Hegel und die analytische Philosophie - Friedrich-Schiller ...
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später noch verdeutlichen. Wenn man sich w<strong>und</strong>ert, daß dabei gar nicht vom "Absoluten", vom<br />
"Weltgeist" <strong>und</strong> ähnlichem <strong>die</strong> Rede war, so bin ich zuversichtlich, daß <strong>Hegel</strong> selbst bei einer<br />
heutigen Rekonstruktion seines Denkens ohne derlei Metaphern würde auskommen wollen.<br />
5. <strong>Hegel</strong>s Holismus im Verhältnis zu dem Quines <strong>und</strong> Wittgensteins<br />
a. Gemeinsamkeit: Bedeutung ist Systembedeutung<br />
Damit sind wir in der Lage anzugeben, wie <strong>Hegel</strong>s Holismus sich zu dem von Quine <strong>und</strong><br />
Wittgenstein verhält.<br />
Quine hatte herausgestellt, daß Bedeutung nur im Zusammenhang der Sätze der Gesamttheorie<br />
festzumachen ist. 162 Dem würde <strong>Hegel</strong> zustimmen. Wissenschaft hängt auch für ihn an der<br />
Interdependenz <strong>und</strong> integralen Schlüssigkeit der Sätze <strong>und</strong> damit an der Systemform. 163<br />
Wittgenstein hatte ebenfalls betont, daß sich im System "Folgen <strong>und</strong> Prämissen gegenseitig<br />
stützen". 164 Wenn er sagte, daß "das Einzelne den Wert, den wir ihm beilegen", "nur in <strong>die</strong>sem<br />
System hat", 165 so hatte <strong>Hegel</strong> ganz analog erklärt, daß jeder Teil "Sinn <strong>und</strong> Bedeutung [...] nur<br />
durch seinen Zusammenhang mit dem Ganzen" besitzt. 166<br />
b. Unterschiede: Integraler versus partialer Holismus<br />
162 "Die Einheit empirischer Signifikanz ist <strong>die</strong> Wissenschaft als gesamte" (Quine, "Zwei<br />
Dogmen des Empirismus", 46).<br />
163 Einige Belege: "Ein <strong>Philosophie</strong>ren ohne System kann nichts Wissenschaftliches sein [...]<br />
Ein Inhalt hat allein als Moment des Ganzen seine Rechtfertigung" (<strong>Hegel</strong>, Enzyklopä<strong>die</strong> der<br />
philosophischen Wissenschaften im Gr<strong>und</strong>risse I, 59 f. [§ 14]). "Die wahre Gestalt, in welcher<br />
<strong>die</strong> Wahrheit existiert, kann allein das wissenschaftliche System derselben sein" (<strong>Hegel</strong>,<br />
Phänomenologie des Geistes, 14 [Vorrede]). "Es muß das Bedürfnis entstehen, eine Totalität des<br />
Wissens, ein System der Wissenschaft zu produzieren. Hierdurch erst befreit sich <strong>die</strong><br />
Mannigfaltigkeit jener Beziehungen von der Zufälligkeit, indem sie ihre Stellen im<br />
Zusammenhang der objektiven Totalität des Wissens erhalten <strong>und</strong> ihre objektive Vollständigkeit<br />
zustande gebracht wird. Das <strong>Philosophie</strong>ren, das sich nicht zum System konstruiert, ist eine<br />
beständige Flucht vor den Beschränkungen, - mehr ein Ringen der Vernunft nach Freiheit als<br />
reines Selbsterkennen derselben, das seiner sicher <strong>und</strong> über sich klar geworden ist. Die freie<br />
Vernunft <strong>und</strong> ihre Tat ist eins, <strong>und</strong> ihre Tätigkeit ein reines Darstellen ihrer selbst. In <strong>die</strong>ser<br />
Selbstproduktion der Vernunft gestaltet sich das Absolute in eine objektive Totalität, <strong>die</strong> ein<br />
Ganzes in sich selbst getragen <strong>und</strong> vollendet ist, keinen Gr<strong>und</strong> außer sich hat, sondern durch sich<br />
selbst in ihrem Anfang, Mittel <strong>und</strong> Ende begründet ist. Ein solches Ganzes erscheint als eine<br />
Organisation von Sätzen <strong>und</strong> Anschauungen" (<strong>Hegel</strong>, Differenz des Fichteschen <strong>und</strong><br />
Schellingschen Systems der <strong>Philosophie</strong>, 46 [Abschn. "Verhältnis des <strong>Philosophie</strong>rens zu einem<br />
philosophischen System"]).<br />
164 Wittgenstein, Über Gewißheit, 149 [142].<br />
165 Ebd., 200 [410].<br />
166 <strong>Hegel</strong>, Differenz des Fichteschen <strong>und</strong> Schellingschen Systems der <strong>Philosophie</strong>, 30<br />
[Abschn. "Reflexion als Instrument des <strong>Philosophie</strong>rens"].