ARCARDstyle-Leseprobe - Erlangen Arcaden
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GUT ZU WISSEN<br />
Zusammenhalt:<br />
Patchworkfamilie –<br />
das Modell der Zukunft?<br />
FAMILIEN-<br />
BANDE<br />
VIER KINDER, NEUE FREUNDIN UND EIN FREUNDSCHAFTLICHES VERHÄLTNIS ZUR (EX)-<br />
FRAU – BEI TIL SCHWEIGER GEHT DAS KONZEPT PATCHWORKFAMILIE AUF. WIR ZEIGEN,<br />
WELCHE HERAUSFORDERUNGEN DIESE FAMILIENKONSTELLATION BRINGT.<br />
042 <strong>ARCARDstyle</strong><br />
Kein Zank und kein Geschrei: Als Dana<br />
Schweiger, ihr (Noch-)Ehemann Til,<br />
die gemeinsamen Kinder und Tils<br />
neue Freundin Svenja Holtmann beim<br />
New Faces Award 2011 auftraten, herrschte<br />
nichts als Harmonie auf dem roten Teppich.<br />
Ein ideales Vorzeigebild einer Patchworkfamilie<br />
– auf Deutsch: Flickwerkfamilie. Doch<br />
nicht immer läuft eine Trennung zwischen<br />
ehemaligen Partnern so friedlich ab. Besonders<br />
Familien mit Kindern fällt es oft schwer,<br />
sich daran zu gewöhnen, dass beide Elternteile<br />
neue Partner gefunden haben. Dennoch<br />
gehört das Modell heutzutage zu einer populären<br />
Beziehungsform.<br />
FINGERSPITZENGEFÜHL<br />
Schätzungen zufolge lebt heute jede siebte<br />
Familie in einer Patchworkkonstruktion. Eine<br />
Trennung in der Familie betrifft in der Regel<br />
alle Mitglieder. Kinder fragen sich dann beispielsweise<br />
oft, ob sie etwas hätten anders<br />
machen können, und Eltern benötigen meist<br />
einige Zeit für die Aufarbeitung, bevor sie sich<br />
auf neue Partner einlassen können. Ist es dann<br />
so weit, den Kindern eine neue Partnerin oder<br />
einen neuen Lebensgefährten vorzustellen, ist<br />
Fingerspitzengefühl gefragt. Auch Ingo und<br />
Martina standen vor dieser Hürde. Als sie sich<br />
vor vier Jahren kennenlernten, waren beide<br />
zuvor verheiratet gewesen. „Für meine zwei<br />
Kinder war das zunächst ein Schock. Sie hatten<br />
Angst, Ingo sollte den Platz ihres Vaters<br />
einnehmen“, erinnert sich Martina. Kein<br />
leichter Start für Ingo. „Ich wollte Interesse<br />
für die Kinder zeigen, aber mich nicht plump<br />
einschmeicheln“, sagt der Patchworkvater.<br />
KONFLIKTPOTENZIAL<br />
„Außerdem wollte ich beiden zeigen, dass ich<br />
ihren Vater auf keinen Fall ersetzen will.“ Eine<br />
weitere Schwierigkeit: Seine Tochter aus erster<br />
Ehe, die ihn jedes zweite Wochenende<br />
besuchte, war anfangs sehr eifersüchtig auf<br />
die neue Familie. Deshalb unternahmen Ingo<br />
und Martina viel mit den Kindern – erst gemeinsam,<br />
dann allein. Langsam, aber sicher<br />
gewöhnten sich alle Familienmitglieder aneinander,<br />
bauten eine Beziehung auf und teilen<br />
mittlerweile einen gemeinsamen Alltag.<br />
Bis sich alle jedoch als eine richtige Familie<br />
sehen, könnte es noch etwas dauern. Experten<br />
schätzen, dass es durchschnittlich etwa sieben<br />
Jahre dauert, bis sich die Mitglieder einer<br />
Patchworkfamilie zusammengehörig fühlen.<br />
Schwierigkeiten treten oft dann auf, wenn<br />
plötzlich unterschiedliche Erziehungskonzepte<br />
aufeinanderprallen, etwa, wenn ein<br />
Elternteil strenger mit seinen Kindern ist als<br />
der andere. Ein weiterer Grund für Probleme<br />
SO GELINGT DAS MITEINANDER<br />
Seinen Platz fi nden:<br />
Patchworkfamilien<br />
müssen erst wachsen<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Ü GEWÖHNUNGSPUFFER Am Anfang sollten Patchworkfamilien<br />
nicht zu hohe Erwartungen an die neue Situation stellen. Neue Beziehung,<br />
neuer Erzieher für die Kinder und eventuell sogar eine neue Umgebung – all<br />
das braucht Zeit. Wer zu schnell auf Normalität drängt, überfordert damit<br />
häufi g die Kinder, den Partner und auch sich selbst.<br />
Ü VERSTÄNDNIS ZEIGEN Wenn Kinder glauben, an der Trennung<br />
ihrer Eltern schuld zu sein, übertragen sie dieses Gefühl gern auf den neuen<br />
Partner. Wichtig ist es, die Reaktionen nicht zu persönlich zu nehmen<br />
und sich selbst und dem Kind Freiraum zu geben, das neue Familienmitglied<br />
kennenzulernen und eine Freundschaft aufzubauen.<br />
Ü ROLLENVERTEILUNG Bringen beide Partner Kinder mit in die<br />
Beziehung, ist es wichtig, von Anfang an offen mit einander über Ängste oder<br />
Befürchtungen zu sprechen. Oft werden neue Brüder und Schwestern als<br />
Konkurrenten betrachtet – besonders wenn das neue Paar ein gemeinsames<br />
Baby bekommt. Dann sind die Eltern gefragt, indem sie allen Kindern das<br />
Gefühl geben, gleich wichtig zu sein, und indem sie keines bevorzugen.<br />
Ü ABSPRACHE Bei Erziehungsfragen hat jede Mutter und jeder Vater<br />
einen eigenen Stil. Unter Umständen birgt das allerdings Konfl iktpotenzial.<br />
Tipp: Am besten einigt sich das neue Paar auf gemeinsame Regeln, was<br />
zum Beispiel Schlafenszeiten, Ordnung oder Mithilfe im Haushalt angeht.<br />
Ü GESUNDE BASIS Expartner sollten dafür sorgen, dass ihr Kind<br />
weiterhin eine gute Beziehung zum getrennt lebenden Elternteil aufrechterhalten<br />
kann. So wird es den Verlust am besten verkraften und den „neuen“<br />
Papa oder die „neue“ Mama leichter akzeptieren.<br />
Gesucht und<br />
gefunden:<br />
Glück zu viert<br />
ist häufi g Rivalität – zum Beispiel Stiefeltern,<br />
die es besser machen wollen als die leiblichen<br />
Eltern, oder Kinder, die um Aufmerksamkeit<br />
der Erwachsenen buhlen.<br />
KOMPROMISSE EINGEHEN<br />
Neben einem ordentlichen Maß an Konfl iktpotenzial<br />
bieten Patchworkfamilien jedoch<br />
auch Möglichkeiten: Kinder haben mehr Bezugspersonen,<br />
an die sie sich wenden können.<br />
Die Familienmitglieder lernen außerdem,<br />
Kompromisse einzugehen, und können besser<br />
auf Neues reagieren. Wer dies beherzigt,<br />
hat eine echte Chance auf eine harmonische<br />
Patchworkfamilie wie die der Schweigers.<br />
<strong>ARCARDstyle</strong> 043