August 2012 - Extrablatt
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EXTRABLATT<br />
Flug Wien-London kostet nur € 29<br />
Ein Kilo Brot dagegen satte € 3,10!<br />
Man kann um nur neun Euro auf der Insel Rügen ein Hotel für<br />
eine Nacht buchen, lässt man uns via Fernsehwerbung wissen. Ein<br />
Kilogramm Brot kostet dagegen etwas mehr als drei Euro. Um 29<br />
Euro kann man mit dem Flugzeug nach London reisen. Für eine<br />
Arbeitsstunde in der heimischen Autowerkstätte muss man aber<br />
locker das Doppelte hinblättern. Ein Kellner verdient netto meist<br />
keinen Tausender, Pleite-Banker verteilen untereinander millionenschwere<br />
Bonus-Zahlungen. Der Euro wirbelt die Preise beinahe<br />
willkürlich durcheinander. Was teuer war wird billig, doch bei<br />
alltäglichen Dingen, schlägt der Euro oft wie eine Keule zu.<br />
Wie auch immer es unsere gar<br />
nicht mehr so neue Währung<br />
geschafft haben mag. Tatsache<br />
ist, dass sie das so zerbrechliche<br />
Preisgefüge ganz empfindlich<br />
gestört hat. Bei vielen Waren hat<br />
sich das, was dafür verlangt<br />
wird, weit weg von jeder Verhältnismässigkeit<br />
bewegt. Man<br />
ist zwar bemüht uns in unzähligen<br />
Vergleichen mit unserer<br />
alten Währung vorzugaukeln, es<br />
hätte sich nicht viel getan. In<br />
Wahrheit wurden aber gerade<br />
jene Dinge unfassbar teuer, die<br />
wir beinahe jeden Tag benötigen,<br />
ehemalige Luxusgüter kaufen<br />
sich dagegen heute Kinder<br />
von ihrem Taschengeld. Mag<br />
sein, dass der Durchschnitt wieder<br />
passt, doch mit Sicherheit<br />
nur für sehr oberflächliche<br />
Rechner. Das Magazin News<br />
berichtete eben, dass in Griechenland<br />
immer mehr Kinder<br />
Kaum haben unsere Gastwirte<br />
eine gesetzliche Neuerung<br />
halbwegs verdaut, kommt schon<br />
die nächste Hürde auf sie zu.<br />
Unsere Höchstrichter haben<br />
jetzt entschieden, dass ein Schanigarten<br />
ungeachtet seiner Grösse<br />
eine Betriebsanlagengenehmigung<br />
braucht. Damit kippen die<br />
Rechtsprecher eine Sonderrege-<br />
in den Schulen vor Hunger<br />
zusammenbrechen. Ist das in<br />
einem Europa des 21. Jahrhunderts<br />
nicht ein Beweis jämmerlichen<br />
Versagens? Während aufgeblähte<br />
Bürokraten mit hunderten<br />
Milliarden Euro schwer<br />
angeschlagenen Banken und<br />
Konzernen ihr oft völlig unberechtigtes<br />
wirtschaftlichen Überleben<br />
sichern, verarmen die Völker<br />
Europas. Umso befremdlicher<br />
ist das, was EU-Kommissar<br />
Johannes Hahn ebenfalls in<br />
News zum Besten gibt: Man<br />
solle der Union mehr Macht<br />
zuzugestehen. Dabei nimmt sie<br />
sich bereits jetzt die Freiheit uns<br />
unseren hart erarbeiteten, kleinen<br />
Wohlstand ratzeputz<br />
zunichte zu machen.<br />
Ich erinnere an „die gute alte<br />
Zeit“ als der kleine Betrieb ums<br />
Eck noch drei oder mehr Mitarbeiter/innen<br />
beschäftigt hat.<br />
lung, die das Errichten kleiner<br />
Schanigärten erleichtert hat.<br />
Und weils so schön ist, werden<br />
künftig auch die Lokale genauer<br />
unter die Lupe genommen,<br />
wenn der Gastgarten genehmigt<br />
werden muss. Das heisst, hat ein<br />
alteingesessener Betrieb zwar<br />
eine aufrechte Betriebsanlagengengenehmigung,<br />
will aber jetzt<br />
Zusammenschlüsse und letztlich<br />
Globalisierung haben das Verschwinden<br />
der dringend benötigten<br />
Arbeitsplätze eingeläutet.<br />
Größer, Besser, Stärker sind<br />
die Schlagworte, die Betriebe<br />
und ganze Länder in den Abgrund<br />
reissen. Wir erachten es<br />
als rechtens, dass Konzerne<br />
Waren verschleudern und ein<br />
Dahinsterben ihrer kleinen<br />
Rivalen verursachen. Und das,<br />
obwohl sie selbst hochdefizitär<br />
wirtschaften. Es ist Taktik<br />
geworden mehr Geld auszugeben,<br />
als hereinkommt. Erreicht<br />
man auf diesem Weg des rasanten<br />
Wachstums die Größe, bei<br />
der ein wirtschaftliches Ende für<br />
zu viele Beteiligte eine bittere<br />
Pille wäre, ist das Überleben<br />
auch im Schuldenwahn weitgehend<br />
gesichert.<br />
Ein Beispiel? Die Traditionsautomarke<br />
Opel wurde durch<br />
eine kräftige Finanzspritze gerettet.<br />
Vorerst. Was wäre geschehen,<br />
wenn man hätte schliessen<br />
müssen? Nicht viel, meine ich.<br />
Opelfahrer wären zwangsläufig<br />
auf andere Marken umgestiegen.<br />
Und diese Unternehmen<br />
hätten durch ihe Verkaufszuwächse<br />
flugs die vielen Opel-<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Warum stützt<br />
einen Schanigarten betreiben,<br />
dann muss er im Zuge der<br />
Genehmigung das ganze Lokal<br />
den neuesten Bestimmungen<br />
anpassen. Die hohen Investitionen<br />
werden wohl viele Wirte<br />
abschrecken.<br />
Rudolf Rumpler, Obmann<br />
der Fachgruppe Gastronomie in<br />
der NÖ Wirtschaftskammer<br />
2<br />
man eine Bank mit Staatsgeld?<br />
Wenn der Staat den kleinen<br />
Sparern ihre Einlagen ersetzt<br />
und das betroffene Institut zum<br />
Teufl schickt, denken Sie, dass<br />
sich die Banken dann in Reihen<br />
anstellen würden, um an Staatsgeld<br />
zu kommen?<br />
Die Damen und Herren, die<br />
die verschiedenen Ressorts im<br />
Staate zu unser aller Wohle lenken<br />
sollen, nennen sich Minister.<br />
Das Wort Minister stammt<br />
aus dem Lateinischen. Und es<br />
heisst, was viele Menschen<br />
wahrscheinlich nichteinmal<br />
erahnen: Diener! Sie sollten dem<br />
Allgemeinwohl dienen, jeder<br />
Bürgerin, jedem Bürger. Den<br />
Meisten ist es nämlich mit<br />
Sicherheit völlig gleichgültig, in<br />
welcher Währung sie bezahlen.<br />
Aber bekommen möchten Sie<br />
etwas für die paar Scheine, die<br />
Lohn harter Arbeit sind<br />
Immer mehr muss man sich<br />
fragen, ob der Euro-Rettungsschirm<br />
nicht eher jene retten<br />
soll, die um keinen Preis zugeben<br />
möchten, dass diese<br />
Währung längst ihr Zeitliches<br />
gesegnet hat. Denn wenn das<br />
erste Land zurückkehrt zu seiner<br />
alten Währung und der Wohlstand<br />
sich wieder breit macht,<br />
ist es mit dem Spuk vorbei.<br />
Das „Aus“ für unsere Schanigärten?<br />
sieht seine Branche einmal mehr<br />
unter Druck: „Manche Betriebe<br />
erwirtschaften mit ihren Gastund<br />
Schanigärten ein Plus von<br />
50 Prozent.“<br />
Im Genehmigungsverfahren<br />
haben ab Dezember übrigens<br />
alle Anrainer Parteienstellung,<br />
was es für den Wirt auch nicht<br />
unbedingt leichter macht.