ARCHIVAR 209 - Archive in Nordrhein-Westfalen
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<strong>ARCHIVAR</strong> 62. Jahrgang Heft 02 Mai 2009<br />
ARCHIVTHEORIE<br />
UND PRAXIS<br />
VOM ARCHIV ZUM<br />
PROGRAMMVERMÖGEN?<br />
CINEARCHIV DIGITAL:<br />
„DIE ZUKUNFT IST DA….<br />
… sie ist bloß noch nicht sehr weit verbreitet!“ Mit diesem Zitat<br />
des „Cyberspace“-Erf<strong>in</strong>ders William Gibson umriss Andreas<br />
Vogel, Geschäftsführer der geme<strong>in</strong>nützigen Medien Bildungsgesellschaft<br />
Babelsberg, den Ausgangspunkt des Innovationsforums<br />
„CINEARCHIV digital“, <strong>in</strong> dem am 25. März 2009 im fx.Center<br />
Babelsberg vor ausgebuchtem Auditorium mit über 170 Teilnehmern<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet die Ergebnisse der Expertengruppen<br />
zur Digitalisierung, Sicherung und Nutzbarmachung<br />
der zeithistorischen Filmbestände <strong>in</strong> den wichtigsten deutschen<br />
<strong>Archive</strong>n vorgestellt wurden.<br />
Knapp 30 Partner, darunter die DEFA-Stiftung, das Bundesarchiv-Filmarchiv,<br />
das Deutsche Rundfunkarchiv, das Hasso Plattner<br />
Institut und die Grundy Ufa wurden unter dem Dach des<br />
Projektes CINEARCHIV digital <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />
Entwicklungsnetwork zusammengeführt. Das Projekt wird<br />
gefördert durch das Programm „Innovationsforen“ der Initiative<br />
„Unternehmen Region“ des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF).<br />
Das kulturelle Gedächtnis der Nation<br />
In se<strong>in</strong>er Key-Note unterstrich Dr. Peter Paul Schneider, Leiter des<br />
Deutschen Rundfunkarchivs Babelsberg, dass die Kernkompetenzen<br />
der Archivarbeit: Erhalten – Erschließen – Bereitstellen, auch<br />
<strong>in</strong> der digitalen Welt gelten müssen, um die außerordentlichen<br />
Vorteile e<strong>in</strong>es digitalen Archiv-Angebots verantwortlich und<br />
effizient zu nutzen. Nur so bleiben die <strong>Archive</strong> „das kulturelle<br />
Gedächtnis der Nation“, digital erschlossen mit analogem<br />
Backup.<br />
Hohes Nutzer-Interesse an zeithistorischen<br />
Dokumentationen<br />
Dass <strong>in</strong> der Bevölkerung e<strong>in</strong> hohes Interesse an der Nutzung<br />
digitaler Archivangebote via Internet besteht, belegt e<strong>in</strong>e aktuelle<br />
Marktstudie des „House of Research“ im Auftrag der Medien<br />
Bildungsgesellschaft, die Dirk Martens präsentierte. 71 % aller<br />
Befragten1 haben Interesse am Abruf von historischen Bewegtbildern,<br />
wobei deutlich Themen mit persönlichem Bezug wie TV-<br />
Dokumentionen (49 %) und Material zum eigenen Familienoder<br />
Lebensumfeld (51 %) im Vordergrund stehen.<br />
Internet first – trotz zurückhaltender Bezahl-<br />
Kultur<br />
Das Netz ist ohne Alternative. So das Fazit der Expertengruppe<br />
zu den potenziellen Geschäftsmodellen e<strong>in</strong>es digitalen Archiv-<br />
Angebots. Deutschland ist auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er Vollversorgung<br />
im Internet, die durch immer <strong>in</strong>tensivere Nutzung auch als<br />
Bewegtbild-Medium gekennzeichnet ist. Dieser außerordentlich<br />
<strong>in</strong>tensiven Nutzung steht jedoch e<strong>in</strong>e deutlich zurückhaltende<br />
Bezahl-Kultur im Internet entgegen.<br />
Dennoch gilt: Die Chancen jetzt nutzen! Denn bereits heute s<strong>in</strong>d<br />
neue Archiv-Verwertungen <strong>in</strong>house zunehmend digital aufbereitet.<br />
Der Zeitpunkt ist richtig, jetzt die Kosten der Digitalisierung<br />
s<strong>in</strong>nvoll ihrer deutlich verbesserten Nutzungsqualität gegenüber<br />
zu stellen, zumal Content Management Systeme zuverlässig und<br />
zunehmend kostengünstig vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
„Digitalisierungsprämie“: Öffentliche Unterstützung<br />
für Consumer-Angebote notwendig<br />
Die Zeit ist reif, so die Expertengruppe, für digitale B-to-B-<br />
Angebote als zukunftsweisendes Geschäftsmodell der <strong>Archive</strong> im<br />
Bereich der kommerziellen Weiterverwertung. Demgegenüber<br />
muss sich das direkte, <strong>in</strong>dividuelle B-to-C-Geschäft angesichts<br />
der wenig entwickelten Bezahl-Kultur privater Nutzer im Internet<br />
noch entwickeln. Hier ist zur digitalen Entfaltung des kulturellen<br />
Auftrags der <strong>Archive</strong> e<strong>in</strong>e öffentliche Unterstützung der Digitalisierungskosten<br />
notwendig. In der Diskussion ist das Modell e<strong>in</strong>er<br />
Digitalisierungsprämie für <strong>Archive</strong>, die bei der digitalen Bereitstellung<br />
ihrer <strong>Archive</strong> für private Nutzer <strong>in</strong> Vorleistung gehen.<br />
In jedem Archiv steckt verwertbares Programmvermögen<br />
Ernst Feiler, Head of Technology bei Grundy UFA TV Produktion,<br />
plädierte als Ergebnis der Expertengruppe „Workflow“ für<br />
e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel <strong>in</strong> der Bewertung von zeithistorischem<br />
Archivmaterial. In jedem noch so verstaubten Archiv-Posten<br />
steckt e<strong>in</strong> Programmvermögen, dass digital erschlossen über das<br />
Netz weltweit erfolgreich vermarktet werden kann. Notwendig<br />
s<strong>in</strong>d die sukzessive Digitalisierung der Bestände im Ausgangsformat<br />
HD und die Erfassung der Metadaten für e<strong>in</strong> schnelles,