AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing

de sieht die Soziologin
darin, dass viele Azubis
seit ihrer Kindheit im
Kindergarten und der
Schule interkulturell aufgewachsen
sind. Sie verfügen
wegen dieser Erfahrungen
über eine hohe
interkulturelle Kompetenz.
Diese bringen sie als
soziale Schlüsselqualifikation
in den Betrieb mit.
Die überwiegende Mehrheit
der Azubis bevorzugt
eine Ausbildung in interethnischer
Zusammensetzung. Dies
trifft vor allem für Azubis zu, die selbst
einen Migrationshintergrund haben.
Eine Ausbildung ausschließlich mit eigenen
Landsleuten wird von ihnen
überwiegend nicht gewünscht. Abschottungen
werden abgelehnt. Interkulturalität
wird von den Jugendlichen
nicht nur als etwas Selbstverständliches
und Wünschenswertes wahrgenommen,
sondern Interkulturalität in
der Ausbildung trägt auch zur Zufriedenheit
mit der Ausbildung bei, die
Nurgül Altuntas: mit Zeitzeugen die
eigene Geschichte lebendig werden
lassen.
ihrerseits eine wichtige Voraussetzung
für einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf
ist. „Vor diesem Hintergrund
kann man denjenigen Betrieben, die
bislang nur wenige Jugendliche mit
Migrationshintergrund ausbilden, nur
empfehlen, ihre Ausbildungsgänge verstärkt
auch diesen Jugendlichen zugänglich
zu machen“, sagte Bednarz-
Braun. Es gibt aber auch Probleme:
neben allgemeinen Disziplinschwierigkeiten
ist es der Gebrauch der eigenen
Akademie-Report 2/2007
Iris Bednarz-Braun hat die Integration in der
beruflichen Bildung untersucht.
Herkunftssprache in Anwesenheit von
Mit-Azubis, die diese Sprache nicht
verstehen. Hierdurch fühlen sich vor
allem deutsche Azubis gestört, weil sie
nicht wissen, ob über sie schlecht gesprochen
oder gelästert wird. Aber
auch ein Drittel der Migranten-Azubis
hat damit ein Problem.
Modelle
Abgerundet wurde die Tagung mit
modellhaften Beispielen aus der Schulpraxis:
Susanne Korbmacher, Sonder-
Claudia Piatzer vom Bildungspakt
Bayern: mit Stipendien
begabte Migrantenschüler
fördern.
schullehrerin am Münchner Hasenbergl,
Gründerin und Vorsitzende des
Vereins „Ghettokids“, berichtete von
ihrer Arbeit, die inzwischen mit dem
Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
wurde. Sie versucht, neue Angebote
für Schule und Freizeit zu entwickeln,
um aktiv etwas gegen den drohenden
beziehungsweise bereits existierenden
emotionalen und sozialen Absturz zu
tun.
Nurgül Altuntas, türkisch-stämmige
Lehrerin aus Wiesbaden, schilderte ihr
Zeitzeugen-Projekt zur jüngsten deutschen
Einwanderungsgeschichte, das
sie gemeinsam mit den Großeltern ihrer
Migrantenkinder organisierte.
Claudia Piatzer vom Bildungspakt
Bayern stellte das Konzept der Begabtenförderung
von Migrantenschülern
„Talente im Land“ vor. Die Stiftung
will mit diesem Programm das andere
Gesicht der Zuwanderung zeigen und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Mut machen. Das Motto lautet:
„Bildung fördert Integration. Wir fördern
Bildung“.
Und Waltraud Lucic, Vorsitzende des
Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes,
berichtete von den täglichen
Schwierigkeiten, mit denen
Susanne Korbmacher vom Verein
„Ghettokids“: Angebote gegen
den Absturz.
Hauptschullehrer unter den gegebenen
politischen und finanziellen Rahmenbedingungen
zu kämpfen haben. �
Michael Schröder
(siehe Pressestimmen Seite 34)
Linktipps:
Orientierungsstufe Neuperlach: www.ori.musin.de
Ghettokids: http://www.ghettokids.org/
Bildungspakt Bayern - Talente im Land:
http://cgi.bildungspakt-bayern.de/cgi-bin/grossprojekt.php?projekt=talent
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