ms060508 Geschichte der Medizin1 - Folge 8 - Das 19. Jahrh - WDR 5

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und bestellen den Arzt auch zur Operation nach Hause. O-Ton: „Wasser, bitte Wasser ... Mir ist so kalt, ich friere so sehr ... Herr Doktor, wo ist mein Kind, ich möchte mein Kind sehen!“ Sprecher: Wien, Juli 1846. Der junge Arzt Ignaz Semmelweis macht Visite auf der Wöchnerinnenstation. Eine Frau nach der anderen stirbt nur wenige Tage nach der Entbindung. Das Kindbettfieber grassiert. Semmelweis ist entsetzt: Sechsunddreißig Todesfälle in einem Monat! Sprecherin: Der junge Arzt kann nicht glauben, wie seine Kollegen die Katastrophe erklären: Von Verstopfung und Gefühlswallungen ist die Rede, ja sogar von "nahenden Erdbeben" und "zu hohen Fensterbrettern". O-Ton: „Da sehe ich ja schon den Kopf. Pressen Sie, pressen Sie! Ich brauche einen Waschlappen und warmes Wasser.“ Sprecher: Semmelweis beobachtet genau die Arbeit der Hebammen. Sie betreiben in derselben Klinik eine eigene Station – und hier sterben kaum Frauen. Die Hebammen achten darauf, dass alles sauber ist und fassen – anders als die Ärzte – vor der Geburt keine Leichen an! Sprecherin: Semmelweis kommt ein schrecklicher Verdacht: An den Toten muss ein Gift kleben, das die Ärzte auf die Frauen übertragen. Sprecher: Ignaz Semmelweis lässt überall in der Klinik Behälter mit Chlorwasser aufstellen. Er und seine Studenten waschen sich nun vor jeder Visite gründlich die Hände. Mit Freude stellt er fest, dass in seiner Abteilung kaum noch Wöchnerinnen sterben. © Westdeutscher Rundfunk Köln 2007 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. 4
Sprecherin: Warum das so ist, weiß der Arzt nicht. Die Bakterienforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Umgehend leitet Semmelweis die Erkenntnisse an die Fachwelt weiter. Er erntet nur Hohn und Verachtung: Das medizinische Establishment fällt über ihn her. Semmelweis verliert seine Arbeit, der Nachfolger lässt sämtliche Waschbecken entfernen. Sprecher: Dicht gedrängt sitzen die Zuschauer auf der Tribüne. Es herrscht atemlose Spannung. Einmal pro Woche ist öffentlicher Operationstag. Aus Paris und London kommen berühmte Chirurgen. Das Publikum feiert sie wie Stars. O-Ton: „Meine Damen und Herren, Sie sehen heute: die Amputation an der Hüfte. Skalpell!“ Sprecher: Blitzschnell schneidet das Messer durch das Fleisch. O-Ton: „Säge!“ Sprecher: Entschlossen sägt der Chirurg den Knochen durch. Nach neunzig Sekunden ist alles vorbei, ein neuer Rekord. Sprecherin: Die Leidenschaft für die Geschwindigkeit hat einen Grund: Sämtliche Eingriffe erfolgen ohne Narkose. Die Schmerzen der Patienten sind unvorstellbar. O-Ton: „Haltet sie fester ..., drückt sie nach unten ..., in zehn Minuten ist es vorbei ..., nach unten mit ihr ...“ Sprecher: Fromme singen Kirchenlieder, andere versuchen es mit Schnaps. 1810 © Westdeutscher Rundfunk Köln 2007 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. 5
Seite 1 und 2: Leonardo - Wissenschaft und mehr Se
Seite 3: Sprecher: An den Krankenbetten benu
Seite 7 und 8: O-Ton: „Es ist Äther!“ Spreche
Seite 9: neunzehnten Jahrhunderts gehört au

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