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Mandanten - WTS Aktiengesellschaft Steuerberatungsgesellschaft

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Mai 2013<br />

wts journal<br />

# 2.2013<br />

<strong>Mandanten</strong>information<br />

www.wts.de<br />

HIGHLIGHTS IN DIESER AUSGABE<br />

TAX | Nationales Steuerrecht<br />

Ertragsteuern:<br />

Aufgabe des sog. subjektiven Fehlerbegriffs<br />

hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen<br />

Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen<br />

Umsatzsteuer:<br />

Die Gelangensbestätigung und ihre Alternativen<br />

Anforderungen an die organisatorische Eingliederung<br />

bei der umsatzsteuerlichen Organschaft<br />

Erbschaft-/Schenkungsteuer:<br />

Keine Schenkungsteuer bei verdeckten Gewinnausschüttungen<br />

TAX | Internationales<br />

Berücksichtigung sog. finaler (Auslands­)Verluste<br />

im Falle einer grenzüberschreitenden Aufwärtsverschmelzung<br />

LEGAL<br />

Datenschutz:<br />

Abmahnfähigkeit von Datenschutzverstößen auf<br />

Unternehmenswebseiten<br />

CONSULTING<br />

Financial Advisory:<br />

„Gelegenheit macht Diebe!“ – forensische<br />

Sonderuntersuchungen in Insolvenzverfahren<br />

aus Gläubigersicht<br />

Basel III – EU einigt sich auf Gesetzespaket<br />

Compliance:<br />

IT­Compliance und Datenschutz – Management<br />

rechtlich­regulatorischer Anforderungen


Seite<br />

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2<br />

Inhalt<br />

TAX | Nationales Steuerrecht<br />

1 Ertragsteuern<br />

a Überblick über den aktuellen Stand der<br />

Gesetzgebungsverfahren im Zusammenhang<br />

mit dem gescheiterten JStG 2013<br />

b Aufgabe des sog. subjektiven Fehlerbegriffs<br />

hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen<br />

c Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen<br />

d Berücksichtigung von Finanzierungskosten<br />

(sog. Poolfinanzierung) bei der<br />

Bewertung von Rückstellungen zur Aufbewahrung<br />

von Geschäftsunterlagen<br />

e Wertaufhellungszeitraum endet spätestens<br />

mit Ablauf der gesetzlichen Frist zur<br />

Aufstellung des Jahresabschlusses<br />

f „Vergebliche“ Due­Diligence­Kosten<br />

steuerlich abzugsfähig<br />

g Ermittlung eines Übernahmeergebnisses<br />

auch bei Seitwärtsabspaltungen −<br />

Umwandlungskosten nicht abziehbar<br />

h Nichtigkeitsklage der Bundesrepublik<br />

Deutschland wegen Europarechtswidrigkeit<br />

der sog. Sanierungsklausel unzulässig<br />

i Grunderwerbsteuer wegen Änderung<br />

des Gesellschafterbestands einer<br />

Personengesellschaft ist sofort abziehbarer<br />

Aufwand<br />

j Ausübung des Bilanzierungswahlrechts<br />

bei Übertragung einer § 6b­Rücklage in<br />

einen anderen Betrieb<br />

k Abziehbarkeit von Beratungskosten in<br />

Selbstanzeigefällen<br />

l Begriff der wesentlichen Beteiligung<br />

i. S. v. § 17 Abs. 1 EStG a.F. ist veranlagungszeitraumbezogen<br />

auszulegen<br />

m Nachweispflichten für Spendenabzug<br />

bei Auslandsspenden<br />

n Verfassungswidrigkeit der sog. Reichensteuer<br />

im Veranlagungszeitraum 2007<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

2 Umsatzsteuer<br />

a Geplante Umsatzsteueränderungen in<br />

der Schwebe<br />

b Die Gelangensbestätigung und ihre<br />

Alternativen<br />

c Anforderungen an die organisatorische<br />

Eingliederung bei der umsatzsteuerlichen<br />

Organschaft<br />

d Kein Vorsteuerabzug aus Strafverteidigungskosten<br />

e Bemessungsgrundlage der unentgeltlichen<br />

Wertabgabe beim Betrieb eines<br />

Blockheizkraftwerks<br />

f Ausgleichsverpflichtung des umsatzsteuerlichen<br />

Organträgers für Vorsteuerüberhänge<br />

3 Grunderwerbsteuer<br />

Keine Besteuerung nach § 1 Abs. 2a GrEStG<br />

i. V. m. § 42 AO bei Übergang von 94,4 % der<br />

Anteile am Gesellschaftsvermögen<br />

4 Erbschaft-/Schenkungsteuer<br />

a Keine Schenkungsteuer bei verdeckten<br />

Gewinnausschüttungen<br />

b Schenkungsteuerpflicht von Ausschüttungen<br />

eines US­Trusts<br />

5 AO/Verfahrensrecht<br />

Ehrenamtsstärkungsgesetz in Kraft<br />

getreten<br />

6 Lohnsteuer<br />

a Neufassung der Auslandsumzugskostenverordnung<br />

b Geldwerter Vorteil beim Erwerb<br />

einer vergünstigten Jahresnetzkarte<br />

(sog. Jobticket)<br />

c Betriebsveranstaltungen −<br />

€ 110­Freigrenze auf dem Prüfstand<br />

d 1 %­Regelung auf Basis des Bruttolistenneupreises<br />

verfassungsrechtlich<br />

unbedenklich<br />

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TAX | Internationales<br />

7 Brasilien<br />

a Sozialversicherungsabkommen<br />

Deutschland − Brasilien<br />

b Die neue brasilianische Ruling­Praxis bei<br />

„Cost­Sharing“­Vereinbarungen zwischen<br />

verbundenen Unternehmen<br />

8 EUGH<br />

Berücksichtigung sog. finaler (Auslands­)<br />

Verluste im Falle einer grenzüberschreitenden<br />

Aufwärtsverschmelzung<br />

9 Österreich<br />

a Arbeitskräftegestellung durch deutsche<br />

Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />

b Pensionsabfindung an den deutschen<br />

Gesellschafter­Geschäftsführer einer<br />

österreichischen GmbH<br />

LEGAL<br />

1 Datenschutz<br />

Abmahnfähigkeit von Datenschutzverstößen<br />

auf Unternehmenswebseiten<br />

2 Energierecht<br />

Senkung der Stromkosten: Energierechtskompetenz<br />

gefragt<br />

CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

a “Gelegenheit macht Diebe!“ –<br />

forensische Sonderuntersuchungen in<br />

Insolvenzverfahren aus Gläubigersicht<br />

b Continuous Auditing und Continuous<br />

Monitoring – gezielter Einsatz schafft<br />

unternehmerische Klarheit<br />

c Basel III – EU einigt sich auf Gesetzespaket<br />

d IASB veröffentlicht Entwurf zu<br />

Änderungen des Standards IAS 19<br />

bezüglich Leistungen an Arbeitnehmer<br />

e Vereinfachungen für die Rechnungslegung<br />

von Stiftungen und Vereinen −<br />

neuer Entwurf einer IDW Verlautbarung<br />

f Abgrenzung von Erhaltungsaufwand<br />

und Herstellungskosten bei Gebäuden in<br />

der Handelsbilanz<br />

g IASB veröffentlicht neuen Exposure<br />

Draft ED/2013/3 „Financial Instruments:<br />

Expected Credit Losses“<br />

h Geplante Änderungen des Deutschen<br />

Corporate Governance Kodex 2013<br />

2 Compliance<br />

IT­Compliance und Datenschutz –<br />

Management rechtlich­regulatorischer<br />

Anforderungen<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 3<br />

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Dr. Frank Hülsberg,<br />

<strong>WTS</strong> Partner,<br />

Head of Competence<br />

Center Governance,<br />

Risk & Compliance<br />

4<br />

Quo vadis, Compliance?<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

so manchen überkommt inzwischen eine<br />

gewisse Müdigkeit beim Thema Compliance.<br />

Nach den großen Korruptionsfällen<br />

der jüngeren Vergangenheit (Daimler,<br />

Siemens, MAN, Ferrostaal) scheint die<br />

Korruption in Deutschland zurückgedrängt<br />

worden zu sein. Neuere Erhebungen zeigen,<br />

dass zuletzt nur noch in 6 % der Fälle<br />

von Wirtschaftskriminalität Korruption im<br />

Spiel war. Der scheidende Daimler­Monitor,<br />

Ex­FBI­Chef Louis Freeh, hat dem Unternehmen<br />

gerade einen Gold­Standard<br />

bei Compliance und Integrität bescheinigt.<br />

Zahlreiche Unternehmen haben – teils mit<br />

erheblichen Kosten – Compliance­Programme<br />

eingeführt. Wird nun die Normalität<br />

wieder Einzug in den deutschen<br />

Unternehmensalltag halten und wird die<br />

Diskussion um regelkonforme Unternehmensführung<br />

so schnell wieder einschlafen,<br />

wie sie entstanden ist?<br />

Ganz klar: nein. Denn zum einen haben<br />

zahlreiche Unternehmen große Compliance­Einheiten<br />

aufgebaut, die jetzt verstärkt<br />

in die operativen Einheiten und Prozesse,<br />

insbesondere Einkauf und Vertrieb,<br />

integriert werden müssen; nur dort können<br />

sie wirksame Prävention leisten. Zum<br />

anderen müssen Compliance­Vorgaben<br />

um zwischenzeitlich ausgetriebene Blüten<br />

bereinigt werden, nach denen etwa die<br />

Annahme eines normalen Kaffees erlaubt<br />

ist, die eines Latte Macchiato jedoch schon<br />

als Regelverstoß gewertet wird. Und<br />

schließlich müssen auch mittelstandstaugliche<br />

Lösungen gefunden werden, denn<br />

nicht jedes Unternehmen kann sich eine<br />

eigene Abteilung und ein ausgefeiltes Programm<br />

leisten. In der Angemessenheitsdiskussion<br />

gibt es inzwischen Vorschub aus<br />

der EU, wenn auch aus dem Finanzsektor:<br />

sowohl die neue AIFM­Richtlinie als auch<br />

die ESMA­Leitlinien zur MiFID­Compliance<br />

sehen ausdrücklich eine Verhältnismäßigkeit<br />

der Maßnahmen vor.<br />

Und: Kartellverstöße laufen der Korruption<br />

inzwischen den Rang als größtes<br />

Compliance­Risiko ab. Schienen, Aufzüge,<br />

Autostahl, Brauereien, Schokolade,<br />

Instant­Cappuccino, Brillenglas und<br />

Autoglas – keine Branche ist mehr sicher.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Die Frage ist nicht, ob weitere große<br />

Fälle aufgedeckt werden, sondern wann.<br />

Das Bundeskartellamt hat ein anonymes<br />

Hinweisgebersystem installiert und kann<br />

daneben auf den Effekt der Kronzeugenregelung<br />

zählen. Daneben ist das weite<br />

Feld des Datenschutzes und der Sicherheit<br />

vertraulicher Unternehmensdaten<br />

in Deutschland noch nicht gut bestellt.<br />

Kundendaten sind ein sensibles Gut, ihr<br />

Verlust geht mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit<br />

einher, wie z. B. bei verschiedenen<br />

Kreditkartenunternehmen oder der<br />

Deutschen Telekom. Und schließlich erlebt<br />

die Tax Compliance eine Revitalisierung,<br />

indem sowohl die Prävention als auch das<br />

Fallmanagement („Remediation“) richtigerweise<br />

in die Compliance­ und Risk­<br />

Management­Systeme der Unternehmen<br />

integriert werden.<br />

Bei diesen Aufgaben steht den Unternehmen<br />

ein umfangreiches betriebswirtschaftliches,<br />

juristisches und technisches<br />

Rüstzeug zur Verfügung, um sich gegen<br />

Compliance­Risiken zu schützen. So setzen<br />

Compliance, Risikomanagement und<br />

Interne Revision inzwischen vielfach auf<br />

einer einheitlichen Risikolandkarte des<br />

Unternehmens auf, beseitigen gemeinsam<br />

kostspielige Redundanzen und erkennen<br />

„blinde Flecken“. Continuous Auditing /<br />

Monitoring­Systeme erlauben die systematische<br />

und größtenteils automatisierte<br />

Überwachung von Risikoparametern.<br />

Geschäftsleitung und Aufsichtsgremien<br />

können sich mit einem Blick vergewissern,<br />

welche aktuellen Risiken vorliegen und<br />

wie sie behandelt werden.<br />

Compliance bleibt also ein zentrales Thema,<br />

Wesentlichkeit und Augenmaß sind<br />

dabei – wie bei anderen Entscheidungen<br />

auch – ein guter Ratgeber.<br />

Ihr Dr. Frank Hülsberg


AmtshilfeRLUmsG im<br />

Vermittlungsausschuss<br />

Ausblick und Einschätzung<br />

in Bezug auf parallele<br />

Gesetzgebungsverfahren<br />

BFH vom 31.01.2013<br />

(AZ: GrS 1/10)<br />

Urteilsfall<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

1a | Überblick über den aktuellen Stand der Gesetzgebungsverfahren im Zusammenhang<br />

mit dem gescheiterten JStG 2013 | Autor: RA/StB Dr. Martin Bartelt, München<br />

Im Januar dieses Jahres war das ursprüngliche<br />

Jahressteuergesetz 2013 (JStG 2013)<br />

gescheitert. Zunächst wurde lediglich<br />

ein ausgewählter Teil der darin vorgesehenen<br />

steuerlichen Änderungen mit<br />

Entwurf des Amtshilferichtlinie­Umsetzungsgesetzes<br />

(AmtshilfeRLUmsG) von<br />

den Regierungsfraktionen erneut in das<br />

Gesetzgebungsverfahren eingebracht (vgl.<br />

<strong>WTS</strong> Journal 01/2013). Nachdem der Bundestag<br />

das Gesetz zunächst am 28.02.2013<br />

unverändert verabschiedet hatte, rief der<br />

Bundesrat mit Beschluss vom 22.03.2013<br />

den Vermittlungsausschuss (VA) an. In<br />

seiner ersten Sitzung am 23.04.2013<br />

vertagte dieser zwischenzeitlich seine<br />

Beratungen hierzu auf den 05.06.2013.<br />

Inhaltlich zeichnet sich im VA eine<br />

Einigung zum AmtshilfeRLUmsG ab.<br />

Im Ergebnis könnte das Gesetz im Wesentlichen<br />

so gefasst werden, dass die<br />

Mit Beschluss des Großen Senats gibt der<br />

BFH den sog. subjektiven Fehlerbegriff<br />

hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen auf.<br />

Das Finanzamt ist mithin im Rahmen der<br />

ertragsteuerlichen Gewinnermittlung<br />

nicht an eine objektiv unzutreffende<br />

rechtliche Beurteilung des Steuerpflichtigen<br />

gebunden, die dieser seiner Bilanz<br />

zugrunde legt. Dies gilt selbst dann, wenn<br />

eine solche Beurteilung im Zeitpunkt der<br />

Bilanzaufstellung aus Sicht eines ordentlichen<br />

und gewissenhaften Kaufmanns<br />

vertretbar war.<br />

Die Klägerin und Revisionsklägerin (Klägerin)<br />

ist ein Mobilfunkbetreiber. Streitig<br />

war, ob für Betriebsvermögensminderungen<br />

aus der verbilligten Abgabe von<br />

Mobiltelefonen ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten<br />

zu bilden ist. Dieser<br />

materiell­rechtliche Streitpunkt wurde<br />

allerdings von der verfahrensrechtlichen<br />

Frage überlagert, ob das Finanzamt von<br />

der eingereichten Bilanz überhaupt abweichen<br />

durfte. Letzteres sei nur zulässig,<br />

wenn die Bilanz fehlerhaft ist. Im Ergeb­<br />

Beschlussempfehlung des VA zum JStG<br />

2013 vom 12.12.2012 ohne die strittigen<br />

Vorschläge zur steuerlichen Gleichstellung<br />

der eingetragenen Lebenspartnerschaften<br />

umgesetzt wird. Mit Blick auf eine Modifizierung<br />

der Regelungsvorschläge zur sog.<br />

Cash­GmbH bei der Erbschaftsteuer soll<br />

nun allerdings auch der am 25.04.2013<br />

vom Bundestag verabschiedete, jedoch<br />

am 03.05.2013 vom Bundesrat ebenfalls<br />

in den VA geschickte Gesetzentwurf zur<br />

Verkürzung der Aufbewahrungsfristen<br />

sowie zur Änderung steuerlicher Vorschriften<br />

in die Diskussion einbezogen<br />

werden. Sowohl dieses letztgenannte<br />

Gesetzgebungsverfahren als auch das<br />

Verfahren zum parallel über den Bundesrat<br />

eingebrachten Entwurf eines JStG 2013<br />

der Länder würden dann möglicherweise<br />

nicht weiter betrieben werden und mit<br />

Beendigung der Legislaturperiode der<br />

Diskontinuität anheimfallen.<br />

1b | Aufgabe des sog. subjektiven Fehlerbegriffs hinsichtlich bilanzieller Rechtsfragen<br />

| Autorin: RAin/FAinStR Elke Wilcox, LL.M., München<br />

nis müssten dieselben Voraussetzungen<br />

vorliegen, welche den Steuerpflichtigen<br />

nach § 4 Abs. 2 Satz 1 EStG dazu berechtigen<br />

würden, seine Bilanz nachträglich zu<br />

berichtigen.<br />

Für die Beurteilung der Frage, ob eine<br />

Bilanz in diesem Sinne als „fehlerhaft“<br />

zu qualifizieren ist, galt nach bisheriger<br />

Rechtsprechung des BFH auch hinsichtlich<br />

der Beurteilung von Rechtsfragen ein<br />

subjektiver Maßstab. Eine Bilanz oder ein<br />

Bilanzansatz wurden nicht als „fehlerhaft“<br />

(weil subjektiv richtig) qualifiziert, wenn<br />

die zugrunde liegende rechtliche Beurteilung<br />

im Zeitpunkt der Bilanzerstellung<br />

aus Sicht eines ordentlichen und gewissenhaften<br />

Kaufmanns vertretbar war. Die<br />

Finanzverwaltung war an diese Bilanzierung<br />

selbst dann gebunden, wenn sich<br />

die Beurteilung als objektiv fehlerhaft<br />

erwies.<br />

Der Große Senat erklärt nun eine Abkehr<br />

von dieser bisherigen Rechtsauffassung.<br />

Eine Bindung des Finanzamts an eine ob­<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 5<br />

Kontakt:<br />

RA/StB Dr. Martin<br />

Bartelt, München,<br />

martin.bartelt@wts.de<br />

Bisherige Rechtsprechung<br />

Änderung der Recht ­<br />

sprechung


Begründung im<br />

Einzelnen<br />

Urteilsfall<br />

BMF vom 24.06.2011<br />

6<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

jektiv unzutreffende, jedoch im Zeitpunkt<br />

der Bilanzaufstellung subjektiv vertretbare<br />

rechtliche Beurteilung lasse sich weder<br />

aus § 5 Abs. 1 S. 1 EStG noch aus § 4 Abs. 2<br />

EStG (Bilanzänderung und ­berichtigung)<br />

ableiten. Es komme selbst dann allein auf<br />

die objektive Rechtslage an, wenn eine im<br />

Zeitpunkt der Bilanzierung von Verwaltung<br />

und Rechtsprechung noch praktizierte<br />

Rechtsauffassung später geändert wird.<br />

In Bezug auf die Aufgabe des sog. subjektiven<br />

Fehlerbegriffs sei keine Übergangsfrist<br />

vorzusehen.<br />

In seiner Begründung betont der Große<br />

Senat, dass sowohl die Finanzverwaltung<br />

als auch die Gerichte aus verfassungsrechtlichen<br />

Gründen verpflichtet<br />

seien, ihren Entscheidungen die objektiv<br />

richtige Rechtslage zugrunde zu legen. Die<br />

Besteuerung knüpfe an den tatsächlich<br />

verwirklichten Sachverhalt (§ 38 AO), nicht<br />

aber an Rechtsansichten des Steuerpflichtigen<br />

an. Die Verwirklichung eines<br />

bestimmten Sachverhalts könnte ansonsten<br />

je nach der subjektiven Beurteilung<br />

der Rechtslage durch den Steuerpflichtigen<br />

trotz vergleichbarer Sachverhalte zu<br />

unterschiedlichen Belastungen führen.<br />

Dies wäre mit dem Gebot der gesetz­ und<br />

gleichmäßigen Besteuerung unvereinbar.<br />

Entsprechen Bilanzansätze objektiv nicht<br />

den jeweils maßgebenden speziellen<br />

1c | Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen |<br />

Autorin: StBin Olena Kneidl, München<br />

In dem Urteilsfall hatte der Erwerber eines<br />

Betriebs zusammen mit den Wirtschaftsgütern<br />

auch die dazugehörigen Verpflichtungen<br />

aus Pensionszusagen übernommen<br />

(Schuld­ bzw. Vertragsübernahme nach<br />

§ 613a BGB). Der Ansatz übernommener<br />

Wirtschaftsgüter und Schulden in seiner<br />

Eröffnungsbilanz erfolgte nach § 6 Abs. 1<br />

Nr. 7 EStG zutreffend mit den Anschaffungskosten<br />

(Grundsatz der Erfolgsneutralität<br />

von Anschaffungsvorgängen). In der<br />

folgenden Schlussbilanz des Betriebsübernehmers<br />

sind diese allerdings nach Auffassung<br />

der Finanzverwaltung wieder unter<br />

Berücksichtigung steuerlicher Ansatz­ und<br />

Bewertungsvorbehalte anzusetzen. Insbesondere<br />

im Hinblick auf übernommene<br />

Verpflichtungen (wie z. B. Pensions­ und<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

bilanzsteuerrechtlichen Vorschriften, sei<br />

das Finanzamt zu einer eigenständigen<br />

Gewinnermittlung berechtigt und verpflichtet.<br />

Ausdrücklich nicht entschieden hat der BFH<br />

über die Anwendung des sog. subjektiven<br />

Fehlerbegriffs auf Fälle, in denen der<br />

Steuerpflichtige bei der Bilanzierung von<br />

unzutreffenden Tatsachen (Prognosen<br />

oder Schätzungen) ausgegangen ist, ohne<br />

dabei gegen die ihm obliegenden Sorgfaltspflichten<br />

verstoßen zu haben.<br />

Mit der Aufgabe des sog. subjektiven<br />

Fehlerbegriffs in Bezug auf bilanzrechtliche<br />

Rechtsfragen trägt der Große Senat<br />

der Natur des Steuerrechts als objektives<br />

Lastenverteilungsrecht Rechnung. Die<br />

Berücksichtigung der objektiv zutreffenden<br />

rechtlichen Beurteilung hat daher<br />

auch nicht nur zu Lasten, sondern genauso<br />

zu Gunsten des Steuerpflichtigen<br />

zu erfolgen. Auch die Maßgeblichkeit<br />

der Handelsbilanz, für welche der sog.<br />

subjektive Fehlerbegriff als GoB anerkannt<br />

ist, kann nicht zu einem anderen Ergebnis<br />

führen. Einschränkungen in Bezug auf den<br />

nun vom BFH für bilanzielle Rechtsfragen<br />

vertretenen sog. objektiven Fehlerbegriff<br />

können sich im Einzelfall allerdings mit<br />

Blick auf das Verfahrensrecht (z. B. Vertrauensschutz<br />

nach § 176 AO) ergeben.<br />

Drohverlustrückstellungen, die Passivierungsbeschränkungen<br />

unterliegen) führt<br />

eine solche Vorgehensweise regelmäßig<br />

zu steuerpflichtigen Gewinnen (sog. Erwerbsgewinne).<br />

So auch in dem Urteilsfall:<br />

Das Finanzamt bestand darauf, die<br />

Rückstellungen für die übernommenen<br />

Pensionszusagen in der Folgebilanz des<br />

Übernehmers unter vollumfänglicher<br />

Anwendung von § 6a EStG unterhalb der<br />

Anschaffungskosten anzusetzen, woraus<br />

eine Gewinnerhöhung resultierte.<br />

Mit dem Revisionsurteil hat der BFH seine<br />

Rechtsprechung zur Passivierung übernommener<br />

Verpflichtungen fortgeführt<br />

(vgl. hierzu u. a. bereits TJ 02/2010 und<br />

TJ 02/2012) und der Auffassung der Finanz­<br />

Subjektiver Fehlerbegriff<br />

hinsichtlich Tatsachen<br />

Folgen für die Praxis<br />

Kontakt:<br />

RA/StB Dr. Martin<br />

Bartelt, München,<br />

martin.bartelt@wts.de<br />

BFH vom 12.12.2012<br />

(AZ: I R 69/11)


Fortsetzung der Rechtsprechung<br />

BFH vom<br />

16.12.2009<br />

(AZ: I R 102/08) und<br />

BFH vom 14.12.2011<br />

(AZ: I R 72/10)<br />

Bildung einer Rückstellung<br />

zur Aufbewahrung<br />

von Geschäftsunterlagen<br />

Poolfinanzierung als notwendige<br />

Gemeinkosten?<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

verwaltung erneut widersprochen. Entgeltlich<br />

übernommene Verpflichtungen<br />

seien nicht nur im Übernahmezeitpunkt,<br />

sondern auch an den nachfolgenden<br />

Bilanzstichtagen erfolgsneutral auszuweisen.<br />

Die steuerbilanziellen Ansatz­ und<br />

Bewertungsbeschränkungen hätten das<br />

Ziel, am Stichtag bereits vorhandene, aber<br />

unrealisierte Verpflichtungen entgegen<br />

dem handelsrechtlichen Imparitätsprinzip<br />

auf künftige Veranlagungszeiträume<br />

zu verlagern. Dagegen seien entgeltlich<br />

erworbene Verpflichtungen bereits im<br />

Übernahmezeitpunkt realisiert, so dass die<br />

steuerbilanziellen Ansatzbeschränkungen<br />

hier nicht greifen. Desweiteren hält der<br />

BFH die Besteuerung andernfalls entstehender<br />

fiktiver Erwerbsgewinne für nicht<br />

Sowohl in der Handels­ als auch in der<br />

Steuerbilanz ist für die Kosten zur Aufbewahrung<br />

von Geschäftsunterlagen eine<br />

Rückstellung zu bilden. Handelsrechtlich<br />

ist der nach kaufmännischer Beurteilung<br />

angemessene Betrag anzusetzen (§ 253<br />

Abs. 1 Satz 2 HGB), während ertragsteuerlich<br />

nur die Einzelkosten und der angemessene<br />

Teil der notwendigen Gemeinkosten<br />

einzubeziehen sind (§ 6 Abs. 1<br />

Nr. 3a Buchst. b EStG).<br />

Ob Finanzierungskosten, die durch Schlüsselung<br />

aus den gesamten Kosten eines<br />

Finanzierungspools im Unternehmen<br />

errechnet wurden (sog. Poolfinanzierung),<br />

als solche notwendige Gemeinkosten<br />

anzusehen sind, war bis zu der nun ergangenen<br />

Entscheidung des BFH strittig. Die<br />

Besonderheit lag im Streitfall darin, dass<br />

die Anschaffungs­ bzw. Herstellungskosten<br />

der Räume, in denen die Unterlagen<br />

aufbewahrt wurden, nicht durch unmittelbar<br />

zuordenbare Einzelkredite, sondern<br />

über einen Pool finanziert wurden.<br />

systemgerecht. Dies gelte auch für die im<br />

Urteilsfall vorliegende Übernahme von<br />

Pensionsverpflichtungen, da die Anwartschaften<br />

infolge ihrer „Anschaffung“ realisiert<br />

sind. Die Bewertungsbeschränkungen<br />

des § 6a EStG gelten dagegen nach<br />

wie vor für die nachfolgenden Zuführungen<br />

zu den Pensionsrückstellungen.<br />

Im Rahmen von nach dem Umwandlungssteuergesetz<br />

zu beurteilenden Umwandlungs­<br />

und Einbringungsvorgängen sind<br />

allerdings für erworbene Pensionsrückstellungen<br />

nach wie vor die Werte gem.<br />

§ 6a EStG anzusetzen. Im Übrigen scheint<br />

der Gesetzgeber der mittlerweile gefestigten<br />

BFH­Rechtsprechung alsbald die<br />

Grundlage entziehen zu wollen.<br />

1d | Berücksichtigung von Finanzierungskosten (sog. Poolfinanzierung) bei der<br />

Bewertung von Rückstellungen zur Aufbewahrung von Geschäftsunterlagen |<br />

Autorin: Sandra Paintner, München<br />

Sowohl Finanzverwaltung als auch die<br />

Vorinstanz lehnten die Berücksichtigung<br />

von Poolfinanzierungskosten als<br />

notwendige Gemeinkosten im Rahmen<br />

der Berechnung der Rückstellung ab.<br />

Begründet wurde dies mit dem Fehlen<br />

einer nachvollziehbaren, tatsächlichen<br />

und unmittelbaren Verwendung der<br />

Darlehensmittel für die Finanzierung der<br />

Archivräume.<br />

Im Revisionsverfahren widersprach der<br />

BFH der Vorinstanz. Er entschied, dass<br />

Poolfinanzierungskosten bei der Berechnung<br />

der Rückstellung zur Aufbewahrung<br />

von Geschäftsunterlagen berücksichtigt<br />

werden können. Voraussetzung<br />

hierfür sei allerdings, dass sich die<br />

Kosten mittels einer verursachungsgerechten<br />

Gemeinkostenschlüsselung der<br />

Herstellung bzw. Anschaffung der Räume<br />

zuordnen lassen und sie nach Maßgabe<br />

des § 6 Abs. 1 Nr. 3a Buchst. b EStG angemessen<br />

sind.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 7<br />

Keine Anwendung im<br />

Rahmen des UmwStG<br />

und Gesetzesinitiativen<br />

Kontakt:<br />

StB Peter Jung,<br />

München,<br />

peter.jung@wts.de<br />

Vorinstanz FG Münster<br />

vom 15.06.2011<br />

(AZ: 9 K 501/08 K)<br />

BFH vom 11.10.2012<br />

(AZ: I R 66/11)<br />

Kontakt:<br />

StB Marco Dern,<br />

München,<br />

marco.dern@wts.de


BFH vom 12.12.2012<br />

(AZ: I B 27/12)<br />

Sachverhalt<br />

Urteilsfall<br />

8<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

1e | Wertaufhellungszeitraum endet spätestens mit Ablauf der gesetzlichen Frist zur<br />

Aufstellung des Jahresabschlusses | Autorin: StBin Monika Paczkowska, München<br />

Kürzlich äußerte sich der BFH im Rahmen<br />

einer im Ergebnis unbegründeten<br />

Nichtzulassungsbeschwerde nochmals<br />

klarstellend zur Begrenzung des steuerlichen<br />

Wertaufhellungszeitraums durch die<br />

gesetzliche Frist für die Aufstellung des<br />

Jahresabschlusses.<br />

Die Klägerin und Beschwerdeführerin<br />

(Klägerin), eine GmbH, stufte in ihrem bis<br />

Ende März 2008 erstellten Jahresabschluss<br />

zum 31.12.2007 die Wertminderung<br />

einer Darlehensforderung gegenüber<br />

einer Tochtergesellschaft (A­GmbH) als<br />

lediglich vorübergehend ein, so dass<br />

eine Wertberichtigung unterblieb. Der<br />

Abschlussprüfer prüfte diesen Jahresabschluss<br />

im April 2008 und erteilte hierfür<br />

am 06.05.2008 einen uneingeschränkten<br />

Bestätigungsvermerk. Erst im Juli 2008<br />

wurde durch eine beauftragte Unternehmensberatung<br />

festgestellt, dass die<br />

A­GmbH ein Sanierungsfall ist. Daraufhin<br />

änderte die Klägerin am 20.02.2009 ihren<br />

Jahresabschluss zum 31.12.2007 ab und<br />

nahm insoweit eine Wertberichtigung der<br />

Darlehensforderung in Höhe des zuvor<br />

von ihr mit Besserungsschein erklärten<br />

Forderungsverzichts vor. Die Klägerin war<br />

u. a. der Meinung, dass es aus formalen<br />

Gründen an einer wirksamen Erstellung<br />

des Jahresabschlusses fehlte, welche den<br />

Wertaufhellungszeitraum beendet hätte.<br />

Das Finanzamt erkannte diese Teilwertabschreibung<br />

auf den 31.12.2007 steuerlich<br />

nicht an. Auch das Finanzgericht gab der<br />

eingereichten Klage nicht statt.<br />

Die Klägerin (eine AG) hatte die Absicht,<br />

die Anteile an einer Schweizer AG zu<br />

erwerben. Nach Genehmigung des Transaktionsvorhabens<br />

durch die Gremien der<br />

Unternehmen führte die Klägerin eine<br />

Due­Diligence­Prüfung durch, in deren<br />

Verlauf die Akquisition scheiterte. Die<br />

Klägerin verbuchte die Aufwendungen<br />

für die Due­Diligence­Prüfung als sofort<br />

abzugsfähige Betriebsausgaben. Das<br />

Finanzamt sah die Aufwendungen als<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Nach ständiger Rechtsprechung des BFH<br />

sind als „wertaufhellend“ nur die Umstände<br />

zu berücksichtigen, die zum Bilanzstichtag<br />

bereits objektiv vorlagen und<br />

nach dem Bilanzstichtag, aber vor dem<br />

Tag der Bilanzerstellung lediglich bekannt<br />

oder erkennbar wurden. Der maßgebliche<br />

Wertaufhellungszeitraum werde aber<br />

jedenfalls auch durch die gesetzliche Frist<br />

zur Aufstellung des Jahresabschlusses nach<br />

§ 264 Abs. 1 Satz 3 HGB begrenzt (d. h.<br />

Aufstellung in den ersten drei Monaten<br />

des folgenden Geschäftsjahres; vorliegend<br />

bis zum 31.03.2008). Die erst im Juli 2008<br />

bekannt gewordene Sanierungsbedürftigkeit<br />

der A­GmbH durfte deshalb bei<br />

der Bewertung der Darlehensforderung<br />

zum 31.12.2007 keine Berücksichtigung<br />

mehr finden. Insoweit kam es deshalb gar<br />

nicht darauf an, ob es im Streitfall an einer<br />

wirksamen Erstellung des Jahresabschlusses<br />

fehlte.<br />

Bei kleinen Kapitalgesellschaften i. S. v.<br />

§ 267 Abs. 1 HGB und über § 264a HGB<br />

auch bei kleinen Personenhandelsgesellschaften<br />

(bei denen weder unmittelbar<br />

noch mittelbar eine natürliche Person<br />

die Vollhaftung übernimmt) sollte sich<br />

die gesetzliche Begrenzung des Wertaufhellungszeitraums<br />

auf bis zu sechs<br />

Monate verlängern. Denn für solche<br />

Gesellschaften verlängert sich nach § 264<br />

Abs. 1 Satz 4 Hs. 2 HGB die Aufstellungsfrist<br />

auf bis zu sechs Monate, wenn dies<br />

einem ordnungsgemäßen Geschäftsgang<br />

entspricht.<br />

1f | „Vergebliche“ Due-Diligence-Kosten steuerlich abzugsfähig |<br />

Autor: StB Andreas Anzeneder, München<br />

Anschaffungsnebenkosten des geplanten<br />

Anteilserwerbs an, für die ein Aktivposten<br />

zu bilden sei. Dessen nachfolgende<br />

Auflösung aufgrund der gescheiterten<br />

Akquisition sei wegen des Abzugsverbots<br />

gem. § 8b Abs. 3 i. V. m. Abs. 2 KStG 2002<br />

a. F. außerbilanziell wieder dem Gewinn<br />

hinzuzurechnen gewesen.<br />

Der BFH folgte im Ergebnis der Vorinstanz<br />

(FG Baden­Württemberg) und widersprach<br />

Begründung<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

StB Lothar Härteis,<br />

München,<br />

lothar.haerteis@wts.de<br />

BFH vom 09.01.2013<br />

(AZ: I R 72/11)


Urteilsfall<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

der Auffassung der Finanzverwaltung.<br />

Über die Kontroverse der Einordnung der<br />

Due­Diligence­Kosten als (vorweggenommene)<br />

Anschaffungskosten oder als<br />

laufender Aufwand nach § 4 Abs. 4 EStG<br />

hat der BFH allerdings mangels Entscheidungserheblichkeit<br />

nicht entschieden.<br />

Der BFH konnte die Frage offen lassen, da<br />

im Fall der vergeblichen Due­Diligence­<br />

Kosten selbst bei einer unterstellten Aktivierung<br />

die nachfolgende Ausbuchung zu<br />

keiner außerbilanziellen Hinzurechnung<br />

führt. Das Abzugsverbot des § 8b Abs. 3<br />

KStG 2002 a.F. ist mangels konkret vorhandener<br />

Anteile nicht einschlägig. Anteile<br />

i. S. v. § 8b Abs. 2 KStG 2002 a.F. an dem<br />

Schweizer Unternehmen als (sachliches)<br />

Bezugsobjekt des Abzugsverbots sind der<br />

Klägerin zu keinem Zeitpunkt rechtlich<br />

oder wirtschaftlich zuzurechnen gewesen.<br />

Der erforderliche Zusammenhang zu<br />

solchen Anteilen bestimmt sich „objekt­<br />

Im Streitfall wurde auf eine GmbH (Klägerin)<br />

ein Teilbetrieb einer Schwester­GmbH<br />

im Wege der Abspaltung zur Aufnahme<br />

nach §§ 123 Abs. 2 Nr. 1, 124 ff. des UmwG<br />

übertragen. Das Finanzamt (FA) behandelte<br />

den Übernahmegewinn auf Ebene<br />

der Klägerin gem. § 15 Abs. 1 Satz 1 i.V.m.<br />

§ 12 Abs. 2 Satz 1 UmwStG als steuerfrei.<br />

Bei der Ermittlung des Übernahmeergebnisses<br />

(außerbilanzieller Korrekturposten)<br />

berücksichtigte das FA entsprechend dem<br />

Wortlaut der Norm auch die spaltungsbedingten<br />

Kosten und verneinte damit einen<br />

laufenden Betriebsausgabenabzug. Die<br />

Klägerin beanspruchte demgegenüber,<br />

die Umwandlungskosten zum Abzug<br />

zuzulassen. § 12 Abs. 2 UmwStG sei für<br />

Seitwärtsabspaltungen nicht einschlägig,<br />

denn die Norm setze eine Beteiligung<br />

der übernehmenden Körperschaft<br />

(hier Klägerin) an der Überträgerin (hier<br />

Schwester­GmbH) voraus. Die Steuerfreiheit<br />

einer Vermögensmehrung bei einer<br />

Seitwärtsabspaltung ergebe sich somit bei<br />

der Übernehmerin nicht nach § 12 Abs. 2<br />

S. 1 UmwStG, vielmehr liege eine bereits<br />

nach allgemeinen Grundsätzen steuerfreie<br />

Einlage vor (§ 4 Abs. 1 EStG i.V. m. § 8<br />

bezogen“ und nicht „veranlassungsbezogen“.<br />

Vergeblicher (immaterieller und zu<br />

aktivierender) Transaktions­ und Akquisitionsaufwand<br />

aus einem gescheiterten<br />

Beteiligungserwerb ist nicht vom Abzugsverbot<br />

erfasst.<br />

Die Entscheidung ist mit § 8b Abs. 3<br />

Satz 3 KStG n.F. weiterhin relevant. Bei<br />

einem erfolgreichen Beteiligungserwerb<br />

bleibt die Frage umstritten, ob und ggf. ab<br />

welchem Zeitpunkt Transaktionskosten als<br />

Anschaffungsnebenkosten zu aktivieren<br />

oder als laufender Aufwand zu behandeln<br />

sind. Nach der bisherigen Rechtsprechung<br />

liegen aktivierungspflichtige Anschaffungsnebenkosten<br />

ab dem Zeitpunkt einer<br />

grundsätzlich, aber nicht gänzlich unumstößlich<br />

gefassten Erwerbsentscheidung<br />

vor. In der Praxis ist die Festlegung dieses<br />

Zeitpunktes nicht einfach und sollte entsprechend<br />

dokumentiert werden.<br />

1g | Ermittlung eines Übernahmeergebnisses auch bei Seitwärtsabspaltungen −<br />

Umwandlungskosten nicht abziehbar | Autorin: StBin Anne-Kathrin Steinröder,<br />

Düsseldorf<br />

Abs. 1 KStG). Die mit der Abspaltung<br />

verbundenen Kosten seien abzugsfähige<br />

laufende Betriebsausgaben.<br />

Im Gegensatz zur Vorinstanz schloss sich<br />

der BFH im Ergebnis der auch in Rz. 12.05<br />

des aktuellen Umwandlungssteuererlasses<br />

geäußerten Auffassung der Finanzverwaltung<br />

an. Danach ist ein Übernahmeergebnis<br />

nach § 12 Abs. 2 Satz 1 UmwStG in<br />

allen Fällen der Auf­, Ab­ und Seitwärtsverschmelzung<br />

(oder wie vorliegend einer<br />

entsprechenden Abspaltung) ungeachtet<br />

einer Beteiligung an der übertragenden<br />

Körperschaft zu ermitteln. Da die spaltungsbedingten<br />

Kosten nach § 12 Abs. 2<br />

Satz 1 UmwStG im Rahmen der Ermittlung<br />

des − steuerfreien − Übernahmeergebnisses<br />

Berücksichtigung fänden, sei ein<br />

laufender Betriebsausgabenabzug im<br />

Ergebnis ausgeschlossen. Dies gelte nach<br />

§ 19 Abs. 1 UmwStG auch für die Gewerbesteuer.<br />

Folgende Gründe führte der BFH für seine<br />

Entscheidung an, mit der er sich gegen die<br />

im Schrifttum fast ausnahmslos vertretene<br />

Auffassung der Klägerin stellte:<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 9<br />

Beratungsempfehlung<br />

Kontakt:<br />

RAin/StBin Doris<br />

Pflieger-Steininger,<br />

München,<br />

doris.pfliegersteininger@wts.de<br />

BFH vom 09.01.2013<br />

(AZ: I R 24/12)<br />

BMF vom 11.11.2011<br />

(Rz. 12.05)<br />

Ablehnung der<br />

herrschenden Literaturmeinung


EuG vom 18.12.2012<br />

(AZ: T­205/11)<br />

Beschluss der Kommission<br />

vom 26.01.2011:<br />

Sanierungsklausel als<br />

unzulässige Beihilfe<br />

Klageabweisung wegen<br />

verspäteter Klageeinreichung<br />

10<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

→ Der Gesetzeswortlaut schließe eine<br />

Beteiligung der übernehmenden<br />

Körperschaft an der übertragenden<br />

Körperschaft bereits vor der Abspaltung<br />

weder aus noch fordere er eine solche<br />

Beteiligung explizit.<br />

→ Laut Gesetzesbegründung gehe der<br />

Gesetzgeber ersichtlich und in Kontinuität<br />

zu § 12 UmwStG 1995 von einer<br />

umfassenden Regelungsreichweite der<br />

Vorschrift aus.<br />

→ Aufgrund des Regelungsvorrangs des<br />

UmwStG seien die allgemeinen Einlageregeln<br />

des EStG nicht anwendbar.<br />

Vielmehr würde eine Nichtanwend­<br />

Das Gericht der Europäischen Union (EuG)<br />

hat mit Beschluss vom 18.12.2012 in dem<br />

Verfahren „Bundesrepublik Deutschland /<br />

Europäische Kommission“ zur Anwendbarkeit<br />

der mit Bürgerentlastungsgesetz<br />

vom 16.07.2009 auf dem Höhepunkt der<br />

Finanzkrise rückwirkend zum 01.01.2008<br />

eingefügten sog. Sanierungsklausel nach<br />

§ 8c Abs. 1a KStG entschieden.<br />

Am 26.01.2011 hatte die Kommission der<br />

Europäischen Gemeinschaften (Kommission)<br />

einen Beschluss über die Qualifikation<br />

der Sanierungsklausel als unionsrechtswidrige<br />

Beihilfe gefasst und der Bundesregierung<br />

die weitere Anwendung der<br />

Vorschrift untersagt. Entsprechend wird<br />

die Vorschrift derzeit nicht angewendet<br />

(vgl. § 34 Abs. 7c Satz 2 und 3 KStG). Allerdings<br />

hatte die Bundesrepublik Deutschland<br />

am 07.04.2011 gegen den Beschluss<br />

der Kommission Nichtigkeitsklage zum<br />

EuG erhoben.<br />

Das EuG hat die Klage nunmehr wegen<br />

Fristversäumung als unzulässig abgewiesen<br />

und infolgedessen nicht mehr in<br />

der Sache entschieden. Der Beschluss der<br />

Kommission ist somit nicht nur formell<br />

bestandskräftig geworden, sondern hat<br />

auch eine materielle Bindungswirkung<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

barkeit des § 12 Abs. 2 UmwStG zur<br />

Anwendung des § 12 Abs. 1 UmwStG<br />

und somit zu einer entsprechenden<br />

Steuerpflicht des Übernahmeergebnisses<br />

führen.<br />

Der BFH hatte vorliegend lediglich über<br />

eine Seitwärtsabspaltung zu entscheiden.<br />

Wegen der dabei entsprechend zur Anwen<br />

dung kommenden Verschmelzungsvorschriften<br />

der §§ 11 bis 13 UmwStG<br />

gelten die Ausführungen des BFH allerdings<br />

ebenso für sog. Abwärts­ oder<br />

Seitwärtsverschmelzungen wie auch für<br />

Abwärtsspaltungen.<br />

1h | Nichtigkeitsklage der Bundesrepublik Deutschland wegen Europarechtswidrigkeit<br />

der sog. Sanierungsklausel unzulässig |<br />

Autor: RA Stefan Hölzemann, München<br />

für den Adressaten Bundesrepublik<br />

Deutschland zur Folge. Dem Vernehmen<br />

nach haben einige Länderfinanzverwaltungen<br />

bereits begonnen, „Beihilfen“<br />

in Form von Steuereinnahmeverlusten<br />

zurückzufordern.<br />

Allerdings dürfte trotz der Klageabweisung<br />

durch das EuG noch nicht abschließend<br />

unionsrechtlich über die Sanierungsklausel<br />

entschieden worden sein. Denn<br />

neben der Bundesrepublik Deutschland<br />

haben auch eine Vielzahl von Unternehmen<br />

Privatklagen beim EuG erhoben, mit<br />

denen sie ebenfalls die Feststellung der<br />

Nichtigkeit der Entscheidung der Kommission<br />

begehren. Es bleibt abzuwarten, ob<br />

das EuG in einem dieser Verfahren auch<br />

zur materiellen Beurteilung der Sanierungsklausel<br />

Stellung nehmen wird oder<br />

auch diese Klagen wegen einer mangelnden<br />

unmittelbaren persönlichen Betroffenheit<br />

der Kläger aus förmlichen Gründen<br />

abweisen wird.<br />

Außerdem hält das FG Münster in einem<br />

AdV­Beschluss die Einstufung der Sanierungsklausel<br />

als unzulässige Beihilfe für<br />

ernstlich zweifelhaft. Hier könnte es im<br />

Hauptsacheverfahren zu einer Vorlage der<br />

Rechtsfrage zum EuGH kommen.<br />

Tragweite der<br />

Entscheidung<br />

Kontakt:<br />

RA Stefan Hölzemann,<br />

München,<br />

stefan.hoelzemann@<br />

wts.de<br />

Privatklagen von betroffenen<br />

Unternehmen noch<br />

beim EuG anhängig<br />

FG Münster vom 01.08.2011<br />

(AZ: 9 V 357/11 K, G)<br />

Kontakt: RA Stefan<br />

Hölzemann, München,<br />

stefan.hoelzemann@<br />

wts.de


Urteilsfall<br />

FG Münster vom<br />

14.02.2013<br />

(AZ: 2 K 2838/10 G,F)<br />

Kein tatsächlicher<br />

Erwerbsvorgang<br />

Instrument der<br />

Steuerplanung<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

1i | Grunderwerbsteuer wegen Änderung des Gesellschafterbestands einer<br />

Personengesellschaft ist sofort abziehbarer Aufwand |<br />

Autorin: RAin Susanne Heufelder, München<br />

Im Urteilsfall war streitig, ob die wegen<br />

der Änderung des Gesellschafterbestands<br />

einer Personengesellschaft gem. § 1<br />

Abs. 2a GrEStG entstandene Grunderwerbsteuer<br />

als Betriebsausgabe sofort<br />

abzugsfähig oder als Anschaffungsnebenkosten<br />

zu aktivieren ist. Mit Wirkung zum<br />

01.01.2003 erwarb die Klägerin sämtliche<br />

Kommanditanteile einer grundbesitzhaltenden<br />

GmbH & Co. KG. Wegen des<br />

Ausscheidens ihrer Komplementär­GmbH<br />

im Jahr 2007, war die KG später aufgelöst<br />

und ihr Vermögen der Klägerin als ihrer<br />

Rechtsnachfolgerin angewachsen. Das Finanzamt<br />

aktivierte die Grunderwerbsteuer<br />

mit der Folge höherer Abschreibungen<br />

im Rahmen des geänderten Gewinnfeststellungsbescheids<br />

für das Jahr 2003. Als<br />

Rechtsnachfolgerin begehrte die Klägerin<br />

den Sofortabzug der Grunderwerbsteuer.<br />

Entgegen der Auffassung des Finanzamts<br />

entschied das FG Münster, dass die<br />

festgesetzte Grunderwerbsteuer nicht zu<br />

den aktivierungspflichtigen Anschaffungsnebenkosten<br />

der im Vermögen der KG<br />

befindlichen Grundstücke gehöre, sondern<br />

als sofort abzugsfähige Betriebsausgabe<br />

zu berücksichtigen sei. Der Senat wies<br />

darauf hin, dass für die Aktivierung der<br />

Grunderwerbsteuer als Anschaffungsnebenkosten<br />

des Grundstücks ein bloßer<br />

kausaler oder zeitlicher Zusammenhang<br />

mit der Anschaffung nicht ausreiche. Vielmehr<br />

müssten die Aufwendungen gerade<br />

zum Zweck des Erwerbs des Wirtschaftsgutes<br />

getätigt worden sein (finaler Begriff<br />

der Anschaffungskosten). Beim Wechsel<br />

Die Neutralisierung von Immobilien­Veräußerungsgewinnen<br />

nach § 6b EStG und<br />

das proaktive Nutzen der damit verbundenen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten stellt<br />

für alle Immobilienbestandshalter ein<br />

Essential der Steuerplanung dar. Zentrale<br />

Bedeutung hat dabei die Möglichkeit<br />

der Übertragung von § 6b­Rücklagen<br />

zwischen unterschiedlichen Betriebs­<br />

des Gesellschafterbestands einer KG i. S. v.<br />

§ 1 Abs. 2a GrEStG fehle es jedoch an<br />

einem tatsächlichen Grundstückserwerb.<br />

In seiner Argumentation stützt sich der<br />

Senat auf die Rechtsprechung des BFH zur<br />

Anteilsvereinigung bei Kapitalgesellschaften<br />

gemäß § 1 Abs. 3 GrEStG. In beiden<br />

Vorschriften werde ein Erwerbsvorgang<br />

für Zwecke der Grunderwerbsteuerpflicht<br />

lediglich fingiert. Der Senat räumt zwar<br />

ein, dass im Gegensatz zu § 1 Abs. 3<br />

GrEStG die Grunderwerbsteuer nicht vom<br />

Erwerber der Beteiligung, sondern von<br />

der grundbesitzhaltenden Personengesellschaft<br />

selbst geschuldet werde. Im<br />

Ergebnis seien beide Fälle aber gleich zu<br />

beurteilen, weil Anknüpfungspunkt für<br />

die Entstehung der Grunderwerbsteuer<br />

jeweils lediglich ein fiktiver Grundstückserwerb<br />

ist.<br />

Nach Ansicht des Senats könne sich auch<br />

aus dem Transparenzprinzip kein abweichendes<br />

Ergebnis ergeben. Für ertragsteuerliche<br />

Zwecke seien dem Erwerber<br />

eines Anteils an einer Personengesellschaft<br />

zwar ideelle Anteile an einzelnen<br />

Wirtschaftsgütern des Gesellschaftsvermögens<br />

zuzurechnen. Dies könne jedoch<br />

nicht dazu führen, dass Betriebsausgaben<br />

der Personengesellschaft ihren Gesellschaftern<br />

als anteilige Anschaffungsnebenkosten<br />

des vermittelten Grundstücksteils<br />

zuzuordnen sind.<br />

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung<br />

der Streitfrage wurde die Revision zugelassen.<br />

1j | Ausübung des Bilanzierungswahlrechts bei Übertragung einer § 6b-Rücklage<br />

in einen anderen Betrieb | Autor: StB Bernhard Brock, München<br />

vermögen eines Steuerpflichtigen. Der<br />

Gesetzgeber hat dem Steuerpflichtigen<br />

weitgehende Wahlrechte im Hinblick auf<br />

die Bildung der Rücklage hinsichtlich der<br />

Höhe und insbesondere des Zeitpunkts<br />

der Übertragung innerhalb der Reinvestitionsfrist<br />

von 4 bzw. 6 Jahren eingeräumt.<br />

Der BFH hatte sich nun mit der Frage zu<br />

beschäftigen, in welcher Bilanz die Aus­<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 11<br />

FG Münster argumentiert<br />

mit BFH vom 20.04.2011<br />

(AZ: I R 2/10)<br />

Transparenzprinzip<br />

Kontakt:<br />

StB Marco Dern,<br />

München,<br />

marco.dern@wts.de


Urteilsfall<br />

FG Köln vom 17.04.2013<br />

(AZ: 7 K 244/12)<br />

Hintergrund der<br />

Entscheidung<br />

12<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

übung des Bilanzierungswahlrechts für die<br />

Bildung und Auflösung einer § 6b­Rücklage<br />

erfolgen muss, sofern die Rücklage in<br />

einen anderen Betrieb des Steuerpflichtigen<br />

übertragen werden soll.<br />

Im Urteilsfall hatten die Gesellschafter<br />

einer Personengesellschaft A Veräußerungsgewinne,<br />

die im Sonderbetriebsvermögen<br />

entstanden waren, in den entsprechenden<br />

Sonderbilanzen durch Bildung<br />

von § 6b­Rücklagen neutralisiert. Diese<br />

Rücklagen wurden dann in den Folgejahren<br />

teilweise von den Anschaffungskosten<br />

von Reinvestitionsobjekten einer anderen<br />

Personengesellschaft B, an denen die<br />

Gesellschafter beteiligt waren, abgesetzt.<br />

Teilweise erfolgte die Absetzung auch bei<br />

in Einzelunternehmen der Gesellschafter<br />

angeschafften Reinvestitionsobjekten. Die<br />

zeitgerechte gewinnneutrale Auflösung<br />

der Rücklagen in der Personengesellschaft<br />

A unterblieb jedoch. Vielmehr wurden<br />

die Rücklagen erst in einem späteren<br />

Wirtschaftsjahr aufgelöst, nachdem in der<br />

Personengesellschaft B bzw. in den Einzelunternehmen<br />

die Absetzung von den<br />

Anschaffungskosten der Reinvestitionsobjekte<br />

bereits erfolgt war. Zum Teil wurden<br />

berichtigte Sonderbilanzen für das<br />

jeweilige Reinvestitionsjahr eingereicht,<br />

in denen die Rücklagen entsprechend<br />

der beabsichtigten Übertragung ausgebucht<br />

wurden. Das Finanzamt negierte<br />

die wirksame Übertragung der § 6b­<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Rücklagen und löste diese auf Ebene der<br />

Personengesellschaft A gewinnerhöhend<br />

auf. Hiergegen wurde Klage erhoben, die<br />

jedoch erfolglos blieb.<br />

Der BFH bestätigte nun die Vorinstanz<br />

und lehnte die wirksame Übertragung der<br />

§ 6b­Rücklage ab. Das Bilanzierungswahlrecht<br />

hinsichtlich einer § 6b­Rücklage sei<br />

immer in der Bilanz des veräußernden<br />

Betriebs auszuüben. Im vorliegenden Fall<br />

seien die Rücklagen im veräußernden<br />

Betrieb fortgeführt worden. Dies widerspreche<br />

einer wirksamen Übertragung.<br />

Da es sich bei der Rücklagenpassivierung<br />

um eine zulässige Ausübung eines<br />

Bilanzierungswahlrechts handelte, war<br />

nach Ansicht des BFH auch kein Raum für<br />

eine Bilanzberichtigung i.S.d. § 4 Abs. 2<br />

Satz 1 EStG. Das im veräußernden Betrieb<br />

ausgeübte Wahlrecht werde auch nicht<br />

durch die vorgenommene Absetzung von<br />

den Anschaffungskosten in einem anderen<br />

Betrieb des Steuerpflichtigen berührt.<br />

Die Entscheidung zeigt einerseits sehr gut<br />

die Möglichkeiten für die Nutzung von<br />

Bilanzierungswahlrechten gem. § 6b<br />

EStG auf und beschreibt andererseits<br />

ausführlich das erforderliche Procedere,<br />

um zu einer belastbaren Darstellung einer<br />

solchen Steuerstundung mittels § 6b EStG<br />

zwischen mehreren Personengesellschaften<br />

zu kommen.<br />

1k | Abziehbarkeit von Beratungskosten in Selbstanzeigefällen |<br />

Autor: RA Dr. Tom Offerhaus, München<br />

Ein aktuelles Urteil des FG Köln macht<br />

Hoffnung, Beratungskosten, die im Zusammenhang<br />

mit einer Selbstanzeige von<br />

Kapitalerträgen der Jahre 2002 bis 2008<br />

entstanden sind, als Werbungskosten<br />

geltend machen zu können.<br />

Steuerberatungskosten können nach aktueller<br />

Gesetzeslage nicht mehr als Sonderausgaben<br />

abgesetzt werden, so dass eine<br />

steuerliche Geltendmachung nur noch als<br />

Werbungskosten bei klarer Zuordnung der<br />

Ausgaben zu einer Einkunftsart möglich<br />

ist. Bei Kapitaleinkünften ist der Werbungskostenabzug<br />

mit Inkrafttreten des<br />

Abgeltungssteuerregimes zum 01.01.2009<br />

vom Gesetzgeber generell ausgeschlossen<br />

worden. Fraglich war nun, ob damit auch<br />

ein Ausschluss der Kosten, die im Zusammenhang<br />

mit Kapitaleinkünften aus den<br />

Jahren bis einschließlich 2008 stehen,<br />

gemeint war, wenn diese erst nach 2008<br />

(so wie z. B. bei aktuellen Selbstanzeigen)<br />

angefallen sind.<br />

Das FG Köln hat entschieden, dass Aufwendungen<br />

im Zusammenhang mit Kapitalerträgen,<br />

die dem Steuerpflichtigen vor dem<br />

01.01.2009 zugeflossen sind, weiterhin<br />

unbeschränkt als (nachträgliche) Werbungskosten<br />

abgezogen werden können.<br />

Das im Jahr 2009 mit der Abgeltungssteuer<br />

BFH vom 19.12.2012<br />

(AZ: IV R 41/09)<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

StB Bernhard Brock,<br />

München,<br />

bernhard.brock@<br />

wts.de<br />

Begründung


Hintergrund<br />

Urteilsfall<br />

BFH vom 11.12.2012<br />

(AZ: IX R 7/12)<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

bei den Einkünften aus Kapitalvermögen<br />

eingeführte Abzugsverbot für Werbungskosten<br />

(§ 20 Abs. 9 EStG) findet auf diese<br />

Ausgaben keine Anwendung. Das Gericht<br />

begründet seine Entscheidung insbesondere<br />

mit dem Wortlaut der einschlägigen<br />

Anwendungsregelung (§ 52a Abs. 10<br />

Satz 10 EStG). Diese sehe ausdrücklich vor,<br />

dass die entsprechenden Vorschriften der<br />

Abgeltungssteuer erstmals auf nach dem<br />

In einem Revisionsverfahren folgt der<br />

BFH seinen bereits im Rahmen des vorangegangenen<br />

Beschwerdeverfahrens<br />

(vgl. TJ 02/2012) aufgeworfenen ernstlichen<br />

Zweifeln an einer rückwirkenden<br />

Auslegung der in § 17 Abs. 1 EStG a.F.<br />

enthaltenen Wesentlichkeitsgrenze.<br />

Gewinne aus der Veräußerung von im<br />

Privatvermögen gehaltenen Anteilen an<br />

einer Kapitalgesellschaft sind als Einkünfte<br />

aus Gewerbebetrieb steuerpflichtig, wenn<br />

die erforderliche Beteiligungsgrenze,<br />

welche durch das StEntlG 1999/2000/2002<br />

von ursprünglich über 25 % zunächst auf<br />

mindestens 10 % (ab 1999) und sodann<br />

auf aktuell mindestens 1 % (ab 2001 bzw.<br />

2002) herabgesetzt wurde, irgendwann<br />

innerhalb der letzten fünf Jahre vor dem<br />

Veräußerungszeitpunkt erreicht war. Im<br />

Streitfall hatte ein Steuerpflichtiger seine<br />

Anteile an einer Kapitalgesellschaft im Jahr<br />

1999 gewinnbringend veräußert. Obwohl<br />

die Beteiligung mit 9,22 % unterhalb der<br />

im Veräußerungszeitpunkt geltenden<br />

10%­Grenze lag, ging das Finanzamt im<br />

Einklang mit der Vorinstanz von einem<br />

steuerpflichtigen Gewinn aus, da die Beteiligung<br />

eben diese Grenze in den Vorjahren<br />

− die Beteiligungshöhe betrug bis Dezember<br />

1997 13,52 % − überstiegen hatte.<br />

Der BFH gab der Revision des Steuerpflichtigen<br />

statt und lehnte einen Steuertatbestand<br />

ab. Die Beteiligung habe nicht nur<br />

31.12.2008 zufließende Kapitalerträge<br />

anzuwenden sind.<br />

Gegen das Urteil wurde die Revision zum<br />

BFH zugelassen, so dass abzuwarten<br />

bleibt, ob das vom FG Köln gefundene<br />

Ergebnis auch höchstinstanzlich bestätigt<br />

wird. Betroffenen ist jedenfalls zu raten,<br />

die Kosten anzusetzen und auf das Musterverfahren<br />

zu verweisen.<br />

1l | Begriff der wesentlichen Beteiligung i. S. v. § 17 Abs. 1 EStG a.F. ist veranlagungszeitraumbezogen<br />

auszulegen | Autorin: RAin/StBin Christina Linz, München<br />

im Veräußerungszeitpunkt, sondern auch<br />

in den Vorjahren unterhalb der jeweils<br />

geltenden Beteiligungsgrenze von mindestens<br />

10 % bzw. über 25 % gelegen, so<br />

dass der Steuerpflichtige in den vergangenen<br />

fünf Jahren zu keinem Zeitpunkt<br />

wesentlich beteiligt gewesen sei. Der<br />

Beteiligungsbegriff gem. § 17 Abs. 1 Satz 4<br />

EStG i. d. F. des StEntlG 1999/2000/2002<br />

sei ausschließlich veranlagungszeitraumbezogen<br />

auszulegen. Das Tatbestandsmerkmal<br />

„innerhalb der letzten fünf<br />

Jahre am Kapital der Gesellschaft wesentlich<br />

beteiligt“ in § 17 Abs. 1 Satz 1<br />

EStG müsse für jeden abgeschlossenen<br />

Veranlagungszeitraum nach der in diesem<br />

Veranlagungszeitraum jeweils geltenden<br />

Beteiligungsgrenze bestimmt werden.<br />

Die Wesentlichkeitsgrenze von mindestens<br />

10 % galt nach den einschlägigen<br />

Anwendungsvorschriften erstmals für den<br />

Veranlagungszeitraum 1999 und sei somit<br />

nicht für frühere Veranlagungszeiträume<br />

anwendbar.<br />

Der parallel herausgegebenen Pressemitteilung<br />

ist auch eine kurze Äußerung des<br />

BFH zur aktuellen Rechtslage zu entnehmen.<br />

Darin wird unterstrichen, dass die im<br />

Streitfall vorzunehmende Auslegung nicht<br />

auf das aktuelle Recht übertragen werden<br />

kann, weil § 17 Abs. 1 EStG keine Wesentlichkeitsgrenze<br />

mehr kennt, sondern auf<br />

eine klar umschriebene „Beteiligung zu<br />

mindestens 1 Prozent“ abstellt.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 13<br />

Praxistipp<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Tom Offerhaus,<br />

München,<br />

tom.offerhaus@wts.de<br />

Keine Übertragung auf<br />

aktuelles Recht<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Tom Offerhaus,<br />

München,<br />

tom.offerhaus@wts.de


Hintergrund<br />

FG Düsseldorf vom<br />

13.01.2013<br />

(AZ: 11 K 2439/10 E)<br />

Urteilsfall<br />

FG Düsseldorf<br />

vom 14.12.2012<br />

(AZ: 1 K 2309/09)<br />

Urteilsfall<br />

14<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Ertragsteuern<br />

1m | Nachweispflichten für Spendenabzug bei Auslandsspenden |<br />

Autor: RA/FAStR Michael Althof, München<br />

Seit der EuGH­Entscheidung in der Rechtssache<br />

Persche aus dem Januar 2009 lassen<br />

Finanzverwaltung und mittlerweile auch<br />

der Gesetzgeber den Abzug von Spenden<br />

an ausländische gemeinnützige Einrichtungen<br />

innerhalb der EU bzw. des EWR<br />

zu, wenn diese – würden sie inländische<br />

Einkünfte erzielen – steuerbefreit wären.<br />

Nicht abschließend geklärt war bislang,<br />

welche Nachweise vom den Spendenabzug<br />

begehrenden Steuerpflichtigen hierzu<br />

zu erbringen sind.<br />

Nach einer Entscheidung des FG Düsseldorf<br />

hat der Steuerpflichtige mittels<br />

geeigneter Dokumente und Beweismittel<br />

nachzuweisen, dass die Spendenempfängerin<br />

die Vorgaben des deutschen Gemeinnützigkeitsrechts<br />

sowohl nach ihrer<br />

Satzung als auch nach ihrer tatsächlichen<br />

Geschäftsführung erfüllt. Das Finanzamt<br />

ist nicht verpflichtet, im Rahmen eigener<br />

Ermittlungen von der Amtshilfe ausländischer<br />

Behörden Gebrauch zu machen.<br />

Die auch in diesen Fällen beizubringende<br />

Zuwendungsbestätigung muss zumindest<br />

den Hinweis enthalten, dass die Spende<br />

nur für satzungsmäßige Zwecke verwendet<br />

wird.<br />

Im Urteilsfall hatte ein in Deutschland<br />

unbeschränkt Steuerpflichtiger eine<br />

Geldspende an eine in Spanien ansässige<br />

Das FG Düsseldorf hatte sich mit der Frage<br />

auseinanderzusetzen, ob der in 2007<br />

eingeführte Spitzensteuersatz von 45 % bei<br />

zeitgleicher Einführung eines Entlastungsbetrages<br />

nach § 32c EStG, der ausschließlich<br />

auf Gewinneinkünfte nach § 2 Abs. 1<br />

Nr. 1 bis 3 EStG entfällt, verfassungswidrig<br />

ist. Das FG Düsseldorf ist von einer teilweisen<br />

Verfassungswidrigkeit überzeugt und<br />

hat sich zur Klärung dieser Frage mit einem<br />

Vorlagebeschluss vom 14.12.2012 an das<br />

Bundesverfassungsgericht gewandt.<br />

Im vorliegenden Fall bezog der Ehemann<br />

im Streitjahr 2007 u. a. Einkünfte in Höhe<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Stiftung spanischen Rechts getätigt und<br />

unter Berufung auf die EuGH­Entscheidung<br />

den Spendenabzug in seiner Einkommensteuererklärung<br />

begehrt. Dieser wurde<br />

ihm letztlich mit folgender Begründung<br />

versagt: Weder habe er nachgewiesen,<br />

dass nach der Satzung der Spendenempfängerin<br />

die Vermögensbindung<br />

gewährleistet und die Mittelverwendung<br />

gemäß den Anforderungen des deutschen<br />

Gemeinnützigkeitsrechts erfolgt ist, noch<br />

habe er eine den inhaltlichen Anforderungen<br />

der AO genügende Spendenbescheinigung<br />

vorgelegt. Die Revision<br />

wurde wegen grundsätzlicher Bedeutung<br />

zugelassen und ist bereits anhängig.<br />

Für Zuwendungen an ausländische<br />

gemeinnützige Einrichtungen wird der<br />

Nachweis der Spendenabzugsvoraussetzungen<br />

nach den Vorgaben des Urteils<br />

praktisch oftmals nicht oder nur unter<br />

unverhältnismäßig hohem Aufwand zu<br />

führen sein. Es bleibt abzuwarten, wie<br />

der BFH die vom Gericht aufgestellten<br />

Anforderungen beurteilt. Für im Inland<br />

steuerpflichtige Spender erscheint es bis<br />

auf weiteres praktikabler, inländische gemeinnützige<br />

Organisationen zu bedenken,<br />

die die Mittel gleichwohl für Zwecke im<br />

Ausland verwenden oder an gemeinnützige<br />

Einrichtungen im Ausland weiterleiten<br />

können.<br />

1n | Verfassungswidrigkeit der sog. Reichensteuer im Veranlagungszeitraum 2007 |<br />

Autorin: StBin Kristin Finsterbusch, München<br />

von ca. € 1,5 Mio. aus nichtselbständiger<br />

Arbeit als Gesellschafter­Geschäftsführer<br />

einer GmbH. Die Ehefrau bezog keine<br />

steuerpflichtigen Einkünfte. Die Summe<br />

der Einkünfte von insgesamt € 1.647.428<br />

setzte sich in Höhe von € 32.527 aus<br />

Gewinneinkünften und in Höhe von<br />

€ 1.614.901 aus Überschusseinkünften<br />

zusammen.<br />

Bei der Berechnung der Einkommensteuer<br />

wurde der neu eingeführte Spitzensteuersatz<br />

von 45 % gem. § 32a Abs. 1 Satz 2 Nr. 5<br />

EStG berücksichtigt. Für die im zu versteuernden<br />

Einkommen anteilig enthaltenen<br />

Anhängige Revision<br />

(AZ: X R 7/13)<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Tom Offerhaus,<br />

München,<br />

tom.offerhaus@wts.de<br />

Entlastung nur von<br />

Gewinneinkünften


Gleichheitsgrundsatz<br />

AmtshilfeRLUmsG und<br />

JStG 2013 der Länder<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

2 Umsatzsteuer<br />

Gewinneinkünfte wurde ein Entlastungsbetrag<br />

gem. § 32c EStG in Höhe von € 669<br />

berücksichtigt mit der Folge, dass nur<br />

die Gewinneinkünfte im Ergebnis nicht<br />

einer Besteuerung von 45 % unterlagen.<br />

Hiergegen wandte sich der Kläger unter<br />

Berufung auf eine verfassungswidrige<br />

Ungleichbehandlung. Bei Einkünften in<br />

gleicher Höhe würden auf diese Weise<br />

z. B. gut verdienende Arbeitnehmer gegenüber<br />

Beziehern von Gewinneinkünften<br />

einkommensteuerlich stärker belastetet.<br />

Gemäß dem Gleichheitsgrundsatz nach<br />

Art. 3 Abs. 1 GG muss der Gesetzgeber<br />

wesentlich Gleiches gleich und wesentlich<br />

Ungleiches ungleich behandeln. Dies gilt<br />

für ungleiche Belastungen wie auch für<br />

2a | Geplante Umsatzsteueränderungen in der Schwebe |<br />

Autorin: StBin Marianne Graf, München<br />

Über den aktuellen Stand zum gescheiterten<br />

Jahressteuergesetz 2013 (JStG 2013)<br />

haben wir bereits an anderer Stelle infor<br />

miert (vgl. Beitrag 1a, S. 5). Nachdem<br />

die geplanten Gesetzesänderungen zum<br />

Amtshilferichtlinie­Umsetzungsgesetz<br />

(AmtshilfeRLUmsG) und zum neuen JStG<br />

2013 der Länder bislang in der Schwebe<br />

sind, konnten auch einige wesentliche<br />

Umsatzsteueränderungen bislang nicht<br />

umgesetzt werden. Dies betrifft insbesondere<br />

die folgenden Gesetzesänderungen:<br />

→ Dienstleistungsort bei Leistungen an<br />

juristische Personen<br />

→ Dienstleistungsort bei langfristiger<br />

Vermietung von Beförderungsmitteln<br />

an Nichtunternehmer<br />

→ Erweiterung des Reverse Charge Verfahrens<br />

bei der Lieferung von Gas und<br />

Elektrizität<br />

→ Ausnahme vom Reverse Charge Verfahren<br />

bei bestimmten Beförderungsleistungen<br />

ungleiche Begünstigungen. Ein besonderer<br />

Rechtfertigungsgrund für die Begünstigung<br />

von Gewinneinkünften nach § 32c<br />

EStG ist der Gesetzesbegründung nicht zu<br />

entnehmen.<br />

Der Vorlagebeschluss des FG Düsseldorf<br />

überzeugt in seiner Begründung der Verfassungswidrigkeit<br />

für den VZ 2007. Ab<br />

VZ 2008 unterliegen allerdings sämtliche<br />

Einkünfte unterschiedslos der sog.<br />

Reichensteuer. § 32c EStG findet keine<br />

Anwendung mehr. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob das Bundesverfassungsgericht der auf<br />

den VZ 2007 beschränkten Auffassung des<br />

FG Düsseldorf folgt. Es empfiehlt sich, alle<br />

Fälle mit vergleichbaren Konstellationen<br />

offen zu halten.<br />

→ Definition des ausländischen Unternehmers<br />

im Sinne des Reverse Charge<br />

Verfahrens<br />

→ Anwendbarkeit von Rechnungslegungsvorschriften<br />

im internationalen<br />

Leistungsverkehr<br />

→ Rechnungspflichtangaben, insbesondere<br />

im Gutschriftsverfahren, bei Anwendung<br />

des Reverse Charge Verfahrens<br />

sowie der Differenzbesteuerung und<br />

bei Reiseleistungen<br />

→ Verkürzte Fristen zur Rechnungsausstellung<br />

Neben den genannten Änderungen im<br />

AmtshilfeRLUmsG und dem JStG 2013 der<br />

Länder sieht ein neuer Gesetzesentwurf<br />

zur Verkürzung der Aufbewahrungsfristen<br />

sowie zur Änderung steuerlicher<br />

Vorschriften eine Verkürzung der bisher<br />

zehnjährigen Aufbewahrungsfristen auf<br />

acht Jahre im Bereich der Umsatzsteuer<br />

vor.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 15<br />

BVerfG (AZ: 2 BvL 1/13)<br />

Kontakt:<br />

StB Marco Dern,<br />

München,<br />

marco.dern@wts.de<br />

Gesetz zur Verkürzung<br />

der Aufbewahrungsfristen<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Joachim<br />

Strehle, München,<br />

joachim.strehle@<br />

wts.de


Änderung der UStDV<br />

zum 01.10.2013<br />

Nachweismöglichkeiten<br />

BMF vom 07.03.2013<br />

Tatsächliche Beherrschung<br />

der Organgesellschaft<br />

durch den<br />

Organträger<br />

16<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

2 Umsatzsteuer<br />

2b | Die Gelangensbestätigung und ihre Alternativen |<br />

Autor: RA Anton Appel, München<br />

Die Steuerbefreiung von innergemeinschaftlichen<br />

Lieferungen setzt von Seiten<br />

des Unternehmers den Nachweis voraus,<br />

dass der Gegenstand der Lieferung in das<br />

übrige Gemeinschaftsgebiet gelangt ist.<br />

Die Anforderungen an den Nachweis werden<br />

durch die Änderung des § 17a UStDV<br />

neu geregelt. Bis zu deren Inkrafttreten<br />

zum 01.10.2013 gilt eine Übergangsregelung.<br />

Danach kann die ursprünglich<br />

bis zum 31.12.2011 geltende Rechtslage<br />

weiterhin angewendet werden.<br />

Die neue Regelung führt neben der<br />

bereits viel diskutierten Gelangensbestätigung<br />

nunmehr auch weitere Nachweismöglichkeiten<br />

auf. Gem. § 17a Abs. 1 UStG<br />

muss der Unternehmer den Nachweis<br />

durch Belege führen, aus denen sich die<br />

Voraussetzung des § 6a Abs. 1 Satz 1<br />

Nr. 1 UStG eindeutig und leicht nachprüfbar<br />

ergibt. Als eindeutig und leicht<br />

nachprüfbar gilt gem. § 17a Abs. 2 UStDV<br />

n. F. insbesondere der Nachweis anhand<br />

des Doppels der Rechnung zusammen mit<br />

der Gelangensbestätigung. Alternativ zur<br />

Gelangensbestätigung kann der Unter­<br />

Aufgrund der jüngsten Rechtsprechung<br />

des BFH zu den Anforderungen an die<br />

organisatorische Eingliederung bei der<br />

umsatzsteuerlichen Organschaft hat das<br />

BMF mit Schreiben vom 07.03.2013 den<br />

Umsatzsteuer­Anwendungserlass (UStAE)<br />

mit Wirkung zum 01.01.2013 neu gefasst.<br />

Es ist eine Übergangsregelung bis zum<br />

31.12.2013 vorgesehen.<br />

Neben der finanziellen und wirtschaftlichen<br />

Eingliederung ist die organisatorische<br />

Eingliederung ein Kriterium für<br />

das Vorliegen einer umsatzsteuerlichen<br />

Organschaft. Die organisatorische Eingliederung<br />

setzt voraus, dass die mit der<br />

finanziellen Eingliederung verbundene<br />

Möglichkeit der Beherrschung der Tochtergesellschaft<br />

durch die Muttergesellschaft<br />

in der laufenden Geschäftsführung<br />

tatsächlich wahrgenommen wird.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

nehmer den Nachweis auch durch die in<br />

§ 17a Abs. 3 UStDV n. F genannten Belege<br />

führen (z. B. Frachtbrief, Spediteurbescheinigung).<br />

Aus der Begründung der Änderungsverordnung<br />

ergibt sich ferner, dass die Steuerfreiheit<br />

der innergemeinschaftlichen<br />

Lieferung nicht zwingend an die in § 17a<br />

Abs. 2 und Abs. 3 UStDV n. F. aufgeführten<br />

Belegnachweise geknüpft ist. Vielmehr ist<br />

der Steuerpflichtige grundsätzlich frei, in<br />

welcher Art und Weise er den Belegnachweis<br />

führt, soweit sich daraus in der Gesamtschau<br />

nachvollziehbar und glaubhaft<br />

ergibt, dass der Liefergegenstand in das<br />

übrige Gemeinschaftsgebiet zum umsatzsteuerrechtlichen<br />

Abnehmer gelangt ist.<br />

Freilich sollte allein darauf keine Nachweisführung<br />

im Unternehmen aufgebaut<br />

sein, sondern diese Regelung lediglich in<br />

Ausnahmefällen herangezogen werden.<br />

Die Unternehmen sollten die Übergangsregelung<br />

nutzen, um die internen Prozesse<br />

zur Nachweisführung an die neuen<br />

Vorgaben anzupassen.<br />

2c | Anforderungen an die organisatorische Eingliederung bei der umsatzsteuerlichen<br />

Organschaft | Autorin: StBin Marianne Graf, München<br />

Die stärkste Ausprägung der organisato rischen<br />

Eingliederung ist die Personen identität<br />

in den Leitungsgremien des Organträgers<br />

und der Organgesellschaft. Bei nur<br />

teilweiser Personenidentität hängt die organisatorische<br />

Eingliederung von der Ausgestaltung<br />

der Geschäftsführungsbefugnis<br />

in der Tochtergesellschaft ab. Das BMF<br />

nennt hierzu einige Abgrenzungsbeispiele.<br />

Neben dem Regelfall der personellen<br />

Verflechtung der Geschäftsführungen kann<br />

sich die organisatorische Eingliederung<br />

aber auch daraus ergeben, dass leitende<br />

Mitarbeiter des Organträgers als Geschäftsführer<br />

der Organgesellschaft tätig sind.<br />

In Ausnahmefällen kann eine organisatorische<br />

Eingliederung auch ohne personelle<br />

Verflechtung in den Leitungsgremien<br />

des Organträgers und der Organgesellschaft<br />

vorliegen. Voraussetzung für diese<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Joachim<br />

Strehle, München,<br />

joachim.strehle@<br />

wts.de<br />

Personelle Verflechtung<br />

in den Leitungsgremien<br />

des Organträgers und der<br />

Organgesellschaft<br />

Organisatorische<br />

Eingliederung ohne<br />

personelle Verflechtung


Beherrschungsvertrag<br />

ausreichend<br />

Urteilsfall<br />

EuGH vom 21.02.2013<br />

(Rs. C­104/12 Wolfram<br />

Becker)<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

2 Umsatzsteuer<br />

schwächste Form der organisatorischen<br />

Eingliederung ist, dass institutionell abgesicherte<br />

unmittelbare Eingriffsmöglichkeiten<br />

in den Kernbereich der laufenden<br />

Geschäftsführung der Organgesellschaft<br />

gegeben sind.<br />

Bei Vorliegen eines Beherrschungsvertrags<br />

nach § 291 AktG kann lt. BMF regelmäßig<br />

davon ausgegangen werden, dass die<br />

organisatorische Eingliederung vorliegt.<br />

2d | Kein Vorsteuerabzug aus Strafverteidigungskosten |<br />

Autor: StB Andreas Masuch, Düsseldorf<br />

Der EuGH hat in einem deutschen Vorlageverfahren<br />

den Vorsteuerabzug aus Strafverteidigungskosten<br />

verwehrt. Dem Urteil<br />

lag folgender Sachverhalt zu Grunde:<br />

Die Staatsanwaltschaft hatte gegen die<br />

Geschäftsführer einer GmbH ein strafrechtliches<br />

Ermittlungsverfahren eröffnet. Es<br />

bestand der Verdacht, durch Bestechung<br />

die abgegebenen Angebote von konkurrierenden<br />

Unternehmen für einen<br />

Bauauftrag vorab erhalten zu haben.<br />

Aufgrund dessen konnte die GmbH selbst<br />

immer das günstigste Angebot abgeben.<br />

Die GmbH hatte dann auch den Zuschlag<br />

erhalten und die Bauleistung ausgeführt.<br />

Die Geschäftsführer wurden während<br />

des Strafverfahrens von Rechtsanwälten<br />

vertreten. Vertragspartner der Rechtsanwälte<br />

waren die Geschäftsführer als<br />

Beschuldigte persönlich sowie die GmbH.<br />

Die Rechtsanwaltsleistungen wurden der<br />

GmbH in Rechnung gestellt, die daraus<br />

den Vorsteuerabzug geltend machte.<br />

Der EuGH versagte den Vorsteuerabzug<br />

mit folgender Begründung: Die Anwaltsdienstleistungen<br />

dienten direkt und<br />

unmittelbar dem Schutz der privaten<br />

Interessen der Beschuldigten, die wegen<br />

in ihrem persönlichen Verhalten liegender<br />

Zuwiderhandlungen strafrechtlich verfolgt<br />

wurden. Die Strafverfolgungsmaßnah­<br />

Da die Voraussetzungen der organisatorischen<br />

Eingliederung in den letzten Jahren<br />

immer enger definiert wurden, empfiehlt<br />

es sich, spätestens mit der Neufassung des<br />

UStAE nicht nur neue Konzerngesellschaften<br />

ins Visier zu nehmen, sondern den<br />

bereits etablierten Organkreis zu analysieren<br />

und ggf. durch zusätzliche Maßnahmen<br />

die organisatorische Eingliederung<br />

sicherzustellen.<br />

men waren nur gegen sie persönlich<br />

und nicht gegen die GmbH gerichtet. Die<br />

Anwaltsdienstleistungen können daher<br />

nicht als für Zwecke der wirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten der GmbH bezogen betrachtet<br />

werden. Die Argumentation, dass ein<br />

Kausalzusammenhang zwischen den<br />

Rechtsanwaltskosten und der wirtschaftlichen<br />

Tätigkeit der GmbH bestehe, da<br />

die Rechtsanwälte ihre Leistungen nicht<br />

erbracht hätten, wenn die GmbH keine<br />

wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt hätte,<br />

lies der EuGH nicht gelten, da dies zu<br />

keinem für den Vorsteuerabzug erforderlichen<br />

direkten und unmittelbaren<br />

Zusammenhang zwischen Eingangsleistung<br />

und Ausgangsumsatz führt. Auch die<br />

zivilrechtliche Verpflichtung der GmbH, die<br />

Kosten für die Verteidigung der Interessen<br />

seiner Organe in einem Strafverfahren zu<br />

übernehmen, ist aus umsatzsteuerrechtlicher<br />

Sicht unerheblich.<br />

Diese Rechtsprechung dürfte auch auf<br />

Ermittlungsverfahren hinsichtlich der<br />

Verkürzung von Steuern übertragbar sein,<br />

selbst dann, wenn es sich um Unternehmenssteuern<br />

handelt. Die Straf­ und<br />

Bußgeldverfahren werden auch gegen die<br />

gesetzlichen Vertreter persönlich eröffnet.<br />

Ein Vorsteuerabzug für die Gesellschaft<br />

dürfte ausscheiden.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 17<br />

Praxisempfehlung<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Joachim<br />

Strehle, München,<br />

joachim.strehle@<br />

wts.de<br />

Begründung<br />

Übertragung auf<br />

steuerliche Straf­ und<br />

Bußgeldverfahren<br />

Kontakt:<br />

RAin Dr. Karen<br />

Möhlenkamp,<br />

Düsseldorf,<br />

karen.moehlenkamp@<br />

wts.de


Hintergrund<br />

Urteilsfall<br />

FG Niedersachsen<br />

vom 10.09.2009<br />

(AZ: 16 K 41/09)<br />

Unentgeltliche<br />

Wertabgabe<br />

BGH vom 29.01.2013<br />

(AZ: II ZR 91/11)<br />

18<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

2 Umsatzsteuer<br />

2e | Bemessungsgrundlage der unentgeltlichen Wertabgabe beim Betrieb eines<br />

Blockheizkraftwerks | Autoren: Karin Bauer, StBin Anne Linke, München<br />

Blockheizkraftwerke gewinnen zunehmend<br />

an Bedeutung für Unternehmen und<br />

private Haushalte, welche die Kraft von<br />

Kleinmotoren zur Stromerzeugung und<br />

gleichzeitig die Abwärme für Heizung und<br />

Warmwasser nutzen. Die Aktualität dieser<br />

Thematik spiegelt sich daher auch in der<br />

laufenden Rechtsprechung wider.<br />

Im Streitfall betrieb die Klägerin in ihrem<br />

Einfamilienhaus ein sog. Blockheizkraftwerk<br />

und machte auf die Anschaffungskosten<br />

den vollen Vorsteuerabzug<br />

geltend. Den über ihrem privaten Bedarf<br />

liegenden Überschuss der erzeugten<br />

Stromenergie speiste die Klägerin in das<br />

öffentliche Netz ein, die erzeugte Wärme<br />

wurde ausschließlich für das Beheizen des<br />

Hauses genutzt. Das zuständige Finanzamt<br />

setzte den Eigenverbrauch für das Jahr<br />

2002 gem. § 3 Abs. 1b Nr. 1 i. V. m. § 10<br />

Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 UStG mangels eines<br />

Einkaufspreises mit den deutlich höheren<br />

Selbstkosten an. Dieser Auffassung schloss<br />

sich das FG Niedersachsen in der Vorinstanz<br />

an, wobei es zu Gunsten der Klägerin<br />

Wärmeverluste durch Abwärme berücksichtigte.<br />

Der Betrieb eines Blockheizkraftwerks<br />

führt zu einer unternehmerischen Tätigkeit,<br />

wenn die durch das Blockheizkraftwerk<br />

gewonnene Energie zumindest teilweise<br />

und nicht nur gelegentlich gegen<br />

Entgelt in das Stromnetz eingespeist wird.<br />

Das Blockheizkraftwerk kann vollständig<br />

dem Unternehmen zugeordnet werden, in<br />

diesem Fall ist ein Vorsteuerabzug in voller<br />

Höhe zulässig. Die unentgeltliche Entnahme<br />

sowohl des Stroms als auch der Wärme<br />

für private Zwecke ist dann aber einer entgeltlichen<br />

Lieferung nach § 3 Abs. 1b Nr. 1<br />

Der BGH hatte in seinem Urteil darüber zu<br />

entscheiden, ob einer umsatzsteuerlichen<br />

Organgesellschaft im Innenverhältnis<br />

gegenüber dem Organträger ein Anspruch<br />

auf Ausgleich des Vorsteuerüberschusses<br />

zusteht.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

UStG gleichzustellen. Dies gilt auch weiterhin<br />

unter Berücksichtigung der jüngeren<br />

Rechtsprechung und BMF­Schreiben.<br />

Der BFH hat in seinem Urteil der Auffassung<br />

des FG Niedersachsen hinsichtlich<br />

des Ansatzes der Bemessungsgrundlage<br />

für die Entnahme teilweise widersprochen.<br />

Gem. § 10 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1 UStG<br />

ist vorrangig zu prüfen, ob ein Einkaufspreis<br />

ermittelt werden kann. Der Ansatz<br />

der Selbstkosten kommt nur mangels<br />

feststellbaren (fiktiven) Einkaufspreises<br />

zum Tragen. Die Klägerin war jedoch am<br />

öffentlichen Elektrizitätsnetz angeschlossen,<br />

so dass zum Zeitpunkt der Entnahme<br />

ersatzweise ebenso der Strom aus dem<br />

öffentlichen Netz erreich­ und einsetzbar<br />

gewesen wäre. Da es bei dem Ansatz<br />

des Einkaufpreises lediglich auf einen<br />

„gleichartigen Gegenstand“ ankommt,<br />

ist hierfür der an den Energieversorger<br />

zu leistende Marktpreis maßgebend. Zu<br />

einer anderen Beurteilung kam der BFH<br />

allerdings hinsichtlich der unentgeltlichen<br />

Wertabgabe der Wärme, da hier mangels<br />

Anschlusses u. a. an das Fernwärmenetz<br />

ein „gleichartiger Gegenstand“ gar nicht<br />

hätte geliefert werden können, so dass<br />

diesbezüglich wiederum die Selbstkosten<br />

anzusetzen sind.<br />

Demzufolge dürfte es regelmäßig zum<br />

Ansatz der höheren Selbstkosten kommen,<br />

wenn der Steuerpflichtige in Bezug auf<br />

den konkreten Gegenstand der Entnahme<br />

nicht an ein öffentliches Versorgungsnetz<br />

angeschlossen ist. Sofern in diesem Fall<br />

die Kleinunternehmerregelung i. S. d. § 19<br />

UStG zur Anwendung käme, wäre im Einzelfall<br />

abzuwägen, ob ein Verzicht hierauf<br />

überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist.<br />

2f | Ausgleichsverpflichtung des umsatzsteuerlichen Organträgers für Vorsteuerüberhänge<br />

| Autorin: RAin/StBin Agnes Daub-Kienle, München<br />

Die Klägerin, eine AG, gehörte in 2003<br />

gem. § 2 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 UStG als Organgesellschaft<br />

zum umsatzsteuerlichen<br />

Organkreis der Beklagten, ohne dass ein<br />

Beherrschungs­ oder Gewinnabführungsvertrag<br />

bestand. Aufgrund dessen teilte<br />

BMF vom 02.01.2012<br />

BFH vom 12.12.2012<br />

(AZ: XI R 3/10)<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

StB Bernhard Brock,<br />

München,<br />

bernhard.brock@<br />

wts.de<br />

Urteilsfall


Ausgleichsverpflichtung<br />

für Vorsteuerüberhänge<br />

im Innenverhältnis<br />

Urteilsfall<br />

FG Baden­Württemberg<br />

vom 27.02.2011<br />

(AZ: 2 K 364/08)<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

3 Grunderwerbsteuer<br />

die Klägerin der Beklagten monatlich u. a.<br />

die auf die von ihr erbrachten Ausgangsleistungen<br />

entfallende Umsatzsteuer<br />

sowie die Vorsteuerbeträge für an sie<br />

erbrachte Eingangsleistungen anderer<br />

Unternehmer mit. Für das 1. Halbjahr<br />

2003 wiesen die Meldungen insgesamt<br />

einen Vorsteuerüberschuss zugunsten der<br />

Klägerin in Höhe von € 123.253,90 aus.<br />

Die Umsatzsteuer­Voranmeldungen der<br />

Beklagten wiesen für diesen Zeitraum<br />

insgesamt einen Vorsteuerüberschuss in<br />

Höhe von € 123.980,00 aus.<br />

Der BGH ist der Auffassung, dass aufgrund<br />

des Grundsatzes der Belastungsneutralität<br />

eine Ausgleichsverpflichtung zwischen<br />

den am Organkreis beteiligten Rechtsträgern<br />

besteht, um die ansonsten entstehenden<br />

Vermögensverschiebungen zu<br />

vermeiden. Durch die umsatzsteuerliche<br />

Organschaft ist zwar im Außenverhältnis<br />

allein die Beklagte Steuerschuldnerin der<br />

Umsatzsteuer, so dass ihr auch gegenüber<br />

dem Finanzamt der Steuererstattungsanspruch<br />

zusteht. Allerdings stellt die<br />

steuerliche Zuordnung des Umsatzsteuerguthabens<br />

gem. § 2 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2<br />

An der grundstückshaltenden Klägerin<br />

(einer GmbH & Co. KG) waren neben der<br />

Verwaltungs­GmbH C als Komplementärin<br />

noch A und B als Kommanditisten beteiligt.<br />

A und B hielten auch sämtliche Geschäftsanteile<br />

an C. Im Jahr 2000 veräußerten<br />

A und B ihre Geschäftsanteile an der C<br />

sowie insgesamt 94,4 % der Kommanditanteile<br />

an D. B behielt einen Kommanditanteil<br />

in Höhe von 5,6 % zurück. Ergänzend<br />

wurde ein jederzeitiges Erwerbsrecht des<br />

D hinsichtlich der von B zurückbehaltenen<br />

Kommanditanteile vereinbart sowie eine<br />

aufschiebend bedingte, vom Willen der<br />

B abhängige Erwerbsverpflichtung von<br />

D begründet. Im November 2001 wurde<br />

dann das Gewinnstammrecht aus den<br />

Kommanditanteilen der B auf D übertragen.<br />

Im Gegenzug vergab D an B ein<br />

Darlehen in Höhe des Kaufpreises aus<br />

der Erwerbsverpflichtung, das mit dem<br />

abgezinsten Betrag ausbezahlt wurde.<br />

UStG keinen zivilrechtlich tragenden<br />

Grund für die Vermögensverschiebung<br />

zu Lasten der Klägerin dar. Der Ausgleich<br />

zwischen den Beteiligten des umsatzsteuerlichen<br />

Organkreises gem. §§ 426<br />

Abs. 1 Satz 1, 430 BGB erfolgt grundsätzlich<br />

nach dem Verursacherprinzip, wenn<br />

die Parteien keine Regelung getroffen<br />

haben und kein Unternehmensvertrag<br />

besteht. Ob sich die Parteien im Urteilsfall<br />

darauf verständigt hatten, dass die<br />

Wirkungen der Organschaft nicht ausgeglichen<br />

werden sollten, konnte offen<br />

bleiben, da eine solche rechtsgeschäftliche<br />

Vereinbarung mangels Nachteilsausgleichs<br />

gem. §§ 311 Abs. 1, 317 Abs. 1<br />

Satz 1 AktG unwirksam wäre.<br />

Das Urteil bejaht eine Ausgleichspflicht in<br />

der Konstellation einer Organgesellschaft<br />

in der Rechtsform einer AG ohne Beherrschungs­<br />

und Gewinnabführungsvertrag.<br />

Ob in anderen Konstellationen auf einen<br />

Ausgleich verzichtet werden kann, bedarf<br />

der Prüfung. In der Praxis haben sich Umlageverträge<br />

bewährt, um die gegenseitigen<br />

Ansprüche und Verpflichtungen zu<br />

regeln.<br />

3 | Keine Besteuerung nach § 1 Abs. 2a GrEStG i. V. m. § 42 AO bei Übergang<br />

von 94,4 % der Anteile am Gesellschaftsvermögen |<br />

Autor: RA/StB Dr. Andreas Bock, München<br />

B räumte dem Rechtsvertreter der D<br />

darüber hinaus eine zeitlich begrenzte,<br />

unwiderrufliche und vom Selbstkontrahierungsverbot<br />

befreite Vollmacht zum<br />

Erwerb des verbliebenen Kommanditanteils<br />

ein. Der Betriebsprüfer und in Folge<br />

auch das Finanzamt sahen in dem Vorgang<br />

eine Umgehung des § 1 Abs. 2a GrEStG und<br />

setzten GrESt fest.<br />

Die Klage hatte Erfolg. Das Gericht verneint<br />

in seinem Urteil zunächst die Tatbestandsmäßigkeit<br />

des § 1 Abs. 2a GrEStG.<br />

Weder im Jahr 2000 (Übertragung von nur<br />

94,4 %) noch − unter Einbeziehung der<br />

weiteren Vereinbarungen − im Jahr 2001<br />

wurden die für die Tatbestandsmäßigkeit<br />

des § 1 Abs. 2a GrEStG erforderlichen<br />

mindestens 95 % der Gesellschaftsanteile<br />

unmittelbar oder mittelbar auf neue Gesellschafter<br />

übertragen.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 19<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Joachim<br />

Strehle, München,<br />

joachim.strehle@<br />

wts.de<br />

Tatbestand des § 1<br />

Abs. 2a GrEStG nicht<br />

erfüllt


§ 1 Abs. 2 und 3 GrEStG<br />

nicht einschlägig<br />

Kein § 1 Abs. 2a GrEStG<br />

i. V. m. § 42 AO<br />

Sichtweise nach<br />

aktueller Rechtslage<br />

Verhältnis Ertragsteuer /<br />

Schenkungsteuer<br />

Gleichlautender<br />

Ländererlass vom<br />

14.03.2012<br />

20<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

4 Erbschaft-/Schenkungsteuer<br />

Auch § 1 Abs. 2 GrEStG sei nicht einschlägig.<br />

Die Erwerberin sei nicht in der Lage<br />

gewesen, die für eine Verwertung nach<br />

der Rechtsprechung des BFH erforderliche<br />

Beteiligung an der Substanz des Grundstücks<br />

darzustellen. B hätte jederzeit einer<br />

Substanzverlagerung der Immobilie auf<br />

D nach § 164 HGB widersprechen können.<br />

Schließlich würden auch die Ergänzungstatbestände<br />

des § 1 Abs. 3 Nr. 1 bis 4<br />

GrEStG nicht greifen.<br />

Entgegen der Finanzverwaltung verneinte<br />

das Gericht im Streitfall auch die Anwendbarkeit<br />

des § 42 AO (maßgeblich war hier<br />

noch die in den Streitjahren maßgebliche<br />

Gesetzesfassung). § 1 Abs. 2a GrEStG sei für<br />

die vorliegende Gestaltung die speziellere<br />

Norm und verdränge insoweit § 42 AO.<br />

Durch zwei gesetzgeberische Nachbesserungen<br />

(StÄndG 2001 und JStG 2008)<br />

erhielt § 42 AO seinen heutigen Wortlaut.<br />

Maßgeblich ist danach nunmehr, ob eine<br />

einzelsteuergesetzliche Norm existiert,<br />

die der Verhinderung von Steuerumgehungen<br />

dient (das wäre hinsichtlich § 1<br />

Abs. 2a GrEStG zu bejahen) und ob deren<br />

Tatbestand im konkreten Fall erfüllt ist.<br />

Nur für diesen Fall besteht Einigkeit, dass<br />

die spezialgesetzliche Norm eine weitergehende<br />

Prüfung eines Missbrauches<br />

nach § 42 Abs. 1 Satz 3 i. V. m. Abs. 2 AO<br />

ausschließt. Ist der Tatbestand der Umgehungsnorm<br />

hingegen nicht erfüllt, und<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

darauf sei vorsorglich hingewiesen, ist<br />

zumindest aus Sicht der Finanzverwaltung<br />

eine Missbrauchsprüfung nach § 42 Abs. 2<br />

AO angezeigt (Tz. 1 AEAO zu § 42 AO).<br />

Selbst wenn man bei einem derartigen<br />

Sachverhalt, wie hier die Finanzverwaltung,<br />

die Tatbestandlichkeit des § 1 Abs. 2a<br />

GrEStG verneint und daraus eine Anwendung<br />

von § 42 AO ableitet, bliebe noch die<br />

Frage des Missbrauchs von Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zu prüfen. Es darf hierzu<br />

darauf hingewiesen werden, dass ein<br />

rechtsgeschäftliches Verhalten nicht allein<br />

deshalb rechtsmissbräuchlich ist, weil<br />

allein die zugrundeliegende Zeitplanung<br />

dafür sorgt, dass ein Steuertatbestand<br />

nicht eingreift.<br />

Abschließend prüft das Gericht schließlich<br />

auch noch eine Umgehung des § 1 Abs. 1<br />

Nr. 1 GrEStG i. V. m. § 42 AO. Eine solche<br />

sei in den Fällen anerkannt, in denen ein<br />

Gesellschaftsanteil an einer Personengesellschaft<br />

übertragen werde, der so mit<br />

einem Grundstück der Gesellschaft verknüpft<br />

ist, dass die Gesellschafterstellung<br />

ohne weiteres durch einseitige Erklärung<br />

in einen Anspruch auf Übereignung des<br />

Grundstücks übergeleitet werden könnte.<br />

Eine solche Übertragung läge jedoch<br />

gerade nicht vor.<br />

Revisionsverfahren beim BFH:<br />

AZ: II R 49/12.<br />

4a | Keine Schenkungsteuer bei verdeckten Gewinnausschüttungen |<br />

Autorin: RAin/StBin Stephanie Renner, München<br />

Das Verhältnis zwischen Ertrag­ und<br />

Schenkungsteuerrecht ist immer wieder<br />

Gegenstand finanzgerichtlicher Streitigkeiten.<br />

Nunmehr hat der BFH für den<br />

Bereich der verdeckten Gewinnausschüttungen<br />

klargestellt, dass die Ertragsteuer<br />

insoweit Vorrang vor der Schenkungsteuer<br />

hat.<br />

Die Finanzverwaltung qualifiziert in einem<br />

koordinierten Ländererlass verdeckte<br />

Gewinnausschüttungen als freigebige<br />

Zuwendungen im Verhältnis zwischen<br />

Kapitalgesellschaft und Gesellschafter<br />

bzw. zwischen Kapitalgesellschaft und<br />

ihrem Gesellschafter nahe stehender Per­<br />

son (Tz. 2.6.2 bzw. 2.6.1). Sie beruft sich<br />

dabei auf ein BFH­Urteil vom 07.11.2007.<br />

In der Urteilsbegründung hatte der BFH<br />

seinerzeit ausgeführt, dass zwar verdeckte<br />

Gewinnausschüttungen an eine nahestehende<br />

Person des Gesellschafters keine<br />

freigebigen Zuwendungen im Verhältnis<br />

des Gesellschafters zur nahestehenden<br />

Person, aber ggf. im Verhältnis zwischen<br />

Gesellschaft und nahestehender Person<br />

sein können.<br />

Der BFH hatte jetzt Gelegenheit, sich<br />

erneut mit diesem Thema zu befassen.<br />

Im Urteilsfall verkaufte eine Kapitalgesellschaft<br />

(AG) eine Forderung mit<br />

Hilfsweise Anmerkung<br />

zur Missbräuchlichkeit<br />

Kein § 1 Abs. 1 Nr. 1<br />

GrEStG i. V. m. § 42 AO<br />

Kontakt:<br />

StB Bernhard Brock,<br />

München,<br />

bernhard.brock@<br />

wts.de<br />

Urteilsfall


BFH vom 30.01.2013<br />

(AZ: II R 6/12)<br />

Hintergrund<br />

BFH vom 27.09.2012<br />

(AZ: II R 45/10)<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

4 Erbschaft-/Schenkungsteuer<br />

Besserungsschein gegen eine andere<br />

Kapitalgesellschaft (GmbH) an einen ihrer<br />

mittelbaren Gesellschafter. Der Kaufpreis<br />

betrug € 1. Nach Verkauf und Abtretung<br />

der Forderung trat der Besserungsfall ein,<br />

der ursprüngliche Darlehensbetrag lebte<br />

wieder auf und wurde dem Gesellschafter<br />

auf seinem Darlehenskonto bei der GmbH<br />

gutgeschrieben. Das Finanzamt sah im<br />

Verkauf der Forderung zum Preis von € 1<br />

einen unangemessenen Vermögensvorteil<br />

für den mittelbaren Gesellschafter<br />

der AG, der die Forderung von ihr erwarb.<br />

Entsprechend wurde dies als verdeckte<br />

Gewinnausschüttung der AG behandelt.<br />

Gleichzeitig wurde Schenkungsteuer<br />

für die freigebige Zuwendung der AG an<br />

ihren mittelbaren Gesellschafter festgesetzt.<br />

Der BFH hat dem nun widersprochen und<br />

eine freigebige Zuwendung verneint.<br />

Bei Leistungen der Kapitalgesellschaft an<br />

einen (mittelbaren) Gesellschafter handle<br />

es sich entweder um betrieblich veranlasste<br />

Rechtsbeziehungen oder um offene<br />

bzw. verdeckte Gewinnausschüttungen<br />

oder um Kapitalrückzahlungen. Freigebige<br />

Zuwendungen zwischen Gesellschaft und<br />

Nach § 7 Abs. 1 Nr. 9 Satz 2 ErbStG gilt der<br />

Erwerb durch Zwischenberechtigte während<br />

des Bestehens einer ausländischen<br />

Vermögensmasse, deren Zweck auf die<br />

Bindung von Vermögen gerichtet ist, als<br />

eine der Schenkungsteuerpflicht unterliegende<br />

Schenkung unter Lebenden. Die<br />

Vorschrift wurde 1999 eingeführt, um<br />

Steuerumgehungen durch den Einsatz<br />

bestimmter ausländischer Rechtsinstitute,<br />

insbesondere von vor allem im<br />

angelsächsischen Rechtskreis bekannten<br />

Trusts, einzudämmen. Der BFH hat nun<br />

erstmals zu der Frage Stellung bezogen,<br />

wer „Zwischenberechtigter“ ist und was<br />

im Einzelnen als Erwerb im Sinne der<br />

Vorschrift gilt.<br />

Zunächst stellt das Gericht klar, dass<br />

grundsätzlich jeder, der während des<br />

Bestehens eines Trusts Auszahlungen<br />

aus dem Trustvermögen erhält, als<br />

Gesellschafter bzw. zwischen Gesellschaft<br />

und dem Gesellschafter nahe stehender<br />

Person (vorliegend dem mittelbaren<br />

Gesellschafter) sind insoweit ausgeschlossen.<br />

Der BFH verweist in seiner Begründung<br />

insbesondere auf die steuerliche<br />

Behandlung im umgekehrten Fall, also<br />

im Fall einer Vermögensübertragung von<br />

einem Gesellschafter auf eine Kapitalgesellschaft.<br />

Die (verdeckte) Einlage eines<br />

Gesellschafters in eine Kapitalgesellschaft<br />

ist ebenfalls nicht als freigebige Zuwendung<br />

des leistenden Gesellschafters an<br />

die Kapitalgesellschaft, sondern als rein<br />

gesellschaftsrechtlicher Vorgang zu beurteilen.<br />

An dieser Beurteilung dürfte auch<br />

die Einführung des § 7 Abs. 8 ErbStG nichts<br />

ändern, der eine freigebige Zuwendung<br />

auf das Verhältnis zwischen leistendem<br />

Gesellschafter und dem Mitgesellschafter,<br />

dessen Gesellschaftsanteile durch<br />

die Leistung im gemeinen Wert steigen,<br />

beschränkt.<br />

Ob das Urteil im Bundessteuerblatt veröffentlicht<br />

und damit von der Finanzverwaltung<br />

auch über den entschiedenen Fall<br />

hinaus angewendet wird, bleibt abzuwarten.<br />

4b | Schenkungsteuerpflicht von Ausschüttungen eines US-Trusts |<br />

Autor: RA/FAStR Michael Althof, München<br />

Zwischen berechtigter anzusehen ist.<br />

Unter Berufung auf den Gesetzeswortlaut<br />

gehört nach Auffassung des BFH alles<br />

zum Erwerb, „was die berechtigte Person<br />

nach dem Ermessen der Treuhänder oder<br />

aufgrund eigenen Rechtsanspruchs“<br />

während des Bestehens des Trusts erhält.<br />

Dies ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert:<br />

Ausdrücklich wird nicht nur die Ausschüttung<br />

von Vermögenssubstanz, sondern<br />

auch die von Trusteinkommen, welches<br />

möglicherweise beim Ausschüttungsempfänger<br />

einer Ertragsbesteuerung<br />

unterliegt bzw. im Falle einer Hinzurechnungsbesteuerung<br />

nach § 15 AStG<br />

ggf. bereits unterlegen hat, der Schenkungsteuer<br />

unterworfen. Auf mögliche<br />

Doppelbelastungen mit Einkommen­ und<br />

Schenkungsteuer geht das Gericht mit<br />

keinem Wort ein.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 21<br />

BFH vom 17.10.2007<br />

(AZ: II R 63/05)<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

RA/StB Peter Schulz,<br />

München,<br />

peter.schulz@wts.de<br />

Schenkungsteuer auch<br />

auf ggf. einkommensteuerpflichtige<br />

Erträge


Mehrfache Schenkungsteuerbelastung<br />

bei satzungsmäßigen<br />

Ausschüttungen?<br />

Hintergrund<br />

Beweislastregelung<br />

zugunsten ehrenamtlich<br />

Tätiger<br />

Geminderte Nachweispflichten<br />

für bestimmte<br />

mildtätige Körperschaften<br />

22<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

5 AO / Verfahrensrecht<br />

Die Steuerpflicht soll zudem ungeachtet<br />

etwaiger Rechtsansprüche der Berechtigten<br />

auf die Ausschüttungen, also auch bei<br />

sog. satzungsmäßigen Ausschüttungen,<br />

bestehen. Folgt man der Argumentation<br />

des Gerichts, könnten Trustauskehrungen<br />

an Zwischenberechtigte im Ergebnis<br />

zweimal mit Schenkungsteuer belastet<br />

werden, nämlich zum einen bei Einräumung<br />

des Rechtsanspruchs und dann<br />

erneut bei tatsächlicher Auszahlung.<br />

Zumindest deutet das Gericht in diesen<br />

5 | Ehrenamtsstärkungsgesetz in Kraft getreten |<br />

Autor: RA/FAStR Michael Althof, München<br />

Im <strong>WTS</strong> Journal 04/2012 hatten wir über<br />

den Regierungsentwurf für ein Gemeinnützigkeitsentbürokratisierungsgesetz<br />

berichtet. Auf dessen Grundlage wurde im<br />

März das Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes<br />

verabschiedet, welches in weiten<br />

Teilen rückwirkend zum 01.01.2013<br />

in Kraft getreten ist. Gegenüber dem<br />

ursprünglichen Entwurf enthält das<br />

Gesetz neben einem neuen Namen unter<br />

anderem auch die folgenden inhaltlichen<br />

Neuerungen:<br />

Die schon im Regierungsentwurf enthaltenen<br />

Haftungsbeschränkungen für<br />

ehrenamtliche Organtätigkeiten für eine<br />

Stiftung oder einen Verein wurden um<br />

eine Beweislastregelung ergänzt, nach<br />

der stets der Geschädigte das vorsätzliche<br />

oder grob fahrlässige Handeln nachzuweisen<br />

hat. Entsprechendes gilt, wenn<br />

Vereinsmitglieder für den Verein ehrenamtlich<br />

tätig werden.<br />

Mildtätige Körperschaften, die benachteiligte<br />

Personengruppen i. S. v. § 53 AO<br />

selbstlos unterstützen, müssen regelmäßig<br />

die wirtschaftliche Hilfsbedürftigkeit<br />

der Leistungsempfänger nachweisen. Ist<br />

aufgrund der besonderen Art der gewährten<br />

Unterstützungsleistung von einer<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Fällen eine Steueranrechnungsmöglichkeit<br />

an.<br />

Für Gestaltungen gilt nach dem Urteil noch<br />

mehr als bisher: Bei der Nutzung ausländischer<br />

Truststrukturen mit in Deutschland<br />

ansässigen Zuwendern oder Begünstigten<br />

ist allerhöchste Sorgfalt geboten. Bestehende<br />

Strukturen sind unter Berücksichtigung<br />

des Urteils zu überdenken. Ggf.<br />

sind notwendige Maßnahmen zu treffen,<br />

insbesondere auch im Hinblick auf schenkungsteuerliche<br />

Anzeigepflichten.<br />

wirtschaftlichen Hilfsbedürftigkeit der Leistungsempfänger<br />

auszugehen, kann die Befreiung<br />

von der Nachweispflicht beantragt<br />

werden. Nach der Gesetzesbegründung<br />

soll mit dieser gesetzlichen Klarstellung<br />

Einrichtungen wie Tafeln oder Suppenküchen,<br />

denen eine Überprüfung der<br />

wirtschaftlichen Hilfsbedürftigkeit ihrer<br />

Besucher oftmals praktisch nicht möglich<br />

ist, der Zugang zu den Steuerbegünstigungen<br />

auch weiterhin gewährt werden.<br />

Gemeinnützige Körperschaften können<br />

darüber hinaus künftig in begrenztem<br />

Umfang bestimmte Mittel steuerunschädlich<br />

zur Vermögensausstattung anderer<br />

steuerbegünstigter Körperschaften oder<br />

von juristischen Personen des öffentlichen<br />

Rechts verwenden, sofern die Satzungszwecke<br />

des Zuwendenden und des Empfängers<br />

identisch sind. Auf diese Weise<br />

erhaltene Mittel und deren Erträge sind<br />

allerdings von einer Weitergabe ausgeschlossen.<br />

Die gesetzlichen Änderungen sind zu begrüßen.<br />

Sie tragen in gewissem Umfang<br />

zur Entbürokratisierung des Gemeinnützigkeitsrechts<br />

bei und erscheinen darüber<br />

hinaus geeignet, das Ehrenamt attraktiver<br />

zu machen.<br />

Praxishinweis<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Tom Offerhaus,<br />

München,<br />

tom.offerhaus@wts.de<br />

Lockerung des sog.<br />

„Endowment­Verbots“<br />

Ausblick<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Tom Offerhaus,<br />

München,<br />

tom.offerhaus@wts.de


Neufassung mit Wirkung<br />

zum 01.12.2012<br />

Neue Pauschalen für<br />

sonstige Umzugsauslagen<br />

Steuerfreiheit für<br />

umzugsbedingte Unterrichtskosten<br />

beschränkt<br />

auf ein Jahr<br />

BFH vom 14.11.2012<br />

(AZ: VI R 56/11)<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

6 Lohnsteuer<br />

6a | Neufassung der Auslandsumzugskostenverordnung |<br />

Autor: StB Andreas Müller, München<br />

Die Höhe der steuerfreien Arbeitgebererstattungen<br />

für beruflich veranlasste<br />

Umzugskosten richtet sich gem. § 3 Nr. 16<br />

EStG i. V. m. R 3.16 und R 9.9 Abs. 2 LStR<br />

für Inlandsumzüge nach dem Bundesumzugskostengesetz<br />

(BUKG) und für Auslandsumzüge<br />

nach der Auslandsumzugskostenverordnung<br />

(AUV). Die AUV wurde<br />

mit Wirkung zum 01.12.2012 grundlegend<br />

neu strukturiert und teilweise inhaltlich<br />

neu gefasst. Als wichtigste Änderungen<br />

sind hierbei die neuen Pauschalen für<br />

sonstige Umzugskostenauslagen sowie<br />

die Änderung bei der Ermittlung der steuerfrei<br />

erstattungsfähigen Aufwendungen<br />

für einen durch den Umzug bedingten<br />

zusätzlichen Unterricht der Kinder zu<br />

nennen.<br />

Grundlage für die Berechnung der Auslandsumzugskostenpauschale<br />

waren<br />

bisher die im BUKG genannten Pauschalen<br />

für Inlandsumzüge, die von der Finanzverwaltung<br />

jeweils mit einem BMF­Schreiben<br />

bekanntgemacht wurden. Nun wird<br />

jedoch auf bestimmte Prozentsätze der<br />

Besoldungstabelle der Bundesbeamten<br />

als Ausgangsbetrag für die Berechnung<br />

der Pauschalen abgestellt (Stufe 8 der Besoldungsgruppe<br />

A 13; derzeit € 4.802,77).<br />

Auch die Höchstgrenze für die Erstattung<br />

umzugsbedingter Unterrichtskosten<br />

konnte bislang aus den mit BMF­Schreiben<br />

bekanntgemachten Beträgen abgeleitet<br />

werden. Im Rahmen dieser Höchstgrenze<br />

Im Streitfall schloss ein Arbeitgeber mit<br />

dem örtlichen Verkehrsverbund eine Vereinbarung<br />

über die Ausgabe von verbilligten<br />

Jahreskarten an seine Mitarbeiter.<br />

Der Arbeitgeber bezahlte einen monatlichen<br />

Grundbetrag an die Verkehrsbetriebe<br />

und erwarb damit für die Mitarbeiter<br />

das Recht auf den Kauf von verbilligten<br />

Jahreskarten. Der Eigenanteil der Mitarbeiter<br />

wurde monatlich von deren Konten<br />

eingezogen. Der monatlich von den<br />

Verkehrsbetrieben gewährte Rabatt lag<br />

konnten 50 % der tatsächlichen Kosten<br />

voll und darüber hinaus 3/4 der Kosten<br />

steuerfrei erstattet werden. Durch die<br />

Neuregelung können die Unterrichtskosten<br />

nunmehr in Höhe von 90 % der<br />

tatsächlichen Aufwendungen steuerfrei<br />

erstattet werden, jedoch nur noch zeitlich<br />

beschränkt für höchstens ein Jahr. Dies bedeutet<br />

für den Arbeitgeber, dass die Frist<br />

entsprechend überwacht werden muss.<br />

Höchstbetrag ist nun die Stufe 1 der Besoldungsgruppe<br />

A 14 (derzeit € 3.841,57).<br />

Bei einem Umzug, der nach dem<br />

01.01. 2013 beendet wurde, wirken sich<br />

die Änderungen wie folgt aus:<br />

AUV AUV<br />

(alt) (neu)<br />

Höchstbetrag umzugs- 3.463 € 3.842 €<br />

bedingter Unterricht<br />

Auslandsumzug innerhalb EU<br />

Ledige 1.067 € 961 €<br />

Verheiratete 2.134 € 1.874 €<br />

Kinder 403 € 481 €<br />

Auslandsumzug außerhalb EU<br />

Ledige 1.374 € 1.009 €<br />

Verheiratete 2.748 € 2.018 €<br />

Kinder 606 € 673 €<br />

Aufgrund einer bereits beschlossenen<br />

Erhöhung der Beamtenbesoldung werden<br />

sich ab dem 01.08.2013 neue Werte<br />

ergeben.<br />

6b | Geldwerter Vorteil beim Erwerb einer vergünstigten Jahresnetzkarte<br />

(sog. Jobticket) | Autor: Thomas Mayer, München<br />

jeweils unter der Freigrenze von € 44 je<br />

Mitarbeiter, so dass der Arbeitgeber diesen<br />

für die Mitarbeiter als Sachbezug gem. § 8<br />

Abs. 2 Satz 9 EStG außer Ansatz ließ.<br />

Nach Ansicht des BFH ist allerdings nicht<br />

auf die monatlichen Einzelbeträge, sondern<br />

auf den Gesamtvorteil in Bezug auf<br />

die Jahreskarte abzustellen. Dieser Vorteil<br />

überstieg die Freigrenze von € 44 und war<br />

somit als Sachbezug anzusetzen. Der Zufluss<br />

des geldwerten Vorteils in Höhe des<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 23<br />

Kontakt:<br />

StBin Susanne Weber,<br />

München,<br />

susanne.weber@<br />

wts.de<br />

Gesamtbetrachtung und<br />

Zeitpunkt des Zuflusses


Ermittlung des<br />

geldwerten Vorteils<br />

Steuerfreiheit für<br />

Betriebsveranstaltungen<br />

BFH vom 12.12.2012<br />

(AZ: VI R 79/10)<br />

Anpassung der<br />

Freigrenze<br />

BFH vom 13.12.2012<br />

(AZ: VI R 51/11)<br />

24<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

6 Lohnsteuer<br />

Gesamtbetrages des jährlichen Rabattes<br />

erfolge dabei bereits in dem Zeitpunkt, in<br />

dem der Mitarbeiter von seinem Recht auf<br />

Erwerb einer Jahreskarte Gebrauch macht.<br />

Die Bewertung des Vorteils erfolgt somit<br />

nach § 8 Abs. 2 Satz 1 EStG ausgehend<br />

von dem Preis, den das Verkehrsunternehmen<br />

üblicherweise für das Jobticket<br />

verlangt. Davon in Abzug gebracht werden<br />

4 % für übliche Preisnachlässe sowie der<br />

vom jeweiligen Mitarbeiter entrichtete<br />

Jahreseigenanteil. Der Sachbezug stellt für<br />

Leistungen des Arbeitgebers aus Anlass<br />

von Betriebsveranstaltungen gelten als<br />

im überwiegend eigenbetrieblichen<br />

Interesse erbracht und sind dann nicht als<br />

Arbeitslohn lohnsteuerpflichtig, wenn die<br />

geltende Freigrenze von € 110 (inkl. USt)<br />

je Mitarbeiter nicht überschritten wird.<br />

Der BFH hat entschieden, dass diese Freigrenze<br />

zumindest noch für das Jahr 2007<br />

als ausreichend angesehen werden kann.<br />

Es könne nicht Aufgabe der Gerichte sein,<br />

eine vom Verordnungsgeber festgesetzte<br />

Freigrenze ständig an die Geldentwicklung<br />

anzupassen.<br />

In seinem Urteil fordert der BFH die<br />

Finanzverwaltung jedoch gleichzeitig auf,<br />

die bereits seit dem Jahr 2002 geltende<br />

Freigrenze „alsbald“ neu und auf der<br />

Grundlage von Erfahrungswissen zu<br />

bestimmen. Gleichzeitig behält er sich vor,<br />

seine bisherige Rechtsprechung, wonach<br />

bei Überschreiten einer Höchstgrenze alle<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

den Mitarbeiter grundsätzlich steuer­ und<br />

sozialversicherungspflichtigen Arbeitslohn<br />

dar, der aber unter den Voraussetzungen<br />

des § 40 Abs. 2 Satz 2 EStG pauschal mit<br />

15 % besteuert werden kann und damit<br />

sozialversicherungsfrei ist.<br />

Arbeitgeber, die einen Zuschuss zum<br />

Jobticket im Rahmen der Freigrenze von<br />

€ 44 steuerfrei lassen wollen, müssen daher<br />

darauf achten, dass den Mitarbeitern<br />

monatsweise lediglich sog. Monatskarten<br />

überlassen werden.<br />

6c | Betriebsveranstaltungen − € 110-Freigrenze auf dem Prüfstand |<br />

Autorin: Angelika Löchelt, Düsseldorf<br />

Mit aktuellem Urteil bestätigt der BFH erneut<br />

die ständige Rechtsprechung und die<br />

Auffassung der Finanzverwaltung, dass die<br />

1 %­Regelung verfassungsgemäß ist.<br />

Die Bemessung des geldwerten Vorteils<br />

aus der privaten Nutzung eines Pkw mit<br />

einem unter dem Bruttolistenneupreis<br />

Aufwendungen anlässlich der Betriebsveranstaltung<br />

zum steuerpflichtigen Arbeitslohn<br />

gehören, zu überprüfen.<br />

Ausdrücklich weist der BFH darauf hin,<br />

dass bei der Prüfung der Freigrenze<br />

nur solche Kosten zu erfassen sind, die<br />

unmittelbar direkt der (geselligen) Betriebsveranstaltung<br />

zuzuordnen sind und<br />

allen Mitarbeitern zugutekommen. Nicht<br />

dazu gehören individualisierbare Kosten<br />

(z. B. Fahrtkosten einzelner Mitarbeiter),<br />

allgemeiner betrieblicher Aufwand (Buchhaltung,<br />

angestellter Event­Manager) und<br />

Kosten für Veranstaltungselemente, die<br />

als sonstige betriebliche Veranstaltung<br />

anzusehen sind.<br />

Ob die Finanzverwaltung die Anpassung<br />

der o. g. Freigrenze kurzfristig in Erwägung<br />

zieht und ob sie sich der Auffassung,<br />

dass individualisierbare Kosten nicht in die<br />

Freigrenze einbezogen werden dürfen,<br />

anschließt, muss abgewartet werden.<br />

6d | 1 %-Regelung auf Basis des Bruttolistenneupreises verfassungsrechtlich<br />

unbedenklich | Autor: Thomas Mayer, München<br />

liegenden Wert (wie bei Rabatten beim<br />

Kauf von Jahreswagen in der Automobilindustrie,<br />

vgl. <strong>WTS</strong> Journal 04/2012) lehnt<br />

der BFH ab und begründet dies einerseits<br />

mit dem unterschiedlichen Zweck der<br />

Regelungen und andererseits mit der<br />

Möglichkeit, von der 1 %­Regelung auf die<br />

sog. Fahrtenbuchmethode auszuweichen.<br />

Monatliche<br />

Fahrberechtigungen<br />

Kontakt:<br />

StBin Susanne Weber,<br />

München,<br />

susanne.weber@<br />

wts.de<br />

Kostenstruktur<br />

Kontakt:<br />

StBin Susanne Weber,<br />

München,<br />

susanne.weber@<br />

wts.de<br />

Kontakt:<br />

StBin Susanne Weber,<br />

München,<br />

susanne.weber@<br />

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Abkommen gilt ab<br />

dem 01.05.2013<br />

Reduzierung der<br />

SV­Kosten bei Arbeitnehmer­Entsendung<br />

Private Ruling vom<br />

08.11.2012<br />

(AZ: COSIT 8/2012)<br />

Erfordernisse für die<br />

Abzugsfähigkeit<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

Internationales<br />

7a | Sozialversicherungsabkommen Deutschland − Brasilien |<br />

Autor: StB Manfred Wirtz, Düsseldorf<br />

Zum bereits in 2009 paraphierten Sozialversicherungsabkommen<br />

zwischen<br />

Brasilien und Deutschland wurden am<br />

06.03.2013 die Ratifikationsurkunden<br />

ausgetauscht. Das Abkommen ist zum<br />

01.05.2013 in Kraft. Es enthält Regelungen<br />

zur Renten­, Unfall­ und Arbeitslosenversicherung<br />

sowie zum Recht der Arbeitsförderung.<br />

U. a. entfällt ab diesem Zeitpunkt die doppelte<br />

Rentenversicherungsbeitragspflicht<br />

für Expatriates. Konkret bedeutet dies für<br />

deutsche Unternehmen, dass nach Brasili­<br />

„Cost Sharing“­Vereinbarungen („CSV“)<br />

hatten in der Vergangenheit bei grenzüberschreitenden<br />

Vorgängen steuerlich<br />

keine Berücksichtigung gefunden. Mit<br />

dem Private Ruling 8/2012 (Solução de<br />

Consulta COSIT 8/2012) hat die brasilianische<br />

Steuerbehörde zu den Erfordernissen<br />

für die Abzugsfähigkeit von Kosten, welche<br />

auf Basis einer CSV zwischen verbundenen<br />

Unternehmen gezahlt werden,<br />

Stellung genommen. Zudem nennt das<br />

Private Ruling die von der brasilianischen<br />

Finanzbehörde geforderten wesentlichen<br />

Merkmale in Bezug auf solche Vereinbarungen<br />

sowie die verrechnungspreistechnischen<br />

Auswirkungen bei Nichtentsprechung.<br />

Voraussetzungen für die Abzugsfähigkeit<br />

von Kosten aus einer solchen Vereinbarung<br />

sind neben der geeigneten Dokumentation<br />

über die tatsächliche Erbringung<br />

und Bezahlung auch der Nachweis<br />

über deren Notwendigkeit und Üblichkeit<br />

sowie deren Bezug zum Geschäftszweck.<br />

Zudem muss eine formale und unterzeichnete<br />

Vereinbarung vorliegen, aus<br />

der ein nachvollziehbares und objektives<br />

Aufteilungs­ und Zuordnungskriterium<br />

nach Maßgabe anzuwendender Bilanzierungsstandards<br />

hervorgeht. Die Muttergesellschaft,<br />

bei der die aufzuteilenden und<br />

den verschiedenen Tochtergesellschaften<br />

zuzuordnenden Kosten entstehen, darf<br />

en entsandte Arbeitnehmer für die ersten<br />

24 Monate von der Rentenversicherungspflicht<br />

in Brasilien befreit sind. Auch gelten<br />

für diese Zeit die deutschen Rechtsvorschriften<br />

über die gesetzliche Unfall­ und<br />

Arbeitslosenversicherung weiter.<br />

Bei der Rentenversicherung werden die<br />

Aufenthaltszeiten im jeweils anderen<br />

Land mitgerechnet und dadurch Lücken<br />

im Versicherungsverlauf vermieden. Zudem<br />

können Rentenzahlungen uneingeschränkt<br />

in den jeweils anderen Vertragsstaat<br />

transferiert werden.<br />

7b | Die neue brasilianische Ruling-Praxis bei „Cost-Sharing“-Vereinbarungen<br />

zwischen verbundenen Unternehmen | Autor: StB Ralf Pestl, Düsseldorf<br />

selber nur die Kosten in Abzug bringen, die<br />

ihr unter Anwendung des vorgenannten<br />

Aufteilungs­ und Zuordnungskriteriums<br />

zuzuordnen sind.<br />

Wesentliche Charakteristika einer CSV<br />

sind nach Auffassung der brasilianischen<br />

Finanzbehörde die Aufteilung aller<br />

diesbezüglich entstandenen Kosten und<br />

Risiken, die Kausalität zwischen zugeordneten<br />

Beträgen und erwartetem/tatsächlich<br />

wahrgenommenem Nutzen, die<br />

Erkennbarkeit des jeweiligen Nutzens, die<br />

Kostenerstattung ohne Aufschlag sowie<br />

der Nutzen für mehr als einen Beteiligten<br />

der Gruppe.<br />

Bei Nichtvorliegen wesentlicher Merkmale<br />

tritt ein Mangel der Dokumentation ein,<br />

der die steuerliche Abzugsfähigkeit entsprechender<br />

Kosten in Frage stellt.<br />

Private Rulings sind Einzelfallentscheidungen<br />

mit möglicher Präzedenzwirkung. Darüber<br />

hinaus existieren in Brasilien keine<br />

gesetzlichen oder rechtlichen Grundlagen,<br />

die sich mit lokalen oder grenzüberschreitenden<br />

steuerlichen Konsequenzen<br />

von CSVs befassen. Um weitestgehende<br />

Rechtssicherheit zu erlangen, besteht im<br />

gleichgelagerten Einzelfall nur die Möglichkeit<br />

der Beantragung eines eigenen<br />

Private Rulings, es sei denn, es besteht von<br />

Anfang an der Wille, die „shared services“<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 25<br />

BRASILIEN<br />

Rentenanwartschaften<br />

und laufende Renten<br />

Kontakt:<br />

Klaus-Peter Hüsgen,<br />

Düsseldorf,<br />

klaus-peter.huesgen@<br />

wts.de<br />

BRASILIEN<br />

Wesentliche Merkmale<br />

Konsequenz fehlender<br />

Charakteristika<br />

Praxishinweis


EUGH<br />

EuGH vom 21.02.2013<br />

(Rs. C­123/11)<br />

Finnland beschränkt<br />

Verlustübergang bei Aufwärtsverschmelzungen<br />

auf Inlandsfälle<br />

EuGH vom 13.12.2005<br />

(Rs. C­446/03)<br />

Unverhältnismäßigkeit<br />

eines Ausschlusses sog.<br />

finaler Verluste<br />

26<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

Internationales<br />

ohnehin als eigene Dienstleistungen mit<br />

entsprechenden steuerlichen Konsequenzen<br />

zu behandeln. Dabei vertritt ein Teil<br />

der brasilianischen Finanzbehörden die<br />

Auffassung, dass diesbezügliche Private<br />

Kürzlich urteilte der EuGH in der Rechtssache<br />

„A Oy“ zu einer Entscheidung des finnischen<br />

Zentralen Ausschusses für Steuersachen,<br />

wonach die A Oy, eine Gesellschaft<br />

finnischen Rechts, bei einer Fusion mit<br />

einer schwedischen Tochtergesellschaft<br />

deren schwedische Verluste steuerlich<br />

nicht in Finnland abziehen darf.<br />

Nach finnischem Recht gehen steuerliche<br />

Verluste einer gebietsansässigen Tochtergesellschaft<br />

im Rahmen einer Aufwärtsverschmelzung<br />

grundsätzlich auf die<br />

Muttergesellschaft über. Eine Ausnahme<br />

hierzu ist nur für den Fall vorgesehen, dass<br />

die Fusion einzig in der Absicht durchgeführt<br />

wird, einen steuerlichen Vorteil zu<br />

erzielen. Das finnische Recht lässt allerdings<br />

keinen solchen Verlustübergang<br />

von einer gebietsfremden Tochtergesellschaft<br />

zu.<br />

In seiner Entscheidung bestätigt der EuGH<br />

die bereits in der Rechtssache „Marks &<br />

Spencer“ aufgestellten Grundsätze. Der<br />

Ausschluss des − in rein nationalen Fällen<br />

vorgesehenen − Verlustübergangs für<br />

die grenzüberschreitende Verschmelzung<br />

von zwei in der EU ansässigen<br />

Gesellschaften sei eine Beschränkung<br />

der Niederlassungs freiheit. Als Rechtfertigungsgründe<br />

zieht das Gericht die<br />

Notwendigkeit heran, die Aufteilung von<br />

Besteuerungsbefugnissen zwischen den<br />

Mitgliedstaaten zu wahren und den Gefahren<br />

einer doppelten Berücksichtigung<br />

von Verlusten sowie der Steuerflucht zu<br />

begegnen. Die Mitgliedstaaten müssen<br />

mithin grenzüberschreitende und nationale<br />

Verschmelzungssachverhalte nicht in<br />

jedem Fall gleich behandeln.<br />

Ein nur grenzüberschreitende Fälle<br />

erfassender Ausschluss des Verlustübergangs<br />

verstoße jedoch dann gegen die<br />

Niederlassungsfreiheit, wenn eine solche<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Rulings nur auf Basis bereits unterschriebener<br />

CSVs beantragt werden können.<br />

Evtl. kann diese fragwürdige Auffassung in<br />

der Praxis umgangen werden, beispielsweise<br />

durch Vorlage eines Letter of Intent.<br />

8 | Berücksichtigung sog. finaler (Auslands-)Verluste im Falle einer grenzüberschreitenden<br />

Aufwärtsverschmelzung | Autor: RA/StB Dr. Martin Bartelt, München<br />

Regelung über das hinausgehe, was zur<br />

Erreichung der rechtfertigenden Ziele<br />

erforderlich ist. Ein unverhältnismäßiger<br />

Ausschluss der Verlustberücksichtigung<br />

liege im Einklang mit „Marks & Spencer“<br />

dann vor, wenn die gebietsfremde Tochtergesellschaft<br />

(im Urteilsfall die Gesellschaft<br />

in Schweden) die im Staat ihres<br />

Sitzes vorgesehenen Möglichkeiten der<br />

Berücksichtigung von Verlusten ausgeschöpft<br />

hat (sog. finale Verluste). Der EuGH<br />

bleibt somit bei seiner in „Marks & Spencer“<br />

aufgestellten Linie. Finale Verluste<br />

haben danach bei grenzüberschreitenden<br />

Fallkonstellationen nicht nur in Betriebsstättenfällen,<br />

sondern auch innerhalb von<br />

Konzernstrukturen Berücksichtigung zu<br />

finden, wenn das jeweilige anwendbare<br />

nationale Recht eine Verlustberücksichtigung<br />

in rein innerstaatlichen Fällen<br />

vorsieht.<br />

Die Beweislast für den endgültigen (finalen)<br />

Ausschluss der Verlustnutzung im<br />

anderen Mitgliedstaat sieht der EuGH bei<br />

der Gesellschaft, welche die Verlustnutzung<br />

begehrt. Der EuGH sieht allerdings<br />

die Kompetenz für die Beurteilung der<br />

Frage, ob (i) die schwedische Gesellschaft<br />

alle Möglichkeiten zur Verlustberücksichtigung<br />

in Schweden ausgeschöpft hat und<br />

ob (ii) dieser Nachweis von der finnischen<br />

Muttergesellschaft auch erbracht wurde,<br />

nicht bei sich selbst, sondern bei den nationalen<br />

Gerichten (vorliegend in Finnland).<br />

Der EuGH hat den Steuerpflichtigen mit<br />

dem Verweis auf die nationalen Gerichte<br />

in Bezug auf die „Finalität“ von Verlusten<br />

und deren Nachweis leider nur Wasser<br />

anstatt Wein gegeben und damit nicht zur<br />

Rechtssicherheit beigetragen. Im Weiteren<br />

stellte der EuGH klar, dass der nationale<br />

Gesetzgeber die Vorschriften über die<br />

Berechnung der Verluste bei inländischen<br />

und ausländischen Tochtergesellschaften<br />

nicht unterschiedlich ausgestalten darf.<br />

Kontakt:<br />

Klaus-Peter Hüsgen,<br />

Düsseldorf,<br />

klaus-peter.huesgen@<br />

wts.de<br />

Beweislastverteilung<br />

Verweis auf die<br />

nationalen Gerichte


Deutsche Regelung nicht<br />

unmittelbar betroffen<br />

öBMF vom 21.12.2012<br />

(EAS 3313)<br />

Erfassung der Vergütung<br />

für Arbeitskräfteüberlassungstellvertretend<br />

für Arbeitslohn<br />

Entlastung bei<br />

Anwendbarkeit der<br />

183­Tage­Klausel<br />

Rückerstattung oder<br />

Freistellung<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

Internationales<br />

Die im Vorfeld der Entscheidung geführte<br />

Diskussion, ob die Rechtsprechung des<br />

EuGH zu sog. finalen Verlusten weiterhin<br />

Bestand habe, ist nun eindeutig dahingehend<br />

beantwortet, dass solche Verluste<br />

weiterhin zu berücksichtigen sind. Keine<br />

Klärung bringt allerdings auch dieses<br />

Urteil in Bezug auf den Finalitätsbegriff.<br />

Ein deutsches Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />

unterliegt mit Vergütungen<br />

für die Überlassung polnischer Arbeitskräfte<br />

nach Österreich in Österreich der<br />

20%igen Abzugsbesteuerung nach § 99<br />

öEStG. Nach dem österreichischen BMF<br />

kann seitens des deutschen Unternehmens<br />

in Österreich keine Entlastung nach dem<br />

DBA Österreich­Deutschland herbeigeführt<br />

werden, da der Steuerabzug indirekt die<br />

Arbeitslöhne der polnischen Arbeitskräfte<br />

trifft, für die Österreich nach Art. 15 des<br />

DBA­Polen ein Besteuerungsrecht hat<br />

(EAS 3041).<br />

Dies gilt nur, wenn nicht eine Kurzzeitentsendung<br />

vorliegt und daher die<br />

183­Tage­Klausel des DBAs mit dem<br />

Ansässigkeitsstaat des Arbeitnehmers<br />

(in diesem Fall Polen) zur Anwendung<br />

kommt. Da in diesem Fall Österreich kein<br />

Besteuerungsrecht an den Arbeitnehmereinkünften<br />

erlangt (EAS 3284), ist auch<br />

die Arbeitskräftegestellungsvergütung zu<br />

entlasten. Das öBMF verlangt allerdings<br />

eine Dokumentation der Arbeitskräfte.<br />

Diese müssen auf den Vordrucken des<br />

öBMF eine Ansässigkeitsbescheinigung<br />

ihres Ansässigkeitsstaates einholen, damit<br />

die Anwendung des betreffenden Doppelbesteuerungsabkommens<br />

außer Streit<br />

gestellt ist.<br />

Liegen die Voraussetzungen für die Entlastung<br />

der Arbeitskräfteüberlassungsvergütungen<br />

vor (bei Entsendungen < 183 Tage<br />

und entsprechendem DBA­Schutz), kann<br />

die Entlastung entweder im Rückerstat­<br />

Für Deutschland ist die Bedeutung der Entscheidung<br />

eher mittelbar mit Blick auf sog.<br />

finale Betriebsstättenverluste zu sehen. Im<br />

unmittelbar vergleichbaren Fall schließt<br />

§ 12 Abs. 3 Hs. 2 UmwStG − anders als das<br />

finnische Recht − einen Verlustübergang<br />

unionsrechtskonform bereits bei rein<br />

innerstaatlichen Verschmelzungen aus.<br />

9a | Arbeitskräftegestellung durch deutsche Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />

| Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />

tungswege oder im Wege der Entlastung<br />

an der Quelle herbeigeführt werden.<br />

Im Fall des Rückerstattungsverfahrens<br />

ist beim österreichischen Finanzamt ein<br />

Sammelantrag durch den ausländischen<br />

Arbeitskräfteverleiher zu stellen (wobei<br />

die Ansässigkeitsbescheinigungen der<br />

einzelnen Arbeitnehmer beizulegen<br />

sind). Für eine Freistellung an der Quelle<br />

ist aufgrund der Sonderbestimmung in<br />

§ 5 Abs. 3 der DBA­Entlastungsverordnung<br />

(öBGBl. 2005/92) ein Freistellungsbe scheid<br />

durch das österreichische Finanz amt<br />

Bruck­Eisenstadt­Oberwart erforderlich,<br />

der dem inländischen Gestellungsnehmer<br />

zur Quellenentlastung zur Verfügung zu<br />

stellen ist.<br />

Nach Auffassung des öBMF ist die dargestellte<br />

Auslegung im Wesentlichen jedoch<br />

nur für professionelle Arbeitskräfteüberlassungsunternehmen<br />

relevant. Kommt<br />

es zu konzerninternen Arbeitnehmerüberlassungen<br />

(im Angestelltenstatus), ist die<br />

von einem inländischen Konzernunternehmen<br />

an das ausländische Konzernunternehmen<br />

geleistete Arbeitskräftegestellungsvergütung<br />

(nach allgemeinen<br />

Grundsätzen) zu entlasten, wenn das<br />

entsendende ausländische Konzernunternehmen<br />

keine Betriebsstätte in Österreich<br />

unterhält. In diesem Fall ist eine Meldung<br />

an das zuständige österreichische Finanzamt<br />

erforderlich, wenn die Arbeitnehmer<br />

mit den von ihnen erzielten Vergütungen<br />

in Österreich steuerpflichtig werden und<br />

daher direkt im Veranlagungswege zu<br />

erfassen sind.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 27<br />

Kontakt:<br />

RA Stefan Hölzemann,<br />

München,<br />

stefan.hoelzemann@<br />

wts.de<br />

ÖSTERREICH<br />

Differenzierte Betrachtung<br />

bei konzerninternen<br />

Arbeitnehmerüberlassungen<br />

Kontakt:<br />

StB Dr. Walter<br />

Loukota, Wien,<br />

walter.loukota@<br />

wts.at


ÖSTERREICH<br />

öBMF vom 19.02.2013<br />

(EAS 3320)<br />

Geschäftsführervergütungen<br />

Besteuerungsrecht im<br />

Ansässigkeitsstaat der<br />

Kapitalgesellschaft<br />

Besteuerung in Österreich<br />

u.U. vorteilhaft<br />

28<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

Internationales<br />

9b | Pensionsabfindung an den deutschen Gesellschafter-Geschäftsführer einer<br />

österreichischen GmbH | Autor: StB Dr. Walter Loukota, Wien<br />

Gem. Art. 16 Abs. 2 DBA Deutschland­<br />

Österreich dürfen Vergütungen, die eine<br />

in einem Vertragsstaat ansässige Person<br />

in ihrer Eigenschaft als Geschäftsführer<br />

oder als Vorstandsmitglied einer im<br />

anderen Vertragsstaat ansässigen Gesellschaft<br />

bezieht, im anderen Vertragsstaat<br />

besteuert werden, während der Ansässigkeitsstaat<br />

des Geschäftsführers unter<br />

Progressionsvorbehalt freizustellen hat. In<br />

Abweichung von Art. 14 bzw. 15 OECD­MA<br />

können daher nichtansässige Geschäftsführer,<br />

Vorstände und Aufsichtsräte von<br />

Kapitalgesellschaften mit ihren Vergütungen<br />

auch dann im Staat der Gesellschaft<br />

besteuert werden, wenn sie dort gar nicht<br />

tätig werden, z. B. weil sie in einem Büro<br />

einer ausländischen Konzerngesellschaft<br />

arbeiten.<br />

In Deutschland ansässige Geschäftsführer<br />

oder Vorstände österreichischer Kapitalgesellschaften<br />

sind daher mit ihren<br />

Vorstandsbezügen oder Geschäftsführerentgelten<br />

in Österreich steuerpflichtig,<br />

egal ob sie ihrer Geschäftsführer­ oder<br />

Vorstandstätigkeit für die österreichische<br />

Gesellschaft in Österreich oder in Deutschland<br />

nachgehen. Das österreichische<br />

Besteuerungsrecht geht auch nicht dadurch<br />

verloren, dass die geschäftsleitende<br />

Tätigkeit des deutschen Geschäftsführers<br />

zu einer geschäftsleitenden Betriebsstätte<br />

der österreichischen Kapitalgesellschaft in<br />

Deutschland führt (öBMF vom 21.12.2012,<br />

EAS 3311).<br />

Die Vergütungen des in Deutschland ansässigen<br />

Geschäftsführers (oder Vorstandsmitglieds)<br />

sind nach dem Methoden artikel<br />

des DBA Österreich­Deutschland in<br />

Deutschland unter Progressionsvorbehalt<br />

freizustellen. Dies ist mitunter vorteilhaft<br />

für im Dienstverhältnis angestellte<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

deutsche Geschäftsführer (oder Vorstände)<br />

österreichischer Kapitalgesellschaften,<br />

da die Lohnbesteuerung in Österreich<br />

aufgrund der 6%igen Besteuerung des<br />

Jahressechstels (13. und 14. Monatsgehalt)<br />

bei entsprechendem Splitting deutlich<br />

günstiger als in Deutschland sein kann und<br />

kein Progressionsvorbehalt hinsichtlich<br />

der deutschen Einkünfte zur Anwendung<br />

gelangt.<br />

Strittig war bislang, ob diese Regelung<br />

auch für Pensionen oder Pensionszahlungen<br />

gilt, die von den Kapitalgesellschaften<br />

an ehemalige Geschäftsführer<br />

bzw. Vorstände ausgezahlt werden.<br />

Da in Art. 16 Abs. 2 des DBA Österreich­<br />

Deutschland nur ein Vorrang gegenüber<br />

Art. 14 (Gesellschafter­Geschäftsführer)<br />

und Art. 15 (Dienstnehmer­Geschäftsführer)<br />

vorgesehen wurde, nicht jedoch<br />

gegenüber Art. 18 für Ruhegehälter, ist<br />

diese Frage mit Deutschland noch nicht<br />

abschließend geklärt. Nach einer Erledigung<br />

des österreichischen BMF geht<br />

Art. 18 als Spezialbestimmung für Ruhegehälter<br />

der Regelung des Art. 16 Abs. 2<br />

vor. Aus diesem Grund sind Pensionen<br />

von in Österreich ansässigen Geschäftsführern<br />

oder Vorständen deutscher<br />

Gesellschaften ausschließlich in Österreich<br />

zu besteuern. Dies spricht dafür, dass auch<br />

im reziproken Fall hinsichtlich ehemaliger<br />

deutscher Geschäftsführer österreichischer<br />

Gesellschaften eine ausschließliche<br />

Besteuerung der von den Kapitalgesellschaften<br />

ausgezahlten Pensionen in<br />

Deutschland anzunehmen ist und daher<br />

eine Freistellung in Österreich zu erfolgen<br />

hat. Dies soll auch in einem derzeit<br />

im Entwurf vorliegenden Anwendungsschreiben<br />

zum DBA Österreich­Deutschland<br />

in diesem Sinne geklärt werden<br />

(EAS 2285).<br />

Sonderfall:<br />

Pensionsabfindungen<br />

ehemaliger Geschäftsführer<br />

Kontakt:<br />

StB Dr. Walter<br />

Loukota, Wien,<br />

walter.loukota@<br />

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Hintergrund<br />

Abmahnfähigkeit von<br />

Datenschutzverstößen<br />

Zuletzt: OLG Karlsruhe<br />

vom 09.05.2012<br />

(AZ: 6 U 38/11)<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Datenschutz<br />

1 | Abmahnfähigkeit von Datenschutzverstößen auf Unternehmenswebseiten |<br />

Autoren: RA Dr. Thorsten B. Behling und RAin Jana Post, Düsseldorf<br />

Im heutigen Informationszeitalter sind<br />

Unternehmen ohne aufwendig gestaltete<br />

Webseiten in der Regel nicht mehr wettbewerbsfähig.<br />

Gleichzeitig steigen die<br />

datenschutzrechtlichen Anforderungen,<br />

die beim Betrieb entsprechender Webseiten<br />

zu beachten sind. Immer häufiger<br />

wird der Datenschutz auf Webseiten zum<br />

Gegenstand wettbewerbsrechtlicher<br />

Abmahnungen gemacht, und dies nicht<br />

selten mit Erfolg.<br />

Ob und, falls ja, welche datenschutzrechtlichen<br />

Vorschriften zur Abmahnung<br />

berechtigen, ist in der Rechtsprechung<br />

nicht abschließend geklärt. Dies liegt darin<br />

begründet, dass eine Abmahnung bei<br />

Verletzung von Vorschriften außerhalb des<br />

Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb<br />

(UWG) nur in Betracht kommt, wenn<br />

es sich um sog. Marktverhaltensregeln<br />

handelt. Dies ist in Bezug auf datenschutzrechtliche<br />

Vorschriften gerade fraglich, da<br />

diese zunächst dem Schutz des allgemeinen<br />

Persönlichkeitsrechts dienen. Teile der<br />

obergerichtlichen Rechtsprechung sehen<br />

Datenschutzvorschriften, jedenfalls wenn<br />

bestimmte Anforderungen erfüllt sind,<br />

gleichwohl als Marktverhaltensregeln<br />

an; der Bundesgerichtshof wird aufgrund<br />

eines anhängigen Verfahrens hierzu erst<br />

demnächst Stellung beziehen. Bis dahin<br />

empfiehlt sich, auch unter wettbewerbsrechtlichen<br />

Aspekten, besonderen Wert<br />

auf einen hinreichenden Datenschutz auf<br />

der unternehmenseigenen Webseite zu<br />

legen. Unter Compliance­Aspekten empfiehlt<br />

sich dies ohnehin.<br />

In diesem Zusammenhang ist insbesondere<br />

§ 13 Abs. 1 S. 1 des Telemediengesetzes<br />

(TMG) zu beachten, wonach eine umfassende<br />

Unterrichtungspflicht des Betreibers<br />

einer Webseite in Bezug auf den<br />

Umgang mit personenbezogenen Daten<br />

besteht. Diese Pflicht wird regelmäßig<br />

über die sog. Datenschutzerklärungen erfüllt,<br />

auf deren Existenz und hinreichende<br />

Ausgestaltung entsprechend besonders<br />

zu achten ist. Bei der Verwendung von<br />

Cookies und gängigen Auswertungs­Tools,<br />

wie etwa Google­Analytics, ist überdies<br />

sicherzustellen, dass hinreichende Widerspruchsrechte<br />

eingeräumt (§ 15 Abs. 3<br />

TMG) und die darüber hinausgehenden<br />

Anforderungen der datenschutzrechtlichen<br />

Aufsichtsbehörden beachtet werden.<br />

Besondere datenschutzrechtliche Anforderungen<br />

sind auch zu erfüllen, wenn<br />

sog. Plugins von sozialen Netzwerken<br />

auf der Webseite verwendet werden, es<br />

zum Versand von Newslettern per E­Mail<br />

kommt oder Besucherdaten für nutzungsbasierte<br />

Online­Werbung eingesetzt<br />

werden.<br />

Zur Sicherstellung einer ganzheitlichen<br />

Compliance und Vermeidung wettbewerbsrechtlicher<br />

Verstöße empfiehlt<br />

es sich daher, dem Datenschutz bei der<br />

Gestaltung von Webseiten besondere<br />

Beachtung zu schenken.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 29<br />

Unterrichtungspflicht<br />

§ 13 Abs. 1 S. 1 TMG<br />

Widerspruchsrecht<br />

§ 15 Abs. 3 TMG<br />

Sonstige Pflichten<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Thorsten B.<br />

Behling, Düsseldorf,<br />

thorsten.behling@<br />

wts-legal.de<br />

Rüdiger Giebichenstein,<br />

Düsseldorf,<br />

ruediger.giebichen<br />

stein@wts.de


Immer mehr Umlagen<br />

treiben den Strompreis<br />

Entlastungsregeln<br />

unter Druck<br />

30<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

2 Energierecht<br />

2 | Senkung der Stromkosten: Energierechtskompetenz gefragt |<br />

Autor: Dr. Christoph Palme, Düsseldorf<br />

EEG­Umlage, Netzentgelte, Offshore­<br />

Umlage, Netzentgeltbefreiungsumlage,<br />

KWK­Umlage, Konzessionsabgabe – der<br />

Strompreis erhöht sich immer mehr, vor<br />

allem bedingt durch die Energiewende,<br />

die hohe Investitionen in Netzausbau,<br />

Speichertechnologie etc. nach sich zieht.<br />

Und schon zeichnen sich weitere Kosten<br />

ab. Den Energieversorgern (EVU) soll eine<br />

Prämie für die Vorhaltung nicht mehr rentabler<br />

Kraftwerkskapazitäten bei Stromengpässen<br />

gezahlt werden. Das Geld<br />

hierfür soll durch eine „Reservekapazitätenumlage“<br />

ebenfalls auf den Strompreis<br />

aufgeschlagen werden. Gleiches gilt für<br />

die von der Systemstabilitätsverordnung<br />

geforderte Nachrüstung von Solaranlagen,<br />

um das sog. 50,2 Hertz Problem des<br />

europäischen Verbundnetzes zu lösen.<br />

Die Finanzierung dieser Umrüstung trägt<br />

ebenfalls der Endverbraucher.<br />

Da Wettbewerber in anderen Staaten<br />

solche Kostenbelastungen nicht vorfinden,<br />

ist es für die deutsche Industrie eminent<br />

wichtig, jeden gesetzlich möglichen<br />

Spielraum zur Kostensenkung zu nutzen.<br />

Es besteht jedoch ein Problem: Ob<br />

Härtefallregelung, Eigenerzeugerprivileg,<br />

Grünstromprivileg, Netzentgeltbefreiung<br />

oder auch das neue Solarstromprivileg –<br />

die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür<br />

sind inzwischen so komplex, dass eine<br />

erfolgreiche Optimierung ohne fundierte<br />

Energierechtsexpertise nicht mehr möglich<br />

ist. Hinzu kommt der enorme politische<br />

Änderungsdruck und seit Neuestem<br />

auch die Haltung der EU­Kommission, die<br />

kürzlich mitteilte, dass sie die o. g. Ausnahmeregelungen<br />

auf ihre Rechtmäßigkeit<br />

überprüfen will. All das führt zu einer sehr<br />

kurzen Halbwertszeit des Energierechts.<br />

Im Extremfall – etwa bei einem Verstoß<br />

gegen EU­Beihilferecht – steht sogar eine<br />

Rückzahlung bereits erfolgter Entlastungen<br />

im Raum. So hat z. B. kürzlich das<br />

Oberlandesgericht Düsseldorf die komplette<br />

Netzentgeltbefreiung für Großabnehmer<br />

für nichtig erklärt und dies auch<br />

mit einem Verstoß gegen EU­Subventionsrecht<br />

begründet. Das Verwaltungsgericht<br />

Frankfurt hält die Entlastung von der EEG­<br />

Umlage für „selbständige Unternehmens­<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

teile“ aus rechtssystematischen Gründen<br />

sogar prinzipiell für nicht möglich.<br />

Andererseits ist unbestritten, dass es auch<br />

in Zukunft Entlastung von den Stromkosten<br />

geben muss, weil sonst der Industriestandort<br />

Deutschland gefährdet wird.<br />

Eigenerzeugerprivileg, Härtefallregelung<br />

oder Netzentgeltbefreiung wird es auch in<br />

Zukunft geben, allerdings in abgespeckter<br />

Form und vermutlich mit permanenten<br />

Änderungen. Die Ausschöpfung dieser<br />

Entlastungsmöglichkeiten erfordert daher<br />

höchste Energierechtskompetenz. Geht es<br />

um die Planung von Kraftwerksprojekten,<br />

ist zusätzlich eine fundierte Abschätzung<br />

der zukünftigen Rechtsentwicklung erforderlich,<br />

um die Rentabilität von Investitionen<br />

beurteilen zu können.<br />

Auch im Zusammenspiel von Energie­<br />

und Stromsteuerrecht mit Energierecht<br />

lauern Fallen. So hat zum Beispiel das<br />

Eigenverbrauchsprivileg nach EEG andere<br />

Voraussetzungen als das stromsteuerrechtliche<br />

Eigenverbrauchsprivileg. Der<br />

für die Entlastung energieintensiver<br />

Betriebe zentrale Begriff „Unternehmen<br />

des Produzierenden Gewerbes“ ist im EEG<br />

ein anderer als im Energiesteuerrecht mit<br />

der Folge eines deutlich eingeschränkten<br />

Begünstigtenkreises etc. Schließlich sind<br />

„negative Synergieeffekte“ zu beachten:<br />

Eine energiesteuerrechtliche Optimierung<br />

kann eine EEG­Optimierung „zerschießen“<br />

und umgekehrt. Die Senkung der Netzentgelte<br />

kann zum Unterschreiten der 14 %<br />

Schwelle für die EEG­Befreiung führen etc.<br />

Jede Umstrukturierung und Optimierung<br />

ist daher sorgsam unter allen Aspekten<br />

(Stromsteuer, Energiesteuer, Energierecht)<br />

zu analysieren und abzuwägen.<br />

Im Rahmen des integrierten Beratungsansatzes<br />

„<strong>WTS</strong> Rundumservice Energie“<br />

wird daher jetzt auch eine umfassende<br />

energierechtliche Betreuung angeboten,<br />

die zusammen mit Kooperationspartnern<br />

auch die Einführung und Begleitung von<br />

Energiemanagementsystemen, Kraftwerksplanung<br />

oder sonstige optimierungsgetriebene<br />

Investitionen umfasst.<br />

Sicherung des Standorts<br />

Deutschland<br />

Die Tücken der Kostenoptimierung<br />

Integrierter Beratungsansatz<br />

Kontakt:<br />

RAin Dr. Karen<br />

Möhlenkamp,<br />

Düsseldorf,<br />

karen.moehlenkamp@<br />

wts.de


Vgl. Lagebericht BKA<br />

2010, S. 6.<br />

€ 1,7 Mrd. Schaden für<br />

Gläubiger aus Insolvenzdelikten<br />

Feststellung doloser<br />

Handlungen kann zu<br />

einer Erhöhung der<br />

Insolvenzmasse führen<br />

Latentes Betrugsrisiko<br />

bei Unternehmen im<br />

Insolvenzverfahren<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

1a | „Gelegenheit macht Diebe!“ – forensische Sonderuntersuchungen in Insolvenzverfahren<br />

aus Gläubigersicht | Autoren: Michael Raschke, Sabine Rottmann, Düsseldorf<br />

Die Anzahl und die finanzielle Tragweite<br />

von Insolvenzdelikten steigen kontinuierlich<br />

an. So entstand allein im Jahr 2010<br />

ein geschätzter Gesamtschaden in Höhe<br />

von ca. € 1,7 Mrd. Diese Zahlen zeigen,<br />

dass es bereits aus Haftungsvermeidungs­<br />

und Gläubigerschutzgesichtspunkten im<br />

Interesse der Insolvenzverwalter und<br />

insbesondere auch der Gläubiger in Insolvenzverfahren<br />

liegen sollte, sich mit den<br />

unterschiedlichen Erscheinungsformen<br />

von Delikten in der Insolvenz auseinanderzusetzen.<br />

Darüber hinaus sehen sich Insolvenzverwalter<br />

durch den mit der Einführung des<br />

Gesetzes zur weiteren Erleichterung der<br />

Sanierung von Unternehmen (ESUG) am<br />

01.03.2012 einhergehenden, wachsenden<br />

Gläubigereinfluss auf die Vorauswahl<br />

des Verwalters noch stärker als bisher mit<br />

Überwachung und Kontrolle der Verwaltertätigkeiten<br />

konfrontiert. Eine Zunahme<br />

der Haftungsinanspruchnahme bei nachgewiesener<br />

Gläubigerschädigung durch<br />

die Nichtverfolgung doloser Handlungen<br />

ist in der nahen Zukunft zu erwarten.<br />

Gleiches gilt für Aufsichtsverletzungen des<br />

Sachwalters in Verfahren, die der Eigenverwaltung<br />

unterliegen.<br />

Eine Feststellung doloser Handlungen im<br />

Rahmen von Insolvenzverfahren kann bei<br />

der anschließenden Inanspruchnahme<br />

der handelnden Personenkreise zu einer<br />

Erhöhung der Insolvenzmasse und somit<br />

zu einem quotalen Anstieg der Gläubigerbefriedigung<br />

führen. In der Vergangenheit<br />

wurden haftungsrelevante sowie verfahrens­<br />

und gläubigerschädigende Themen<br />

nur bei Offensichtlichkeit oder Hinweisen<br />

von dritter Seite verfolgt. In der Regel fokussieren<br />

sich diese Untersuchungen bisher<br />

auf die Ermittlung von Tatbeständen<br />

zur Insolvenzverschleppung von Seiten<br />

der ehemaligen Geschäftsführung.<br />

Wenn haftungsrelevante sowie verfahrens­<br />

und gläubigerschädigende Themen<br />

nicht sachgerecht identifiziert und<br />

aufgearbeitet werden, bleiben diese im<br />

Verborgenen. Dabei kann davon ausgegangen<br />

werden, dass latent bei Unternehmen<br />

im Insolvenzverfahren betrügerische<br />

Handlungen vorliegen; diesen sollte künftig<br />

eine erhöhte Aufmerksamkeit zu Teil<br />

werden. Beispiele hierfür sind Waren­ und<br />

Geldverschiebungen in Folge einer mangelhaften<br />

Aufbereitung der Buchhaltung<br />

zu „gewogenen Gläubigern“ vor Insolvenzantragstellung,<br />

die Durchführung von<br />

Scheingeschäften bei korruptionsanfälligeren<br />

ausländischen Geschäftsbeziehungen<br />

sowie Bilanzmanipulationen durch<br />

beispielsweise fehlerhaft ausgewiesenes<br />

Vorratsvermögen. Von nicht geringerer<br />

Bedeutung ist die Aufdeckung doloser<br />

Handlungen im bereits eröffneten Insolvenzverfahren,<br />

wie bspw. die Vorfinanzierung<br />

neuer unternehmerischer Aktivitäten<br />

zu Lasten der Insolvenzmasse und somit<br />

der Gläubiger.<br />

Aufgrund der regelmäßig hohen Komplexität<br />

der Verfahren in Verbindung mit<br />

Zeitdruck werden Hinweise auf haftungsrelevante<br />

sowie verfahrens­ und<br />

gläubigerschädigende Themen durch die<br />

Insolvenzverwaltung oftmals nicht weiterverfolgt.<br />

Um dennoch die Gläubiger<br />

und den Insolvenzverwalter hinsichtlich<br />

Haftungsvermeidung und Identifizierung<br />

von Potentialen zur Steigerung der Insolvenzmasse<br />

zu unterstützen und zugleich<br />

deren Ressourcen zu entlasten, ist der<br />

Einsatz von externen Dritten sinnvoll. Zur<br />

Identifizierung solcher Risiken bieten sich<br />

dabei die Verfahren und Maßnahmen von<br />

forensischen Sonderuntersuchungen an.<br />

Typischerweise werden dabei zunächst<br />

in Abhängigkeit von Situation und Geschäftsmodell<br />

sinnvolle Untersuchungsbereiche<br />

und ­handlungen definiert<br />

und identifizierte Risiken in Bezug auf<br />

einzelne Sachverhalte aufgearbeitet als<br />

Grundlage für mögliche weitere Schritte<br />

des Insolvenzverwalters.<br />

In einem ersten Untersuchungsschritt<br />

werden zunächst im Rahmen eines sog.<br />

Quick Checks die dem Insolvenzverwalter<br />

vorliegenden Buchhaltungsdaten des zu<br />

betrachtenden Unternehmens hinsichtlich<br />

möglicher Anomalien durchgesehen. Im<br />

Ergebnis liefert dies eine erste Einschätzung<br />

in Bezug auf dolose Handlungen,<br />

die ggf. tiefergehende Untersuchungen<br />

rechtfertigt.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 31<br />

Hohe Verfahrenskomplexität<br />

erfordert professionelle<br />

Bearbeitung<br />

Erstermittlung im Quick<br />

Check Verfahren


Detaillierte Analyse von<br />

Anfechtungsgründen bei<br />

konkreten Risiken<br />

Automation von Prüf­<br />

und Überwachungsroutinen<br />

sind herausfordernd<br />

Continuous Auditing<br />

unterstützt die interne<br />

Revision<br />

32<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

Wurden Risiken identifiziert, schließt sich<br />

eine forensische Sonderuntersuchung mit<br />

einer detaillierten Analyse der gesamten<br />

Buchhaltung, Auswertung von relevanten<br />

Dokumenten sowie Hintergrundrecherchen<br />

an. Mittels solcher Hintergrundrecherchen<br />

zu beteiligten Unternehmen<br />

und Personen sowie einer Auswertung<br />

des E­Mailverkehrs im Rahmen der<br />

datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />

lassen sich gesellschaftsrechtliche sowie<br />

personelle Verflechtungen identifizieren<br />

Obwohl den meisten Unternehmensentscheidern<br />

die Sinnhaftigkeit von<br />

automatisierten Prüf­ und Überwachungsroutinen<br />

von betrieblichen Prozessen klar<br />

ist, scheuen diese sich häufig, den Schritt<br />

einer Auswahl und Implementierung<br />

solcher Systeme zu gehen. Das liegt zum<br />

einen daran, dass die Vorteile nicht deutlich<br />

herausgearbeitet werden und zum<br />

anderen scheint die Implementierung<br />

vielen Entscheidern als zu aufwändig<br />

und komplex.<br />

Die Zunahme von regulatorischen<br />

Anforderungen sowie die Ausweitung<br />

der Sorgfaltspflichten der Mitglieder der<br />

Geschäftsleitung verlangen eine Komplexitätsreduktion<br />

sowie eine Automatisierung<br />

von Prüfungs­ und Überwachungstätigkeiten.<br />

Das Continuous Auditing (CA)<br />

ist ein automatisierter und fortlaufender<br />

Revisionsprozess und versetzt die interne<br />

Revision als verlängerten Arm der Geschäftsleitung<br />

in die Lage,<br />

→ sich mit der Auswertung der vorhandenen<br />

Daten sowie der Verbesserung der<br />

Defizite anstatt mit der Datensammlung<br />

zu beschäftigen,<br />

→ den Prozess von internen Revisionen<br />

zu verkürzen und damit ein breiteres<br />

Spektrum an Prüfungsobjekten abzudecken<br />

und<br />

→ die Prüfungsperspektive von einer eher<br />

zyklischen zu einer eher proaktiveren<br />

zu wechseln.<br />

Hierdurch kann das Potential der Identifizierung<br />

von Prüfungsfeststellungen und<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

und belegen. Ziel ist es, Ansprüche und<br />

Anfechtungsgründe zu qualifizieren.<br />

Der Einsatz forensischer Sonderuntersuchungen<br />

in Insolvenzverfahren kann<br />

daher bei einem zweckmäßigen und zielgerichteten<br />

Einsatz zu einer raschen Identifizierung,<br />

Aufklärung und Verfolgung<br />

von dolosen Handlungen sowie einer<br />

Erhöhung der quotalen Gläubigerbefriedigung<br />

im Insolvenzverfahren führen.<br />

1b | Continuous Auditing und Continuous Monitoring – gezielter Einsatz schafft<br />

unternehmerische Klarheit | Autor: Mirco Vedder, Düsseldorf<br />

damit der Mehrwert von Revisionsleistungen<br />

erhöht werden.<br />

Continuous Monitoring (CM) bezeichnet<br />

die kontinuierliche und weitestgehend<br />

automatisierte Überwachung der Kontrollen<br />

und Prozesse eines Unternehmens.<br />

Die Verantwortung für CM liegt bei der<br />

Geschäftsleitung und versetzt diese in die<br />

Lage,<br />

→ die Effektivität des internen Kontrollsystems<br />

zu bewerten sowie die damit<br />

einhergehenden Risiken zu identifizieren,<br />

→ aufgrund der größeren Informationsbasis<br />

die Qualität sowie Quantität von<br />

risikobehafteten Entscheidungen zu<br />

erhöhen und<br />

→ einen Beitrag zur Verbesserung von<br />

Geschäftsprozessen zu leisten.<br />

Grundlage für die Implementierung von<br />

automatisierten Prüfungs­ und Überwachungstätigkeiten<br />

ist eine an die Größe<br />

sowie die Art und Weise des Geschäftsprozesses<br />

angepasste elektronische Lösung,<br />

die idealerweise beide Komponenten<br />

miteinander verbindet. Die Vorteile für<br />

das Management liegen in einer weitaus<br />

größeren Klarheit und Sichtbarkeit in Bezug<br />

auf Geschäftsprozesse zur Erreichung<br />

strategischer sowie operativer Ziele. Die<br />

Vorteile für die interne Revision liegen<br />

in einer Ausweitung des potenziellen<br />

Prüfungsumfangs hin zu einer nahezu<br />

100%­Abdeckung von Transaktionen anstelle<br />

einer Beschränkung auf Stichproben<br />

von Konten sowie Transaktionen.<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Dr. Frank<br />

Hülsberg, Düsseldorf,<br />

frank.huelsberg@<br />

wts.de<br />

Continuous Monitoring<br />

unterstützt die Geschäftsleitung<br />

Berücksichtigung von<br />

Unternehmensspezifika


Implementierung<br />

erfordert Auseinandersetzung<br />

mit Unternehmensprozessen<br />

Ermittlung eines<br />

maximalen Investitionsbetrags<br />

Trilog­Verfahren<br />

Verabschiedung im<br />

Europäischen Parlament<br />

EU­Umsetzung durch<br />

zwei Rechtsakte<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

Im Rahmen der Implementierung eines<br />

CA/CM­Systems sind neben den unternehmensspezifischen<br />

Prozessen die<br />

wesentlichen Risiken sowie die Struktur<br />

der Unternehmenssysteme und ­daten zu<br />

berücksichtigen. Aufbauend auf diesen<br />

Analysen ist die sachgerechte und unternehmensspezifische<br />

CA/CM­Lösung zu<br />

ermitteln.<br />

Die Vorteile einer integrierten CA/CM­<br />

Lösung werden regelmäßig durch eine<br />

Analyse der zukünftigen Schadensvermeidung<br />

deutlich. Durch die Ermittlung<br />

des Volumens vermeidbarer zukünftiger<br />

Als Reaktion auf die globale Finanzkrise<br />

hatte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />

im Dezember 2010 neue Empfehlungen<br />

für Kapital­ und Liquiditätsregeln<br />

für Kreditinstitute („Basel III“) veröffentlicht.<br />

Zuvor hatten sich die G20 Staaten im<br />

November 2010 zu deren konsistenten<br />

Umsetzung verpflichtet.<br />

Nach über zehn Monaten Verhandlungen<br />

haben sich der Rat der Europäischen<br />

Union, das Europäische Parlament und<br />

die Europäische Kommission im sog.<br />

Trilog­Verfahren schließlich im März 2013<br />

auf ein konkretes Gesetzespaket zur<br />

Umsetzung der unter Basel III bekannten<br />

erhöhten Anforderungen an Kreditinstitute<br />

geeinigt. Im Anschluss wurde<br />

das Reformpaket am 16.04.2013 vom<br />

Europäischen Parlament beschlossen. Die<br />

danach folgende Verabschiedung im Rat<br />

der Europäischen Union ist dann nur noch<br />

formeller Natur.<br />

Die Umsetzung im Rahmen des Gesetzgebungspakets<br />

soll durch eine Richtlinie<br />

(CRD IV) sowie eine Verordnung (CRR)<br />

erfolgen, welche die bestehende Richtlinie<br />

(CRD III) ersetzen sollen. Die in der<br />

Schadensfälle lässt sich zudem der maximale<br />

Investitionsbetrag abschätzen. Als<br />

Richtwerte dienen hierbei insbesondere<br />

Schadensfälle aus der Vergangenheit.<br />

Unabhängig von der möglichen Schadensvermeidung<br />

bietet eine CA/CM­Initiative<br />

Vorteile für die Harmonisierung, Rationalisierung<br />

sowie Optimierung von Kontrollen.<br />

Dabei ist hervorzuheben, dass die<br />

Geschäftsleitung in die Lage versetzt wird,<br />

finanzielle sowie operative Kontrollziele<br />

zu erreichen und gleichzeitig Möglichkeiten<br />

der Prozessverbesserungen auszuschöpfen.<br />

1c | Basel III – EU einigt sich auf Gesetzespaket | Autor: Alexander Schwalm, München<br />

Verordnung geregelten Anforderungen<br />

würden unmittelbar wirken, eine nationale<br />

Umsetzung wäre entsprechend nicht<br />

erforderlich. Kreditinstitute sollen die<br />

neuen Regelungen schrittweise ab dem<br />

01.01.2014 anwenden.<br />

Kernpunkte sind die erhöhten Anforderungen<br />

an das Eigenkapital sowohl quantitativer<br />

als auch qualitativer Art sowie<br />

Anforderungen an die Liquidität und den<br />

Verschuldungsgrad. Systemrelevante Banken<br />

sollen einen zusätzlichen Eigenkapitalpuffer<br />

bereitstellen, kleine und mittlere<br />

Unternehmen (KMU) bei der Kreditaufnahme<br />

durch die Anwendung eines Skalierungsfaktors<br />

entlastet werden.<br />

Als wesentliche Erweiterung zu den<br />

Empfehlungen des Baseler Ausschusses<br />

für Bankenaufsicht sieht das EU­Gesetzespaket<br />

Regelungen zu Bonuszahlungen<br />

an Banker vor. Diese sollen demnach im<br />

Regelfall nicht höher als ihr Jahresgrundgehalt<br />

ausfallen. Nur unter besonderen<br />

Umständen und mit Zustimmung der Anteilseigner<br />

soll sich eine Bonuszahlung auf<br />

maximal 200 % des Jahresgrundgehalts<br />

erhöhen können.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 33<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Dr. Frank<br />

Hülsberg, Düsseldorf,<br />

frank.huelsberg@<br />

wts.de<br />

Sonderregelungen für<br />

systemrelevante Banken<br />

und KMU<br />

Deckelung der Banker­<br />

Boni<br />

Kontakt:<br />

Thomas Krug,<br />

München,<br />

thomas.krug@wts.de


Erneute Änderung des<br />

IAS 19<br />

Das Ziel ist die Vereinfachung<br />

des Standards<br />

ERS HFA 5 n.F.<br />

Klarstellung<br />

34<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

1d | IASB veröffentlicht Entwurf zu Änderungen des Standards IAS 19 bezüglich<br />

Leistungen an Arbeitnehmer | Autor: Sebastian Signer, München<br />

Nach dem Inkrafttreten der jüngsten Überarbeitung<br />

des IAS 19 zum 01.01.2013 hat<br />

das International Accounting Standards<br />

Board (IASB) schon im März wieder einen<br />

ersten Entwurf zu erneuten Änderungen<br />

an diesem Standard veröffentlicht. Es<br />

handelt sich dabei um die Reaktion auf die<br />

Kritik an der Komplexität einiger Bestimmungen<br />

des IAS 19. Der Entwurf mit dem<br />

Titel „Defined Benefit Plans: Employee<br />

Contributions“ (ED/2013/4) bezieht sich<br />

insbesondere auf die Bilanzierung von<br />

Beiträgen von Arbeitnehmern und Dritten<br />

zu leistungsorientierten Plänen.<br />

Das Ziel der aktuell vorgeschlagenen Modifikation<br />

des IAS 19 ist die Vereinfachung<br />

der Bilanzierung von Leistungen an Arbeitnehmer.<br />

Der Entwurf sieht vor, dass Arbeitnehmerbeiträge<br />

zu leistungsorientierten<br />

Plänen als Reduktion des Dienstzeitaufwandes<br />

ausgewiesen werden dürfen, so­<br />

Der Hauptfachausschuss des IDW hat den<br />

Entwurf IDW ERS HFA 5 n.F. am 13.03.2013<br />

verabschiedet. Grund für die Überarbeitung<br />

waren die Änderungen durch das<br />

BilMoG sowie zahlreiche Änderungen der<br />

Landesstiftungsgesetze. Der Aufbau des<br />

ERS HFA 5 n.F. orientiert sich nun weitestgehend<br />

an der Struktur der IDW Stellungnahme<br />

zur Rechnungslegung von Vereinen<br />

(IDW RS HFA 14).<br />

Klargestellt wurde, dass neben einer<br />

Kapitalflussrechnung eine Einnahmen­/<br />

Ausgaben­Rechnung i.S.v. § 63 Abs. 3 AO<br />

als mögliche Form einer zahlungsstromorientierten<br />

Rechnung in Betracht<br />

kommt.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

weit die Beiträge mit den in dieser Periode<br />

erbrachten Leistungen des Arbeitnehmers<br />

verbunden sind. Die Änderung betrifft<br />

beispielsweise Arbeitnehmerbeiträge zu<br />

leistungsorientierten Plänen, die sich auf<br />

Basis eines festen, nach den Jahren der<br />

Betriebszugehörigkeit des Arbeitnehmers<br />

bestimmten Prozentsatzes des Gehalts<br />

berechnen.<br />

Diese Regelung dürfte laut Vorschlag<br />

bereits mit Verabschiedung der geänderten<br />

Fassung des IAS 19 von Unternehmen<br />

angewendet werden, müsste jedoch spätestens<br />

bis zu einem noch festzulegenden<br />

Termin verpflichtend von allen nach IFRS<br />

bilanzierenden Unternehmen angewendet<br />

werden.<br />

Bis einschließlich 25.07.2013 kann hierzu<br />

beim IASB eine öffentliche Stellungnahme<br />

abgegeben werden.<br />

1e | Vereinfachungen für die Rechnungslegung von Stiftungen und Vereinen −<br />

neuer Entwurf einer IDW Verlautbarung | Autoren: StB Christian Verse,<br />

Thomas Batt, München<br />

Eine Einnahmenüberschussrechnung wird<br />

künftig in Anlehnung an § 4 Abs. 3 EStG<br />

als alternative Form der Einnahmen­/<br />

Ausgaben­Rechnung von Stiftungen ebenfalls<br />

anerkannt. Zudem ist eine geringere<br />

Gliederungstiefe der Vermögensübersicht<br />

vorgesehen.<br />

Weitere Neuerungen des IDW ERS HFA 5<br />

n. F. betreffen u. a. die Erläuterungen zur<br />

Kapitalerhaltung, die Empfehlung zur Gliederung<br />

der Gewinn­ und Verlustrechnung<br />

nach dem Umsatzkostenverfahren sowie<br />

zum Eigenkapitalausweis.<br />

Es besteht die Möglichkeit zur Stellungnahme<br />

gegenüber dem IDW bis zum<br />

30.09.2013.<br />

Anwendungszeitpunkt<br />

noch offen<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Hans-Georg<br />

Weber, Raubling,<br />

hans-georg.weber@<br />

wts.de<br />

Einnahmenüberschussrechnung<br />

als Alternative<br />

Gliederung der GuV nach<br />

dem Umsatzkostenverfahren<br />

Kontakt:<br />

Thomas Krug,<br />

München,<br />

thomas.krug@wts.de


IDW ERS IFA 1 ersetzt IDW<br />

St/WFA 1/1996<br />

Drei wesentliche<br />

Änderungen<br />

Bestimmung des<br />

Gebrauchswerts<br />

IASB ED/2013/3<br />

Phase 2 des IAS 19<br />

Projekts<br />

Expected Credit Loss­<br />

Modell<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

1f | Abgrenzung von Erhaltungsaufwand und Herstellungskosten bei Gebäuden in<br />

der Handelsbilanz | Autoren: StB Christian Verse, Alexander Schwalm, München<br />

Der Immobilienwirtschaftliche Fachausschuss<br />

(IFA) des Instituts der Wirtschaftsprüfer<br />

hat den „Entwurf einer IDW Stellungnahme<br />

zur Rechnungslegung: Abgrenzung<br />

von Erhaltungsaufwand und Herstellungskosten<br />

bei Gebäuden in der Handelsbilanz<br />

(IDW ERS IFA 1)“ veröffentlicht. Sie betrifft<br />

sowohl Wohn­ als auch Gewerbeimmobilien.<br />

Der Entwurf stellt eine Aktualisierung<br />

der „IDW Stellungnahme des Wohnungswirtschaftlichen<br />

Fachausschusses 1/1996:<br />

Zur Abgrenzung von Erhaltungsaufwand<br />

und Herstellungsaufwand bei Gebäuden<br />

(IDW St/WFA 1/1996)“ dar, die nach der<br />

endgültigen Verabschiedung der neuen<br />

Stellungnahme ersetzt werden soll.<br />

Wie auch bereits IDW St/WFA 1/1996<br />

erläutert IDW ERS IFA 1, unter welchen<br />

Voraussetzungen bauliche Maßnahmen an<br />

Gebäuden aktivierungspflichtige Herstellungskosten<br />

darstellen, weil diese zur<br />

Herstellung eines neuen Gebäudes oder<br />

zu einer Erweiterung oder wesentlichen<br />

Verbesserung eines bestehenden Gebäudes<br />

führen. Die Änderungen betreffen im<br />

Wesentlichen drei Bereiche:<br />

Zum einen wurde bei den Aktivierungsvoraussetzungen<br />

nach § 255 Abs. 2 Satz 1 HGB<br />

im Bereich der wesentlichen Verbesserungen<br />

eines Vermögensgegenstands bei<br />

1g | IASB veröffentlicht neuen Exposure Draft ED/2013/3 „Financial Instruments:<br />

Expected Credit Losses“ | Autor: StB Christian Verse, München<br />

Der IASB hat am 07.03.2013 einen Änderungsentwurf<br />

zu IFRS 9 Finanzinstrumente<br />

hinsichtlich der Bilanzierung von Wertminderungen<br />

bei Finanzinstrumenten<br />

veröffentlicht (ED/2013/3 Financial Instruments:<br />

Expected Credit Losses).<br />

ED/2013/3 ist Bestandteil von Phase 2<br />

des IASB­Projekts zur Ablösung von IAS 39<br />

Finanzinstrumente: Ansatz und Bewertung<br />

durch IFRS 9.<br />

Das in diesem Entwurf vorgeschlagene Expected<br />

Credit Loss­Modell soll das Incurred<br />

Loss­Modell des IAS 39 ersetzen, welcher<br />

grundsätzlich Wertminderungen erst mit<br />

der Gebäudequalität die Bestimmung des<br />

Gebrauchswerts eines Gebäudes geregelt.<br />

Diesbezüglich gehört im Rahmen der<br />

Anhebung des Standards eines Gebäudes<br />

im Gegensatz zum BMF­Schreiben vom<br />

18.07.2003 neben Heizung, Sanitärausstattung,Elektroinstallation/Informationstechnik<br />

und Fenster auch Wärmedämmung<br />

zu den zentralen Bereichen der<br />

Ausstattung.<br />

Weiter wurde definiert, wann eine Erweiterung<br />

eines Gebäudes nicht vorliegt. Dies<br />

ist demnach dann der Fall, wenn errichtete<br />

Anlagen, wie z. B. Blockheizkraftwerke, so<br />

dimensioniert sind, dass sie auch weitere<br />

Gebäude mit Wärme versorgen und Energie<br />

erzeugen.<br />

Neu aufgenommen wurden Ausführungen<br />

zu Besonderheiten bei komponentenweiser<br />

planmäßiger Abschreibung<br />

i. S. d. IDW RH HFA 1.0163. Ein Austausch<br />

einer Komponente ist demnach nicht zu<br />

aktivieren. Aufwendungen, die nicht für<br />

den Austausch einer Komponente anfallen,<br />

sind nur dann zu aktivieren, wenn das<br />

Gebäude dadurch insgesamt erweitert<br />

oder verbessert wird. Sofern mehrere<br />

Komponenten betroffen sind, sind die angefallenen<br />

Aufwendungen entsprechend<br />

auf die Komponenten zu verteilen.<br />

Eintritt eines Verlustereignisses vorsah.<br />

Der Umfang der Wertminderung bei Finanzinstrumenten<br />

soll gemäß ED/2013/3<br />

von einer wesentlichen Verschlechterung<br />

der Kreditqualität des Finanzinstruments<br />

seit Erstansatz abhängen. Erwartete Kreditausfälle<br />

bei Finanzinstrumenten sollen<br />

unter Berücksichtigung vergangener<br />

Ereignisse, gegenwärtiger Konditionen sowie<br />

vertretbarer Zukunftsprognosen von<br />

zukünftigen cash flows erfasst werden.<br />

Der Anwendungsbereich umfasst alle<br />

finanziellen Vermögenswerte, die zu fortgeführten<br />

Anschaffungskosten bilanziert<br />

werden, alle schuldrechtlichen Finanzins­<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 35<br />

Negative Abgrenzung<br />

bzgl. Erweiterung<br />

Komponentenweise<br />

planmäßige Abschreibung<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Hans-Georg<br />

Weber, Raubling,<br />

hans-georg.weber@<br />

wts.de<br />

Anwendungsbereich


Umfangreiche<br />

Angabepflichten<br />

Intention der geplanten<br />

Änderungen<br />

Empfehlungscharakter<br />

der Vorschläge<br />

Definition von Höchstgrenzen<br />

der Vorstandsvergütungen<br />

36<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

1 Financial Advisory<br />

trumente, die zum beizulegenden Zeitwert<br />

bewertet werden und deren Wertänderung<br />

im other comprehensive income<br />

erfasst wird, alle Handels­ und Leasingforderungen<br />

sowie andere Finanzinstrumente,<br />

die ein Kreditrisiko beinhalten.<br />

Am 05.02.2013 hat die Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance<br />

Kodex (DCGK) Vorschläge zu möglichen<br />

Änderungen ihres Regelwerks veröffentlicht.<br />

Diese sollen vor allem die Überwachungsfunktion<br />

des Aufsichtsrats stärken<br />

und die Transparenz hinsichtlich der Vorstandsbezüge<br />

erhöhen. Eine Beschlussfassung<br />

zu den Änderungen ist im Mai 2013<br />

vorgesehen. Die neuen Regelungen treten<br />

mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger<br />

in Kraft.<br />

Im Fokus der Änderungsvorschläge stehen<br />

die Struktur sowie die Höhe der Vorstandsvergütungen.<br />

Dabei wurden die Vorschläge<br />

generell als Empfehlungen formuliert.<br />

Abweichungen sind jedoch jährlich<br />

offen zulegen und zu begründen („comply<br />

or explain“). Die unternehmensspezifisch<br />

festzulegenden Methoden und Systeme<br />

der Vorstandsvergütungen bleiben von<br />

den Empfehlungen unberührt (z. B. aktienbasierte<br />

Vergütungen).<br />

Der Aufsichtsrat soll zukünftig das Verhältnis<br />

der Vorstandsvergütung zur Vergütung des<br />

oberen Führungskreises und der relevanten<br />

Gesamtbelegschaft, insbesondere in der<br />

zeitlichen Entwicklung, berücksichtigen.<br />

Die Definition des oberen Führungskreises<br />

sowie der Gesamtbelegschaft obliegt dabei<br />

dem Aufsichtsrat. Zudem sollen die Vorstandsvergütungen<br />

insgesamt und hinsichtlich<br />

ihrer einzelnen Vergütungsbestandteile<br />

betragsmäßige Höchstgrenzen aufweisen.<br />

Dies geht über die aktienrechtliche Verpflichtung<br />

des Aufsichtsrats börsennotierter<br />

Gesellschaften, eine Begrenzungsmöglichkeit<br />

im Falle außerordentlicher Entwicklungen<br />

(z. B. Realisierung stiller Reserven) zu<br />

vereinbaren, hinaus. Eine weitere explizite<br />

Nennung dieser inzwischen in das Aktiengesetz<br />

übernommenen Regelung ist nicht<br />

mehr vorgesehen.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Aufgrund der hohen Subjektivität der<br />

Schätzung des erwarteten Verlustes sieht<br />

der Standardentwurf umfangreiche Angabepflichten<br />

vor, um die Vergleichbarkeit<br />

zu ermöglichen.<br />

1h | Geplante Änderungen des Deutschen Corporate Governance Kodex 2013 |<br />

Autor: Holger Pochat, München<br />

Des Weiteren soll der Aufsichtsrat zukünftig<br />

bei Versorgungszusagen das jeweils<br />

angestrebte Versorgungsniveau definieren<br />

sowie den daraus abgeleiteten jährlichen<br />

sowie den langfristigen Aufwand für das<br />

Unternehmen berücksichtigen.<br />

Weitere Empfehlungen wurden in Bezug<br />

auf Angaben im Vergütungsbericht formuliert,<br />

welcher als Teil des Lageberichts<br />

die Grundzüge des Vergütungssystems<br />

für die Vorstandsmitglieder darstellt.<br />

Diese wurden jeweils um Mustertabellen<br />

ergänzt, die auf freiwilliger Basis Verwendung<br />

finden und die Vergleichbarkeit<br />

der Vergütungsberichte zu anderen<br />

Unternehmen verbessern sollen. Diese<br />

Empfehlungen sowie die Mustertabellen<br />

sollen erst für Geschäftsjahre gelten, die<br />

nach dem 31.12.2013 beginnen. Die erste<br />

in diesem Zusammenhang vorgesehene<br />

Empfehlung sieht die Definition erreichbarer<br />

Maximal­ und Minimalvergütungen<br />

für die variablen Vergütungsbestandteile<br />

vor. Die dazugehörige Mustertabelle<br />

unterscheidet darüber hinaus u. a. nach<br />

einmaligen und mehrjährigen variablen<br />

Vergütungen. Die zweite Empfehlung<br />

sieht die explizite Angabe des Zuflusses<br />

von Fixvergütungen sowie kurz­ und<br />

langfristiger variabler Vergütungen im<br />

bzw. für das Berichtsjahr vor. In der entsprechenden<br />

Mustertabelle ist außerdem<br />

u. a. die Angabe von “sonstigen Zuflüssen“<br />

(z. B. aus Vergütungsrückforderungen)<br />

vorgesehen. Die dritte Empfehlung<br />

beinhaltet die Angabe des Aufwands im<br />

Berichtsjahr zu mehrjährigen variablen<br />

Vergütungen sowie zur Altersversorgung.<br />

Die zugehörigen Mustertabellen berücksichtigen<br />

ebenfalls zusätzliche Angaben<br />

(u. a. den Wert des variablen Vergütungsanspruchs<br />

zum Zeitpunkt der Gewährung<br />

sowie die Angabe der Nettozinskomponente<br />

gemäß IAS 19).<br />

Kontakt:<br />

WP/StB Hans-Georg<br />

Weber, Raubling,<br />

hans-georg.weber@<br />

wts.de<br />

Empfehlungen zum<br />

Vergütungsbericht<br />

Kontakt:<br />

Michael Ruth,<br />

München,<br />

michael.ruth@wts.de


Zunahme von Datenschutz­<br />

und Informationssicherheitsvorfällen<br />

Internationaler Aspekt<br />

(IT­)Compliance ist<br />

Chefsache<br />

Vielfältige regulatorische<br />

Anforderungen<br />

TAX LEGAL CONSULTING<br />

2 Compliance<br />

2 | IT-Compliance und Datenschutz – Management rechtlich-regulatorischer<br />

Anforderungen | Autoren: Carsten Schirp, CISA, ISO/IEC 27001 Lead Auditor und<br />

RAin Jana Post, Düsseldorf<br />

In jüngster Zeit sind zahlreiche compliance­relevante<br />

Informationssicherheits­<br />

und Datenschutzvorfälle in Unternehmen<br />

bekannt geworden. Bei Großkonzernen<br />

wie der Bahn oder der Telekom ereigneten<br />

sich diese überwiegend im Bereich des<br />

Missbrauchs personenbezogener Daten.<br />

Etablierte mittelständische Unternehmen<br />

mussten sich beispielsweise mit dem Verlust<br />

von Firmen Know­how und Geschäftsgeheimnissen<br />

nach gezielten Angriffen<br />

oder aber auch mit sog. Offshore Leaks aus<br />

steuerlicher Sicht auseinandersetzen.<br />

Die Vorfälle der jüngsten Zeit zeigen, dass<br />

die Themen Datenschutz und Informationssicherheit<br />

von maßgeblicher rechtlicher,<br />

steuerlicher und wirtschaftlicher Bedeutung<br />

für Unternehmen geworden sind. Hinzu<br />

kommt, dass die elektronische Datenverarbeitung<br />

und der Umgang mit Informationen<br />

in Unternehmen im Allgemeinen längst<br />

nicht mehr auf den deutschen Rechtsraum<br />

beschränkt sind und überdies an Umfang<br />

und Komplexität stetig zunehmen.<br />

Die entsprechenden rechtlichen und regulatorischen<br />

Pflichten stellen daher auch im<br />

IT­Umfeld eine wesentliche Teilmenge der<br />

Gesamtheit der Compliance­Anforderungen<br />

dar und sollten heute auf der Agenda jedes<br />

Chief Information Officer (CIO) und Chief<br />

Compliance Officer (CCO) im Rahmen ihrer<br />

Governance, Risk und Compliance Aktivitäten<br />

präsent sein. Zu nennen sind neben den<br />

Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) insoweit etwa die rechtlichen<br />

Anforderungen des Handels­ und Steuerrechts,<br />

wie die Grundsätze zum Datenzugriff<br />

und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen<br />

(GdPdU) oder die Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

DV­gestützter Buchführungssysteme<br />

(GoBS) mit Regelungen zur Buchführung<br />

mittels Datenverarbeitungssystemen und<br />

internem Kontrollsystem, aber auch Pflichten<br />

zur ordnungsgemäßen Datenaufbewahrung.<br />

Ergänzend bestehen regelmäßig<br />

branchen­ und bereichsspezifische IT­CompIiance­Anforderungen,<br />

z. B. aufgrund zu<br />

wahrender Berufsgeheimnispflichten<br />

(§ 203 StGB), Sozialdatenverarbeitung<br />

(SGB IV, SGB V, SGB X) oder besonders regulierter<br />

Tätigkeitsfelder wie etwa Banken<br />

und Versicherungen im Hinblick auf die<br />

MaRisk und VaRisk oder Telekommunikation<br />

(TKG). Schließlich folgen entsprechende<br />

Compliance­Pflichten nicht selten aus<br />

Verträgen, Zertifizierungen (ISO/IEC 27001,<br />

ISO/IEC 20000, ISO 9001) oder unternehmerischer<br />

Selbstverpflichtung („Code of Conduct“).<br />

Nicht zuletzt ist der übergreifende<br />

Schutz und Fortbestand des Unternehmens<br />

mit seinen Mitarbeitern und essentiellen<br />

Werten oberstes unternehmerisches Ziel.<br />

Um die praktische Auswirkung und resultierende<br />

Handlungsbedarfe aus den<br />

genannten Compliance­Verpflichtungen<br />

einordnen zu können, hilft ein Blick auf die<br />

typischen Unternehmensabläufe, welche in<br />

aller Regel über die Elemente Organisation,<br />

ihrer handelnden Personen, der verschiedenen<br />

durch diese genutzten Prozesse sowie<br />

unterstützende (informationsverarbeitende)<br />

Technologien abgewickelt werden. Das<br />

bedeutet, dass unter dem Gesichtspunkt potentieller<br />

compliance­gefährdender Unternehmensrisiken<br />

alle aufgezählten Elemente<br />

unter den Aspekten der Informationssicherheit<br />

und des Datenschutzes ganzheitlich zu<br />

betrachten sind. Um etwaigen Verstößen<br />

und den damit verbundenen Problematiken<br />

wie wirtschaftliche Schieflage, Haftungsrisiken<br />

für Unternehmen, Geschäftsleitungen<br />

und Mitarbeiter entgegenzuwirken,<br />

sind IT­Compliance­ und Datenschutzmaßnahmen<br />

zwingend zu ergreifen.<br />

Dies erfordert zunächst eine lückenlose<br />

Erfassung der maßgeblichen IT­Compliance­Anforderungen.<br />

Darüber hinaus sind<br />

die entsprechenden Anforderungen mit<br />

Prozess­ und Kontrollmaßnahmen zu hinterlegen<br />

und deren Einhaltung regelmäßig<br />

zu überwachen und für Sachverständige<br />

Dritte, wie etwa Betriebs­ und Wirtschaftsprüfer,<br />

nachvollziehbar zu dokumentieren.<br />

Ergänzend dazu bedarf es eines integrierten<br />

Managementansatzes, der überdies stetig<br />

zu verbessern ist (siehe ISO/IEC 27001 PDCA­<br />

Zyklus). Um dies nachhaltig im Unternehmen<br />

sicherstellen zu können, hat sich die<br />

Orientierung an marktüblichen Standards,<br />

Good Practices und anerkannte Methoden,<br />

wie z. B. Cobit, ITIL, ISO/IEC 27001, IT Grundschutz,<br />

bewährt.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 37<br />

Risiken und Auswirkungen<br />

von Non­Compliance<br />

Lösungsansätze<br />

Kontakt:<br />

Rüdiger Giebichenstein,<br />

ISO/IEC 27001<br />

Lead Auditor,<br />

ruediger.giebichen<br />

stein@wts.de<br />

RA Dr. Thorsten B.<br />

Behling, Düsseldorf,<br />

thorsten.behling@<br />

wts-legal.de


38<br />

Rund um die Uhr aktuell und präsent.<br />

www.wts.de<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013


Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>WTS</strong> Group AG <strong>Steuerberatungsgesellschaft</strong><br />

Thomas­Wimmer­Ring 1­3<br />

80539 München<br />

Tel. +49 (0) 89 286 46­0<br />

Fax +49 (0) 89 286 46­111<br />

www.wts.de I wtsjournal@wts.de<br />

ISSN 2195­7754 <strong>WTS</strong>­Journal<br />

Redaktion<br />

Dr. Martin Bartelt, Dirk Beduhn, Agnes Daub­Kienle,<br />

Nikolaus Färber, Anne Linke, Dr. Axel Löntz, Andreas<br />

Masuch, Till Reinfeld, Birgitt Trompeter<br />

Standorte<br />

Düsseldorf I Erlangen I Frankfurt I Hamburg I<br />

München I Raubling<br />

Typografie, Layout<br />

hartmann brand consulting, München<br />

Druck<br />

LOGOPRINT, München<br />

Diese <strong>WTS</strong>­Information stellt keine Beratung dar und<br />

verfolgt ausschließlich den Zweck, ausgewählte Themen<br />

allgemein darzustellen. Die hierin enthaltenen<br />

Ausführungen und Darstellungen erheben daher<br />

weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch sind<br />

sie geeignet, eine Beratung im Einzelfall zu ersetzen.<br />

Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Gewähr<br />

übernommen. Im Falle von Fragen zu den hierin<br />

aufgegriffenen oder anderen fachlichen Themen<br />

wenden Sie sich bitte an Ihren <strong>WTS</strong>­Ansprechpartner<br />

oder an einen der genannten Kontakte.<br />

Die <strong>WTS</strong> Group AG <strong>Steuerberatungsgesellschaft</strong> ist<br />

Mitglied der <strong>WTS</strong> Alliance. Das Kennzeichen „<strong>WTS</strong>“<br />

bezieht sich auf die <strong>WTS</strong> Alliance Vereniging („<strong>WTS</strong> Alliance“),<br />

einen Verein niederländischen Rechts, sowie<br />

auf deren Mitglieder. Alle Mitglieder der <strong>WTS</strong> Alliance<br />

sind rechtlich selbständige und unabhängige Firmen,<br />

welche nur für eigenes Handeln und Unterlassen,<br />

nicht für solches anderer Mitglieder verantwortlich<br />

sind. Sie sind darüber hinaus nicht berechtigt,<br />

andere Mitglieder von <strong>WTS</strong> Alliance zu vertreten oder<br />

rechtlich zu verpflichten. Gleiches gilt im Verhältnis<br />

zwischen <strong>WTS</strong> Alliance und ihren Mitgliedern.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013 39


wts im Dialog<br />

Terminankündigung 2013<br />

Weitere Informationen<br />

und Anmeldung:<br />

Kerstin Hermle<br />

Peter­Müller­Straße 18<br />

40468 Düsseldorf<br />

Telefon +49 (0) 211 200 50­613<br />

Fax +49 (0) 211 200 50­50<br />

kerstin.hermle@wts.de<br />

<strong>WTS</strong> Group AG<br />

Düsseldorf | Erlangen | Frankfurt |<br />

Hamburg | München | Raubling<br />

Seminare<br />

Kongresse<br />

→<br />

→<br />

→<br />

→<br />

→<br />

→<br />

International VAT Meeting 2013<br />

Düsseldorf 10.06.2013 09:00 – 18:00 Uhr<br />

Energie­ und Stromsteuer 2013<br />

Düsseldorf 24.06.2013 09:00 – 17:00 Uhr<br />

Immobilien Summit 2013<br />

München 27.06.2013 14:00 – 18:00 Uhr<br />

Düsseldorf 02.07.2013 14:00 – 18:00 Uhr<br />

Hamburg 20.08.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

Aktuelles Lohnsteuerrecht 2013<br />

Hamburg 04.11.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

Düsseldorf 05.11.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

Frankfurt 06.11.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

München 12.11.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

Raubling 13.11.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

Erlangen 19.11.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

<strong>WTS</strong> Jahresendseminar 2013<br />

Düsseldorf 28.11.2013 14:00 – 18:00 Uhr<br />

München 03.12.2013 14:00 – 18:00 Uhr<br />

Hamburg 05.12.2013 09:00 – 13:00 Uhr<br />

Erlangen 10.12.2013 14:00 – 18:00 Uhr<br />

Frankfurt 11.12.2013 14:00 – 18:00 Uhr<br />

IFA 2013<br />

Copenhagen, 25. – 30.08.2013<br />

www.ifacopenhagen2013.com<br />

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