Mandanten - WTS Aktiengesellschaft Steuerberatungsgesellschaft
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Mai 2013<br />
wts journal<br />
# 2.2013<br />
<strong>Mandanten</strong>information<br />
www.wts.de<br />
HIGHLIGHTS IN DIESER AUSGABE<br />
TAX | Nationales Steuerrecht<br />
Ertragsteuern:<br />
Aufgabe des sog. subjektiven Fehlerbegriffs<br />
hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen<br />
Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen<br />
Umsatzsteuer:<br />
Die Gelangensbestätigung und ihre Alternativen<br />
Anforderungen an die organisatorische Eingliederung<br />
bei der umsatzsteuerlichen Organschaft<br />
Erbschaft-/Schenkungsteuer:<br />
Keine Schenkungsteuer bei verdeckten Gewinnausschüttungen<br />
TAX | Internationales<br />
Berücksichtigung sog. finaler (Auslands)Verluste<br />
im Falle einer grenzüberschreitenden Aufwärtsverschmelzung<br />
LEGAL<br />
Datenschutz:<br />
Abmahnfähigkeit von Datenschutzverstößen auf<br />
Unternehmenswebseiten<br />
CONSULTING<br />
Financial Advisory:<br />
„Gelegenheit macht Diebe!“ – forensische<br />
Sonderuntersuchungen in Insolvenzverfahren<br />
aus Gläubigersicht<br />
Basel III – EU einigt sich auf Gesetzespaket<br />
Compliance:<br />
ITCompliance und Datenschutz – Management<br />
rechtlichregulatorischer Anforderungen
Seite<br />
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5<br />
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14<br />
2<br />
Inhalt<br />
TAX | Nationales Steuerrecht<br />
1 Ertragsteuern<br />
a Überblick über den aktuellen Stand der<br />
Gesetzgebungsverfahren im Zusammenhang<br />
mit dem gescheiterten JStG 2013<br />
b Aufgabe des sog. subjektiven Fehlerbegriffs<br />
hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen<br />
c Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen<br />
d Berücksichtigung von Finanzierungskosten<br />
(sog. Poolfinanzierung) bei der<br />
Bewertung von Rückstellungen zur Aufbewahrung<br />
von Geschäftsunterlagen<br />
e Wertaufhellungszeitraum endet spätestens<br />
mit Ablauf der gesetzlichen Frist zur<br />
Aufstellung des Jahresabschlusses<br />
f „Vergebliche“ DueDiligenceKosten<br />
steuerlich abzugsfähig<br />
g Ermittlung eines Übernahmeergebnisses<br />
auch bei Seitwärtsabspaltungen −<br />
Umwandlungskosten nicht abziehbar<br />
h Nichtigkeitsklage der Bundesrepublik<br />
Deutschland wegen Europarechtswidrigkeit<br />
der sog. Sanierungsklausel unzulässig<br />
i Grunderwerbsteuer wegen Änderung<br />
des Gesellschafterbestands einer<br />
Personengesellschaft ist sofort abziehbarer<br />
Aufwand<br />
j Ausübung des Bilanzierungswahlrechts<br />
bei Übertragung einer § 6bRücklage in<br />
einen anderen Betrieb<br />
k Abziehbarkeit von Beratungskosten in<br />
Selbstanzeigefällen<br />
l Begriff der wesentlichen Beteiligung<br />
i. S. v. § 17 Abs. 1 EStG a.F. ist veranlagungszeitraumbezogen<br />
auszulegen<br />
m Nachweispflichten für Spendenabzug<br />
bei Auslandsspenden<br />
n Verfassungswidrigkeit der sog. Reichensteuer<br />
im Veranlagungszeitraum 2007<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
2 Umsatzsteuer<br />
a Geplante Umsatzsteueränderungen in<br />
der Schwebe<br />
b Die Gelangensbestätigung und ihre<br />
Alternativen<br />
c Anforderungen an die organisatorische<br />
Eingliederung bei der umsatzsteuerlichen<br />
Organschaft<br />
d Kein Vorsteuerabzug aus Strafverteidigungskosten<br />
e Bemessungsgrundlage der unentgeltlichen<br />
Wertabgabe beim Betrieb eines<br />
Blockheizkraftwerks<br />
f Ausgleichsverpflichtung des umsatzsteuerlichen<br />
Organträgers für Vorsteuerüberhänge<br />
3 Grunderwerbsteuer<br />
Keine Besteuerung nach § 1 Abs. 2a GrEStG<br />
i. V. m. § 42 AO bei Übergang von 94,4 % der<br />
Anteile am Gesellschaftsvermögen<br />
4 Erbschaft-/Schenkungsteuer<br />
a Keine Schenkungsteuer bei verdeckten<br />
Gewinnausschüttungen<br />
b Schenkungsteuerpflicht von Ausschüttungen<br />
eines USTrusts<br />
5 AO/Verfahrensrecht<br />
Ehrenamtsstärkungsgesetz in Kraft<br />
getreten<br />
6 Lohnsteuer<br />
a Neufassung der Auslandsumzugskostenverordnung<br />
b Geldwerter Vorteil beim Erwerb<br />
einer vergünstigten Jahresnetzkarte<br />
(sog. Jobticket)<br />
c Betriebsveranstaltungen −<br />
€ 110Freigrenze auf dem Prüfstand<br />
d 1 %Regelung auf Basis des Bruttolistenneupreises<br />
verfassungsrechtlich<br />
unbedenklich<br />
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TAX | Internationales<br />
7 Brasilien<br />
a Sozialversicherungsabkommen<br />
Deutschland − Brasilien<br />
b Die neue brasilianische RulingPraxis bei<br />
„CostSharing“Vereinbarungen zwischen<br />
verbundenen Unternehmen<br />
8 EUGH<br />
Berücksichtigung sog. finaler (Auslands)<br />
Verluste im Falle einer grenzüberschreitenden<br />
Aufwärtsverschmelzung<br />
9 Österreich<br />
a Arbeitskräftegestellung durch deutsche<br />
Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />
b Pensionsabfindung an den deutschen<br />
GesellschafterGeschäftsführer einer<br />
österreichischen GmbH<br />
LEGAL<br />
1 Datenschutz<br />
Abmahnfähigkeit von Datenschutzverstößen<br />
auf Unternehmenswebseiten<br />
2 Energierecht<br />
Senkung der Stromkosten: Energierechtskompetenz<br />
gefragt<br />
CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
a “Gelegenheit macht Diebe!“ –<br />
forensische Sonderuntersuchungen in<br />
Insolvenzverfahren aus Gläubigersicht<br />
b Continuous Auditing und Continuous<br />
Monitoring – gezielter Einsatz schafft<br />
unternehmerische Klarheit<br />
c Basel III – EU einigt sich auf Gesetzespaket<br />
d IASB veröffentlicht Entwurf zu<br />
Änderungen des Standards IAS 19<br />
bezüglich Leistungen an Arbeitnehmer<br />
e Vereinfachungen für die Rechnungslegung<br />
von Stiftungen und Vereinen −<br />
neuer Entwurf einer IDW Verlautbarung<br />
f Abgrenzung von Erhaltungsaufwand<br />
und Herstellungskosten bei Gebäuden in<br />
der Handelsbilanz<br />
g IASB veröffentlicht neuen Exposure<br />
Draft ED/2013/3 „Financial Instruments:<br />
Expected Credit Losses“<br />
h Geplante Änderungen des Deutschen<br />
Corporate Governance Kodex 2013<br />
2 Compliance<br />
ITCompliance und Datenschutz –<br />
Management rechtlichregulatorischer<br />
Anforderungen<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 3<br />
Seite<br />
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35<br />
36<br />
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Dr. Frank Hülsberg,<br />
<strong>WTS</strong> Partner,<br />
Head of Competence<br />
Center Governance,<br />
Risk & Compliance<br />
4<br />
Quo vadis, Compliance?<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
so manchen überkommt inzwischen eine<br />
gewisse Müdigkeit beim Thema Compliance.<br />
Nach den großen Korruptionsfällen<br />
der jüngeren Vergangenheit (Daimler,<br />
Siemens, MAN, Ferrostaal) scheint die<br />
Korruption in Deutschland zurückgedrängt<br />
worden zu sein. Neuere Erhebungen zeigen,<br />
dass zuletzt nur noch in 6 % der Fälle<br />
von Wirtschaftskriminalität Korruption im<br />
Spiel war. Der scheidende DaimlerMonitor,<br />
ExFBIChef Louis Freeh, hat dem Unternehmen<br />
gerade einen GoldStandard<br />
bei Compliance und Integrität bescheinigt.<br />
Zahlreiche Unternehmen haben – teils mit<br />
erheblichen Kosten – ComplianceProgramme<br />
eingeführt. Wird nun die Normalität<br />
wieder Einzug in den deutschen<br />
Unternehmensalltag halten und wird die<br />
Diskussion um regelkonforme Unternehmensführung<br />
so schnell wieder einschlafen,<br />
wie sie entstanden ist?<br />
Ganz klar: nein. Denn zum einen haben<br />
zahlreiche Unternehmen große ComplianceEinheiten<br />
aufgebaut, die jetzt verstärkt<br />
in die operativen Einheiten und Prozesse,<br />
insbesondere Einkauf und Vertrieb,<br />
integriert werden müssen; nur dort können<br />
sie wirksame Prävention leisten. Zum<br />
anderen müssen ComplianceVorgaben<br />
um zwischenzeitlich ausgetriebene Blüten<br />
bereinigt werden, nach denen etwa die<br />
Annahme eines normalen Kaffees erlaubt<br />
ist, die eines Latte Macchiato jedoch schon<br />
als Regelverstoß gewertet wird. Und<br />
schließlich müssen auch mittelstandstaugliche<br />
Lösungen gefunden werden, denn<br />
nicht jedes Unternehmen kann sich eine<br />
eigene Abteilung und ein ausgefeiltes Programm<br />
leisten. In der Angemessenheitsdiskussion<br />
gibt es inzwischen Vorschub aus<br />
der EU, wenn auch aus dem Finanzsektor:<br />
sowohl die neue AIFMRichtlinie als auch<br />
die ESMALeitlinien zur MiFIDCompliance<br />
sehen ausdrücklich eine Verhältnismäßigkeit<br />
der Maßnahmen vor.<br />
Und: Kartellverstöße laufen der Korruption<br />
inzwischen den Rang als größtes<br />
ComplianceRisiko ab. Schienen, Aufzüge,<br />
Autostahl, Brauereien, Schokolade,<br />
InstantCappuccino, Brillenglas und<br />
Autoglas – keine Branche ist mehr sicher.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Die Frage ist nicht, ob weitere große<br />
Fälle aufgedeckt werden, sondern wann.<br />
Das Bundeskartellamt hat ein anonymes<br />
Hinweisgebersystem installiert und kann<br />
daneben auf den Effekt der Kronzeugenregelung<br />
zählen. Daneben ist das weite<br />
Feld des Datenschutzes und der Sicherheit<br />
vertraulicher Unternehmensdaten<br />
in Deutschland noch nicht gut bestellt.<br />
Kundendaten sind ein sensibles Gut, ihr<br />
Verlust geht mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit<br />
einher, wie z. B. bei verschiedenen<br />
Kreditkartenunternehmen oder der<br />
Deutschen Telekom. Und schließlich erlebt<br />
die Tax Compliance eine Revitalisierung,<br />
indem sowohl die Prävention als auch das<br />
Fallmanagement („Remediation“) richtigerweise<br />
in die Compliance und Risk<br />
ManagementSysteme der Unternehmen<br />
integriert werden.<br />
Bei diesen Aufgaben steht den Unternehmen<br />
ein umfangreiches betriebswirtschaftliches,<br />
juristisches und technisches<br />
Rüstzeug zur Verfügung, um sich gegen<br />
ComplianceRisiken zu schützen. So setzen<br />
Compliance, Risikomanagement und<br />
Interne Revision inzwischen vielfach auf<br />
einer einheitlichen Risikolandkarte des<br />
Unternehmens auf, beseitigen gemeinsam<br />
kostspielige Redundanzen und erkennen<br />
„blinde Flecken“. Continuous Auditing /<br />
MonitoringSysteme erlauben die systematische<br />
und größtenteils automatisierte<br />
Überwachung von Risikoparametern.<br />
Geschäftsleitung und Aufsichtsgremien<br />
können sich mit einem Blick vergewissern,<br />
welche aktuellen Risiken vorliegen und<br />
wie sie behandelt werden.<br />
Compliance bleibt also ein zentrales Thema,<br />
Wesentlichkeit und Augenmaß sind<br />
dabei – wie bei anderen Entscheidungen<br />
auch – ein guter Ratgeber.<br />
Ihr Dr. Frank Hülsberg
AmtshilfeRLUmsG im<br />
Vermittlungsausschuss<br />
Ausblick und Einschätzung<br />
in Bezug auf parallele<br />
Gesetzgebungsverfahren<br />
BFH vom 31.01.2013<br />
(AZ: GrS 1/10)<br />
Urteilsfall<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
1a | Überblick über den aktuellen Stand der Gesetzgebungsverfahren im Zusammenhang<br />
mit dem gescheiterten JStG 2013 | Autor: RA/StB Dr. Martin Bartelt, München<br />
Im Januar dieses Jahres war das ursprüngliche<br />
Jahressteuergesetz 2013 (JStG 2013)<br />
gescheitert. Zunächst wurde lediglich<br />
ein ausgewählter Teil der darin vorgesehenen<br />
steuerlichen Änderungen mit<br />
Entwurf des AmtshilferichtlinieUmsetzungsgesetzes<br />
(AmtshilfeRLUmsG) von<br />
den Regierungsfraktionen erneut in das<br />
Gesetzgebungsverfahren eingebracht (vgl.<br />
<strong>WTS</strong> Journal 01/2013). Nachdem der Bundestag<br />
das Gesetz zunächst am 28.02.2013<br />
unverändert verabschiedet hatte, rief der<br />
Bundesrat mit Beschluss vom 22.03.2013<br />
den Vermittlungsausschuss (VA) an. In<br />
seiner ersten Sitzung am 23.04.2013<br />
vertagte dieser zwischenzeitlich seine<br />
Beratungen hierzu auf den 05.06.2013.<br />
Inhaltlich zeichnet sich im VA eine<br />
Einigung zum AmtshilfeRLUmsG ab.<br />
Im Ergebnis könnte das Gesetz im Wesentlichen<br />
so gefasst werden, dass die<br />
Mit Beschluss des Großen Senats gibt der<br />
BFH den sog. subjektiven Fehlerbegriff<br />
hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen auf.<br />
Das Finanzamt ist mithin im Rahmen der<br />
ertragsteuerlichen Gewinnermittlung<br />
nicht an eine objektiv unzutreffende<br />
rechtliche Beurteilung des Steuerpflichtigen<br />
gebunden, die dieser seiner Bilanz<br />
zugrunde legt. Dies gilt selbst dann, wenn<br />
eine solche Beurteilung im Zeitpunkt der<br />
Bilanzaufstellung aus Sicht eines ordentlichen<br />
und gewissenhaften Kaufmanns<br />
vertretbar war.<br />
Die Klägerin und Revisionsklägerin (Klägerin)<br />
ist ein Mobilfunkbetreiber. Streitig<br />
war, ob für Betriebsvermögensminderungen<br />
aus der verbilligten Abgabe von<br />
Mobiltelefonen ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten<br />
zu bilden ist. Dieser<br />
materiellrechtliche Streitpunkt wurde<br />
allerdings von der verfahrensrechtlichen<br />
Frage überlagert, ob das Finanzamt von<br />
der eingereichten Bilanz überhaupt abweichen<br />
durfte. Letzteres sei nur zulässig,<br />
wenn die Bilanz fehlerhaft ist. Im Ergeb<br />
Beschlussempfehlung des VA zum JStG<br />
2013 vom 12.12.2012 ohne die strittigen<br />
Vorschläge zur steuerlichen Gleichstellung<br />
der eingetragenen Lebenspartnerschaften<br />
umgesetzt wird. Mit Blick auf eine Modifizierung<br />
der Regelungsvorschläge zur sog.<br />
CashGmbH bei der Erbschaftsteuer soll<br />
nun allerdings auch der am 25.04.2013<br />
vom Bundestag verabschiedete, jedoch<br />
am 03.05.2013 vom Bundesrat ebenfalls<br />
in den VA geschickte Gesetzentwurf zur<br />
Verkürzung der Aufbewahrungsfristen<br />
sowie zur Änderung steuerlicher Vorschriften<br />
in die Diskussion einbezogen<br />
werden. Sowohl dieses letztgenannte<br />
Gesetzgebungsverfahren als auch das<br />
Verfahren zum parallel über den Bundesrat<br />
eingebrachten Entwurf eines JStG 2013<br />
der Länder würden dann möglicherweise<br />
nicht weiter betrieben werden und mit<br />
Beendigung der Legislaturperiode der<br />
Diskontinuität anheimfallen.<br />
1b | Aufgabe des sog. subjektiven Fehlerbegriffs hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen<br />
| Autorin: RAin/FAinStR Elke Wilcox, LL.M., München<br />
nis müssten dieselben Voraussetzungen<br />
vorliegen, welche den Steuerpflichtigen<br />
nach § 4 Abs. 2 Satz 1 EStG dazu berechtigen<br />
würden, seine Bilanz nachträglich zu<br />
berichtigen.<br />
Für die Beurteilung der Frage, ob eine<br />
Bilanz in diesem Sinne als „fehlerhaft“<br />
zu qualifizieren ist, galt nach bisheriger<br />
Rechtsprechung des BFH auch hinsichtlich<br />
der Beurteilung von Rechtsfragen ein<br />
subjektiver Maßstab. Eine Bilanz oder ein<br />
Bilanzansatz wurden nicht als „fehlerhaft“<br />
(weil subjektiv richtig) qualifiziert, wenn<br />
die zugrunde liegende rechtliche Beurteilung<br />
im Zeitpunkt der Bilanzerstellung<br />
aus Sicht eines ordentlichen und gewissenhaften<br />
Kaufmanns vertretbar war. Die<br />
Finanzverwaltung war an diese Bilanzierung<br />
selbst dann gebunden, wenn sich<br />
die Beurteilung als objektiv fehlerhaft<br />
erwies.<br />
Der Große Senat erklärt nun eine Abkehr<br />
von dieser bisherigen Rechtsauffassung.<br />
Eine Bindung des Finanzamts an eine ob<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 5<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Dr. Martin<br />
Bartelt, München,<br />
martin.bartelt@wts.de<br />
Bisherige Rechtsprechung<br />
Änderung der Recht <br />
sprechung
Begründung im<br />
Einzelnen<br />
Urteilsfall<br />
BMF vom 24.06.2011<br />
6<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
jektiv unzutreffende, jedoch im Zeitpunkt<br />
der Bilanzaufstellung subjektiv vertretbare<br />
rechtliche Beurteilung lasse sich weder<br />
aus § 5 Abs. 1 S. 1 EStG noch aus § 4 Abs. 2<br />
EStG (Bilanzänderung und berichtigung)<br />
ableiten. Es komme selbst dann allein auf<br />
die objektive Rechtslage an, wenn eine im<br />
Zeitpunkt der Bilanzierung von Verwaltung<br />
und Rechtsprechung noch praktizierte<br />
Rechtsauffassung später geändert wird.<br />
In Bezug auf die Aufgabe des sog. subjektiven<br />
Fehlerbegriffs sei keine Übergangsfrist<br />
vorzusehen.<br />
In seiner Begründung betont der Große<br />
Senat, dass sowohl die Finanzverwaltung<br />
als auch die Gerichte aus verfassungsrechtlichen<br />
Gründen verpflichtet<br />
seien, ihren Entscheidungen die objektiv<br />
richtige Rechtslage zugrunde zu legen. Die<br />
Besteuerung knüpfe an den tatsächlich<br />
verwirklichten Sachverhalt (§ 38 AO), nicht<br />
aber an Rechtsansichten des Steuerpflichtigen<br />
an. Die Verwirklichung eines<br />
bestimmten Sachverhalts könnte ansonsten<br />
je nach der subjektiven Beurteilung<br />
der Rechtslage durch den Steuerpflichtigen<br />
trotz vergleichbarer Sachverhalte zu<br />
unterschiedlichen Belastungen führen.<br />
Dies wäre mit dem Gebot der gesetz und<br />
gleichmäßigen Besteuerung unvereinbar.<br />
Entsprechen Bilanzansätze objektiv nicht<br />
den jeweils maßgebenden speziellen<br />
1c | Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen |<br />
Autorin: StBin Olena Kneidl, München<br />
In dem Urteilsfall hatte der Erwerber eines<br />
Betriebs zusammen mit den Wirtschaftsgütern<br />
auch die dazugehörigen Verpflichtungen<br />
aus Pensionszusagen übernommen<br />
(Schuld bzw. Vertragsübernahme nach<br />
§ 613a BGB). Der Ansatz übernommener<br />
Wirtschaftsgüter und Schulden in seiner<br />
Eröffnungsbilanz erfolgte nach § 6 Abs. 1<br />
Nr. 7 EStG zutreffend mit den Anschaffungskosten<br />
(Grundsatz der Erfolgsneutralität<br />
von Anschaffungsvorgängen). In der<br />
folgenden Schlussbilanz des Betriebsübernehmers<br />
sind diese allerdings nach Auffassung<br />
der Finanzverwaltung wieder unter<br />
Berücksichtigung steuerlicher Ansatz und<br />
Bewertungsvorbehalte anzusetzen. Insbesondere<br />
im Hinblick auf übernommene<br />
Verpflichtungen (wie z. B. Pensions und<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
bilanzsteuerrechtlichen Vorschriften, sei<br />
das Finanzamt zu einer eigenständigen<br />
Gewinnermittlung berechtigt und verpflichtet.<br />
Ausdrücklich nicht entschieden hat der BFH<br />
über die Anwendung des sog. subjektiven<br />
Fehlerbegriffs auf Fälle, in denen der<br />
Steuerpflichtige bei der Bilanzierung von<br />
unzutreffenden Tatsachen (Prognosen<br />
oder Schätzungen) ausgegangen ist, ohne<br />
dabei gegen die ihm obliegenden Sorgfaltspflichten<br />
verstoßen zu haben.<br />
Mit der Aufgabe des sog. subjektiven<br />
Fehlerbegriffs in Bezug auf bilanzrechtliche<br />
Rechtsfragen trägt der Große Senat<br />
der Natur des Steuerrechts als objektives<br />
Lastenverteilungsrecht Rechnung. Die<br />
Berücksichtigung der objektiv zutreffenden<br />
rechtlichen Beurteilung hat daher<br />
auch nicht nur zu Lasten, sondern genauso<br />
zu Gunsten des Steuerpflichtigen<br />
zu erfolgen. Auch die Maßgeblichkeit<br />
der Handelsbilanz, für welche der sog.<br />
subjektive Fehlerbegriff als GoB anerkannt<br />
ist, kann nicht zu einem anderen Ergebnis<br />
führen. Einschränkungen in Bezug auf den<br />
nun vom BFH für bilanzielle Rechtsfragen<br />
vertretenen sog. objektiven Fehlerbegriff<br />
können sich im Einzelfall allerdings mit<br />
Blick auf das Verfahrensrecht (z. B. Vertrauensschutz<br />
nach § 176 AO) ergeben.<br />
Drohverlustrückstellungen, die Passivierungsbeschränkungen<br />
unterliegen) führt<br />
eine solche Vorgehensweise regelmäßig<br />
zu steuerpflichtigen Gewinnen (sog. Erwerbsgewinne).<br />
So auch in dem Urteilsfall:<br />
Das Finanzamt bestand darauf, die<br />
Rückstellungen für die übernommenen<br />
Pensionszusagen in der Folgebilanz des<br />
Übernehmers unter vollumfänglicher<br />
Anwendung von § 6a EStG unterhalb der<br />
Anschaffungskosten anzusetzen, woraus<br />
eine Gewinnerhöhung resultierte.<br />
Mit dem Revisionsurteil hat der BFH seine<br />
Rechtsprechung zur Passivierung übernommener<br />
Verpflichtungen fortgeführt<br />
(vgl. hierzu u. a. bereits TJ 02/2010 und<br />
TJ 02/2012) und der Auffassung der Finanz<br />
Subjektiver Fehlerbegriff<br />
hinsichtlich Tatsachen<br />
Folgen für die Praxis<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Dr. Martin<br />
Bartelt, München,<br />
martin.bartelt@wts.de<br />
BFH vom 12.12.2012<br />
(AZ: I R 69/11)
Fortsetzung der Rechtsprechung<br />
BFH vom<br />
16.12.2009<br />
(AZ: I R 102/08) und<br />
BFH vom 14.12.2011<br />
(AZ: I R 72/10)<br />
Bildung einer Rückstellung<br />
zur Aufbewahrung<br />
von Geschäftsunterlagen<br />
Poolfinanzierung als notwendige<br />
Gemeinkosten?<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
verwaltung erneut widersprochen. Entgeltlich<br />
übernommene Verpflichtungen<br />
seien nicht nur im Übernahmezeitpunkt,<br />
sondern auch an den nachfolgenden<br />
Bilanzstichtagen erfolgsneutral auszuweisen.<br />
Die steuerbilanziellen Ansatz und<br />
Bewertungsbeschränkungen hätten das<br />
Ziel, am Stichtag bereits vorhandene, aber<br />
unrealisierte Verpflichtungen entgegen<br />
dem handelsrechtlichen Imparitätsprinzip<br />
auf künftige Veranlagungszeiträume<br />
zu verlagern. Dagegen seien entgeltlich<br />
erworbene Verpflichtungen bereits im<br />
Übernahmezeitpunkt realisiert, so dass die<br />
steuerbilanziellen Ansatzbeschränkungen<br />
hier nicht greifen. Desweiteren hält der<br />
BFH die Besteuerung andernfalls entstehender<br />
fiktiver Erwerbsgewinne für nicht<br />
Sowohl in der Handels als auch in der<br />
Steuerbilanz ist für die Kosten zur Aufbewahrung<br />
von Geschäftsunterlagen eine<br />
Rückstellung zu bilden. Handelsrechtlich<br />
ist der nach kaufmännischer Beurteilung<br />
angemessene Betrag anzusetzen (§ 253<br />
Abs. 1 Satz 2 HGB), während ertragsteuerlich<br />
nur die Einzelkosten und der angemessene<br />
Teil der notwendigen Gemeinkosten<br />
einzubeziehen sind (§ 6 Abs. 1<br />
Nr. 3a Buchst. b EStG).<br />
Ob Finanzierungskosten, die durch Schlüsselung<br />
aus den gesamten Kosten eines<br />
Finanzierungspools im Unternehmen<br />
errechnet wurden (sog. Poolfinanzierung),<br />
als solche notwendige Gemeinkosten<br />
anzusehen sind, war bis zu der nun ergangenen<br />
Entscheidung des BFH strittig. Die<br />
Besonderheit lag im Streitfall darin, dass<br />
die Anschaffungs bzw. Herstellungskosten<br />
der Räume, in denen die Unterlagen<br />
aufbewahrt wurden, nicht durch unmittelbar<br />
zuordenbare Einzelkredite, sondern<br />
über einen Pool finanziert wurden.<br />
systemgerecht. Dies gelte auch für die im<br />
Urteilsfall vorliegende Übernahme von<br />
Pensionsverpflichtungen, da die Anwartschaften<br />
infolge ihrer „Anschaffung“ realisiert<br />
sind. Die Bewertungsbeschränkungen<br />
des § 6a EStG gelten dagegen nach<br />
wie vor für die nachfolgenden Zuführungen<br />
zu den Pensionsrückstellungen.<br />
Im Rahmen von nach dem Umwandlungssteuergesetz<br />
zu beurteilenden Umwandlungs<br />
und Einbringungsvorgängen sind<br />
allerdings für erworbene Pensionsrückstellungen<br />
nach wie vor die Werte gem.<br />
§ 6a EStG anzusetzen. Im Übrigen scheint<br />
der Gesetzgeber der mittlerweile gefestigten<br />
BFHRechtsprechung alsbald die<br />
Grundlage entziehen zu wollen.<br />
1d | Berücksichtigung von Finanzierungskosten (sog. Poolfinanzierung) bei der<br />
Bewertung von Rückstellungen zur Aufbewahrung von Geschäftsunterlagen |<br />
Autorin: Sandra Paintner, München<br />
Sowohl Finanzverwaltung als auch die<br />
Vorinstanz lehnten die Berücksichtigung<br />
von Poolfinanzierungskosten als<br />
notwendige Gemeinkosten im Rahmen<br />
der Berechnung der Rückstellung ab.<br />
Begründet wurde dies mit dem Fehlen<br />
einer nachvollziehbaren, tatsächlichen<br />
und unmittelbaren Verwendung der<br />
Darlehensmittel für die Finanzierung der<br />
Archivräume.<br />
Im Revisionsverfahren widersprach der<br />
BFH der Vorinstanz. Er entschied, dass<br />
Poolfinanzierungskosten bei der Berechnung<br />
der Rückstellung zur Aufbewahrung<br />
von Geschäftsunterlagen berücksichtigt<br />
werden können. Voraussetzung<br />
hierfür sei allerdings, dass sich die<br />
Kosten mittels einer verursachungsgerechten<br />
Gemeinkostenschlüsselung der<br />
Herstellung bzw. Anschaffung der Räume<br />
zuordnen lassen und sie nach Maßgabe<br />
des § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchst. b EStG angemessen<br />
sind.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 7<br />
Keine Anwendung im<br />
Rahmen des UmwStG<br />
und Gesetzesinitiativen<br />
Kontakt:<br />
StB Peter Jung,<br />
München,<br />
peter.jung@wts.de<br />
Vorinstanz FG Münster<br />
vom 15.06.2011<br />
(AZ: 9 K 501/08 K)<br />
BFH vom 11.10.2012<br />
(AZ: I R 66/11)<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München,<br />
marco.dern@wts.de
BFH vom 12.12.2012<br />
(AZ: I B 27/12)<br />
Sachverhalt<br />
Urteilsfall<br />
8<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
1e | Wertaufhellungszeitraum endet spätestens mit Ablauf der gesetzlichen Frist zur<br />
Aufstellung des Jahresabschlusses | Autorin: StBin Monika Paczkowska, München<br />
Kürzlich äußerte sich der BFH im Rahmen<br />
einer im Ergebnis unbegründeten<br />
Nichtzulassungsbeschwerde nochmals<br />
klarstellend zur Begrenzung des steuerlichen<br />
Wertaufhellungszeitraums durch die<br />
gesetzliche Frist für die Aufstellung des<br />
Jahresabschlusses.<br />
Die Klägerin und Beschwerdeführerin<br />
(Klägerin), eine GmbH, stufte in ihrem bis<br />
Ende März 2008 erstellten Jahresabschluss<br />
zum 31.12.2007 die Wertminderung<br />
einer Darlehensforderung gegenüber<br />
einer Tochtergesellschaft (AGmbH) als<br />
lediglich vorübergehend ein, so dass<br />
eine Wertberichtigung unterblieb. Der<br />
Abschlussprüfer prüfte diesen Jahresabschluss<br />
im April 2008 und erteilte hierfür<br />
am 06.05.2008 einen uneingeschränkten<br />
Bestätigungsvermerk. Erst im Juli 2008<br />
wurde durch eine beauftragte Unternehmensberatung<br />
festgestellt, dass die<br />
AGmbH ein Sanierungsfall ist. Daraufhin<br />
änderte die Klägerin am 20.02.2009 ihren<br />
Jahresabschluss zum 31.12.2007 ab und<br />
nahm insoweit eine Wertberichtigung der<br />
Darlehensforderung in Höhe des zuvor<br />
von ihr mit Besserungsschein erklärten<br />
Forderungsverzichts vor. Die Klägerin war<br />
u. a. der Meinung, dass es aus formalen<br />
Gründen an einer wirksamen Erstellung<br />
des Jahresabschlusses fehlte, welche den<br />
Wertaufhellungszeitraum beendet hätte.<br />
Das Finanzamt erkannte diese Teilwertabschreibung<br />
auf den 31.12.2007 steuerlich<br />
nicht an. Auch das Finanzgericht gab der<br />
eingereichten Klage nicht statt.<br />
Die Klägerin (eine AG) hatte die Absicht,<br />
die Anteile an einer Schweizer AG zu<br />
erwerben. Nach Genehmigung des Transaktionsvorhabens<br />
durch die Gremien der<br />
Unternehmen führte die Klägerin eine<br />
DueDiligencePrüfung durch, in deren<br />
Verlauf die Akquisition scheiterte. Die<br />
Klägerin verbuchte die Aufwendungen<br />
für die DueDiligencePrüfung als sofort<br />
abzugsfähige Betriebsausgaben. Das<br />
Finanzamt sah die Aufwendungen als<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Nach ständiger Rechtsprechung des BFH<br />
sind als „wertaufhellend“ nur die Umstände<br />
zu berücksichtigen, die zum Bilanzstichtag<br />
bereits objektiv vorlagen und<br />
nach dem Bilanzstichtag, aber vor dem<br />
Tag der Bilanzerstellung lediglich bekannt<br />
oder erkennbar wurden. Der maßgebliche<br />
Wertaufhellungszeitraum werde aber<br />
jedenfalls auch durch die gesetzliche Frist<br />
zur Aufstellung des Jahresabschlusses nach<br />
§ 264 Abs. 1 Satz 3 HGB begrenzt (d. h.<br />
Aufstellung in den ersten drei Monaten<br />
des folgenden Geschäftsjahres; vorliegend<br />
bis zum 31.03.2008). Die erst im Juli 2008<br />
bekannt gewordene Sanierungsbedürftigkeit<br />
der AGmbH durfte deshalb bei<br />
der Bewertung der Darlehensforderung<br />
zum 31.12.2007 keine Berücksichtigung<br />
mehr finden. Insoweit kam es deshalb gar<br />
nicht darauf an, ob es im Streitfall an einer<br />
wirksamen Erstellung des Jahresabschlusses<br />
fehlte.<br />
Bei kleinen Kapitalgesellschaften i. S. v.<br />
§ 267 Abs. 1 HGB und über § 264a HGB<br />
auch bei kleinen Personenhandelsgesellschaften<br />
(bei denen weder unmittelbar<br />
noch mittelbar eine natürliche Person<br />
die Vollhaftung übernimmt) sollte sich<br />
die gesetzliche Begrenzung des Wertaufhellungszeitraums<br />
auf bis zu sechs<br />
Monate verlängern. Denn für solche<br />
Gesellschaften verlängert sich nach § 264<br />
Abs. 1 Satz 4 Hs. 2 HGB die Aufstellungsfrist<br />
auf bis zu sechs Monate, wenn dies<br />
einem ordnungsgemäßen Geschäftsgang<br />
entspricht.<br />
1f | „Vergebliche“ Due-Diligence-Kosten steuerlich abzugsfähig |<br />
Autor: StB Andreas Anzeneder, München<br />
Anschaffungsnebenkosten des geplanten<br />
Anteilserwerbs an, für die ein Aktivposten<br />
zu bilden sei. Dessen nachfolgende<br />
Auflösung aufgrund der gescheiterten<br />
Akquisition sei wegen des Abzugsverbots<br />
gem. § 8b Abs. 3 i. V. m. Abs. 2 KStG 2002<br />
a. F. außerbilanziell wieder dem Gewinn<br />
hinzuzurechnen gewesen.<br />
Der BFH folgte im Ergebnis der Vorinstanz<br />
(FG BadenWürttemberg) und widersprach<br />
Begründung<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
StB Lothar Härteis,<br />
München,<br />
lothar.haerteis@wts.de<br />
BFH vom 09.01.2013<br />
(AZ: I R 72/11)
Urteilsfall<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
der Auffassung der Finanzverwaltung.<br />
Über die Kontroverse der Einordnung der<br />
DueDiligenceKosten als (vorweggenommene)<br />
Anschaffungskosten oder als<br />
laufender Aufwand nach § 4 Abs. 4 EStG<br />
hat der BFH allerdings mangels Entscheidungserheblichkeit<br />
nicht entschieden.<br />
Der BFH konnte die Frage offen lassen, da<br />
im Fall der vergeblichen DueDiligence<br />
Kosten selbst bei einer unterstellten Aktivierung<br />
die nachfolgende Ausbuchung zu<br />
keiner außerbilanziellen Hinzurechnung<br />
führt. Das Abzugsverbot des § 8b Abs. 3<br />
KStG 2002 a.F. ist mangels konkret vorhandener<br />
Anteile nicht einschlägig. Anteile<br />
i. S. v. § 8b Abs. 2 KStG 2002 a.F. an dem<br />
Schweizer Unternehmen als (sachliches)<br />
Bezugsobjekt des Abzugsverbots sind der<br />
Klägerin zu keinem Zeitpunkt rechtlich<br />
oder wirtschaftlich zuzurechnen gewesen.<br />
Der erforderliche Zusammenhang zu<br />
solchen Anteilen bestimmt sich „objekt<br />
Im Streitfall wurde auf eine GmbH (Klägerin)<br />
ein Teilbetrieb einer SchwesterGmbH<br />
im Wege der Abspaltung zur Aufnahme<br />
nach §§ 123 Abs. 2 Nr. 1, 124 ff. des UmwG<br />
übertragen. Das Finanzamt (FA) behandelte<br />
den Übernahmegewinn auf Ebene<br />
der Klägerin gem. § 15 Abs. 1 Satz 1 i.V.m.<br />
§ 12 Abs. 2 Satz 1 UmwStG als steuerfrei.<br />
Bei der Ermittlung des Übernahmeergebnisses<br />
(außerbilanzieller Korrekturposten)<br />
berücksichtigte das FA entsprechend dem<br />
Wortlaut der Norm auch die spaltungsbedingten<br />
Kosten und verneinte damit einen<br />
laufenden Betriebsausgabenabzug. Die<br />
Klägerin beanspruchte demgegenüber,<br />
die Umwandlungskosten zum Abzug<br />
zuzulassen. § 12 Abs. 2 UmwStG sei für<br />
Seitwärtsabspaltungen nicht einschlägig,<br />
denn die Norm setze eine Beteiligung<br />
der übernehmenden Körperschaft<br />
(hier Klägerin) an der Überträgerin (hier<br />
SchwesterGmbH) voraus. Die Steuerfreiheit<br />
einer Vermögensmehrung bei einer<br />
Seitwärtsabspaltung ergebe sich somit bei<br />
der Übernehmerin nicht nach § 12 Abs. 2<br />
S. 1 UmwStG, vielmehr liege eine bereits<br />
nach allgemeinen Grundsätzen steuerfreie<br />
Einlage vor (§ 4 Abs. 1 EStG i.V. m. § 8<br />
bezogen“ und nicht „veranlassungsbezogen“.<br />
Vergeblicher (immaterieller und zu<br />
aktivierender) Transaktions und Akquisitionsaufwand<br />
aus einem gescheiterten<br />
Beteiligungserwerb ist nicht vom Abzugsverbot<br />
erfasst.<br />
Die Entscheidung ist mit § 8b Abs. 3<br />
Satz 3 KStG n.F. weiterhin relevant. Bei<br />
einem erfolgreichen Beteiligungserwerb<br />
bleibt die Frage umstritten, ob und ggf. ab<br />
welchem Zeitpunkt Transaktionskosten als<br />
Anschaffungsnebenkosten zu aktivieren<br />
oder als laufender Aufwand zu behandeln<br />
sind. Nach der bisherigen Rechtsprechung<br />
liegen aktivierungspflichtige Anschaffungsnebenkosten<br />
ab dem Zeitpunkt einer<br />
grundsätzlich, aber nicht gänzlich unumstößlich<br />
gefassten Erwerbsentscheidung<br />
vor. In der Praxis ist die Festlegung dieses<br />
Zeitpunktes nicht einfach und sollte entsprechend<br />
dokumentiert werden.<br />
1g | Ermittlung eines Übernahmeergebnisses auch bei Seitwärtsabspaltungen −<br />
Umwandlungskosten nicht abziehbar | Autorin: StBin Anne-Kathrin Steinröder,<br />
Düsseldorf<br />
Abs. 1 KStG). Die mit der Abspaltung<br />
verbundenen Kosten seien abzugsfähige<br />
laufende Betriebsausgaben.<br />
Im Gegensatz zur Vorinstanz schloss sich<br />
der BFH im Ergebnis der auch in Rz. 12.05<br />
des aktuellen Umwandlungssteuererlasses<br />
geäußerten Auffassung der Finanzverwaltung<br />
an. Danach ist ein Übernahmeergebnis<br />
nach § 12 Abs. 2 Satz 1 UmwStG in<br />
allen Fällen der Auf, Ab und Seitwärtsverschmelzung<br />
(oder wie vorliegend einer<br />
entsprechenden Abspaltung) ungeachtet<br />
einer Beteiligung an der übertragenden<br />
Körperschaft zu ermitteln. Da die spaltungsbedingten<br />
Kosten nach § 12 Abs. 2<br />
Satz 1 UmwStG im Rahmen der Ermittlung<br />
des − steuerfreien − Übernahmeergebnisses<br />
Berücksichtigung fänden, sei ein<br />
laufender Betriebsausgabenabzug im<br />
Ergebnis ausgeschlossen. Dies gelte nach<br />
§ 19 Abs. 1 UmwStG auch für die Gewerbesteuer.<br />
Folgende Gründe führte der BFH für seine<br />
Entscheidung an, mit der er sich gegen die<br />
im Schrifttum fast ausnahmslos vertretene<br />
Auffassung der Klägerin stellte:<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 9<br />
Beratungsempfehlung<br />
Kontakt:<br />
RAin/StBin Doris<br />
Pflieger-Steininger,<br />
München,<br />
doris.pfliegersteininger@wts.de<br />
BFH vom 09.01.2013<br />
(AZ: I R 24/12)<br />
BMF vom 11.11.2011<br />
(Rz. 12.05)<br />
Ablehnung der<br />
herrschenden Literaturmeinung
EuG vom 18.12.2012<br />
(AZ: T205/11)<br />
Beschluss der Kommission<br />
vom 26.01.2011:<br />
Sanierungsklausel als<br />
unzulässige Beihilfe<br />
Klageabweisung wegen<br />
verspäteter Klageeinreichung<br />
10<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
→ Der Gesetzeswortlaut schließe eine<br />
Beteiligung der übernehmenden<br />
Körperschaft an der übertragenden<br />
Körperschaft bereits vor der Abspaltung<br />
weder aus noch fordere er eine solche<br />
Beteiligung explizit.<br />
→ Laut Gesetzesbegründung gehe der<br />
Gesetzgeber ersichtlich und in Kontinuität<br />
zu § 12 UmwStG 1995 von einer<br />
umfassenden Regelungsreichweite der<br />
Vorschrift aus.<br />
→ Aufgrund des Regelungsvorrangs des<br />
UmwStG seien die allgemeinen Einlageregeln<br />
des EStG nicht anwendbar.<br />
Vielmehr würde eine Nichtanwend<br />
Das Gericht der Europäischen Union (EuG)<br />
hat mit Beschluss vom 18.12.2012 in dem<br />
Verfahren „Bundesrepublik Deutschland /<br />
Europäische Kommission“ zur Anwendbarkeit<br />
der mit Bürgerentlastungsgesetz<br />
vom 16.07.2009 auf dem Höhepunkt der<br />
Finanzkrise rückwirkend zum 01.01.2008<br />
eingefügten sog. Sanierungsklausel nach<br />
§ 8c Abs. 1a KStG entschieden.<br />
Am 26.01.2011 hatte die Kommission der<br />
Europäischen Gemeinschaften (Kommission)<br />
einen Beschluss über die Qualifikation<br />
der Sanierungsklausel als unionsrechtswidrige<br />
Beihilfe gefasst und der Bundesregierung<br />
die weitere Anwendung der<br />
Vorschrift untersagt. Entsprechend wird<br />
die Vorschrift derzeit nicht angewendet<br />
(vgl. § 34 Abs. 7c Satz 2 und 3 KStG). Allerdings<br />
hatte die Bundesrepublik Deutschland<br />
am 07.04.2011 gegen den Beschluss<br />
der Kommission Nichtigkeitsklage zum<br />
EuG erhoben.<br />
Das EuG hat die Klage nunmehr wegen<br />
Fristversäumung als unzulässig abgewiesen<br />
und infolgedessen nicht mehr in<br />
der Sache entschieden. Der Beschluss der<br />
Kommission ist somit nicht nur formell<br />
bestandskräftig geworden, sondern hat<br />
auch eine materielle Bindungswirkung<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
barkeit des § 12 Abs. 2 UmwStG zur<br />
Anwendung des § 12 Abs. 1 UmwStG<br />
und somit zu einer entsprechenden<br />
Steuerpflicht des Übernahmeergebnisses<br />
führen.<br />
Der BFH hatte vorliegend lediglich über<br />
eine Seitwärtsabspaltung zu entscheiden.<br />
Wegen der dabei entsprechend zur Anwen<br />
dung kommenden Verschmelzungsvorschriften<br />
der §§ 11 bis 13 UmwStG<br />
gelten die Ausführungen des BFH allerdings<br />
ebenso für sog. Abwärts oder<br />
Seitwärtsverschmelzungen wie auch für<br />
Abwärtsspaltungen.<br />
1h | Nichtigkeitsklage der Bundesrepublik Deutschland wegen Europarechtswidrigkeit<br />
der sog. Sanierungsklausel unzulässig |<br />
Autor: RA Stefan Hölzemann, München<br />
für den Adressaten Bundesrepublik<br />
Deutschland zur Folge. Dem Vernehmen<br />
nach haben einige Länderfinanzverwaltungen<br />
bereits begonnen, „Beihilfen“<br />
in Form von Steuereinnahmeverlusten<br />
zurückzufordern.<br />
Allerdings dürfte trotz der Klageabweisung<br />
durch das EuG noch nicht abschließend<br />
unionsrechtlich über die Sanierungsklausel<br />
entschieden worden sein. Denn<br />
neben der Bundesrepublik Deutschland<br />
haben auch eine Vielzahl von Unternehmen<br />
Privatklagen beim EuG erhoben, mit<br />
denen sie ebenfalls die Feststellung der<br />
Nichtigkeit der Entscheidung der Kommission<br />
begehren. Es bleibt abzuwarten, ob<br />
das EuG in einem dieser Verfahren auch<br />
zur materiellen Beurteilung der Sanierungsklausel<br />
Stellung nehmen wird oder<br />
auch diese Klagen wegen einer mangelnden<br />
unmittelbaren persönlichen Betroffenheit<br />
der Kläger aus förmlichen Gründen<br />
abweisen wird.<br />
Außerdem hält das FG Münster in einem<br />
AdVBeschluss die Einstufung der Sanierungsklausel<br />
als unzulässige Beihilfe für<br />
ernstlich zweifelhaft. Hier könnte es im<br />
Hauptsacheverfahren zu einer Vorlage der<br />
Rechtsfrage zum EuGH kommen.<br />
Tragweite der<br />
Entscheidung<br />
Kontakt:<br />
RA Stefan Hölzemann,<br />
München,<br />
stefan.hoelzemann@<br />
wts.de<br />
Privatklagen von betroffenen<br />
Unternehmen noch<br />
beim EuG anhängig<br />
FG Münster vom 01.08.2011<br />
(AZ: 9 V 357/11 K, G)<br />
Kontakt: RA Stefan<br />
Hölzemann, München,<br />
stefan.hoelzemann@<br />
wts.de
Urteilsfall<br />
FG Münster vom<br />
14.02.2013<br />
(AZ: 2 K 2838/10 G,F)<br />
Kein tatsächlicher<br />
Erwerbsvorgang<br />
Instrument der<br />
Steuerplanung<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
1i | Grunderwerbsteuer wegen Änderung des Gesellschafterbestands einer<br />
Personengesellschaft ist sofort abziehbarer Aufwand |<br />
Autorin: RAin Susanne Heufelder, München<br />
Im Urteilsfall war streitig, ob die wegen<br />
der Änderung des Gesellschafterbestands<br />
einer Personengesellschaft gem. § 1<br />
Abs. 2a GrEStG entstandene Grunderwerbsteuer<br />
als Betriebsausgabe sofort<br />
abzugsfähig oder als Anschaffungsnebenkosten<br />
zu aktivieren ist. Mit Wirkung zum<br />
01.01.2003 erwarb die Klägerin sämtliche<br />
Kommanditanteile einer grundbesitzhaltenden<br />
GmbH & Co. KG. Wegen des<br />
Ausscheidens ihrer KomplementärGmbH<br />
im Jahr 2007, war die KG später aufgelöst<br />
und ihr Vermögen der Klägerin als ihrer<br />
Rechtsnachfolgerin angewachsen. Das Finanzamt<br />
aktivierte die Grunderwerbsteuer<br />
mit der Folge höherer Abschreibungen<br />
im Rahmen des geänderten Gewinnfeststellungsbescheids<br />
für das Jahr 2003. Als<br />
Rechtsnachfolgerin begehrte die Klägerin<br />
den Sofortabzug der Grunderwerbsteuer.<br />
Entgegen der Auffassung des Finanzamts<br />
entschied das FG Münster, dass die<br />
festgesetzte Grunderwerbsteuer nicht zu<br />
den aktivierungspflichtigen Anschaffungsnebenkosten<br />
der im Vermögen der KG<br />
befindlichen Grundstücke gehöre, sondern<br />
als sofort abzugsfähige Betriebsausgabe<br />
zu berücksichtigen sei. Der Senat wies<br />
darauf hin, dass für die Aktivierung der<br />
Grunderwerbsteuer als Anschaffungsnebenkosten<br />
des Grundstücks ein bloßer<br />
kausaler oder zeitlicher Zusammenhang<br />
mit der Anschaffung nicht ausreiche. Vielmehr<br />
müssten die Aufwendungen gerade<br />
zum Zweck des Erwerbs des Wirtschaftsgutes<br />
getätigt worden sein (finaler Begriff<br />
der Anschaffungskosten). Beim Wechsel<br />
Die Neutralisierung von ImmobilienVeräußerungsgewinnen<br />
nach § 6b EStG und<br />
das proaktive Nutzen der damit verbundenen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten stellt<br />
für alle Immobilienbestandshalter ein<br />
Essential der Steuerplanung dar. Zentrale<br />
Bedeutung hat dabei die Möglichkeit<br />
der Übertragung von § 6bRücklagen<br />
zwischen unterschiedlichen Betriebs<br />
des Gesellschafterbestands einer KG i. S. v.<br />
§ 1 Abs. 2a GrEStG fehle es jedoch an<br />
einem tatsächlichen Grundstückserwerb.<br />
In seiner Argumentation stützt sich der<br />
Senat auf die Rechtsprechung des BFH zur<br />
Anteilsvereinigung bei Kapitalgesellschaften<br />
gemäß § 1 Abs. 3 GrEStG. In beiden<br />
Vorschriften werde ein Erwerbsvorgang<br />
für Zwecke der Grunderwerbsteuerpflicht<br />
lediglich fingiert. Der Senat räumt zwar<br />
ein, dass im Gegensatz zu § 1 Abs. 3<br />
GrEStG die Grunderwerbsteuer nicht vom<br />
Erwerber der Beteiligung, sondern von<br />
der grundbesitzhaltenden Personengesellschaft<br />
selbst geschuldet werde. Im<br />
Ergebnis seien beide Fälle aber gleich zu<br />
beurteilen, weil Anknüpfungspunkt für<br />
die Entstehung der Grunderwerbsteuer<br />
jeweils lediglich ein fiktiver Grundstückserwerb<br />
ist.<br />
Nach Ansicht des Senats könne sich auch<br />
aus dem Transparenzprinzip kein abweichendes<br />
Ergebnis ergeben. Für ertragsteuerliche<br />
Zwecke seien dem Erwerber<br />
eines Anteils an einer Personengesellschaft<br />
zwar ideelle Anteile an einzelnen<br />
Wirtschaftsgütern des Gesellschaftsvermögens<br />
zuzurechnen. Dies könne jedoch<br />
nicht dazu führen, dass Betriebsausgaben<br />
der Personengesellschaft ihren Gesellschaftern<br />
als anteilige Anschaffungsnebenkosten<br />
des vermittelten Grundstücksteils<br />
zuzuordnen sind.<br />
Wegen der grundsätzlichen Bedeutung<br />
der Streitfrage wurde die Revision zugelassen.<br />
1j | Ausübung des Bilanzierungswahlrechts bei Übertragung einer § 6b-Rücklage<br />
in einen anderen Betrieb | Autor: StB Bernhard Brock, München<br />
vermögen eines Steuerpflichtigen. Der<br />
Gesetzgeber hat dem Steuerpflichtigen<br />
weitgehende Wahlrechte im Hinblick auf<br />
die Bildung der Rücklage hinsichtlich der<br />
Höhe und insbesondere des Zeitpunkts<br />
der Übertragung innerhalb der Reinvestitionsfrist<br />
von 4 bzw. 6 Jahren eingeräumt.<br />
Der BFH hatte sich nun mit der Frage zu<br />
beschäftigen, in welcher Bilanz die Aus<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 11<br />
FG Münster argumentiert<br />
mit BFH vom 20.04.2011<br />
(AZ: I R 2/10)<br />
Transparenzprinzip<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München,<br />
marco.dern@wts.de
Urteilsfall<br />
FG Köln vom 17.04.2013<br />
(AZ: 7 K 244/12)<br />
Hintergrund der<br />
Entscheidung<br />
12<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
übung des Bilanzierungswahlrechts für die<br />
Bildung und Auflösung einer § 6bRücklage<br />
erfolgen muss, sofern die Rücklage in<br />
einen anderen Betrieb des Steuerpflichtigen<br />
übertragen werden soll.<br />
Im Urteilsfall hatten die Gesellschafter<br />
einer Personengesellschaft A Veräußerungsgewinne,<br />
die im Sonderbetriebsvermögen<br />
entstanden waren, in den entsprechenden<br />
Sonderbilanzen durch Bildung<br />
von § 6bRücklagen neutralisiert. Diese<br />
Rücklagen wurden dann in den Folgejahren<br />
teilweise von den Anschaffungskosten<br />
von Reinvestitionsobjekten einer anderen<br />
Personengesellschaft B, an denen die<br />
Gesellschafter beteiligt waren, abgesetzt.<br />
Teilweise erfolgte die Absetzung auch bei<br />
in Einzelunternehmen der Gesellschafter<br />
angeschafften Reinvestitionsobjekten. Die<br />
zeitgerechte gewinnneutrale Auflösung<br />
der Rücklagen in der Personengesellschaft<br />
A unterblieb jedoch. Vielmehr wurden<br />
die Rücklagen erst in einem späteren<br />
Wirtschaftsjahr aufgelöst, nachdem in der<br />
Personengesellschaft B bzw. in den Einzelunternehmen<br />
die Absetzung von den<br />
Anschaffungskosten der Reinvestitionsobjekte<br />
bereits erfolgt war. Zum Teil wurden<br />
berichtigte Sonderbilanzen für das<br />
jeweilige Reinvestitionsjahr eingereicht,<br />
in denen die Rücklagen entsprechend<br />
der beabsichtigten Übertragung ausgebucht<br />
wurden. Das Finanzamt negierte<br />
die wirksame Übertragung der § 6b<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Rücklagen und löste diese auf Ebene der<br />
Personengesellschaft A gewinnerhöhend<br />
auf. Hiergegen wurde Klage erhoben, die<br />
jedoch erfolglos blieb.<br />
Der BFH bestätigte nun die Vorinstanz<br />
und lehnte die wirksame Übertragung der<br />
§ 6bRücklage ab. Das Bilanzierungswahlrecht<br />
hinsichtlich einer § 6bRücklage sei<br />
immer in der Bilanz des veräußernden<br />
Betriebs auszuüben. Im vorliegenden Fall<br />
seien die Rücklagen im veräußernden<br />
Betrieb fortgeführt worden. Dies widerspreche<br />
einer wirksamen Übertragung.<br />
Da es sich bei der Rücklagenpassivierung<br />
um eine zulässige Ausübung eines<br />
Bilanzierungswahlrechts handelte, war<br />
nach Ansicht des BFH auch kein Raum für<br />
eine Bilanzberichtigung i.S.d. § 4 Abs. 2<br />
Satz 1 EStG. Das im veräußernden Betrieb<br />
ausgeübte Wahlrecht werde auch nicht<br />
durch die vorgenommene Absetzung von<br />
den Anschaffungskosten in einem anderen<br />
Betrieb des Steuerpflichtigen berührt.<br />
Die Entscheidung zeigt einerseits sehr gut<br />
die Möglichkeiten für die Nutzung von<br />
Bilanzierungswahlrechten gem. § 6b<br />
EStG auf und beschreibt andererseits<br />
ausführlich das erforderliche Procedere,<br />
um zu einer belastbaren Darstellung einer<br />
solchen Steuerstundung mittels § 6b EStG<br />
zwischen mehreren Personengesellschaften<br />
zu kommen.<br />
1k | Abziehbarkeit von Beratungskosten in Selbstanzeigefällen |<br />
Autor: RA Dr. Tom Offerhaus, München<br />
Ein aktuelles Urteil des FG Köln macht<br />
Hoffnung, Beratungskosten, die im Zusammenhang<br />
mit einer Selbstanzeige von<br />
Kapitalerträgen der Jahre 2002 bis 2008<br />
entstanden sind, als Werbungskosten<br />
geltend machen zu können.<br />
Steuerberatungskosten können nach aktueller<br />
Gesetzeslage nicht mehr als Sonderausgaben<br />
abgesetzt werden, so dass eine<br />
steuerliche Geltendmachung nur noch als<br />
Werbungskosten bei klarer Zuordnung der<br />
Ausgaben zu einer Einkunftsart möglich<br />
ist. Bei Kapitaleinkünften ist der Werbungskostenabzug<br />
mit Inkrafttreten des<br />
Abgeltungssteuerregimes zum 01.01.2009<br />
vom Gesetzgeber generell ausgeschlossen<br />
worden. Fraglich war nun, ob damit auch<br />
ein Ausschluss der Kosten, die im Zusammenhang<br />
mit Kapitaleinkünften aus den<br />
Jahren bis einschließlich 2008 stehen,<br />
gemeint war, wenn diese erst nach 2008<br />
(so wie z. B. bei aktuellen Selbstanzeigen)<br />
angefallen sind.<br />
Das FG Köln hat entschieden, dass Aufwendungen<br />
im Zusammenhang mit Kapitalerträgen,<br />
die dem Steuerpflichtigen vor dem<br />
01.01.2009 zugeflossen sind, weiterhin<br />
unbeschränkt als (nachträgliche) Werbungskosten<br />
abgezogen werden können.<br />
Das im Jahr 2009 mit der Abgeltungssteuer<br />
BFH vom 19.12.2012<br />
(AZ: IV R 41/09)<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München,<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
Begründung
Hintergrund<br />
Urteilsfall<br />
BFH vom 11.12.2012<br />
(AZ: IX R 7/12)<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
bei den Einkünften aus Kapitalvermögen<br />
eingeführte Abzugsverbot für Werbungskosten<br />
(§ 20 Abs. 9 EStG) findet auf diese<br />
Ausgaben keine Anwendung. Das Gericht<br />
begründet seine Entscheidung insbesondere<br />
mit dem Wortlaut der einschlägigen<br />
Anwendungsregelung (§ 52a Abs. 10<br />
Satz 10 EStG). Diese sehe ausdrücklich vor,<br />
dass die entsprechenden Vorschriften der<br />
Abgeltungssteuer erstmals auf nach dem<br />
In einem Revisionsverfahren folgt der<br />
BFH seinen bereits im Rahmen des vorangegangenen<br />
Beschwerdeverfahrens<br />
(vgl. TJ 02/2012) aufgeworfenen ernstlichen<br />
Zweifeln an einer rückwirkenden<br />
Auslegung der in § 17 Abs. 1 EStG a.F.<br />
enthaltenen Wesentlichkeitsgrenze.<br />
Gewinne aus der Veräußerung von im<br />
Privatvermögen gehaltenen Anteilen an<br />
einer Kapitalgesellschaft sind als Einkünfte<br />
aus Gewerbebetrieb steuerpflichtig, wenn<br />
die erforderliche Beteiligungsgrenze,<br />
welche durch das StEntlG 1999/2000/2002<br />
von ursprünglich über 25 % zunächst auf<br />
mindestens 10 % (ab 1999) und sodann<br />
auf aktuell mindestens 1 % (ab 2001 bzw.<br />
2002) herabgesetzt wurde, irgendwann<br />
innerhalb der letzten fünf Jahre vor dem<br />
Veräußerungszeitpunkt erreicht war. Im<br />
Streitfall hatte ein Steuerpflichtiger seine<br />
Anteile an einer Kapitalgesellschaft im Jahr<br />
1999 gewinnbringend veräußert. Obwohl<br />
die Beteiligung mit 9,22 % unterhalb der<br />
im Veräußerungszeitpunkt geltenden<br />
10%Grenze lag, ging das Finanzamt im<br />
Einklang mit der Vorinstanz von einem<br />
steuerpflichtigen Gewinn aus, da die Beteiligung<br />
eben diese Grenze in den Vorjahren<br />
− die Beteiligungshöhe betrug bis Dezember<br />
1997 13,52 % − überstiegen hatte.<br />
Der BFH gab der Revision des Steuerpflichtigen<br />
statt und lehnte einen Steuertatbestand<br />
ab. Die Beteiligung habe nicht nur<br />
31.12.2008 zufließende Kapitalerträge<br />
anzuwenden sind.<br />
Gegen das Urteil wurde die Revision zum<br />
BFH zugelassen, so dass abzuwarten<br />
bleibt, ob das vom FG Köln gefundene<br />
Ergebnis auch höchstinstanzlich bestätigt<br />
wird. Betroffenen ist jedenfalls zu raten,<br />
die Kosten anzusetzen und auf das Musterverfahren<br />
zu verweisen.<br />
1l | Begriff der wesentlichen Beteiligung i. S. v. § 17 Abs. 1 EStG a.F. ist veranlagungszeitraumbezogen<br />
auszulegen | Autorin: RAin/StBin Christina Linz, München<br />
im Veräußerungszeitpunkt, sondern auch<br />
in den Vorjahren unterhalb der jeweils<br />
geltenden Beteiligungsgrenze von mindestens<br />
10 % bzw. über 25 % gelegen, so<br />
dass der Steuerpflichtige in den vergangenen<br />
fünf Jahren zu keinem Zeitpunkt<br />
wesentlich beteiligt gewesen sei. Der<br />
Beteiligungsbegriff gem. § 17 Abs. 1 Satz 4<br />
EStG i. d. F. des StEntlG 1999/2000/2002<br />
sei ausschließlich veranlagungszeitraumbezogen<br />
auszulegen. Das Tatbestandsmerkmal<br />
„innerhalb der letzten fünf<br />
Jahre am Kapital der Gesellschaft wesentlich<br />
beteiligt“ in § 17 Abs. 1 Satz 1<br />
EStG müsse für jeden abgeschlossenen<br />
Veranlagungszeitraum nach der in diesem<br />
Veranlagungszeitraum jeweils geltenden<br />
Beteiligungsgrenze bestimmt werden.<br />
Die Wesentlichkeitsgrenze von mindestens<br />
10 % galt nach den einschlägigen<br />
Anwendungsvorschriften erstmals für den<br />
Veranlagungszeitraum 1999 und sei somit<br />
nicht für frühere Veranlagungszeiträume<br />
anwendbar.<br />
Der parallel herausgegebenen Pressemitteilung<br />
ist auch eine kurze Äußerung des<br />
BFH zur aktuellen Rechtslage zu entnehmen.<br />
Darin wird unterstrichen, dass die im<br />
Streitfall vorzunehmende Auslegung nicht<br />
auf das aktuelle Recht übertragen werden<br />
kann, weil § 17 Abs. 1 EStG keine Wesentlichkeitsgrenze<br />
mehr kennt, sondern auf<br />
eine klar umschriebene „Beteiligung zu<br />
mindestens 1 Prozent“ abstellt.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 13<br />
Praxistipp<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus,<br />
München,<br />
tom.offerhaus@wts.de<br />
Keine Übertragung auf<br />
aktuelles Recht<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus,<br />
München,<br />
tom.offerhaus@wts.de
Hintergrund<br />
FG Düsseldorf vom<br />
13.01.2013<br />
(AZ: 11 K 2439/10 E)<br />
Urteilsfall<br />
FG Düsseldorf<br />
vom 14.12.2012<br />
(AZ: 1 K 2309/09)<br />
Urteilsfall<br />
14<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
1m | Nachweispflichten für Spendenabzug bei Auslandsspenden |<br />
Autor: RA/FAStR Michael Althof, München<br />
Seit der EuGHEntscheidung in der Rechtssache<br />
Persche aus dem Januar 2009 lassen<br />
Finanzverwaltung und mittlerweile auch<br />
der Gesetzgeber den Abzug von Spenden<br />
an ausländische gemeinnützige Einrichtungen<br />
innerhalb der EU bzw. des EWR<br />
zu, wenn diese – würden sie inländische<br />
Einkünfte erzielen – steuerbefreit wären.<br />
Nicht abschließend geklärt war bislang,<br />
welche Nachweise vom den Spendenabzug<br />
begehrenden Steuerpflichtigen hierzu<br />
zu erbringen sind.<br />
Nach einer Entscheidung des FG Düsseldorf<br />
hat der Steuerpflichtige mittels<br />
geeigneter Dokumente und Beweismittel<br />
nachzuweisen, dass die Spendenempfängerin<br />
die Vorgaben des deutschen Gemeinnützigkeitsrechts<br />
sowohl nach ihrer<br />
Satzung als auch nach ihrer tatsächlichen<br />
Geschäftsführung erfüllt. Das Finanzamt<br />
ist nicht verpflichtet, im Rahmen eigener<br />
Ermittlungen von der Amtshilfe ausländischer<br />
Behörden Gebrauch zu machen.<br />
Die auch in diesen Fällen beizubringende<br />
Zuwendungsbestätigung muss zumindest<br />
den Hinweis enthalten, dass die Spende<br />
nur für satzungsmäßige Zwecke verwendet<br />
wird.<br />
Im Urteilsfall hatte ein in Deutschland<br />
unbeschränkt Steuerpflichtiger eine<br />
Geldspende an eine in Spanien ansässige<br />
Das FG Düsseldorf hatte sich mit der Frage<br />
auseinanderzusetzen, ob der in 2007<br />
eingeführte Spitzensteuersatz von 45 % bei<br />
zeitgleicher Einführung eines Entlastungsbetrages<br />
nach § 32c EStG, der ausschließlich<br />
auf Gewinneinkünfte nach § 2 Abs. 1<br />
Nr. 1 bis 3 EStG entfällt, verfassungswidrig<br />
ist. Das FG Düsseldorf ist von einer teilweisen<br />
Verfassungswidrigkeit überzeugt und<br />
hat sich zur Klärung dieser Frage mit einem<br />
Vorlagebeschluss vom 14.12.2012 an das<br />
Bundesverfassungsgericht gewandt.<br />
Im vorliegenden Fall bezog der Ehemann<br />
im Streitjahr 2007 u. a. Einkünfte in Höhe<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Stiftung spanischen Rechts getätigt und<br />
unter Berufung auf die EuGHEntscheidung<br />
den Spendenabzug in seiner Einkommensteuererklärung<br />
begehrt. Dieser wurde<br />
ihm letztlich mit folgender Begründung<br />
versagt: Weder habe er nachgewiesen,<br />
dass nach der Satzung der Spendenempfängerin<br />
die Vermögensbindung<br />
gewährleistet und die Mittelverwendung<br />
gemäß den Anforderungen des deutschen<br />
Gemeinnützigkeitsrechts erfolgt ist, noch<br />
habe er eine den inhaltlichen Anforderungen<br />
der AO genügende Spendenbescheinigung<br />
vorgelegt. Die Revision<br />
wurde wegen grundsätzlicher Bedeutung<br />
zugelassen und ist bereits anhängig.<br />
Für Zuwendungen an ausländische<br />
gemeinnützige Einrichtungen wird der<br />
Nachweis der Spendenabzugsvoraussetzungen<br />
nach den Vorgaben des Urteils<br />
praktisch oftmals nicht oder nur unter<br />
unverhältnismäßig hohem Aufwand zu<br />
führen sein. Es bleibt abzuwarten, wie<br />
der BFH die vom Gericht aufgestellten<br />
Anforderungen beurteilt. Für im Inland<br />
steuerpflichtige Spender erscheint es bis<br />
auf weiteres praktikabler, inländische gemeinnützige<br />
Organisationen zu bedenken,<br />
die die Mittel gleichwohl für Zwecke im<br />
Ausland verwenden oder an gemeinnützige<br />
Einrichtungen im Ausland weiterleiten<br />
können.<br />
1n | Verfassungswidrigkeit der sog. Reichensteuer im Veranlagungszeitraum 2007 |<br />
Autorin: StBin Kristin Finsterbusch, München<br />
von ca. € 1,5 Mio. aus nichtselbständiger<br />
Arbeit als GesellschafterGeschäftsführer<br />
einer GmbH. Die Ehefrau bezog keine<br />
steuerpflichtigen Einkünfte. Die Summe<br />
der Einkünfte von insgesamt € 1.647.428<br />
setzte sich in Höhe von € 32.527 aus<br />
Gewinneinkünften und in Höhe von<br />
€ 1.614.901 aus Überschusseinkünften<br />
zusammen.<br />
Bei der Berechnung der Einkommensteuer<br />
wurde der neu eingeführte Spitzensteuersatz<br />
von 45 % gem. § 32a Abs. 1 Satz 2 Nr. 5<br />
EStG berücksichtigt. Für die im zu versteuernden<br />
Einkommen anteilig enthaltenen<br />
Anhängige Revision<br />
(AZ: X R 7/13)<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus,<br />
München,<br />
tom.offerhaus@wts.de<br />
Entlastung nur von<br />
Gewinneinkünften
Gleichheitsgrundsatz<br />
AmtshilfeRLUmsG und<br />
JStG 2013 der Länder<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
2 Umsatzsteuer<br />
Gewinneinkünfte wurde ein Entlastungsbetrag<br />
gem. § 32c EStG in Höhe von € 669<br />
berücksichtigt mit der Folge, dass nur<br />
die Gewinneinkünfte im Ergebnis nicht<br />
einer Besteuerung von 45 % unterlagen.<br />
Hiergegen wandte sich der Kläger unter<br />
Berufung auf eine verfassungswidrige<br />
Ungleichbehandlung. Bei Einkünften in<br />
gleicher Höhe würden auf diese Weise<br />
z. B. gut verdienende Arbeitnehmer gegenüber<br />
Beziehern von Gewinneinkünften<br />
einkommensteuerlich stärker belastetet.<br />
Gemäß dem Gleichheitsgrundsatz nach<br />
Art. 3 Abs. 1 GG muss der Gesetzgeber<br />
wesentlich Gleiches gleich und wesentlich<br />
Ungleiches ungleich behandeln. Dies gilt<br />
für ungleiche Belastungen wie auch für<br />
2a | Geplante Umsatzsteueränderungen in der Schwebe |<br />
Autorin: StBin Marianne Graf, München<br />
Über den aktuellen Stand zum gescheiterten<br />
Jahressteuergesetz 2013 (JStG 2013)<br />
haben wir bereits an anderer Stelle infor<br />
miert (vgl. Beitrag 1a, S. 5). Nachdem<br />
die geplanten Gesetzesänderungen zum<br />
AmtshilferichtlinieUmsetzungsgesetz<br />
(AmtshilfeRLUmsG) und zum neuen JStG<br />
2013 der Länder bislang in der Schwebe<br />
sind, konnten auch einige wesentliche<br />
Umsatzsteueränderungen bislang nicht<br />
umgesetzt werden. Dies betrifft insbesondere<br />
die folgenden Gesetzesänderungen:<br />
→ Dienstleistungsort bei Leistungen an<br />
juristische Personen<br />
→ Dienstleistungsort bei langfristiger<br />
Vermietung von Beförderungsmitteln<br />
an Nichtunternehmer<br />
→ Erweiterung des Reverse Charge Verfahrens<br />
bei der Lieferung von Gas und<br />
Elektrizität<br />
→ Ausnahme vom Reverse Charge Verfahren<br />
bei bestimmten Beförderungsleistungen<br />
ungleiche Begünstigungen. Ein besonderer<br />
Rechtfertigungsgrund für die Begünstigung<br />
von Gewinneinkünften nach § 32c<br />
EStG ist der Gesetzesbegründung nicht zu<br />
entnehmen.<br />
Der Vorlagebeschluss des FG Düsseldorf<br />
überzeugt in seiner Begründung der Verfassungswidrigkeit<br />
für den VZ 2007. Ab<br />
VZ 2008 unterliegen allerdings sämtliche<br />
Einkünfte unterschiedslos der sog.<br />
Reichensteuer. § 32c EStG findet keine<br />
Anwendung mehr. Es bleibt abzuwarten,<br />
ob das Bundesverfassungsgericht der auf<br />
den VZ 2007 beschränkten Auffassung des<br />
FG Düsseldorf folgt. Es empfiehlt sich, alle<br />
Fälle mit vergleichbaren Konstellationen<br />
offen zu halten.<br />
→ Definition des ausländischen Unternehmers<br />
im Sinne des Reverse Charge<br />
Verfahrens<br />
→ Anwendbarkeit von Rechnungslegungsvorschriften<br />
im internationalen<br />
Leistungsverkehr<br />
→ Rechnungspflichtangaben, insbesondere<br />
im Gutschriftsverfahren, bei Anwendung<br />
des Reverse Charge Verfahrens<br />
sowie der Differenzbesteuerung und<br />
bei Reiseleistungen<br />
→ Verkürzte Fristen zur Rechnungsausstellung<br />
Neben den genannten Änderungen im<br />
AmtshilfeRLUmsG und dem JStG 2013 der<br />
Länder sieht ein neuer Gesetzesentwurf<br />
zur Verkürzung der Aufbewahrungsfristen<br />
sowie zur Änderung steuerlicher<br />
Vorschriften eine Verkürzung der bisher<br />
zehnjährigen Aufbewahrungsfristen auf<br />
acht Jahre im Bereich der Umsatzsteuer<br />
vor.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 15<br />
BVerfG (AZ: 2 BvL 1/13)<br />
Kontakt:<br />
StB Marco Dern,<br />
München,<br />
marco.dern@wts.de<br />
Gesetz zur Verkürzung<br />
der Aufbewahrungsfristen<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Joachim<br />
Strehle, München,<br />
joachim.strehle@<br />
wts.de
Änderung der UStDV<br />
zum 01.10.2013<br />
Nachweismöglichkeiten<br />
BMF vom 07.03.2013<br />
Tatsächliche Beherrschung<br />
der Organgesellschaft<br />
durch den<br />
Organträger<br />
16<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
2 Umsatzsteuer<br />
2b | Die Gelangensbestätigung und ihre Alternativen |<br />
Autor: RA Anton Appel, München<br />
Die Steuerbefreiung von innergemeinschaftlichen<br />
Lieferungen setzt von Seiten<br />
des Unternehmers den Nachweis voraus,<br />
dass der Gegenstand der Lieferung in das<br />
übrige Gemeinschaftsgebiet gelangt ist.<br />
Die Anforderungen an den Nachweis werden<br />
durch die Änderung des § 17a UStDV<br />
neu geregelt. Bis zu deren Inkrafttreten<br />
zum 01.10.2013 gilt eine Übergangsregelung.<br />
Danach kann die ursprünglich<br />
bis zum 31.12.2011 geltende Rechtslage<br />
weiterhin angewendet werden.<br />
Die neue Regelung führt neben der<br />
bereits viel diskutierten Gelangensbestätigung<br />
nunmehr auch weitere Nachweismöglichkeiten<br />
auf. Gem. § 17a Abs. 1 UStG<br />
muss der Unternehmer den Nachweis<br />
durch Belege führen, aus denen sich die<br />
Voraussetzung des § 6a Abs. 1 Satz 1<br />
Nr. 1 UStG eindeutig und leicht nachprüfbar<br />
ergibt. Als eindeutig und leicht<br />
nachprüfbar gilt gem. § 17a Abs. 2 UStDV<br />
n. F. insbesondere der Nachweis anhand<br />
des Doppels der Rechnung zusammen mit<br />
der Gelangensbestätigung. Alternativ zur<br />
Gelangensbestätigung kann der Unter<br />
Aufgrund der jüngsten Rechtsprechung<br />
des BFH zu den Anforderungen an die<br />
organisatorische Eingliederung bei der<br />
umsatzsteuerlichen Organschaft hat das<br />
BMF mit Schreiben vom 07.03.2013 den<br />
UmsatzsteuerAnwendungserlass (UStAE)<br />
mit Wirkung zum 01.01.2013 neu gefasst.<br />
Es ist eine Übergangsregelung bis zum<br />
31.12.2013 vorgesehen.<br />
Neben der finanziellen und wirtschaftlichen<br />
Eingliederung ist die organisatorische<br />
Eingliederung ein Kriterium für<br />
das Vorliegen einer umsatzsteuerlichen<br />
Organschaft. Die organisatorische Eingliederung<br />
setzt voraus, dass die mit der<br />
finanziellen Eingliederung verbundene<br />
Möglichkeit der Beherrschung der Tochtergesellschaft<br />
durch die Muttergesellschaft<br />
in der laufenden Geschäftsführung<br />
tatsächlich wahrgenommen wird.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
nehmer den Nachweis auch durch die in<br />
§ 17a Abs. 3 UStDV n. F genannten Belege<br />
führen (z. B. Frachtbrief, Spediteurbescheinigung).<br />
Aus der Begründung der Änderungsverordnung<br />
ergibt sich ferner, dass die Steuerfreiheit<br />
der innergemeinschaftlichen<br />
Lieferung nicht zwingend an die in § 17a<br />
Abs. 2 und Abs. 3 UStDV n. F. aufgeführten<br />
Belegnachweise geknüpft ist. Vielmehr ist<br />
der Steuerpflichtige grundsätzlich frei, in<br />
welcher Art und Weise er den Belegnachweis<br />
führt, soweit sich daraus in der Gesamtschau<br />
nachvollziehbar und glaubhaft<br />
ergibt, dass der Liefergegenstand in das<br />
übrige Gemeinschaftsgebiet zum umsatzsteuerrechtlichen<br />
Abnehmer gelangt ist.<br />
Freilich sollte allein darauf keine Nachweisführung<br />
im Unternehmen aufgebaut<br />
sein, sondern diese Regelung lediglich in<br />
Ausnahmefällen herangezogen werden.<br />
Die Unternehmen sollten die Übergangsregelung<br />
nutzen, um die internen Prozesse<br />
zur Nachweisführung an die neuen<br />
Vorgaben anzupassen.<br />
2c | Anforderungen an die organisatorische Eingliederung bei der umsatzsteuerlichen<br />
Organschaft | Autorin: StBin Marianne Graf, München<br />
Die stärkste Ausprägung der organisato rischen<br />
Eingliederung ist die Personen identität<br />
in den Leitungsgremien des Organträgers<br />
und der Organgesellschaft. Bei nur<br />
teilweiser Personenidentität hängt die organisatorische<br />
Eingliederung von der Ausgestaltung<br />
der Geschäftsführungsbefugnis<br />
in der Tochtergesellschaft ab. Das BMF<br />
nennt hierzu einige Abgrenzungsbeispiele.<br />
Neben dem Regelfall der personellen<br />
Verflechtung der Geschäftsführungen kann<br />
sich die organisatorische Eingliederung<br />
aber auch daraus ergeben, dass leitende<br />
Mitarbeiter des Organträgers als Geschäftsführer<br />
der Organgesellschaft tätig sind.<br />
In Ausnahmefällen kann eine organisatorische<br />
Eingliederung auch ohne personelle<br />
Verflechtung in den Leitungsgremien<br />
des Organträgers und der Organgesellschaft<br />
vorliegen. Voraussetzung für diese<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Joachim<br />
Strehle, München,<br />
joachim.strehle@<br />
wts.de<br />
Personelle Verflechtung<br />
in den Leitungsgremien<br />
des Organträgers und der<br />
Organgesellschaft<br />
Organisatorische<br />
Eingliederung ohne<br />
personelle Verflechtung
Beherrschungsvertrag<br />
ausreichend<br />
Urteilsfall<br />
EuGH vom 21.02.2013<br />
(Rs. C104/12 Wolfram<br />
Becker)<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
2 Umsatzsteuer<br />
schwächste Form der organisatorischen<br />
Eingliederung ist, dass institutionell abgesicherte<br />
unmittelbare Eingriffsmöglichkeiten<br />
in den Kernbereich der laufenden<br />
Geschäftsführung der Organgesellschaft<br />
gegeben sind.<br />
Bei Vorliegen eines Beherrschungsvertrags<br />
nach § 291 AktG kann lt. BMF regelmäßig<br />
davon ausgegangen werden, dass die<br />
organisatorische Eingliederung vorliegt.<br />
2d | Kein Vorsteuerabzug aus Strafverteidigungskosten |<br />
Autor: StB Andreas Masuch, Düsseldorf<br />
Der EuGH hat in einem deutschen Vorlageverfahren<br />
den Vorsteuerabzug aus Strafverteidigungskosten<br />
verwehrt. Dem Urteil<br />
lag folgender Sachverhalt zu Grunde:<br />
Die Staatsanwaltschaft hatte gegen die<br />
Geschäftsführer einer GmbH ein strafrechtliches<br />
Ermittlungsverfahren eröffnet. Es<br />
bestand der Verdacht, durch Bestechung<br />
die abgegebenen Angebote von konkurrierenden<br />
Unternehmen für einen<br />
Bauauftrag vorab erhalten zu haben.<br />
Aufgrund dessen konnte die GmbH selbst<br />
immer das günstigste Angebot abgeben.<br />
Die GmbH hatte dann auch den Zuschlag<br />
erhalten und die Bauleistung ausgeführt.<br />
Die Geschäftsführer wurden während<br />
des Strafverfahrens von Rechtsanwälten<br />
vertreten. Vertragspartner der Rechtsanwälte<br />
waren die Geschäftsführer als<br />
Beschuldigte persönlich sowie die GmbH.<br />
Die Rechtsanwaltsleistungen wurden der<br />
GmbH in Rechnung gestellt, die daraus<br />
den Vorsteuerabzug geltend machte.<br />
Der EuGH versagte den Vorsteuerabzug<br />
mit folgender Begründung: Die Anwaltsdienstleistungen<br />
dienten direkt und<br />
unmittelbar dem Schutz der privaten<br />
Interessen der Beschuldigten, die wegen<br />
in ihrem persönlichen Verhalten liegender<br />
Zuwiderhandlungen strafrechtlich verfolgt<br />
wurden. Die Strafverfolgungsmaßnah<br />
Da die Voraussetzungen der organisatorischen<br />
Eingliederung in den letzten Jahren<br />
immer enger definiert wurden, empfiehlt<br />
es sich, spätestens mit der Neufassung des<br />
UStAE nicht nur neue Konzerngesellschaften<br />
ins Visier zu nehmen, sondern den<br />
bereits etablierten Organkreis zu analysieren<br />
und ggf. durch zusätzliche Maßnahmen<br />
die organisatorische Eingliederung<br />
sicherzustellen.<br />
men waren nur gegen sie persönlich<br />
und nicht gegen die GmbH gerichtet. Die<br />
Anwaltsdienstleistungen können daher<br />
nicht als für Zwecke der wirtschaftlichen<br />
Tätigkeiten der GmbH bezogen betrachtet<br />
werden. Die Argumentation, dass ein<br />
Kausalzusammenhang zwischen den<br />
Rechtsanwaltskosten und der wirtschaftlichen<br />
Tätigkeit der GmbH bestehe, da<br />
die Rechtsanwälte ihre Leistungen nicht<br />
erbracht hätten, wenn die GmbH keine<br />
wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt hätte,<br />
lies der EuGH nicht gelten, da dies zu<br />
keinem für den Vorsteuerabzug erforderlichen<br />
direkten und unmittelbaren<br />
Zusammenhang zwischen Eingangsleistung<br />
und Ausgangsumsatz führt. Auch die<br />
zivilrechtliche Verpflichtung der GmbH, die<br />
Kosten für die Verteidigung der Interessen<br />
seiner Organe in einem Strafverfahren zu<br />
übernehmen, ist aus umsatzsteuerrechtlicher<br />
Sicht unerheblich.<br />
Diese Rechtsprechung dürfte auch auf<br />
Ermittlungsverfahren hinsichtlich der<br />
Verkürzung von Steuern übertragbar sein,<br />
selbst dann, wenn es sich um Unternehmenssteuern<br />
handelt. Die Straf und<br />
Bußgeldverfahren werden auch gegen die<br />
gesetzlichen Vertreter persönlich eröffnet.<br />
Ein Vorsteuerabzug für die Gesellschaft<br />
dürfte ausscheiden.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 17<br />
Praxisempfehlung<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Joachim<br />
Strehle, München,<br />
joachim.strehle@<br />
wts.de<br />
Begründung<br />
Übertragung auf<br />
steuerliche Straf und<br />
Bußgeldverfahren<br />
Kontakt:<br />
RAin Dr. Karen<br />
Möhlenkamp,<br />
Düsseldorf,<br />
karen.moehlenkamp@<br />
wts.de
Hintergrund<br />
Urteilsfall<br />
FG Niedersachsen<br />
vom 10.09.2009<br />
(AZ: 16 K 41/09)<br />
Unentgeltliche<br />
Wertabgabe<br />
BGH vom 29.01.2013<br />
(AZ: II ZR 91/11)<br />
18<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
2 Umsatzsteuer<br />
2e | Bemessungsgrundlage der unentgeltlichen Wertabgabe beim Betrieb eines<br />
Blockheizkraftwerks | Autoren: Karin Bauer, StBin Anne Linke, München<br />
Blockheizkraftwerke gewinnen zunehmend<br />
an Bedeutung für Unternehmen und<br />
private Haushalte, welche die Kraft von<br />
Kleinmotoren zur Stromerzeugung und<br />
gleichzeitig die Abwärme für Heizung und<br />
Warmwasser nutzen. Die Aktualität dieser<br />
Thematik spiegelt sich daher auch in der<br />
laufenden Rechtsprechung wider.<br />
Im Streitfall betrieb die Klägerin in ihrem<br />
Einfamilienhaus ein sog. Blockheizkraftwerk<br />
und machte auf die Anschaffungskosten<br />
den vollen Vorsteuerabzug<br />
geltend. Den über ihrem privaten Bedarf<br />
liegenden Überschuss der erzeugten<br />
Stromenergie speiste die Klägerin in das<br />
öffentliche Netz ein, die erzeugte Wärme<br />
wurde ausschließlich für das Beheizen des<br />
Hauses genutzt. Das zuständige Finanzamt<br />
setzte den Eigenverbrauch für das Jahr<br />
2002 gem. § 3 Abs. 1b Nr. 1 i. V. m. § 10<br />
Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 UStG mangels eines<br />
Einkaufspreises mit den deutlich höheren<br />
Selbstkosten an. Dieser Auffassung schloss<br />
sich das FG Niedersachsen in der Vorinstanz<br />
an, wobei es zu Gunsten der Klägerin<br />
Wärmeverluste durch Abwärme berücksichtigte.<br />
Der Betrieb eines Blockheizkraftwerks<br />
führt zu einer unternehmerischen Tätigkeit,<br />
wenn die durch das Blockheizkraftwerk<br />
gewonnene Energie zumindest teilweise<br />
und nicht nur gelegentlich gegen<br />
Entgelt in das Stromnetz eingespeist wird.<br />
Das Blockheizkraftwerk kann vollständig<br />
dem Unternehmen zugeordnet werden, in<br />
diesem Fall ist ein Vorsteuerabzug in voller<br />
Höhe zulässig. Die unentgeltliche Entnahme<br />
sowohl des Stroms als auch der Wärme<br />
für private Zwecke ist dann aber einer entgeltlichen<br />
Lieferung nach § 3 Abs. 1b Nr. 1<br />
Der BGH hatte in seinem Urteil darüber zu<br />
entscheiden, ob einer umsatzsteuerlichen<br />
Organgesellschaft im Innenverhältnis<br />
gegenüber dem Organträger ein Anspruch<br />
auf Ausgleich des Vorsteuerüberschusses<br />
zusteht.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
UStG gleichzustellen. Dies gilt auch weiterhin<br />
unter Berücksichtigung der jüngeren<br />
Rechtsprechung und BMFSchreiben.<br />
Der BFH hat in seinem Urteil der Auffassung<br />
des FG Niedersachsen hinsichtlich<br />
des Ansatzes der Bemessungsgrundlage<br />
für die Entnahme teilweise widersprochen.<br />
Gem. § 10 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 UStG<br />
ist vorrangig zu prüfen, ob ein Einkaufspreis<br />
ermittelt werden kann. Der Ansatz<br />
der Selbstkosten kommt nur mangels<br />
feststellbaren (fiktiven) Einkaufspreises<br />
zum Tragen. Die Klägerin war jedoch am<br />
öffentlichen Elektrizitätsnetz angeschlossen,<br />
so dass zum Zeitpunkt der Entnahme<br />
ersatzweise ebenso der Strom aus dem<br />
öffentlichen Netz erreich und einsetzbar<br />
gewesen wäre. Da es bei dem Ansatz<br />
des Einkaufpreises lediglich auf einen<br />
„gleichartigen Gegenstand“ ankommt,<br />
ist hierfür der an den Energieversorger<br />
zu leistende Marktpreis maßgebend. Zu<br />
einer anderen Beurteilung kam der BFH<br />
allerdings hinsichtlich der unentgeltlichen<br />
Wertabgabe der Wärme, da hier mangels<br />
Anschlusses u. a. an das Fernwärmenetz<br />
ein „gleichartiger Gegenstand“ gar nicht<br />
hätte geliefert werden können, so dass<br />
diesbezüglich wiederum die Selbstkosten<br />
anzusetzen sind.<br />
Demzufolge dürfte es regelmäßig zum<br />
Ansatz der höheren Selbstkosten kommen,<br />
wenn der Steuerpflichtige in Bezug auf<br />
den konkreten Gegenstand der Entnahme<br />
nicht an ein öffentliches Versorgungsnetz<br />
angeschlossen ist. Sofern in diesem Fall<br />
die Kleinunternehmerregelung i. S. d. § 19<br />
UStG zur Anwendung käme, wäre im Einzelfall<br />
abzuwägen, ob ein Verzicht hierauf<br />
überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist.<br />
2f | Ausgleichsverpflichtung des umsatzsteuerlichen Organträgers für Vorsteuerüberhänge<br />
| Autorin: RAin/StBin Agnes Daub-Kienle, München<br />
Die Klägerin, eine AG, gehörte in 2003<br />
gem. § 2 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 UStG als Organgesellschaft<br />
zum umsatzsteuerlichen<br />
Organkreis der Beklagten, ohne dass ein<br />
Beherrschungs oder Gewinnabführungsvertrag<br />
bestand. Aufgrund dessen teilte<br />
BMF vom 02.01.2012<br />
BFH vom 12.12.2012<br />
(AZ: XI R 3/10)<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München,<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
Urteilsfall
Ausgleichsverpflichtung<br />
für Vorsteuerüberhänge<br />
im Innenverhältnis<br />
Urteilsfall<br />
FG BadenWürttemberg<br />
vom 27.02.2011<br />
(AZ: 2 K 364/08)<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
3 Grunderwerbsteuer<br />
die Klägerin der Beklagten monatlich u. a.<br />
die auf die von ihr erbrachten Ausgangsleistungen<br />
entfallende Umsatzsteuer<br />
sowie die Vorsteuerbeträge für an sie<br />
erbrachte Eingangsleistungen anderer<br />
Unternehmer mit. Für das 1. Halbjahr<br />
2003 wiesen die Meldungen insgesamt<br />
einen Vorsteuerüberschuss zugunsten der<br />
Klägerin in Höhe von € 123.253,90 aus.<br />
Die UmsatzsteuerVoranmeldungen der<br />
Beklagten wiesen für diesen Zeitraum<br />
insgesamt einen Vorsteuerüberschuss in<br />
Höhe von € 123.980,00 aus.<br />
Der BGH ist der Auffassung, dass aufgrund<br />
des Grundsatzes der Belastungsneutralität<br />
eine Ausgleichsverpflichtung zwischen<br />
den am Organkreis beteiligten Rechtsträgern<br />
besteht, um die ansonsten entstehenden<br />
Vermögensverschiebungen zu<br />
vermeiden. Durch die umsatzsteuerliche<br />
Organschaft ist zwar im Außenverhältnis<br />
allein die Beklagte Steuerschuldnerin der<br />
Umsatzsteuer, so dass ihr auch gegenüber<br />
dem Finanzamt der Steuererstattungsanspruch<br />
zusteht. Allerdings stellt die<br />
steuerliche Zuordnung des Umsatzsteuerguthabens<br />
gem. § 2 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2<br />
An der grundstückshaltenden Klägerin<br />
(einer GmbH & Co. KG) waren neben der<br />
VerwaltungsGmbH C als Komplementärin<br />
noch A und B als Kommanditisten beteiligt.<br />
A und B hielten auch sämtliche Geschäftsanteile<br />
an C. Im Jahr 2000 veräußerten<br />
A und B ihre Geschäftsanteile an der C<br />
sowie insgesamt 94,4 % der Kommanditanteile<br />
an D. B behielt einen Kommanditanteil<br />
in Höhe von 5,6 % zurück. Ergänzend<br />
wurde ein jederzeitiges Erwerbsrecht des<br />
D hinsichtlich der von B zurückbehaltenen<br />
Kommanditanteile vereinbart sowie eine<br />
aufschiebend bedingte, vom Willen der<br />
B abhängige Erwerbsverpflichtung von<br />
D begründet. Im November 2001 wurde<br />
dann das Gewinnstammrecht aus den<br />
Kommanditanteilen der B auf D übertragen.<br />
Im Gegenzug vergab D an B ein<br />
Darlehen in Höhe des Kaufpreises aus<br />
der Erwerbsverpflichtung, das mit dem<br />
abgezinsten Betrag ausbezahlt wurde.<br />
UStG keinen zivilrechtlich tragenden<br />
Grund für die Vermögensverschiebung<br />
zu Lasten der Klägerin dar. Der Ausgleich<br />
zwischen den Beteiligten des umsatzsteuerlichen<br />
Organkreises gem. §§ 426<br />
Abs. 1 Satz 1, 430 BGB erfolgt grundsätzlich<br />
nach dem Verursacherprinzip, wenn<br />
die Parteien keine Regelung getroffen<br />
haben und kein Unternehmensvertrag<br />
besteht. Ob sich die Parteien im Urteilsfall<br />
darauf verständigt hatten, dass die<br />
Wirkungen der Organschaft nicht ausgeglichen<br />
werden sollten, konnte offen<br />
bleiben, da eine solche rechtsgeschäftliche<br />
Vereinbarung mangels Nachteilsausgleichs<br />
gem. §§ 311 Abs. 1, 317 Abs. 1<br />
Satz 1 AktG unwirksam wäre.<br />
Das Urteil bejaht eine Ausgleichspflicht in<br />
der Konstellation einer Organgesellschaft<br />
in der Rechtsform einer AG ohne Beherrschungs<br />
und Gewinnabführungsvertrag.<br />
Ob in anderen Konstellationen auf einen<br />
Ausgleich verzichtet werden kann, bedarf<br />
der Prüfung. In der Praxis haben sich Umlageverträge<br />
bewährt, um die gegenseitigen<br />
Ansprüche und Verpflichtungen zu<br />
regeln.<br />
3 | Keine Besteuerung nach § 1 Abs. 2a GrEStG i. V. m. § 42 AO bei Übergang<br />
von 94,4 % der Anteile am Gesellschaftsvermögen |<br />
Autor: RA/StB Dr. Andreas Bock, München<br />
B räumte dem Rechtsvertreter der D<br />
darüber hinaus eine zeitlich begrenzte,<br />
unwiderrufliche und vom Selbstkontrahierungsverbot<br />
befreite Vollmacht zum<br />
Erwerb des verbliebenen Kommanditanteils<br />
ein. Der Betriebsprüfer und in Folge<br />
auch das Finanzamt sahen in dem Vorgang<br />
eine Umgehung des § 1 Abs. 2a GrEStG und<br />
setzten GrESt fest.<br />
Die Klage hatte Erfolg. Das Gericht verneint<br />
in seinem Urteil zunächst die Tatbestandsmäßigkeit<br />
des § 1 Abs. 2a GrEStG.<br />
Weder im Jahr 2000 (Übertragung von nur<br />
94,4 %) noch − unter Einbeziehung der<br />
weiteren Vereinbarungen − im Jahr 2001<br />
wurden die für die Tatbestandsmäßigkeit<br />
des § 1 Abs. 2a GrEStG erforderlichen<br />
mindestens 95 % der Gesellschaftsanteile<br />
unmittelbar oder mittelbar auf neue Gesellschafter<br />
übertragen.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 19<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Joachim<br />
Strehle, München,<br />
joachim.strehle@<br />
wts.de<br />
Tatbestand des § 1<br />
Abs. 2a GrEStG nicht<br />
erfüllt
§ 1 Abs. 2 und 3 GrEStG<br />
nicht einschlägig<br />
Kein § 1 Abs. 2a GrEStG<br />
i. V. m. § 42 AO<br />
Sichtweise nach<br />
aktueller Rechtslage<br />
Verhältnis Ertragsteuer /<br />
Schenkungsteuer<br />
Gleichlautender<br />
Ländererlass vom<br />
14.03.2012<br />
20<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
4 Erbschaft-/Schenkungsteuer<br />
Auch § 1 Abs. 2 GrEStG sei nicht einschlägig.<br />
Die Erwerberin sei nicht in der Lage<br />
gewesen, die für eine Verwertung nach<br />
der Rechtsprechung des BFH erforderliche<br />
Beteiligung an der Substanz des Grundstücks<br />
darzustellen. B hätte jederzeit einer<br />
Substanzverlagerung der Immobilie auf<br />
D nach § 164 HGB widersprechen können.<br />
Schließlich würden auch die Ergänzungstatbestände<br />
des § 1 Abs. 3 Nr. 1 bis 4<br />
GrEStG nicht greifen.<br />
Entgegen der Finanzverwaltung verneinte<br />
das Gericht im Streitfall auch die Anwendbarkeit<br />
des § 42 AO (maßgeblich war hier<br />
noch die in den Streitjahren maßgebliche<br />
Gesetzesfassung). § 1 Abs. 2a GrEStG sei für<br />
die vorliegende Gestaltung die speziellere<br />
Norm und verdränge insoweit § 42 AO.<br />
Durch zwei gesetzgeberische Nachbesserungen<br />
(StÄndG 2001 und JStG 2008)<br />
erhielt § 42 AO seinen heutigen Wortlaut.<br />
Maßgeblich ist danach nunmehr, ob eine<br />
einzelsteuergesetzliche Norm existiert,<br />
die der Verhinderung von Steuerumgehungen<br />
dient (das wäre hinsichtlich § 1<br />
Abs. 2a GrEStG zu bejahen) und ob deren<br />
Tatbestand im konkreten Fall erfüllt ist.<br />
Nur für diesen Fall besteht Einigkeit, dass<br />
die spezialgesetzliche Norm eine weitergehende<br />
Prüfung eines Missbrauches<br />
nach § 42 Abs. 1 Satz 3 i. V. m. Abs. 2 AO<br />
ausschließt. Ist der Tatbestand der Umgehungsnorm<br />
hingegen nicht erfüllt, und<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
darauf sei vorsorglich hingewiesen, ist<br />
zumindest aus Sicht der Finanzverwaltung<br />
eine Missbrauchsprüfung nach § 42 Abs. 2<br />
AO angezeigt (Tz. 1 AEAO zu § 42 AO).<br />
Selbst wenn man bei einem derartigen<br />
Sachverhalt, wie hier die Finanzverwaltung,<br />
die Tatbestandlichkeit des § 1 Abs. 2a<br />
GrEStG verneint und daraus eine Anwendung<br />
von § 42 AO ableitet, bliebe noch die<br />
Frage des Missbrauchs von Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu prüfen. Es darf hierzu<br />
darauf hingewiesen werden, dass ein<br />
rechtsgeschäftliches Verhalten nicht allein<br />
deshalb rechtsmissbräuchlich ist, weil<br />
allein die zugrundeliegende Zeitplanung<br />
dafür sorgt, dass ein Steuertatbestand<br />
nicht eingreift.<br />
Abschließend prüft das Gericht schließlich<br />
auch noch eine Umgehung des § 1 Abs. 1<br />
Nr. 1 GrEStG i. V. m. § 42 AO. Eine solche<br />
sei in den Fällen anerkannt, in denen ein<br />
Gesellschaftsanteil an einer Personengesellschaft<br />
übertragen werde, der so mit<br />
einem Grundstück der Gesellschaft verknüpft<br />
ist, dass die Gesellschafterstellung<br />
ohne weiteres durch einseitige Erklärung<br />
in einen Anspruch auf Übereignung des<br />
Grundstücks übergeleitet werden könnte.<br />
Eine solche Übertragung läge jedoch<br />
gerade nicht vor.<br />
Revisionsverfahren beim BFH:<br />
AZ: II R 49/12.<br />
4a | Keine Schenkungsteuer bei verdeckten Gewinnausschüttungen |<br />
Autorin: RAin/StBin Stephanie Renner, München<br />
Das Verhältnis zwischen Ertrag und<br />
Schenkungsteuerrecht ist immer wieder<br />
Gegenstand finanzgerichtlicher Streitigkeiten.<br />
Nunmehr hat der BFH für den<br />
Bereich der verdeckten Gewinnausschüttungen<br />
klargestellt, dass die Ertragsteuer<br />
insoweit Vorrang vor der Schenkungsteuer<br />
hat.<br />
Die Finanzverwaltung qualifiziert in einem<br />
koordinierten Ländererlass verdeckte<br />
Gewinnausschüttungen als freigebige<br />
Zuwendungen im Verhältnis zwischen<br />
Kapitalgesellschaft und Gesellschafter<br />
bzw. zwischen Kapitalgesellschaft und<br />
ihrem Gesellschafter nahe stehender Per<br />
son (Tz. 2.6.2 bzw. 2.6.1). Sie beruft sich<br />
dabei auf ein BFHUrteil vom 07.11.2007.<br />
In der Urteilsbegründung hatte der BFH<br />
seinerzeit ausgeführt, dass zwar verdeckte<br />
Gewinnausschüttungen an eine nahestehende<br />
Person des Gesellschafters keine<br />
freigebigen Zuwendungen im Verhältnis<br />
des Gesellschafters zur nahestehenden<br />
Person, aber ggf. im Verhältnis zwischen<br />
Gesellschaft und nahestehender Person<br />
sein können.<br />
Der BFH hatte jetzt Gelegenheit, sich<br />
erneut mit diesem Thema zu befassen.<br />
Im Urteilsfall verkaufte eine Kapitalgesellschaft<br />
(AG) eine Forderung mit<br />
Hilfsweise Anmerkung<br />
zur Missbräuchlichkeit<br />
Kein § 1 Abs. 1 Nr. 1<br />
GrEStG i. V. m. § 42 AO<br />
Kontakt:<br />
StB Bernhard Brock,<br />
München,<br />
bernhard.brock@<br />
wts.de<br />
Urteilsfall
BFH vom 30.01.2013<br />
(AZ: II R 6/12)<br />
Hintergrund<br />
BFH vom 27.09.2012<br />
(AZ: II R 45/10)<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
4 Erbschaft-/Schenkungsteuer<br />
Besserungsschein gegen eine andere<br />
Kapitalgesellschaft (GmbH) an einen ihrer<br />
mittelbaren Gesellschafter. Der Kaufpreis<br />
betrug € 1. Nach Verkauf und Abtretung<br />
der Forderung trat der Besserungsfall ein,<br />
der ursprüngliche Darlehensbetrag lebte<br />
wieder auf und wurde dem Gesellschafter<br />
auf seinem Darlehenskonto bei der GmbH<br />
gutgeschrieben. Das Finanzamt sah im<br />
Verkauf der Forderung zum Preis von € 1<br />
einen unangemessenen Vermögensvorteil<br />
für den mittelbaren Gesellschafter<br />
der AG, der die Forderung von ihr erwarb.<br />
Entsprechend wurde dies als verdeckte<br />
Gewinnausschüttung der AG behandelt.<br />
Gleichzeitig wurde Schenkungsteuer<br />
für die freigebige Zuwendung der AG an<br />
ihren mittelbaren Gesellschafter festgesetzt.<br />
Der BFH hat dem nun widersprochen und<br />
eine freigebige Zuwendung verneint.<br />
Bei Leistungen der Kapitalgesellschaft an<br />
einen (mittelbaren) Gesellschafter handle<br />
es sich entweder um betrieblich veranlasste<br />
Rechtsbeziehungen oder um offene<br />
bzw. verdeckte Gewinnausschüttungen<br />
oder um Kapitalrückzahlungen. Freigebige<br />
Zuwendungen zwischen Gesellschaft und<br />
Nach § 7 Abs. 1 Nr. 9 Satz 2 ErbStG gilt der<br />
Erwerb durch Zwischenberechtigte während<br />
des Bestehens einer ausländischen<br />
Vermögensmasse, deren Zweck auf die<br />
Bindung von Vermögen gerichtet ist, als<br />
eine der Schenkungsteuerpflicht unterliegende<br />
Schenkung unter Lebenden. Die<br />
Vorschrift wurde 1999 eingeführt, um<br />
Steuerumgehungen durch den Einsatz<br />
bestimmter ausländischer Rechtsinstitute,<br />
insbesondere von vor allem im<br />
angelsächsischen Rechtskreis bekannten<br />
Trusts, einzudämmen. Der BFH hat nun<br />
erstmals zu der Frage Stellung bezogen,<br />
wer „Zwischenberechtigter“ ist und was<br />
im Einzelnen als Erwerb im Sinne der<br />
Vorschrift gilt.<br />
Zunächst stellt das Gericht klar, dass<br />
grundsätzlich jeder, der während des<br />
Bestehens eines Trusts Auszahlungen<br />
aus dem Trustvermögen erhält, als<br />
Gesellschafter bzw. zwischen Gesellschaft<br />
und dem Gesellschafter nahe stehender<br />
Person (vorliegend dem mittelbaren<br />
Gesellschafter) sind insoweit ausgeschlossen.<br />
Der BFH verweist in seiner Begründung<br />
insbesondere auf die steuerliche<br />
Behandlung im umgekehrten Fall, also<br />
im Fall einer Vermögensübertragung von<br />
einem Gesellschafter auf eine Kapitalgesellschaft.<br />
Die (verdeckte) Einlage eines<br />
Gesellschafters in eine Kapitalgesellschaft<br />
ist ebenfalls nicht als freigebige Zuwendung<br />
des leistenden Gesellschafters an<br />
die Kapitalgesellschaft, sondern als rein<br />
gesellschaftsrechtlicher Vorgang zu beurteilen.<br />
An dieser Beurteilung dürfte auch<br />
die Einführung des § 7 Abs. 8 ErbStG nichts<br />
ändern, der eine freigebige Zuwendung<br />
auf das Verhältnis zwischen leistendem<br />
Gesellschafter und dem Mitgesellschafter,<br />
dessen Gesellschaftsanteile durch<br />
die Leistung im gemeinen Wert steigen,<br />
beschränkt.<br />
Ob das Urteil im Bundessteuerblatt veröffentlicht<br />
und damit von der Finanzverwaltung<br />
auch über den entschiedenen Fall<br />
hinaus angewendet wird, bleibt abzuwarten.<br />
4b | Schenkungsteuerpflicht von Ausschüttungen eines US-Trusts |<br />
Autor: RA/FAStR Michael Althof, München<br />
Zwischen berechtigter anzusehen ist.<br />
Unter Berufung auf den Gesetzeswortlaut<br />
gehört nach Auffassung des BFH alles<br />
zum Erwerb, „was die berechtigte Person<br />
nach dem Ermessen der Treuhänder oder<br />
aufgrund eigenen Rechtsanspruchs“<br />
während des Bestehens des Trusts erhält.<br />
Dies ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:<br />
Ausdrücklich wird nicht nur die Ausschüttung<br />
von Vermögenssubstanz, sondern<br />
auch die von Trusteinkommen, welches<br />
möglicherweise beim Ausschüttungsempfänger<br />
einer Ertragsbesteuerung<br />
unterliegt bzw. im Falle einer Hinzurechnungsbesteuerung<br />
nach § 15 AStG<br />
ggf. bereits unterlegen hat, der Schenkungsteuer<br />
unterworfen. Auf mögliche<br />
Doppelbelastungen mit Einkommen und<br />
Schenkungsteuer geht das Gericht mit<br />
keinem Wort ein.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 21<br />
BFH vom 17.10.2007<br />
(AZ: II R 63/05)<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Peter Schulz,<br />
München,<br />
peter.schulz@wts.de<br />
Schenkungsteuer auch<br />
auf ggf. einkommensteuerpflichtige<br />
Erträge
Mehrfache Schenkungsteuerbelastung<br />
bei satzungsmäßigen<br />
Ausschüttungen?<br />
Hintergrund<br />
Beweislastregelung<br />
zugunsten ehrenamtlich<br />
Tätiger<br />
Geminderte Nachweispflichten<br />
für bestimmte<br />
mildtätige Körperschaften<br />
22<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
5 AO / Verfahrensrecht<br />
Die Steuerpflicht soll zudem ungeachtet<br />
etwaiger Rechtsansprüche der Berechtigten<br />
auf die Ausschüttungen, also auch bei<br />
sog. satzungsmäßigen Ausschüttungen,<br />
bestehen. Folgt man der Argumentation<br />
des Gerichts, könnten Trustauskehrungen<br />
an Zwischenberechtigte im Ergebnis<br />
zweimal mit Schenkungsteuer belastet<br />
werden, nämlich zum einen bei Einräumung<br />
des Rechtsanspruchs und dann<br />
erneut bei tatsächlicher Auszahlung.<br />
Zumindest deutet das Gericht in diesen<br />
5 | Ehrenamtsstärkungsgesetz in Kraft getreten |<br />
Autor: RA/FAStR Michael Althof, München<br />
Im <strong>WTS</strong> Journal 04/2012 hatten wir über<br />
den Regierungsentwurf für ein Gemeinnützigkeitsentbürokratisierungsgesetz<br />
berichtet. Auf dessen Grundlage wurde im<br />
März das Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes<br />
verabschiedet, welches in weiten<br />
Teilen rückwirkend zum 01.01.2013<br />
in Kraft getreten ist. Gegenüber dem<br />
ursprünglichen Entwurf enthält das<br />
Gesetz neben einem neuen Namen unter<br />
anderem auch die folgenden inhaltlichen<br />
Neuerungen:<br />
Die schon im Regierungsentwurf enthaltenen<br />
Haftungsbeschränkungen für<br />
ehrenamtliche Organtätigkeiten für eine<br />
Stiftung oder einen Verein wurden um<br />
eine Beweislastregelung ergänzt, nach<br />
der stets der Geschädigte das vorsätzliche<br />
oder grob fahrlässige Handeln nachzuweisen<br />
hat. Entsprechendes gilt, wenn<br />
Vereinsmitglieder für den Verein ehrenamtlich<br />
tätig werden.<br />
Mildtätige Körperschaften, die benachteiligte<br />
Personengruppen i. S. v. § 53 AO<br />
selbstlos unterstützen, müssen regelmäßig<br />
die wirtschaftliche Hilfsbedürftigkeit<br />
der Leistungsempfänger nachweisen. Ist<br />
aufgrund der besonderen Art der gewährten<br />
Unterstützungsleistung von einer<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Fällen eine Steueranrechnungsmöglichkeit<br />
an.<br />
Für Gestaltungen gilt nach dem Urteil noch<br />
mehr als bisher: Bei der Nutzung ausländischer<br />
Truststrukturen mit in Deutschland<br />
ansässigen Zuwendern oder Begünstigten<br />
ist allerhöchste Sorgfalt geboten. Bestehende<br />
Strukturen sind unter Berücksichtigung<br />
des Urteils zu überdenken. Ggf.<br />
sind notwendige Maßnahmen zu treffen,<br />
insbesondere auch im Hinblick auf schenkungsteuerliche<br />
Anzeigepflichten.<br />
wirtschaftlichen Hilfsbedürftigkeit der Leistungsempfänger<br />
auszugehen, kann die Befreiung<br />
von der Nachweispflicht beantragt<br />
werden. Nach der Gesetzesbegründung<br />
soll mit dieser gesetzlichen Klarstellung<br />
Einrichtungen wie Tafeln oder Suppenküchen,<br />
denen eine Überprüfung der<br />
wirtschaftlichen Hilfsbedürftigkeit ihrer<br />
Besucher oftmals praktisch nicht möglich<br />
ist, der Zugang zu den Steuerbegünstigungen<br />
auch weiterhin gewährt werden.<br />
Gemeinnützige Körperschaften können<br />
darüber hinaus künftig in begrenztem<br />
Umfang bestimmte Mittel steuerunschädlich<br />
zur Vermögensausstattung anderer<br />
steuerbegünstigter Körperschaften oder<br />
von juristischen Personen des öffentlichen<br />
Rechts verwenden, sofern die Satzungszwecke<br />
des Zuwendenden und des Empfängers<br />
identisch sind. Auf diese Weise<br />
erhaltene Mittel und deren Erträge sind<br />
allerdings von einer Weitergabe ausgeschlossen.<br />
Die gesetzlichen Änderungen sind zu begrüßen.<br />
Sie tragen in gewissem Umfang<br />
zur Entbürokratisierung des Gemeinnützigkeitsrechts<br />
bei und erscheinen darüber<br />
hinaus geeignet, das Ehrenamt attraktiver<br />
zu machen.<br />
Praxishinweis<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus,<br />
München,<br />
tom.offerhaus@wts.de<br />
Lockerung des sog.<br />
„EndowmentVerbots“<br />
Ausblick<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Tom Offerhaus,<br />
München,<br />
tom.offerhaus@wts.de
Neufassung mit Wirkung<br />
zum 01.12.2012<br />
Neue Pauschalen für<br />
sonstige Umzugsauslagen<br />
Steuerfreiheit für<br />
umzugsbedingte Unterrichtskosten<br />
beschränkt<br />
auf ein Jahr<br />
BFH vom 14.11.2012<br />
(AZ: VI R 56/11)<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
6 Lohnsteuer<br />
6a | Neufassung der Auslandsumzugskostenverordnung |<br />
Autor: StB Andreas Müller, München<br />
Die Höhe der steuerfreien Arbeitgebererstattungen<br />
für beruflich veranlasste<br />
Umzugskosten richtet sich gem. § 3 Nr. 16<br />
EStG i. V. m. R 3.16 und R 9.9 Abs. 2 LStR<br />
für Inlandsumzüge nach dem Bundesumzugskostengesetz<br />
(BUKG) und für Auslandsumzüge<br />
nach der Auslandsumzugskostenverordnung<br />
(AUV). Die AUV wurde<br />
mit Wirkung zum 01.12.2012 grundlegend<br />
neu strukturiert und teilweise inhaltlich<br />
neu gefasst. Als wichtigste Änderungen<br />
sind hierbei die neuen Pauschalen für<br />
sonstige Umzugskostenauslagen sowie<br />
die Änderung bei der Ermittlung der steuerfrei<br />
erstattungsfähigen Aufwendungen<br />
für einen durch den Umzug bedingten<br />
zusätzlichen Unterricht der Kinder zu<br />
nennen.<br />
Grundlage für die Berechnung der Auslandsumzugskostenpauschale<br />
waren<br />
bisher die im BUKG genannten Pauschalen<br />
für Inlandsumzüge, die von der Finanzverwaltung<br />
jeweils mit einem BMFSchreiben<br />
bekanntgemacht wurden. Nun wird<br />
jedoch auf bestimmte Prozentsätze der<br />
Besoldungstabelle der Bundesbeamten<br />
als Ausgangsbetrag für die Berechnung<br />
der Pauschalen abgestellt (Stufe 8 der Besoldungsgruppe<br />
A 13; derzeit € 4.802,77).<br />
Auch die Höchstgrenze für die Erstattung<br />
umzugsbedingter Unterrichtskosten<br />
konnte bislang aus den mit BMFSchreiben<br />
bekanntgemachten Beträgen abgeleitet<br />
werden. Im Rahmen dieser Höchstgrenze<br />
Im Streitfall schloss ein Arbeitgeber mit<br />
dem örtlichen Verkehrsverbund eine Vereinbarung<br />
über die Ausgabe von verbilligten<br />
Jahreskarten an seine Mitarbeiter.<br />
Der Arbeitgeber bezahlte einen monatlichen<br />
Grundbetrag an die Verkehrsbetriebe<br />
und erwarb damit für die Mitarbeiter<br />
das Recht auf den Kauf von verbilligten<br />
Jahreskarten. Der Eigenanteil der Mitarbeiter<br />
wurde monatlich von deren Konten<br />
eingezogen. Der monatlich von den<br />
Verkehrsbetrieben gewährte Rabatt lag<br />
konnten 50 % der tatsächlichen Kosten<br />
voll und darüber hinaus 3/4 der Kosten<br />
steuerfrei erstattet werden. Durch die<br />
Neuregelung können die Unterrichtskosten<br />
nunmehr in Höhe von 90 % der<br />
tatsächlichen Aufwendungen steuerfrei<br />
erstattet werden, jedoch nur noch zeitlich<br />
beschränkt für höchstens ein Jahr. Dies bedeutet<br />
für den Arbeitgeber, dass die Frist<br />
entsprechend überwacht werden muss.<br />
Höchstbetrag ist nun die Stufe 1 der Besoldungsgruppe<br />
A 14 (derzeit € 3.841,57).<br />
Bei einem Umzug, der nach dem<br />
01.01. 2013 beendet wurde, wirken sich<br />
die Änderungen wie folgt aus:<br />
AUV AUV<br />
(alt) (neu)<br />
Höchstbetrag umzugs- 3.463 € 3.842 €<br />
bedingter Unterricht<br />
Auslandsumzug innerhalb EU<br />
Ledige 1.067 € 961 €<br />
Verheiratete 2.134 € 1.874 €<br />
Kinder 403 € 481 €<br />
Auslandsumzug außerhalb EU<br />
Ledige 1.374 € 1.009 €<br />
Verheiratete 2.748 € 2.018 €<br />
Kinder 606 € 673 €<br />
Aufgrund einer bereits beschlossenen<br />
Erhöhung der Beamtenbesoldung werden<br />
sich ab dem 01.08.2013 neue Werte<br />
ergeben.<br />
6b | Geldwerter Vorteil beim Erwerb einer vergünstigten Jahresnetzkarte<br />
(sog. Jobticket) | Autor: Thomas Mayer, München<br />
jeweils unter der Freigrenze von € 44 je<br />
Mitarbeiter, so dass der Arbeitgeber diesen<br />
für die Mitarbeiter als Sachbezug gem. § 8<br />
Abs. 2 Satz 9 EStG außer Ansatz ließ.<br />
Nach Ansicht des BFH ist allerdings nicht<br />
auf die monatlichen Einzelbeträge, sondern<br />
auf den Gesamtvorteil in Bezug auf<br />
die Jahreskarte abzustellen. Dieser Vorteil<br />
überstieg die Freigrenze von € 44 und war<br />
somit als Sachbezug anzusetzen. Der Zufluss<br />
des geldwerten Vorteils in Höhe des<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 23<br />
Kontakt:<br />
StBin Susanne Weber,<br />
München,<br />
susanne.weber@<br />
wts.de<br />
Gesamtbetrachtung und<br />
Zeitpunkt des Zuflusses
Ermittlung des<br />
geldwerten Vorteils<br />
Steuerfreiheit für<br />
Betriebsveranstaltungen<br />
BFH vom 12.12.2012<br />
(AZ: VI R 79/10)<br />
Anpassung der<br />
Freigrenze<br />
BFH vom 13.12.2012<br />
(AZ: VI R 51/11)<br />
24<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
6 Lohnsteuer<br />
Gesamtbetrages des jährlichen Rabattes<br />
erfolge dabei bereits in dem Zeitpunkt, in<br />
dem der Mitarbeiter von seinem Recht auf<br />
Erwerb einer Jahreskarte Gebrauch macht.<br />
Die Bewertung des Vorteils erfolgt somit<br />
nach § 8 Abs. 2 Satz 1 EStG ausgehend<br />
von dem Preis, den das Verkehrsunternehmen<br />
üblicherweise für das Jobticket<br />
verlangt. Davon in Abzug gebracht werden<br />
4 % für übliche Preisnachlässe sowie der<br />
vom jeweiligen Mitarbeiter entrichtete<br />
Jahreseigenanteil. Der Sachbezug stellt für<br />
Leistungen des Arbeitgebers aus Anlass<br />
von Betriebsveranstaltungen gelten als<br />
im überwiegend eigenbetrieblichen<br />
Interesse erbracht und sind dann nicht als<br />
Arbeitslohn lohnsteuerpflichtig, wenn die<br />
geltende Freigrenze von € 110 (inkl. USt)<br />
je Mitarbeiter nicht überschritten wird.<br />
Der BFH hat entschieden, dass diese Freigrenze<br />
zumindest noch für das Jahr 2007<br />
als ausreichend angesehen werden kann.<br />
Es könne nicht Aufgabe der Gerichte sein,<br />
eine vom Verordnungsgeber festgesetzte<br />
Freigrenze ständig an die Geldentwicklung<br />
anzupassen.<br />
In seinem Urteil fordert der BFH die<br />
Finanzverwaltung jedoch gleichzeitig auf,<br />
die bereits seit dem Jahr 2002 geltende<br />
Freigrenze „alsbald“ neu und auf der<br />
Grundlage von Erfahrungswissen zu<br />
bestimmen. Gleichzeitig behält er sich vor,<br />
seine bisherige Rechtsprechung, wonach<br />
bei Überschreiten einer Höchstgrenze alle<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
den Mitarbeiter grundsätzlich steuer und<br />
sozialversicherungspflichtigen Arbeitslohn<br />
dar, der aber unter den Voraussetzungen<br />
des § 40 Abs. 2 Satz 2 EStG pauschal mit<br />
15 % besteuert werden kann und damit<br />
sozialversicherungsfrei ist.<br />
Arbeitgeber, die einen Zuschuss zum<br />
Jobticket im Rahmen der Freigrenze von<br />
€ 44 steuerfrei lassen wollen, müssen daher<br />
darauf achten, dass den Mitarbeitern<br />
monatsweise lediglich sog. Monatskarten<br />
überlassen werden.<br />
6c | Betriebsveranstaltungen − € 110-Freigrenze auf dem Prüfstand |<br />
Autorin: Angelika Löchelt, Düsseldorf<br />
Mit aktuellem Urteil bestätigt der BFH erneut<br />
die ständige Rechtsprechung und die<br />
Auffassung der Finanzverwaltung, dass die<br />
1 %Regelung verfassungsgemäß ist.<br />
Die Bemessung des geldwerten Vorteils<br />
aus der privaten Nutzung eines Pkw mit<br />
einem unter dem Bruttolistenneupreis<br />
Aufwendungen anlässlich der Betriebsveranstaltung<br />
zum steuerpflichtigen Arbeitslohn<br />
gehören, zu überprüfen.<br />
Ausdrücklich weist der BFH darauf hin,<br />
dass bei der Prüfung der Freigrenze<br />
nur solche Kosten zu erfassen sind, die<br />
unmittelbar direkt der (geselligen) Betriebsveranstaltung<br />
zuzuordnen sind und<br />
allen Mitarbeitern zugutekommen. Nicht<br />
dazu gehören individualisierbare Kosten<br />
(z. B. Fahrtkosten einzelner Mitarbeiter),<br />
allgemeiner betrieblicher Aufwand (Buchhaltung,<br />
angestellter EventManager) und<br />
Kosten für Veranstaltungselemente, die<br />
als sonstige betriebliche Veranstaltung<br />
anzusehen sind.<br />
Ob die Finanzverwaltung die Anpassung<br />
der o. g. Freigrenze kurzfristig in Erwägung<br />
zieht und ob sie sich der Auffassung,<br />
dass individualisierbare Kosten nicht in die<br />
Freigrenze einbezogen werden dürfen,<br />
anschließt, muss abgewartet werden.<br />
6d | 1 %-Regelung auf Basis des Bruttolistenneupreises verfassungsrechtlich<br />
unbedenklich | Autor: Thomas Mayer, München<br />
liegenden Wert (wie bei Rabatten beim<br />
Kauf von Jahreswagen in der Automobilindustrie,<br />
vgl. <strong>WTS</strong> Journal 04/2012) lehnt<br />
der BFH ab und begründet dies einerseits<br />
mit dem unterschiedlichen Zweck der<br />
Regelungen und andererseits mit der<br />
Möglichkeit, von der 1 %Regelung auf die<br />
sog. Fahrtenbuchmethode auszuweichen.<br />
Monatliche<br />
Fahrberechtigungen<br />
Kontakt:<br />
StBin Susanne Weber,<br />
München,<br />
susanne.weber@<br />
wts.de<br />
Kostenstruktur<br />
Kontakt:<br />
StBin Susanne Weber,<br />
München,<br />
susanne.weber@<br />
wts.de<br />
Kontakt:<br />
StBin Susanne Weber,<br />
München,<br />
susanne.weber@<br />
wts.de
Abkommen gilt ab<br />
dem 01.05.2013<br />
Reduzierung der<br />
SVKosten bei ArbeitnehmerEntsendung<br />
Private Ruling vom<br />
08.11.2012<br />
(AZ: COSIT 8/2012)<br />
Erfordernisse für die<br />
Abzugsfähigkeit<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
Internationales<br />
7a | Sozialversicherungsabkommen Deutschland − Brasilien |<br />
Autor: StB Manfred Wirtz, Düsseldorf<br />
Zum bereits in 2009 paraphierten Sozialversicherungsabkommen<br />
zwischen<br />
Brasilien und Deutschland wurden am<br />
06.03.2013 die Ratifikationsurkunden<br />
ausgetauscht. Das Abkommen ist zum<br />
01.05.2013 in Kraft. Es enthält Regelungen<br />
zur Renten, Unfall und Arbeitslosenversicherung<br />
sowie zum Recht der Arbeitsförderung.<br />
U. a. entfällt ab diesem Zeitpunkt die doppelte<br />
Rentenversicherungsbeitragspflicht<br />
für Expatriates. Konkret bedeutet dies für<br />
deutsche Unternehmen, dass nach Brasili<br />
„Cost Sharing“Vereinbarungen („CSV“)<br />
hatten in der Vergangenheit bei grenzüberschreitenden<br />
Vorgängen steuerlich<br />
keine Berücksichtigung gefunden. Mit<br />
dem Private Ruling 8/2012 (Solução de<br />
Consulta COSIT 8/2012) hat die brasilianische<br />
Steuerbehörde zu den Erfordernissen<br />
für die Abzugsfähigkeit von Kosten, welche<br />
auf Basis einer CSV zwischen verbundenen<br />
Unternehmen gezahlt werden,<br />
Stellung genommen. Zudem nennt das<br />
Private Ruling die von der brasilianischen<br />
Finanzbehörde geforderten wesentlichen<br />
Merkmale in Bezug auf solche Vereinbarungen<br />
sowie die verrechnungspreistechnischen<br />
Auswirkungen bei Nichtentsprechung.<br />
Voraussetzungen für die Abzugsfähigkeit<br />
von Kosten aus einer solchen Vereinbarung<br />
sind neben der geeigneten Dokumentation<br />
über die tatsächliche Erbringung<br />
und Bezahlung auch der Nachweis<br />
über deren Notwendigkeit und Üblichkeit<br />
sowie deren Bezug zum Geschäftszweck.<br />
Zudem muss eine formale und unterzeichnete<br />
Vereinbarung vorliegen, aus<br />
der ein nachvollziehbares und objektives<br />
Aufteilungs und Zuordnungskriterium<br />
nach Maßgabe anzuwendender Bilanzierungsstandards<br />
hervorgeht. Die Muttergesellschaft,<br />
bei der die aufzuteilenden und<br />
den verschiedenen Tochtergesellschaften<br />
zuzuordnenden Kosten entstehen, darf<br />
en entsandte Arbeitnehmer für die ersten<br />
24 Monate von der Rentenversicherungspflicht<br />
in Brasilien befreit sind. Auch gelten<br />
für diese Zeit die deutschen Rechtsvorschriften<br />
über die gesetzliche Unfall und<br />
Arbeitslosenversicherung weiter.<br />
Bei der Rentenversicherung werden die<br />
Aufenthaltszeiten im jeweils anderen<br />
Land mitgerechnet und dadurch Lücken<br />
im Versicherungsverlauf vermieden. Zudem<br />
können Rentenzahlungen uneingeschränkt<br />
in den jeweils anderen Vertragsstaat<br />
transferiert werden.<br />
7b | Die neue brasilianische Ruling-Praxis bei „Cost-Sharing“-Vereinbarungen<br />
zwischen verbundenen Unternehmen | Autor: StB Ralf Pestl, Düsseldorf<br />
selber nur die Kosten in Abzug bringen, die<br />
ihr unter Anwendung des vorgenannten<br />
Aufteilungs und Zuordnungskriteriums<br />
zuzuordnen sind.<br />
Wesentliche Charakteristika einer CSV<br />
sind nach Auffassung der brasilianischen<br />
Finanzbehörde die Aufteilung aller<br />
diesbezüglich entstandenen Kosten und<br />
Risiken, die Kausalität zwischen zugeordneten<br />
Beträgen und erwartetem/tatsächlich<br />
wahrgenommenem Nutzen, die<br />
Erkennbarkeit des jeweiligen Nutzens, die<br />
Kostenerstattung ohne Aufschlag sowie<br />
der Nutzen für mehr als einen Beteiligten<br />
der Gruppe.<br />
Bei Nichtvorliegen wesentlicher Merkmale<br />
tritt ein Mangel der Dokumentation ein,<br />
der die steuerliche Abzugsfähigkeit entsprechender<br />
Kosten in Frage stellt.<br />
Private Rulings sind Einzelfallentscheidungen<br />
mit möglicher Präzedenzwirkung. Darüber<br />
hinaus existieren in Brasilien keine<br />
gesetzlichen oder rechtlichen Grundlagen,<br />
die sich mit lokalen oder grenzüberschreitenden<br />
steuerlichen Konsequenzen<br />
von CSVs befassen. Um weitestgehende<br />
Rechtssicherheit zu erlangen, besteht im<br />
gleichgelagerten Einzelfall nur die Möglichkeit<br />
der Beantragung eines eigenen<br />
Private Rulings, es sei denn, es besteht von<br />
Anfang an der Wille, die „shared services“<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 25<br />
BRASILIEN<br />
Rentenanwartschaften<br />
und laufende Renten<br />
Kontakt:<br />
Klaus-Peter Hüsgen,<br />
Düsseldorf,<br />
klaus-peter.huesgen@<br />
wts.de<br />
BRASILIEN<br />
Wesentliche Merkmale<br />
Konsequenz fehlender<br />
Charakteristika<br />
Praxishinweis
EUGH<br />
EuGH vom 21.02.2013<br />
(Rs. C123/11)<br />
Finnland beschränkt<br />
Verlustübergang bei Aufwärtsverschmelzungen<br />
auf Inlandsfälle<br />
EuGH vom 13.12.2005<br />
(Rs. C446/03)<br />
Unverhältnismäßigkeit<br />
eines Ausschlusses sog.<br />
finaler Verluste<br />
26<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
Internationales<br />
ohnehin als eigene Dienstleistungen mit<br />
entsprechenden steuerlichen Konsequenzen<br />
zu behandeln. Dabei vertritt ein Teil<br />
der brasilianischen Finanzbehörden die<br />
Auffassung, dass diesbezügliche Private<br />
Kürzlich urteilte der EuGH in der Rechtssache<br />
„A Oy“ zu einer Entscheidung des finnischen<br />
Zentralen Ausschusses für Steuersachen,<br />
wonach die A Oy, eine Gesellschaft<br />
finnischen Rechts, bei einer Fusion mit<br />
einer schwedischen Tochtergesellschaft<br />
deren schwedische Verluste steuerlich<br />
nicht in Finnland abziehen darf.<br />
Nach finnischem Recht gehen steuerliche<br />
Verluste einer gebietsansässigen Tochtergesellschaft<br />
im Rahmen einer Aufwärtsverschmelzung<br />
grundsätzlich auf die<br />
Muttergesellschaft über. Eine Ausnahme<br />
hierzu ist nur für den Fall vorgesehen, dass<br />
die Fusion einzig in der Absicht durchgeführt<br />
wird, einen steuerlichen Vorteil zu<br />
erzielen. Das finnische Recht lässt allerdings<br />
keinen solchen Verlustübergang<br />
von einer gebietsfremden Tochtergesellschaft<br />
zu.<br />
In seiner Entscheidung bestätigt der EuGH<br />
die bereits in der Rechtssache „Marks &<br />
Spencer“ aufgestellten Grundsätze. Der<br />
Ausschluss des − in rein nationalen Fällen<br />
vorgesehenen − Verlustübergangs für<br />
die grenzüberschreitende Verschmelzung<br />
von zwei in der EU ansässigen<br />
Gesellschaften sei eine Beschränkung<br />
der Niederlassungs freiheit. Als Rechtfertigungsgründe<br />
zieht das Gericht die<br />
Notwendigkeit heran, die Aufteilung von<br />
Besteuerungsbefugnissen zwischen den<br />
Mitgliedstaaten zu wahren und den Gefahren<br />
einer doppelten Berücksichtigung<br />
von Verlusten sowie der Steuerflucht zu<br />
begegnen. Die Mitgliedstaaten müssen<br />
mithin grenzüberschreitende und nationale<br />
Verschmelzungssachverhalte nicht in<br />
jedem Fall gleich behandeln.<br />
Ein nur grenzüberschreitende Fälle<br />
erfassender Ausschluss des Verlustübergangs<br />
verstoße jedoch dann gegen die<br />
Niederlassungsfreiheit, wenn eine solche<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Rulings nur auf Basis bereits unterschriebener<br />
CSVs beantragt werden können.<br />
Evtl. kann diese fragwürdige Auffassung in<br />
der Praxis umgangen werden, beispielsweise<br />
durch Vorlage eines Letter of Intent.<br />
8 | Berücksichtigung sog. finaler (Auslands-)Verluste im Falle einer grenzüberschreitenden<br />
Aufwärtsverschmelzung | Autor: RA/StB Dr. Martin Bartelt, München<br />
Regelung über das hinausgehe, was zur<br />
Erreichung der rechtfertigenden Ziele<br />
erforderlich ist. Ein unverhältnismäßiger<br />
Ausschluss der Verlustberücksichtigung<br />
liege im Einklang mit „Marks & Spencer“<br />
dann vor, wenn die gebietsfremde Tochtergesellschaft<br />
(im Urteilsfall die Gesellschaft<br />
in Schweden) die im Staat ihres<br />
Sitzes vorgesehenen Möglichkeiten der<br />
Berücksichtigung von Verlusten ausgeschöpft<br />
hat (sog. finale Verluste). Der EuGH<br />
bleibt somit bei seiner in „Marks & Spencer“<br />
aufgestellten Linie. Finale Verluste<br />
haben danach bei grenzüberschreitenden<br />
Fallkonstellationen nicht nur in Betriebsstättenfällen,<br />
sondern auch innerhalb von<br />
Konzernstrukturen Berücksichtigung zu<br />
finden, wenn das jeweilige anwendbare<br />
nationale Recht eine Verlustberücksichtigung<br />
in rein innerstaatlichen Fällen<br />
vorsieht.<br />
Die Beweislast für den endgültigen (finalen)<br />
Ausschluss der Verlustnutzung im<br />
anderen Mitgliedstaat sieht der EuGH bei<br />
der Gesellschaft, welche die Verlustnutzung<br />
begehrt. Der EuGH sieht allerdings<br />
die Kompetenz für die Beurteilung der<br />
Frage, ob (i) die schwedische Gesellschaft<br />
alle Möglichkeiten zur Verlustberücksichtigung<br />
in Schweden ausgeschöpft hat und<br />
ob (ii) dieser Nachweis von der finnischen<br />
Muttergesellschaft auch erbracht wurde,<br />
nicht bei sich selbst, sondern bei den nationalen<br />
Gerichten (vorliegend in Finnland).<br />
Der EuGH hat den Steuerpflichtigen mit<br />
dem Verweis auf die nationalen Gerichte<br />
in Bezug auf die „Finalität“ von Verlusten<br />
und deren Nachweis leider nur Wasser<br />
anstatt Wein gegeben und damit nicht zur<br />
Rechtssicherheit beigetragen. Im Weiteren<br />
stellte der EuGH klar, dass der nationale<br />
Gesetzgeber die Vorschriften über die<br />
Berechnung der Verluste bei inländischen<br />
und ausländischen Tochtergesellschaften<br />
nicht unterschiedlich ausgestalten darf.<br />
Kontakt:<br />
Klaus-Peter Hüsgen,<br />
Düsseldorf,<br />
klaus-peter.huesgen@<br />
wts.de<br />
Beweislastverteilung<br />
Verweis auf die<br />
nationalen Gerichte
Deutsche Regelung nicht<br />
unmittelbar betroffen<br />
öBMF vom 21.12.2012<br />
(EAS 3313)<br />
Erfassung der Vergütung<br />
für Arbeitskräfteüberlassungstellvertretend<br />
für Arbeitslohn<br />
Entlastung bei<br />
Anwendbarkeit der<br />
183TageKlausel<br />
Rückerstattung oder<br />
Freistellung<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
Internationales<br />
Die im Vorfeld der Entscheidung geführte<br />
Diskussion, ob die Rechtsprechung des<br />
EuGH zu sog. finalen Verlusten weiterhin<br />
Bestand habe, ist nun eindeutig dahingehend<br />
beantwortet, dass solche Verluste<br />
weiterhin zu berücksichtigen sind. Keine<br />
Klärung bringt allerdings auch dieses<br />
Urteil in Bezug auf den Finalitätsbegriff.<br />
Ein deutsches Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />
unterliegt mit Vergütungen<br />
für die Überlassung polnischer Arbeitskräfte<br />
nach Österreich in Österreich der<br />
20%igen Abzugsbesteuerung nach § 99<br />
öEStG. Nach dem österreichischen BMF<br />
kann seitens des deutschen Unternehmens<br />
in Österreich keine Entlastung nach dem<br />
DBA ÖsterreichDeutschland herbeigeführt<br />
werden, da der Steuerabzug indirekt die<br />
Arbeitslöhne der polnischen Arbeitskräfte<br />
trifft, für die Österreich nach Art. 15 des<br />
DBAPolen ein Besteuerungsrecht hat<br />
(EAS 3041).<br />
Dies gilt nur, wenn nicht eine Kurzzeitentsendung<br />
vorliegt und daher die<br />
183TageKlausel des DBAs mit dem<br />
Ansässigkeitsstaat des Arbeitnehmers<br />
(in diesem Fall Polen) zur Anwendung<br />
kommt. Da in diesem Fall Österreich kein<br />
Besteuerungsrecht an den Arbeitnehmereinkünften<br />
erlangt (EAS 3284), ist auch<br />
die Arbeitskräftegestellungsvergütung zu<br />
entlasten. Das öBMF verlangt allerdings<br />
eine Dokumentation der Arbeitskräfte.<br />
Diese müssen auf den Vordrucken des<br />
öBMF eine Ansässigkeitsbescheinigung<br />
ihres Ansässigkeitsstaates einholen, damit<br />
die Anwendung des betreffenden Doppelbesteuerungsabkommens<br />
außer Streit<br />
gestellt ist.<br />
Liegen die Voraussetzungen für die Entlastung<br />
der Arbeitskräfteüberlassungsvergütungen<br />
vor (bei Entsendungen < 183 Tage<br />
und entsprechendem DBASchutz), kann<br />
die Entlastung entweder im Rückerstat<br />
Für Deutschland ist die Bedeutung der Entscheidung<br />
eher mittelbar mit Blick auf sog.<br />
finale Betriebsstättenverluste zu sehen. Im<br />
unmittelbar vergleichbaren Fall schließt<br />
§ 12 Abs. 3 Hs. 2 UmwStG − anders als das<br />
finnische Recht − einen Verlustübergang<br />
unionsrechtskonform bereits bei rein<br />
innerstaatlichen Verschmelzungen aus.<br />
9a | Arbeitskräftegestellung durch deutsche Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />
| Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />
tungswege oder im Wege der Entlastung<br />
an der Quelle herbeigeführt werden.<br />
Im Fall des Rückerstattungsverfahrens<br />
ist beim österreichischen Finanzamt ein<br />
Sammelantrag durch den ausländischen<br />
Arbeitskräfteverleiher zu stellen (wobei<br />
die Ansässigkeitsbescheinigungen der<br />
einzelnen Arbeitnehmer beizulegen<br />
sind). Für eine Freistellung an der Quelle<br />
ist aufgrund der Sonderbestimmung in<br />
§ 5 Abs. 3 der DBAEntlastungsverordnung<br />
(öBGBl. 2005/92) ein Freistellungsbe scheid<br />
durch das österreichische Finanz amt<br />
BruckEisenstadtOberwart erforderlich,<br />
der dem inländischen Gestellungsnehmer<br />
zur Quellenentlastung zur Verfügung zu<br />
stellen ist.<br />
Nach Auffassung des öBMF ist die dargestellte<br />
Auslegung im Wesentlichen jedoch<br />
nur für professionelle Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />
relevant. Kommt<br />
es zu konzerninternen Arbeitnehmerüberlassungen<br />
(im Angestelltenstatus), ist die<br />
von einem inländischen Konzernunternehmen<br />
an das ausländische Konzernunternehmen<br />
geleistete Arbeitskräftegestellungsvergütung<br />
(nach allgemeinen<br />
Grundsätzen) zu entlasten, wenn das<br />
entsendende ausländische Konzernunternehmen<br />
keine Betriebsstätte in Österreich<br />
unterhält. In diesem Fall ist eine Meldung<br />
an das zuständige österreichische Finanzamt<br />
erforderlich, wenn die Arbeitnehmer<br />
mit den von ihnen erzielten Vergütungen<br />
in Österreich steuerpflichtig werden und<br />
daher direkt im Veranlagungswege zu<br />
erfassen sind.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 27<br />
Kontakt:<br />
RA Stefan Hölzemann,<br />
München,<br />
stefan.hoelzemann@<br />
wts.de<br />
ÖSTERREICH<br />
Differenzierte Betrachtung<br />
bei konzerninternen<br />
Arbeitnehmerüberlassungen<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Walter<br />
Loukota, Wien,<br />
walter.loukota@<br />
wts.at
ÖSTERREICH<br />
öBMF vom 19.02.2013<br />
(EAS 3320)<br />
Geschäftsführervergütungen<br />
Besteuerungsrecht im<br />
Ansässigkeitsstaat der<br />
Kapitalgesellschaft<br />
Besteuerung in Österreich<br />
u.U. vorteilhaft<br />
28<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
Internationales<br />
9b | Pensionsabfindung an den deutschen Gesellschafter-Geschäftsführer einer<br />
österreichischen GmbH | Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />
Gem. Art. 16 Abs. 2 DBA Deutschland<br />
Österreich dürfen Vergütungen, die eine<br />
in einem Vertragsstaat ansässige Person<br />
in ihrer Eigenschaft als Geschäftsführer<br />
oder als Vorstandsmitglied einer im<br />
anderen Vertragsstaat ansässigen Gesellschaft<br />
bezieht, im anderen Vertragsstaat<br />
besteuert werden, während der Ansässigkeitsstaat<br />
des Geschäftsführers unter<br />
Progressionsvorbehalt freizustellen hat. In<br />
Abweichung von Art. 14 bzw. 15 OECDMA<br />
können daher nichtansässige Geschäftsführer,<br />
Vorstände und Aufsichtsräte von<br />
Kapitalgesellschaften mit ihren Vergütungen<br />
auch dann im Staat der Gesellschaft<br />
besteuert werden, wenn sie dort gar nicht<br />
tätig werden, z. B. weil sie in einem Büro<br />
einer ausländischen Konzerngesellschaft<br />
arbeiten.<br />
In Deutschland ansässige Geschäftsführer<br />
oder Vorstände österreichischer Kapitalgesellschaften<br />
sind daher mit ihren<br />
Vorstandsbezügen oder Geschäftsführerentgelten<br />
in Österreich steuerpflichtig,<br />
egal ob sie ihrer Geschäftsführer oder<br />
Vorstandstätigkeit für die österreichische<br />
Gesellschaft in Österreich oder in Deutschland<br />
nachgehen. Das österreichische<br />
Besteuerungsrecht geht auch nicht dadurch<br />
verloren, dass die geschäftsleitende<br />
Tätigkeit des deutschen Geschäftsführers<br />
zu einer geschäftsleitenden Betriebsstätte<br />
der österreichischen Kapitalgesellschaft in<br />
Deutschland führt (öBMF vom 21.12.2012,<br />
EAS 3311).<br />
Die Vergütungen des in Deutschland ansässigen<br />
Geschäftsführers (oder Vorstandsmitglieds)<br />
sind nach dem Methoden artikel<br />
des DBA ÖsterreichDeutschland in<br />
Deutschland unter Progressionsvorbehalt<br />
freizustellen. Dies ist mitunter vorteilhaft<br />
für im Dienstverhältnis angestellte<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
deutsche Geschäftsführer (oder Vorstände)<br />
österreichischer Kapitalgesellschaften,<br />
da die Lohnbesteuerung in Österreich<br />
aufgrund der 6%igen Besteuerung des<br />
Jahressechstels (13. und 14. Monatsgehalt)<br />
bei entsprechendem Splitting deutlich<br />
günstiger als in Deutschland sein kann und<br />
kein Progressionsvorbehalt hinsichtlich<br />
der deutschen Einkünfte zur Anwendung<br />
gelangt.<br />
Strittig war bislang, ob diese Regelung<br />
auch für Pensionen oder Pensionszahlungen<br />
gilt, die von den Kapitalgesellschaften<br />
an ehemalige Geschäftsführer<br />
bzw. Vorstände ausgezahlt werden.<br />
Da in Art. 16 Abs. 2 des DBA Österreich<br />
Deutschland nur ein Vorrang gegenüber<br />
Art. 14 (GesellschafterGeschäftsführer)<br />
und Art. 15 (DienstnehmerGeschäftsführer)<br />
vorgesehen wurde, nicht jedoch<br />
gegenüber Art. 18 für Ruhegehälter, ist<br />
diese Frage mit Deutschland noch nicht<br />
abschließend geklärt. Nach einer Erledigung<br />
des österreichischen BMF geht<br />
Art. 18 als Spezialbestimmung für Ruhegehälter<br />
der Regelung des Art. 16 Abs. 2<br />
vor. Aus diesem Grund sind Pensionen<br />
von in Österreich ansässigen Geschäftsführern<br />
oder Vorständen deutscher<br />
Gesellschaften ausschließlich in Österreich<br />
zu besteuern. Dies spricht dafür, dass auch<br />
im reziproken Fall hinsichtlich ehemaliger<br />
deutscher Geschäftsführer österreichischer<br />
Gesellschaften eine ausschließliche<br />
Besteuerung der von den Kapitalgesellschaften<br />
ausgezahlten Pensionen in<br />
Deutschland anzunehmen ist und daher<br />
eine Freistellung in Österreich zu erfolgen<br />
hat. Dies soll auch in einem derzeit<br />
im Entwurf vorliegenden Anwendungsschreiben<br />
zum DBA ÖsterreichDeutschland<br />
in diesem Sinne geklärt werden<br />
(EAS 2285).<br />
Sonderfall:<br />
Pensionsabfindungen<br />
ehemaliger Geschäftsführer<br />
Kontakt:<br />
StB Dr. Walter<br />
Loukota, Wien,<br />
walter.loukota@<br />
wts.at
Hintergrund<br />
Abmahnfähigkeit von<br />
Datenschutzverstößen<br />
Zuletzt: OLG Karlsruhe<br />
vom 09.05.2012<br />
(AZ: 6 U 38/11)<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Datenschutz<br />
1 | Abmahnfähigkeit von Datenschutzverstößen auf Unternehmenswebseiten |<br />
Autoren: RA Dr. Thorsten B. Behling und RAin Jana Post, Düsseldorf<br />
Im heutigen Informationszeitalter sind<br />
Unternehmen ohne aufwendig gestaltete<br />
Webseiten in der Regel nicht mehr wettbewerbsfähig.<br />
Gleichzeitig steigen die<br />
datenschutzrechtlichen Anforderungen,<br />
die beim Betrieb entsprechender Webseiten<br />
zu beachten sind. Immer häufiger<br />
wird der Datenschutz auf Webseiten zum<br />
Gegenstand wettbewerbsrechtlicher<br />
Abmahnungen gemacht, und dies nicht<br />
selten mit Erfolg.<br />
Ob und, falls ja, welche datenschutzrechtlichen<br />
Vorschriften zur Abmahnung<br />
berechtigen, ist in der Rechtsprechung<br />
nicht abschließend geklärt. Dies liegt darin<br />
begründet, dass eine Abmahnung bei<br />
Verletzung von Vorschriften außerhalb des<br />
Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb<br />
(UWG) nur in Betracht kommt, wenn<br />
es sich um sog. Marktverhaltensregeln<br />
handelt. Dies ist in Bezug auf datenschutzrechtliche<br />
Vorschriften gerade fraglich, da<br />
diese zunächst dem Schutz des allgemeinen<br />
Persönlichkeitsrechts dienen. Teile der<br />
obergerichtlichen Rechtsprechung sehen<br />
Datenschutzvorschriften, jedenfalls wenn<br />
bestimmte Anforderungen erfüllt sind,<br />
gleichwohl als Marktverhaltensregeln<br />
an; der Bundesgerichtshof wird aufgrund<br />
eines anhängigen Verfahrens hierzu erst<br />
demnächst Stellung beziehen. Bis dahin<br />
empfiehlt sich, auch unter wettbewerbsrechtlichen<br />
Aspekten, besonderen Wert<br />
auf einen hinreichenden Datenschutz auf<br />
der unternehmenseigenen Webseite zu<br />
legen. Unter ComplianceAspekten empfiehlt<br />
sich dies ohnehin.<br />
In diesem Zusammenhang ist insbesondere<br />
§ 13 Abs. 1 S. 1 des Telemediengesetzes<br />
(TMG) zu beachten, wonach eine umfassende<br />
Unterrichtungspflicht des Betreibers<br />
einer Webseite in Bezug auf den<br />
Umgang mit personenbezogenen Daten<br />
besteht. Diese Pflicht wird regelmäßig<br />
über die sog. Datenschutzerklärungen erfüllt,<br />
auf deren Existenz und hinreichende<br />
Ausgestaltung entsprechend besonders<br />
zu achten ist. Bei der Verwendung von<br />
Cookies und gängigen AuswertungsTools,<br />
wie etwa GoogleAnalytics, ist überdies<br />
sicherzustellen, dass hinreichende Widerspruchsrechte<br />
eingeräumt (§ 15 Abs. 3<br />
TMG) und die darüber hinausgehenden<br />
Anforderungen der datenschutzrechtlichen<br />
Aufsichtsbehörden beachtet werden.<br />
Besondere datenschutzrechtliche Anforderungen<br />
sind auch zu erfüllen, wenn<br />
sog. Plugins von sozialen Netzwerken<br />
auf der Webseite verwendet werden, es<br />
zum Versand von Newslettern per EMail<br />
kommt oder Besucherdaten für nutzungsbasierte<br />
OnlineWerbung eingesetzt<br />
werden.<br />
Zur Sicherstellung einer ganzheitlichen<br />
Compliance und Vermeidung wettbewerbsrechtlicher<br />
Verstöße empfiehlt<br />
es sich daher, dem Datenschutz bei der<br />
Gestaltung von Webseiten besondere<br />
Beachtung zu schenken.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 29<br />
Unterrichtungspflicht<br />
§ 13 Abs. 1 S. 1 TMG<br />
Widerspruchsrecht<br />
§ 15 Abs. 3 TMG<br />
Sonstige Pflichten<br />
Kontakt:<br />
RA Dr. Thorsten B.<br />
Behling, Düsseldorf,<br />
thorsten.behling@<br />
wts-legal.de<br />
Rüdiger Giebichenstein,<br />
Düsseldorf,<br />
ruediger.giebichen<br />
stein@wts.de
Immer mehr Umlagen<br />
treiben den Strompreis<br />
Entlastungsregeln<br />
unter Druck<br />
30<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
2 Energierecht<br />
2 | Senkung der Stromkosten: Energierechtskompetenz gefragt |<br />
Autor: Dr. Christoph Palme, Düsseldorf<br />
EEGUmlage, Netzentgelte, Offshore<br />
Umlage, Netzentgeltbefreiungsumlage,<br />
KWKUmlage, Konzessionsabgabe – der<br />
Strompreis erhöht sich immer mehr, vor<br />
allem bedingt durch die Energiewende,<br />
die hohe Investitionen in Netzausbau,<br />
Speichertechnologie etc. nach sich zieht.<br />
Und schon zeichnen sich weitere Kosten<br />
ab. Den Energieversorgern (EVU) soll eine<br />
Prämie für die Vorhaltung nicht mehr rentabler<br />
Kraftwerkskapazitäten bei Stromengpässen<br />
gezahlt werden. Das Geld<br />
hierfür soll durch eine „Reservekapazitätenumlage“<br />
ebenfalls auf den Strompreis<br />
aufgeschlagen werden. Gleiches gilt für<br />
die von der Systemstabilitätsverordnung<br />
geforderte Nachrüstung von Solaranlagen,<br />
um das sog. 50,2 Hertz Problem des<br />
europäischen Verbundnetzes zu lösen.<br />
Die Finanzierung dieser Umrüstung trägt<br />
ebenfalls der Endverbraucher.<br />
Da Wettbewerber in anderen Staaten<br />
solche Kostenbelastungen nicht vorfinden,<br />
ist es für die deutsche Industrie eminent<br />
wichtig, jeden gesetzlich möglichen<br />
Spielraum zur Kostensenkung zu nutzen.<br />
Es besteht jedoch ein Problem: Ob<br />
Härtefallregelung, Eigenerzeugerprivileg,<br />
Grünstromprivileg, Netzentgeltbefreiung<br />
oder auch das neue Solarstromprivileg –<br />
die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür<br />
sind inzwischen so komplex, dass eine<br />
erfolgreiche Optimierung ohne fundierte<br />
Energierechtsexpertise nicht mehr möglich<br />
ist. Hinzu kommt der enorme politische<br />
Änderungsdruck und seit Neuestem<br />
auch die Haltung der EUKommission, die<br />
kürzlich mitteilte, dass sie die o. g. Ausnahmeregelungen<br />
auf ihre Rechtmäßigkeit<br />
überprüfen will. All das führt zu einer sehr<br />
kurzen Halbwertszeit des Energierechts.<br />
Im Extremfall – etwa bei einem Verstoß<br />
gegen EUBeihilferecht – steht sogar eine<br />
Rückzahlung bereits erfolgter Entlastungen<br />
im Raum. So hat z. B. kürzlich das<br />
Oberlandesgericht Düsseldorf die komplette<br />
Netzentgeltbefreiung für Großabnehmer<br />
für nichtig erklärt und dies auch<br />
mit einem Verstoß gegen EUSubventionsrecht<br />
begründet. Das Verwaltungsgericht<br />
Frankfurt hält die Entlastung von der EEG<br />
Umlage für „selbständige Unternehmens<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
teile“ aus rechtssystematischen Gründen<br />
sogar prinzipiell für nicht möglich.<br />
Andererseits ist unbestritten, dass es auch<br />
in Zukunft Entlastung von den Stromkosten<br />
geben muss, weil sonst der Industriestandort<br />
Deutschland gefährdet wird.<br />
Eigenerzeugerprivileg, Härtefallregelung<br />
oder Netzentgeltbefreiung wird es auch in<br />
Zukunft geben, allerdings in abgespeckter<br />
Form und vermutlich mit permanenten<br />
Änderungen. Die Ausschöpfung dieser<br />
Entlastungsmöglichkeiten erfordert daher<br />
höchste Energierechtskompetenz. Geht es<br />
um die Planung von Kraftwerksprojekten,<br />
ist zusätzlich eine fundierte Abschätzung<br />
der zukünftigen Rechtsentwicklung erforderlich,<br />
um die Rentabilität von Investitionen<br />
beurteilen zu können.<br />
Auch im Zusammenspiel von Energie<br />
und Stromsteuerrecht mit Energierecht<br />
lauern Fallen. So hat zum Beispiel das<br />
Eigenverbrauchsprivileg nach EEG andere<br />
Voraussetzungen als das stromsteuerrechtliche<br />
Eigenverbrauchsprivileg. Der<br />
für die Entlastung energieintensiver<br />
Betriebe zentrale Begriff „Unternehmen<br />
des Produzierenden Gewerbes“ ist im EEG<br />
ein anderer als im Energiesteuerrecht mit<br />
der Folge eines deutlich eingeschränkten<br />
Begünstigtenkreises etc. Schließlich sind<br />
„negative Synergieeffekte“ zu beachten:<br />
Eine energiesteuerrechtliche Optimierung<br />
kann eine EEGOptimierung „zerschießen“<br />
und umgekehrt. Die Senkung der Netzentgelte<br />
kann zum Unterschreiten der 14 %<br />
Schwelle für die EEGBefreiung führen etc.<br />
Jede Umstrukturierung und Optimierung<br />
ist daher sorgsam unter allen Aspekten<br />
(Stromsteuer, Energiesteuer, Energierecht)<br />
zu analysieren und abzuwägen.<br />
Im Rahmen des integrierten Beratungsansatzes<br />
„<strong>WTS</strong> Rundumservice Energie“<br />
wird daher jetzt auch eine umfassende<br />
energierechtliche Betreuung angeboten,<br />
die zusammen mit Kooperationspartnern<br />
auch die Einführung und Begleitung von<br />
Energiemanagementsystemen, Kraftwerksplanung<br />
oder sonstige optimierungsgetriebene<br />
Investitionen umfasst.<br />
Sicherung des Standorts<br />
Deutschland<br />
Die Tücken der Kostenoptimierung<br />
Integrierter Beratungsansatz<br />
Kontakt:<br />
RAin Dr. Karen<br />
Möhlenkamp,<br />
Düsseldorf,<br />
karen.moehlenkamp@<br />
wts.de
Vgl. Lagebericht BKA<br />
2010, S. 6.<br />
€ 1,7 Mrd. Schaden für<br />
Gläubiger aus Insolvenzdelikten<br />
Feststellung doloser<br />
Handlungen kann zu<br />
einer Erhöhung der<br />
Insolvenzmasse führen<br />
Latentes Betrugsrisiko<br />
bei Unternehmen im<br />
Insolvenzverfahren<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
1a | „Gelegenheit macht Diebe!“ – forensische Sonderuntersuchungen in Insolvenzverfahren<br />
aus Gläubigersicht | Autoren: Michael Raschke, Sabine Rottmann, Düsseldorf<br />
Die Anzahl und die finanzielle Tragweite<br />
von Insolvenzdelikten steigen kontinuierlich<br />
an. So entstand allein im Jahr 2010<br />
ein geschätzter Gesamtschaden in Höhe<br />
von ca. € 1,7 Mrd. Diese Zahlen zeigen,<br />
dass es bereits aus Haftungsvermeidungs<br />
und Gläubigerschutzgesichtspunkten im<br />
Interesse der Insolvenzverwalter und<br />
insbesondere auch der Gläubiger in Insolvenzverfahren<br />
liegen sollte, sich mit den<br />
unterschiedlichen Erscheinungsformen<br />
von Delikten in der Insolvenz auseinanderzusetzen.<br />
Darüber hinaus sehen sich Insolvenzverwalter<br />
durch den mit der Einführung des<br />
Gesetzes zur weiteren Erleichterung der<br />
Sanierung von Unternehmen (ESUG) am<br />
01.03.2012 einhergehenden, wachsenden<br />
Gläubigereinfluss auf die Vorauswahl<br />
des Verwalters noch stärker als bisher mit<br />
Überwachung und Kontrolle der Verwaltertätigkeiten<br />
konfrontiert. Eine Zunahme<br />
der Haftungsinanspruchnahme bei nachgewiesener<br />
Gläubigerschädigung durch<br />
die Nichtverfolgung doloser Handlungen<br />
ist in der nahen Zukunft zu erwarten.<br />
Gleiches gilt für Aufsichtsverletzungen des<br />
Sachwalters in Verfahren, die der Eigenverwaltung<br />
unterliegen.<br />
Eine Feststellung doloser Handlungen im<br />
Rahmen von Insolvenzverfahren kann bei<br />
der anschließenden Inanspruchnahme<br />
der handelnden Personenkreise zu einer<br />
Erhöhung der Insolvenzmasse und somit<br />
zu einem quotalen Anstieg der Gläubigerbefriedigung<br />
führen. In der Vergangenheit<br />
wurden haftungsrelevante sowie verfahrens<br />
und gläubigerschädigende Themen<br />
nur bei Offensichtlichkeit oder Hinweisen<br />
von dritter Seite verfolgt. In der Regel fokussieren<br />
sich diese Untersuchungen bisher<br />
auf die Ermittlung von Tatbeständen<br />
zur Insolvenzverschleppung von Seiten<br />
der ehemaligen Geschäftsführung.<br />
Wenn haftungsrelevante sowie verfahrens<br />
und gläubigerschädigende Themen<br />
nicht sachgerecht identifiziert und<br />
aufgearbeitet werden, bleiben diese im<br />
Verborgenen. Dabei kann davon ausgegangen<br />
werden, dass latent bei Unternehmen<br />
im Insolvenzverfahren betrügerische<br />
Handlungen vorliegen; diesen sollte künftig<br />
eine erhöhte Aufmerksamkeit zu Teil<br />
werden. Beispiele hierfür sind Waren und<br />
Geldverschiebungen in Folge einer mangelhaften<br />
Aufbereitung der Buchhaltung<br />
zu „gewogenen Gläubigern“ vor Insolvenzantragstellung,<br />
die Durchführung von<br />
Scheingeschäften bei korruptionsanfälligeren<br />
ausländischen Geschäftsbeziehungen<br />
sowie Bilanzmanipulationen durch<br />
beispielsweise fehlerhaft ausgewiesenes<br />
Vorratsvermögen. Von nicht geringerer<br />
Bedeutung ist die Aufdeckung doloser<br />
Handlungen im bereits eröffneten Insolvenzverfahren,<br />
wie bspw. die Vorfinanzierung<br />
neuer unternehmerischer Aktivitäten<br />
zu Lasten der Insolvenzmasse und somit<br />
der Gläubiger.<br />
Aufgrund der regelmäßig hohen Komplexität<br />
der Verfahren in Verbindung mit<br />
Zeitdruck werden Hinweise auf haftungsrelevante<br />
sowie verfahrens und<br />
gläubigerschädigende Themen durch die<br />
Insolvenzverwaltung oftmals nicht weiterverfolgt.<br />
Um dennoch die Gläubiger<br />
und den Insolvenzverwalter hinsichtlich<br />
Haftungsvermeidung und Identifizierung<br />
von Potentialen zur Steigerung der Insolvenzmasse<br />
zu unterstützen und zugleich<br />
deren Ressourcen zu entlasten, ist der<br />
Einsatz von externen Dritten sinnvoll. Zur<br />
Identifizierung solcher Risiken bieten sich<br />
dabei die Verfahren und Maßnahmen von<br />
forensischen Sonderuntersuchungen an.<br />
Typischerweise werden dabei zunächst<br />
in Abhängigkeit von Situation und Geschäftsmodell<br />
sinnvolle Untersuchungsbereiche<br />
und handlungen definiert<br />
und identifizierte Risiken in Bezug auf<br />
einzelne Sachverhalte aufgearbeitet als<br />
Grundlage für mögliche weitere Schritte<br />
des Insolvenzverwalters.<br />
In einem ersten Untersuchungsschritt<br />
werden zunächst im Rahmen eines sog.<br />
Quick Checks die dem Insolvenzverwalter<br />
vorliegenden Buchhaltungsdaten des zu<br />
betrachtenden Unternehmens hinsichtlich<br />
möglicher Anomalien durchgesehen. Im<br />
Ergebnis liefert dies eine erste Einschätzung<br />
in Bezug auf dolose Handlungen,<br />
die ggf. tiefergehende Untersuchungen<br />
rechtfertigt.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 31<br />
Hohe Verfahrenskomplexität<br />
erfordert professionelle<br />
Bearbeitung<br />
Erstermittlung im Quick<br />
Check Verfahren
Detaillierte Analyse von<br />
Anfechtungsgründen bei<br />
konkreten Risiken<br />
Automation von Prüf<br />
und Überwachungsroutinen<br />
sind herausfordernd<br />
Continuous Auditing<br />
unterstützt die interne<br />
Revision<br />
32<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
Wurden Risiken identifiziert, schließt sich<br />
eine forensische Sonderuntersuchung mit<br />
einer detaillierten Analyse der gesamten<br />
Buchhaltung, Auswertung von relevanten<br />
Dokumenten sowie Hintergrundrecherchen<br />
an. Mittels solcher Hintergrundrecherchen<br />
zu beteiligten Unternehmen<br />
und Personen sowie einer Auswertung<br />
des EMailverkehrs im Rahmen der<br />
datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />
lassen sich gesellschaftsrechtliche sowie<br />
personelle Verflechtungen identifizieren<br />
Obwohl den meisten Unternehmensentscheidern<br />
die Sinnhaftigkeit von<br />
automatisierten Prüf und Überwachungsroutinen<br />
von betrieblichen Prozessen klar<br />
ist, scheuen diese sich häufig, den Schritt<br />
einer Auswahl und Implementierung<br />
solcher Systeme zu gehen. Das liegt zum<br />
einen daran, dass die Vorteile nicht deutlich<br />
herausgearbeitet werden und zum<br />
anderen scheint die Implementierung<br />
vielen Entscheidern als zu aufwändig<br />
und komplex.<br />
Die Zunahme von regulatorischen<br />
Anforderungen sowie die Ausweitung<br />
der Sorgfaltspflichten der Mitglieder der<br />
Geschäftsleitung verlangen eine Komplexitätsreduktion<br />
sowie eine Automatisierung<br />
von Prüfungs und Überwachungstätigkeiten.<br />
Das Continuous Auditing (CA)<br />
ist ein automatisierter und fortlaufender<br />
Revisionsprozess und versetzt die interne<br />
Revision als verlängerten Arm der Geschäftsleitung<br />
in die Lage,<br />
→ sich mit der Auswertung der vorhandenen<br />
Daten sowie der Verbesserung der<br />
Defizite anstatt mit der Datensammlung<br />
zu beschäftigen,<br />
→ den Prozess von internen Revisionen<br />
zu verkürzen und damit ein breiteres<br />
Spektrum an Prüfungsobjekten abzudecken<br />
und<br />
→ die Prüfungsperspektive von einer eher<br />
zyklischen zu einer eher proaktiveren<br />
zu wechseln.<br />
Hierdurch kann das Potential der Identifizierung<br />
von Prüfungsfeststellungen und<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
und belegen. Ziel ist es, Ansprüche und<br />
Anfechtungsgründe zu qualifizieren.<br />
Der Einsatz forensischer Sonderuntersuchungen<br />
in Insolvenzverfahren kann<br />
daher bei einem zweckmäßigen und zielgerichteten<br />
Einsatz zu einer raschen Identifizierung,<br />
Aufklärung und Verfolgung<br />
von dolosen Handlungen sowie einer<br />
Erhöhung der quotalen Gläubigerbefriedigung<br />
im Insolvenzverfahren führen.<br />
1b | Continuous Auditing und Continuous Monitoring – gezielter Einsatz schafft<br />
unternehmerische Klarheit | Autor: Mirco Vedder, Düsseldorf<br />
damit der Mehrwert von Revisionsleistungen<br />
erhöht werden.<br />
Continuous Monitoring (CM) bezeichnet<br />
die kontinuierliche und weitestgehend<br />
automatisierte Überwachung der Kontrollen<br />
und Prozesse eines Unternehmens.<br />
Die Verantwortung für CM liegt bei der<br />
Geschäftsleitung und versetzt diese in die<br />
Lage,<br />
→ die Effektivität des internen Kontrollsystems<br />
zu bewerten sowie die damit<br />
einhergehenden Risiken zu identifizieren,<br />
→ aufgrund der größeren Informationsbasis<br />
die Qualität sowie Quantität von<br />
risikobehafteten Entscheidungen zu<br />
erhöhen und<br />
→ einen Beitrag zur Verbesserung von<br />
Geschäftsprozessen zu leisten.<br />
Grundlage für die Implementierung von<br />
automatisierten Prüfungs und Überwachungstätigkeiten<br />
ist eine an die Größe<br />
sowie die Art und Weise des Geschäftsprozesses<br />
angepasste elektronische Lösung,<br />
die idealerweise beide Komponenten<br />
miteinander verbindet. Die Vorteile für<br />
das Management liegen in einer weitaus<br />
größeren Klarheit und Sichtbarkeit in Bezug<br />
auf Geschäftsprozesse zur Erreichung<br />
strategischer sowie operativer Ziele. Die<br />
Vorteile für die interne Revision liegen<br />
in einer Ausweitung des potenziellen<br />
Prüfungsumfangs hin zu einer nahezu<br />
100%Abdeckung von Transaktionen anstelle<br />
einer Beschränkung auf Stichproben<br />
von Konten sowie Transaktionen.<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Dr. Frank<br />
Hülsberg, Düsseldorf,<br />
frank.huelsberg@<br />
wts.de<br />
Continuous Monitoring<br />
unterstützt die Geschäftsleitung<br />
Berücksichtigung von<br />
Unternehmensspezifika
Implementierung<br />
erfordert Auseinandersetzung<br />
mit Unternehmensprozessen<br />
Ermittlung eines<br />
maximalen Investitionsbetrags<br />
TrilogVerfahren<br />
Verabschiedung im<br />
Europäischen Parlament<br />
EUUmsetzung durch<br />
zwei Rechtsakte<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
Im Rahmen der Implementierung eines<br />
CA/CMSystems sind neben den unternehmensspezifischen<br />
Prozessen die<br />
wesentlichen Risiken sowie die Struktur<br />
der Unternehmenssysteme und daten zu<br />
berücksichtigen. Aufbauend auf diesen<br />
Analysen ist die sachgerechte und unternehmensspezifische<br />
CA/CMLösung zu<br />
ermitteln.<br />
Die Vorteile einer integrierten CA/CM<br />
Lösung werden regelmäßig durch eine<br />
Analyse der zukünftigen Schadensvermeidung<br />
deutlich. Durch die Ermittlung<br />
des Volumens vermeidbarer zukünftiger<br />
Als Reaktion auf die globale Finanzkrise<br />
hatte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />
im Dezember 2010 neue Empfehlungen<br />
für Kapital und Liquiditätsregeln<br />
für Kreditinstitute („Basel III“) veröffentlicht.<br />
Zuvor hatten sich die G20 Staaten im<br />
November 2010 zu deren konsistenten<br />
Umsetzung verpflichtet.<br />
Nach über zehn Monaten Verhandlungen<br />
haben sich der Rat der Europäischen<br />
Union, das Europäische Parlament und<br />
die Europäische Kommission im sog.<br />
TrilogVerfahren schließlich im März 2013<br />
auf ein konkretes Gesetzespaket zur<br />
Umsetzung der unter Basel III bekannten<br />
erhöhten Anforderungen an Kreditinstitute<br />
geeinigt. Im Anschluss wurde<br />
das Reformpaket am 16.04.2013 vom<br />
Europäischen Parlament beschlossen. Die<br />
danach folgende Verabschiedung im Rat<br />
der Europäischen Union ist dann nur noch<br />
formeller Natur.<br />
Die Umsetzung im Rahmen des Gesetzgebungspakets<br />
soll durch eine Richtlinie<br />
(CRD IV) sowie eine Verordnung (CRR)<br />
erfolgen, welche die bestehende Richtlinie<br />
(CRD III) ersetzen sollen. Die in der<br />
Schadensfälle lässt sich zudem der maximale<br />
Investitionsbetrag abschätzen. Als<br />
Richtwerte dienen hierbei insbesondere<br />
Schadensfälle aus der Vergangenheit.<br />
Unabhängig von der möglichen Schadensvermeidung<br />
bietet eine CA/CMInitiative<br />
Vorteile für die Harmonisierung, Rationalisierung<br />
sowie Optimierung von Kontrollen.<br />
Dabei ist hervorzuheben, dass die<br />
Geschäftsleitung in die Lage versetzt wird,<br />
finanzielle sowie operative Kontrollziele<br />
zu erreichen und gleichzeitig Möglichkeiten<br />
der Prozessverbesserungen auszuschöpfen.<br />
1c | Basel III – EU einigt sich auf Gesetzespaket | Autor: Alexander Schwalm, München<br />
Verordnung geregelten Anforderungen<br />
würden unmittelbar wirken, eine nationale<br />
Umsetzung wäre entsprechend nicht<br />
erforderlich. Kreditinstitute sollen die<br />
neuen Regelungen schrittweise ab dem<br />
01.01.2014 anwenden.<br />
Kernpunkte sind die erhöhten Anforderungen<br />
an das Eigenkapital sowohl quantitativer<br />
als auch qualitativer Art sowie<br />
Anforderungen an die Liquidität und den<br />
Verschuldungsgrad. Systemrelevante Banken<br />
sollen einen zusätzlichen Eigenkapitalpuffer<br />
bereitstellen, kleine und mittlere<br />
Unternehmen (KMU) bei der Kreditaufnahme<br />
durch die Anwendung eines Skalierungsfaktors<br />
entlastet werden.<br />
Als wesentliche Erweiterung zu den<br />
Empfehlungen des Baseler Ausschusses<br />
für Bankenaufsicht sieht das EUGesetzespaket<br />
Regelungen zu Bonuszahlungen<br />
an Banker vor. Diese sollen demnach im<br />
Regelfall nicht höher als ihr Jahresgrundgehalt<br />
ausfallen. Nur unter besonderen<br />
Umständen und mit Zustimmung der Anteilseigner<br />
soll sich eine Bonuszahlung auf<br />
maximal 200 % des Jahresgrundgehalts<br />
erhöhen können.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 33<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Dr. Frank<br />
Hülsberg, Düsseldorf,<br />
frank.huelsberg@<br />
wts.de<br />
Sonderregelungen für<br />
systemrelevante Banken<br />
und KMU<br />
Deckelung der Banker<br />
Boni<br />
Kontakt:<br />
Thomas Krug,<br />
München,<br />
thomas.krug@wts.de
Erneute Änderung des<br />
IAS 19<br />
Das Ziel ist die Vereinfachung<br />
des Standards<br />
ERS HFA 5 n.F.<br />
Klarstellung<br />
34<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
1d | IASB veröffentlicht Entwurf zu Änderungen des Standards IAS 19 bezüglich<br />
Leistungen an Arbeitnehmer | Autor: Sebastian Signer, München<br />
Nach dem Inkrafttreten der jüngsten Überarbeitung<br />
des IAS 19 zum 01.01.2013 hat<br />
das International Accounting Standards<br />
Board (IASB) schon im März wieder einen<br />
ersten Entwurf zu erneuten Änderungen<br />
an diesem Standard veröffentlicht. Es<br />
handelt sich dabei um die Reaktion auf die<br />
Kritik an der Komplexität einiger Bestimmungen<br />
des IAS 19. Der Entwurf mit dem<br />
Titel „Defined Benefit Plans: Employee<br />
Contributions“ (ED/2013/4) bezieht sich<br />
insbesondere auf die Bilanzierung von<br />
Beiträgen von Arbeitnehmern und Dritten<br />
zu leistungsorientierten Plänen.<br />
Das Ziel der aktuell vorgeschlagenen Modifikation<br />
des IAS 19 ist die Vereinfachung<br />
der Bilanzierung von Leistungen an Arbeitnehmer.<br />
Der Entwurf sieht vor, dass Arbeitnehmerbeiträge<br />
zu leistungsorientierten<br />
Plänen als Reduktion des Dienstzeitaufwandes<br />
ausgewiesen werden dürfen, so<br />
Der Hauptfachausschuss des IDW hat den<br />
Entwurf IDW ERS HFA 5 n.F. am 13.03.2013<br />
verabschiedet. Grund für die Überarbeitung<br />
waren die Änderungen durch das<br />
BilMoG sowie zahlreiche Änderungen der<br />
Landesstiftungsgesetze. Der Aufbau des<br />
ERS HFA 5 n.F. orientiert sich nun weitestgehend<br />
an der Struktur der IDW Stellungnahme<br />
zur Rechnungslegung von Vereinen<br />
(IDW RS HFA 14).<br />
Klargestellt wurde, dass neben einer<br />
Kapitalflussrechnung eine Einnahmen/<br />
AusgabenRechnung i.S.v. § 63 Abs. 3 AO<br />
als mögliche Form einer zahlungsstromorientierten<br />
Rechnung in Betracht<br />
kommt.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
weit die Beiträge mit den in dieser Periode<br />
erbrachten Leistungen des Arbeitnehmers<br />
verbunden sind. Die Änderung betrifft<br />
beispielsweise Arbeitnehmerbeiträge zu<br />
leistungsorientierten Plänen, die sich auf<br />
Basis eines festen, nach den Jahren der<br />
Betriebszugehörigkeit des Arbeitnehmers<br />
bestimmten Prozentsatzes des Gehalts<br />
berechnen.<br />
Diese Regelung dürfte laut Vorschlag<br />
bereits mit Verabschiedung der geänderten<br />
Fassung des IAS 19 von Unternehmen<br />
angewendet werden, müsste jedoch spätestens<br />
bis zu einem noch festzulegenden<br />
Termin verpflichtend von allen nach IFRS<br />
bilanzierenden Unternehmen angewendet<br />
werden.<br />
Bis einschließlich 25.07.2013 kann hierzu<br />
beim IASB eine öffentliche Stellungnahme<br />
abgegeben werden.<br />
1e | Vereinfachungen für die Rechnungslegung von Stiftungen und Vereinen −<br />
neuer Entwurf einer IDW Verlautbarung | Autoren: StB Christian Verse,<br />
Thomas Batt, München<br />
Eine Einnahmenüberschussrechnung wird<br />
künftig in Anlehnung an § 4 Abs. 3 EStG<br />
als alternative Form der Einnahmen/<br />
AusgabenRechnung von Stiftungen ebenfalls<br />
anerkannt. Zudem ist eine geringere<br />
Gliederungstiefe der Vermögensübersicht<br />
vorgesehen.<br />
Weitere Neuerungen des IDW ERS HFA 5<br />
n. F. betreffen u. a. die Erläuterungen zur<br />
Kapitalerhaltung, die Empfehlung zur Gliederung<br />
der Gewinn und Verlustrechnung<br />
nach dem Umsatzkostenverfahren sowie<br />
zum Eigenkapitalausweis.<br />
Es besteht die Möglichkeit zur Stellungnahme<br />
gegenüber dem IDW bis zum<br />
30.09.2013.<br />
Anwendungszeitpunkt<br />
noch offen<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Hans-Georg<br />
Weber, Raubling,<br />
hans-georg.weber@<br />
wts.de<br />
Einnahmenüberschussrechnung<br />
als Alternative<br />
Gliederung der GuV nach<br />
dem Umsatzkostenverfahren<br />
Kontakt:<br />
Thomas Krug,<br />
München,<br />
thomas.krug@wts.de
IDW ERS IFA 1 ersetzt IDW<br />
St/WFA 1/1996<br />
Drei wesentliche<br />
Änderungen<br />
Bestimmung des<br />
Gebrauchswerts<br />
IASB ED/2013/3<br />
Phase 2 des IAS 19<br />
Projekts<br />
Expected Credit Loss<br />
Modell<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
1f | Abgrenzung von Erhaltungsaufwand und Herstellungskosten bei Gebäuden in<br />
der Handelsbilanz | Autoren: StB Christian Verse, Alexander Schwalm, München<br />
Der Immobilienwirtschaftliche Fachausschuss<br />
(IFA) des Instituts der Wirtschaftsprüfer<br />
hat den „Entwurf einer IDW Stellungnahme<br />
zur Rechnungslegung: Abgrenzung<br />
von Erhaltungsaufwand und Herstellungskosten<br />
bei Gebäuden in der Handelsbilanz<br />
(IDW ERS IFA 1)“ veröffentlicht. Sie betrifft<br />
sowohl Wohn als auch Gewerbeimmobilien.<br />
Der Entwurf stellt eine Aktualisierung<br />
der „IDW Stellungnahme des Wohnungswirtschaftlichen<br />
Fachausschusses 1/1996:<br />
Zur Abgrenzung von Erhaltungsaufwand<br />
und Herstellungsaufwand bei Gebäuden<br />
(IDW St/WFA 1/1996)“ dar, die nach der<br />
endgültigen Verabschiedung der neuen<br />
Stellungnahme ersetzt werden soll.<br />
Wie auch bereits IDW St/WFA 1/1996<br />
erläutert IDW ERS IFA 1, unter welchen<br />
Voraussetzungen bauliche Maßnahmen an<br />
Gebäuden aktivierungspflichtige Herstellungskosten<br />
darstellen, weil diese zur<br />
Herstellung eines neuen Gebäudes oder<br />
zu einer Erweiterung oder wesentlichen<br />
Verbesserung eines bestehenden Gebäudes<br />
führen. Die Änderungen betreffen im<br />
Wesentlichen drei Bereiche:<br />
Zum einen wurde bei den Aktivierungsvoraussetzungen<br />
nach § 255 Abs. 2 Satz 1 HGB<br />
im Bereich der wesentlichen Verbesserungen<br />
eines Vermögensgegenstands bei<br />
1g | IASB veröffentlicht neuen Exposure Draft ED/2013/3 „Financial Instruments:<br />
Expected Credit Losses“ | Autor: StB Christian Verse, München<br />
Der IASB hat am 07.03.2013 einen Änderungsentwurf<br />
zu IFRS 9 Finanzinstrumente<br />
hinsichtlich der Bilanzierung von Wertminderungen<br />
bei Finanzinstrumenten<br />
veröffentlicht (ED/2013/3 Financial Instruments:<br />
Expected Credit Losses).<br />
ED/2013/3 ist Bestandteil von Phase 2<br />
des IASBProjekts zur Ablösung von IAS 39<br />
Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung<br />
durch IFRS 9.<br />
Das in diesem Entwurf vorgeschlagene Expected<br />
Credit LossModell soll das Incurred<br />
LossModell des IAS 39 ersetzen, welcher<br />
grundsätzlich Wertminderungen erst mit<br />
der Gebäudequalität die Bestimmung des<br />
Gebrauchswerts eines Gebäudes geregelt.<br />
Diesbezüglich gehört im Rahmen der<br />
Anhebung des Standards eines Gebäudes<br />
im Gegensatz zum BMFSchreiben vom<br />
18.07.2003 neben Heizung, Sanitärausstattung,Elektroinstallation/Informationstechnik<br />
und Fenster auch Wärmedämmung<br />
zu den zentralen Bereichen der<br />
Ausstattung.<br />
Weiter wurde definiert, wann eine Erweiterung<br />
eines Gebäudes nicht vorliegt. Dies<br />
ist demnach dann der Fall, wenn errichtete<br />
Anlagen, wie z. B. Blockheizkraftwerke, so<br />
dimensioniert sind, dass sie auch weitere<br />
Gebäude mit Wärme versorgen und Energie<br />
erzeugen.<br />
Neu aufgenommen wurden Ausführungen<br />
zu Besonderheiten bei komponentenweiser<br />
planmäßiger Abschreibung<br />
i. S. d. IDW RH HFA 1.0163. Ein Austausch<br />
einer Komponente ist demnach nicht zu<br />
aktivieren. Aufwendungen, die nicht für<br />
den Austausch einer Komponente anfallen,<br />
sind nur dann zu aktivieren, wenn das<br />
Gebäude dadurch insgesamt erweitert<br />
oder verbessert wird. Sofern mehrere<br />
Komponenten betroffen sind, sind die angefallenen<br />
Aufwendungen entsprechend<br />
auf die Komponenten zu verteilen.<br />
Eintritt eines Verlustereignisses vorsah.<br />
Der Umfang der Wertminderung bei Finanzinstrumenten<br />
soll gemäß ED/2013/3<br />
von einer wesentlichen Verschlechterung<br />
der Kreditqualität des Finanzinstruments<br />
seit Erstansatz abhängen. Erwartete Kreditausfälle<br />
bei Finanzinstrumenten sollen<br />
unter Berücksichtigung vergangener<br />
Ereignisse, gegenwärtiger Konditionen sowie<br />
vertretbarer Zukunftsprognosen von<br />
zukünftigen cash flows erfasst werden.<br />
Der Anwendungsbereich umfasst alle<br />
finanziellen Vermögenswerte, die zu fortgeführten<br />
Anschaffungskosten bilanziert<br />
werden, alle schuldrechtlichen Finanzins<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 35<br />
Negative Abgrenzung<br />
bzgl. Erweiterung<br />
Komponentenweise<br />
planmäßige Abschreibung<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Hans-Georg<br />
Weber, Raubling,<br />
hans-georg.weber@<br />
wts.de<br />
Anwendungsbereich
Umfangreiche<br />
Angabepflichten<br />
Intention der geplanten<br />
Änderungen<br />
Empfehlungscharakter<br />
der Vorschläge<br />
Definition von Höchstgrenzen<br />
der Vorstandsvergütungen<br />
36<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Financial Advisory<br />
trumente, die zum beizulegenden Zeitwert<br />
bewertet werden und deren Wertänderung<br />
im other comprehensive income<br />
erfasst wird, alle Handels und Leasingforderungen<br />
sowie andere Finanzinstrumente,<br />
die ein Kreditrisiko beinhalten.<br />
Am 05.02.2013 hat die Regierungskommission<br />
Deutscher Corporate Governance<br />
Kodex (DCGK) Vorschläge zu möglichen<br />
Änderungen ihres Regelwerks veröffentlicht.<br />
Diese sollen vor allem die Überwachungsfunktion<br />
des Aufsichtsrats stärken<br />
und die Transparenz hinsichtlich der Vorstandsbezüge<br />
erhöhen. Eine Beschlussfassung<br />
zu den Änderungen ist im Mai 2013<br />
vorgesehen. Die neuen Regelungen treten<br />
mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger<br />
in Kraft.<br />
Im Fokus der Änderungsvorschläge stehen<br />
die Struktur sowie die Höhe der Vorstandsvergütungen.<br />
Dabei wurden die Vorschläge<br />
generell als Empfehlungen formuliert.<br />
Abweichungen sind jedoch jährlich<br />
offen zulegen und zu begründen („comply<br />
or explain“). Die unternehmensspezifisch<br />
festzulegenden Methoden und Systeme<br />
der Vorstandsvergütungen bleiben von<br />
den Empfehlungen unberührt (z. B. aktienbasierte<br />
Vergütungen).<br />
Der Aufsichtsrat soll zukünftig das Verhältnis<br />
der Vorstandsvergütung zur Vergütung des<br />
oberen Führungskreises und der relevanten<br />
Gesamtbelegschaft, insbesondere in der<br />
zeitlichen Entwicklung, berücksichtigen.<br />
Die Definition des oberen Führungskreises<br />
sowie der Gesamtbelegschaft obliegt dabei<br />
dem Aufsichtsrat. Zudem sollen die Vorstandsvergütungen<br />
insgesamt und hinsichtlich<br />
ihrer einzelnen Vergütungsbestandteile<br />
betragsmäßige Höchstgrenzen aufweisen.<br />
Dies geht über die aktienrechtliche Verpflichtung<br />
des Aufsichtsrats börsennotierter<br />
Gesellschaften, eine Begrenzungsmöglichkeit<br />
im Falle außerordentlicher Entwicklungen<br />
(z. B. Realisierung stiller Reserven) zu<br />
vereinbaren, hinaus. Eine weitere explizite<br />
Nennung dieser inzwischen in das Aktiengesetz<br />
übernommenen Regelung ist nicht<br />
mehr vorgesehen.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
Aufgrund der hohen Subjektivität der<br />
Schätzung des erwarteten Verlustes sieht<br />
der Standardentwurf umfangreiche Angabepflichten<br />
vor, um die Vergleichbarkeit<br />
zu ermöglichen.<br />
1h | Geplante Änderungen des Deutschen Corporate Governance Kodex 2013 |<br />
Autor: Holger Pochat, München<br />
Des Weiteren soll der Aufsichtsrat zukünftig<br />
bei Versorgungszusagen das jeweils<br />
angestrebte Versorgungsniveau definieren<br />
sowie den daraus abgeleiteten jährlichen<br />
sowie den langfristigen Aufwand für das<br />
Unternehmen berücksichtigen.<br />
Weitere Empfehlungen wurden in Bezug<br />
auf Angaben im Vergütungsbericht formuliert,<br />
welcher als Teil des Lageberichts<br />
die Grundzüge des Vergütungssystems<br />
für die Vorstandsmitglieder darstellt.<br />
Diese wurden jeweils um Mustertabellen<br />
ergänzt, die auf freiwilliger Basis Verwendung<br />
finden und die Vergleichbarkeit<br />
der Vergütungsberichte zu anderen<br />
Unternehmen verbessern sollen. Diese<br />
Empfehlungen sowie die Mustertabellen<br />
sollen erst für Geschäftsjahre gelten, die<br />
nach dem 31.12.2013 beginnen. Die erste<br />
in diesem Zusammenhang vorgesehene<br />
Empfehlung sieht die Definition erreichbarer<br />
Maximal und Minimalvergütungen<br />
für die variablen Vergütungsbestandteile<br />
vor. Die dazugehörige Mustertabelle<br />
unterscheidet darüber hinaus u. a. nach<br />
einmaligen und mehrjährigen variablen<br />
Vergütungen. Die zweite Empfehlung<br />
sieht die explizite Angabe des Zuflusses<br />
von Fixvergütungen sowie kurz und<br />
langfristiger variabler Vergütungen im<br />
bzw. für das Berichtsjahr vor. In der entsprechenden<br />
Mustertabelle ist außerdem<br />
u. a. die Angabe von “sonstigen Zuflüssen“<br />
(z. B. aus Vergütungsrückforderungen)<br />
vorgesehen. Die dritte Empfehlung<br />
beinhaltet die Angabe des Aufwands im<br />
Berichtsjahr zu mehrjährigen variablen<br />
Vergütungen sowie zur Altersversorgung.<br />
Die zugehörigen Mustertabellen berücksichtigen<br />
ebenfalls zusätzliche Angaben<br />
(u. a. den Wert des variablen Vergütungsanspruchs<br />
zum Zeitpunkt der Gewährung<br />
sowie die Angabe der Nettozinskomponente<br />
gemäß IAS 19).<br />
Kontakt:<br />
WP/StB Hans-Georg<br />
Weber, Raubling,<br />
hans-georg.weber@<br />
wts.de<br />
Empfehlungen zum<br />
Vergütungsbericht<br />
Kontakt:<br />
Michael Ruth,<br />
München,<br />
michael.ruth@wts.de
Zunahme von Datenschutz<br />
und Informationssicherheitsvorfällen<br />
Internationaler Aspekt<br />
(IT)Compliance ist<br />
Chefsache<br />
Vielfältige regulatorische<br />
Anforderungen<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
2 Compliance<br />
2 | IT-Compliance und Datenschutz – Management rechtlich-regulatorischer<br />
Anforderungen | Autoren: Carsten Schirp, CISA, ISO/IEC 27001 Lead Auditor und<br />
RAin Jana Post, Düsseldorf<br />
In jüngster Zeit sind zahlreiche compliancerelevante<br />
Informationssicherheits<br />
und Datenschutzvorfälle in Unternehmen<br />
bekannt geworden. Bei Großkonzernen<br />
wie der Bahn oder der Telekom ereigneten<br />
sich diese überwiegend im Bereich des<br />
Missbrauchs personenbezogener Daten.<br />
Etablierte mittelständische Unternehmen<br />
mussten sich beispielsweise mit dem Verlust<br />
von Firmen Knowhow und Geschäftsgeheimnissen<br />
nach gezielten Angriffen<br />
oder aber auch mit sog. Offshore Leaks aus<br />
steuerlicher Sicht auseinandersetzen.<br />
Die Vorfälle der jüngsten Zeit zeigen, dass<br />
die Themen Datenschutz und Informationssicherheit<br />
von maßgeblicher rechtlicher,<br />
steuerlicher und wirtschaftlicher Bedeutung<br />
für Unternehmen geworden sind. Hinzu<br />
kommt, dass die elektronische Datenverarbeitung<br />
und der Umgang mit Informationen<br />
in Unternehmen im Allgemeinen längst<br />
nicht mehr auf den deutschen Rechtsraum<br />
beschränkt sind und überdies an Umfang<br />
und Komplexität stetig zunehmen.<br />
Die entsprechenden rechtlichen und regulatorischen<br />
Pflichten stellen daher auch im<br />
ITUmfeld eine wesentliche Teilmenge der<br />
Gesamtheit der ComplianceAnforderungen<br />
dar und sollten heute auf der Agenda jedes<br />
Chief Information Officer (CIO) und Chief<br />
Compliance Officer (CCO) im Rahmen ihrer<br />
Governance, Risk und Compliance Aktivitäten<br />
präsent sein. Zu nennen sind neben den<br />
Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
(BDSG) insoweit etwa die rechtlichen<br />
Anforderungen des Handels und Steuerrechts,<br />
wie die Grundsätze zum Datenzugriff<br />
und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen<br />
(GdPdU) oder die Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
DVgestützter Buchführungssysteme<br />
(GoBS) mit Regelungen zur Buchführung<br />
mittels Datenverarbeitungssystemen und<br />
internem Kontrollsystem, aber auch Pflichten<br />
zur ordnungsgemäßen Datenaufbewahrung.<br />
Ergänzend bestehen regelmäßig<br />
branchen und bereichsspezifische ITCompIianceAnforderungen,<br />
z. B. aufgrund zu<br />
wahrender Berufsgeheimnispflichten<br />
(§ 203 StGB), Sozialdatenverarbeitung<br />
(SGB IV, SGB V, SGB X) oder besonders regulierter<br />
Tätigkeitsfelder wie etwa Banken<br />
und Versicherungen im Hinblick auf die<br />
MaRisk und VaRisk oder Telekommunikation<br />
(TKG). Schließlich folgen entsprechende<br />
CompliancePflichten nicht selten aus<br />
Verträgen, Zertifizierungen (ISO/IEC 27001,<br />
ISO/IEC 20000, ISO 9001) oder unternehmerischer<br />
Selbstverpflichtung („Code of Conduct“).<br />
Nicht zuletzt ist der übergreifende<br />
Schutz und Fortbestand des Unternehmens<br />
mit seinen Mitarbeitern und essentiellen<br />
Werten oberstes unternehmerisches Ziel.<br />
Um die praktische Auswirkung und resultierende<br />
Handlungsbedarfe aus den<br />
genannten ComplianceVerpflichtungen<br />
einordnen zu können, hilft ein Blick auf die<br />
typischen Unternehmensabläufe, welche in<br />
aller Regel über die Elemente Organisation,<br />
ihrer handelnden Personen, der verschiedenen<br />
durch diese genutzten Prozesse sowie<br />
unterstützende (informationsverarbeitende)<br />
Technologien abgewickelt werden. Das<br />
bedeutet, dass unter dem Gesichtspunkt potentieller<br />
compliancegefährdender Unternehmensrisiken<br />
alle aufgezählten Elemente<br />
unter den Aspekten der Informationssicherheit<br />
und des Datenschutzes ganzheitlich zu<br />
betrachten sind. Um etwaigen Verstößen<br />
und den damit verbundenen Problematiken<br />
wie wirtschaftliche Schieflage, Haftungsrisiken<br />
für Unternehmen, Geschäftsleitungen<br />
und Mitarbeiter entgegenzuwirken,<br />
sind ITCompliance und Datenschutzmaßnahmen<br />
zwingend zu ergreifen.<br />
Dies erfordert zunächst eine lückenlose<br />
Erfassung der maßgeblichen ITComplianceAnforderungen.<br />
Darüber hinaus sind<br />
die entsprechenden Anforderungen mit<br />
Prozess und Kontrollmaßnahmen zu hinterlegen<br />
und deren Einhaltung regelmäßig<br />
zu überwachen und für Sachverständige<br />
Dritte, wie etwa Betriebs und Wirtschaftsprüfer,<br />
nachvollziehbar zu dokumentieren.<br />
Ergänzend dazu bedarf es eines integrierten<br />
Managementansatzes, der überdies stetig<br />
zu verbessern ist (siehe ISO/IEC 27001 PDCA<br />
Zyklus). Um dies nachhaltig im Unternehmen<br />
sicherstellen zu können, hat sich die<br />
Orientierung an marktüblichen Standards,<br />
Good Practices und anerkannte Methoden,<br />
wie z. B. Cobit, ITIL, ISO/IEC 27001, IT Grundschutz,<br />
bewährt.<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013 37<br />
Risiken und Auswirkungen<br />
von NonCompliance<br />
Lösungsansätze<br />
Kontakt:<br />
Rüdiger Giebichenstein,<br />
ISO/IEC 27001<br />
Lead Auditor,<br />
ruediger.giebichen<br />
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RA Dr. Thorsten B.<br />
Behling, Düsseldorf,<br />
thorsten.behling@<br />
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38<br />
Rund um die Uhr aktuell und präsent.<br />
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wts journal | # 2 | Mai 2013
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ISSN 21957754 <strong>WTS</strong>Journal<br />
Redaktion<br />
Dr. Martin Bartelt, Dirk Beduhn, Agnes DaubKienle,<br />
Nikolaus Färber, Anne Linke, Dr. Axel Löntz, Andreas<br />
Masuch, Till Reinfeld, Birgitt Trompeter<br />
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Düsseldorf I Erlangen I Frankfurt I Hamburg I<br />
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Typografie, Layout<br />
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wts journal | # 2 | Mai 2013 39
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