Von der Aufklärung verschont - Bündnis Alle gegen Rechts
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Franz Riklin http://www.FRinjuria.com 24<br />
4. Illegale Verhaftungen<br />
Die Experten Piquerez/Cornu beschränkten sich auf vier Fälle, die bei ihnen "die<br />
grösste Perplexität" 50 hervorgerufen haben.<br />
Die Fälle Perler (C.24), Grossrie<strong>der</strong> (C.38) und Ärzteehepaar (C.29) werden separat<br />
dargestellt. Der vierte Fall betrifft die Affäre "Haifisch", bei <strong>der</strong> es sich um einen<br />
Komplex von Verfahren wegen Schwarzgeldzahlungen handelt. Die Experten<br />
meinten, Urheber von Schwarzgeldzahlungen müssten zwar energisch verfolgt<br />
werden, sie seien aber doch überrascht gewesen, "festzustellen, wie oft in diesen<br />
Fällen zu den Mitteln <strong>der</strong> Untersuchungshaft und des Polizeigewahrsams gegriffen<br />
wurde. Die Experten können sich nicht daran erinnern, dass in ihren jeweiligen<br />
Kantonen für <strong>der</strong>artige Fälle Untersuchungshaft verhängt worden wäre ... Gestützt<br />
auf die Auskünfte, die ihnen erteilt wurden, sind sie ... <strong>der</strong> Ansicht, dass in<br />
verschiedenen Fällen Untersuchungshaft und Polizeigewahrsam vor allem als Mittel<br />
gedient haben, um ein Geständnis zu erwirken ... Vor dem 1. Dezember 1998 scheint<br />
es zu Missbräuchen im Bereich <strong>der</strong> Untersuchungshaft gekommen zu sein, indem<br />
diese in gewissen Fällen zu an<strong>der</strong>en als den im Gesetz vorgesehenen Zwecken<br />
verwendet wurde, sei es im Interesse von Untersuchungen ohne Zusammenhang mit<br />
den dem Verhafteten vorgeworfenen Taten, sei es als Druckmittel - was ein<br />
inakzeptables Vorgehen darstellt - um Angeschuldigte zu Geständnissen zu<br />
bewegen." 51 Und an an<strong>der</strong>er Stelle ist zu lesen: "Gewisse elementare Verfahrensgrundsätze<br />
wurden regelmässig verletzt. In einigen Fällen wurde die Untersuchungshaft<br />
missbraucht, insbeson<strong>der</strong>e wo sie angeordnet wurde, um Geständnisse<br />
zu entlocken o<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>en, vom Gesetz nicht vorgesehenen Gründen." 52<br />
Und an wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Stelle heisst es: "Vor dem 16. Dezember 1998 kam es vor,<br />
dass manche Richter Untersuchungshaft in missbräuchlicher Weise anordneten,<br />
indem gesetzesfremde Zwecke verfolgt wurden, sei es durch Inhaftierung aus<br />
Gründen, die nicht mit den Anschuldigungen zusammenhingen, o<strong>der</strong> als Druckmittel<br />
zur Erzwingung eines Geständnisses. Die Lage hat sich seither merklich gebessert.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Verhaftungen ist übrigens im Jahre 1999 um 50% zurückgegangen." 53<br />
Gravierende Missstände gab es auch bei Haftbeschwerden. Es gab eine Praxis,<br />
gemäss welcher Untersuchungsrichter im Beschwerdefall <strong>der</strong> Strafkammer lediglich<br />
Kopien <strong>der</strong> als wichtig erachteten Aktenstücke zusandten und nicht das vollständige<br />
Originaldossier. Die Experten konnten ein "offizielles Dossier" mit einem durch einen<br />
Untersuchungsrichter zuhanden <strong>der</strong> Strafkammer vorbereiteten Dossier vergleichen.<br />
Die Blätter waren nicht in <strong>der</strong> gleichen Reihenfolge eingeordnet und im Dossier,<br />
welches an die Strafkammer ging, fand sich nicht die Hälfte <strong>der</strong> Aktenstücke des<br />
offiziellen Dossiers. 54<br />
50 S. 35.<br />
51 S. 37.<br />
52 S. 81.<br />
53 Expertenbericht, S. 83.<br />
54 S. 71.