Mandanten - WTS Aktiengesellschaft Steuerberatungsgesellschaft
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Begründung im<br />
Einzelnen<br />
Urteilsfall<br />
BMF vom 24.06.2011<br />
6<br />
TAX LEGAL CONSULTING<br />
1 Ertragsteuern<br />
jektiv unzutreffende, jedoch im Zeitpunkt<br />
der Bilanzaufstellung subjektiv vertretbare<br />
rechtliche Beurteilung lasse sich weder<br />
aus § 5 Abs. 1 S. 1 EStG noch aus § 4 Abs. 2<br />
EStG (Bilanzänderung und berichtigung)<br />
ableiten. Es komme selbst dann allein auf<br />
die objektive Rechtslage an, wenn eine im<br />
Zeitpunkt der Bilanzierung von Verwaltung<br />
und Rechtsprechung noch praktizierte<br />
Rechtsauffassung später geändert wird.<br />
In Bezug auf die Aufgabe des sog. subjektiven<br />
Fehlerbegriffs sei keine Übergangsfrist<br />
vorzusehen.<br />
In seiner Begründung betont der Große<br />
Senat, dass sowohl die Finanzverwaltung<br />
als auch die Gerichte aus verfassungsrechtlichen<br />
Gründen verpflichtet<br />
seien, ihren Entscheidungen die objektiv<br />
richtige Rechtslage zugrunde zu legen. Die<br />
Besteuerung knüpfe an den tatsächlich<br />
verwirklichten Sachverhalt (§ 38 AO), nicht<br />
aber an Rechtsansichten des Steuerpflichtigen<br />
an. Die Verwirklichung eines<br />
bestimmten Sachverhalts könnte ansonsten<br />
je nach der subjektiven Beurteilung<br />
der Rechtslage durch den Steuerpflichtigen<br />
trotz vergleichbarer Sachverhalte zu<br />
unterschiedlichen Belastungen führen.<br />
Dies wäre mit dem Gebot der gesetz und<br />
gleichmäßigen Besteuerung unvereinbar.<br />
Entsprechen Bilanzansätze objektiv nicht<br />
den jeweils maßgebenden speziellen<br />
1c | Passivierung „angeschaffter“ Pensionsrückstellungen |<br />
Autorin: StBin Olena Kneidl, München<br />
In dem Urteilsfall hatte der Erwerber eines<br />
Betriebs zusammen mit den Wirtschaftsgütern<br />
auch die dazugehörigen Verpflichtungen<br />
aus Pensionszusagen übernommen<br />
(Schuld bzw. Vertragsübernahme nach<br />
§ 613a BGB). Der Ansatz übernommener<br />
Wirtschaftsgüter und Schulden in seiner<br />
Eröffnungsbilanz erfolgte nach § 6 Abs. 1<br />
Nr. 7 EStG zutreffend mit den Anschaffungskosten<br />
(Grundsatz der Erfolgsneutralität<br />
von Anschaffungsvorgängen). In der<br />
folgenden Schlussbilanz des Betriebsübernehmers<br />
sind diese allerdings nach Auffassung<br />
der Finanzverwaltung wieder unter<br />
Berücksichtigung steuerlicher Ansatz und<br />
Bewertungsvorbehalte anzusetzen. Insbesondere<br />
im Hinblick auf übernommene<br />
Verpflichtungen (wie z. B. Pensions und<br />
wts journal | # 2 | Mai 2013<br />
bilanzsteuerrechtlichen Vorschriften, sei<br />
das Finanzamt zu einer eigenständigen<br />
Gewinnermittlung berechtigt und verpflichtet.<br />
Ausdrücklich nicht entschieden hat der BFH<br />
über die Anwendung des sog. subjektiven<br />
Fehlerbegriffs auf Fälle, in denen der<br />
Steuerpflichtige bei der Bilanzierung von<br />
unzutreffenden Tatsachen (Prognosen<br />
oder Schätzungen) ausgegangen ist, ohne<br />
dabei gegen die ihm obliegenden Sorgfaltspflichten<br />
verstoßen zu haben.<br />
Mit der Aufgabe des sog. subjektiven<br />
Fehlerbegriffs in Bezug auf bilanzrechtliche<br />
Rechtsfragen trägt der Große Senat<br />
der Natur des Steuerrechts als objektives<br />
Lastenverteilungsrecht Rechnung. Die<br />
Berücksichtigung der objektiv zutreffenden<br />
rechtlichen Beurteilung hat daher<br />
auch nicht nur zu Lasten, sondern genauso<br />
zu Gunsten des Steuerpflichtigen<br />
zu erfolgen. Auch die Maßgeblichkeit<br />
der Handelsbilanz, für welche der sog.<br />
subjektive Fehlerbegriff als GoB anerkannt<br />
ist, kann nicht zu einem anderen Ergebnis<br />
führen. Einschränkungen in Bezug auf den<br />
nun vom BFH für bilanzielle Rechtsfragen<br />
vertretenen sog. objektiven Fehlerbegriff<br />
können sich im Einzelfall allerdings mit<br />
Blick auf das Verfahrensrecht (z. B. Vertrauensschutz<br />
nach § 176 AO) ergeben.<br />
Drohverlustrückstellungen, die Passivierungsbeschränkungen<br />
unterliegen) führt<br />
eine solche Vorgehensweise regelmäßig<br />
zu steuerpflichtigen Gewinnen (sog. Erwerbsgewinne).<br />
So auch in dem Urteilsfall:<br />
Das Finanzamt bestand darauf, die<br />
Rückstellungen für die übernommenen<br />
Pensionszusagen in der Folgebilanz des<br />
Übernehmers unter vollumfänglicher<br />
Anwendung von § 6a EStG unterhalb der<br />
Anschaffungskosten anzusetzen, woraus<br />
eine Gewinnerhöhung resultierte.<br />
Mit dem Revisionsurteil hat der BFH seine<br />
Rechtsprechung zur Passivierung übernommener<br />
Verpflichtungen fortgeführt<br />
(vgl. hierzu u. a. bereits TJ 02/2010 und<br />
TJ 02/2012) und der Auffassung der Finanz<br />
Subjektiver Fehlerbegriff<br />
hinsichtlich Tatsachen<br />
Folgen für die Praxis<br />
Kontakt:<br />
RA/StB Dr. Martin<br />
Bartelt, München,<br />
martin.bartelt@wts.de<br />
BFH vom 12.12.2012<br />
(AZ: I R 69/11)