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AoeL Jahrbuch 2009 - Assoziation ökologischer Lebensmittel ...

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Rack & Rüther<br />

»Geteilte Wurst ist doppelte Freud’«<br />

Wo sich der Volkswitz mit den Metzgern beschäftigt, da<br />

spielt er gern auf ihre wohlgerundeten Proportionen, ihren<br />

sichtlichen Wohlstand an, der natürlich immer auf Kosten zu<br />

kleiner Würste, also der bedauernswerten Kundschaft gehe:<br />

„Sie halten große Hunde und wiegen kleine Pfunde – das<br />

Fleisch, das zehren sie selber auf und geben Knochen in den<br />

Kauf“ – so weit das humoristische Vorurteil, in dem<br />

bekanntlich auch immer ein Körnchen Wahrheit steckt.<br />

Vieh und Fleisch waren stets Ausdruck von Wohlstand. So<br />

galt schon den Germanen das Borstenvieh als Zeichen für<br />

Reichtum und Synonym für Geld. „Pecunia“, das lateinische<br />

Wort für Geld, leitet sich von pecus, dem Vieh, ab – daher<br />

auch die „Peseten“ oder pesos. Mit Redewendungen wie „Der<br />

hat sein Schaf im Trockenen stehen“ umschreibt man<br />

jemandes gesicherte Existenz.<br />

Der Metzgerstand führt aber nicht etwa aus diesem Grund<br />

das Lamm im Wappen, sondern weil er so seinen Respekt<br />

vor der Kreatur zum Ausdruck bringen will. Mit dem christlichen<br />

Symbol des Lammes schlägt er gleichzeitig die Brücke<br />

zur Religion, zur christlichen Nächstenliebe. Deren Wurzeln<br />

reichen tief in die Menschheitsgeschichte zurück: Schon mit<br />

dem ersten Zerteilen des erlegten Wildes ging das Aufteilen<br />

in der Gemeinschaft einher. Bis heute spielen Zerteilen und<br />

Teilen beim traditionellen ländlichen Schlachtfest eine<br />

wichtige Rolle. Dort wird die berühmte „Metzelsuppe“ als<br />

freie Gabe an die Nachbarn ausgegeben. Das Schlachten von<br />

Tieren im traditionellen Sinn hat also immer auch eine<br />

soziale Komponente, und das in fast allen Kulturen. Die<br />

Muslime etwa feiern einmal im Jahr ein dreitägiges Opferfest.<br />

Die Tiere werden vom Metzger geschlachtet und zu je<br />

einem Drittel an die Familie, die Verwandten und die Armen<br />

verteilt.<br />

Man sieht: Das Schlachten und der Fleischgenuss waren stets<br />

ein besonderes Ereignis, an dem auch die Schwächeren der<br />

Gesellschaft teilhatten. Im Sinne dieser guten Tradition<br />

arbeitet unser Haus heute mit der Kasseler Tafel Hand in<br />

Hand. Jährlich wandern rund 20.000 Mahlzeiten, wie sie<br />

ansonsten als gehobene Spezialitäten eine kaufkräftige Kundschaft<br />

erfreuen, in absolut gleicher Qualität auf die Tafeln<br />

derer, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.<br />

Das Schöne an der Wurst ist schließlich, dass sie von<br />

Menschen für Menschen gemacht wird. Mit dem Biss in<br />

unsere hessische Wurst soll man Genuss, ja Glück erleben –<br />

Freude am Produkt und Dankbarkeit „etwas zu beißen“ zu<br />

haben. So wird aus geteilter Wurst doppelte Lebensfreude.<br />

Rack & Rüther GmbH<br />

Steinbreite 14<br />

34277 Fuldabrück<br />

www.rackruether.de<br />

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