Von der Aufklärung verschont - Bündnis Alle gegen Rechts
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Franz Riklin http://www.FRinjuria.com 4<br />
A. Einleitung<br />
1. Ausgangspunkt<br />
Ich habe mich in den letzten vier Jahren mehrfach kritisch zum Freiburger<br />
Justizwesen geäussert. Ich bekam im Laufe <strong>der</strong> Zeit durch vielerlei Informationen<br />
und die Einsichtnahme in Akten und Dossiers Einblick in illegale, strafprozessualen<br />
Grundsätzen krass wi<strong>der</strong>sprechende Praktiken. Ich war über vieles, was ich<br />
feststellen musste, entsetzt. Meine Informanten waren Betroffene, Anwälte, aber<br />
auch Behördenvertreter, mit denen ich Gespräche über die Praxis <strong>der</strong> Strafverfolgungsbehörden<br />
führte. X-fach wurde mir bestätigt, dass die von mir in Einzelfällen<br />
festgestellten Missstände keine individuellen Fehlleistungen darstellen, son<strong>der</strong>n in<br />
<strong>der</strong> Freiburger Justiz gang und gäbe seien. Immer wie<strong>der</strong> wurde mir auch gesagt, es<br />
gebe noch viel schlimmere Missbräuche als diejenigen, die von mir angeprangert<br />
wurden. Wichtige Informationsquellen waren ferner einzelne Mandate, wo ich<br />
Gelegenheit hatte, in vollständige Aktendossiers Einsicht zu nehmen. Informationen<br />
erhielt ich auch aus Medienberichten, namentlich über Pressekonferenzen, Gerichtsverhandlungen<br />
und Interviews, aber auch durch die mir <strong>gegen</strong>über gemachten<br />
Mitteilungen gut informierter Journalisten. Auch meine Mitarbeit in Gremien, die sich<br />
mit <strong>der</strong> neuen Freiburger Strafprozessordnung befassten und meine Erfahrungen in<br />
<strong>der</strong> Anwaltsprüfungskommission vermittelten mir vertiefte Einblicke in die Praxis <strong>der</strong><br />
Freiburger Strafverfolgungsbehörden.<br />
Durch alle diese Kontakte bin ich zu Überzeugung gelangt, dass im Kanton Freiburg<br />
schwerwiegende Missstände bestanden und eine wesentlich tiefere Verfahrenskultur<br />
herrschte, als in den meisten an<strong>der</strong>en Kantonen. Ich habe ferner sehr oft mit<br />
ausserkantonalen Praktikern "Freiburger Müsterchen" besprochen und bin immer<br />
wie<strong>der</strong> auf ungläubiges Staunen und Kopfschütteln gestossen. Es zeigten sich immer<br />
wie<strong>der</strong> die gleichen Probleme, Fehler und Missbrauchsstrukturen.<br />
Als früherer Anwalt, Untersuchungsrichter, stellvertreten<strong>der</strong> Gerichtspräsident und<br />
nach über 25-jähriger Aktivität in <strong>der</strong> Militärjustiz sowie meiner langjährigen Tätigkeit<br />
als Professor für Straf- und Strafprozessrecht an <strong>der</strong> Universität Freiburg, während<br />
<strong>der</strong> ich öfters von Behörden und Privaten auch als Experte beigezogen wurde, fühlte<br />
ich mich in <strong>der</strong> Lage, die angetroffenen Missstände sachkundig zu bewerten.<br />
Ich habe im Laufe <strong>der</strong> Zeiten verschiedentlich meiner Betroffenheit über die festgestellten<br />
Zustände Ausdruck verliehen und versucht, intern auf die mir bekannten<br />
Mängel und Missstände hinzuweisen. Öfters unterbreitete ich auch Vorschläge und<br />
Anregungen über die zu treffenden Vorkehrungen. Abgesehen von <strong>der</strong> nach einer<br />
langen Zangengeburt erfolgten Einsetzung von zwei ausserkantonalen Experten<br />
blieben meine Vorschläge meist unbeantwortet und wurden nicht befolgt. Deshalb<br />
bin ich nach und nach, namentlich durch Leserbriefe, an die Öffentlichkeit getreten.<br />
Am 11. März 1998 trat ich zudem als Mitglied <strong>der</strong> deutschsprachigen Anwaltsprüfungskommission<br />
zurück. Im Rücktrittsschreiben verwies ich darauf, dass<br />
namentlich im Strafverfolgungs- und Justizbereich eine Verfahrenskultur herrsche,<br />
die mich betroffen mache. Deshalb hätte ich mich entschlossen, auf Distanz zu<br />
gehen. Eine Rückfrage auf diese Bemerkung erfolgte nicht. Ich hatte dies auch nicht<br />
erwartet.