Ein Wort zuvor
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<strong>Ein</strong> Hühnerstall sowie ein Ziegenstall und ein Schweinekoben befanden sich<br />
auch im Nebengebäude. Darüber war ein Boden, auf dem Stroh aufbewahrt<br />
werden konnte, aber meist lag dort nichts höchstens Gerümpel. Hinter dem<br />
Nebengebäude befand sich der Hausgarten. In Ufhoven bezeichnete man so ein<br />
Haus, als ein Haus eines Rucksackbauern. Er besitzt zwar kein eigenes Feld,<br />
aber er trägt abends dennoch im Rucksack das Futter für seine Tiere nach<br />
Hause. Aber unser Großvater hatte sich vorsorglich einen Straßengraben<br />
gepachtet und auch noch eine Grasfläche auf dem Sülzenberg, um genügend<br />
Grünfutter für die Kaninchen zu haben und im Garten wuchsen schon die<br />
Futterrüben für den Winter. Auf dem Hofe gab es noch eine mit dicken Bohlen<br />
abgedeckte Grube und daneben stand noch das gewisse Häuschen mit dem<br />
Herzchen in der Tür.<br />
Mein Großvater,<br />
Adolf Freitag, war ein echter Ufhover, der Stammbaum seiner Familie reichte<br />
weit zurück. Sein Vater hat auch schon für die Leute die Schuhe repariert und<br />
mein Großvater hat bereits als Kind dabei zugesehen. Er half auch mit und<br />
durfte auch schon einmal selbst kleine Reparaturen ausführen. Auf diese Weise<br />
konnte er sich schon in jungen Jahres alle Arbeitsgänge gründlich angeeignet.<br />
Als sein Vater später starb, erbte er das Schuhmacherwerkzeug und auch das<br />
noch vorhandene Leder. Großvater arbeitete aber auch als Bierkutscher und<br />
auch im Travertinwerk. Von dorther kamen auch die Bruchplatten, die auf<br />
unserem Hof lagen. Gegen die Bierkutscherei hatte aber seine Frau etwas<br />
einzuwenden, der er kam jeden Abend betrunken nach Hause. Während des<br />
Krieges arbeitete Großvater auf dem Fliegerhorst in Langensalza als Schuster<br />
und reparierte dort die Schuhe und die Stiefel des Flugpersonals sowie die<br />
Schuhe deren Frauen und Kinder. Unsere Großmutter arbeitete in der Küche<br />
des Fliegerhorstes und brachte abends oft noch die Reste der gekochten<br />
Speisen und Suppen im Kochgeschirr mit nach Hause. Darauf warteten wir<br />
schon gespannt, denn diese Gerichte schmeckten immer bestens. An dem<br />
fliegenden Personal wurde auch in den schlechten Kriegszeiten nicht gespart,<br />
es war ein besonders wichtiges<br />
Personal.<br />
Großvater legte immer sehr viel wert darauf, dass er nur Schuster ist und nicht<br />
Schuhmacher, denn er hatte den Beruf nicht erlernen können. Dazu hatte sei<br />
Vater mit den vielen Kindern kein Geld. Es reichte gerade so, um sich über<br />
Wasser zu halten. Aber Großvater konnte trotzdem richtige neue Schuhe<br />
anfertigten, aber meistens fehlte ihm dazu das notwendige Obermaterial. Wenn<br />
er aber den Auftrag dazu bekam, fertigte er auch neue Schuhe für seine Kunden<br />
an. Aber Großvater konnte wirklich etwas als Schuster und er beherrschte sein<br />
Handwerk perfekt. Manchmal kamen auch Leute von der Schumacherinnung<br />
zum Fliegerhorst, die sich ganz gründlich die von Opa reparierten Schuhe<br />
ansahen und damit stets sehr zufrieden waren. <strong>Ein</strong>mal musste er sogar<br />
vorführen wie eine <strong>zuvor</strong> eingeweichte Ledersohle mit Holznägeln<br />
aufgeschlagen wird. Aber es gab da nichts zu tadeln und deshalb war Opa<br />
immer Stolz auf seine Arbeit und seine Kunden waren sehr zufrieden mit ihm.<br />
Als Schuster hatte Opa einen guten Ruf, wegen seiner perfekten Arbeit und<br />
diese Arbeit riss nach dem Kriege nie ab, sie wurde sogar noch mehr und<br />
manchmal konnte er sich Arbeit kaum noch retten. Zumal die Leute ihre Schule<br />
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