Mitteilungsblatt - Eisenbahn-Unfallkasse
Mitteilungsblatt - Eisenbahn-Unfallkasse
Mitteilungsblatt - Eisenbahn-Unfallkasse
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Leserforum<br />
Gesetzlicher Unfallversicherungsschutz für<br />
Übungsleiter in Sportvereinen<br />
Sind Übungsleiter oder Platzwarte in Sportvereinen (z.B. <strong>Eisenbahn</strong>er-Sportvereinen)<br />
auch gesetzlich unfallversichert?<br />
Christoph Hus, DB Fernverkehr AG, Frankfurt am Main<br />
EUK-Dialog<br />
Kraft Gesetzes sind alle Beschäftigen<br />
der <strong>Eisenbahn</strong>er-<br />
Sportvereine bei Ausübung ihrer<br />
beruflichen Tätigkeit für ihre<br />
Vereine unfallversichert (§ 2<br />
Abs. 1 Nr. 1 SGB VII). Gleiches<br />
trifft auch zu für das Zurücklegen<br />
des mit der versicherten<br />
Tätigkeit zusammenhängenden<br />
Weges nach und von<br />
dem Ort der Tätigkeit. Diese<br />
gesetzlichen Vorschriften gelten<br />
selbst dann, wenn der Arbeitnehmer<br />
nur geringfügig<br />
beschäftigt ist. Dies wird in aller<br />
Regel auf den Platzwart zutreffen.<br />
Die bei den Sportvereinen nebenberuflich<br />
(ehrenamtlich) tätigen<br />
Übungsleiter sind dann<br />
kraft gesetzlicher Vorschrift<br />
unfallversichert, wenn sie „wie<br />
Beschäftigte“ tätig werden (§ 2<br />
Abs. 2 SGB VII). Dies ist ebenfalls<br />
in der Regel anzunehmen,<br />
da sie eine wirtschaftlich<br />
messbare Tätigkeit für den Unternehmer<br />
(Verein) erbringen.<br />
Nicht versichert sind hingegen<br />
Tätigkeiten, welche auf mitgliedschaftlicher<br />
Verpflichtung<br />
zu einem Verein beruhen (z.B.<br />
auf der Vereins-Satzung, auf<br />
22<br />
Beschlüssen der zuständigen<br />
Vereinsorgane, auf Verrichtungen<br />
allgemeiner Übung). Hier<br />
fehlt es an einem – für die Begründung<br />
des Versicherungsschutzes<br />
voraussetzenden<br />
– Abhängigkeitsverhältnis zu<br />
einem „Arbeitgeber“.<br />
Nachfolgend haben wir zu Ihrer<br />
Information einige Beispiele<br />
für die Beurteilung des Versicherungsschutzes<br />
aus dem<br />
Bereich der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
aus versicherungsrechtlicher<br />
Sicht aufgeführt:<br />
Versicherungsschutz bei<br />
dringend erforderlichen<br />
Reparaturmaßnahmen<br />
an Vereinsgebäuden<br />
Wenn z.B. nach einem Sturm<br />
das Dach des Vereinsgebäudes<br />
in Mitleidenschaft gezogen<br />
wurde und zur Abwendung<br />
von Gefahren oder Folgeschäden<br />
eine umgehende Reparatur<br />
erforderlich ist, diese von<br />
einem Vereinsmitglied - außerhalb<br />
der Mitglieds- bzw. Satzungspflichten<br />
- durchgeführt<br />
wird und während der Reparaturtätigkeit<br />
dieser einen Unfall<br />
erleidet, steht der Verunfallte<br />
unter dem Schutz der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung.<br />
Begründung<br />
Er wird wie ein Beschäftigter<br />
des Vereins für diesen tätig<br />
und ist gemäß § 2 Abs. 2 SGB<br />
VII kraft Gesetzes unfallversichert.<br />
Versicherungsschutz<br />
bei witterungsbedingt<br />
zwingend erforderlich<br />
werdenden Schneeräumarbeiten<br />
Auch hier besteht Versicherungsschutz<br />
gemäß § 2 Abs.<br />
2 SGB VII, sofern der Verunfallte<br />
diese Tätigkeit außerhalb<br />
der Mitglieds- bzw. Satzungspflichten<br />
erledigt.<br />
Kein Versicherungsschutz<br />
bei Leitung des<br />
Trainings durch einen<br />
Vereinskameraden<br />
Entspricht es der allgemeinen<br />
Übung, dass ein aktives Vereinsmitglied<br />
seine Vereinskameraden<br />
trainiert, so besteht<br />
in der Regel kein Versicherungsschutz.Versicherungsschutz<br />
kann nur dann angenommen<br />
werden, wenn die<br />
Tätigkeit über das hinausgeht,<br />
was im Allgemeinen von aktiven<br />
Vereinsmitgliedern ohne<br />
Bezahlung verlangt werden<br />
kann.<br />
Kein Versicherungsschutz<br />
bei Ausrichtung<br />
eines Vereinsabends<br />
Werden Vereinsmitglieder an<br />
einem Vereinsabend zum Ausschenken<br />
von Getränken eingeteilt,<br />
so ist diese Tätigkeit<br />
nicht versichert. Es handelt<br />
sich hier um eine „geringfügige“<br />
Tätigkeit, die ein Verein<br />
von seinen Mitgliedern erwarten<br />
kann und keineswegs ein<br />
Arbeitnehmerähnliches Verhältnis<br />
begründet.<br />
In weiteren Fällen hat die<br />
Rechtsprechung das Bestehen<br />
eines Versicherungsschutzes<br />
verneint, wenn es<br />
sich um geringfügige und für<br />
Vereinsmitglieder zumutbare<br />
Tätigkeiten handelt, z.B. Kartenverkauf,<br />
Ordnungsdienst,<br />
Säubern und Herrichten von<br />
Sportplätzen.<br />
Umfangreiche Arbeiten sind<br />
dann ebenfalls nicht versichert,<br />
wenn die Satzung, ein<br />
Beschluss des zuständigen<br />
Gremiums oder die allgemeine<br />
Vereinsübung den Mitgliedern<br />
eine entsprechende rechtliche<br />
Pflicht zur Arbeitsleistung auferlegt<br />
hat.<br />
Ergänzend noch ein Hinweis<br />
zu den zu zahlenden Beiträgen:<br />
Anders als in der gesetzlichen<br />
Sozialversicherung sonst üblich,<br />
zahlen die Versicherten<br />
zur gesetzlichen Unfallversicherung<br />
keine Beiträge oder<br />
Beitragsanteile.<br />
Beitragspflichtig zur gesetzlichen<br />
Unfallversicherung sind<br />
alleine die Beschäftigungsunternehmen,<br />
also die hier angesprochenen<br />
<strong>Eisenbahn</strong>er-<br />
Sportvereine. Als Grundlage<br />
für die Höhe der Beiträge dient<br />
das von den Vereinen gezahlte<br />
Arbeitsentgelt (hierzu zählt<br />
auch eine eventuell gezahlte<br />
steuerpflichtige Aufwandsentschädigung<br />
z.B. bei Übungsleitern).<br />
z<br />
EUKDialog 2/2009