Neue Leitung der Abteilung für - Asklepios
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Medizin & Wissenschaft<br />
Das Rückfallrisiko senken!<br />
<strong>Neue</strong>s Bestrahlungsverfahren zur Behandlung von Brustkrebs<br />
Jahr <strong>für</strong> Jahr trifft die Diagnose Brustkrebs ungefähr 60.000 Frauen in Deutschland, etwa 18.000 sterben daran. Es<br />
ist die am meisten ge<strong>für</strong>chtete und häufigste Krebserkrankung bei <strong>der</strong> Frau. Doch die Sterblichkeit konnte in den<br />
letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Neben <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Nachbehandlung mit speziellen Medikamenten<br />
und einer ganz gezielten Radiotherapie gibt es jetzt weitere Fortschritte in <strong>der</strong> Operationstechnik. Die Intraoperative<br />
Bestrahlung ist ein schonen<strong>der</strong>es Verfahren, das gleichzeitig ein deutlich geringeres Rückfallrisiko ermöglichen<br />
kann. Dr. med. Aiman Bachouri, Chefarzt <strong>der</strong> Fachabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe <strong>der</strong> Sächsischen Schweiz<br />
Klinik Sebnitz, berichtet im Interview über das neue Verfahren und die Erkenntnisse <strong>für</strong> die Medizin.<br />
Seit wann arbeiten Sie in Ihrem Brustzentrum<br />
mit dieser Methode?<br />
Seit November 2009 werden Patientinnen<br />
in unserem Brustzentrum mit dieser innovativen<br />
Therapiemethode behandelt.<br />
Die Intraoperative Bestrahlung ist eine<br />
gute Entwicklung bei Brustkrebs-Operationen.<br />
Früher wurde erkrankten Frauen<br />
häufig die Brust amputiert, heute liegt<br />
das Hauptaugenmerk darauf, die Brust<br />
möglichst zu erhalten. Die Intraoperative<br />
Strahlentherapie kommt diesem Ziel jetzt<br />
noch näher. Unser Krankenhaus ist das<br />
23. zertifizierte Brustzentrum Deutschlands,<br />
das diese Strahlentherapie anbietet<br />
– allerdings bislang auch das einzige in<br />
Sachsen.<br />
Wie funktioniert das Verfahren <strong>der</strong> Intraoperativen<br />
Bestrahlung?<br />
Möglich wird das neue Verfahren durch<br />
ein medizinisches System namens „Intrabeam“<br />
– eine Strahlenquelle, die Röntgenstrahlen<br />
niedriger Energie aussendet. Mit<br />
Hilfe eines Trägersystems wird die Quelle<br />
mit einem kugelförmigen Strahlungskopf<br />
unmittelbar nach Entfernung des Tumors<br />
punktgenau in das Tumorbett justiert,<br />
das anschließend mit Röntgenstrahlen in<br />
hoher Dosis von innen heraus bestrahlt<br />
wird. Umliegendes Gewebe bleibt somit<br />
verschont. Die Intraoperative Bestrahlung<br />
ist logistisch aufwendig: Ein Gynäkologenteam<br />
übernimmt den operativen<br />
Eingriff und justiert das Bestrahlungsgerät.<br />
Strahlentherapeut und Physiker bedienen<br />
das System, ein Pathologe prüft<br />
zudem – wie bei je<strong>der</strong> Brustkrebsoperation<br />
– ob sämtliches vom Tumor befallene<br />
Gewebe entfernt wurde. Doch <strong>der</strong> große<br />
Aufwand lohnt sich durchaus.<br />
Was ist das Beson<strong>der</strong>e, <strong>der</strong> genaue Unterschied<br />
zur konventionellen Methode?<br />
Die Intraoperative Bestrahlung erfolgt<br />
noch während <strong>der</strong> OP, nach <strong>der</strong> Entfernung<br />
des Tumors. Da die Bestrahlung<br />
mit hoher Präzision direkt im Tumorbett<br />
appliziert wird, kann <strong>der</strong> reguläre Zyklus<br />
einer Strahlentherapie nach <strong>der</strong> Operation<br />
um bis zu zwei Wochen verkürzt werden.<br />
Klinische Studien zeigen, dass sich<br />
die Rückfallrate gegenüber <strong>der</strong> konventionellen<br />
Methode nahezu halbieren lässt.<br />
Nach einer Intraoperativen Bestrahlung<br />
wird nur bei zwei Prozent <strong>der</strong> Patientinnen<br />
erneut ein Tumor in <strong>der</strong> Brust entdeckt.<br />
Für die Betroffenen erweist sich die neue<br />
Methode als angenehm und elegant. Eine<br />
hohe örtliche Strahlendosis sorgt da<strong>für</strong>,<br />
den früheren Krebsherd wirksam zu bekämpfen.<br />
Auch werden in diesem Bereich<br />
keine Wundheilungsstörungen erwartet.<br />
Gleichzeitig wird bei dem Eingriff das<br />
Brustgewebe geschont.<br />
Ist dieses Verfahren <strong>für</strong> jede an Brustkrebs<br />
erkrankte Patientin geeignet?<br />
Geeignet ist die Intraoperative Strahlentherapie<br />
<strong>für</strong> rund 50 Prozent <strong>der</strong> Frauen,<br />
die an Brustkrebs erkrankt sind. Mediziner<br />
wenden das neue Verfahren <strong>der</strong>zeit<br />
bei Tumoren mit einer Größe von einem<br />
bis etwa drei Zentimeter Durchmesser an.<br />
Allerdings darf <strong>der</strong> Tumor dabei nicht direkt<br />
unter <strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> zu nah an <strong>der</strong><br />
Brustwand liegen, denn es werden örtlich<br />
hohe Strahlendosen verabreicht. Diese<br />
können zwar auf das Brustdrüsengewebe<br />
gerichtet werden, aber nicht auf Muskeln,<br />
Haut und Knochen. Die Strahlung würde<br />
das empfindliche Gewebe sonst irreparabel<br />
beschädigen. Wichtig ist auch, dass<br />
um den entfernten Tumor noch ausreichend<br />
Brustgewebe vorhanden ist. Bei <strong>der</strong><br />
Strahlung wird einfach ein Sicherheitsbereich<br />
benötigt, mindestens zwei Zentimeter<br />
ringsum sind ideal. Daher empfehlen<br />
Mediziner die neuartige Strahlentherapie<br />
hauptsächlich Frauen mit mittleren und<br />
größeren Brüsten. Bei Körbchengröße A<br />
und B funktioniert die Behandlung nicht,<br />
ab Größe C aber fast immer.<br />
Das Gespräch führte Tina Winkler<br />
18 <strong>Asklepios</strong> intern 44/2010 <strong>Asklepios</strong> intern 44/2010 19<br />
Kontakt<br />
Chefarzt Dr. Aiman Bachouri<br />
<strong>Abteilung</strong> <strong>für</strong> Gynäkologie und Geburtshilfe<br />
Sekretariat Corina Füssel<br />
Sächsische Schweiz Klinik Sebnitz<br />
Dr.-Steudner-Straße 75b<br />
01855 Sebnitz<br />
Tel.: (03 59 71) 6 11 34<br />
Fax: (03 59 71) 6 18 34<br />
E-Mail: c.füssel@asklepios.com<br />
www.asklepios.com/sebnitz<br />
www.bzos.de<br />
Dr. Aiman Bachouri