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Mandanten - WTS Aktiengesellschaft Steuerberatungsgesellschaft

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Dr. Frank Hülsberg,<br />

<strong>WTS</strong> Partner,<br />

Head of Competence<br />

Center Governance,<br />

Risk & Compliance<br />

4<br />

Quo vadis, Compliance?<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

so manchen überkommt inzwischen eine<br />

gewisse Müdigkeit beim Thema Compliance.<br />

Nach den großen Korruptionsfällen<br />

der jüngeren Vergangenheit (Daimler,<br />

Siemens, MAN, Ferrostaal) scheint die<br />

Korruption in Deutschland zurückgedrängt<br />

worden zu sein. Neuere Erhebungen zeigen,<br />

dass zuletzt nur noch in 6 % der Fälle<br />

von Wirtschaftskriminalität Korruption im<br />

Spiel war. Der scheidende Daimler­Monitor,<br />

Ex­FBI­Chef Louis Freeh, hat dem Unternehmen<br />

gerade einen Gold­Standard<br />

bei Compliance und Integrität bescheinigt.<br />

Zahlreiche Unternehmen haben – teils mit<br />

erheblichen Kosten – Compliance­Programme<br />

eingeführt. Wird nun die Normalität<br />

wieder Einzug in den deutschen<br />

Unternehmensalltag halten und wird die<br />

Diskussion um regelkonforme Unternehmensführung<br />

so schnell wieder einschlafen,<br />

wie sie entstanden ist?<br />

Ganz klar: nein. Denn zum einen haben<br />

zahlreiche Unternehmen große Compliance­Einheiten<br />

aufgebaut, die jetzt verstärkt<br />

in die operativen Einheiten und Prozesse,<br />

insbesondere Einkauf und Vertrieb,<br />

integriert werden müssen; nur dort können<br />

sie wirksame Prävention leisten. Zum<br />

anderen müssen Compliance­Vorgaben<br />

um zwischenzeitlich ausgetriebene Blüten<br />

bereinigt werden, nach denen etwa die<br />

Annahme eines normalen Kaffees erlaubt<br />

ist, die eines Latte Macchiato jedoch schon<br />

als Regelverstoß gewertet wird. Und<br />

schließlich müssen auch mittelstandstaugliche<br />

Lösungen gefunden werden, denn<br />

nicht jedes Unternehmen kann sich eine<br />

eigene Abteilung und ein ausgefeiltes Programm<br />

leisten. In der Angemessenheitsdiskussion<br />

gibt es inzwischen Vorschub aus<br />

der EU, wenn auch aus dem Finanzsektor:<br />

sowohl die neue AIFM­Richtlinie als auch<br />

die ESMA­Leitlinien zur MiFID­Compliance<br />

sehen ausdrücklich eine Verhältnismäßigkeit<br />

der Maßnahmen vor.<br />

Und: Kartellverstöße laufen der Korruption<br />

inzwischen den Rang als größtes<br />

Compliance­Risiko ab. Schienen, Aufzüge,<br />

Autostahl, Brauereien, Schokolade,<br />

Instant­Cappuccino, Brillenglas und<br />

Autoglas – keine Branche ist mehr sicher.<br />

wts journal | # 2 | Mai 2013<br />

Die Frage ist nicht, ob weitere große<br />

Fälle aufgedeckt werden, sondern wann.<br />

Das Bundeskartellamt hat ein anonymes<br />

Hinweisgebersystem installiert und kann<br />

daneben auf den Effekt der Kronzeugenregelung<br />

zählen. Daneben ist das weite<br />

Feld des Datenschutzes und der Sicherheit<br />

vertraulicher Unternehmensdaten<br />

in Deutschland noch nicht gut bestellt.<br />

Kundendaten sind ein sensibles Gut, ihr<br />

Verlust geht mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit<br />

einher, wie z. B. bei verschiedenen<br />

Kreditkartenunternehmen oder der<br />

Deutschen Telekom. Und schließlich erlebt<br />

die Tax Compliance eine Revitalisierung,<br />

indem sowohl die Prävention als auch das<br />

Fallmanagement („Remediation“) richtigerweise<br />

in die Compliance­ und Risk­<br />

Management­Systeme der Unternehmen<br />

integriert werden.<br />

Bei diesen Aufgaben steht den Unternehmen<br />

ein umfangreiches betriebswirtschaftliches,<br />

juristisches und technisches<br />

Rüstzeug zur Verfügung, um sich gegen<br />

Compliance­Risiken zu schützen. So setzen<br />

Compliance, Risikomanagement und<br />

Interne Revision inzwischen vielfach auf<br />

einer einheitlichen Risikolandkarte des<br />

Unternehmens auf, beseitigen gemeinsam<br />

kostspielige Redundanzen und erkennen<br />

„blinde Flecken“. Continuous Auditing /<br />

Monitoring­Systeme erlauben die systematische<br />

und größtenteils automatisierte<br />

Überwachung von Risikoparametern.<br />

Geschäftsleitung und Aufsichtsgremien<br />

können sich mit einem Blick vergewissern,<br />

welche aktuellen Risiken vorliegen und<br />

wie sie behandelt werden.<br />

Compliance bleibt also ein zentrales Thema,<br />

Wesentlichkeit und Augenmaß sind<br />

dabei – wie bei anderen Entscheidungen<br />

auch – ein guter Ratgeber.<br />

Ihr Dr. Frank Hülsberg

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