Hölzemann,<br />
München<br />
stefan.hoelzemann@<br />
wts.de
EuGH vom 05.07.2<strong>012</strong><br />
(Rs. C-318/10)<br />
Einschränkungen<br />
bei Devisentausch<br />
in Argentinien<br />
Vorübergehende<br />
Versetzungen nach<br />
Argentinien (Host based)<br />
problematisch<br />
BFH vom 06.06.2<strong>012</strong><br />
(AZ: I R 8/11)<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
13 | Betriebsausgabenabzug für Zahlungen an ausländischen Empfänger |<br />
Autorin: StBin Anne-Kathrin Steinröder, Düsseldorf<br />
In dem Vorabentscheidungsersuchen des<br />
belgischen Cour de Cassation hat der EuGH<br />
entschieden, dass eine Regelung gemeinschaftsrechtswidrig<br />
ist, nach der Vergütungen<br />
für Dienstleistungen an ausländische<br />
Empfänger nicht abzugsfähige Betriebsausgaben<br />
sind, wenn sie im Ansässigkeitsstaat<br />
des Empfängers keiner oder einer<br />
erheblich vorteilhafteren Besteuerung als<br />
im Quellenstaat unterliegen, es sei denn,<br />
dass diese Vergütungen nachweislich für<br />
tatsächliche, ehrliche und angemessene<br />
Geschäfte gezahlt wurden.<br />
Im konkreten Fall hatte eine belgische<br />
Gesellschaft eine Provision an eine luxemburgische<br />
Holdinggesellschaft gezahlt. Den<br />
entsprechenden Betriebsausgabenabzug<br />
ließ die belgische Finanzverwaltung unter<br />
Hinweis auf die in Frage stehende Miss-<br />
In den vergangenen Monaten hat die<br />
argentinische Regierung durch Devisenmarktinterventionen<br />
und -restriktionen<br />
versucht, mit diversen Maßnahmen den<br />
Wechselkurs des arg. Pesos zu beeinflussen.<br />
In diesem Zusammenhang wurden<br />
auch weitere Hürden und Kontrollen beim<br />
Devisentausch eingeführt. So wurde z.B.<br />
der Umtausch von Peso in Hartwährung<br />
(Dollar, EURO) erheblich eingeschränkt<br />
und ist nur noch gegen Vorlage von<br />
Einkommensnachweisen bis zu einer<br />
bestimmten Höhe möglich mit der Folge,<br />
dass viele Argentinier auf legalem Weg<br />
gar keine Devisen mehr tauschen können.<br />
Hiervon können auch Mitarbeiter deutscher<br />
Unternehmen betroffen sein, die vorüber-<br />
brauchsvorschrift nicht zu, da die Empfängerin<br />
als luxemburgische Holding nach dem<br />
dort anwendbaren speziellen Holding-<br />
Regime keiner der belgischen Körperschaftsteuer<br />
entsprechenden Steuer unterliege.<br />
Der EuGH entschied, dass die Versagung<br />
des Betriebsausgabenabzugs eine gemeinschaftsrechtswidrige<br />
Einschränkung des<br />
freien Dienstleistungsverkehrs darstelle, da<br />
→ für den Betriebsausgabenabzug rein<br />
innerbelgischer Zahlungen keine vergleichbar<br />
strengen Nachweise erforderlich<br />
sind und<br />
→ die unklare Formulierung der Vorschrift<br />
gepaart mit der Beweislast belgische<br />
Steuerpflichtige von Geschäften mit<br />
ausländischen Dienstleistern abhalte.<br />
Die Auswirkungen dieser Entscheidung<br />
beschränken sich auf Zahlungen innerhalb<br />
der EU und des EWR.<br />
14 | Verschärfungen des Devisentauschs und die Auswirkungen auf die Personalentsendung<br />
nach Argentinien | Autor: StB Manfred Wirtz, Düsseldorf<br />
gehend zu argentinischen Tochtergesellschaften<br />
versetzt wurden bzw. werden.<br />
Sie erhalten für die Zeit der Versetzung<br />
Gehaltszahlungen vom argentinischen<br />
Arbeitgeber in Pesos, behalten aber ihr<br />
soziales Umfeld einschließlich der finanziellen<br />
Verpflichtungen in Deutschland bei.<br />
Bei einem Umtauschverbot von Pesos in<br />
EURO mit dem zusätzlichen Risiko, nach<br />
Beendigung der Delegation die erhaltenen<br />
Pesos nicht in EURO repatriieren zu können,<br />
dürfte es unter diesen Bedingungen für<br />
deutsche Unternehmen nicht einfach sein,<br />
Mitarbeiter für eine Versetzung nach Argentinien<br />
zu motivieren. Alternativmodelle zur<br />
Versetzung sind möglich, jedoch unter Berücksichtigung<br />
steuer- und arbeitsrechtlicher<br />
Gegebenheiten sorgsam zu gestalten.<br />
15 | Zinsen auf das Eigenkapital einer brasilianischen Tochtergesellschaft sind bei<br />
deutschem Empfänger Dividendeneinkünfte | Autor: StB Manfred Wirtz, Düsseldorf<br />
Brasilianische Tochtergesellschaften können<br />
ihr Eigenkapital „fiktiv“ zu einem festen<br />
Zinssatz (TJLP) – steuerlich aufwandswirksam<br />
– verzinsen und diesen Betrag unter<br />
Abzug einer 15 %igen Quellensteuer an ihre<br />
ausländische Muttergesellschaft ausschütten.<br />
Zweifelhaft war bisher, ob der geschüttete<br />
Betrag bei der deutschen Muttergesell-<br />
EUGH<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 27<br />
Freier Dienstleistungsverkehr<br />
(Art. 49 EG)<br />
Kontakt:<br />
StB Karsten Gnuschke,<br />
München<br />
karsten.gnuschke@<br />
wts.de<br />
ARGENTINIEN<br />
Kontakt:<br />
Klaus-Peter Hüsgen,<br />
Düsseldorf<br />
klaus-peter.huesgen@<br />
wts.de<br />
BRASILIEN
Qualifikation bei der<br />
deutschen Muttergesellschaft<br />
als Dividenden<br />
UNGARN<br />
Altes DBA zwischen<br />
Deutschland und Ungarn<br />
Ansicht BMF<br />
TÜRKEI<br />
Neues DBA am<br />
01.08.2<strong>012</strong><br />
in Kraft getreten<br />
28<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
schaft als Zinseinnahmen (Anrechnung der<br />
Quellensteuer) oder als Dividende (Freistellung<br />
der Einnahmen) zu qualifizieren<br />
16 | DBA Deutschland/Ungarn: Ungarische Gewerbesteuer (LBT) |<br />
Autoren: Daniel Niehus, Natalie Paxinou, München<br />
Artikel 2 des Doppelbesteuerungsabkommens<br />
(DBA) zwischen Deutschland und<br />
Ungarn (DE-HU) bestimmt den sachlichen<br />
Anwendungsbereich – sowohl in der alten<br />
als auch in der neuen Fassung. Wie in fast<br />
allen deutschen DBA nennt Art. 2 Abs. 3 Buchstabe<br />
a des DBA DE-HU die Gewerbesteuer<br />
für Deutschland.<br />
Da das ungarische Steuersystem bei<br />
Abschluss des alten DBA DE-HU im Jahre<br />
1977 die Gewerbesteuer noch nicht kannte,<br />
wurde die ungarische Gewerbesteuer nicht<br />
explizit aufgezeigt. Im Jahre 1990 wurde<br />
die ungarische Gewerbesteuer eingeführt,<br />
die der deutschen Gewerbesteuer ähnlich<br />
ist. Der wesentliche Unterschied liegt darin,<br />
dass die ungarische Gewerbesteuer nicht<br />
der Steuerhoheit der Staates Ungarn unterliegt.<br />
Diese lokale Gewerbesteuer steht in<br />
der ausschließlichen Steuerhoheit der Kommunen<br />
ohne feste (Mindest-)Hebesätze. In<br />
der Praxis wird die Steuer mit den kommunalen<br />
Behörden frei ausgehandelt. Der<br />
vom Gesetz geregelte maximale Steuersatz<br />
beträgt grds. 2% der Netto-Umsatzerlöse.<br />
Nach Ansicht des BMF waren betriebliche<br />
Sondersteuern vom Anwendungsbereich<br />
des alten DBA erfasst. Obwohl die Gewerbesteuer<br />
in beiden Ländern aus deutscher<br />
Sicht erfasst war, fiel aus ungarischer Sicht<br />
nur die deutsche Gewerbesteuer unter<br />
den Anwendungsbereich des DBA. Der<br />
ungarische Oberste Gerichtshof hat seine<br />
Auffassung bestätigt, dass die ungarische<br />
Gewerbesteuer vom alten DBA DE-HU nicht<br />
erfasst wird. Gemäß dem ungarischen Abkommensrecht<br />
fiel die ungarische Gewerbesteuer<br />
nie unter den Anwendungsbereich<br />
der Doppelbesteuerungsabkommen<br />
– mit wenigen Ausnahmen.<br />
Wie wir bereits im Detail berichteten<br />
(vgl. TJ 05/2011) wurde zwischen der<br />
Bundesrepublik Deutschland und der<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
ist. Nunmehr hat der BFH entschieden, dass<br />
solche Einnahmen als Gewinnanteile i.S.v.<br />
§ 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG (Dividenden) gelten.<br />
Im neuen DBA zwischen DE-HU, das am<br />
30.12.2011 in Kraft getreten ist, ist die<br />
ungarische Gewerbesteuer (wieder) nicht<br />
aufgezeigt, insbesondere weil während<br />
der Verhandlungen zwischen den beiden<br />
Ländern im Jahre 2009 davon ausgegangen<br />
wurde, dass die ungarische Gewerbesteuer<br />
für in Ungarn nicht ansässige Unternehmen<br />
(Betriebsstätten fallen auch darunter)<br />
abgeschafft würde. Die ungarische Gewerbesteuer<br />
fällt jedoch insbesondere bei<br />
Bautätigkeiten weiterhin an.<br />
Selbst Unternehmen, die Projekte mit<br />
Bau tätigkeit in einem Zeitraum unter 6<br />
Monate in Ungarn betreiben, werden von<br />
der ungarischen Gewerbesteuer erfasst. Aus<br />
deutscher Sicht würde in Deutschland noch<br />
keine Betriebsstätte in dem Fall gegründet,<br />
da die Bauausführung oder Montage für die<br />
Begründung einer Betriebsstätte 12 Monate<br />
überschreiten muss. Die Bautätigkeit wird<br />
unter dem ungarischen Klassifikationssystem<br />
der Geschäftstätigkeiten (=Abschnitt<br />
71 des ung. TEÁOR 2008) definiert. Wenn<br />
die Bautätigkeit mehr als 30 Tage in einem<br />
Kalenderjahr beträgt, muss das deutsche<br />
Unternehmen mit einer pauschalen Abgeltung<br />
pro Tag rechnen. Erstreckt sich die<br />
Bautätigkeit über 181 Tage, fallen 2 % auf die<br />
Netto-Umsatzerlöse an.<br />
Die ungarische Gewerbesteuer wird auch<br />
erhoben, wenn deutsche Unternehmen, die<br />
Bautätigkeit betreiben, in der jeweiligen Gemeinde<br />
in Ungarn eine Betriebsstätte haben.<br />
Bei Projekten, die 6 bis 12 Monate dauern,<br />
kann die Doppelbesteuerung vermieden<br />
werden, indem eine Betriebsstätte in Ungarn<br />
wenigstens gewerbesteuerlich angenommen<br />
wird und somit keine Gewerbesteuer in<br />
Deutschland anfällt.<br />
17 | DBA Deutschland/Türkei in Kraft getreten | Autorin: Ayse Schink, Düsseldorf<br />
Türkei ein neues Doppelbesteuerungsabkommen<br />
geschlossen. Mit dem Austausch<br />
der Ratifikationsurkunden ist dieses DBA<br />
Kontakt: Klaus-Peter<br />
Hüsgen, Düsseldorf<br />
klaus-peter.huesgen@<br />
wts.de<br />
Neues DBA zwischen<br />
Deutschland und Ungarn<br />
Konsequenzen für die<br />
in Ungarn tätigen Unter-<br />
nehmen<br />
Praxisempfehlung<br />
Kontakt:<br />
Klaus-Peter Hüsgen,<br />
Düsseldorf<br />
klaus-peter.huesgen@<br />
wts.de
Keine Privilegierung<br />
nach der Mutter-<br />
Tochter-Richtlinie<br />
Regelung<br />
Beachtliche Änderungen<br />
der Tätigkeit<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Internationales<br />
nun am 01.08.2<strong>012</strong> in Kraft getreten. Das<br />
neue DBA schließt an das zum 31.12.2010<br />
gekündigte bzw. abgelaufene DBA an<br />
und ist rückwirkend ab dem 01.01.2011<br />
Frankreich hat relativ kurzfristig eine<br />
Zusatzabgabe zur Körperschaftsteuer auf<br />
ausgeschüttete Gewinne (nachfolgend<br />
„Dividendenabgabe“) eingeführt. Nach<br />
den ursprünglichen Planungen sollten<br />
Schachtelbeteiligungen (Mindestbeteiligungsquote<br />
10 %) und Dividenden, die<br />
unter die Mutter-Tochter-Richtlinie fallen,<br />
von der Besteuerung ausgenommen<br />
werden. Dies hat man dann im weiteren<br />
Gesetzgebungsverfahren allerdings<br />
verworfen.<br />
Die contribution additionnelle à l‘impôt<br />
sur les sociétés sur les revenus distribués<br />
betrifft der Körperschaftsteuer unterliegende<br />
Unternehmen, insbesondere<br />
Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften,<br />
die für die Körperschaftbesteuerung<br />
optiert haben. Bemessungsgrundlage<br />
sind die ausgeschütteten Gewinne. Der<br />
Steuersatz beläuft sich auf 3 %. Die ausschüttende<br />
Gesellschaft hat den geschuldeten<br />
Steuerbetrag selbst zu be-rechnen<br />
und abzuführen. Die Dividendenabgabe<br />
findet Anwendung auf Dividendenzahlungen,<br />
die seit dem 17.08.2<strong>012</strong> vorgenommen<br />
werden.<br />
In Frankreich war auch nach bisheriger<br />
Rechtslage die Verlustverrechnung ausgeschlossen,<br />
wenn das die Verluste generierende<br />
Unternehmen seinen Zweck oder seine<br />
tatsächliche Tätigkeit änderte. Umfasst<br />
waren davon allerdings nur tiefgreifende<br />
Änderungen. Nun hat der Gesetzgeber mit<br />
dem erklärten Ziel, die Verlustverrechnung<br />
einzuschränken, die Änderung der tatsächlichen<br />
Tätigkeit näher definiert.<br />
Demnach stellen folgende Tatbestände<br />
eine solche beachtliche Änderung dar:<br />
→ Verlust der notwendigen Produktions-<br />
anzuwenden. Es erweitert den steuerlichen<br />
Informationsaustausch und lehnt<br />
sich größtenteils an das OECD-Musterabkommen<br />
an.<br />
18a | Einführung eines Zuschlags auf die Körperschaftsteuer auf ausgeschüttete<br />
Gewinne | Autorin: RAin/StBin Barbara Wartenberg, München<br />
Ausgenommen von der Dividendenabgabe<br />
sind unter anderem KMU im Sinne<br />
der Verordnung Nr. 800/2008 der europäischen<br />
Kommission vom 06.08.2008,<br />
d.h. Unternehmen, die weniger als 250<br />
Arbeitnehmer beschäftigen und deren<br />
Umsatz € 50 Mio. oder deren Bilanzsumme<br />
€ 43 Mio. nicht übersteigen. Bei Gruppengesellschaften<br />
werden diese Kriterien auf<br />
die gesamte Gruppe angewandt.<br />
Da es sich um eine Erhöhung der Körperschaftsteuer<br />
der ausschüttenden französischen<br />
Gesellschaft und nicht um einen<br />
Steuerabzug an der Quelle handelt, geht<br />
der französische Gesetzgeber wohl davon<br />
aus, dass eine Reduzierung aufgrund von<br />
Doppelbesteuerungsabkommen oder der<br />
Mutter-Tochter-Richtlinie nicht in Betracht<br />
kommt. Allerdings kann man sich sehr wohl<br />
die Frage stellen, ob die Zusatzabgabe gegen<br />
die Mutter-Tochter-Richtlinie verstößt,<br />
da sie wirtschaftlich genauso wirkt wie<br />
ein Steuerabzug an der Quelle. Jedenfalls<br />
sollte eine Anrechnung auf die deutsche<br />
Steuer beim Empfänger ausscheiden. Da<br />
die Dividendenabgabe unabhängig vom<br />
Sitz des Empfängers erhoben wird, dürfte<br />
sie nicht gegen EU-Freiheiten verstoßen.<br />
18b | Beschränkung der Verlustverrechnung | Autor: RA Christoph Seseke, <strong>WTS</strong> France, Paris<br />
mittel für eine Dauer von mehr als 12<br />
Monaten.<br />
→ Aufnahme einer zusätzlichen Tätigkeit,<br />
die zu einer Erhöhung von mehr als 50 %<br />
des Umsatzes, des Personalbestands<br />
oder des Bruttoanlagevermögens führt .<br />
→ Aufgabe oder Übertragung eines Teils<br />
der Tätigkeit, die zu einer Verringerung<br />
von mehr als 50 % des Umsatzes, des<br />
Personalbestands oder des Bruttoanlagevermögens<br />
führt.<br />
Auf Antrag kann trotz Vorliegens der genannten<br />
Tatbestände eine Verlustverrechnung<br />
ermöglicht werden.<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 29<br />
Kontakt:<br />
Dirk Keppler,<br />
Düsseldorf<br />
dirk.keppler@wts.de<br />
FRANKREICH<br />
Ausnahmen<br />
Absolute Steuerbelastung<br />
Kontakt:<br />
RA Christoph Seseke,<br />
<strong>WTS</strong> France, Paris<br />
christoph.seseke@<br />
wts.fr<br />
FRANKREICH<br />
Kontakt:<br />
RA Christoph Seseke,<br />
<strong>WTS</strong> France, Paris<br />
christoph.seseke@<br />
wts.fr
EuGH vom 28.06.2<strong>012</strong><br />
(Rs. C-19/11)<br />
Erste Frage:<br />
„präzise Information“<br />
Zwischenschritte<br />
Zweite Frage: Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
30<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
Kapitalmarktrecht<br />
EuGH-Urteil zu Ad-hoc-Mitteilungen über Insider-Informationen |<br />
Autorin: Natalia Paxinou, München<br />
Am 28.06.2<strong>012</strong> hat der EuGH zum Begriff<br />
sowohl der Insider-Information als auch<br />
der hierfür erforderlichen Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
Stellung genommen. Die<br />
Auslegung ist zentral für die Pflicht zur Adhoc-Publizität<br />
nach § 15 WpHG. Dem Urteil<br />
liegt ein Vorabentscheidungsersuchen des<br />
Bundesgerichtshofs im Zusammenhang<br />
mit dem Ausscheiden des ehemaligen<br />
Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG<br />
zugrunde.<br />
Zum einen hat der EuGH klargestellt, dass<br />
bei einem zeitlich gestreckten Sachverhalt,<br />
mit dem ein bestimmter Umstand<br />
verwirklicht oder ein bestimmtes Ereignis<br />
herbeigeführt werden soll, nicht nur dieser<br />
Umstand oder dieses Ereignis eine „präzise<br />
Information“ im Sinne des Art. 1 Nr. 1 der<br />
Richtlinie 20<strong>03</strong>/6/EG und des Art. 1 Abs. 1<br />
der Richtlinie 20<strong>03</strong>/124/EG darstellen<br />
kann. Der Begriff der „präzisen Information“<br />
kann sich vielmehr auch auf einen<br />
mit der Verwirklichung des Umstands oder<br />
Ereignisses verknüpften Zwischenschritt<br />
eines zeitlich gestreckten Vorgangs beziehen.<br />
Ohne eine unverzügliche und angemessene<br />
öffentliche Bekanntgabe von Informationen<br />
bestünde die Gefahr, dass die<br />
Integrität der Finanzmärkte geschwächt<br />
und sich das Vertrauen der Anleger verringern<br />
würde. Denn Inhaber von Informationen<br />
über Zwischenschritte könnten hieraus<br />
zu Lasten von Nichtinformierten Nutzen<br />
ziehen. Dieses Risiko wäre umso höher, als<br />
es möglich wäre, das Ergebnis eines konkreten<br />
Vorgangs als Zwischenschritt eines<br />
umfassenderen Vorgangs zu qualifizieren,<br />
um eine an sich gebotene Ad-hoc-Mitteilung<br />
zu vermeiden.<br />
Die zweite Frage betraf das Kriterium<br />
der hinreichenden Wahrscheinlichkeit<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
in Art. 1 Abs. 1 der Richtlinie 20<strong>03</strong>/124/<br />
EG. Eine „Reihe von Umständen“ oder ein<br />
„Ereignis“ wird dann mit hinreichender<br />
Wahrscheinlichkeit eintreten, wenn sich<br />
bei einer umfassenden Würdigung der<br />
bereits verfügbaren Anhaltspunkte eine<br />
tatsächliche Erwartung ergibt, dass die<br />
Reihe von Umständen oder das Ereignis in<br />
Zukunft existieren oder eintreten werden.<br />
Der Nachweis einer hohen Wahrscheinlichkeit<br />
der Umstände oder Ereignisse ist<br />
nicht erforderlich, da dies der Sicherstellung<br />
der Integrität der Finanzmärkte und<br />
der Stärkung des Vertrauens der Anleger<br />
zuwiderliefe. Andernfalls bestünde auch<br />
diesbezüglich die Gefahr, dass Inhaber von<br />
Informationen mit geringerer als hoher<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit hieraus zu Lasten<br />
von Nichtinformierten Nutzen ziehen<br />
könnten. Nicht abzustellen ist hingegen<br />
darauf, in welchem Ausmaß eine Reihe<br />
von Umständen oder ein Ereignis kursrelevant<br />
ist, denn aus den Auswirkungen auf<br />
den Kurs könne man nicht auf die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
schließen.<br />
Der EuGH hat dem „Probability Magnitude<br />
Test“ aus dem US-amerikanischen<br />
Kapitalmarktrecht, nach dem eine geringe<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit (selbst unter<br />
50 %) jedenfalls dann genügt, wenn es<br />
sich um potenziell besonders kursrelevante<br />
Tatsachen handelt, eine Absage erteilt.<br />
Jedoch wurde offen gelassen, wie hoch<br />
die Anforderungen an die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
konkret sein müssen. Möglicherweise<br />
erfolgen nunmehr Meldungen<br />
„höchstvorsorglich“. Anleger könnten<br />
irritiert werden, wenn der Umstand oder<br />
das Ereignis später nicht eintritt. Die<br />
Entscheidung des BGH in Umsetzung des<br />
EuGH-Urteils kann mit großem Interesse<br />
erwartet werden.<br />
Hinreichende<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
Konsequenzen für<br />
die Praxis<br />
Kontakt:<br />
RA Ivo Ziganke,<br />
München<br />
ivo.ziganke@<br />
wts-legal.de
Compliance Wahnsinn?<br />
Compliance Definition<br />
Neue Gesetzgebung<br />
Intensive Verfolgungs-<br />
aktivitäten<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
1 Compliance<br />
1 | Von Compliance 1.0 zu Compliance 2.0 – weniger Bürokratie und mehr<br />
Geschäftsnähe | RA Eric Mayer, München<br />
In den vergangenen Wochen ist eine<br />
Vielzahl von Artikeln mit recht lautmalerischen<br />
Titeln erschienen: es ist die Rede<br />
vom „Compliance-Wahn“ oder vom „Terror<br />
der Tugend“. Warum wird die Wortwahl<br />
gerade in diesen Tagen immer drastischer?<br />
Ein Erklärungsansatz könnte sich aus<br />
mangelnder begrifflicher Präzision ergeben.<br />
Trotz regelmäßig wiederkehrender<br />
Compliance Vorfälle in unterschiedlichsten<br />
Großunternehmen wie Siemens, Daimler,<br />
MAN oder Ferrostaal erscheint nach wie<br />
vor unklar, was genau sich hinter dem nur<br />
schwer direkt übersetzbaren Anglizismus<br />
Compliance inhaltlich verbirgt. Die Fachliteratur<br />
beschreibt Compliance im engeren<br />
Wortsinn zunächst als Regeltreue und<br />
Normbefolgung, also die Einhaltung von<br />
allen Gesetzen, Richtlinien und freiwilligen<br />
Kodizes – mithin weit mehr als eine<br />
reine Tax Compliance. Immer häufiger<br />
wird heute allerdings die systematische<br />
Prävention von Fehlverhalten mit Blick<br />
in die Zukunft gefordert. Zum anderen<br />
könnte das schwere rhetorische Geschütz<br />
mit einem gewissen Sättigungs- oder<br />
Ermüdungseffekt begründet werden.<br />
Doch handelt es sich bei Compliance<br />
wirklich nur um eine vorübergehende<br />
Mode und Zeitgeisterscheinung? Vor einer<br />
derartig verkürzten Wahrnehmung kann<br />
nicht deutlich genug gewarnt werden.<br />
Die aktuellsten Anti-Korruptions-Gesetzgebungsakte<br />
wie der zum 01.07.2011<br />
eingeführte UK Bribery Act oder auch die<br />
deutsche Geldwäschegesetz-Novelle<br />
vom 22.12.2011 zeigen, wie sehr sich die<br />
Rechtslage verändert und sich die Anforderungen<br />
an Unternehmen wie Unternehmer<br />
in Sachen Compliance kontinuierlich<br />
verschärfen. Die regelmäßige Überprüfung<br />
von Geschäftspartnern oder die<br />
explizite Vorgabe des Know-your-Customer-<br />
oder KYC-Prinzips war so zuvor noch<br />
nie gefordert. Und: der Eindruck eines<br />
internationalen Wettlaufs um möglichst<br />
weitreichende Exterritorialität ist sicherlich<br />
nicht von der Hand zu weisen.<br />
Es ist aber nicht nur die internationale Gesetzgebung,<br />
sondern auch die sprunghaft<br />
gestiegene Intensität in den Verfolgungsaktivitäten<br />
internationaler Aufsichts- und<br />
Ermittlungsbehörden: alleine im Zeitraum<br />
der Jahre 2008 bis 2010 hat sich die Anzahl<br />
der US SEC- und US DoJ-Verfahren auf<br />
Grundlage des übrigens schon 1977 in<br />
Kraft getretenen US Foreign Corrupt Practices<br />
Act oder FCPA verdoppelt. Man muss<br />
aber gar nicht so weit über die eigenen<br />
Landesgrenzen blicken: deutsche Finanzbehörden<br />
und damit ihre Betriebsprüfer<br />
sind gesetzlich zu Mitteilungen an die<br />
jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften<br />
oder Verwaltungsbehörden verpflichtet,<br />
wenn eine Zuwendung von Vorteilen (z.B.<br />
im Rahmen eines Beratervertrages) den<br />
Verdacht einer Straftat oder einer Ordnungswidrigkeit<br />
begründet. Schließlich<br />
gilt es auch genau zu beobachten, wie sich<br />
unzufriedene Mitarbeiter in laufenden<br />
Kündigungsauseinandersetzungen verhalten.<br />
Früher gab es vielleicht ein anonymes<br />
Telefonat mit einer Presseredaktion. Heute<br />
rufen selbsternannte Aufklärer auch gerne<br />
einmal direkt bei der Staatsanwaltschaft<br />
an. Im Ergebnis resultiert daraus ein bisher<br />
ungeahnter Verfolgungsdruck mit enorm<br />
erhöhter Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
von Fehlverhalten für eine immer größer<br />
werdende Zahl von Unternehmen und Unternehmern:<br />
ein schlichtes „Weiter so wie<br />
bisher!“ verbietet sich in aller Klarheit.<br />
Aber auch Kunden und Kooperationspartner<br />
betreiben Compliance mit immer<br />
umfassenderen Auswirkungen: wer<br />
Zulieferer eines international operierenden<br />
Konzerns sein will, hat heutzutage<br />
keine wirkliche Wahl mehr und muss sich<br />
entsprechenden Supplier Codes of Conduct<br />
unterwerfen.<br />
Mithin müssen die bisherigen Compliance<br />
Anstrengungen kritisch auf den Prüfstand<br />
gestellt werden: Genügen die vorhandenen<br />
Schutz- und Abwehrmaßnahmen<br />
und sind diese auch angemessen? Nur<br />
ein Upgrade von „Compliance 1.0“ auf<br />
Version 2.0 kann hierauf eine zuverlässige<br />
Antwort geben. Dabei darf sich diese nicht<br />
in reiner Schriftlichkeit erschöpfen. So<br />
gut Ethik-Richtlinien oder Verhaltenskodizes<br />
auch formuliert sein mögen, so oft<br />
Compliance auch trainiert wird – nur eine<br />
tatsächlich erreichte Nähe zum betrieblichen<br />
Alltag im Einkauf, im Vertrieb, im<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 31<br />
§ 4 Abs. 5 Nr. 10 S. 3 EStG<br />
Gesteigerte Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
Compliance Anforderungen<br />
von Kunden<br />
Compliance 2.0
Compliance Tools<br />
Juli-Sitzung des Rechtsausschusses<br />
(JURI) des<br />
Europäischen Parlaments<br />
Deutscher Steuerberaterverband<br />
e.V.<br />
Institut der<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
32<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 Fiancial advisory<br />
Rechnungswesen kann ein angemessenes<br />
Compliance Management ermöglichen.<br />
Compliance muss also erst einmal Herz<br />
und Hirn aller Mitarbeiter eines Unternehmens<br />
weltweit erreichen. Compliance<br />
2.0 kann sich auch nicht alleine auf die<br />
eigenen Unternehmensgrenzen beschränken,<br />
sondern muss ganze Wertschöpfungsketten<br />
in vertikaler – bzw. komplexe<br />
Konsortialstrukturen in horizontaler Sicht<br />
im In- wie im Ausland abdecken.<br />
Zu konsequentem (Unternehmens-)<br />
Prozessdenken und systematischem<br />
Einsatz von State-of-the-Art Compliance<br />
Tools und IT-Unterstützung gibt es lang-<br />
In der Sitzung des Rechtsausschusses<br />
(JURI) des Europäischen Parlaments am<br />
09./10.07.2<strong>012</strong> wurde u. a. bezüglich der<br />
Überarbeitung der 4. und 7. EU-Richtlinie<br />
(sog. EU-Bilanzrichtlinien) beraten. In<br />
diesem Zusammenhang hat ein Änderungsantrag<br />
des Abgeordneten Sajjad<br />
Karim, wonach mittelgroße Unternehmen<br />
nicht mehr von der Prüfungspflicht erfasst<br />
sein sollen, zu Diskussionen innerhalb der<br />
Berufsverbände der Steuerberater und<br />
Wirtschaftsprüfer geführt. Bezüglich des<br />
Antrags wurde noch kein Beschluss gefasst.<br />
Mit Schreiben vom 10.07.2<strong>012</strong> hat sich der<br />
Deutsche Steuerberaterverband e.V. gegen<br />
die Abschaffung der Prüfungspflicht für<br />
mittelgroße Unternehmen ausgesprochen.<br />
Begründet wird dies insbesondere mit der<br />
sehr großen wirtschaftlichen Bedeutung<br />
mittelgroßer Unternehmen und dem Wert<br />
der Abschlussprüfung für die verschiedenen<br />
Stakeholdergruppen sowie der<br />
Informations- und Beglaubigungsfunktion<br />
gerade bei mittelgroßen Unternehmen.<br />
Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) hat<br />
sich am 16.07.2<strong>012</strong> ebenfalls ablehnend<br />
bezüglich einer Abschaffung der Prüfungspflicht<br />
geäußert. Dabei argumentiert das<br />
IDW insbesondere mit negativen Auswirkungen<br />
auf den Gläubigerschutz und<br />
negativen Folgen für das Vertrauen in die<br />
Güter- und Finanzmärkte. Es weist in diesem<br />
Zusammenhang darauf hin, dass die<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
fristig keine Alternative. Eine gehörige<br />
Portion Industrie- und Unternehmensverständnis<br />
bekämpft die vielbeklagte<br />
Über-Bürokratisierung oder fehlgeleitete<br />
operative Hektik im Compliance-(Un-)<br />
Wesen erfolgreich und setzt mit praxisgerechten<br />
Lösungen die richtigen individuellen<br />
Schwerpunkte. Ein mit Augenmaß<br />
konzipiertes und durchgängig integriertes<br />
Compliance Management wird den<br />
Spagat zwischen Effizienz und Effektivität<br />
meistern. Dann bleiben auch Verdruss und<br />
die unweigerlich folgenden sprachlichen<br />
Abwehrreflexe aus – und Compliance<br />
wird kein Terror, sondern unverzichtbare<br />
Tugend.<br />
2a | Diskussion über die Prüfungspflicht mittelgroßer Unternehmen auf EU-Ebene<br />
und in den Berufsverbänden | Autor: StB Nikolaus Färber, München<br />
Prüfungspflicht ein Korrelat zur Haftungsbegrenzung<br />
bei Kapitalgesellschaften und<br />
ihnen gleichgestellten Personenhandelsgesellschaften<br />
ist.<br />
Auch die Wirtschaftsprüferkammer (WPK)<br />
hat sich im Juli 2<strong>012</strong> gegenüber dem<br />
Berichterstatter und Vorsitzenden des<br />
JURI, Klaus-Heiner Lehne, für die Beibehaltung<br />
der Prüfungspflicht für mittelgroße<br />
Unternehmen ausgesprochen. In ihrer<br />
Stellungnahme vom 19.07.2<strong>012</strong> verweist<br />
die WPK auf ihr Schreiben vom 27.04.2009<br />
im Vorfeld der Konsultationen zur Reform<br />
der 4. und 7. EU-Bilanzrichtlinie. In dieser<br />
Stellungnahme verdeutlichte die WPK,<br />
dass den direkten Kosteneinsparungen,<br />
wie beispielsweise das Prüfungshonorar,<br />
negative Auswirkungen auf Unternehmensabläufe<br />
gegenüberstehen könnten.<br />
So kann eine Befreiung von der Prüfungspflicht<br />
bei mittelständischen Unternehmen<br />
zu einer Verschlechterung der internen<br />
Kontrollen führen, da diese Gegenstand<br />
jeder Jahresabschlussprüfung sind. Weiterhin<br />
dürften sich ohne geprüfte Abschlüsse<br />
auch die Kapitalbeschaffungskosten für<br />
mittelgroße Unternehmen erhöhen.<br />
Gemäß den Meldungen des IDW verständigte<br />
man sich auf EU-Ebene beim Treffen<br />
der Berichterstatter und Schattenberichterstatter<br />
zur Änderung der 4. und 7. Richtlinie<br />
am 05.09.2<strong>012</strong> darauf, die Abschaffung der<br />
Prüfungspflicht nicht weiter zu verfolgen.<br />
Integriertes Compliance<br />
Management<br />
Kontakt:<br />
RA Eric Mayer,<br />
München<br />
eric.mayer@wts.de<br />
Wirtschaftsprüfer-<br />
kammer<br />
Prüfungspflicht soll<br />
erhalten bleiben<br />
Kontakt:<br />
Michael Ruth,<br />
München<br />
michael.ruth@wts.de
Referentenentwurf<br />
des MicroBilG<br />
Definition der Kleinst-<br />
kapitalgesellschaft<br />
IAS 19 (2011) führte zur<br />
Neubeurteilung<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 Fiancial advisory<br />
2b | Entlastungen für Kleinstkapitalgesellschaften im Rahmen des Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzänderungsgesetzes<br />
| Autor: StB Nikolaus Färber, München<br />
Im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie<br />
2<strong>012</strong>/6/EU des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates vom 14.<strong>03</strong>.2<strong>012</strong><br />
zur Änderung der Richtlinie 78/660/EWG<br />
wurde am 01.08.2<strong>012</strong> der Referentenentwurf<br />
des Kleinstkapitalgesellschaften-<br />
Bilanzänderungsgesetzes (MicroBilG)<br />
veröffentlicht. Bisher sind Kleinstbetriebe,<br />
die in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft<br />
oder einer Personenhandelsgesellschaft<br />
ohne voll haftende natürliche<br />
Person (z.B. GmbH & Co. KG) organisiert<br />
sind, dazu verpflichtet, umfangreiche<br />
Vorgaben der Rechnungslegung zu befolgen.<br />
Im vorgelegten Referentenentwurf<br />
sollen im Anschluss zum Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
die Vorgaben für<br />
Kleinstkapitalgesellschaften zur Rechnungslegung<br />
maßvoll abgeschwächt<br />
werden.<br />
Kleinstkapitalgesellschaften sind solche,<br />
die an zwei aufeinander folgenden Abschlussstichtagen<br />
zwei der drei nachfolgenden<br />
Merkmale nicht überschreiten:<br />
€ 700.000 Umsatzerlöse, € 350.000<br />
Bilanzsumme sowie durchschnittlich zehn<br />
beschäftigte Arbeitnehmer.<br />
Erleichterungen werden insbesondere in<br />
folgenden Bereichen angestrebt:<br />
2c | Mit dem neuen Entwurf des DRSC (E-AH 1) ändert sich die Bilanzierung von<br />
Aufstockungsleistungen nach IFRS | Autor: StB Nikolaus Färber, München<br />
Am 16.07.2011 hat das IASB den überarbeiteten<br />
IAS 19 „Leistungen an Arbeitnehmer“<br />
veröffentlicht. Aus dieser<br />
Überarbeitung ergab sich insbesondere<br />
die Notwendigkeit zur Neubeurteilung<br />
der Aufstockungsleistungen im Rahmen<br />
von Altersteilzeitverhältnissen. Nach IAS<br />
19 (2011) handelt es sich bei den Aufstockungsbeträgen<br />
nicht um „termination<br />
benefits“ (Leistungen aus Anlass der Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses). Das IFRS<br />
Interpretation Committee äußerte sich<br />
im IFRIC Update Januar 2<strong>012</strong> hinsichtlich<br />
Altersteilzeitvereinbarungen wie folgt:<br />
→ „Kleinstunternehmen können auf die<br />
Erstellung eines Anhangs zur Bilanz<br />
vollständig verzichten, wenn sie bestimmte<br />
Angaben (etwa zu Vorschüssen<br />
und Krediten an Mitglieder der Geschäftsführungs-<br />
oder Aufsichtsorgane<br />
und – im Falle einer <strong>Aktiengesellschaft</strong> –<br />
Angaben zu eigenen Aktien) unter der<br />
Bilanz ausweisen.<br />
→ Darüber hinaus werden weitere Optionen<br />
zur Verringerung der Darstellungstiefe<br />
im Jahresabschluss eingeräumt<br />
(z.B. vereinfachte Gliederungsschemata).<br />
→ Kleinstkapitalgesellschaften können<br />
künftig wählen, ob sie die Offenlegungspflicht<br />
durch Veröffentlichung<br />
(Bekanntmachung der Rechnungslegungsunterlagen)<br />
oder durch Hinterlegung<br />
der Bilanz beim Betreiber des<br />
Bundesanzeigers erfüllen. Zur Sicherung<br />
eines einheitlichen Verfahrens<br />
wird die elektronische Einreichung der<br />
Unterlagen beim Betreiber des Bundesanzeigers<br />
auch für den Fall der Hinterlegung<br />
vorgeschrieben. In diesem Fall<br />
können Dritte – wie in der Richtlinie<br />
vorgegeben – auf Antrag (kostenpflichtig)<br />
eine Kopie der Bilanz erhalten.“<br />
Bis zum <strong>03</strong>.11.2<strong>012</strong> können beim BMJ<br />
Stellungnahmen zu dem Referentenentwurf<br />
eingereicht werden.<br />
„(…)The Committee observed that ATZ<br />
plans have attributes of both required<br />
service and termination benefits. The Committee<br />
noted that the distinction between<br />
benefits provided in exchange for services<br />
and termination benefits should be based<br />
on:<br />
a. all the relevant facts and circumstances<br />
for each individual entity’s offer of<br />
benefits under the plan considered;<br />
b. the indicators provided in paragraph<br />
162 of IAS 19 (2011); and<br />
c. the definitions of the different categories<br />
of employee benefits in IAS 19<br />
(2011).<br />
Anhang<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 33<br />
Darstellungstiefe<br />
Offenlegung<br />
Kontakt:<br />
Michael Ruth,<br />
München<br />
michael.ruth@wts.de<br />
IFRIC Update Januar 2<strong>012</strong>
DRSC E-AH 1 (IFRS)<br />
Im Fokus “Unabhängigkeit<br />
von Aufsichtsratsmitgliedern<br />
auf der<br />
Anteilseignerseite“<br />
34<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 Fiancial advisory<br />
The Committee noted that, in the fact<br />
pattern described above, consistently with<br />
paragraph 162(a) of IAS 19 (2011), the fact<br />
that the bonus payments are wholly conditional<br />
upon completion of an employee<br />
service over a period indicates that the<br />
benefits are in exchange for that service.<br />
They therefore do not meet the definition<br />
of termination benefits.(…)“<br />
Im Entwurf DRSC E-AH 1 (IFRS, „Bilanzierung<br />
von Aufstockungsverpflichtungen im<br />
Rahmen von Altersteilzeitregelungen nach<br />
IFRS“) wird die Bilanzierung von Aufstockungsleistungen<br />
und Erfüllungsrückständen<br />
im Rahmen von ATZ-Vereinbarungen<br />
im Sinne des AltTZG diskutiert. Dabei wird<br />
die Bilanzierung des sog. Blockmodells<br />
erörtert und darauf hingewiesen, dass die<br />
Die Regierungskommission Deutscher Corporate<br />
Governance Kodex (DCGK) hat am<br />
15.05.2<strong>012</strong> im Kodex einige wenige materielle<br />
Anpassungen vorgenommen sowie<br />
Gesetzesänderungen nachvollzogen. Die<br />
neue Fassung wurde am 15.06.2<strong>012</strong> im<br />
Bundesanzeiger bekannt gemacht. Die Basis<br />
für die Anpassungen bildete das in 2011<br />
beschlossene schriftliche Konsultationsverfahren.<br />
Der Fokus lag dabei insbesondere<br />
auf dem Themenkomplex „Unabhängigkeit<br />
von Aufsichtsratsmitgliedern auf der<br />
Anteilseignerseite“. Ziel war die Erhöhung<br />
der Transparenz sowie die Konkretisierung<br />
der Empfehlungen zur Verbesserung der<br />
Klarheit.<br />
Anpassungen des DCGK im Überblick<br />
(nicht abschließend):<br />
→ Umwidmung von Anregungen zu<br />
Empfehlungen:<br />
› Aufsichtsrat soll bei Bedarf ohne<br />
Vorstand tagen (Ziffer 3.6 Abs. 2)<br />
› Aufsichtsratsvorsitzende(r) soll nicht<br />
den Vorsitz im Prüfungsausschuss<br />
innehaben (Ziffer 5.2 Abs. 2)<br />
› Vorsitzende(r) des Prüfungsaus-<br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong><br />
Regelungen analog auch für das Gleichverteilungsmodell<br />
gelten. In dem Entwurf<br />
wird in der „Fragestellung 2“ klargestellt,<br />
dass eine Zuordnung zu den Kategorien<br />
[des IAS 19.5 (2011)] „Leistungen nach Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses“ bzw.<br />
„Leistungen aus Anlass der Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses“ nicht möglich ist.<br />
Hierzu wird insbesondere angeführt, dass<br />
die Aufstockungsleistungen regelmäßig<br />
nicht nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
an die Arbeitnehmer zu zahlen sind.<br />
Weiterhin wird im Entwurf festgestellt,<br />
dass die Aufstockungsleistungen im Rahmen<br />
von ATZ-Vereinbarungen in der Regel<br />
als „andere langfristig fällige Leistungen<br />
an Arbeitnehmer“ im Sinne von IAS 19.8<br />
(2011) bzw. IAS 19.153 ff. (2011) zu klassifizieren<br />
sein dürften.<br />
2d | Bekanntmachung des überarbeiteten „Deutschen Corporate Governance Kodex“<br />
in der Fassung vom 15.05.2<strong>012</strong> | Autor: StB Nikolaus Färber, München<br />
schusses soll unabhängig sein<br />
(Ziffer 5.3.2)<br />
→ Kodexempfehlung zur Unabhängigkeit<br />
von Aufsichtsratsmitgliedern (Ziffer<br />
5.4.1 Abs. 2 und 4 ff. und Ziffer 5.4.2<br />
Abs. 1)<br />
→ Empfehlung zur Vergütungsstruktur<br />
der Aufsichtsratsmitglieder (Ziffer 5.4.6<br />
Abs. 2)<br />
→ Besonderer Hinweis auf Abweichungskultur<br />
und sprachliche Vereinfachung<br />
(Präambel)<br />
Hervorzuheben ist die Klarstellung in<br />
der Präambel, dass Abweichungen von<br />
Kodexempfehlungen in gut begründeten<br />
Fällen durchaus im Interesse einer guten<br />
Unternehmensführung liegen können.<br />
Weiter ist für das Verständnis des DCGK<br />
von Bedeutung, dass auch die Sprachregelungen<br />
teilweise modifiziert wurde. So<br />
werden Anregungen im Kodex nun unter<br />
Verwendung des Wortes „sollte“ formuliert.<br />
Bislang wurde hierfür auch das Wort<br />
„kann“ herangezogen. Empfehlungen<br />
werden wie bisher mit dem Wort „soll“<br />
gekennzeichnet.<br />
Kontakt:<br />
Michael Ruth,<br />
München<br />
michael.ruth@wts.de<br />
Berücksichtigung des<br />
Interesses an einer guten<br />
Unternehmensführung<br />
Kontakt:<br />
Thomas Krug,<br />
München<br />
thomas.krug@wts.de
Stand August 2<strong>012</strong><br />
Nicht von der EU<br />
übernommene Dokumente<br />
des IASB/IFRIC<br />
Tax LegaL CoNSuLTINg<br />
2 Fiancial advisory<br />
2e | Aktueller Endorsement Status Report der EFRAG |<br />
Autor: StB Nikolaus Färber, München<br />
Nach Zustimmung des Accounting Regulatory<br />
Committee (ARC) zu verschiedenen<br />
IFRS/IAS Standards, Anpassungen und<br />
Interpretationen im Juni 2<strong>012</strong> sowie<br />
weiterer Publikationen im August 2<strong>012</strong> hat<br />
die European Financial Reporting Advisory<br />
Group (EFRAG) einen aktualisierten „EU en-<br />
Standards<br />
→ IFRS 9 Financial Instruments (Issued<br />
12 November 2009) and subsequent<br />
amendments (amendments to IFRS 9<br />
and IFRS 7 issued 16 December 2011)<br />
→ IFRS 10 Consolidated Financial Statements<br />
(Issued 12 May 2011)<br />
→ IFRS 11 Joint Arrangements (Issued 12<br />
May 2011)<br />
→ IFRS 12 Disclosures of Interests in Other<br />
Entities (Issued 12 May 2011)<br />
→ IFRS 13 Fair Value Measurement (Issued<br />
12 May 2011)<br />
→ IAS 27 Separate Financial Statements<br />
(Issued 12 May 2011)<br />
→ IAS 28 Investments in Associates and<br />
Joint Ventures (Issued 12 May 2011)<br />
Anpassungen<br />
→ Deferred tax: Recovery of Underlying<br />
Assets (Amendments to IAS 12) (Issued<br />
20 December 2010)<br />
→ Severe Hyperinflation and Removal<br />
of Fixed Dates for First-Time Adopters<br />
(Amendments to IFRS 1) (Issued 20<br />
December 2010)<br />
→ Disclosures–Offsetting Financial Assets<br />
and Financial Liabilities (Amendments<br />
to IFRS 7) (Issued 16 December 2011)<br />
→ Offsetting Financial Assets and Financial<br />
Liabilities (Amendments to IAS 32)<br />
(Issued 16 December 2011)<br />
→ Government Loans (Amendments to<br />
IFRS 1) (Issued 13 March 2<strong>012</strong>)<br />
→ Improvements to IFRSs (2009-2011)<br />
(Issued 17 May 2<strong>012</strong>)<br />
→ Transition Guidance (Amendments to<br />
IFRS 10, IFRS 11 and IFRS 12) (Issued 28<br />
June 2<strong>012</strong>)<br />
Interpretationen<br />
→ IFRIC Interpretation 20: Stripping Costs<br />
in the Production Phase of a Surface<br />
Mine (Issued 19 October 2011)<br />
dorsement status report“ veröffentlicht. Die<br />
nachfolgende Tabelle enthält die noch nicht<br />
von der EU übernommenen Dokumente<br />
des IASB/IFRIC. Der vollständige Bericht<br />
einschließlich der übernommenen Dokumente<br />
kann auf der Website des EFRAGs<br />
eingesehen und heruntergeladen werden.<br />
ACR Zustimmung Endorsement<br />
zurückgestellt zurückgestellt<br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
erwartet Q4 2<strong>012</strong> erwartet Q1 2013<br />
erwartet Q4 2<strong>012</strong> erwartet Q1 2013<br />
erwartet Q4 2<strong>012</strong> erwartet Q1 2013<br />
01.06.2<strong>012</strong> erwartet Q4 2<strong>012</strong><br />
wts journal | # 3 | Oktober 2<strong>012</strong> 35<br />
Kontakt:<br />
Michael Ruth,<br />
München<br />
michael.ruth@wts.de
wts im Dialog<br />
Terminankündigungen 2<strong>012</strong><br />
Für weitere Informationen<br />
wenden Sie sich bitte an:<br />
Kerstin Hermle<br />
Peter-Müller-Straße 18<br />
40468 Düsseldorf<br />
Telefon 0211/200 50 613<br />
Fax 0211/200 50 953<br />
kerstin.hermle@wts.de<br />
<strong>WTS</strong> Group AG<br />
Düsseldorf I Erlangen I Frankfurt I<br />
Hamburg I München | Raubling<br />
Messen | Kongresse<br />
Seminare<br />
→<br />
→<br />
→<br />
→<br />
→<br />
→<br />
Expo Real<br />
08.10. – 10.10.2<strong>012</strong><br />
Messe München<br />
2. Deutscher Energiesteuertag<br />
29.11. – 30.11.2<strong>012</strong><br />
Berlin<br />
Steuern zum Frühstück: Die Globalisierung<br />
fängt schon hinter Rosenheim an– Aktuelle<br />
Steuerthemen Österreich/Deutschland<br />
11.10.2<strong>012</strong> Raubling<br />
Aktuelles Lohnsteuerrecht 2<strong>012</strong>/2013<br />
05.11.2<strong>012</strong> Hamburg<br />
06.11.2<strong>012</strong> Düsseldorf<br />
07.11.2<strong>012</strong> Frankfurt<br />
13.11.2<strong>012</strong> München<br />
14.11.2<strong>012</strong> Raubling<br />
Aktuelle Rechtsprechung zum<br />
Unternehmens- und Konzernsteuerrecht<br />
19.11.2<strong>012</strong> München<br />
Jahresendseminar 2<strong>012</strong><br />
29.11.2<strong>012</strong> Düsseldorf<br />
04.12.2<strong>012</strong> München<br />
06.12.2<strong>012</strong> Hamburg<br />
11.12.2<strong>012</strong> Erlangen<br />
13.12.2<strong>012</strong> Frankfurt<br />
Wir freuen uns auf Sie!