Hegel und die analytische Philosophie - Friedrich-Schiller ...
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Gr<strong>und</strong>idee war erneut gegen den Idealismus gerichtet, <strong>und</strong> zwar speziell gegen dessen Lehre von<br />
der Abhängigkeit der Teile vom Ganzen. Dem stellte Russell <strong>die</strong> absolute Selbständigkeit <strong>und</strong><br />
Beziehungsunabhängigkeit der Elemente entgegen. 79<br />
In Fortführung des logizistischen Programms Freges geht es Russell jetzt darum, eine "logisch<br />
perfekte Sprache" zu entwickeln, in der jeder einfache Gegenstand durch ein einziges Wort<br />
ausgedrückt wird. Die denkbar einfachsten Tatsachen haben Russell zufolge <strong>die</strong> Form "<strong>die</strong>ses ist<br />
weiß" 80 - wiederum also sollen Sinnesdaten als elementare Tatsachen fungieren. Russell<br />
bezeichnet sie als "atomare Tatsachen" bzw. "Einzeldinge" ("particulars"). 81 Sie sollen ihm<br />
zufolge "gänzlich alleine stehen <strong>und</strong> sich völlig genügen", 82 ohne auf irgendeine Weise von<br />
anderen Einzeldingen logisch abhängig zu sein. 83 Aus solch isolierten Elementartatsachen soll<br />
dann <strong>die</strong> ganze Welt aufgebaut werden - daher <strong>die</strong> Bezeichnung "logischer Atomismus". 84<br />
Wie stellt man es nun an, sich sprachlich auf eine solche Elementargegebenheit, auf ein<br />
Einzelding im logischen Sinn zu beziehen? Wie löst man <strong>die</strong>se für das Programm des Atomismus<br />
entscheidende Aufgabe? Eine Bezugnahme auf ein Einzelding ist Russell zufolge nur durch<br />
Ausdrücke möglich, <strong>die</strong> tatsächlich exklusiv auf das jeweilige Einzelding referieren, also wie<br />
Eigennamen fungieren - freilich als Eigennamen nicht, wie gewöhnlich, für Personen, sondern<br />
für Elementargegebenheiten. Welche Ausdrücke vermögen <strong>die</strong>s? Russell zufolge nur ein<br />
Ausdruck jedoch schon 1911: "You will note that this is the philosophy of logical atomism"<br />
(Russell, "Analytic Realism", 135, ähnlich 133). Auch 1914 verwendete er den Ausdruck zur<br />
Kennzeichnung der ihm zufolge einzig vertretbaren Art des <strong>Philosophie</strong>rens (allerdings ohne<br />
damals den Ausdruck als völlig zutreffend anzusehen, vgl. Russell, Our Knowledge of the<br />
External World, 4).<br />
79 Schon in "Analytic Realism" hatte Russell erklärt: "The philosophy which seems to me<br />
closest to the truth can be called `analytic realism'. [...] It is analytic, because it claims that the<br />
existence of the complex depends on the existence of the simple, and not vice versa, and that the<br />
constituent of a complex, taken as a constituent, is absolutely identical with itself as it is when<br />
we do not consider its relation" (Russell, "Analytic Realism", 133).<br />
80 Russell, "The Philosophy of Logical Atomism", 176.<br />
81 Sie sollen jeweils durch eine korrespon<strong>die</strong>rende "atomare Proposition" ausgedrückt<br />
werden (ebd., 177). Die Gesamtsprache ist dann aus solch atomaren Propositionen <strong>und</strong> deren<br />
Kombinationen aufzubauen - was den Vorteil hat, daß <strong>die</strong> logische Struktur dessen, wovon<br />
jeweils <strong>die</strong> Rede ist, auf einen Blick ersichtlich sein wird, während sie in der Alltagssprache<br />
weithin verborgen ist (vgl. ebd., 176).<br />
82 "Particulars have this peculiarity, [...] that each of them stands entirely alone and is<br />
completely self-subsistent" (ebd., 179).<br />
83 "That is to say, each particular that there is in the world does not in any way logically<br />
depend upon any other particular. Each one might happen to be the whole universe; it is a merely<br />
empirical fact that this is not the case" (ebd.).<br />
84 "Logischer Atomismus" bedeutet "the view that you can get down in theory [...] to<br />
ultimate simples, out of which the world is built" (ebd., 234). - In <strong>die</strong>sem Zusammenhang setzt<br />
Russell dann das Programm der "Analyse" mit dem des "logischen Atomismus" gleich: "One<br />
purpose that has run through all that I have said, has been the justification of analysis, i.e. the<br />
justification of logical atomism" (ebd.).