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2. Klassische Kommunikationsmodelle und ... - Hochschule Kehl

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<strong>Hochschule</strong> <strong>Kehl</strong> - Vorlesung Psychologie Gr<strong>und</strong>studium<br />

Beim Empfänger wird im nächsten Schritt die übermittelte Zeichensequenz (Botschaft/Nachricht)<br />

aufgr<strong>und</strong> des eigenen Zeichenvorrates „dekodiert“ <strong>und</strong> in<br />

Bedeutungssequenzen übersetzt, die vom Empfänger wiederum als Botschaften des Senders<br />

verstanden / interpretiert werden können. Indem der Empfänger nun auf diese so<br />

verstandene Bedeutung reagiert, wird er selbst zum Sender, der Andere zum Empfänger<br />

Für die weite Verbreitung dieses Modells können verschiedene Gründe vermutet werden:<br />

Die Zerlegung zwischenmenschlicher Kommunikation in Sender-Empfänger - Einheiten <strong>und</strong><br />

die Darstellung zwischenmenschlicher Kommunikation als wechselseitiger Nachrichtenübermittlung<br />

auf der Sachebene kommt wohl der subjektiven Alltagstheorie<br />

zwischenmenschlicher Kommunikation im deutschen Sprachraum recht nahe. Auch der begriffliche<br />

Notstand im Deutschen, dass es für die umfassende Rolle von Personen in der<br />

Kommunikation kein treffendes deutsches Wort zu geben scheint, lässt auch Fachleute zu<br />

den Begriffen „Sender“ <strong>und</strong> „Empfänger“ greifen, wobei oft unklar bleibt, inwieweit im<br />

Gebrauch der Begriffe das ganze Modell impliziert sein soll – wenn beispielsweise die Rede<br />

ist von der „Beziehung“ zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger.....<br />

Die Übersetzung von Sender <strong>und</strong> Empfänger in die vermenschlichten Begriffspaare Sprecher<br />

<strong>und</strong> Hörer ist insofern unbefriedigend, als hier nur auf die akustische Ebene der<br />

Kommunikation Bezug genommen wird – ein deutscher Begriff, der alle Ebenen zwischenmenschlicher<br />

Kommunikation umgreift, ist offensichtlich nicht vorhanden. Das gilt ebenso für<br />

die „Doppelfunktion“ einer Person im Kommunikationsgeschehen als „Sender/Empfänger“<br />

oder „Sprecher/Hörer“ gleichzeitig (Hermann, 1985, 8ff)<br />

Schließlich sei noch vermerkt, dass der Gebrauch analytischer Einheiten von Sender-<br />

Empfänger-Abfolgen die Reduktion komplexer Prozesse zwischenmenschlicher Kommunikation<br />

auf untersuchbare <strong>und</strong> beschreibbare Untersuchungsgegenstände ermöglicht. Damit<br />

gehen aber wichtige Aspekte <strong>und</strong> Fragestellungen zwischenmenschlicher Kommunikation<br />

verloren, die auf Gleichzeitigkeit <strong>und</strong> Wechselseitigkeit der Kommunikationsprozesse beruhen.<br />

Einige Darstellungen hinterlegen wohl deshalb auch das kybernetische Modell der<br />

Rückkoppelung zur Kennzeichnung der Austauschbeziehung zwischen Sender <strong>und</strong> Empfänger,<br />

um damit die Wechselseitigkeit der Beeinflussung hervorzuheben (so beispielsweise<br />

Thomas, 1991, 60)<br />

<strong>2.</strong>1.3 Die Anwendung des Modells auf Interkulturelle Kommunikation<br />

Was hilft dieses Modell nun bei der Analyse <strong>und</strong> Verbesserung zwischenmenschlicher<br />

Kommunikation? Diese Frage soll am Beispiel interkultureller Kommunikation erörtert werden<br />

– genauer also: Was kann das Sender-Empfänger-Modell dazu beitragen, bekannte Probleme<br />

interkultureller Kommunikation zu begreifen oder überhaupt erst zu identifizieren?<br />

<strong>2.</strong>1.3.1 Enkodieren <strong>und</strong> Dekodieren zwischen den Kulturen<br />

Greifen wir zunächst die Prozesse von Enkodierung <strong>und</strong> Dekodierung heraus:<br />

Was enkodieren wir eigentlich, wenn wir beispielsweise „etwas zur Sprache bringen“?<br />

Die Frage nach diesem Etwas, das wir als kommunizierende Menschen ständig in Symbole<br />

oder Signale „enkodieren“, ist ein großes Thema in Philosophie, Psychologie, Sprachwissenschaft<br />

– letztlich in allen Disziplinen, die sich mit menschlichem Erleben, Bewusstsein,<br />

Denken, Sprache usw. beschäftigen. Auf dieses Vorbegriffliche, Vorsprachliche im menschlichen<br />

Lebensprozess stoßen wir im Alltag ganz praktisch, wenn wir Worte oder Ausdruck<br />

suchen <strong>und</strong> nicht (gleich) finden. Wenn wir beispielsweise einen Brief oder ein Gedicht<br />

schreiben wollen – <strong>und</strong> Blatt für Blatt wieder zerreißen, weil wir nicht „die richtigen Worte“<br />

finden. Woran messen wir aber, was „richtig“ ist, wenn wir noch gar nicht „wissen, was wir<br />

schreiben wollen“? Im Alltag umschreiben wir diesen inneren Bezugspunkt oft mit „Ahnung“,<br />

© 2003, 2006 HJ Feuerstein – Kommunikation <strong>und</strong> Verwaltungshandeln (Auszug)<br />

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