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Hegel und die analytische Philosophie - Friedrich-Schiller ...

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interessierte, dort auf Darstellungen zurückgreifen konnte, <strong>die</strong> kenntnisreich, fair <strong>und</strong> an<br />

<strong>analytische</strong>n Standards orientiert waren. 38<br />

b. Positive Töne bei Russell <strong>und</strong> Moore<br />

Die zweite Nebenbeobachtung ist <strong>die</strong> folgende: Trotz des offiziellen <strong>und</strong> äußerst wirksamen<br />

<strong>Hegel</strong>-Verdikts fanden sich innerhalb der <strong>analytische</strong>n <strong>Philosophie</strong> - <strong>und</strong> sogar bei Russell <strong>und</strong><br />

Moore selbst - auch erstaunlich andere Töne als <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> wir bisher kennengelernt haben.<br />

aa. Russell (<strong>und</strong> Whitehead)<br />

So schrieb Russell 1912, daß <strong>Hegel</strong>s <strong>Philosophie</strong>, auch wenn sie völlig falsch sei, dennoch<br />

stu<strong>die</strong>rt zu werden ver<strong>die</strong>ne, denn sie zeichne sich durch einen ungewöhnlichen Schwung <strong>und</strong><br />

Ausgriff aus, so daß <strong>die</strong> Beschäftigung mit <strong>Hegel</strong> zumindest <strong>die</strong> imaginativen Möglichkeiten des<br />

Denkens zu bereichern vermöge. 39 (Heute, im Blick auf jüngste Entwicklungen in der<br />

<strong>analytische</strong>n <strong>Philosophie</strong>, erscheint <strong>die</strong>se Einschätzung geradezu als prophetisch.)<br />

1945, in seiner History of Western Philosophy, erklärte Russell: "<strong>Hegel</strong>'s philosophy is very<br />

difficult - he is, I should say, the hardest to <strong>und</strong>erstand of all the great philosophers." 40 Das sind<br />

anerkennende Töne, <strong>die</strong> fast schon nach dem Eingeständnis klingen, Russell selbst habe es<br />

vielleicht nicht ganz vermocht, <strong>die</strong>sem so schwierigen <strong>und</strong> großen Philosophen gerecht zu<br />

werden. 41<br />

38 Aus der älteren Literatur ist dafür vor allem zu nennen: Charles Taylor, <strong>Hegel</strong><br />

(Cambridge: Cambridge University Press 1975) sowie ders., <strong>Hegel</strong> and Modern Society<br />

(Cambridge: Cambridge University Press 1979). Wichtige Arbeiten aus neuerer Zeit sind: Robert<br />

C. Solomon, In the Spirit of <strong>Hegel</strong>: A Study of G.W.F. <strong>Hegel</strong>'s Phenomenology of the Spirit (New<br />

York: Oxford University Press 1983); Robert Pippin, <strong>Hegel</strong>’s Idealism: The Satisfactions of Self-<br />

Consciousness (New York: Cambridge University Press 1989); Tom Rockmore, <strong>Hegel</strong>'s Circular<br />

Epistemology (Bloomington: Indiana University Press 1986); ders., Cognition: An Introduction<br />

to <strong>Hegel</strong>'s Phenomenology of the Spirit (Berkeley: University of California Press 1997); Michael<br />

Hardimon, <strong>Hegel</strong>’s Social Philosophy: The Project of Reconciliation (New York: Cambridge<br />

University Press 1994); Terry Pinkard, <strong>Hegel</strong>’s Phenomenology: The Sociality of Reason (New<br />

York: Cambridge University Press 1994); ders., <strong>Hegel</strong>: A Biography (Cambridge: Cambridge<br />

University Press 2001); Michael Forster, <strong>Hegel</strong>’s Idea of a Phenomenology of Spirit (Chicago:<br />

University of Chicago Press 1998).<br />

39 Vgl. Russell, "<strong>Hegel</strong> and Common Sense", 365. Russell nennt es dort sogar "a disgrace to<br />

English philosophy that the task of translating the Greater Logic should still remain to be done"<br />

(364).<br />

40 Russell, A History of Western Philosophy, 730.<br />

41 Russell weist auch auf ein bleibendes systematisches Interesse an <strong>Hegel</strong> hin: "[...] he still<br />

retains an importance which is not merely historical, as the best representative of a certain kind<br />

of philosophy which, in others, is less coherent and less comprehensive" (Russell, A History of<br />

Western Philosophy, 730). Noch heute ist der Ton, in dem man zu <strong>Hegel</strong>-Lektüre anhält, oft<br />

ähnlich. So heißt es im Cambridge Companion to <strong>Hegel</strong> von 1993: "Few thinkers are more<br />

controversial in the history of philosophy than <strong>Hegel</strong>. He has been dismissed as a charlatan and

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