Download Ausgabe 7+8 - Kommunal
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Der Österreich-Konvent<br />
Mit dem B-VG-Gemeindebund<br />
ist der Bundesverfassungsgesetzgeber<br />
im Jahre 1998 allerdings<br />
einen neuen Weg gegangen.<br />
Mit diesem BVG<br />
wurden die Gemeinden<br />
neben dem Bund und<br />
den Ländern als vollwertige<br />
Partner in die<br />
Systeme des Stabilitätspakts<br />
und des Konsultationsmechanismus<br />
eingebunden. Ein<br />
Ausbau dieser Möglichkeit sollte vom<br />
Städtebund-Umfrage gibt Gemeinden Recht<br />
Zufriedenheit wächst<br />
mit Nähe zur Behörde<br />
„91 Prozent der Österreicherinnen und<br />
Österreicher wünschen eine stärkere<br />
Zusammenarbeit benachbarter Gemeinden,<br />
aber zwei Drittel sind auch klar<br />
gegen eine Eingliederung von Umlandgemeinden<br />
in Städte! Mehr<br />
Zusammenarbeit der Länder in<br />
verwaltungstechnischen Berei-<br />
chen (etwa der EDV) befürworten<br />
73% der Bevölkerung, aber so gut<br />
wie alle, nämlich 94%, sind gegen<br />
die Abschaffung der Länder!<br />
Selbständigkeit und Zusammenarbeit,<br />
das ist der Grundton für<br />
jede Verwaltungsreform!“ Das ist<br />
der Grundtenor einer Befragung<br />
zum Thema „Verwaltung und Verwaltungsreform“<br />
auf den Punkt,<br />
die im Vorfeld des Österreich-<br />
Konvents durchgeführt wurde.<br />
Die IFES-Untersuchung vom Mai 2003<br />
stellt der Verwaltung in den Gemeinden,<br />
Bezirken und Ländern ein ausgezeichnetes<br />
bis sehr<br />
gutes Zeugnis<br />
aus und ergibt<br />
deutlich einen<br />
Reformbedarf<br />
beim Bund.<br />
Die Zufriedenheit<br />
wächst mit<br />
der Nähe zur<br />
Behörde:<br />
Spitze sind<br />
durchwegs die<br />
Gemeinden,<br />
gefolgt von den Bezirks- und Landesverwaltungen,<br />
Schlusslicht ist die Bundesverwaltung.<br />
Weitere konkrete Ergebnisse belegen<br />
diesen Befund sehr klar:<br />
◆ Beurteilung nach Schulnoten: Von<br />
Zwei Drittel<br />
der Befragten sind<br />
klar gegen eine<br />
Eingliederung von<br />
Umlandgemeinden<br />
in Städte.<br />
10 KOMMUNAL<br />
den Verwaltungseinheiten werden die<br />
Gemeinden von 63 Prozent mit den<br />
Noten 1 oder 2 beurteilt, die Bezirksverwaltungen<br />
und Landesverwaltungen<br />
von 44 Prozent bzw. 46 Prozent, die<br />
Bundesverwaltung<br />
nur von 19 Prozent!<br />
◆ Bei der Bür-<br />
gernähe bekommen<br />
die Gemeinden von<br />
61 Prozent einen Einser<br />
oder Zweier, die<br />
Bezirke und Länder<br />
von 42 Prozent, die<br />
Bundesebene von 18<br />
Prozent!<br />
◆Bei der Frage nach<br />
der Effizienz gibt es<br />
für die Gemeinden<br />
von 46 Prozent einen Einser, für die<br />
Bezirke von 39 Prozent, für die Länder<br />
von 32 Prozent, für die Bundesverwaltung<br />
von 19 Prozent. Ähnliche Ergebnisse<br />
gibt es zur Sparsamkeit der Verwaltung<br />
und zur Einschätzung von Einsparungsmöglichkeiten.<br />
◆ Interessant auch die Ergebnisse<br />
betreffend die Kompetenzverteilung, die<br />
für den Österreich-Konvent eine gewichtige<br />
Vorgabe bedeuten sollten: 28% sind<br />
für Kompetenzverschiebungen mit einer<br />
Aufwertung der Länder, zwischen 17<br />
und 32% wünschen (je nach Gemeindegröße)<br />
mehr Kompetenzen der Gemeinden,<br />
ganze 10% sind für mehr Bundeskompetenzen!<br />
◆ Das Engagement, etwas weiterzubringen,<br />
wird so eingeschätzt: Jeweils<br />
56 bzw. 53% geben den Gemeinden und<br />
den Ländern für dieses Engagement ein<br />
‚sehr gut’, beim Bund ist es nur die<br />
Hälfte, nämlich 26 Prozent.<br />
Spitze sind<br />
durchwegs die<br />
kleineren<br />
Gemeinden,<br />
Schlusslicht ist<br />
der Bund.<br />
Österreich-Konvent<br />
erwogen<br />
werden. Zwar<br />
könnte sich eine<br />
Abschlusskompetenz<br />
des<br />
Gemeindebundes<br />
und des<br />
Städtebundes<br />
für bundesstaatliche<br />
Verträge<br />
nur auf Angelegenheiten<br />
der Vollziehung, speziell der<br />
Verwaltung, beziehen, für die Gemein-<br />
Die sich langsam<br />
herauskristallisierende<br />
europäische Ordnung wird<br />
durch regionalistische Verbindungen<br />
von Regionen,<br />
Provinzen, Kommunen, usw.<br />
bestimmt werden.<br />
den wären damit jedoch ganz wichtige<br />
Mitwirkungs- und Mitsprachemöglichkeiten<br />
bei einer künftigen Verteilung<br />
und Ausgestaltung der Staatsaufgaben<br />
eröffnet. Auch könnte auf diesem Weg<br />
eine Mitwirkung der Kommunen an der<br />
innerstaatlichen Vorbereitung von Ratsentscheidungen<br />
ermöglicht werden.<br />
Finanzverfassungsrechtliche<br />
Überlegungen<br />
Die Anerkennung der Aufgaben der<br />
Daseinsvorsorge als Pflichtaufgaben der<br />
Gemeinde, welche im Finanzausgleich<br />
Berücksichtigung finden müssen, wird<br />
zwar nicht das Allerheilmittel gegen die<br />
Finanznöte der Gemeinden sein, es<br />
kann jedoch als Auftrag an die Bundesund<br />
Landesgesetzgebung gedeutet werden,<br />
die<br />
Gemeinden bei<br />
diesen Aufga-<br />
ben finanziell<br />
zu unterstützen.<br />
Vor einer finanziellenÜberforderung<br />
und<br />
finanziellen<br />
Aushöhlung<br />
der Autonomie<br />
durch finanzielle Belastungen sind die<br />
Gemeinden schon derzeit durch den<br />
Konsultationsmechanismus geschützt.<br />
Daran wird auch in Hinkunft kein Weg<br />
vorbeiführen.<br />
Diskussionswürdig ist vielleicht die<br />
Frage, ob die Gemeinden auch in Hinkunft<br />
an das enge Korsett des Bundeshaushaltsrecht<br />
gebunden bleiben sollen.<br />
Gerade im kommunalen Bereich<br />
könnten mehrjährige Globalbudgets<br />
durchaus effizienzsteigernd sein.<br />
Bestandsschutz für<br />
Gemeinden?<br />
Am Konsultationsmechanismus<br />
wird auch in<br />
Hinkunft kein Weg<br />
vorbeiführen.<br />
Nach der derzeitigen Verfassungsrechtslage<br />
ist nur die Gemeinde als solche,<br />
nicht aber die einzelne Gemeinde in<br />
ihrem Bestand geschützt. Es steht den<br />
Ländern frei, zwangsweise Fusionen<br />
von Gemeinden zu verfügen. Die Erfahrungen<br />
der letzten Jahrzehnte mit<br />
Gemeindezusammenlegungen gegen<br />
den Willen der Gemeinden waren<br />
durchwegs negativ und haben hohe<br />
soziale und demokratische Kosten verursacht.<br />
Um allfälligen rein pekuniär<br />
orientierten Modernismen der „Vorteile“<br />
größerer Einheiten entgegenzuwirken,<br />
wäre es erwägenswert, eine<br />
Bestandsschutzklausel für die einzelne