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ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009<br />

AUFSÄTZE<br />

DAS DOKUMENTATIONS -<br />

PROFIL FÜR ARCHIVE<br />

WISSENSCHAFTLICHER<br />

HOCHSCHULEN<br />

von Max Plassmann<br />

Die vom Universitätsarchiv Saarbrücken organisierte Frühjahrstagung<br />

2006 der Fachgruppe 8 im Verband deutscher Archivar<strong>in</strong>nen<br />

und Archivare (<strong>Archive</strong> der Hochschulen sowie wissenschaftlicher<br />

Institutionen) war dem Rahmenthema Bewertung gewidmet.<br />

1 Die Vorträge und Diskussionen führten zur Bildung e<strong>in</strong>er<br />

Arbeitsgruppe 2 , die sich <strong>in</strong> den folgenden Jahren mit der Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es Dokumentationsprofils 3 für Universitäts- und Hochschularchive<br />

befasste. Dieses fasst den Stand der Bewertungsdiskussion<br />

im Hochschulbereich zusammen und dient gleichzeitig<br />

als Handreichung für die praktische Arbeit. Trotz verschiedener<br />

E<strong>in</strong>zelbeiträge und Aufrisse <strong>in</strong> der Literatur 4 fehlte bislang e<strong>in</strong><br />

solches übergreifendes Gesamtkonzept der universitären Überlieferungsbildung,<br />

was sowohl h<strong>in</strong>sichtlich der angestrebten Transparenz<br />

und Systematik der Überlieferungsbildung als auch unter<br />

dem Ressourcenaspekt und mit Blick auf Bedarfsanmeldungen<br />

gegenüber den Unterhaltsträgern als unbefriedigend empfunden<br />

wurde.<br />

AKTENÜBERLIEFERUNG UND<br />

SAMMLUNGEN<br />

Dabei g<strong>in</strong>g es nicht alle<strong>in</strong> um die Bewertung von Altakten aus<br />

den Registraturen der Universitäten, sondern um die Überlieferungsbildung<br />

<strong>in</strong>sgesamt, also unter E<strong>in</strong>schluss der Sammlungen,<br />

und hier <strong>in</strong>sbesondere der Nachlässe von Professor<strong>in</strong>nen und<br />

Professoren. Dieser Ansatz wurde nicht alle<strong>in</strong> aus dem pragmatischen<br />

Grund heraus verfolgt, dass nicht selten dienstliche Unterlagen<br />

<strong>in</strong> Nachlässe geraten, während private aus e<strong>in</strong>er Institutsregistratur<br />

angeboten werden, e<strong>in</strong>e strikte Trennung zwischen<br />

Angebot nach Archivgesetz und Sammeln aus Privatbesitz im<br />

Universitätsbereich also gar nicht möglich ist. Wichtiger noch<br />

erschien der Arbeitsgruppe aber die Betrachtung der Überlieferungsbildung<br />

<strong>in</strong>sgesamt, weil die Integration beider Bereiche –<br />

Übernahmen nach Archivgesetz und aktives Sammeln – zu e<strong>in</strong>er<br />

Verdichtung der Gesamtüberlieferung auf den wesentlichen Kern<br />

führen kann. Damit können nicht nur die stets knapp bemesse-<br />

nen Ressourcen der <strong>Archive</strong> geschont werden; es steigert auch die<br />

Qualität der Überlieferungsbildung im H<strong>in</strong>blick auf die Interessen<br />

der Benutzer, denen es nicht auf möglichst viel, sondern auf<br />

e<strong>in</strong>e möglichst aussagekräftige Überlieferung unter Verzicht auf<br />

unnötigen Ballast ankommt.<br />

E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Betrachtung von Aktenüberlieferung und<br />

Sammlungen erfordert fast zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Herangehensweise,<br />

denn re<strong>in</strong> formale Bewertungsverfahren, die etwa<br />

nach Zuständigkeiten, Federführung und anderem im Verwaltungsprozess<br />

fragen und daran die konkreten Bewertungsentscheidungen<br />

ausrichten, können weder auf den Sammlungsbereich<br />

angewandt werden, noch werden sie der universitären<br />

Überlieferung gerecht, <strong>in</strong> der weniger formalisierte Verwaltungsprozesse<br />

e<strong>in</strong>e Rolle spielen als mit Forschung und Lehre weith<strong>in</strong><br />

nicht-standardisierte und zum Teil schöpferische Tätigkeiten. 5<br />

Das Bewertungsprofil trägt beidem Rechnung. Zunächst werden<br />

<strong>in</strong>haltlich gefasste Dokumentationsbereiche identifiziert, die über<br />

die Überlieferung e<strong>in</strong>es Universitätsarchivs erforschbar gehalten<br />

werden sollten. Es geht hier also um die Ziele der Überlieferungsbildung<br />

<strong>in</strong>sgesamt. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt wurde danach<br />

gefragt, wie dicht die Überlieferung im jeweiligen Dokumentationsbereich<br />

se<strong>in</strong> sollte. E<strong>in</strong> dritter Schritt muss sich schließlich <strong>in</strong><br />

den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Archive</strong>n anschließen, wo den im Dokumentationsprofil<br />

benannten Inhalten die konkreten Unterlagen zuzuordnen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

DOKUMENTATIONSBEREICHE<br />

Inhaltlich wird dabei von den Hauptaufgaben von Universitäten<br />

– Forschung und Lehre – ausgegangen. Sie s<strong>in</strong>d zu dokumentieren,<br />

und zwar zum e<strong>in</strong>en unmittelbar, zum anderen aber auch<br />

<strong>in</strong>direkt, <strong>in</strong>dem ihre <strong>in</strong>stitutionellen, personellen, f<strong>in</strong>anziellen<br />

und sonstigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nachvollziehbar gehalten<br />

werden. Überlieferung, die weder direkt noch <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong> erkennbarem<br />

Maße dazu dient, kann demnach als kassabel e<strong>in</strong>gestuft<br />

werden.

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