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1.2 Politikwissenschaft 41<br />

ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutsche Stiftung Friedensforschung -DSF-<br />

INSTITUTION: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg<br />

-IFSH- Zentrum für OSZE-Forschung -CORE- (Beim Schlump 83, 20144 Hamburg)<br />

KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 040-866077-64, e-mail: vetterlein@ifsh.de)<br />

[67-F] Yüksel, Tonia (Bearbeitung); Oberreuter, Heinrich, Prof.Dr.Dr..h.c. (Leitung); Kranenpohl, Uwe,<br />

Dr. (Betreuung):<br />

Die türkische AKP (AK Parti) - eine türkische Volkspartei<br />

INHALT: "Islamisten auf dem Siegeszug", so titelte der Weltspiegel am 3. November 2002 um das Ergebnis<br />

der Neuwahlen zum türkischen Parlament, welche im Zuge einer Regierungskrise nötig geworden<br />

waren, zu kommentieren. Damals machte sich in der internationalen, insb. in der europäischen<br />

Öffentlichkeit Unsicherheit breit. Handelte es sich bei der Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei<br />

AKP nicht um eine Nachfolgepartei der verbotenen "islamistischen" Partei Necmettin Erbakans?<br />

War die Türkei im Begriff ins fundamentalistische Lager abzudriften? Oder konnte man dem<br />

Parteivorsitzenden der AKP Recep Tayyip Erdogan Glauben schenken, wenn er behauptete, seine<br />

Partei verstünde sich als muslimisch-demokratische Bewegung nach dem Vorbild der christdemokratischen<br />

Parteien Europas und strebe daher die Mitgliedschaft in der EVP an? Damals kommentierte<br />

Wulf Eberhard Schönbohm, damaliger Leiter der türkischen Außenstelle des Konrad-Adenauer-Instituts<br />

in Ankara, folgendermaßen: "Die neue türkische Regierungspartei AKP - islamistisch oder islamisch-demokratisch?".<br />

Mit weichender Verunsicherung machte sich in der europäischen Öffentlichkeit<br />

das Gefühl einer befremdenden Überraschtheit Platz und führte schließlich zu einer erleichterten,<br />

offen-kooperativen Haltung gegenüber der türkischen Regierungspartei. Tatsächlich schien die AKP<br />

wider Erwarten zu einer Art "Türk-CSU" zu avancieren. Einer Partei der Mitte also, die über das nötige<br />

Maß an Integrationspotenzial verfügte, um große Teile der türkischen Bevölkerung als Wähler<br />

zu gewinnen, zu integrieren und zu repräsentieren. Es ist die Fundierung dieser These, welche die<br />

Bearbeiterin 2005 zum Gegenstand ihrer Diplomarbeit machte. Heute, 2008, findet sich der geneigte<br />

Beobachter der türkischen Politik erneut überrascht und kopfschüttelnd angesichts der aktuellen Entwicklungen<br />

im türkischen Politikzirkus wieder. Denn im März 2008 kam auf einmal folgende Meldung<br />

über den Presseticker "Verbotsantrag gegen türkische Regierungspartei AKP". Der Nachrichtenwert<br />

dieser Meldung erscheint ebenso komplex wie absurd. Denn, selbst wenn im Tatbestand eines<br />

Parteiverbotsprozesses grundsätzlich noch nichts Unerhörtes liegt, - auch wenn dieses Instrument<br />

im Kern widersprüchlich zur Demokratie betrachtet werden kann, gleichwohl aber dem Prinzip "Keine<br />

Demokratie für die Feinde der Demokratie" Rechnung trägt -, so stellt ein vom Generalstaatsanwalt<br />

angestrengter Verbotsprozess gegen eine Partei mit Regierungsauftrag, und als solche wurde die<br />

AKP bei den letzten Parlamentswahlen immerhin mit 47% der Wählerstimmen vom Volkssouverän<br />

beauftragt, aus unserer Sicht und unserem gewachsenen Demokratieverständnis ein unerhörtes Kuriosum<br />

dar, welches sowohl Schmunzeln als auch Bauchkrummen verursacht und mag einem ein etwas<br />

"Türkisches Verhältnisse" abringen. Dieses Empfinden resultiert u.a. aus dem putschistischen<br />

Charakter dieses Verbotsvertrags. Und, Putsche und Verbotsprozesse stellen in der Geschichte der<br />

türkischen Republik alles andere als eine Seltenheit. dar. Dennoch, im Rekurs zu ihnen manifestiert<br />

sich die tiefe Kluft, welche die türkische Demokratie unterminiert und - wenn auch vereinfacht gesagt<br />

- kemalistische Elite (Militär, Bürokratie, Intelligenz) in Frontstellung mit der mehrheitlich traditionell-muslimischen<br />

Bevölkerung bringt. In dem hier Skizzierten spiegelt sich bereits die Komplexität<br />

und Brisanz des Promotionsvorhabens. Denn in der Frage, inwiefern sich mit der Entwicklungsund<br />

Gerechtigkeitspartei (AKP) in der Türkei eine stabile, mehrheitsfähige politische Kraft kanalisiert,<br />

welche sich in ihrer Programmatik zu einer EVP-tauglichen Volkspartei entwickelt, sind auch<br />

die Fragen impliziert, inwiefern die AKP (o. eine ihr ähnlich geartete Nachfolgepartei traditionell-demokratischen<br />

Typs) langfristig eine Klammer- und Zwitterfunktion einnehmen kann, und inwiefern<br />

eine solche Partei den langwierigen Prozess einer tiefer gehenden Demokratisierung der Türkei in einer<br />

postkemalistischen Ära auf den Weg bringen kann. ZEITRAUM: 2002-dato GEOGRAPHI-<br />

SCHER RAUM: Türkei<br />

METHODE: Parteiprogrammanalyse; Regierungsprogrammanalyse; systemtheoretische Verortung;<br />

Feldforschung. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen;<br />

Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Sekundäranalyse von Aggregatdaten.

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