Ein Wort zuvor
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Aber Bongo hatte noch andere Opfer aus unserer Klasse auf das Korn<br />
genommen. <strong>Ein</strong>er davon war Dieter Hühn. Dieter war ein ganz schmaler Junge<br />
und er ging immer etwas leicht nach vorn gebeugt, denn er war etwas zu<br />
schnell gewachsen und wollte sich wieder etwas kleiner machen. Erst nannte<br />
Bongo Dieter immer nur "Säckel" und ein paar Tage später sprach er sogar<br />
einer "krumm gefickte Nudel". Bongo war immer sehr freigiebig mit der<br />
Vergabe von Spitznamen, aber wehe, wenn er seinen eigenen Spitznamen<br />
hörte. Dennoch schallte es in den Pausen meist aus allen Eckendes Schulhofes<br />
Bongo, Bongo, Bonge und Bongo musste es mit anhören, aber zu gerne hätte er<br />
sich gerächt.<br />
Damals gab es oft Fliegeralarm. Die Sirene war oben auf dem Schuldach<br />
angebracht. Nach dem Alarmzeichen mussten wir sofort in den Schulkeller.<br />
Hier hatte jede Klasse ihre zugeteilte Ecke. Unsere Klasse war aber immer die<br />
letzte im Keller. Schuld daran war nur Bongo, denn Bongo ging als erster zur<br />
Klassentür und öffnete diese. Dann hielt er seinen Rohrstock quer in die Tür,<br />
etwa 30 cm hoch. Darunter mussten wir Jungen hindurch kriechen. Wenn nun<br />
Bongo aber nun schon einmal seinen Stock in der Hand hielt, beglich er auch<br />
gleich noch einige offene Rechnungen. Dies wäre für uns nicht so schlimm<br />
gewesen, denn wir hatten Papiereinlagen für diesen Fall unter das Unterhemd<br />
und in die Hose geschoben, weil das so schön klatschte, wenn Bongo darauf<br />
schlug. Aber diese Masche von Bongo war in der Schule längst bekannt und<br />
deshalb lungerten vor unserer Klassentür immer ein paar Schüler aus den<br />
größeren Klassen herum. Diese amüsierten sich köstlich darüber, wie Bongo<br />
seine warmen Würstchen versohlte. Sie trösten uns aber anschließend in der<br />
Pause, denn mit ihnen hatte er es ebenso gemacht.<br />
Der Sportunterricht bei Bongo verlief meist folgender maßen ab: Erst mussten<br />
wir unser Sportzeug im Klassenraum anziehen. <strong>Ein</strong>e schwarze Turnhose und<br />
ein weißes Unterhemd waren Pflicht. Danach mussten wir der Größe nach vor<br />
der Schule antreten und auf ein Zeichen von Bongos Zeigefinger ging es dann<br />
los Im Dauerlauf liefen wir hoch zum Sportplatz auf dem Sülzenberg. Wer<br />
dabei nicht schnell genug oben ankam oder wem gar schon vorher die Puste<br />
ausging, der war Bongos Spott schonungslos ausgeliefert und es hagelte jedes<br />
Mal wieder neue Spitznamen. Darauf warteten wir aber schon, denn dabei gab<br />
es immer etwas zum lachen und das wiederum gefiel Bongo. Zum Sport trug<br />
Bongo meist eine äußerst knappe Sporthose, aus der hing jedes Mal ein Stück<br />
seines Geschlechtsteils heraus. Wir waren stets gespannt darauf, dass einmal<br />
sein ganzes Geschlechtsteil herausrutscht. Aber die viel zu enge Hose hielt den<br />
Rest fest eingeklemmt. Meistens stand das Werfen mit dem Schleuderball auf<br />
dem Plan, denn das war nach Bongo, eine sehr gute Vorübung für das Werfen<br />
mit Handgranaten. Bongo warf den schweren Schleuderball fast über den<br />
ganzen Platz und erwartete von uns, dass wir es ihm nachmachten. Aber der<br />
Schleuderball war und ist noch immer ein sehr tückisches Sportgerät. Wer nicht<br />
genügend Kraft besaß und die Wurftechnik nicht beherrschte, der konnte sich<br />
schnell einen Arm auskugeln. Ich war an der Reihe, aber der Ball nahm nicht<br />
die von mir gewünscht Bahn und traf Möllo ins Kreuz. Er brach sofort<br />
zusammen und es wurde schon das Allerschlimmste befürchtet. Aber Möllo hat<br />
es bis heute überlebt. Mir tat dabei immer der Kleinste und Schwächste aus<br />
unserer Klasse, Rolf Degen, leid. Wenn er den Schleuderball werfen sollte,<br />
schlug er sich den Ball stets in die eigenen Kniekehlen und fiel sofort um.<br />
Bongos Spott konnte dabei keiner überbieten. Danach jagte ihn Bongo<br />
regelmäßig zehn Runden um den ganzen Sportplatz, aber dass konnte Rolf nie<br />
schaffen und schließlich schlug er sich in die Büsche zum ausruhen.<br />
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