Stichwort: ?Ostern?

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„…eine tiefe, große Freundlichkeit.“
von Getrud von le Fort
Zu jener Zeit begann auch für Kort
das Grauenvolle, das das Ende
seiner kleinen Jugendgespielin
umgab, zu verschwinden, und
wenn sich sein Verstand auch künftig
noch der dunklen Tatsachen
erinnerte, so war in seinem Gefühle
doch fortwährend die Vorstellung,
Annia sei nicht gestorben, sondern
in das ferne, schöne Land entwichen,
von dem sie im Leben
manchmal gesprochen hatte. Es
kam wohl daher, weil der gewöhnliche
Übergang von Krankheit und
Leiden fehlte und weil selbst ihr
kurzer Todeskampf sich den Blicken
der Menschen entzogen hatte.
Es war, als ob sie, die im Leben
so gern Rücksichten nahm, dies
selbst im Sterben getan hätte, und
unwillkürlich erhob sich in Korts
Erinnerung die Freundlichkeit ihres
Wesens zu immer leuchtenderer
Schönheit. Es erschien ihm unmöglich,
dass dieses Kind in ein Jenseits
gegangen sei, das zu seinem
Wesen nicht passe.
Und in diesem Gedankengang lernte
sich sein Geist allmählich daran
gewöhnen, jenes bisher in Gedanken
gemiedene Reich des Todes
als ein fernes, schönes Land zu
betrachten und zu begreifen, dass
unser Schicksal in alle Ewigkeit
beschlossen liegt in eine Macht,
deren Wesen nichts anderes sein
kann als eine tiefe, große Freundlichkeit.
Auszug aus der Novelle „Spökenkieken“ von Gertrud
von le Fort. Die Geschichte spielt unter anderem
in der Kirche St. Peter zu Syburg, auf dem Kirchhof
Syburg und in der unmittelbaren Umgebung. Das
Büchlein ist von Renate Breimann neu herausgegeben,
kommentiert und bebildert worden. Es ist beim
Ingrid Lessing Verlag, 0231-46 23 35, bei Frau
Breimann, 02302-4 88 22, und in unserer Gemeinde
zum Preis von 8,00 Euro erhältlich.