sonnseitig leben sonnseitig leben - vita sana Gmbh
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Essen und Trinken Trinken<br />
mit Leib und Seele<br />
Josef Imbach befasste sich bis Ende 2002 als Professor in Rom<br />
mit Grundfragen der Theologie und mit solch anspruchsvollen<br />
Themen wie «Das Jesusbild in den monotheistischen Religionen».<br />
Da er aber um die Bedeutung des Wortes weiss, wonach Essen<br />
und Trinken Leib und Seele zusammen halten, ist er seit langem<br />
in Theorie und Praxis auch Küchengeheimnissen und Kochrezepten<br />
zugetan.<br />
Professor Josef Imbach<br />
Vom Reformator Martin<br />
Luther ist ein<br />
wortstarker Seufzer<br />
überliefert, den er einmal während<br />
einer Krankheit ausgestossen<br />
hat: «Ach lieber Gott,<br />
wie ein edel Kleinodt ists umb<br />
einen gesunden Leib, der essen<br />
und trinken, schlaffen ...» Hier<br />
lassen wir sensiblen Gemütern<br />
zuliebe das Zitat enden, obwohl<br />
Luther ja Recht hatte,<br />
wenn er auch auf die wichtigen<br />
Funktionen unserer Ausscheidungsorgane<br />
hinwies.<br />
Dieses kernige Luther-Zitat<br />
wurde von Josef Imbach ans<br />
Licht geholt – und wie viel<br />
Weisheit enthält es doch: Tatsächlich<br />
wird uns die Bedeutung<br />
der Nahrungsaufnahme<br />
und deren Umsetzung in Ener-<br />
gie im Körper meist erst so<br />
richtig bewusst, wenn eine<br />
Krankheit die natürlichen Abläufe<br />
hemmt oder Kummer<br />
uns sozusagen den Magen zuschnürt.<br />
Freude am Essen und Lust<br />
an einem guten Mahl haben<br />
mit Lebensqualität zu tun, keineswegs<br />
mit Masslosigkeit.<br />
Auf die Frage, was denn unter<br />
Völlerei zu verstehen sei, antwortete<br />
der an der Universitätsklinik<br />
in Basel tätige Psychiater<br />
Volker Dittmann: «Bei<br />
der Völlerei ist auf Grund<br />
irgendeines Mechanismus<br />
mein Sollwert so verstellt,<br />
dass die Befriedigung ausbleibt.»<br />
Jede Mahlzeit sollte<br />
ein Gefühl dankbarer Zufriedenheit<br />
erzeugen. Und so kann<br />
denn ein gutes Stück Brot, Käse<br />
und ein Glas Most Befriedigung<br />
verschaffen – während<br />
ein raffiniert komponiertes<br />
Gericht mit Wachtelzungen<br />
auf Walderdbeerenschaum<br />
oder andere, absurde Kreationen<br />
bloss einen sündenteuren<br />
Gaumenkitzel darstellen.<br />
Allzu viel Raffinement und<br />
ein Überfluss an Delikatessen<br />
können die Genussfähigkeit<br />
abtöten. Allerdings ist auch eine<br />
ängstliche Fixierung auf<br />
gesunde, porentief reine Ernährung<br />
dazu angetan, die<br />
Freude am Essen auf programmierte<br />
Nahrungszufuhr zu minimieren.<br />
Wann also erfüllen<br />
Essen und Trinken ihre Bindegliedfunktion<br />
zu Leib und<br />
Seele? Fragen wir Professor<br />
Josef Imbach, den unermüdlich<br />
begeisterten und küchenkreativen<br />
Sammler von Kochrezepten<br />
und Küchengeschichten.<br />
<strong>vita</strong> <strong>sana</strong> <strong>sonnseitig</strong> <strong>leben</strong>:<br />
Herr Professor Imbach, was<br />
verstehen Sie unter gesunder<br />
Ernährung?<br />
Josef Imbach: Gesunde Ernährung<br />
bedeutet für mich,<br />
dass ich vieles, was heutzutage<br />
als schädlich abqualifiziert<br />
wird, mit Mass esse. Ich esse<br />
beispielsweise keinen speziell<br />
mageren Käse, der nach Gummi<br />
schmeckt, sondern ein kleines<br />
Stück vom guten, fetten<br />
Käse. Ich esse keine Margarine,<br />
beschränke mich jedoch<br />
auf ein kleines Stück Butter.<br />
An Ihnen geht wohl kaum<br />
ein Rezept vorbei, ohne dass<br />
Sie es nicht zumindest in<br />
Gedanken sofort prüfen<br />
würden?<br />
Ja, ich überlege mir schon<br />
immer, wie man die eine oder<br />
andere Geschmackskomponente<br />
hervorheben könnte.<br />
Selbstverständlich frage ich<br />
bei Gelegenheit auch stets,<br />
welche Zutat einem Gericht<br />
die besondere Note gegeben<br />
hat. In diesem Zusammenhang<br />
möchte ich das dunkle Kürbis-<br />
Fortsetzung auf Seite 29<br />
<strong>vita</strong> <strong>sana</strong> <strong>sonnseitig</strong> <strong>leben</strong> 4/2003 27