Hegel und die analytische Philosophie - Friedrich-Schiller ...
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2<br />
erhoben. "Kein W<strong>und</strong>er, daß <strong>Hegel</strong> Anhänger <strong>und</strong> Bew<strong>und</strong>erer hat", kommentierte Moore<br />
lakonisch. 2<br />
2. Die <strong>analytische</strong> <strong>Philosophie</strong> ist von Anfang an - bis in ihren Leitterminus `analytisch'<br />
hinein - gegen <strong>Hegel</strong> gerichtet<br />
Man hat sich oft gefragt, warum <strong>die</strong> <strong>analytische</strong> <strong>Philosophie</strong>, <strong>die</strong> seitdem zur weltweit führenden<br />
<strong>und</strong> standardbildenden <strong>Philosophie</strong> geworden ist, sich eigentlich `analytisch' nennt. Man weiß es<br />
nicht genau. 3 Ich denke eine eindeutige Antwort geben zu können: `analytisch' bedeutet<br />
ursprünglich genau `anti-hegelisch'.<br />
Moore <strong>und</strong> Russell haben sich für ihre neue Art des <strong>Philosophie</strong>rens seit 1903 - in ihren<br />
gr<strong>und</strong>legenden Werken Principia Ethica (Moore) <strong>und</strong> The Principles of Mathematics (Russell) -<br />
des Ausdrucks `Analyse' be<strong>die</strong>nt. 4 Profilbildend war dabei der Gegensatz zu dem `holistischen'<br />
Vorgehen <strong>und</strong> der `monistischen' Anschauung, wie Bradley sie unter Rückgriff auf <strong>Hegel</strong><br />
vertreten hatte. 5<br />
Schon in seiner Dissertation von 1898 hatte Moore sich gegen Bradleys Monismus gewandt,<br />
demzufolge unsere Erfahrung als einheitliches Ganzes zu begreifen sei. 6 1903, in den Principia<br />
Ethica, setzte er <strong>die</strong>ser Denkart, <strong>die</strong> er `organisch' nannte, das Seziermesser der Analyse<br />
entgegen. Er wollte dadurch dem Einfluß <strong>Hegel</strong>s, den er als Quelle <strong>die</strong>ser Ganzheitsphantasien<br />
ansah, 7 ein Ende machen. Die <strong>Hegel</strong>ianische Lehre, "that a part can have `no meaning or<br />
significance apart from its whole' must be utterly rejected". 8<br />
Russells Angriffspunkt war der gleiche. Er wandte sich von Anfang an gegen <strong>Hegel</strong>s These vom<br />
2 Moore, "The Refutation of Idealism", 34.<br />
3 Als Schulname ist der Terminus erst in den dreißiger Jahren nachweisbar, beispielsweise<br />
1936 bei Ernest Nagel ("Impressions and Appraisals of Analytic Philosophy in Europe"). Eine<br />
differenzierte historische Analyse bietet G. H. von Wright, "`Analytische <strong>Philosophie</strong>' - eine<br />
historisch-kritische Betrachtung" (1995).<br />
4 Moore sprach von "correct analysis" (Moore, Principia Ethica, 66 f. [§ 13]). Russell<br />
bezeichnete seine Vorgehensweise als "analysis" ("our method will therefore be one of analysis",<br />
The Principles of Mathematics, 3 [§ 2]) <strong>und</strong> näherhin als "philosophical analysis" (ebd., 42 [§<br />
46], ähnlich schon 3 [§ 2]).<br />
5 Zielscheibe war insbesondere Bradleys Hauptwerk Appearance and Reality von 1893.<br />
6 Die Kerngedanken der Dissertation wurden 1899 unter dem Titel "The Nature of<br />
Judgement" in der Zeitschrift Mind veröffentlicht. Russell hat <strong>die</strong>sen Aufsatz als das erste<br />
Dokument der neuen <strong>Philosophie</strong> bezeichnet: "I think that the first published account of the new<br />
philosophy was Moore's article in Mind on `The Nature of Judgement'" (Russell, My<br />
Philosophical Development, 42).<br />
7 Vgl. Moore, Principia Ethica, 82 [§ 20].<br />
8 Ebd., 85. "In short, it is obvious that no part contains analytically the whole to which it<br />
belongs, or any other parts of that whole. [...] And yet this very selfcontradictory doctrine is the<br />
chief mark which shews the influence of <strong>Hegel</strong> upon modern philosophy - an influence which<br />
pervades almost the whole of orthodox philosophy" (ebd.).