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AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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neuen Phänomene wie Globalisierung,<br />

Digitalisierung und Demographie<br />

stoßen auf einen weit verbreiteten<br />

gesellschaftlichen Konservativismus<br />

in Deutschland. Wobei Engert<br />

Konservativismus als ausgeprägten<br />

Korporatismus definierte. Die Konsensdemokratie<br />

erfordere eine Einigung<br />

auf den kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner, was zu einer „Wortblasenkommunikation“<br />

führe und bei den<br />

Bürgern zunehmend auf Unverständnis<br />

stoße. Die beschriebenen gesellschaftlichen<br />

Veränderungen zwingen<br />

die Politiker, die selbst ein Teil des<br />

Problems seien, zu einer Handlungsweise,<br />

die nicht geeignet sei, große<br />

Schritte durchzusetzen.<br />

Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, Medien-<br />

und Politikberater aus Berlin, stellte<br />

die Frage, ob man politische Images<br />

gezielt schaffen kann. Am Beispiel von<br />

Hans Eichel stellte er den Imagewandel<br />

des ehemaligen Finanzministers<br />

dar. Der „Sparkassendirektor mit dem<br />

Charme einer nassen Nudel“, wandelte<br />

sich durch seine rigorose Sparpolitik<br />

zum „Hans im Glück“. Dieser Wan-<br />

<strong>Akademie</strong>-Report 2/2007<br />

del könne aber nur erfolgreich sein, so<br />

lange das Image glaubwürdig sei. „Der<br />

Politiker ist kein Schauspieler“, er<br />

muss sein Image im Einklang mit seiner<br />

Person verkörpern. Ein einmal erschaffenes<br />

Image sei nur sehr schwer<br />

wieder zu korrigieren, so Schmidt-<br />

Deguelle.<br />

Künstliche Realität<br />

Josef Klein, Kommunikationswissenschaftler<br />

aus Landau, stellte die Kunstsprache<br />

der Politiker der Alltagswelt<br />

gegenüber. „Politiker sind Zehnkämpfer<br />

der Kommunikation“ und „Wanderer<br />

zwischen den Welten“. Die Kunstsprache<br />

der Politik, wie beispielsweise<br />

die Worthülsen „JobAktiv“, „JobCenter“<br />

und „Ich-AG“ führten zu Missverständnissen<br />

zwischen den Politikern<br />

und ihren Wählern. Die Politik versuche<br />

hierbei mit einer Mischung aus<br />

Management- und Werbesprache eine<br />

künstliche Realität zu erschaffen, von<br />

der der Bürger längst wisse, dass es sie<br />

nicht gibt. Die Sprache passe nicht<br />

mehr zur Wirklichkeit, so Klein.<br />

Der frühere Bundesverfassungsrichters<br />

Hans Hugo Klein beschäftigte sich<br />

mit den Gefährdungen der parlamentarischen<br />

Demokratie durch die Mediengesellschaft.<br />

Die These, dass der<br />

Bundestag seine Aufgaben nicht engagiert<br />

genug wahrnehme, entkräftete<br />

Klein.<br />

Dass Personen vor Sachfragen in den<br />

Medien dargestellt würden, ließ Klein<br />

so nicht stehen. Es habe sich auch<br />

durch den gewachsenen Einfluss der<br />

Massenmedien auf die Politik „nichts<br />

Wesentliches verändert.“ Es gebe keinen<br />

politischen Vorgang, der am Parlament<br />

vorbeigehe, ohne dass dieses<br />

noch entscheidenden Einfluss auf die<br />

Gestaltung nehmen könne.<br />

Von einer „Erosion des Ausgabenbewilligungsrechtes<br />

des Parlaments“<br />

könne nicht die Rede sein. Der erfolgreiche<br />

Politiker verbinde politischen<br />

Instinkt, Populismus, Medienpräsenz<br />

und Pragmatismus zu einer Einheit.<br />

Reine „Darstellungspolitik“ könne auf<br />

Dauer „Entscheidungspolitik“ nicht<br />

ersetzen. �<br />

Hans-Martin Weichbrodt<br />

(siehe Pressestimmen Seite 35)<br />

Zeichnung: Mester<br />

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