sonnseitig leben sonnseitig leben - vita sana Gmbh
sonnseitig leben sonnseitig leben - vita sana Gmbh
sonnseitig leben sonnseitig leben - vita sana Gmbh
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
«Für die krebskranken krebskranken<br />
Kinder<br />
wird wird<br />
man fast zu einem<br />
Hausarzt»<br />
Hausarzt»<br />
Interview mit Felix Niggli, Leitender Arzt der Kinder-Onkologie am<br />
Kinderspital Zürich<br />
Felix Niggli<br />
Herr Niggli, Was ist das<br />
Besondere an Kinderkrebs<br />
im Gegensatz zu Krebs bei<br />
Erwachsenen?<br />
Krebserkrankungen, die bei<br />
Erwachsenen häufig vorkommen,<br />
sind bei Kindern sehr<br />
selten. Umgekehrt sind nur<br />
wenige Erwachsene von typischen<br />
Kinderkrebsformen betroffen.<br />
Akute Leukämie und<br />
Hirntumor machen zusammen<br />
fast die Hälfte der Krebsdiagnosen<br />
im Kindesalter aus.<br />
Daneben sind vor allem<br />
Lymphknoten, Nieren, Weichteile,<br />
Muskeln und Knochen<br />
befallen. Karzinome bei Lunge,<br />
Brust, Prostata und Magendarmtrakt<br />
treten bei Kindern<br />
fast nie auf.<br />
Welches sind die Unterschiede<br />
in der Krebs-Behandlung<br />
von Kindern?<br />
Anders als bei Erwachsenen<br />
zeigen die kindlichen Tumore<br />
24 <strong>vita</strong> <strong>sana</strong> <strong>sonnseitig</strong> <strong>leben</strong> 4/2003<br />
meist ein «aggressiveres», das<br />
heisst, rascher fortschreitendes<br />
Verhalten. Kinder mit<br />
Krebs <strong>leben</strong> ohne wirksame<br />
Therapie nur wenige Monate.<br />
Dafür ist Kinderkrebs in der<br />
Regel medikamentös besser in<br />
den Griff zu bekommen. Deshalb<br />
hat bei der Behandlung<br />
von Kindern die Chemotherapie<br />
eine zentrale Rolle. Sie<br />
wirkt zwar kurzfristig beeinträchtigend,<br />
ist aber langfristig<br />
meist relativ harmlos. Eine<br />
Operation wird erst im Verlauf<br />
der Therapie vorgenommen.<br />
Bestrahlt wird heute nur noch<br />
dann, wenn es absolut notwendig<br />
ist. Denn die Spätfolgen<br />
durch Nebenwirkungen sind<br />
beim wachsenden Organismus<br />
sehr viel schwerwiegender als<br />
beim Erwachsenen.<br />
Wie gross ist das Risiko<br />
einer zweiten Krebserkrankung,<br />
wenn man bereits als<br />
Kind an Krebs erkrankt ist?<br />
Wie gross das Risiko ist,<br />
kann ich Ihnen nicht genau sagen,<br />
da uns dafür die Zahlen<br />
fehlen. Ein Rückfall hängt jedoch<br />
von drei Faktoren ab: der<br />
eigenen genetischen Veranlagung,<br />
des Typs der ersten<br />
Krebserkrankung und der damaligen<br />
Behandlung. Ich kann<br />
Ihnen ein Extrembeispiel aus<br />
unserer Praxis nennen. Ein<br />
heute 23jähriger Mann erkrankte<br />
als Zweijähriger erstmals<br />
an Krebs: die Netzhaut<br />
beider Augen war befallen.<br />
Davon konnte er geheilt werden.<br />
Er bekam jedoch mit<br />
dreizehn Jahren wegen der<br />
Folgen der ersten Krebsbehandlung<br />
mit Bestrahlung einen<br />
Knochentumor im Bereich<br />
der Augenhöhle. Auch<br />
da war die Heilung erfolgreich,<br />
bis er vor kurzem zum<br />
dritten Mal an Krebs erkrankte<br />
– wieder ein Knochentumor<br />
im Gesichtsbereich. Offensichtlich<br />
hat dieser Patient eine<br />
Veranlagung für eine<br />
Krebserkrankung und wird<br />
auch in Zukunft mit einem erhöhten<br />
Krebsrisiko <strong>leben</strong> müssen.<br />
Wie viele Kinder erkranken<br />
jedes Jahr an Krebs?<br />
Kinderkrebs ist glücklicherweise<br />
nicht sehr häufig. Bei<br />
200 bis 220 Kindern wird in<br />
der Schweiz pro Jahr Krebs<br />
neu diagnostiziert. Etwa 60 bis<br />
70 dieser Kinder behandeln<br />
wir am Kinderspital Zürich,<br />
dem grössten Schweizer Kinderkrebs-Zentrum.<br />
Zur Abklärung<br />
an uns überwiesen werden<br />
die Kinder entweder direkt<br />
von den Hausärzten oder<br />
von anderen Spitälern.<br />
Was sind Anzeichen für eine<br />
Krebserkrankung beim<br />
Kind?<br />
Mögliche Anzeichen sind<br />
regelmässiges Erbrechen, wiederkehrendes<br />
Kopfweh, starke<br />
Müdigkeit, häufige Blutergüsse<br />
ohne Fremdeinwirkung,<br />
Gelenkschmerzen oder Ge-