AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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Kassen anregen, Überschüsse zu erwirtschaften<br />
und bei der medizinischen<br />
Versorgung neue Wege einzuschlagen.<br />
Zudem würden die Kassen gezwungen,<br />
medizinisch nicht notwendige Leistungen<br />
über Zusatzversicherungen anzubieten.<br />
Richter erwartet deshalb einen<br />
Strukturwandel bei den Kassen und<br />
mittelfristig positive Wirkungen <strong>für</strong><br />
den Arbeitsmarkt sowie Beitragssenkungen<br />
<strong>für</strong> die Versicherten.<br />
Friedrich Seitz, Amtschef des Bayerischen<br />
Sozialministeriums, verteidigte<br />
die Gesundheitsreform der Großen<br />
Gesundheitsfonds: Er stellt das<br />
Kernstück der Gesundheitsreform<br />
dar und soll die Finanzmittel an die<br />
Gesetzlichen Krankenkassen<br />
(GKVs) neu verteilen. Entgegen<br />
ursprünglichen Plänen soll er nicht<br />
2008, sondern zum 1. Januar 2009<br />
in Kraft treten. Zu diesem Zeitpunkt<br />
sollen alle Krankenkassen<br />
entschuldet sein. Der Fonds finanziert<br />
sich aus den Beiträgen von<br />
Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />
sowie aus Steuermitteln. Jede Gesetzliche<br />
Krankenkasse erhält aus<br />
dem Fonds <strong>für</strong> jeden Versicherten<br />
eine bestimmte Pauschale.<br />
Zusatzprämie: Reichen die zugewiesenen<br />
Fondsmittel einer GKV<br />
nicht, ihre Kosten zu decken, muss<br />
sie einen Zusatzbeitrag erheben.<br />
Zum Schutz sozial Schwacher darf<br />
dieser jedoch ein Prozent des<br />
Haushaltseinkommens eines Patienten<br />
nicht übersteigen.<br />
Beiträge: Der Beitragssatz an den<br />
Gesundheitsfonds wird künftig<br />
von der Regierung bundeseinheitlich<br />
festgelegt. Die Kassen ziehen<br />
weiter die Beiträge ein und führen<br />
dann das Geld an den Fonds weiter.<br />
Finanzausgleich: Mittels eines<br />
neuen Risikostrukturausgleiches<br />
sollen die GKV’s mit vielen alten<br />
und kranken Mitgliedern zusätzli-<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 2/2007<br />
Koalition trotz offensichtlicher Mängel<br />
als Schritt in die richtige Richtung,<br />
lehnte indes zusätzliche Umverteilungswirkungen<br />
zu Lasten Bayerns ab.<br />
Dagegen übte Konrad Schily, gesundheitspolitischer<br />
Sprecher der FDP im<br />
Bundestag, liberale Grundsatzkritik,<br />
da Wettbewerb nicht staatlich verordnet<br />
werden könne. Die Beitragserhöhungen<br />
im Vorfeld der Reformen seien<br />
das beste Beispiel da<strong>für</strong>, dass wirkliche<br />
Kostenentlastung und Effizienzsteigerung<br />
nicht erreicht würden. Den<br />
privaten Krankenkassen beschneide<br />
man durch die Auflage eines Basistarifes<br />
(mit Kontrahierungszwang) die<br />
Gestaltungsmöglichkeit und die Krankenkassen<br />
würden zu Vollzugsorganen<br />
einer Kostendämpfungspolitik. Der<br />
Weg in ein staatliches Gesundheitswesen<br />
sei vorgezeichnet.<br />
Nach Ansicht von Mathias Kifmann<br />
(Universität Augsburg) leiste die Gesundheitsreform<br />
keinen Beitrag zu einer<br />
nachhaltigen Finanzierung des<br />
Gesundheitswesens und der Produktionsfaktor<br />
Arbeit werde mit negativen<br />
Auswirkungen <strong>für</strong> die Beschäftigung<br />
Kernpunkte der am 2. Februar 2007 beschlossenen Gesundheitsreform<br />
che Mittel von finanzstärkeren<br />
Konkurrenten erhalten. Berücksichtigt<br />
werden bei der Umverteilung<br />
50 bis 80 schwerwiegende und<br />
kostenintensive chronische Krankheiten.<br />
Private Krankenversicherung<br />
(PKV): Sie bleiben als Vollversicherung<br />
erhalten. Freiwillig gesetzlich<br />
Versicherte können ohne Risikoprüfung<br />
in einen neuen Basistarif<br />
wechseln, dessen Beiträge sich<br />
nur nach Alter und Geschlecht unterscheiden,<br />
nicht jedoch nach Vorerkrankungen.<br />
Altkunden der PKV<br />
ist es nur vom 1. Januar 2009 bis<br />
zum 30. Juni 2009 möglich, in den<br />
Basistarif zu wechseln. Das Leistungsangebot<br />
des Basistarifes muss<br />
in etwa dem der GKV entsprechen.<br />
Danach ist ein Wechsel nur unter<br />
besonderen Bedingungen möglich.<br />
Neukunden können angesparte Altersrückstellungen<br />
(allerdings nur<br />
die Rückstellungen im Umfang des<br />
Basistarifs) beim Kassenwechsel<br />
innerhalb der PKV mitnehmen<br />
(Portabilität).<br />
Versicherungsschutz: Künftig soll<br />
jeder Bürger versichert sein (Versicherungspflicht).<br />
Wer den Versicherungsschutz<br />
verloren hat, kann<br />
in seine letzte Versicherung zurückkehren<br />
– egal, ob gesetzlich oder<br />
privat.<br />
Länderschutz-Klausel: Um regional<br />
unterschiedliche Belastungen<br />
durch den Gesundheitsfonds zu<br />
vermeiden, ist beabsichtigt, die Beund<br />
Entlastungen allmählich anzugleichen.<br />
Während einer zehnjährigen<br />
Anpassungsphase soll gewährleistet<br />
werden, dass die Belastungen<br />
<strong>für</strong> die Länder mit finanzstarken<br />
Kassen pro Jahr um maximal<br />
100 Millionen Euro steigen.<br />
Steuern: Zunehmend sollen Steuermittel<br />
zur Finanzierung gesamtgesellschaftlicher<br />
Aufgaben der<br />
Kassen eingesetzt werden. 2008<br />
sind 1,5 Milliarden vorgesehen und<br />
2009 drei Milliarden Euro, um die<br />
beitragsfreie Mitversicherung der<br />
Kinder zu subventionieren. In den<br />
folgenden Jahren soll der Anteil<br />
weiter steigen.<br />
Gesetzliche Krankenkassen: Sie<br />
erhalten mehr Möglichkeiten, direkt<br />
mit Ärzten über Leistungen<br />
und Preise zu verhandeln. Fusionen<br />
sind künftig zwischen allen<br />
gesetzlichen Kassen möglich. Die<br />
bisher nebeneinander agierenden<br />
Spitzenverbände müssen sich auf<br />
Bundesebene zu einem Dachverband<br />
zusammenschließen.<br />
Arzneimittel: Um die hohen Ausgaben<br />
<strong>für</strong> Medikamente einzudämmen,<br />
werden zusätzliche Rabatte<br />
eingeführt.<br />
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